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Messerstich

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29.10.2012
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Messerstich

Das Blut rauschte Beth durch die Adern, als sie das Messer zu Boden gleiten ließ. Jeden ihrer Herzschläge konnte sie spüren; ihr Körper war im Adrenalinrausch.
Mit einem metallischen Klirren kam die Waffe auf dem Boden auf. Das Geräusch dröhnte laut in ihren Ohren wieder.
Beth konnte sich nicht erklären was passiert war. Alles war so schnell geschehen. Sie hatte sich mit Tony gestritten, wie so oft. Doch dieser Streit ist anders gewesen, die Wut ging viel tiefer. Beth wusste nicht einmal mehr den Grund für den Streit – war es wegen dem Geschirr? Nein, das war viel zu banal.
Stimmt, der Grund war die Nachbarin gewesen. Tony sah ihr immer so auffällig hinterher. Die blonde kleine Schlampe, mit ihren viel zu engen Hüftjeans und den Aufmerksamkeit heischenden Brüsten. Jeden verdammten Tag hatte Tony ihr auf den Hinter gestarrt, den sie schwang wie eine Bordsteinschwalbe.
Und genau das hatte Beth zum rasen gebracht. Angeschrien hatte sie ihren Verlobten und als er zurück geschrien hatte, warf sie mit der Obstschale nach ihm. Es schaukelte sich so hoch dass Beth nach dem Küchenmesser gegriffen hatte, blind vor Wut.
Der erste Stich war ein Unfall, reiner Instinkt. Aber die Wut hatte sie nicht losgelassen, nein, sie wurde nur noch mehr. Ein zweiter Stich, direkt zwischen die Rippen. Tony hatte geschrien, versucht sie abzuwehren – zwecklos. Warmes Blut tränkte sein graues Polo-Shirt, verteilte sich auf ihren zitternden Händen und tropfte lautlos auf die Fliesen.
„Beth...“, hatte er hervor gewürgt, unter Schmerz und Tränen. Ein dritter Stich mit dem Messer, in den Bauch. Hatte sie seine Leber getroffen? Oder seinen Darm? Beth kümmerte es nicht, pure Mordlust regierte ihren Verstand. Sie hasste Tony mit solch einer Intensität, obwohl sie ihn doch so lange so sehr geliebt hatte. Wie konnte tiefe Liebe in solch einen unbändigen Hass umschwingen – und das in wenigen Sekunden?
Tony war zusammen gebrochen, auf den schwarz-weißen Fliesen, zuckend und weinend. Sein Jammern stieß auf kalte Ohren bei Beth, die das Messer hatte fallen gelassen und nun vor seinem leblosen Körper stand.
Ja, ein Mörder steckte wirklich in jedem. Egal welche Hautfarbe oder Geschlecht.
Und wer wusste schon, vielleicht würde sie es ja wieder tun.
Es war so ein befriedigendes Gefühl...

 

Eine ganz, ganz alte Kurzgeschichte von mir, die ich gern überarbeiten würde. Bin nicht sehr zufrieden damit und würde mich über Kritik freuen, um sie zu verbessern und perfekt zu machen. :)

 

Hallo Slice

Bin nicht sehr zufrieden damit
Ja liebe Slice, da kann ich dir zustimmen, geht mir auch so.

Aber ich nehme an, du hast sie mit - na 13 Jahren(?) oder so ("ganz, ganz alte Geschichte" :D) geschrieben, und nun mit 20 wieder hervorgekramt, vielleicht gelächelt und dir gesagt, hei, das überarbeite ich. Und da hast du doch bereits deine erste Kritikerin: Dich!
Und die sollte sich sofort dran setzten und den Text mit der seit damals gemachten Erfahrung überarbeiten.

Nur soviel: Das ist eine kurze Szene, keine Geschichte. Die Figuren sind austauschbar, sind so Stereotypen (eifersüchtige Ehefrau - blonde Tussy von Nebenan). Du beschreibst nur einen Mord im Affekt, und dass Täter dabei schon mal in Blutrausch verfallen ist jetzt nicht so der Horror, sondern schon fast (Krimi-)Alltag.

Aber hei, als Auftakt für eine Horrorstory, warum nicht? Was ist eigentlich mit der Hüftjeans-Schlampe? Die kann man doch auch noch fertig machen, schliesslich hat die ihren Mann geklaut, und was ist mit ihrem Mann, der mit ihr hierhergezogen ist und damit den ganzen Schlamassel angerichtet hat? Du siehst, da geht noch mehr. Das geht dann Richtung Roadmovie, allerdings müsste nnoch eine richtige Horrorkomponente hinein um der Rubrik gerecht zu werden. (Wer oder was treibt sie an, vernebelt ihre gesunde Wahrnehmung und hat ein Interesse, dass sie die Bewohner der Kleinstadt ausradieren soll?)

Aber jetzt gehen schon wieder die Pferde mit mir durch, ich hoffe es hilft dir trotzdem etwas weiter.

Viel Spass noch beim Überarbeiten,
Gruss dot

 

Hallo Slice

Mir war die Sequenz, welche du schriebst, schon lesenswert, es gab mir ein Bild des Geschehens. Doch für eine Kurzgeschichte in diesem Genre erfüllte es mir die hinführenden Zutaten, die Momente des Zusammenfahrens und Erschreckens noch zu wenig. Zu dieser Tat liesse sich ein grösserer Rahmen abstecken, der durchaus mehr gruseligere Elemente einbeziehen kann.

Doch kurz zum Inhalt des vorliegenden Textes:

Das Blut rauschte Beth durch die Adern, als sie das Messer zu Boden gleiten ließ.

Das Wort gleiten löst mir ein behutsames Bild aus, ein schwebendes Messer. Dies wäre ja schon magisch, wirkte eher komisch, also schiene mir hier fallen die bessere Wahl.

Mit einem metallischen Klirren kam die Waffe auf dem Boden auf. Das Geräusch dröhnte laut in ihren Ohren wieder.

Auch hier klingt es mir zu fremd. Statt kam wäre schlug wohl der realistischere Ton. Wenn ich mir dann den Ton vorstelle, den Metall auf den Boden aufschlagend erzeugt, ist es weniger ein Dröhnen, vielleicht eher ein durchdringend hartes Scheppern in den Ohren.

Beth konnte sich nicht erklären[KOMMA] was passiert war. […] Beth wusste nicht einmal mehr den Grund für den Streit – war es wegen dem Geschirr?

Ich betrachte es zwar nicht als Richter, der nun über Beth urteilen müsste, doch auch als Leser, glaube ich ihr schlichtweg nicht, dass sie es sich nicht erklären, nicht mal an den Grund für den Streit erinnern konnte. Dies würde voraussetzen, dass sie unter einer Bewusstseinstrübung leidet, wofür ich jedoch kein Indiz erkennen konnte. Der eigene Schreck über das Geschehen könnte sie natürlich einen Moment aus der Fassung gebracht haben, sodass es ihr keinen zusammenhängenden Gedanken mehr zulässt. Als Leser erwarte ich da schon etwas mehr Greifbares, auch wenn es vielleicht nur als Andeutung auftritt. Es muss mir einen logischen Schlüssel geben, wieso sie eine solche Lücke geltend macht.

Jeden verdammten Tag hatte Tony ihr auf den Hinter gestarrt, den sie schwang wie eine Bordsteinschwalbe.

Hintern gestarrt, sonst wäre es nicht sehenswert.

:lol: Bordsteinschwalbe, gibt es die? Finde ich einen lustigen Namen und gibt mir dadurch dem Inhalt eine sympathische Auflockerung.

Es schaukelte sich so hoch[KOMMA] dass Beth nach dem Küchenmesser gegriffen hatte, blind vor Wut.

Der erste Stich war ein Unfall, reiner Instinkt.

So entspricht es wahrscheinlich der Protagonistin, da sie es sich nicht anders erklären kann. Unfall ist jedoch das falsche Wort, wenn es wie hier die Sprache des Erzählers ist. Ein solch spontanes, ungeplantes Geschehen wird mit dem Begriff Affekt präzis bezeichnet.

„Beth...“,

„Beth ...“, Leerschlag vor den Auslassungszeichen. Dasselbe dann auch noch im letzten Satz der Geschichte.

Sein Jammern stieß auf kalte Ohren bei Beth, die das Messer hatte fallen gelassen und nun vor seinem leblosen Körper stand.

Kalte Ohren bekomme ich derzeit, wenn ich nach draussen gehe. Es liesse sich hier etwa mit Gefühlskälte umschreiben. Dass sie das Messer fallen gelassen hatte, war bereits am Anfang erwähnt. Solche Doppelungen braucht es nicht, sind so nur Füllsel.

Vielleicht kannst du aus diesen Anmerkungen in etwa entnehmen, worauf es für eine gelingende Geschichte auch noch zu achten gilt. Hier würde ich aber vor allem noch Fleisch an den Knochen ansetzen, den Handlungsrahmen in einen grösseren Zusammenhang bringen, der sich dann zu dieser Tat zuspitzt. Diese darf sich dann ruhig auch noch etwas makabrer anbieten. Mir selbst gelingt es etwa besser Szenen realistisch auszumalen, wenn ich diese mir bildlich vorstelle, wie einen Film ablaufen lasse.

Soweit meine Gedanken. Viel Glück bei der weiteren Ausgestaltung der Geschichte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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