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Metamorphose

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18.10.2016
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Metamorphose

„Ich bin doch nicht abergläubisch!“, schnaufend legte Herr Artenschwedt die Zeitung beiseite. Er hatte gerade mit seiner Frau über die Entwicklung der Börsenkurse gesprochen und da hatte sie ihm vorgeschlagen, in den kommenden Wochen etwas risikoreicher zu investieren. Schließlich könne er doch zu seinem bevorstehenden fünfzigsten Geburtstag auf eine Glückssträhne hoffen. Er wusste, dass sie es nur so daher gesagt hatte, da sie sich nie für den Aktienhandel interessierte, doch bei Geld verstand er keinen Spaß. Unnötiges Risiko hat bei den Finanzen nichts zu suchen! Deswegen minimierte Herr Artenschwedt eben dieses durch die Streuung der gekauften Produkte. „Geduld und Disziplin ist für einen erfolgreichen Umgang mit Geld unerlässlich“, predigte er ihr, wie so häufig, wenn er sich am Samstagmittag bei einem Kräutertee mit den Aktien beschäftigte, „Genau, wie gesunde Ernährung und Sport für ein langes Leben unerlässlich sind.“ Herr Artenschwedt blickte auf die Uhr: Zwölf Uhr vierundzwanzig. Jetzt war es höchste Zeit, die Finanzen zu vergessen.

Seine Frau lächelte milde, als er sich erhob und in den Ankleideraum ging, um die Krawatte abzulegen und sorgsam an den dafür vorgesehenen Platz aufzuhängen. Er trug sie gern, wohl, um sich der notwendigen Seriosität bei dem Umgang mit eigenem Geld bewusst zu werden, wenn er den Vormittag über Aktiengeschäfte sinnierte. Doch nun hatte die Krawatte ihren Dienst getan und daher tauschte er sie gegen den rot-weiß gestreiften Schal, der nur eine Stange weiter hing. Schon seit einigen Spieltagen entschied er sich jedes Mal für diesen schlichten Schal, schließlich konnte er ja im Abstiegskampf schlecht mit dem Schriftzug “Nie mehr dritte Liga“ im Stadion aufkreuzen. Es musste alles daran gesetzt werden, die Negativserie aufzuhalten, um den Abstieg in den Amateurfußball zu verhindern! Amateurfußball? Undenkbar! Thomas Artenschwedt spürte die Energie, die ihn bei dem Gedanken an das heutige Spiel durchströmte. Neunzehn Heimspiele im Jahr waren für ihn unverzichtbar. Und heute ging es ausgerechnet zum direkten Konkurrenten im Kampf um den rettenden Platz 17. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel - der Schal war modebewusst gebunden - lief Thomas Artenschwedt die Treppe herunter. Zwölf Uhr sechsundzwanzig. Frau Artenschwedt bekam auf dem Weg zur Garage einen flüchtigen Kuss, worauf sie ihn mit dem Ausruf: „Drei Punkte!“, belohnte. Er öffnete das Garagentor und kramte sein Fahrrad aus der hintersten Ecke hervor. Den alten Drahtesel zog er nur für den Weg zum Fußball seinem BMW vor. Zwölf Uhr dreißig. Zeit zum Abfahren. Als er die schmale Straße, die zu seinem Haus führte, hinab radelte, fing sein hinteres Schutzblech wieder an zu rattern. Er musste schmunzeln. Früher hatte er sich stets als Motorradfahrer gefühlt, wenn es klapperte. Sein Rad hatte er noch aus Studentenzeiten. Die Luft war frühlingshaft kühl und die Sonne strahlte auf den Weg vor ihm. Tante Ingeborg arbeitete im Garten. Wie jedes Wochenende, wenn es nicht regnete oder der Boden gefroren war. Er klingelte, sie grüßte. Wie jedes Heimspiel. Ein gutes Zeichen!

Auf dem Hinweg konnte er sich den größten Teil des Weges nur rollen lassen, der Rückweg war dafür - besonders nach Niederlagen – anstrengender. Doch heute nicht! Thomas Artenschwedt hatte ein gutes Gefühl. Heute wird die Trendwende eingeleitet! Mit einer Hand kontrollierte er den Sitz seines Schals, bevor er um die Ecke zu Juppi's Imbiss bog. Juppi stand schon vor dem Eingang, wie immer mit dem alten Trikot aus den 80ern und rot-weißem Schal. Etwas verwundert kontrollierte Thomas Artenschwedt die Uhrzeit: Zwölf Uhr fünfundvierzig. Er hatte sich nicht verspätet. Klingelnd begrüßte er Juppi.
„Thommy, du alter Raudi!“, schallte es ihm entgegen, als er abstieg um sein Fahrrad an den Laternenpfahl anzuschließen. Thomas lachte: „Juppi, wie lange wartest du schon?“
„Ich habe heute etwas früher Schluss gemacht. Es ist grad nicht so viel los und außerdem kann ich es nicht erwarten, den Grottenkick heute zu sehen.“ Juppi war stets der Pessimist in der Gruppe. Egal, auf welchem Tabellenplatz der FC stand, Juppi beschwerte sich über grottenschlechten Fußball. Aber in dieser Saison lag er damit ja auch gar nicht so falsch.
„Ich hab ein gutes Gefühl“, hielt Thomas dagegen, „heute wird gekämpft, das sag ich dir. Viele gelbe Karten und ein 2:1. Merk es dir!“ Juppi schüttelte den Kopf: „Wenn die Gurken heute nicht demontiert werden, dann bin ich wirklich überrascht.“ Zu Fuß machten sich die beiden auf den Weg. Im Vorbeigehen blickte Thomas noch in die leere Imbissbude. Bei Auswärtsspielen war hier immer etwas los und auch Thomas war früher häufiger dabei. Damals, als der FC noch in der zweiten Liga gespielt hatte. Doch seit dem Abstieg hatte Juppi das Sky-Abo gekündigt und schaltete nur noch das Fan-Radio ein. Trotzdem kamen die Alteingesessenen noch gerne vorbei. Bei Heimspielen verirrte sich dagegen kaum einer in Juppi's Imbissbude. Dann ging es für alle ins Stadion.

Thomas blickte auf die Uhr. Zwölf Uhr zweiundfünfzig. Juppi und er trafen sich vor jedem Heimspiel einige Straßen von der Imbissbude entfernt mit Robby, der eigentlich Robert hieß und mit Anfang vierzig der jüngste aus ihrer Gruppe war, und dem siebzigjährigen Rentner Volker Arnolds, den sie stets nur „Fanne“ nannten. Die vier hatten sich alle in Juppi's Imbissbude kennengelernt und standen jedes Heimspiel gemeinsam in der Südkurve. Es gab kaum Spiele, an denen sie nicht vollzählig waren. Das Ritual hat sich über viele Jahre entwickelt und war bei den Drittligaspielen am Samstagnachmittag immer dasselbe: Ein Uhr, Kiosk.

Juppi erzählte von seiner Frau, die ihm immer auf die Nerven ging. Alles was er wollte, war sein Kiosk. Und Fußball. In Juppis Erzählungen wirkte es fast immer so, als hätte er sie nur geheiratet, damit sie nicht länger darum betteln würde. Juppi war einfach ein Miesepeter, wie er im Buche stand.
„Schön, euch zu sehen!“ Robby und Fanne begrüßten sie mit festen Umarmungen. Robby trug weder Schal noch Trikot. Fanne hatte sich über das Trikot aus der letzten Saison seine Jeansjacke gestreift, welche von zahllosen Anhängern unterschiedlichster Fußballvereine übersät war. Er trug sie jedes Spiel.
„Blödes Fußballwetter“, lachte Fanne und blinzelte in die Frühlingssonne, „Fritz Walter würde sich im Grabe umdrehen.“ Robby klopfte Thomas auf die Schulter. „Ich glaube, du bist heute dran“, sagte er und nickte Richtung Kiosk. Thomas beschwerte sich: „Ich war beim vorletzten Heimspiel erst dran!“
„Aber rundet sich dein Alter nicht am Dienstag?“ Thomas gab grinsend nach: „Ich geh ja schon.“
„Und glaub ja nicht, dass du in zwei Wochen nicht nochmal ausgeben müsstest“, rief Juppi ihm hinterher.
Lachend und kopfschüttelnd betrat Thomas den Kiosk. Der Verkäufer erwiderte seinen Gruß. Thomas öffnete die Kühlbox und griff zielstrebig nach den 0,5 Liter Dosen “Furtländer“. Er hatte schon die erste kühle Blechdose in der Hand, als er es sich anders überlegte. 'Verdammt, ich werde fünfzig', dachte er, 'da darf es schon was richtiges sein'. Also suchte er die Dosen mit dem nächsthöheren Preis. Statt 45 Cent, zahlte er nun 60 Cent pro Dose. Nicht nennenswert, aber die Geste war es wert.

„Wattsteiner?!“, rief Fanne ablehnend aus, „was ist denn jetzt passiert?“ „Ich dachte, zum fünfzigsten seid ihr mir etwas mehr wert“, konterte Thomas. Robby lachte nur und klopfte dreimal auf den Deckel seiner Dose, bevor er sie öffnete, wobei sie, vom Druck befreit, zischte. „Das mit den Farben hast du dir aber auch nicht richtig überlegt“, murrte Juppi und schwenkte seine Dose vor Thomas Augen.
„Oh Mist!“, entschuldige sich Thomas, als er realisierte, dass die Gäste heute in der selben grün-weißen Farbkombination auflaufen würden, wie das Design der Dose Wattsteiner, „das ist mir gar nicht aufgefallen!“ Ein Kardinalfehler! Juppi blinzelte ihn belustigt an und hob die Dose zu einem stummen 'Prost'. Die vier Fußballfans ließen das kühle Gebräu die Kehle herunterrinnen.
„Schmecken tut's nicht schlecht“, meinte Robby und Fanne widersprach: „Kommt niemals an Furtländer ran.“

Auf dem Weg zum Stadion erzählte Fanne ausgiebig die Geschichten, die zu den Ansteckern auf seiner verblichenen Jeansjacke gehörten. Es gab wohl keine Mannschaft in den ersten vier Ligen, zu denen Fanne keinen Anstecker hatte. Als er noch einige Jahre jünger war, hatte er kein Auswärtsspiel des FC verpasst. „Kennen wir schon!“ und „Is' klar!“, murrte Juppi in Fannes kurzen Atempausen. Sie kannten jedes Wort der Erzählungen, doch Fanne ließ sich nicht beirren. Thomas schmunzelte. Mit größter Verlässlichkeit verlief die Vorbereitung auf jedes Heimspiel nach dem immer selben Muster ab. Wenn man mal von dem neuen Dosenbier in den Händen der Männer absah, boten sie jedes Heimspiel den gleichen Anblick.
Fanne, Juppi, Robby und er selbst.
Munter schwätzend, missmutig grummelnd, lachend nachhakend und genüsslich schweigend.
Jedes Heimspiel.
Ohne Ausnahme.

Fanne endete erst, als sie das Stadion erreichten. Er war wieder mit dem Trinken seines Dosenbieres nicht hinterher gekommen. Also warteten sie, bis er seine Dose geleert hatte und im Mülheimer entsorgte. Mit ihren Dauerkarten war der Eintritt eine Sache von wenigen Minuten.

Vor dem Spiel stellten sich die vier an die Bratwurstbude. Juppi verweigerte sich der „überteuerten Wurst“, während die anderen drei zuschlugen. Es war keine Frage, dass Thomas auch dieses Mal seine Kumpanen einlud. Man wird ja nur einmal fünfzig. Robby erzählte von seiner Arbeit. Er war Lehrer an der Berufsschule und konnte jedes Heimspiel mit einer skurrilen Geschichte aufwarten. Es war lustig, doch mehr als ein Lächeln war aus den alten Herren nicht herauszubekommen. Nur Thomas lachte herzlich.
Schließlich ging es auf den üblichen Platz. Nicht zu nah an die Ultra-Gruppierungen, die - wie Juppi es ausdrückte - mit „jugendlichem Schwachsinn“ zu oft vom Spielgeschehen ablenkten, indem sie Pyrotechnik zündeten. Vor dem Anpfiff klärte Robby noch alle über den Schiedsrichter auf: „Der Schiri kommt aus der Nähe von München. Du kannst mir nicht erzählen, dass der heute unparteiisch bleiben wird. Der hat uns letzte Saison schon zweimal verpfiffen! Was denken die sich beim DFB dabei?“
„Fußballmafia“, kommentierte Fanne nur.
Der Senf lief aus Thomas Stadionwurstbrötchen heraus und gutmütig fluchend wischte er die Hand an der Hose ab.
„Was tippste?“, fragte Fanne in die Runde und wartete keine Antwort ab: „Ich sag, dass wir heut' 3:0 gewinnen. Thommy hat schließlich bald Geburtstag, also wenn das nicht hilft...“ Thomas nickte: „Jau, ich habe auch ein gutes Gefühl. Das wird heut' was!“ Für seinen bevorstehenden Ehrentag gab es heute drei Punkte, da war sich Thomas sicher.

Das Spiel zog sich dahin, wie ein zähes Kaugummi. Es gab so wenige Torraumszenen, dass selbst Thomas sich beschweren musste. „Ein Fehlpass nach dem anderen“, grummelte Juppi und verschüttete etwas von seinem „überteuerten“ Stadionbier, auf dass er doch nie verzichten konnte. Thomas ließ sich von Fanne eine Zigarette geben, um sich von dem schwachen Aufbauspiel abzulenken. Keiner konnte dem FC heute eine gute Leistung konstatieren. Nach den regulären neunzig Minuten blieb den Fans immer noch ein Tor verwehrt. Nur noch die Nachspielzeit blieb, um das Abstiegsgespenst aus dem Stadion zu vertreiben.
„Geh rauf da!“, schrie Fanne, doch der Verteidiger hörte ihn nicht und so konnte dessen Gegenspieler nahezu ungehindert in den Strafraum flanken. Der grün-weiße Stürmer stieg zum Kopfball hoch.
Die Männer schwiegen.
Auf der anderen Seite des Stadions brandete leise der Jubel von den hundert mitgereisten Auswärtsfans auf.
Fassungslos starrten die vier Freunde auf das Spielfeld.
„Scheiße!“, schrie Thommy seinen Frust heraus, der sich in einem einzigen Gedanken manifestierte:

'Hätte ich doch nicht dieses beschissene Wattsteiner gekauft!'

 

Hallo liebe Wortkrieger!

Dies ist mein erster Beitrag auf dieser Webseite, die ich in den vergangenen Tagen interessiert erkundet habe. Ich bin wirklich begeistert! Es gibt spannende Kurzgeschichten und konstruktive Kritik.
Ich hoffe, dass ich auch mit Geschichten und meinen Meinungen zu dem Leben hier beitragen kann.

Ich freue mich auf eure Kritik und konstruktives Feedback!
Ich habe vor ein paar Jahren mich mal an Kurzgeschichten versucht, aber ansonsten keine Erfahrung gesammelt. Ich musste es jetzt aber unbedingt nochmal versuchen!

Viele Grüße,
Sprachphysik

 

Lieber Sprachphysik,

deine Geschichte habe ich aus zwei Gründen gelesen: Erstens regnet es und ich hatte Lust, mir die Zeit mit einem neuen Text zu vertreiben, und zweitens hat mich natürlich der Titel ‚Metamorphose’ angezogen. Ich habe extra noch einmal nachgeschlagen, um sicher zu sein: Das Wort bezeichnet eine Wandlung von etwas, einer Gestalt oder einem Zustand.
Die wichtigste Gestalt in deiner Geschichte ist Thommy. Hat sie sich wirklich gewandelt? Ich bin mir nicht sicher. Hat sich ein Zustand (eine Situation) verändert?

Thomas wird am Anfang der Geschichte von seiner Bankberaterin prognostiziert, dass ihm eine Glückssträhne bevorstände.

Heute hatte sie es wiedereinmal (wieder einmal) versucht und mit Hinblick auf seinem bevorstehenden fünfzigsten GeburtstagK eine Glückssträhne für ihn prophezeit.
Eine merkwürdige Beraterin. Aber das ist ja gar nicht das Thema. Denn, nachdem du dem Leser sehr ausführlich und detailreich diesen Vormittag, das Familienleben und die Eigenart (penibles Verhalten) und die Gedanken des Protagonisten dargestellt hast, verlässt du diesen Erzählstrang und wir begeben uns ins Stadion zum Fußballspiel.

Heute soll die Trendwende sein, heute geht es um alles. Und dann kauft Thomas ein anderes Bier, ein teureres. Die Crux ist, dass er nicht bedacht hat, dass die Alu-Dosen die Farben der Gastmannschaft haben. Die eigene Mannschaft verliert und Thomas ist frustriert.

Du beginnst mit dem Satz

„Ich bin doch nicht abergläubisch!
und endest mit
'Hätte ich doch nicht dieses beschissene Wattsteiner gekauft!'

Zwischen diesen beiden Äußerungen soll deine Geschichte spielen. Das war vermutlich dein Gedankengang. Doch, was soll darin dieser lange erste Teil? Welche Bedeutung hat er in deiner Geschichte?

Meine Empfehlung: Streiche ihn. Er hat mit der eigentlichen Geschichte nicht viel zu tun. Eventuell kann er dazu dienen, Thomas zu charakterisieren, dass er nämlich ein Verstandesmensch ist, der seiner abergläubischen Beraterin nicht glaubt. Aber das würde ich so kurz wie möglich halten. Sonst führst du deinen Leser in eine falsche Richtung und langweilst ihn mit einer zu ausführlichen Beschreibung, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat.

Und dann solltest du ein bisschen mehr Spannung in deinen Text bringen: Das mit dem Bier ist ja nun mal passiert. Aber wie geht es weiter? Es geht doch eigentlich um das Spiel. Und das kommt für mein Empfinden dann doch zu kurz. Du handelst es im letzten Absatz ab, so als wäre deine Geschichte nun lang genug geworden. Ja, sie ist lang. Aber das liegt eher daran, dass du im Vorhergehenden zu viele nicht unbedingt wichtige Einzelheiten anführst. Ich würde dagegen hier in diesem letzten Absatz noch einmal nachlegen und die Sache ausführlicher und richtig spannend gestalten: Die eigene Mannschaft kann ja zuerst einmal vorne liegen und alles sieht gut aus. Doch dann – vielleicht kurz vor Schluss – wendet sich das Blatt, und sie verliert doch noch. Und dann würde auch die letzte Äußerung passen – und ein bisschen sogar der Titel.

Lieber Sprachphysik, sprachlich hast du keine Probleme, dein Text ist gut formuliert (mal abgesehen von recht vielen Zeichensetzungsfehlern). Besonders der zweite Teil hat mir sprachlich und auch inhaltlich gut gefallen. Aber du verlierst dich für mein Empfinden in zu vielen Nebensächlichkeiten, sei es bei der Beschreibung der einzelnen Personen oder bei der Skizzierung der Situation. Überlege einmal, was für den Leser von all diesen Details wirklich wichtig ist und natürlich auch, was für die erzählte Handlung von Belang ist. Letztendlich geht es ja wohl darum, dass der rationale Thomas zum Schluss doch noch ins Grübeln kommt und überlegt, ob die (falschen) Farben der Bierdose etwas mit dem Scheitern der Mannschaft zu haben können. Ob man das aber eine Metamorphose nennen kann?

Ich habe mir einige kleine Schwachstellen in deinem Text notiert. Aber da ich glaube, dass dein Test erst einmal ziemliches Kürzungspotential hat, macht es jetzt nicht viel Sinn, sie hier aufzulisten. Wenn du möchtest, reiche ich sie gerne nach.

Auf jeden Fall begrüße ich dich hier bei den Wortkriegern und wünsche dir hier viel Spaß.

Liebe Grüße
barnhelm

 

„Geduld und Disziplin ist für einen erfolgreichen Umgang mit Geld unerlässlich“, so predigte er es jedes Mal seiner Frau am Frühstückstisch, wenn er den Börsenteil durchblätterte.

Lieber Himmel, diese Redseligkeit am Frühstückstisch wäre eine Trennungsgrund für mich. Aber ist doch beruhigend, dass „Wattsteiner“ nicht mehr verseucht ist, selbst wenn ich dieses angereicherte Wässerchen nicht bevorzuge.

Liebe/r Sprachphysik -
und damit erst einmal herzlich willkommen!

die fleißige barnhelm hat schon einiges gesagt, dem ich mich nahezu blind anschließen kann. Aber was zunächst auffällt, ist der inflationäre Gebrauch der Possessivpronomen – was bei einem, der mit Aktien handelt eigentlich nicht verwundern sollte, in der Belletristik schon

Seitdem er angefangen hatte[,] mit Aktien zu handeln, telefonierte er jeden Samstagvormittag aus seinem heimatlichen Arbeitszimmer mit seiner Anlageberaterin.
Die Gefahr besteht, weil das Possessivpronomen zugleich zum Adjektiv wird und mit einem anderen - wie etwa dem "heimatlichen Zimmer" eine unnötige Verdiooelung ergibt, denn aus wessen „heimatlichen“ Zimmer mit wessen „Anlageberaterin“ sonst könnte da gesprochen werden?

Zugleich leuchtet hier ein zwotes Problem auf in der Zeichensetzung, insbesondere in Sachen Infinitiv. In dem Fall hängt „zu handeln“ von einem Substantiv (Aktien) ab und ist durch Komma vom Hauptsatz zu trennen, trotz der grundsätzlichen Befreiung der Infinitivgruppe vom Komma. Gleichwohl gelten eine Vielzahl von Ausnahmen von der Freistellung, dass es einfacher ist, zumindest am Anfang in der schreibenden Zunft, grundsätzlich vorm Infinitiv ein Komma zu setzen. Ist ja nicht verboten.

Hier schnappt einmal die Fälle-Falle zu

Heute hatte sie es wieder[...]einmal versucht und mit Hinblick auf seine[n] bevorstehenden fünfzigsten Geburtstag eine Glückssträhne für ihn prophezeit.
Und „wieder einmal“ besser auseinander

Es war höchste Zeit[,] die Finanzen zu vergessen.
Begründung kennstu schon, s. o.

..., hatte er sich doch angewöhnt[,] am morgen einen Schlips anzulegen. Vielleicht[,] damit er sich der Seriosität beim Umgang mit seinem eigenen Geld bewusst war?
(auch hier das Possessivpronomen, das im Grunde schon im „eigenen“ begründet ist. Von der Variante, nun allein das Pronomen stehen zu lassen, ist abzuraten, weil das andere Adjektiv allemal elegantere Wirkung hat.)

Es musste alles daran gesetzt werden[,]die negativ Spirale aufzuhalten, damit die Ligazugehörigkeit gehalten werden konnte!
Der zwote Nebensatz ist – auch das eigentlich ein durchgängiges Problem – sehr umständlich formuliert, wie es halt im mündlichen Vortrag – ich vermut mal, die Geschichte ist im Familien- oder Freundeskreis mündlich vorgetragen worden – geschieht. Der Schreibvorgang ist i. d. R. kein spontaner Vortrag, es sei denn, einer schriebe druckreif (so wäre dann aber auch seine mündlich Rede). Der Vorteil des gesprochenen Wortes ist seine Flüchtigkeit: Kaum ausgesprochen flieht es der Zunge und kaum vernommen ist der Schall verrauscht. Buchstäblich ein flüchtiger Augenblick, wobei man ja tatsächlich dem gesprochenen Wort keine Fehler "ansieht". In der Schriftform aber eingefangen, offenbaren sich die Schwächen der Flüchtigkeit.

Doch zurück zum Klassenerhalt!

Also warum nicht einfach „…, damit die Ligazugehörigkeit erhalten bleibe“ oder auch die Risiken einer zwoten Infinitivgruppe nicht fürchtend, „(um) die Ligazugehörigkeit zu erhalten.“?

Und heute ging es ausgerechnet zum direkten Konkurrenten im Kampf um Platz 17 - dem rettenden Ufer.
Geht‘s auf einmal um Wasserball?, „im Kampf um den rettenden Platz 17“ hätte das falsche Bild und meine Flapsigkeit verhindert.

..., worauf sie ihn mit dem Ausruf: „Drei Punkte!“[,] belohnte.
Komma, sonst träte der bekloppte Fall ein, dass das Verb groß zu schreiben wäre, ein neuer, eigentlich sinnfreier Satz begänne.

Hier nun MUSS das Komma weg, weil die Konjunktion „oder“ es ganz hervorragend vertritt

Wie jedes Wochenende, wenn es nicht regnete[...] oder der Boden gefroren war.

Und jetzt übermannt Dich schon die Unaufmerksamkeit. Die Kondition mag nicht hin sein, die Konzentration ist es aber – knapp nach der Hälfte des Textes und setzt sich fort in einem winzigen Symbol, das Dich ab hier immer wieder heimsucht: Der überflüssge Punkt

„Juppi, wie lange wartest du schon?“[...]
Den werd ich jetzt nicht im Einzelnen aufführen. Aber er wirkt wie ein Standard. Musstu selber schau‘n! Natürlich, wenn ein anderer Schnitzer sich dazugesellt, liefer ich ihn gleich mit, wie hier wieder beim Infinitivsatz
Außerdem kann ich es nicht erwarten[,] den Grottenkick heute zu sehen“.
Wobei der Punkt jetzt noch eine zwote Seuche anzeigt: Er gehört bei Aussagesätzen vors auslaufende Gänsefüßchen, wie auch hier
„Wenn die Gurken heute nicht demontiert werden, dann bin ich wirklich überrascht“.

Die wörtliche Rede schließt i. d. R. mit Punkt, Fragezeichen oder Ausrufezeichen, es sei denn, es ist ein Aussagesatz, da kann der Punkt weggelassen werden, sofern die wörtliche Rede durch einen übergeordneten Satz wie etwa

...“, sagte er ...
eingebettet wird (ist im Grunde nix anderes als bei der Trennung von Haupt- und Nebensätzen)
Dann ist aber ein Komma nach den Gänsefüßchen zu setzen, wie schon weiter oben zum Verb „belohnen“ aufgezeigt.

Mal ein Komma vorm Relativsatz

Im Vorbeigehen blickte Thomas noch in die leere Imbissbude[,] in der Juppis Sohn verloren hinter dem Tresen stand und ...

Juppi's Imbissbude
Juppi weiß, dass er da Denglish schreibt und in der nhd. Grammatik der Apostroph anzeigt, dass am Ende des "Juppi" wenigstens etwas fehle. Im zuvor zitierten Satz klappt es doch mit dem dt. Genitiv direkt am Mann, pardon, Wort
Juppis Sohn

Es gab kaum Spiele[,] an denen sie nicht vollständig waren.
Klingt auch unglücklich formuliert. Unter Dusche und in der Wanne wie im Schwimmbad und etwa der Nordsee bin ich i. d. R. unvollständig (gekleidet, etwa).

... da er sowieso an seinem Imbiss vorbei fahren musste.
Vorbeifahren ein Wort!

Alles was er wollte[,] war sein Kiosk.

Schau einer an: Hier klappt es auf einmal mit dem Komma vorm Infinitivsatz – alles zuvor also Konzentrationsmangel? Aber wenn eine vergleichende Konjunktion wie „als" oder „wie“ einen vollständigen Satz einleitet, wie hier, ist vor der Konjunktion ein Komma zu setzen
In Juppis Erzählungen wirkte es fast immer so[,] als hätte er sie nur geheiratet, um sich nicht länger von ihr deswegen nerven lassen zu müssen.
Kommt noch mal vor, musstu selbst gucken.

„Ich glaube[,] du bist heute dran“, sagte er ...

Nebeneffekt siehe weiter oben den Bericht zu übergeordneten Sätzen nach wörtl. Rede – kannstu doch, also konzentrier Dich, lass die Sache noch mal liegen und überleg, ob nicht die Einleitung übers Familienglück wegfallen kann, denn eigentlich geht‘s doch nur um die Fußballfreunde – oder? Denn ich brech hier ab, bevor der Kommentar länger wird als der Text.

Gruß

Friedel

 

Hallo lieber barnhelm,

vielen Dank für deine ausführliche Kritik!
Ich werde versuchen darauf zu antworten und dabei die Zitatfunktion zu benutzen. Ich hoffe, dass ich verstehe, wie diese funktioniert.

deine Geschichte habe ich aus zwei Gründen gelesen: Erstens regnet es und ich hatte Lust, mir die Zeit mit einem neuen Text zu vertreiben, und zweitens hat mich natürlich der Titel ‚Metamorphose’ angezogen. Ich habe extra noch einmal nachgeschlagen, um sicher zu sein: Das Wort bezeichnet eine Wandlung von etwas, einer Gestalt oder einem Zustand.
Die wichtigste Gestalt in deiner Geschichte ist Thommy. Hat sie sich wirklich gewandelt? Ich bin mir nicht sicher. Hat sich ein Zustand (eine Situation) verändert?

Den Titel hatte ich genau aus dem angesprochenen Grund gewählt. Ich wollte die Veränderung einer Person darstellen und diese durch das Experimentieren mit sprachlichen Mitteln veranschaulichen. Grund dafür ist, dass ich in meinem persönlichen Umfeld und auch bei mir selbst oft belustigt feststellen muss, dass ich, obwohl ich mich für einen ziemlich rationalen Menschen halte, insbesondere beim Thema Fußball oft abergläubisch verhalte. Man verändert sich also bei diesem bestimmten Thema.
Auch das veränderte Verhalten bei dem Zusammentreffen mit alten Freunden hat mich motiviert diese Geschichte zu schreiben. Obwohl man in seinem alltäglichen Leben ein komplett anderer Mensch ist, fällt man bei alten Freunden doch in alte Muster zurück.
Ich hatte gehofft, dass die Veränderung seiner Persönlichkeit deutlich wird. Deswegen habe ich den Aberglaube thematisiert, aber auch seine Reinlichkeit "Abwischen des Senfes an der Hose" und einige andere Faktoren habe ich versucht zu berücksichtigen (ich will jetzt auch nicht auf einmal alles verraten, was ich mir insgeheim gedacht habe).
Womöglich habe ich mich dabei nicht getraut drastisch genug zu sein?

Und nochmal zu dem Titel: Ich hatte dabei im Hinterkopf Ovid's Metamorphosen. Vielleicht war der Vergleich damit um einige Nummern zu groß für mich, aber so wirke ich wenigstens gebildet ;)

Eine merkwürdige Beraterin.

Damit hast du wohl recht. Ich hatte das freundschaftliche Verhältnis als Vorwand für dieses Verhalten einführen wollen, aber so richtig authentisch wirkt das natürlich trotzdem nicht. Da habe ich es mir wohl zu einfach machen wollen...

Zwischen diesen beiden Äußerungen soll deine Geschichte spielen. Das war vermutlich dein Gedankengang.

Genau das war der Plan! Schön, dass das aufgefallen ist.

Doch, was soll darin dieser lange erste Teil? Welche Bedeutung hat er in deiner Geschichte?

Meine Empfehlung: Streiche ihn. Er hat mit der eigentlichen Geschichte nicht viel zu tun. Eventuell kann er dazu dienen, Thomas zu charakterisieren, dass er nämlich ein Verstandesmensch ist, der seiner abergläubischen Beraterin nicht glaubt. Aber das würde ich so kurz wie möglich halten. Sonst führst du deinen Leser in eine falsche Richtung und langweilst ihn mit einer zu ausführlichen Beschreibung, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat.


So lang ist er mir beim Schreiben gar nicht vorgekommen. Ich hatte befürchtet, dass ich im Bezug auf den Fußball den Endzustand der "Metamorphose" so breit austreten würde, dass ich am Anfang ganz deutlich sein muss. Aber gerade das drum herum um die Beraterin war wohl zu ausführlich...

Und dann solltest du ein bisschen mehr Spannung in deinen Text bringen: Das mit dem Bier ist ja nun mal passiert. Aber wie geht es weiter? Es geht doch eigentlich um das Spiel. Und das kommt für mein Empfinden dann doch zu kurz. Du handelst es im letzten Absatz ab, so als wäre deine Geschichte nun lang genug geworden. Ja, sie ist lang. Aber das liegt eher daran, dass du im Vorhergehenden zu viele nicht unbedingt wichtige Einzelheiten anführst. Ich würde dagegen hier in diesem letzten Absatz noch einmal nachlegen und die Sache ausführlicher und richtig spannend gestalten: Die eigene Mannschaft kann ja zuerst einmal vorne liegen und alles sieht gut aus. Doch dann – vielleicht kurz vor Schluss – wendet sich das Blatt, und sie verliert doch noch. Und dann würde auch die letzte Äußerung passen – und ein bisschen sogar der Titel.

Ich habe mir gedacht, dass die Geschichte ziemlich langweilig geworden ist. Ein wenig lag das auch in meiner Absicht, da ich mich ja auf die "unwichtigen Kleinigkeiten" drum herum konzentrieren wollte, welche ja das abergläubische Verhalten in Bezug auf den Fußball wiedergeben. (Mein Vater erzählt jedes mal freudig davon, wenn er am Vortag vor wichtigen Spielen Personen in den richtigen Farben gesehen hat. Abergläubisch ist er eigentlich nicht, aber irgendwie halt doch... Nur um einmal die Dimension darzustellen, die mich zu der Geschichte inspiriert hat.)
So gesehen war es wohl mehr ein sprachliches Experiment als eine interessante Kurzgeschichte. Ich hatte absichtlich die Szenen aus dem Spiel so kurz und emotionslos wie möglich beschrieben, wenn man von den Reaktionen der Fans einmal absieht.
Außerdem hatte ich etwas Angst über die Szenen im Spiel zu schreiben, da ich die sprachliche Wiedergabe eines Fußballspiels eigentlich immer als ungenügend empfinde. Es gibt eigentlich nur ein typisches Vokabular, welches dafür in Frage kommt. Irgendwie habe ich es als unpassend empfunden und bin deswegen wohl der Herausforderung ausgewichen.
Naja, in erster Linie war mir wichtig, dass das Fußballspiel selbst nicht in den Fokus rückt. Deshalb ist das Tor auch schon so früh gefallen ;)


(mal abgesehen von recht vielen Zeichensetzungsfehlern)

Oh ja, das hatte ich befürchtet. Ich musste vor kurzem eine Abschlussarbeit auf Englisch verfassen, dadurch ist meine ohnehin schon schwache Leistung in Sachen Kommasetzung wohl komplett zunichte gemacht worden... Ich versuche daran zu arbeiten! :)

Besonders der zweite Teil hat mir sprachlich und auch inhaltlich gut gefallen. Aber du verlierst dich für mein Empfinden in zu vielen Nebensächlichkeiten, sei es bei der Beschreibung der einzelnen Personen oder bei der Skizzierung der Situation. Überlege einmal, was für den Leser von all diesen Details wirklich wichtig ist und natürlich auch, was für die erzählte Handlung von Belang ist.
Letztendlich geht es ja wohl darum, dass der rationale Thomas zum Schluss doch noch ins Grübeln kommt und überlegt, ob die (falschen) Farben der Bierdose etwas mit dem Scheitern der Mannschaft zu haben können. Ob man das aber eine Metamorphose nennen kann?

Hm. Ich habe, wie oben erwähnt, absichtlich den Fokus auf Nebensächlichkeiten gelegt. Aber wenn ich mich jetzt wirklich darauf festlegen sollte, was von den Leser von Belang ist, könnte ich wohl doch ziemlich viel streichen. Die Hintergrundgeschichte von Juppi ist zum Beispiel komplett unnötig. Ich wollte wohl durch Details die ungleichen Freunde besser visualisierbar machen. Oft wollte ich auch nur das Verhalten der Personen mit ein bisschen Hintergrund irgendwie begründen und habe mich dann in Details verloren. Danke für den Hinweis, das muss ich wirklich überarbeiten!

Ich habe mir einige kleine Schwachstellen in deinem Text notiert. Aber da ich glaube, dass dein Test erst einmal ziemliches Kürzungspotential hat, macht es jetzt nicht viel Sinn, sie hier aufzulisten. Wenn du möchtest, reiche ich sie gerne nach.

Ich bin über jede angesprochene Schwachstelle dankbar! Auch wenn der Text vielleicht nicht zu einem Meisterwerk verbessert werden muss, da es ja "nur" mein erster Versuch hier war. Ich verstehe, wenn das zu viel Arbeit wäre jetzt auf alles einzugehen, deswegen werde ich demnächst mal versuchen die Geschichte zu überarbeiten. Das geht einfach so in diesem Thread?


Auf jeden Fall begrüße ich dich hier bei den Wortkriegern und wünsche dir hier viel Spaß.

Vielen Dank! Ich hoffe, dass ich das Forum berreichern kann.

Lieber barnhelm,
ganz besonderen Dank für meine erste Kritik! Ich hoffe, dass mein Umgang damit angemessen ist. Habe ich zu oft versucht mich zu rechtfertigen?

Viele Grüße,
Sprachphysik

PS: Bitte entschuldigt die Kommasetzung auch in diesem Beitrag! Niemand ist perfekt ;)

 

Hallo lieber Friedrichard,

Aber ist doch beruhigend, dass „Wattsteiner“ nicht mehr verseucht ist, selbst wenn ich dieses angereicherte Wässerchen nicht bevorzuge.

Kein Witz: Die Ähnlichkeit zu einer real existierenden Biermarke ist mir tatsächlich bei dem Ausdenken dieser Marke nicht in den Sinn gekommen! Sieht man daran, dass die reale Dose - deren richtiger Name nicht genannt werden soll - ja auch nicht zu der beschriebenen Farbe passt... Sollte ich vielleicht ändern. Musste ich nur eben loswerden. ;)


Aber was zunächst auffällt, ist der inflationäre Gebrauch der Possessivpronomen – was bei einem, der mit Aktien handelt eigentlich nicht verwundern sollte, in der Belletristik schon

Nur am Rande angemerkt: Der Humor, welcher sich durch deinen ganzen Kommentar zieht, hat mir sehr gefallen (auch wenn ich manche Sätze dann doch zweimal lesen musste :D ). Ich bin aufrichtig begeistert!

Juppi weiß, dass er da Denglish schreibt und in der nhd. Grammatik der Apostroph anzeigt, dass am Ende des "Juppi" wenigstens etwas fehle. Im zuvor zitierten Satz klappt es doch mit dem dt. Genitiv direkt am Mann, pardon, Wort

Ich hatte mich bewusst für die Schreibweise "Juppi's Imbiss" entschieden, obwohl ich in diesem Fall um die korrekte Schreibweise wusste. Irgendwie kam es mir so vor, dass solche Imbissbudennamen häufig das Apostroph im Namen haben. Während ich dies tippe, überlege ich aber schon, ob ich mich nicht total irre...

Vielen Dank für deine zahlreichen Verbesserungen! Sobald ich die Zeit finde (wohl nicht an diesem Wochenende), werde ich die Geschichte, mit Hinblick auf die Zeichensetzung, überarbeiten.
Dank deiner Erläuterungen, habe ich auch die Hoffnung, dass es in naher Zukunft mit meiner Zeichensetzung voran geht!

Viele Grüße,
Sprachphysik

 

Hallo Sprachphysik,

das Bearbeiten deines Textes ist recht einfach: Du drückst auf ‚Bearbeiten’ unter deinem Text und korrigierst oder veränderst, was du möchtest. Danach natürlich speichern.

Da auch Friedel über deinen Text gegangen ist, warte ich mit meinen Ergänzungen erst mal ab, bis du deine Korrekturen vorgenommen hast. Dann schaue ich gerne noch mal drüber.

Im übrigen freut es mich natürlich, dass du so ausführlich auf meinen Kommentar eingegangen bist. Da geht dir nun wohl einiges durch den Kopf. Ich würde alles erst einmal sacken lassen und mich mit ein wenig Distanz wieder an die inhaltliche Seite des Textes machen. Du wirst merken, dass es dir dann leichter fällt, dich von lieb gewonnenen Stellen zu trennen. Zuerst hält man nämlich alles für wichtig, was man geschrieben hat. Das geht nicht nur dir so.:)

Liebe Grüße
barnhelm

 

Nur am Rande angemerkt: Der Humor, welcher sich durch deinen ganzen Kommentar zieht, hat mir sehr gefallen (auch wenn ich manche Sätze dann doch zweimal lesen musste ). Ich bin aufrichtig begeistert!

Manche müssen sogar mehrmals lesen,

Sprachphysik,

und der Humor ist einem (Nieder-)Rheinländer schon fast in die Wiege gelegt und ist auch in seinen ironischen Ausprägungen Angriffswaffe wie Instrument der Selbstverteidigung. Aber eigentlich will ich mich nur barnhelmanschließen. Geh's ganz ruhig an, nicht hetzen lassen. Sie wird mir hoffentlich nachsehen, dass ich verrate, dass der Name Lessings Minna von B... nachgebildet ist. Ja, der Helm ist männlichen Geschlechts - formal und verführt darum zur mask. Anrede.

Genug geplaudert für heute, und darum tschüss und vororglich ein schönes Wochenende aus'm Ruhrpott vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe barnhelm und lieber Friedrichard,

ich habe jetzt nach (viel zu) langer Ruhepause diese Geschichte überarbeitet.
Vielen Dank für eure netten und zahlreichen Hinweise!

Vornehmlich habe ich den ersten Teil abgekürzt und auch an anderen Stellen einige Details herausgenommen. Bei anderen Details konnte ich micht nicht dazu durchringen, diese herauszunehmen.
Die Fehler in Kommasetzung und wörtlicher Rede habe ich versucht zu korrigieren, aber befürchte, dass ich (vor allem bei ersterem) noch nicht ganz aufmerksam war.

Euer Hinweis, dass ich etwas Zeit verstreichen lassen sollte, war sehr hilfreich. Mir fiel es nun noch einfacher, mit eurer Kritik offen umzugehen. Dennoch gab es einiges, an dem ich doch an meiner ursprünglichen Version festgehalten habe. So habe ich den Fokus immer noch nicht auf das Fußballspiel gelegt (auch wenn ich zum Wohl der Ausgewogenheit der Geschichte etwas ausführlicher geworden bin) und habe mich auch mit dem Spannungsaufbau zurückgehalten. Wie zuvor erwähnt, ging es mir nicht darum eine richtig spannende Geschichte zu erzählen, sondern nur eine "nette Geschichte" mit dem experimentellen Gebrauch von Sprache zu untermalen (Wechsel des Namens von Herr Artenschwedt -> Thommy, etc.).

Ich würde verstehen, wenn ihr nicht die Lust oder Zeit habt, um die Geschichte ein weiteres Mal zu lesen (sie ist nun aber immerhin 350 Wörter kürzer ;) ), freue mich aber über jede weitere Anmerkung. Natürlich auch von jedem anderen Kritiker!

Ich habe viel gelernt und werde mich wohl bald trauen eine weitere Geschichte hochzuladen. Zuvor will ich aber noch die Anzahl meiner Beiträge auf einen angemesseneren Wert heben...

Edit: Jetzt habe ich doch schonmal die nächste Geschichte hochgeladen. Ich hoffe, dass ca. 15 kommentierte Geschichten pro eigener Geschichte akzeptabel sind? Habt ihr da Richtwerte?


Vielen Dank und viele Grüße,
Sprachphysik

 
Zuletzt bearbeitet:

Den alten Drahtesel zog er nur für den Weg zum Fußball seinem BMW vor.

Nix zu danken,

Sprachphysik,

und "Überarbeitung" (ganz schön zwodeutig, musstu immer bei mir rechnen, eigentlich bei jedem Wort, das sich ja auch für sein Gegenteil verwenden lässt). Aber sich selbst Zeit lassen ist neben Kenntnis des Handwerkszeugs schon fast das Wichtigste, wenn man nicht in Selbstausbeutung enden will. Von der Übereinstimmung von Form und Inhalt will ich vielleicht beim übernächsten Mal sprechen ... Also hab ich noch mal reingeschaut und mein, ne andere Gefahr bestätigt zu finden: Veränderungen bergen ihre eigenen Gefahren, dass die Aussage

Die Fehler in Kommasetzung und wörtlicher Rede habe ich versucht zu korrigieren, aber befürchte, dass ich (vor allem bei ersterem) noch nicht ganz aufmerksam war.
ihre Wahrhaftigkeit entfaltet.

Aber keine Panik, kriegen wir schon hin. Einigermaßen, denk ich.

Ich würde verstehen, wenn ihr nicht die Lust oder Zeit habt, um die Geschichte ein weiteres Mal zu lesen (sie ist nun aber immerhin 350 Wörter kürzer ), freue mich aber über jede weitere Anmerkung. Natürlich auch von jedem anderen Kritiker!
Na, lassen wir uns wechselseitig überraschen.
Edit: Jetzt habe ich doch schonmal die nächste Geschichte hochgeladen. Ich hoffe, dass ca. 15 kommentierte Geschichten pro eigener Geschichte akzeptabel sind? Habt ihr da Richtwerte?
Wüsst ich nun nicht. Und selbst wenn ich im Studium auch Statistik als Fach hatte, so trau ich eh nur der, die Chruchill und ich gefälscht haben, in aller Bescheidenheit.


Soll allso sein,

Sprachphysik,

dass der Chemielaborant noch mal durchschaut, ob Physik und Chemie einigermaßen zueinander passen. Also schau‘n mer ma‘, was

Herr Artenschwedt
im Abstiegskampf des FC in seiner vom Aktienhandel freien Zeit so alles verbockt. Dabei ist er - das nur am Rande - dem notorischen Fußgänger und Fahrradfahrer (unter zehn km wird das Zworad gar nicht erst aus dem sicheren Keller herausgeholt) wegen der eingangs zitierten dicken Dreckschleuder BMW keineswegs sonderlich sympathisch ist, Fußball hin oder her.

Da ist zunächst die erste Flüchtigkeit (keine Panik, kann mir auch gelingen) – erkennze? Keine bange, zum Glück fehlt das c ...

Schließlich könne er doch zu seinem bevorstehenden fünfzigsten Geburtstag auf eine Glükssträhne hoffen.

Hier muss (!) der Punkt am Abschluss der wörtl. Rede weg, weil der „übergeordnete“ Satz („predigte er ...“ weitergeht – ist ungefähr so, als wäre die wörtl. Rede ein Nebensatz der Predigt. Selbstverständlich gilt das nicht für Frage oder Ausruf, da musstu sogar das entsprechende, korrekte Satzzeichen vorm auslaufenden Gänsefüßchen anbringen. Vielleicht schreib ich mal ne Geschichte (Historik dann) über das zehnjährige Treffen der Eitelkeiten namens Rechtschreibreformatiönchen, die im Endeffekt nicht von den Fachleuten, sondern der Kultusbürokratie bestimmt wurde, wie ja auch die ersten Runen dem Kultus r(a)unten ...
„Geduld und Disziplin ist für einen erfolgreichen Umgang mit Geld unerlässlich.“, predigte er ihr,

Jetzt kommt was Schwergewichtiges, indem Ein- und Mehrzahl verwechselt/vermengt werden. Lies mal selber ganz langsaaaaaam, bei dem dann zuvor die Fälle-Falle zuschnappt
Thomas Artenschwedt spürte die Energie, die ihm bei den Gedanken an das heutige Spiel durchströmte.
Wen durchströmt der Gedanke? „Ihn“, Thomas A. Durchströmte nun ein „Gedanke“ ihn oder „durchströmten“ nun mehrere Gedanken ihn? Mein Tipp „ Thomas Artenschwedt spürte die Energie, die ihn bei dem Gedanken an das heutige Spiel durchströmte“ oder „..., die ihn bei den Gedanken an das heutige Spiel durchströmten.“

Also bei längeren Satzkonstruktionen (das ist ja noch lange nicht Kleist-like) aufgepasst und Atomphysik betrieben, jede unbedeutende Fußnote, jede Fluse kann da bedeutsam werden.

Zur Erholung ne kleine Pause bzgl. feinerer Formulierung

Frau Artenschwedt bekam auf dem Weg zur Garage einen kurzen Kuss,
„Kurz“ ist ja nicht falsch, aber wie unterscheiden sich Küsse in ihrer Dauer? Der eine ist „flüchtig“, während das andere extrem im „intensiven“, „langwährenden“ liegt

Egal[,] auf welchem Tabellenplatz der FC stand, Juppi beschwerte sich über grottenschlechten Fußball.

Dennoch kamen die Alteingesessenen noch gerne vorbei.
Warum zwomal „noch“? „Dennoch“ ist im mhd. aus dem ahd. „danna noh = ferner, außerdem“ entstanden, wäre also umfassender als das einfache „noch“.
Klar, muss ich jetzt behaupten, bliebe das „noch“ übrig, müsstestu den Satz umstellen …

„Schön[,] euch zu sehen!“

„Und glaub ja nicht, dass du in zwei Wochen nicht nochmal ausgeben müsstest[...]“, rief Juppi ihm hinterher.

, „das ist mir gar nicht aufgefallen!“.
Flüchtigkeit ist kein Freund, der schnell vorbeischaut, sondern Dein ärgster Feind, der hartnäckig bleibt – Punkt weg!

Als er noch einige Jahre jünger war[,] hatte er kein Auswärtsspiel des FC verpasst.
Juppi verweigerte sich d[er] „überteuerte[n] Wurst“, während die anderen drei zuschlugen. Es war keine Frage, dass Thomas auch dieses [M]al seine Kumpanen einlud.
Es war lustig, doch mehr als ein Lächeln[...] war aus den alten Herren nicht herauszubekommen.
..., die - wie Juppi es ausdrückte - mit „jugendliche[m] Schwachsinn“ zu oft vom Spielgeschehen ablenkten,

Nu is genuch für heut, sachte Friedel,

der noch ein gutes neues Jahr wünscht!

 

Lieber Friedrichard,

vielen, vielen Dank für deine Korrekturen! Es ehrt mich, dass du dir erneut die Zeit für die Lektüre genommen hast. Ich habe jetzt deine Änderungen alle übernommen. DANKE!

Es frustriert mich, dass man doch so einfach ein falsches Komma oder einen überflüssigen Punkt übersieht, mal abgesehen von den zahlreichen Fällen, bei denen ich es einfach nicht besser wusste. Tatsächlich habe ich bei

Es war lustig, doch mehr als ein Lächeln[...] war aus den alten Herren nicht herauszubekommen.
das Komma bei der "Überarbeitung" erst hinzugefügt. Jetzt frage ich mir nur: warum?

Mir ist es etwas peinlich, was mir da für Fehler unterlaufen, aber es gibt ja nette Helfer in diesem Forum, die mit Geduld, Humor und Freundlichkeit auf alles hinweisen!

Viele Grüße,
Sprachphysik

 

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