Was ist neu

Metamorphose

Mitglied
Beitritt
18.05.2015
Beiträge
15
Zuletzt bearbeitet:

Metamorphose

Den Herbst über hielt sich Viktor Saligmann in einer Hütte in den Bergen auf. Dort wurde er von einem Monster, dessen Kopf aus einem Gänseblümchen bestand, gefoltert. Jeden Tag zu festgelegten Uhrzeiten malträtierte es ihn mit dem Geräusch von Kuhglocken. War dies gerade nicht der Fall, schloss Viktor häufig die Augen und stellte sich vor, das Rauschen des an der Hütte vorbeiführenden Flusses wäre der Lärm eines Flugzeuges, das ihn von diesem Ort und am besten gleich dem ganzen Planeten zu befördern gedachte. Manchmal erschien ihm das sinnlos. Dann setzte er oft dazu an, lange Wanderungen in die umliegenden Täler zu unternehmen, was allerdings stets an seiner Angst vor dem fremdartigen Wesen scheiterte. Nicht, dass ihm der Weg nach draußen nicht freigestanden hätte. Dennoch ahnte Viktor, einem unbestimmten Bauchgefühl folgend, dass ein allzu langes Wegbleiben gravierende Folgen für ihn bergen würde.

Nun könnte natürlich der Eindruck naheliegen, dass Viktor mit seinem Dasein in der Hütte wenig zufrieden war und dieses am liebsten auf der Stelle hinter sich gebracht hätte. Das war aber durchaus nicht der Fall, da das Leben es bereits an anderen Orten nicht gut mit ihm gemeint hatte und er so keine großen Erwartungen mehr für selbiges hegte. Zudem sagte ihm die Gesellschaft von Menschen in der Regel wenig zu und so quälend die Tortur mit den Kuhglocken auch schien, so war das seltsame Wesen Viktor doch mittlerweile ans Herz gewachsen. Oft stellte er sich, sich unruhig auf seinem Bett wälzend, die Frage, woher diese sonderbare Anziehungskraft kommen konnte, die es auf ihn ausübte. Doch zu beantworten war das kaum, denn ein Monster wie dieses wäre selbst für einen erfahreneren Menschen als den jungen Viktor kaum mit gewohnten, menschlichen Maßstäben anzugehen gewesen. So musste er sich mit der Irrationalität der in ihm lungernden Gefühle abfinden. Mit der Zeit wurden diese das Wesen betreffenden Emotionen aber immer verwirrender und begannen ins Absurde abzudriften.

Bald meinte er sogar, Unterschiede in dessen Gemütslage anhand des täglichen Geläutes erkennen zu können. War es gut gelaunt, schien es die Glocken dazu zu bringen, sanfte, helle Klänge von sich zu geben und beendete das Spiel, die reinweißen Blütenblätter fröhlich wogend, deutlich früher als gewohnt. Bei übler Laune hingegen schleuderte es das Instrument in grausamem Stakkato hin und her. Hierbei zitterte die Blüte in krankhafter Manie. Die Ursache für die Stimmung des Wesens konnte Viktor nicht erkennen, wohl aber eine plötzliche Veränderung zu Beginn der dritten Woche seines Aufenthalts. Erst kaum merklich, später aber deutlich zu erkennen, wirkten die Bewegungen seines Peinigers immer träger. Der blühende Kopf hing lethargisch an dem eingefallenen Körper herunter, in den Blättern war kein Glanz mehr zu erkennen und die Folter schien von Tag zu Tag lustloser durchgeführt zu werden. In seiner völligen Ratlosigkeit bezüglich der Situation, gelang es Viktor nicht sich einen Reim auf diese Merkwürdigkeiten zu machen. Es war zum Verzweifeln. „Wenn es in dieser Geschwindigkeit weitergeht“, so dachte er, „dann ist es bald aus mit dem Ganzen!“, und seltsamerweise versetzte in dieser Gedanke in regelrecht panische Stimmung. Außer sich schritt er dann in seinem beengten Zimmer auf und ab, sich die Haare raufend und auf der Suche nach einer Lösung für das Problem. Es schien ihm unmöglich im Todesfall des Monsters weiter in der Hütte zu verweilen, doch bis zu dem Eintritt dieses Szenarios wäre vermutlich bereits der Winter angebrochen und die Wege ins Tal unbegehbar geworden. Die Hütte vor dem Ableben des Wesens zu verlassen, erschien Viktor dagegen einfach falsch. „Man hat ja auch noch moralische Grundlagen“, redete er sich ein, auch wenn er natürlich die Selbstsüchtigkeit erkannte, die sein Verhalten bestimmte.

Am ersten Dezembermorgen war die Hütte bis zum Dach eingeschneit, die Temperaturen befanden sich erstmals in den Minusgraden und das Monster war verschwunden. Viktor, der diesen Umstand schon erahnt hatte, als er um elf ohne das gewohnte Geläute, ausgeschlafen und halb erfroren erwacht war, saß fassungslos an dem massiven Esstisch im zentralen Wohnraum. Mit leeren Augen teilnahmslos an die Decke starrend, fragte er sich, warum ihn der längst offensichtliche Ausgang dieses Dilemmas dennoch so bewegte. So verging die ganze nächste Stunde. Dann sprang er wie vom Blitz getroffen auf. Mit einem Mal war er nicht mehr in der Lage, die gegebene Situation zu akzeptieren, und einem wildgewordenen Tier gleich, dass die Umgebung um sich herum nicht wiedererkennt, begann er fieberhaft und planlos durch die Räume der Hütte zu hetzen. „Irgendetwas muss es doch geben!“, keuchte er über seine wahnwitzige Anstrengung hinweg, „Irgendetwas! Irgendetwas!“. Zu seiner eigenen Überraschung erwies sich die Suche tatsächlich als erfolgreich. Denn auch wenn keine Spur seines Peinigers zu sehen war, so hatte sich zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer ergeben. Dieser offenbarte sich in Form eines etwa handtellergroßen Schmetterlings, welcher wundersamer Weise in der verstaubten, unbenutzten Vitrine im Flur des zweiten Stockwerks aufgetaucht war. Schon bevor er die in viktorianischem Schwung verzierten Flügeltüren zum ersten Mal öffnete, bereits während seiner Zeit als Gefangener, hatte Viktor dieses seltsame Möbelstück gereizt. Von den rankenförmigen Mustern und Maserungen im Holz schien eine ganz eigenartige Versprechung auszugehen. So stark, dass er sich in seiner manischen Suchaktion direkt dem vertrauten Gegenstand zugewandt hatte, den er neben den Glocken am meisten mit der gemeinsam mit dem Monster verbrachten Zeit verband. In dieser Vitrine fand er nun das nächste Puzzlestück im quälenden Spiel um seinen Verstand.

Trotz immer noch angespannter Nervenlage, kam Viktor nicht umhin, die außergewöhnliche Schönheit des schillernden Geschöpfes anzuerkennen, das ohne das geringste Zittern, elegant und farbenprächtig, auf Schulterhöhe vor ihm im obersten Fach die Flügel spreizte. Als er die Hand nach dem Schmetterling ausstreckte, zeigte dieser entgegen Viktors Erwartungen keine Reaktion und so berührten seine Fingerkuppen für einen kurzen Moment die weiche Oberfläche der zierlichen Schwingen. Sie war eiskalt. Erschrocken zuckte Viktor zurück. Nicht allein die Kälte war es, die ihn so schockierte. Es war viel mehr die vollkommene Abwesenheit von Lebendigkeit in diesem äußerlich so leuchtend, eleganten Geschöpf, die sich ihm durch die flüchtige Berührung offenbart hatte. Getrieben von unerklärlicher innerer Abscheu schmetterte er die Vitrinentür hinter sich zu, dass man sie noch Minuten später hektisch vibrieren sah.

Bis zu seiner nächsten Begegnung mit dem seltsamen Schmetterling sollte es nur wenige Tage dauern. Eigentlich hatte sich Viktor vorgenommen, dem grauenhaften Mischwesen aus Leben und Tod nie wieder gegenüberzutreten, doch eine Entdeckung die er am dritten Morgen nach dem Verschwinden des Monsters rein zufällig gemacht hatte, gab seinem verwirrten Selbst neuen Grund, abermals einen Versuch der Kontaktaufnahme zu wagen. Durch die ersten Sonnenstrahlen früh geweckt, war sein Blick auf dem Weg zur Toilette an einer schlichten Tür, in der Rückwand des Hausflures gefallen. Vage meinte er sich zu erinnern, diese schon einmal gesehen zu haben. Doch wirklich wahrgenommen, geschweige denn geöffnet, hatte Viktor das fensterlose, massive Holzkonstrukt noch nie. Neugierig, seine nackten Füße mühselig über den Boden schleifend, schlurfte er also an die Tür heran, um sie näher zu betrachten. Zu spät erst bemerkte er, dass diese gar nicht geschlossen, sondern nur angelehnt war, und so stürzte er, verschlafen wie er war, Hals über Kopf in den sonderbarsten Raum, den er je gesehen hatte. Er war annähernd quadratisch, mit schlampig verlegtem Parkett ausgestattet und von weiß tapezierten Wänden eingeschlossen. Auch das Mobiliar machte mit dem wuchtigen Schreibtisch und den altmodischen, in dunklem Holz gehaltenen Büroschränken keinen absonderlichen Eindruck. Generell hätte das Zimmer als absolut gewöhnlich durchgehen können. Wären da nicht die unzähligen, an abgewetzten Ledergurten von der Decke hängenden Kuhglocken gewesen. Viktor fühlte sich unweigerlich an einen Film zurückerinnert, den er vor einigen Jahren gesehen hatte, in dem der psychopathische Serienkiller all seine Werkzeuge fein säuberlich sortiert, in einer Truhe in seinem Keller gelagert hatte, die nie jemand zu Gesicht bekam außer seine Opfer. Doch im Unterschied dazu war das Zimmer ein absolutes Chaos. Keine zwei Gurte waren gleichlang. Die Glocken hingen ineinander verdreht und verknotet, verbeult und von einer feinen Staubschicht bedeckt, ohne ein erkennbares Konzept der Ordnung von jedem erdenklichen Fleck freier Deckenfläche. Als Viktor sich vorsichtig einen Schritt in den Raum hinein bewegte, entlockte er den Glocken um sich herum ein leises Läuten und es war als ob die Luft im Schall vibrieren würde. Irritiert und von grausamen Erinnerungen geschüttelt, ging er daraufhin zu Boden. Die klingende Luft drückte ihn nieder, während er im Fall immer mehr Glocken anstieß und seine Agonie so bis ins Unermessliche steigerte. Jedes Läuten schien ihm jetzt wie ein Kreischen in den Ohren. Wie kratzende Fingernägel auf einer Schiefertafel. Wie Grauen erregende Explosionen in seinem Gehörgang, ihn immer weiter in seinen Niedergang herabtreibend, bis er sich endgültig zu Boden warf, den Schädel panisch unter seinen Händen versteckt, und schluchzend auf Erlösung wartete. Als die Geräusche verklungen waren und er den Kopf von seinem unfreiwilligen Bett auf dem Holzboden erhob, konnte er das erste Blatt spüren, das an seiner jugendlich glatten Wange zu wachsen begann.

Später, es ging schon wieder auf den Abend zu, stellte Viktor sich erneut dem in der Vitrine versteckten Grauen. Trotz der missglückten ersten Begegnung mit dem Schmetterlingswesen, empfand er keine Angst, als er die Türflügel langsam nach außen drückte. Vorsichtig, mit fast schon chirurgischer Präzision und Ruhe öffnete er sie einen kleinen Spalt, gerade daumenbreit, um einen Blick auf die sich darin befindliche Gestalt zu erhaschen. Der Schmetterling befand sich immer noch an derselben Stelle wie zuvor und ließ seine kalten Flügel sanft auf und ab schwingen. Unbeeindruckt davon, beugte sich Viktor, ohne das Wesen aus den Augen zu lassen, langsam nach vorne und brachte die Kuhglocke zum Vorschein, die er beim Verlassen des Zimmers, früher am Tag, an sich genommen hatte. Sie war ein prächtiges Exemplar. Auffallend wenig beschädigt und von feinen, mit Witz geschliffenen Ornamenten geziert, die rund um die Glocke verschiedenste Gesichter darstellten. Diese zeigten die absurdesten Emotionen. Die Bandbreite reichte von gewöhnlicher Wut und Trauer, über absolute Resignation, bis hin zu einem wahnwitzigen Lachen, welches fast schon einen qualvoll verzerrten Eindruck machte. Diese Glocke, der später noch viele weitere folgen sollten, läutete Viktor nun mit schwungvoller Begeisterung vor der Vitrine hin und her. Es entstanden keine schönen Klänge, aber der Wahnsinn blitzte in seinen Augen und so führte er sein Spiel immer weiter, während die Minuten vergingen. Als nach einer halben Stunde der Anstrengung sein Arm zu schmerzen begann und der Schmetterling immer noch keine Reaktion zeigte, wurde Viktor immer verzweifelter. Seine Bewegungen gestalteten sich kürzer und zuckender, die Glocke ertönte immer leiser und schließlich schlug die Verzweiflung in bodenlose Enttäuschung um, was gleichzeitig das Ende des Spiels bedeutete.

Jeden Tag aufs Neue besuchte Viktor von da an den Schmetterling in seiner Vitrine, jeden Tag aufs Neue versuchte er, ihn mit einer anderen Glocke auf irgendeine Art und Weise zu verändern, jeden Tag aufs Neue scheiterte er kläglich, und jeden Tag aufs Neue wuchs ein weiteres Blatt auf seinem blühenden Schädel. Ehe er sich versah, war der Winter vergangen. Dann der Frühling. Der Sommer. Der Herbst. Bis es schließlich wieder Winter war. Ausgelaugt vollführte er, sein Kopf bedeckt von weißen Blättern, ein weiteres Mal das Ritual vor der Vitrine. Er war bei der letzten Glocke angelangt. Ein altes, verbeultes und verstaubtes Gerät, das von Spinnennetzen behangen seinen Dienst verrichtete. Als er fertig wurde, war es ihm endgültig genug. Quälend langsam holte sein todmüder Arm zum Schlag aus. Das Glas der Vitrinenscheibe erzitterte, gab nach, splitterte. Wie in Zeitlupe sah er seine blutende Hand auf das zierliche Geschöpf vor ihm niedergehen. Er war kein Mörder. Es war bereits tot gewesen. Die ganze Zeit über. Das alles merkte Viktor, als die kleinen Platinen, Steckkarten und Kabel knirschend unter seinen Fingern zu Bruch gingen, die das Leben in dem Wesen vorgegaukelt hatten. Er war erleichtert. Alles würde jetzt besser werden, dachte er sich, als er das erste Mal seit er sich erinnern konnte aus der Hütte heraustrat, den Schal etwas enger zog, und seinen Blick fest auf den Weg in die Welt hinaus richtete. Hinter ihm begann es zu schneien.

 

Hallo edories,

ich mag deinen Text. Der traut sich was. :)

Den Herbst über hielt sich Viktor Saligmann in einer Hütte in den Bergen auf. Dort wurde er von einem Monster, dessen Kopf aus einem Gänseblümchen bestand, gefoltert.

Das gefällt mir wirklich sehr. Ich kann es schwer erklären warum, ich würde nicht behaupten, dass ich die Geschichte "verstanden" habe. Und ich denke, es wird auch Leser geben, die sagen: Oh Gott, was soll denn das sein?, und das kann ich auch nachvollziehen.
Manchmal steht man vor einem Bild und denkt: Wieso hat der so viel Zeit damit verbracht, Quadrate zu malen? Und manchmal steht man vor einem und denkt: Ich hab zwar keine Ahnung, warum der weiche Uhren und spinnenbeinige Elefanten gemalt hat, aber ich find's gut. :D

Wenn ich einen Kritikpunkt habe, dann wäre das eigentlich nur der, dass du die Geschichte mit "Fantasy" getaggt hast, aber das liegt an der Art, wie ich die Geschichte gelesen habe.
Meiner Meinung nach passiert nämlich nichts oder fast nichts von dem, was hier erzählt wird "in Wirklichkeit". Der Text hat so eine Traumlogik für mich, dass ich überzeugt bin, es geht hier um Dinge, die sich in der Psyche von jemandem abspielen. Ich geh nachher auch noch ausführlicher drauf ein, wie ich das Ganze interpretiert habe.

Na ja, und "Fantasy" heißt halt für mich, wenn da ein Drache oder eine Fee oder ein gänseblümchenköpfiges Monster auftauchen, dann gibt es die wirklich, da ist kein Interpretationsspielraum mehr, ob die eventuell nur symbolisch gemeint sind. Aber das muss du nicht zu deinem Problem machen. :)

Ich gehe erst mal auf Textstellen ein, denn ich habe noch den einen oder anderen Vertipper gefunden.

Dann setzte er oft dazu an lange Wanderungen in die umliegenden Täler zu unternehmen, was allerdings stets an seiner Angst vor dem fremdartigen Wesen scheiterte
Komma nach an

Nicht das ihm der Weg nach draußen nicht freigestanden hätte.
Nicht, dass

Mit der Zeit wurden diese, das Wesen betreffenden Emotionen, aber immer verwirrender und begannen ins absurde abzudriften.
Mit der Zeit wurden diese das Wesen betreffenden Emotionen (ohne Komma); Absurde groß

War es gut gelaunt schien es die Glocken dazu zu bringen sanfte, helle Klänge von sich zu geben und beendete das Spiel, die reinweißen Blütenblätter fröhlich wogend, deutlich früher als gewohnt.
War es gut gelaunt[KOMMA] schien es die Glocken dazu zu bringen[KOMMA] sanfte, helle Klänge von sich zu geben und beendete das Spiel, die reinweißen Blütenblätter fröhlich wogend, deutlich früher als gewohnt.

„Man hat ja auch noch moralische Grundlagen.“, redete er sich ein,
Punkt nach der wörtlichen Rede weg: ...Grundlagen", redete er sich ein

Viktor, der diesen Umstand schon erahnt hatte, als er um Elf ohne das gewohnte Geläute, ausgeschlafen und halb erfroren erwacht war
klein

Mit einem Mal war er nicht mehr in der Lage die gegebene Situation zu akzeptieren und einem wildgewordenen Tier gleich, dass die Umgebung um sich herum nicht widererkennt begann er fieberhaft und planlos durch die Räume der Hütte zu hetzen.
wiedererkennt[KOMMA] begann er ...

Bis zu seiner nächsten Begegnung mit dem seltsamen Schmetetrling sollte es nur wenige Tage dauern.
Schmetterling

Eigentlich hatte sich Viktor vorgenommen dem grauenhaften Mischwesen aus Leben und Tod nie wieder gegenüberzutreten,
vorgenommen[KOMMA] dem grauenhaften ...

Er war, für die Hütte üblich, annähernd quadratisch, mit schlampig verlegten Parkett ausgestattet und von weiß tapezierten Wänden eingeschlossen.
verlegtem

Als die Geräusche verklungen waren und er den Kopf von seinem unfreiwilligen Bett auf dem Holzboden erhob, konnte er das erste Blatt spüren, dass an seiner jugendlich glatten Wange zu wachsen begann.
das

Vorsichtig, mit fast schon chirurgischer Präzision und Ruhe öffnete er sie einen kleinen Spalt, gerade Daumenbreit, um einen Blick auf die sich darin befindliche Gestalt zu erhaschen.
klein, das ist doch ein Adjektiv, was den Spalt beschreibt, oder? Als Substantiv fände ich es jedenfalls komisch.

Als nach einer halben Stunde der Anstrengung sein Arm zu Schmerzen begann und der Schmetterling immer noch keine Reaktion zeigte, wurde Viktor immer verzweifelter.
klein

Ehe er sich versah war der Winter vergangen.
versah[KOMMA]

Ein altes, verbeultes und verstaubtes Gerät war sie, dass von Spinnennetzen behangen seinen Dienst verrichtete.
das

Das war's an Textkram, jetzt komme ich zum schwierigen Teil. Schwierig für mich, nicht für dich - ich hab ja schon gesagt, dass es mir gut gefallen hat. :)

Die Sprache passt für mich sehr gut zur Geschichte, ich finde das toll, dass da diese total abgefahrenen Dinge passieren und die Erzählstimme davon scheinbar völlig unbeeindruckt ist, als würde sie vom Sonntags-Kaffeetrinken erzählen. Ich weiß nicht, ob es nur am Titel lag, aber ich habe mich an die "Verwandlung" von Kafka erinnert gefühlt, ich finde die Sprache hat eine gewisse Ähnlichkeit, und auch diese Einstellung, dass das Seltsame so völlig selbstverständlich erzählt wird, ist auch vergleichbar. Da ist einer in ein ungeheures Ungeziefer verwandelt oder da ist ein Monster mit Gänseblümchenkopf - deal with it. :)

Jetzt zu meiner Interpretation.

Also wie schon gesagt, ich denke dass das meiste in der Geschichte sich "nur" im Inneren des Protagonisten abspielt. Vielleicht ist er wirklich in einer Hütte in den Bergen, auf jeden Fall lebt er abgeschottet. Das, was wir von seiner Umgebung zu sehen bekommen, ist aber definitiv keine "Hütte" - das hat mehrere Stockwerke, viktorianische Möbel, und geheimnisvolle Räume, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen.

Das Gänseblümchenmonster, das ihn darin gefangenhält, ist er selbst. Ich glaube, die Zeit ist nicht linear in dieser Geschichte, wir sehen die gleiche Zeitspanne einmal aus der Perspektive von Viktors "normalem" Selbst, dem Teil, den er anderen Menschen zeigt, und einmal aus der Perspektive von dem Teil von Viktors Psyche, der sich irgendwelchen Zwängen unterworfen fühlt und der die Form dieses Monsters annimmt. Also ich glaube, er schlüpft im zweiten Teil in diese Rolle und durchlebt das Ganze noch mal, und nimmt nicht mehr wahr, dass er den anderen Teil seines Selbst mit dem Glockengeläute quält.

Das mit dem Gänseblümchenkopf und den Kuhglocken ist interessant - kann sein, dass ich völlig falsch liege, aber das sind ja so Elemente, die man im Allgemeinen mit Bergidylle und so was in Verbindung bringt. Und ausgerechnet die quälen ihn. Ich habe überlegt, ob das daran liegen könnte, dass er sich unter Druck fühlt, sich dort erholen zu müssen.

Wovon er sich erholt, ist im Text nicht eindeutig, auf jeden Fall muss es etwas ziemlich Traumatisches sein. Meine Vermutung ist, dass es mit dem Tod von jemandem zu tun hat, der ihm nahegestanden hat - wegen dem Schmetterling. Schmetterlinge sind ja manchmal ein Symbol für Wiedergeburt, und man könnte denken, der Titel "Metamorphose" hat mit dem Tier zu tun - aber der Schmetterling in der Geschichte verändert sich nicht, er durchläuft keine Raupen- oder Puppenstadien. Der Text selbst sagt, dass der Schmetterling von Anfang an tot war. Es ist Viktor, der eine Metamorphose durchläuft. Deshalb sehe ich den Schmetterling eher als Todessymbol, in der Funktion treten die ja auch häufig auf, zumindest Nachtfalter.

Und als mehr oder weniger kopflose Kreatur gibt Viktor alles, um dem Schmetterling irgendeine Reaktion zu entlocken. Es ist ja auch verdammt beschissen, dass das Universum so kalt und mechanisch ist und dass man auf seine Fragen, warum etwas Tragisches passiert, nie eine Antwort bekommt. Mit Kuhglocken Lärm zu schlagen, ändert daran zwar auch nichts, aber es ist im Prinzip so gut wie jeder andere Versuch, eine Reaktion zu provozieren. :)

Am Ende versteht und akzeptiert er, dass dieser Kampf von Anfang an sinnlos war, der Schmetterling war schon immer tot, kalt und mechanisch. Und da hat er auf einmal keinen Gänseblümchenkopf mehr, und fühlt sich bereit, die Hütte zu verlassen. Es sieht aus, als wäre er geheilt.

Also für mich ist das eine Geschichte von jemandem, der an einem abgeschiedenen Ort ein Trauma verarbeitet. Natürlich kann man sie auch als Geschichte über ein bizzares Gänseblümchenmonster lesen, und wahrscheinlich auch noch auf viele andere Arten. :)

Jedenfalls hat mir die Geschichte echt was gegeben. Ich habe noch nicht oft Texte empfohlen, aber ich will das öfter machen - manchmal denke ich Monate, nachdem ich eine Geschichte gelesen habe: Mensch, die war doch echt eindrucksvoll, warum hast du die eigentlich nicht empfohlen? - und weiß dann selber nicht warum, komme mir aber auch blöd vor, das so verspätet zu machen. Also lasse ich mich jetzt einfach stärker von meinem ersten Eindruck leiten. Wenn du dich um die kleinen Rechtschreib- und Zeichensetzungssachen gekümmert hast, dann würde ich eine Empfehlung dafür schreiben.

Grüße von Perdita

 

Hej erodies,

Den Herbst über hielt sich Viktor Saligmann in einer Hütte in den Bergen auf. Dort wurde er von einem Monster, dessen Kopf aus einem Gänseblümchen bestand, gefoltert. Jeden Tag zu festgelegten Uhrzeiten malträtierte es ihn mit dem Geräusch von Kuhglocken.
Toller Einstieg.

das ihn von diesem Ort und am besten gleich dem ganzen Planeten zu befördern gedachte.
Hier verstehe ich den Sinn nicht. Das Flugzeug befördert ihn dem Planeten zu? Das klingt in meinen Ohren auch dann noch schräg, wenn ich diese Vorstellung mit Größenwahn oder einen latenten Psychose kombiniere. Wie befördert (serviert?) ein winziges Flugzeug jemanden an einen Planeten?

Manchmal schien ihm das sinnlos.
Mir nicht. Sachen, die sinnlos scheinen, beinhalten immer irgendeinen Sinn. Mir erscheint das absurd aber vor allem finde ich es schlecht formuliert, weil ich nicht sicher bin, wie Du es verstanden haben möchtest.

Das war aber durchaus nicht der Fall, da das Leben es bereits an anderen Orten nicht gut mit ihm gemeint hatte und er so keine großen Erwartungen mehr für selbiges hegte.
Find ich so erstmal nicht nachvollziehbar und eigentlich auch ganz unwesentlich "Es könnte sein, dass er dies ... aber so war es nicht, weil er das ..."

o war das seltsame Wesen Viktor doch mittlerweile ans Herz gewachsen.
Da finde ich das hier wichtiger.
Komisch aber, dass es so dargestellt wird, als würde er sich Emotionen und eine Veränderungen im Verhalten des Gänseblümchenwesens nur einbilden,
So musste er sich mit der Irrationalität der in ihm lungernden Gefühle abfinden.
obwohl es nachweislich verschiedene Emotionen zum Ausdruck bringt.

Es schien ihm unmöglich im Todesfall des Monsters weiter in der Hütte zu verweilen,
Es schien ihm unmöglich im Falle des Todes des Monsters weiter in der Hütte zu verweilen (oder so ähnlich)

wäre vermutlich bereits der Winter eingebrochen
ausgebrochen?

Die Hütte vor dem Ableben des Wesens zu verlassen schien Viktor dagegen einfach falsch
auch wenn er natürlich die Selbstsüchtigkeit erkannte, die sein Verhalten bestimmte
Das ist ungenau. Wenn etwas falsch erscheint, steckt da ja irgendeine Bewertungsgrundlage dahinter. Wenn er sich gleichzeitig Selbstsüchtigkeit unterstellt, entzieht er sich diese Grundlage. Das geht natürlich, vielleicht willst Du auf einen ähnlichen Konflikt wie weiter oben hinaus, als er sich einerseits angezogen fühlt, obwohl er andererseits gefoltert wird. Aber es geht nicht gleichzeitig und hier wird nicht klar, dass es sich um eine Entwicklung handeln soll.

so berührten seine Fingerkuppen für einen kurzen Moment die weiche Membran der zierlichen Schwingen
Auf das Wort "Membran" würd ich bei einem Schmetterlingsflügel egal welcher Beschaffenheit nicht kommen.

Bis zu seiner nächsten Begegnung mit dem seltsamen Schmetetrling sollte es nur wenige Tage dauern.
Bräuchte ich gar nicht. Ich seh gerade es ist ein "Schmetetrling"

seine nackten Füße mühselig über den Boden schleifend,
Hier würde ich Dir empfehlen, zu erklären, warum es mühselig ist. Weil es so viele Möglichkeiten gibt. Vielleicht ist er immer noch am Boden zerstört, weil das Blütenlesen weg ist, oder er hat Hunger, ihm ist kalt, er ist verschlafen. Was ist es?

Er war, für die Hütte üblich, annähernd quadratisch, mit schlampig verlegten Parkett ausgestattet und von weiß tapezierten Wänden eingeschlossen. Auch das Mobiliar machte mit dem wuchtigen Schreibtisch und den altmodischen, in dunklem Holz gehaltenen Büroschränken keinen absonderlichen Eindruck.
Fettgedrucktes könnte gut weg.

ohne ein erkennbares Konzept der Ordnung von jedem erdenklichen Fleck freier Deckenfläche.
Für mich würde das an-die-Decke-hängen als erkennbares Konzept durchgehen.

entlockte er den Glocken um ihn herum ein sanftes Läuten
Das funktioniert für mich nicht. Wenn er an eine oder mehrere Glocken stößt, wie läuten die dann sanft?

Insgesamt hat mir die Geschichte gefallen. Du solltest Dir die Zeichensetzung nochmal ansehen. Hier und da gibt es einige Längen, oder vielleicht sind das auch eher (noch) ungeschliffene Stellen an denen es für mich etwas holpert aber ansonsten ein toller Text! Ich hab ihn sehr gerne gelesen.

Gruß
Ane

 

Erstmal vorweg danke an euch alle dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt mir Feedback zu geben. Ich freue mich wirklich, dass es euch gefallen hat.

Perdita
Dein Kommentar hat mich besonders gefreut, da er genau das ausdrückt was ich mit der Geschichte erreichen wollte. Etwas absurdes, nachdem man erstmal das Gefühl hat nichts verstanden zu haben, in dem man aber dann, wenn man darüber nachdenkt, einen eigenen Sinn finden kann, der vielleicht sogar mich als Autor der Geschichte überrascht.

Deine Interpretation ist wirklich toll und interessant. Besonders das mit dem nicht linearen Zeitverlauf ist eine schöne Deutung. Ich möchte an dieser Stelle jetzt nicht allzu genau darauf eingehen was genau ich mir beim schreiben gedacht habe, ist ja viel interessanter wenn jeder sich seine eigene Interpretation denkt, aber die Vorstellung eines Verlustes den Viktor im Lauf der Geschichte verarbeitet passt sicher sehr gut.

Die Einteilung in Fantasy als Genre, ist tatsächlich nur so, da es mir immer schwer fällt Geschichten Genres zuzuordnen und ich mir gedacht habe es passt wenn man das Ganze sehr weit fasst. Ich hatte halt gehofft das es dann ein par mehr Leute lesen ;).

Ane
Du hast da tatsächlich einige Widersprüche entdeckt. Manche sind so gewollt um Viktors hin und hergerissene Gefühle zum Ausdruck zu bringen, manche habe ich jetzt verbessert.


Insgesamt fühle ich mich wirklich geehrt von den Vergleichen mit Kafka. Gerade die Verwandlung war mir hier tatsächlich ein großes Vorbild, was ja auch am Namen zu erkennen ist und wenn das hier auch nur im Ansatz damit zu vergleichen ist, macht mich das sehr stolz :).

Nochmal vielen Dank für die Mühe, auch beim raussuchen der Rechtschreibfehler, die Kommasetzung macht mir tatsächlich manchmal noch Probleme :(.

Grüße,
Edories

 

Er war kein Mörder. Es war bereits tot gewesen. Die ganze Zeit über.

„Seldwyla bedeutet nach der älteren Sprache einen wonnigen und sonnigen Ort, und so ist auch in der Tat die kleine Stadt dieses Namens gelegen irgendwo in der Schweiz“, beginnt Gottfried Keller die Novellensammlung der Leute dieses geheimnisvollen Ortes, für dessen Namen der Schweizer Nationaldichter den im alemannischen Gebiete der Schweiz häufig vorkommenden Typ „wyl“ = villa, ville/Weiler für die Endsilbe nimmt, aber für die erste Silbe die alte „saelde“ („Glück/Wonne/Segen“) und hernach das Mittelhochdeutsche „wil(e)“ („Weile“ i. S. einer/s Zeitdauer/-raums) verwendet, was den Ort ergibt, an dem das Glück eine Zeit lang wohnt. Was hat nun Keller mit Deiner – wie ich finde, einem Vorredner versehentlich an Kafka erinnernde Geschicht zu tun,

lieber edories –
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Es sind die Berge und der Name und die Dinge:

Viktor Saligmann
, „salig“ ein umgelautetes „sælic“ (= selig [wohlgeartet, gut, glücklich, gesegnet, heilsam], Viktoria (= Sieg), symbolisch i. d. R. durch ein zumeist geflügeltes weibliches Wesen (Schmetterling in Verbindung mit dem Gänseblümchen = Maßliebchen und dem Köpfchen als Tausendschön). Saligman, Viktor, ist also der glückliche Sieger, dessen Liebe erkaltet und sich doch immer wieder erneuert im Zyklus der Jahreszeiten. Kurz: Neuauflage eines alten Problems. Gleichwohl, wie so viele handwerkliche Probleme in der Begeisterung durchgehn bei den Vorrednern, pardon –schreibern, bleibt mir ein Rätsel. In der Reihenfolge ihres Auftritts:

Dort wurde er von einem Monster, dessen Kopf aus einem Gänseblümchen bestand, gefoltert.
Die schwache Klammer lässt sich vermeiden durch einfaches Möbelrücken;
Dort wurde er von einem Monster [gefoltert], dessen Kopf aus einem Gänseblümchen bestand[.]

Manchmal schien ihm das sinnlos [zu sein].
Allein die Sonne scheint, selbst der Mond hat sein Licht nur geliehen. Seit geraumer Zeit rückt das Verb „scheinen“ in eine Position ähnlich dem „brauchen“ und der Volksmund behauptet richtig, wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu (ge)brauchen. „Scheinen“ also immer mit Infinitiv. Gelegentlich gelingt es Dir, wie hier
War es gut gelaunt, schien es die Glocken dazu zu bringen, sanfte, helle Klänge von sich zu …
Der Grammatikduden umgeht den Zwang zur Infinitivbildung mit der Vorsilbe „er…“
Manchmal [er]schien ihm das sinnlos.

Und dann kommt die Zeichensetzung als eigentliches Problem

Oft stellte er sich, sich unruhig auf seinem Bett wälzend, die Frage[,] woher diese sonderbare Anziehungskraft kommen konnte, die es auf ihn ausübte.
(Relativsatz)
Bald meinte er sogar[,] Unterschiede in dessen Gemütslage anhand des täglichen Geläutes erkennen zu können.
(der Infinitiv „erkennen zu können“ ist abhängig von einem Substantiv … „Unterschiede“. Selbst wenn mit der m. E. eher missglückten Rechtschreibreform Infinitivgruppen vom Komma scheinbar grundsätzlich befreit sind, gibt es eine Vielzahl von Ausnahmen. Mein Tipp: Bei Infinitivsätzen immer Komma setzen, ist ja nicht verboten und man muss die Ausnahmen nicht kennen.) Und sofort geht’s weiter
Erst kaum merklich, später aber deutlich zu erkennen[,] wirkten die Bewegungen seines Peinigers immer träger.
In seiner völligen Ratlosigkeit bezüglich der Situation[,] gelang es Viktor nicht[,] sich einen Reim auf diese Merkwürdigkeiten zu machen.
„Wenn es in dieser Geschwindigkeit weitergeht“, so dachte er, „dann ist es bald aus mit dem Ganzen!“[,] und komischerweise versetzte in dieser Gedanke in regelrecht panische Stimmung.
Komischerweise hab ich nicht gelacht. Aber Du meinst ja auch für "komisch" eher "seltsam".

Die Hütte vor dem Ableben des Wesens zu verlassen[,] schien Viktor dagegen einfach falsch [zu sein// alternativ: „erschien …“].
Mit leeren Augen teilnahmslos an die Decke starrend, fragte er sich[,] warum ihn der längst offensichtliche Ausgang dieses Dilemmas dennoch so bewegte.
Mit einem Mal war er nicht mehr in der Lage[,] die gegebene Situation zu akzeptieren[,] und einem wildgewordenen Tier gleich, dass die Umgebung um sich herum nicht wiedererkennt[,] begann er fieberhaft und planlos durch die Räume der Hütte zu hetzen.
Hier nun kann der Punkt weg
„Irgendetwas! Irgendetwas!“[…] Zu seiner eigenen Überraschung …

Vielleicht war bisher alles Flüchtgkeit, hier ist es reine Flüchtigkeit
Als er die Hand nach dem Schmetterling austreckte, …

…, gab seinem verwirrten Selbst neuen Grund[,] abermals einen Versuch der Kontaktaufnahme zu wagen.
Zu spät erst bemerkte er, dass diese gar nicht geschlossen, sondern nur angelehnt war[,] und so stürzte er, verschlafen[,] wie er war, Hals über Kopf in den sonderbarsten Raum, den er je gesehen hatte.
(letztes Komma könntestu vermeiden, wenn Du das an sich entbehrliche „wie er war“ – wer denn sonst? – wegfallen ließest …

Hier verwechselstu Pronomen miteinander. Das Reflexivpronomen von Viktor wäre „sich“

Als Viktor sich vorsichtig einen Schritt in den Raum hinein bewegte, entlockte er den Glocken um [sich] herum ein leises Läuten und es war als ob die Luft im Schall vibrieren würde.
Irritiert und von grausamen Erinnerungen geschüttelt[,] ging er daraufhin zu Boden.
Unbeeindruckt davon, beugte sich Viktor, ohne das Wesen aus den Augen zu lassen[,] langsam nach vorne und brachte die Kuhglocke zum Vorschein, die er beim Verlassen des Zimmers, früher am Tag, an sich genommen hatte.

Tsching – tschang – tschung:
Diese Glocke, der später noch viele weitere folgen sollten, schwang Viktor nun mit schwungvoller Begeisterung vor der Vitrine hin und her.
(schwang … schwung…)

Jeden Tag aufs Neue besuchte Viktor von da an den Schmetterling in seiner Vitrine,[…] jeden Tag aufs Neue versuchte er[,] ihn mit einer anderen Glocke auf irgendeine Art und Weise zu verändern, jeden Tag aufs Neue scheiterte er kläglich, und jeden Tag aufs Neue wuchs ein weiteres Blatt auf seinem blühenden Schädel.
(das Komma vorm „und“ kann weggelassen werden. Tustu in der Regel, aber hier willstu wahrscheinlich den nachfolgenden Satz hervorheben … wie beim übernächsten Beispiel auch)

Ein altes, verbeultes und verstaubtes Gerät war sie, das von Spinnennetzen behangen seinen Dienst verrichtete.
(Nicht ganz falsch, aber nur halb richtig: Das Relativpronomen wäre eindeutiger, wenn das „sie“ für die Glocke wegfiele.)
Alles würde jetzt besser werden, dachte er sich, als er das erste Mal[,] seit er sich erinnern konnte[,] aus der Hütte heraustrat, den Schal etwas enger zog, und seinen Blick fest auf den Weg in die Welt hinaus richtete.
Aber warum dachte er „sich“, wo er doch denkt ans Besserwerden usw., statt an sich?

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

Danke für deine Korrekturen. Da habe ich ja tatsächlich noch so einiges an Fehlern übersehen :D.
Das gröbste ist jetzt korrigiert und ich gelobe Besserung für das nächste Mal. Hier habe ich einfach den Fehler gemacht zu oberflächlich Korrektur zu lesen.

Gruß
Edories

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom