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Mensch und Alien
„Ich habe Hunger.“
„Ich nicht.“
„Natürlich hast du keinen Hunger. Du bist ein Außerirdischer.“
„Auf das, was ihr Essen nennt, kann man gar keinen Hunger haben.“
„Du hast meinen Teppich gegessen. Das werde ich dir nie verzeihen.“
„Er hat so komisch gerochen.“
„Das ist der Unterschied zwischen uns. Wir Menschen essen nichts, was schlecht riecht.“
„Wahrscheinlich seid ihr deshalb so oft krank. Irgendetwas habt ihr doch immer. Allein schon eure dünne Haut. Peinlich.“
„Und du hast keine Augen. Das ist erst peinlich.“
„Mein Orientierungssinn ist trotzdem besser als deiner!“
„Von mir aus. Ich hole mir jetzt etwas zu essen.“
„Ich komme mit.“
„Lass meine Teppiche in Ruhe!“
„Im Bad roch es übel. Ich versuche es dort einmal.“
„Meinetwegen. Aber iss nicht wieder das ganze Klopapier.“
„Ich muss feststellen, du verbringst sehr viel Zeit in dem Raum, den ihr Küche nennt.“
„Isst du da meinen Duschvorhang?“
„Schon möglich. Eure Bezeichnungen sind einfach zu putzig. Duschvorhang, wirklich putzig.“
„Du kannst nicht einfach meine ganze Inneneinrichtung essen, verstehst du?“
„Nein.“
„Wenn du das machst, ist hier bald alles kahl.“
„So wie du?“
„Das hat überhaupt nichts mit Körperbehaarung zu tun, du Haarmonster, sondern mit Wohnlichkeit. Was du da isst, kostet Geld.“
„Wirklich? Ich musste nichts bezahlen. Im Bad war niemand.“
„Natürlich war da niemand. Das Zeug gehört mir. Wenn ich aber etwas neues holen will, muss ich dafür bezahlen. Ganz einfach.“
„Haben denn andere Leute keine Badezimmer?“
„Doch, aber das gehört wiederum denen.“
„Ihr seid schon eine komische Spezies. Anstatt jedem etwas zu geben, wollt ihr Geld dafür.“
„So läuft das nun mal bei uns. Das nennt man Marktwirtschaft.“
„Eher Quarkwirtschaft.“
„Ach halt die Klappe! Du bist ein Außerirdischer. Was verstehst du schon von den Wirtschaftsproblemen der Erde?“
„Erde, ha. Das klingt auch so putzig. Erde ist doch dreckig und schmutzig, nicht? Lebt ihr gerne im Dreck?“
„Es hat keinen Sinn mit dir zu diskutieren. Du kommst ständig vom Thema ab. Ich gehe jetzt Fernsehen gucken.“
„Das machst du aber auch häufig! Neulich kam dort ein Bericht über Leute, die viel Zeit in der Küche und vorm TV verbringen.“
„Und?“
„Ich glaube, ich habe dich gesehen.“
„Willst du damit sagen, dass ich fett bin?“
„Ich will damit sagen, dass ich mich wundere, warum du bei deinem Knochenbau noch nicht zusammengebrochen bist.“
„Wie nennst du mich immer? Elf?“
„Alf!“
„Was bedeutet das noch gleich?“
„Hach, vergiss das nicht ständig! Es heißt: Außerirdische Lebensform. Ich habe dir doch die Fernsehserie gezeigt.“
„Der Rothaarige mit der Ziehharmonikanase?“
„Genau der. Ein Außerirdischer, wie du. Deshalb Alf! Außerdem kann ich deinen richtigen Namen nicht aussprechen.“
„Der ist doch ganz einfach: HWh//rg.“
„Meine Rede, Alf.“
„Gehst du heute noch weg?“
„Nein, ich war doch schon arbeiten.“
„Bankangestellter Wilbur Smith.“
„Nur Bankangestellter. Wilbur Smith ist mein Name. So wie deiner Alf ist.“
„HWh//rg.“
„Sag ich doch.“
„Und du gehst arbeiten, damit du Geld erhältst, richtig?“
„Jepp.“
„Mit dem Geld kannst du doch Duschvorhänge kaufen.“
„Ich habe es dir doch schon einmal erklärt. Von meinem Gehalt muss ich Versicherungen, Strom, Wasser und Steuern bezahlen.“
„Aha. Ist das nötig?“
„Ja. Ohne Strom kann ich nicht fernsehen und Fabriken könnten nicht arbeiten.“
„Aha. Und Steuern?“
„Will der Staat haben, damit ich in seinem beschissenen Land wohne.“
„Aha. Und Versicherungen?“
„Durch eine Lebensversicherung kann man zum Beispiel viel Geld erhalten.“
„Wann?“
„Wenn man tot ist. Vergiss das!“
„Und Wasser?“
„Brauche ich. Ich muss mich doch waschen.“
„Ihr habt doch Flüsse.“
„Die sind verdreckt durch die Fabriken.“
„Ich verstehe euch Menschen nicht. Ihr macht es euch unnötig schwer.“
„Schau mal! Es hat aufgehört zu regnen.“
„Du gehst trotzdem nicht raus. Die fangen dich sofort weg.“
„Beim letzten Mal ist doch auch nichts passiert.“
„Bist du dir eigentlich im Klaren darüber, wie viel Glück du hattest, dass an diesem Tag Halloween war? Kleine, vollkommen behaarte Typen ohne Beine und Augen gibt es bei uns nun mal nicht.“
„Da sahen viele von denen aber schlimmer aus. Ohne Masken seid ihr allerdings richtig zum Fürchten.“
„Du gehst trotzdem nicht raus!“
„Und erst die Sachen, die ihr im Bad macht. Einfach widerlich. Verdauung. Pfui Teufel.“
„Dafür scheidest du aus, in dem du Haare verlierst und erneuerst. Das ist vielleicht abartig. Ich bin nur am Staubsaugen. Dafür braucht man übrigens Strom.“
„Nächste Woche Freitag kommt der Gartenfritze wegen dem Teich.“
„Ich verstehe nicht.“
„Es kommt ein Mann, der bei mir im Garten einen neuen Teich anlegt. Wie du dich vielleicht erinnerst, ist der alte Teich bei deiner Landung zerstört wurden.“
„Ach ja, die Punktlandung mit den ekligen roten Teilen, die in die Luft flogen.“
„Das waren meine Fische. Die sind eingegangen. Du hast das Becken zerstört und ausgesehen wie ein abgebrochener, klatschnasser Big Foot.“
„Warum willst du einen neuen Teich?“
„Hat etwas mit Wohnlichkeit zu tun. Das verstehst du nicht.“
„Ich glaube, ich habe gerade den Duschvorhang verarbeitet.“
„Ich hole den Staubsauger.“
„Was ist das denn?“
„Was?“
„Na das! Das dort! Was ist das?“
„Schrei doch nicht so! Das ist ein SGlp\\r. Ich nenne ihn DHk\\kr.“
„Sieht mir aber mehr nach einem Käfer aus.“
„Du sollst nicht so schreien. Das macht ihm Angst.“
„Er hat Angst? Ich habe Angst! Wie viele Beine sind das?“
„Dreiundzwanzig.“
„Der wechselt ja die Farbe. Wo hast Du den denn her?“
„Es ist meiner. Habe ihn selbst gezüchtet.“
„Heißt das, du hast ihn von deiner Welt mitgebracht? Hat er irgendetwas ansteckendes?“
„Warum willst du ihn dir anstecken? Das ist doch nur ein SGlp\\r.“
„Ist mir egal, was es ist. Es soll mir nur vom Leib bleiben.“
„Schrei nicht so!“
„Ist ihm gerade ein weiteres Bein gewachsen?“
„Ja. Toll, nicht? Er wird immer größer. Gute Züchtung.“
„Was macht er denn jetzt? Er kommt ja direkt auf mich zu. Sag ihm, er soll das lassen!“
„Wie soll das gehen? Er ist taub.“
„Scheiße, Mann. Er soll stehen bleiben!“
„Er spielt doch nur. Schrei nicht so!“
„Was sucht er denn an meinem Fuß?“
„Keine Ahnung.“
„Was sucht er denn an meinem Bein?“
„Keine Ahnung.“
„Was sucht er denn an meinem Rücken?“
„Keine Ahnung.“
„Was sucht er denn an meinem Gesicht?“
„Keine Ahnung.“
„Jetzt ist er an meinem Bauchnabel.“
„Jetzt weiß ich, was er sucht.“
„Was denn?“
„Einen Eingang.“
„HOL DAS DING RAUS!“
„Schrei doch nicht so!“
„Du sollst das Ding rausholen!“
„Und wie?“
„Das weiß ich doch nicht.“
„Ich auch nicht. Der wird schon irgendwann wieder rauskommen. Käfer, wie du ihn nennst, ist schnell gelangweilt.“
„Der zerstört mir aber vorher mein ganzes Innenleben.“
„Schon möglich. Das ihr Menschen überhaupt lebt, wundert mich täglich aufs Neue.“
„HOL DAS VIEH RAUS!“
„Schrei nicht so!“
„Du hast das Ding gezüchtet. Du musst doch wissen, wie du ihn wieder herausholen kannst.“
„Das kann ich nicht machen. Und schrei nicht so! Dir platzt noch eine Ader.“
„Wieso kannst du das nicht machen? Hol ihn raus!“
„Es geht nicht.“
„Aber wieso nicht?“
„Na, weil er dann stirbt.“
„WAS?“
„Schrei nicht so!“
„Ist dir der Käfer etwa wichtiger als ich?“
„Natürlich. So etwas wie dich würde ich nie züchten.“
„Komm schon, Alf. Wir sind doch Freunde. Ich habe dir im Teich das Leben gerettet. Du darfst meine Inneneinrichtung essen. Wir hatten schon eine Menge Spaß zusammen. Erinnere dich an den Alkoholabend.“
„Ich habe alle meine Haare verloren.“
„War doch lustig. Komm schon, du musst mir helfen.“
„Hmm?“
„Oder denke an das Mikrowellenessen.“
„Die Strahlung hat mich für einen Tag gelähmt.“
„Du musst mich retten! Ohne mich bist du hier aufgeschmissen. Das wäre dein Ende.“
„Andere Leute haben zwar auch Badezimmer, aber vielleicht hast du recht. Gut, ich helfe dir. Schluck das hier runter!“
„Hilft das gegen den Käfer?“
„Ja, es tötet ihn. Jetzt schluck das schnell runter!“
„Hab ich ja schon. Was war das eigentlich?“
„Na Gift. Wie soll der Käfer sonst sterben?“