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Menschen im Kino

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21.03.2004
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Menschen im Kino

Menschen im Kino

Heute ging sie zum ersten Mal in ihrem Leben alleine ins Kino.

Sie war jetzt eine Single-Frau. Noch dazu eine, deren Freundinnen alle etwas besseres vor hatten. Trotzdem – raus aus dieser leeren Wohnung. Sie brauchte an diesem Abend nichts so sehr, wie das Wissen darum, dass Sie nicht der einzigste und einsamste Mensch auf dieser Welt war.

Die Schlange vor der Kasse war so lang wie eine überdimensionale Boa Constricta. Scheinbar gab es hier außer ihr nur Menschen im Doppelpack. Der größte Teil dieser Doppelpacks war zudem noch verschieden geschlechtlich. Eine Tatsache, die nicht unbedingt dazu beitrug, ihr das erwünschte Wohlgefühl zu schenken. Gut! Dann eben keine Geschenke, sondern einfach nur ein schöner Kinofilm mit klassischer Popcornbegleitung. Natürlich nur die mittlere Tüte. Die große ist ja nur etwas, wenn man zu zweit ... Mist! Schon wieder dran gedacht! Jetzt reichts – als anständige Single-Frau genießt man seinen Kinoabend. Also los!

Sie klappte ihren Sitz herunter und ließ sich auf das burgunderfarbenen Ding fallen, das die nächsten zwei Stunden ihren Hintern beherbergen sollte. Den zusammengerollten Mantel, den sie auf dem Arm trug, drapierte sie liebevoll auf dem Platz zur Linken. Als sie aufschaute, blickte sie direkt in zwei grüne Augen, die sie höchst interessiert musterten.

Dieser Kerl saß zwei Sitze neben ihr. Er lächelte anzüglich. Seine Augen funkelten ihr entgegen, als ob er es mit ihr in genau diesem Moment gerne tun würde. Auf dem dazwischenliegenden Kinosessel ohne Rücksicht auf ihren Mantel und sonstige Anwesende. Was denkt der sich eigentlich? Der Mantel war neu und hatte ein Schweinegeld gekostet. Dies war nur einer der Gründe, die dagegen sprachen.

Schnell drehte sie sich nach vorn zur Leinwand. Sie schlug die Beine übereinander.

Ihre Beine waren ziemlich wenig angezogen zwischen dem kurzen Rock und den langen schwarzen Stiefeln. Die Strümpfe glänzten aufreizend im schummrigen Eiswerbungsvorspannlicht. Sie wusste genau, dass seine Augen sich gerade nicht auf Cornetto & Co konzentrierten. Sie spürte die Wärme ihrer Oberschenkel. Dieser Typ erhitzte sie ungefragt mit seinen Feuer speienden Funkelaugen. Frechheit! Der Wärmestrahl seines Blickes wanderte ein kleines Stückchen höher.

Sie schluckte und rutschte ein wenig in ihrem unbequemen Sessel hin und her.

„Darf ich? Gewähren Sie mir den Zugang .... eeehm .... zum Eisverkäufer?“ Plötzlich stand er dicht neben ihr.

Sie merkte, dass sie ohne zu denken aufgestanden war. Jetzt war er so dicht vor ihr, dass sein Duft ihre Nase und damit auch ihren Mund zu seinem Hals zog.

Dieses willenlos machende Zeug sollte man sofort vom Markt nehmen. Außerdem wird einem schwindelig davon. Obendrein muss frau unweigerlich die Augen schließen und würde verdammt gerne leidenschaftlich geküsst werden.

Oder hatte er sich etwa doch von der Eiswerbung gefangen nehmen lassen, und sie war einfach nur eine verstörte Single-Frau, die es ziemlich nötig hatte. So teuer war der Mantel nun auch nicht gewesen, und Geld ist schließlich nicht alles im Leben.

Aber er wählte dieses eigenartige Wort – Zugang. Wahrscheinlich wollte er Zugang zu etwas ganz anderem. Etwas, das nur ihr gehörte. Etwas, das er in diesem Moment mehr begehrte als alles andere in diesem Universum.

Keine Sekunde länger würde sie es aushalten. Es platzte einfach aus ihr heraus: „Lass uns gehen. Jetzt sofort.“

Er genoss seinen Triumph sichtlich. Seine Hand streifte genussvoll ihre Hüfte, um sie noch ein bisschen mehr anzuheizen. Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte in ihr Ohr: „Diesmal hast Du es aber nicht lange ausgehalten. Aber mir geht es nicht anders. Ich will dich jetzt auch.“

Sie liebten dieses Spiel. Sie liebten die Leidenschaft. Sie liebten die Liebe. Sie liebten sich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Kompliment, Lara! Eine erotische Geschichte, die diese Bezeichnung verdient. Und geschickt erzählt: Ich habe bis zum letzten Absatz nicht Lunte gerochen, dass es sich um ein prickelndes und sicher sehr inspirierendes Paarspiel handelt.

Ich mag auch deine klare, eher lapidare Sprache. Aber auch dieses Schmuckstück könnte man meiner Meinung nach noch etwas verbessern. Meine Vorschläge:

Die Überschrift steht schon im Threadtitel, da musst du sie nicht noch mal an den Anfang der Geschichte setzen.

deren Freundinnen alle etwas besseres vor hatten.
... etwas Besseres

Sie brauchte an diesem Abend nichts so sehr, wie das Wissen darum, dass Sie nicht der einzigste und einsamste Mensch auf dieser Welt war.
Dieser Satz regt zu unnötig langem Grübeln an, was du damit meinst. Ich würde ihn ohne die doppelte Verneinung formulieren.

Scheinbar gab es hier außer ihr nur Menschen im Doppelpack. Der größte Teil dieser Doppelpacks war zudem noch verschieden geschlechtlich.
Vorschlag: "... Menschen in Doppelpacks, die zudem noch zum größten Teil verschiedengeschlechtlich waren."

Dann eben keine Geschenke,
Was für Geschenke?

Den zusammengerollten Mantel, den sie auf dem Arm trug, drapierte sie liebevoll auf dem Platz zur Linken.
Trägt man ein Mantelbündel nicht eher unter dem Arm? Ich würde den Relativsatz sowieso weglassen. Und "liebevoll"? Wie wäre es mit "sorgfältig"?

Dieser Kerl saß zwei Sitze neben ihr.
Wenn du statt "Dieser Kerl" "Der Mann" schreiben würdest, wäre es noch neutraler und unverfänglicher.

Auf dem dazwischenliegenden Kinosessel
Ich würde schreiben "auf dem Kinosessel zwischen ihnen"

Was denkt der sich eigentlich?
Bleib in der gewohnten Zeit: "Was dachte..."

Oder hatte er sich etwa doch von der Eiswerbung gefangen nehmen lassen, und sie war einfach nur eine verstörte Single-Frau, die es ziemlich nötig hatte.
Ist eine Frage, darum Fragezeichen am Schluss.

Diesmal hast Du es aber nicht lange ausgehalten.
"... hast du es aber..."
Ich will dich jetzt auch
Intensivier es noch etwas: "Ich will dich auch. Jetzt! Sofort!"

Bitte verzeih mir meine Pingeligkeit. Bin gespannt, was es noch von dir zu lesen gibt.

LG, Chica

 

Hallo Lara!

Im Großen und Ganzen gefällt mir deine Geschichte auch sehr gut!
Allerdings k&#246;nnte sie l&#228;nger sein. Ich f&#228;nde es interessanter, wenn zwischen der Szene >das Betreten des Kinosaals< und >das Verlassen des Kinosaals< noch mehr Spannung aufgebaut w&#252;rde. Ich finde, sie entdeckt ihn zu schnell.
Sprachlich st&#246;rt mich kaum Etwas, nur:

Zitat:
Sie brauchte an diesem Abend nichts so sehr, wie das Wissen darum, dass Sie nicht der einzigste und einsamste Mensch auf dieser Welt war.

>> Es gibt kein "einzigste", das hei&#223;t einzige.

Aber ansonsten: :-)

 

Dein Text, Lara, ist ein Beispiel dafür, dass man Lügengeschichten nicht in der Ich-Perspektive erzählen sollte – gerade erst haben wir im Autorenforum eine Diskussion darüber geführt.

Wenn auch du einige gute Einfälle hast – ich dachte eine Zeitlang, Chica hätte sich einen neuen Nicknamen zugelegt -, ist deine Geschichte von vorne bis hinten gelogen und konstruiert, dass es einen wie mich schaudert. Natürlich bin ich dir zuerst auch auf den Leim gegangen, dachte, die Prot ist schon ein bisschen komisch, aber okay, es gibt nichts, was es nicht gibt, aber dann kam die Auflösung und ich war not amused, um es vornehm auszudrücken.

Heute ging sie zum ersten Mal in ihrem Leben alleine ins Kino.
Sie war jetzt eine Single-Frau. Noch dazu eine, deren Freundinnen alle etwas besseres vor hatten.
Eine erwachsene Frau war noch nie allein im Kino? Wenig glaubhaft zwar, aber möglich. Aber das mit der Single-Frau und mit den Freundinnen ist schlicht gelogen, dient nur dazu, den Leser hinters Licht zu führen.
Der größte Teil dieser Doppelpacks war zudem noch verschieden geschlechtlich. Eine Tatsache, die nicht unbedingt dazu beitrug, ihr das erwünschte Wohlgefühl zu schenken.
Auch gelogen, die Ich-Protagonistin denkt das nur der Leser wegen, sie weiß ja, was in Wirklichkeit läuft.
Natürlich nur die mittlere Tüte. Die große ist ja nur etwas, wenn man zu zweit ... Mist! Schon wieder dran gedacht! Jetzt reichts – als anständige Single-Frau genießt man seinen Kinoabend.
Gespielte Szene! Für wen spielt sie sie? Für sich selbst? Außerdem nicht logisch. Sie ist zum ersten Mal allein im Kino und schon weiß sie, wie man einen Kinoabend alleine genießt.
„Darf ich? Gewähren Sie mir den Zugang .... eeehm .... zum Eisverkäufer?“ Plötzlich stand er dicht neben ihr.
Sie merkte, dass sie ohne zu denken aufgestanden war.
Niemand geht zum Eisverkäufer, wenn dafür andere Leute aufstehen müssen, aber du brauchtest halt einen Grund, sie aneinander zu bringen – es wirkt sehr konstruiert.
Oder hatte er sich etwa doch von der Eiswerbung gefangen nehmen lassen, und sie war einfach nur eine verstörte Single-Frau, die es ziemlich nötig hatte.
Noch einmal: warum macht sie noch dieses Theater? Sie hat ihn doch längst erkannt, seit dem sie ihren Platz gefunden hatte, weiß sie, wer er ist!

Ärgerlich. Der ganze Text ist ärgerlich. Schade um die Zeit, aber das musste mal gesagt werden.

Dion

 
Zuletzt bearbeitet:

Dion, ich kenne diverse Frauen, die noch nie ohne Begleitung im Kino waren. Ich selbst gehe öfters freiwillig allein in einen Film, aber das wird regelmäßig höchst erstaunt kommentiert, wenn ich es erwähne. Kino ist für viele Leute gleichbedeutend mit Geselligkeit, sie erleben es als soziales Versagen, allein zu gehen. Dieser Teil der Story ist schon plausibel.

Auf den Vorwurf des Leser-Belügens wäre ich nicht gekommen. Eine Ich-Geschichte spekuliert auf die Identifikation des Lesers mit der erzählenden Person, und diese schafft es im vorliegenden Plot, in ihrer Phantasie in die Identität einer völlig anderen Person zu schlüpfen. Man kann das Selbstlüge nennen, aber auch Spiel, und Sex & Spiel kann eine gelungene Kombination sein. Manche Paare ziehen sich auf einer Fete in die Besenkammer zurück und tun so, als hätten sie sich gerade erst kennen gelernt, wieder andere tun so, als sei er Freier und sie Professionelle. Wenn es die Leidenschaft belebt und erhält, ist ja nichts dagegen einzuwenden.

Wäre der Plot in der unpersönlichen Perspektive der 3. Person deiner Ansicht nach weniger betrügerisch? Oder wie würdest du die Geschichte erzählen, damit der Überraschungseffekt erhalten bleibt?

Chica

 

Chica,

vielen Dank für die lobenden Worte und die detaillierten Verbesserungsvorschläge, die ich sehr hilfreich finde.

Dein Lob ist mir übrigens ein doppeltes, da ich zwei Deiner Geschichten gelesen habe und sie ganz hervorragend fand.

Liebe Grüße

Lara

 

Dion,

vielen Dank für Deine Anmerkungen. Ich hoffe, dass sich Dein Ärger mittlerweile etwas gelegt hat.

Schade, dass Du meine Protagonistin zur bösartigen Lügnerin abgestempelt hast. Sie ist es nicht! Wie sollte sie in der Lage sein, derartige Emotionen zu entwickeln, wenn nicht all ihr Denken stimmig zu ihrem Spiel wäre. Sie muss sich sogar so tief in die (erdachte) Situation versenken, damit sie glaubwürdig ist. Sie denkt nicht des Lesers sondern ihrer selbst wegen.

Und die Sache mit dem Eisverkäufer:

Ich war ja auch schon mal im Kino (übrigens noch nie alleine). Aus meiner Erfahrung heraus lassen einige Kinogänger komplette Sitzreihen aufstehen, um ihren kulinarischen Gelüsten nachzugehen. Manche tun das sogar mehrmals und zwar meist, wenn sie in meiner Reihe sitzen.

Dass Du Dir ein so rücksichtsloses Verhalten nicht vorstellen kannst, ehrt Dich. Vielleicht wäre es aber mal wieder Zeit für einen Kinobesuch, um Dich auf Stand zu bringen. Filmtipp gefällig? Wie wärs mit "Findet Nemo", der ist garantiert vom Anfang bis zum Ende grundehrlich.

Sei lieb gegrüßt
Lara

 

@lara und @chica

Es ist bezeichnend, dass ihr beide mein Beispiel der einsamen Kinogeherin bringt, obwohl ich dazu erklärte, dass es Solches geben mag und ich daher nicht wirklich etwas dagegen habe. Warum? Fehlt es euch an Argumenten?

Das nur am Rande, worum es mir wirklich geht, will ich hier noch einmal aufzeigen:

Die Schlange vor der Kasse war so lang wie eine überdimensionale Boa Constricta. Scheinbar gab es hier außer ihr nur Menschen im Doppelpack. Der größte Teil dieser Doppelpacks war zudem noch verschieden geschlechtlich. Eine Tatsache, die nicht unbedingt dazu beitrug, ihr das erwünschte Wohlgefühl zu schenken.
An dieser Beschreibung ist nicht auszusetzen, das gibt es, und eine einsame Kinogeherin könnte wirklich so denken, d.h. sich ärgern über die Pärchen. Aber die Protagonistin ist nicht wirklich allein, sie ist auch im Doppelpack da, kann sich also nicht einmal in Gedanken über die Situation ärgern - der von mir hervorgehobene Satz hat nur den einen Zweck: den Leser hinters Licht zu führen.

Als sie aufschaute, blickte sie direkt in zwei grüne Augen, die sie höchst interessiert musterten.
Dieser Kerl saß zwei Sitze neben ihr. Er lächelte anzüglich. Seine Augen funkelten ihr entgegen, als ob er es mit ihr in genau diesem Moment gerne tun würde. Auf dem dazwischenliegenden Kinosessel ohne Rücksicht auf ihren Mantel und sonstige Anwesende. Was denkt der sich eigentlich? Der Mantel war neu und hatte ein Schweinegeld gekostet. Dies war nur einer der Gründe, die dagegen sprachen.
Schnell drehte sie sich nach vorn zur Leinwand. Sie schlug die Beine übereinander.
Die Situation ist hier ähnlich. Würde die Protagonistin den Mann nicht kennen – und der Leser denkt, sie kenne ihn nicht -, so wären ihre Gedankengänge nichts Außergewöhnliches. Aber sie kennt ihn, daher kann sie so nicht denken. Sie kann zwar so tun als ob sie ihn nicht kennte, aber sie kann nicht denken als ob.

Und hier bin ich bei der dritten Person als Erzähler. Diese Person könnte die Stellung eines neutralen Beobachters einnehmen und aus dem Tun der Protagonistin Vermutungen anstellen über ihre Beweggründe für dieses Tun. Das wäre etwas gänzlich Anderes, denn ein Beobachter kann sich ja irren. Er könnte zum Beispiel ihr (gespielt) grimmiges Gesicht beim Anblick der Pärchen als Neid interpretieren, oder das übereinander schlagen der Beine als Abwehrreaktion oder als auf sich Aufmerksammachenwollen deuten.

Noch einmal: es geht hier nicht um das Verhalten der Protagonistin, es geht allein um ihre Gedanken: die sind nicht ehrlich, obwohl sie das gar nicht sein können. Niemals.

Dion

 

Dion,

dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass die Gedanken der Protagonistin kein Betrug am Leser sondern ihr wahres Inneres sind.

Dion [/QUOTE]

Aber sie kennt ihn, daher kann sie so nicht denken. Sie kann zwar so tun als ob sie ihn nicht kennte, aber sie kann nicht denken als ob.

Für sie ist ihr Spiel während dieses Abends die Realität. Es existiert nichts daneben. Sie ist eine phantasievolle Frau, die sich so in das Szenario hinein versetzt, dass es nicht nur ihr Handeln sondern auch ihre Gedanken lenkt.

Natürlich weiß sie, bevor sie das Kino betritt, dass sie erwartet wird. Aber dieses Wissen blendet sie in der Situation aus und überdeckt es mit ihrer Phantasie. Sie könnte ansonsten nicht spielen. Sie könnte diese Dinge nicht fühlen. Wie eine gute Schauspielerin schlüpft sie in eine Rolle und vergißt eine zeitlang, wer sie wirklich ist.

Die Geschichte setzt erst im Kino an. Sie ist schon in ihre neue Identität geschlüpft und lebt das Leben einer anderen.

Wir Frauen können das. Glaub mir!

Lara

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo lara,

ich bin ein großer Freund von "Ich-Erzählungen", trotzdem würde ich dir bei dieser Geschichte zur Perspektive von außen raten, damit sie so reibungslos funktioneren kann, wie du es dir vorgestellt hast.
Bei dieser Geschichte hat die "Ich-Perspektive den Nachteil, dass du deine Protagonistin "falsch" vorbereiten musst, damit deine Pointe eine Überraschung bietet. Daduch zerstört die Pointe die Glaubwürdigkeit deiner Geschichte. Deine Protagonistin ist ja eben nicht aus Überlebenswillen tatsächlich als einsame Frau ins Kino gegangen, wie du es uns weis machen möchtest, sondern hat ein inszeniertes Spiel getrieben, welches alles vorher erzählte über den Haufen wirft. Das ist, wie eine Geschichte zu erzählen und am Ende "April April" zu sagen. Die Überraschung deiner Pointe kommt also nicht aus der Geschichte selbst, sondern lediglich aus der Tatsache, dass die geschilderten Gefühle und Emotionen nichts mit dem wahren Grund für den Kinobesuch zu tun hatten. Der ganze "Selbstmitleidseinsamkeitsschmuß" ist also letztlich nicht nur überflüssig, sondern eine Lüge am Leser um einer Pointe willen. Gute Pointen sind aber überraschend ohne vorher eine Lüge zu benötigen.
In der Erzählung von außen könntest du ohne diese "Ich bin so einsam und verlassen" Masche ja durchaus den Flirt im Kino beschreiben, ohne zu erwähnen, dass sich der Prot und der Mann kennen. Auch wenn deine Protagonistin selbstbwusst allein ins Kino geht, ist die Pointe noch stark egenug.

Einige stilistische oder orthografische Anmerkungen habe ich auch noch:

Sie brauchte an diesem Abend nichts so sehr, wie das Wissen darum, dass Sie nicht der einzigste und einsamste Mensch auf dieser Welt war
immer noch und immer wieder: der einzigste. Musikalisch empfehle ich Klaatu - The Loneliest Of Creatures
Was denkt der sich eigentlich?
Entweder du setzt als als Gedanken in wörtliche Rede oder du änderst die Zeit (Was dachte der sich eigentlich?)
Nichts gegen einfache Sätze, aber die beiden Informationen hättest du gern in einem Satz verquicken können.
Ihre Beine waren ziemlich wenig angezogen zwischen dem kurzen Rock und den langen schwarzen Stiefeln.
Du meinst "ziemlich unbekleidet", das würde ich auch eher so schreiben, da man unter angezogenen Beinen auch etwas anderes verstehen kann. Ich überlegte jedenfalls zuerst, wie sie es wohl macht, übereinandergeschlagene Beine anzuziehen, wenn auch nur ziemlich wenig. ;)
„Diesmal hast Du es aber nicht lange ausgehalten. Aber mir geht es nicht anders. Ich will dich jetzt auch.“
Aber mir geht es nicht anders lässt für mein Gefühl Zweifel an der Geilheit des Mannes aufkommen. Er hat noch viel zu viel Zeit ;)

Lieben Gruß, sim

 

Die Geschichte setzt erst im Kino an. Sie ist schon in ihre neue Identität geschlüpft und lebt das Leben einer anderen.

Wir Frauen können das. Glaub mir!


Ich halte dieses Verhalten für schizophren, lara, aber gut, wenn du meinst, für euch Frauen wäre das normal, dann bitte.

Bin jetzt allerdings sprachlos. Echt.

Dion

 

Die Situation, dass ein Kinogänger sich einen Weg zum Eisverkäufer bahnt, kenne ich auch. Wenn der Kinosaal voll besetzt ist, bleibt den Verkäufern manchmal zu wenig Zeit, um jede Sitzreihe abzufragen. Und wenn das Eis nicht zum Kunden kommt, geht der Kunde eben zum Eis.

Die Geschichte gefällt mir gut. Ich fühle mich von ihr nicht aufs Glatteis geführt, sondern gratulierte der Autorin zu dieser überraschenden Idee. Allerdings kann ich die Einwände von Dion teilweise nachvollziehen. Nicht nur Frauen, sondern jeder Mensch kann eine Zeitlang in eine andere Rolle schlüpfen. Der eine hat dafür mehr, der andere weniger Talent. Ob es einem Schauspieler gelingt, dermaßen in seine Rolle einzutauchen, dass er für diesen Moment sein wahres Ich vergißt, vermag ich nicht zu beurteilen.
In diesem Fall müßte die Prot die Tatsache, dass sie einen Partner hat und diesen im Kinosaal sehen wird, vollkommen aus ihrem Bewußtsein verdrängen. Ansonsten ist es kein erotisches Spiel, sondern medizinisch bedenklich.

Aber davon gehe ich jetzt mal nicht aus. Schließlich soll es auch Ehepaare geben, die sich heimlich in einem Hotel treffen und dort schöne Stunden verbringen. Wohlgemerkt ist das Paar miteinander verheiratet. :p

 

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