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Menschen/Affen

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27.02.2002
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Menschen/Affen

Klar scheint die Sonne am blauen Himmel in den kühlen Tag. Selten ziehen weiße Wolkenfetzen vor die leuchtende Kugel, die mit ihren Strahlen die Luft vom Grau des Winters zu reinigen scheint. Jeder Atemzug erinnert die Lungen an den nahen Frühling, frischen Mutterboden, die ersten Blüten des Jahres. Es ist ein perfekter Tag um die Starre der kalten Jahreszeit abzuwerfen, aus dem Haus zu gehen und stundenlang dem Sonnenuntergang entgegen zu laufen.

Auf dem Weg fliegen ungewohnte Laute durch den Tag, ein Schreien, ein Brüllen, nicht menschlich und nicht klar zu zuordnen. Verwundert über die Unterbrechung in der Monotonie der Stadtgeräusche wird die Quelle dieser unzivilisierten Frequenzen gesucht. Dann ist es offensichtlich, das Pärchen hat sich unbewußt während ihrem eigentlich verliebt ziellosen spazieren dem Zoo genähert. Dem Denkmal, daß sich die Spitze der Schöpfung geschaffen hat. Die niederen Wesen, eh bloß Tiere, wurden in Käfige, Terrarien und Volieren gesperrt damit sich der Mensch daran ergötzen kann. Es stört die beiden nicht, sie sehen nur Wunderbares um sich herum.

Arm in Arm drängt sich das Pärchen durch die Gebäude gelockt von den exotischen Tieren, bemerken kaum, daß sie vorbei an Eltern mit ihren Kindern, Rentnern, Schulklassen und gröhlenden Kindergartengruppen laufen. Die Zwei haben nur Augen für sich, haben sich erst vor Kurzem lieben gelernt. Alle anderen starren in die Auen der Gefangenen, klopfen an die Scheiben der Aquarien, versuchen die Tiere mit lächerlichen Lauten zu locken, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken um sagen zu können: „Guck mal, das hat mich gesehen.“

Hinter den Gitterstäben und Panzerglasscheiben werden diese Versuche der Kontaktaufnahme nur noch ignoriert, zuviel Schrecken hat tier schon gesehen, gefangen in der Heimat, transportiert in kleinen Kisten, gepfercht in lächerliche Versuche die Natur nach zu ahmen. Selbst der Löwe, der König der Jäger, liegt müde in seinem 30 Quadratmeter großen Reich und döst, nimmt keinerlei Geräusche wahr, hat seine Wachsamkeit verloren.

Küssend steht das Pärchen im Affenhaus vor dem Orang-Utan Gehege und hat in diesem Moment der innigen Hingabe die künstlich erhitzte tropisch warme Welt um sich herum vergessen. Ein Kind stellt fest, daß die Menschen dort vor der Glasscheibe interessanter sind als die Affen dahinter. Es zeigt aufgeregt auf das Pärchen, ruft laut seine Mutter, fragt was die beiden da machen. Lachend bemerken die zwei das Kind. Inzwischen wird es von seiner peinlich berührten Mutter weiter gezerrt und bekommt einen Klaps auf den entblößenden Zeigefinger. „Wir sind hier um die Tiere anzuschauen“, hört man die Mutter sagen, „und starr nicht so die Leute an, daß macht man nicht!“

Ein Orang-Utan Junges pinkelt seiner Mutter derweil auf ihr Fell, während diese unbeeindruckt an einem Salatkopf nagt und entgeistert den Kopf über die dumme Menschenmutter schüttelt.

[Beitrag editiert von: SignoreSalami am 02.03.2002 um 19:35]

 

Hey.

Da sitz ich schon seit Monaten an einem Text über Affen und Menschen, und jetzt das hier... :D

Also...die Einleitung hat mir gefallen. Einzig der Satz

...die leuchtende Kugel, die mit ihren Strahlen die Luft zu reinigen scheint.
schien mir persönlich leicht unlogisch, weil man besonders im Licht Staubpartikel und so in der Luft sehen kann. Oder meintest Du das irgendwie?

Das Schlendern des Pärchens durch den Zoo hätte ich gerne ein bisschen ausführlicher gesehen. Nicht viel, einen Absatz lang oder so.

Der letzte Absatz wirkt langatmig. Einfach mal zwischendurch Enter drücken könnte das schon ändern, oder die einzelnen Komponenten leicht ausbauen und zu mehreren Absätzen verarbeiten?

Die leichte Ironie am Schluss hat mir ein Grinsen abverlangt, denke deshalb, die Intention ist bei mir durchgedrungen. Vielleicht ist die Geschichte sprachlich noch verbesserungsfähig, um diese leise Pointe ein bisschen besser auszufeilen.

Diverse kleinere Rechtschreib- und Grammatikfehler, guck noch mal durch.

San

 

der schluss ist wirklich nicht schlecht, aber nichts im vergleich zu der stelle, als das kind mit seinem jungen, ungetrübten augen (und verstand?) das menschenpaar interessanter findet als die affen.

das fand ich wirklich gut.

sonst: ein bißchen mehr wäre evtl. wirklich noch herauszuholen. den versuch wärs sicher wert.

gruß,
franzl

 

Moin.

Danke das ihr meine Geschichte gelesen habt, schön das sie euch ein wenig gefallen hat.

@ Rabenschwarz:

Die Sonne Reinigt für mich im Frühling die Luft von den Niederschlägen im Herbst und im Winter, außerdem verschwindet der nervige Grauschleier, der über allem zu liegen scheint.
Mir ist auch aufgefallen, daß das Pärchen ein wenig in Nebensächlichkeiten verloren geht, werde versuchen sie stärker in den Vordergrund zu stellen.

@ franzl:

Ich freu mich jedesmal, wenn ich ein Kind sehe, daß mehr sieht als Erwachsene, wenn die Kiddies bloß ein bißchen leiser wären...

Werde das ganze noch mal durch gehen und schauen, daß ich eure Kritik dabei Berücksichtige.

Vielen Dank nochmal,

So long

Signore Salami

 

Sodele. Bin alles noch mal durchgegangen, hier und da ein paar mal Enter gedrückt ;) und siehe da: dank eurer Kritik hab ich eine Geschichte die mir besser gefällt als vorher.

So long

Signore Salami

 

Hi,
find den Aufbau sehr gut. Mit dem Pärchen steht der Leser plötzlich im Zoo. Dann noch die perverse Haltung der Freiheit beraubten Tiere, die sich die Menschen über sich ergehen lassen müssen. Und das Ende, wo die Rollen zwischen Mensch und Affe in Sachen Vernunft vertauscht sind. Ich habs gewusst, wir machen doch nur den Affen...
:D
Gruß avni

 

Hi avni.

Freut mich, daß dir die Story gefällt. Ich denke, wenn wir noch ein bißchen öfter den Affen machen würden, wäre einiges nicht so schlimm wie es momentan ist. Ich hab zumindest von noch keinem Affen gehört, der andere Affen mit Bombenteppichen eindeckt.

So long

Signore Salami

:ak47: :ak47: :ak47: :sleep: :ak47: :ak47:

 

Moin S. Salami.

Ich bin auch dafür, dass wir alle den Affen machen.
Dann essen wir Bananen, kratzen bei unseren Mitaffen im Fell, essen dessen Läuse und singen: "Wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss geklaut?"
Nein, Spaß beiseite. So ein Affendasein würde so manchen Menschen recht gut tuen!

Deine Kg gefiel mir gut. Nur finde ich, dass der romantische Anfang in deinem Text noch an ein paar weiteren Stellen durchbrechen sollte.

Das Ende ist klasse!

Lieben Gruß
Maya

 

Hi Maya20!

Komisch, du bist nicht die erste, die an dem Pärchen Interesse zeigt. Beim letzten mal hab ich schon ein bißchen mehr von den beiden eingebaut, mal sehen ob noch mehr geht, ohne das mir die Geschichte zu romantisch wird. :kuss:

Vielen Dank für deine Kritik,

So long

Signore Salami

 

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