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Mensch: ein Tier

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12.01.2014
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Mensch: ein Tier

Herr Richter war kein Kollege, der sich leicht für etwas begeisterte. Und erst recht billigte er es in keinster Weise, wenn man seine Prinzipien missachtete. Er war ein ordentlicher Mensch und ließ sich nichts zuschulden kommen. Er setzte klare Verhältnisse im Umgang mit anderen, indem er immer denselben Grad an Respekt vor seinen Mitarbeitern hegte, den sie auch ihm gegenüber aufbrachten. Schließlich lebte man in einer Gesellschaft, der Konfliktlösung mit Worten nicht ganz fremd waren, oder? Und ja, er gab doch sogar zu, ein Spießer zu sein. Die anderen jedoch gaben sich damit nicht zufrieden.
Der letzte Arbeitstag des aktuellen Quartals gipfelte in seinem missmutig hervorgepressten Bericht beim Abendessen. Umständlich von ihm herausgebrachte Worte über eine anstehende Betriebsreise nach Spanien versetzten Luise, seine Frau, augenblicklich in Hochstimmung: „He, das ist doch super! Paul, du wirst das mögen! Du spannst eine Weile aus, unternimmst was mit deinen Kollegen. Und gleich bist du wieder da. Du merkst gar nicht, wie sehr dir sowas fehlt.“
Beinahe Wort für Wort hatte Herr Richter solch eine Reaktion erwartet. Er schob den kaum angerührten Teller mit gebackenem Blumenkohl, auf den er sich schon den ganzen Tag gefreut hatte, von sich und schob seinen Stuhl nach hinten. Sorgsam achtete er darauf, mit den Stuhlbeinen nicht über den Teppichboden zu schleifen. Die Einrichtung hatte schließlich nicht unter seiner Laune zu leiden. Seinem 15-jährigen Sohn, der selten mehr als zwei Worte pro Mahlzeit mit ihm wechselte, signalisierte er:
„Du kannst meinen Blumenkohl haben, wenn du noch Hunger hast, ja?“
„Ich bin satt und du weißt doch, ich mag keinen Blumenkohl.“
„Natürlich, natürlich.“
Auf halbem Weg zur Treppe hielt Herr Richter inne, die Hand auf dem Geländer schaute er zurück. „Mit ist schon klar, dass du deine Meinung nicht wirst ändern wollen! Ich geh packen!“

Und das hatten sie jetzt davon! Anstatt pünktlich um achtzehn Uhr mit Luise zu skypen, um sich nach dem Wetter und Stand der Dinge erkundigen zu können, bezog Herr Richter nun schon seit einigen Stunden ausgerechnet Stellung in einer Stierkampfarena! Nach der einen oder anderen Cerveza saßen er und seine Kollegen nun hier. Alejandro, ihr Fremdenführer, hockte zu seiner Linken und fummelte in einer Tüte Erdnüsse herum. „Jetzt kommt der wichtigste Teil von allen, die Faena, das Finale des Stierkampfes“ erläuterte er in grobem Englisch. Das Schauspiel war schon eine ganze Weile vorangeschritten. „Hier sind nur noch Stier und Torero allein in der Arena. Mann gegen Tier. Damit kann der Stiertöter seinen edlen Mut und seine Überlegenheit unter Beweis stellen.“

Der Stier weiter unten in der Arena taumelte. Der schwarze Leib, schon grau vom Staub, war aufgeschunden von zahlreichen Stürzen. Aus den Seiten und Waden ragten abgebrochene Griffe von Speeren und Rinnsale aus Blut und Schweiß verkrusteten an manchen Stellen. Die Beine gaben ständig nach, die Sehnen der aufgeplatzten Schenkel pulsierten und zeichneten sich ab, als wollten sie die Beine von innen sprengen. Das Tier schnaubte, Blut und Geifer spritzten hervor. Ein weiteres Mal nahm es Anlauf und setzte, impulsiv brüllend, auf den Matador zu. Es war nicht mehr als ein Stürzen nach vorne.

„Aber das ist doch ethisch nicht vertretbar, oder?“ vergewisserte sich Herr Richter. Sein Hals war trocken geworden, nicht nur von den salzigen Nüssen oder den hohen Temperaturen. Dafür durchnässte seine Kleidung zusehends mehr und sein Deodorant versagte. Erst jetzt rief er sich ins Gedächtnis, zu atmen. „Ach, von der Fraktion stammen sie, wie?“ Alejandro hob vielsagend eine struppige Augenbraue. „Machen sie sich da mal keinen Kopf, die Tiere werden ihr ganzes Leben vor dem Kampf massiert, kriegen bestes Futter, sind rund um verwöhnt und“, ein dümmliches Grinsen saß auf seinen gelben Zähnen auf, „sie bekommen so viele hübsche Kühe zum Vergnügen, wie sie nur wollen. Wenn ich zwischen dem Tod als Mensch, der sich manchmal Jahre hinzieht, und dem dreiviertelstündigen Tod eines Stieres wählen könnte, ich wäre liebend gern Stier.“ Der Fremdenführer wandte sich wieder seinen Erdnüssen zu. „Außerdem ist der Stierkampf und der Beruf des Stiertöters Kultur, es unterhält das Volk, die Massen. Das nimmt uns keine Regierung einfach so weg, wie sie es seit ein paar Jahren versucht!“

Das Tier bewegte sich kaum noch. Es war zu einem großen Haufen von Fell, Schwärze und diversen anderen biologischen Ingredienzien zusammengesunken, der langsam auslief. Eine schmierige Lache vergrößerte sich um den Stier, doch nach wie vor hob und senkte sich sein Torso, noch immer strömte Leben durch seinen Körper. Und es kochte, es brannte. Andere Sinneseindrücke verdrängend, schien seine Wut die Arena zum Schwelen zu bringen. Die im Sonnenschein gleißend hin und her schwenkende Degenspitze auf Augenhöhe erhoben, näherte sich der Matador dem Stier. Theatralisch ließ er das rote Tuch vom gestreckten Arm zu Boden fallen, dann ruckte sein Arm nach hinten, um die Klinge zwischen des Stieres Schulterblättern dessen Herz zu durchstoßen. Just in diesem Moment baute sich das Tier in einem Satz wieder auf. In einer letzten Kraftanstrengung wirbelte es ringsum Staub auf, dann rammte es grollend sein Horn in den Oberschenkel des Matadors. Dieser knickte um und umfasste kreischend sein Bein. Blut schoss in einem prallen Strahl hervor, tropfte in den Staub. Noch bevor einige Helfer am Rande der Arena herbeieilen konnten, raffte sich der Matador an der Flanke des Stiers auf dessen Rücken hinauf. Den Hut hatte er verloren, seine Kleidung war von Schmutz bedeckt, die rechte Wange überzog ein klaffender Schnitt.

Herr Richter sah, dass der Matador lachte. Ein grimmiges, bitteres Lachen aus tiefstem Inneren wallte über dessen Gesichtszüge, die Muskulatur zuckte krampfhaft, während seine Augen jedoch ungebrochen strahlten. Dem ganzen Publikum zeigte er die Zähne und reif mehrmals aus: „Sí, sí!“
Mann gegen Tier. Leben gegen Leben.

Buhrufe aus dem ganzen Rund der Tribüne wurden laut. Es wurde mit Snacks, anderen Gegenständen und Beleidigungen geworfen. Auch Alejandro war aufgesprungen. „Das ist vollkommen unehrenhaft! Was denkt dieser Torero, wer er ist? Das hier ist keine Schlachtbank, es geht hier um die hohe Kunst des Tötens eines Stieres, es geht um eine glanzvolle Tat!“ Herr Richter saß nur umso stiller und regungsloser da. Er war an den vordersten Rand seines Sitzplatzes gerutscht, beugte sich noch weiter vor und hatte den Kopf mit beiden Händen umgriffen, als blicke er sonst instinktiv weg. Gedanken wurden von dem Gesehenen in sein Hirn gestochen: Das ist doch furchtbar, es ist brutal, es ist barbarisch! Diese beiden Lebewesen dort unten bekämpfen sich bis auf den letzten Blutstropfen, sie zerfetzen sich! Wie kann so etwas von Menschen gebilligt werden? Warum findet ein Mensch daran Gefallen? Was legt es in ihm frei?

Mit animalisch spitzem Schrei rammte der Matador triumphierend seinen Degen an der Wirbelsäule des Stiers vorbei, durch sämtliche Organe hindurch. Tief in dessen Körper eingegraben blieb er bis zum Heftansatz stecken. Wie eine Marionette, die von ihren Fäden gekappt wurde, sackte der Stier zusammen, die Beine knickten in verschiedene Richtungen ein. Mit einem dumpfen Schlag kam der tote Rest zum Liegen.

Herr Richter unterdrückte ein aufkommendes Würgen und schaffte sich Platz. Mit groben Stößen drang er durch die Sitzreihen, dann hastete er los. Blut troff sein Kinn herab, er hatte sich die Oberlippe aufgebissen. Wieder und wieder zog er an dem schweißdurchtränkten Hemd, das an seinem Oberkörper haftete. Vor seinen Augen huschten glänzende Schlieren, wie in Trance durchschritt er das Tor.
Tief erschüttert stolperte Herr Richter aus der Arena und die steinernen Stufen hinab. Sein Ziel war das Vereinshaus, um sich als Torero einzuschreiben.

 
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Servus Nombreux

Bemüht. Sprachlich sehr inhomogen und bisweilen nachlässig. Kein durchgängiger Stil. Stellenweise stilistisch arg gesucht und unbedarft.
Das sind ein paar Beschreibungen, die sich mir nach dem Lesen deiner Geschichte aufdrängten. Also stilistisch konnte mich der Text leider nicht überzeugen. Für mein Gefühl schießt du mit deinem augenscheinlichen Bemühen, literarisch hochwertig zu schreiben, gewaltig übers Ziel. Es finden sich immer wieder auch durchaus gelungene Stellen, das schon, dazwischen aber regelrecht verschrobene Satzkonstruktionen und eigenwillige Wortkreationen, ja, irgendwie gelang es der Erzählsprache nicht, mich in die Geschichte zu ziehen. So ein angenehmer, schöner Flow wollte sich mir beim Lesen nicht einstellen, das holpert manchmal schon gewaltig.

Herr Richter war kein Kollege, der sich leicht für etwas begeisterte.
Die „Bester packendster erster Satz ever-Challenge“ gewinnst du damit wohl kaum.

Und erst recht billigte er es in keinster Weise,
Wenn ich das einen Politiker in den Nachrichten sagen höre, pfeffere ich in der Regel einen Aschenbecher in den Fernseher oder eine Bierflasche.
Diesen absurden Superlativ in einem literarischen Text lesen zu müssen lässt mich erst recht mit den Zähnen knirschen.

Schließlich lebte man in einer Gesellschaft, der Konfliktlösung mit Worten nicht ganz fremd waren [war], oder?

Und ja, er gab doch sogar zu, ein Spießer zu sein. Die anderen jedoch gaben sich damit nicht zufrieden.
Womit? Selbst Spießer zu sein, oder mit des Protagonisten Eingeständnis, einer zu sein?

Der letzte Arbeitstag des aktuellen Quartals gipfelte in seinem missmutig hervorgepressten Bericht beim Abendessen.
Der Satz klingt einfach furchtbar.

Seinem 15-jährigen Sohn, [fünfzehnjährigen] der selten mehr als zwei Worte pro Mahlzeit mit ihm wechselte, signalisierte er:
Er signalisierte? Äh, mit Morsezeichen? Mit Flaggen?

„Du kannst meinen Blumenkohl haben, wenn du noch Hunger hast, ja?“
Nein, er sagt es schlicht.

Auf halbem Weg zur Treppe hielt Herr Richter inne, die Hand auf dem Geländer
Auf halbem Weg vom Esstisch zur Treppe? Wenn er die Hand schon auf dem Geländer hat, kann die Treppe höchstens einen Meter entfernt sein.

Versteh mich nicht falsch, Nombreux, ich will mich nicht lustig machen über gewisse Formulierungen, sondern dir damit nur verdeutlichen, wie unnötig kompliziert du stellenweise schreibst. Oftmals wäre weniger einfach mehr.
Überhaupt ist der erste Abschnitt für mich der schwächste des Textes. Schon klar, du führst hier deinen Protagonisten ein, und der ist nun mal ein nicht rasend spannender Charakter, um nicht zu sagen, ein tröger Spießer, und das schlägt sich dann auch auf die ganze Stimmung dieser Absätze nieder, die wirken irgendwie so trist und farblos, so altbacken und vorgestrig auf mich.

um sich nach dem Wetter und [dem] Stand der Dinge erkundigen zu können, bezog Herr Richter nun schon seit einigen Stunden ausgerechnet Stellung in einer Stierkampfarena!
Stellung beziehen ist ein einmaliger Vorgang, der in dem Fall mit dem Betreten der Arena und dem Hinsetzen auf die Zuschauertribüne abgeschlossen ist. Für den stundenlangen Verbleib Richters in der Arena musst du dir einen anderen Begriff suchen.

Das Schauspiel war schon eine ganze Weile vorangeschritten.
Das klingt auch wieder so, äh, ich wiederhole mich, gesucht hochsprachlich und dabei einfach nicht richtig.

Der Stier weiter[?] unten in der Arena taumelte.

„Aber das ist doch ethisch nicht vertretbar, oder?“ vergewisserte sich Herr Richter.
Das stimmt so auch nicht. Durch eine Antwort wird einem etwas vergewissert, nicht durch eine Frage.

dann ruckte sein Arm nach hinten, um die Klinge zwischen des Stieres Schulterblättern dessen Herz zu durchstoßen.
Der Satz stimmt hinten und vorne nicht.

Just in diesem Moment baute sich das Tier in einem Satz wieder auf.
bäumte sich auf, sprang auf, fuhr hoch, rappelte sich hoch, ... da gäbe es genug passendere Begriffe.

Blut schoss in einem prallen Strahl hervor, tropfte in den Staub.
Das ist ein Widerspruch. Und du meine Güte, ein praller Strahl. Klingt ebenso bemüht wie

bitteres Lachen wallte über dessen Gesichtszüge

Das meinte ich mit vergeblichem Ringen um Literarizität.

Noch bevor einige Helfer am Rande der Arena herbeieilen konnten,
Schon wieder so eine Nachlässigkeit. Entweder bleiben die Helfer am Rande, oder sie eilen vom Rande herbei.
Noch bevor einige Helfer, die am Rande der Arena bereitstanden, herbeieilen konnten, ... bzw. Noch bevor einige Helfer vom Rande der Arena herbeieilen konnten, ...
So wärs richtig, und nein, das ist jetzt keine Haarspalterei, sondern solche Sachen hauen mich wirklich aus einem Text raus.

raffte sich der Matador an der Flanke des Stiers auf dessen Rücken hinauf.
sich aufraffen, okay. Aber sich hinaufraffen?

Ab da habe ich die Geschichte dann mehr oder weniger nur noch überflogen, einfach weil sie mir stilistisch einfach nicht gefiel, bzw., um es noch etwas relativierender zu sagen, meinen Geschmack halt nicht traf.
Das Ende, oder nennen wir es ruhig die Schlusspointe, hab ich natürlich noch mitbekommen. Und ich muss zugeben, die fand ich gar nicht mal unwitzig, auch wenn sie schon ziemlich an den Haaren herbeigezogen zu sein scheint. (Erinnerte mich eine bisschen an die Kurzgeschichte von Max Frisch, in der eine Mann Zigaretten holen geht, um dreißig Jahre später von der Fremdenlegion zurückzukehren, oder so ähnlich.)

Was kann ich dir raten, Nombreux?
An deiner Stelle würde ich versuchen, die Geschichte vielleicht noch mehr in Richtung einer Groteske zu drehen, den entsprechenden Schluss hättest du ja schon mal. Und sie darüber hinaus sprachlich radikal zu bereinigen, zu vereinfachen, die Syntax zu entkomplizieren, und besonderes Augenmerk auf Satzrhythmik zu legen. Oftmaliges sich selbst laut Vorlesen kann Wunder bewirken.

Und damit das jetzt nicht zu unerfreulich für dich klingt, möchte ich mit einem Satz von weiter oben
enden: Es finden sich immer wieder auch durchaus gelungene Stellen.

offshore

 

Hallo Nombreux

So richtig ernst nehmen kann ich deine Geschichte nicht.

Der Stier weiter unten in der Arena taumelte. Der schwarze Leib, schon grau vom Staub, war aufgeschunden von zahlreichen Stürzen. Aus den Seiten und Waden ragten abgebrochene Griffe von Speeren und Rinnsale aus Blut und Schweiß verkrusteten an manchen Stellen.

Ein Stier mit Waden?

Das Tier bewegte sich kaum noch. Es war zu einem großen Haufen von Fell, Schwärze und diversen anderen biologischen Ingredienzien zusammengesunken, der langsam auslief.

Biologische Ingredienzien? - Da kommen mir Gewürze wie Muskatnuss, Oregano und Dill in den Sinn.

Es wurde mit Snacks, anderen Gegenständen und Beleidigungen geworfen.

Das wirkt, als würdest du meinen, sie hätten Beleidigungen wie Gegenstände in die Arena geworfen.

Mit animalisch spitzem Schrei rammte der Matador triumphierend seinen Degen an der Wirbelsäule des Stiers vorbei, durch sämtliche Organe hindurch.

Der Degen ging also neben der Wirbelsäule vorbei, dann hinauf ins Hirn, dann hinunter in den Hoden, dann durch alle vier Mägen; sprich den Pansen, den Netzmagen, den Blättermagen, den Labmagen, und dann noch weiter bis alle Organe durchstochen waren.

Na ja, ich denke, die Geschichte kann noch verbessert werden, sehr sogar.

Gruss teoma

 

Hallo Nombreux,

abgesehen von der Geschichte, kommt es mir persönlich auch drauf an, wie gut sich der Text lesen lässt. Und Dein Text, bzw. Deine Schreibweise ist hochkompliziert, wenn ich das mal so sagen darf. Ich denke Du hast versucht, Deine Sätze so gut wie möglich zu schreiben. ... Jetzt könnte man annehmen, du bist ein Mann ;-) nicht böse gemeint. Du hast versucht Deine Sätze mit Informationen zu füllen, sie kurz zu halten und zugleich "gut" zu formulieren. So denkt ein Mann! Kurz und knapp, in der Kürze liegt die Würze, das Wichtigste eben. ;-) Nein, nicht was ihr denkt ... ts ts ts ... Eine Frau hingegen plappert einfach drauf los ;-) ebenfalls nicht böse gemeint. *hust* ... Aber die Sätze sind länger, hören sich nicht nur besser an, sondern werden auch besser verstanden. ... also meinstens zumindestens ... *grins*... Und darum geht es ja schließlich auch, oder? ... Und um es gleich zu erwähnen, da sonst diese Frage auftaucht: Ich bin ein Mann :-)

Herr Richter war kein Kollege, der sich leicht für etwas begeisterte. Und erst recht billigte er es in keinster Weise, wenn man seine Prinzipien missachtete. Er war ein ordentlicher Mensch und ließ sich nichts zuschulden kommen. Er setzte klare Verhältnisse im Umgang mit anderen, indem er immer denselben Grad an Respekt vor seinen Mitarbeitern hegte, den sie auch ihm gegenüber aufbrachten.
Show, don't tell: Ich denke Charakterzüge sollten wenn möglich nicht beschrieben werden, sondern gezeigt werden. Beschreibungen wirken eher behauptet, aber nicht bewiesen.

Schließlich lebte man in einer Gesellschaft, der Konfliktlösung mit Worten nicht ganz fremd waren, oder?
Das ist eine eigene Meinung von Dir, oder? Denke, hat hier nix zu suchen. Überlass sowas lieber den lesern.

Der letzte Arbeitstag des aktuellen Quartals gipfelte in seinem missmutig hervorgepressten Bericht beim Abendessen. Umständlich von ihm herausgebrachte Worte über eine anstehende Betriebsreise nach Spanien versetzten Luise, seine Frau, augenblicklich in Hochstimmung:

Blut schoss in einem prallen Strahl hervor, tropfte in den Staub. Noch bevor einige Helfer am Rande der Arena herbeieilen konnten, raffte sich der Matador an der Flanke des Stiers auf dessen Rücken hinauf.

Buhrufe aus dem ganzen Rund der Tribüne wurden laut. Es wurde mit Snacks, anderen Gegenständen und Beleidigungen geworfen.

Blut troff sein Kinn herab

Das sind so ein paar Sätze die mir die Schuhe ausgezogen haben.

Liebe Grüße
Farbklecks

 

Hallo Nombreux

Die Figur und das Erleben Deines Protagonisten hast Du wahrlich wortreich dargelegt. Vom Stil her eigenartig, da es in einer Sprache eröffnet, die ich dem Autor den Du momentan als Lesestoff ausweist, zugesprochen hätte. Es ändert sich dann, als das Geschehen in der Arena seinen Lauf nimmt.
Insgesamt hat es als Bild eines Stierkampfs durchaus eine gewisse suggestive Wirkung, zeigt Facetten, die die Besucher solcher wohl faszinieren. Du verwendest das Motiv anscheinend als vermeintliches Gleichnis für den Charakter Deines Protagonisten, wie sich der Schlusssatz weist: „Sein Ziel war das Vereinshaus, um sich als Torero einzuschreiben.“
Nur ist es insofern ein nicht gelingendes Konstrukt, da es psychologisch auf höchst wackligen Beinen steht. Dein Protagonist, Herr Richter – sein Namensvetter Horst Eberhard würde sich bei einer solchen Darstellung wohl im Grab umdrehen -, hat einen zwanghaften Charakter. Dies bildet keinen Anhaltspunkt, welchen ihn als Matador prädestinieren würde. Ich glaube zwar nicht, dass Toreros unter bestimmten Charakteren zuordnungsbar sind, wenn dem aber so wäre, dann wohl eher jene, deren Züge histrionisch oder narzisstisch dominieren. Insofern wirkte es mir nicht sehr gelingend.

Der Titel wirkt mir etwas befremdlich, in seiner Aussage desorientiert. Sollte es darauf hinzielen, das Verhalten des Menschen (Torero) als tierisch zu bezeichnen, dünkt es mich verfehlt, da ein Tier instinktiv aber nicht aus Machtgefühlen oder Freude daran solche auszuleben tötet.

Das Spiel mit Worten, das Du praktizierst, kann durchaus reizvoll sein. Doch sollten die Inhalte dann nicht die Wirklichkeit und ihren Sinn beugen. Auf Einzelnes wurdest Du schon hingewiesen, Deine Reaktion darauf, die die Mühe Deiner Kommentatoren respektiert, steht noch aus.
Zu einzelnen „Spielereien“ noch ein paar konkrete Hinweise:

Er setzte klare Verhältnisse im Umgang mit anderen, indem er immer denselben Grad an Respekt vor seinen Mitarbeitern hegte, den sie auch ihm gegenüber aufbrachten.

Folglich einzig reflektiertes Verhalten, das in praxi wohl eher scheitern müsste und schnell mal in Widerspruch zu Konfliktlösungen mit Worten gereichen könnte. Oder herrschte zwischen ihm und seinen Mitarbeitern einhelliger Respekt? Dies würde mich verwundern.

Es war zu einem großen Haufen von Fell, Schwärze und diversen anderen biologischen Ingredienzien zusammengesunken, der langsam auslief.

Konfuse Wortwahl. Die Körpermasse eines Tieres mit biologischen Ingredienzien zu umschreiben ist nicht nur unkonventionell, sondern Blödsinn. Auch wenn Duden für Ingredienzien synonyme wie etwa Bestandteile zulässt, ist die Sinngebung bei Verwendung zu beachten.

Mit animalisch spitzem Schrei rammte der Matador triumphierend seinen Degen an der Wirbelsäule des Stiers vorbei, durch sämtliche Organe hindurch.

Auch hier eine Aussage, die jeglicher Realität entbehrt. Stell Dir all Deine Organe vor und überlege Dir die Platzierung bei einem Stier.

Und noch eine Kleinigkeit:

Mit ist schon klar, dass du deine Meinung nicht wirst ändern wollen! Ich geh packen!“

Mir

Trotz meiner Vorbehalte nicht ungern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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