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Melog

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28.09.2011
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Melog

Melog ... Melog ... irgendetwas verbindet mein Gehirn mit diesem Ausdruck.
Seltsame Bilder rasen durch meinen Kopf, wenn ich an diesen Ausdruck denke. Bilder die unmöglich der Realität entsprechen können.
Aber wie definiert ein Mann die Realität, der soeben die Augen in einem weißen Raum ohne Fenster geöffnet hat? Eine Neonröhre sorgt für saubere Atmosphäre. Eine Tür gegenüber von mir, die einen Spalt weit geöffnet ist, lässt mich annehmen, dass ich kein Gefangener bin. Das ist gerade der einzige Anhaltspunkt meiner Existenz.
Die Tatsache, dass ich in der Lage bin mir über eben diese Gedanken zu machen lässt mich annehmen, dass ich wohl so etwas wie eine Persönlichkeit besitze. Wenigstens Fragmente davon.
Melog? Ist das mein Name? Ich glaube nicht. Wenn ich an mir heruntersehe, sehe ich eher einen Allerweltskerl. Ich erinnere mich an mehrere Männer, die die gleiche Statur wie ich haben und die gleiche Kleidung tragen. Wer sie sind, weiß ich nicht. Sie kommen und gehen vor meinem inneren Auge wie Geister.
Auf meiner ansonsten farblosen Hose bemerke ich drei große, dunkelrote Flecken. Auf meinem weißen T-shirt sind mehrere hellere Spritzer im selben Farbton.
Ich scheine keine Verletzungen zu haben. Habe ich Erdbeeren oder Kirschen gegessen? Ich glaube nicht. Neben dem schwarzen Ledersessel in dem ich sitze, steht auf einem kleinen schwarzen Beistelltisch ein Teller mit Äpfeln. Dies lässt mich annehmen, dass Äpfel meine Lieblingsspeise sind. Oder mein einziges Nahrungsmittel. Es ist mir egal, ich habe keinen Hunger. Mir wird kalt. Erst jetzt bemerke ich, dass ich barfuß bin. Ich ziehe meine Knie an den Körper um mich zu wärmen. Dabei bemerke ich, das meine kohlrabenschwarzen Sohlen, Abdrücke auf den weißen Fliesen hinterlassen.
Meine Finger sind knöchrig, aber sauber. Nur meine Nägel haben die gleiche Schwärze. Ich rieche an ihnen. Riecht seltsam. Wie lehmige Erde. Vielleicht bin ich Gärtner. Vielleicht sind die roten Flecken nur irgendein neuartiger Dünger.
Das Bedürfniss mich zu Waschen steigt in mir auf. Ein sehr starkes, ununterdrückbares Bedürfnis. Der modrige, feuchte Gestank hat sich in meiner Nase festgesetzt. Der ganze sterile Raum scheint danach zu riechen. Ich komme zu der Annahme, dass ich die Sterilität im Allgemeinen sehr mögen muss. Sonst würde mich der Geruch von nassem Erdreich nicht so aus der Fassung bringen.
Als ich mich aus meinem Sessel erhebe bemerke ich wie klein ich bin. Oder ist die Tür zu groß? Die Klinke befindet sich auf der Höhe meines Brustkorbs.
Die Tür besteht aus äußerst massivem Holz. Oder meine Kräfte haben mich verlassen. Ich muss mich wirklch zusammennehmen, um sie nach außen aufzudrücken. Glücklicherweise ist sie schon einen Spalt geöffnet. Ich muss nur wenige Zentimeter schieben, um mich wie ein Hund durch den Engpass zu quetschen.
Vor mir erstreckt sich ein dunkler Flur. Instinktiv weiß ich, dass sich rechts neben mir ein Lichtschalter an der Wand befindet. Als ich ihn drücke und der Gang jetzt ebenfalls in sterilem Neonlicht erstrahlt, bereue ich die Entscheidung aus meinem Sessel aufgestanden zu sein.
Ein Bach aus Blut scheint sich auf mich zuzuschlängeln. Als ich genauer hinsehe bemerke ich, dass das Blut bereits geronnen ist. Ich folge dem Bach zu seiner Quelle und gehe dabei auf Zehenspitzen. Meter für Meter schleiche ich mich voran, während ich die Augen nur auf den roten Rinnsal richte.
In einer Niesche der Wand liegt die Quelle.
Im Hals des leblosen Menschen, der dort auf dem Boden liegt, klafft ein riesiges Loch. Er hat die selbe Statur wie ich. Die Kleidung gleicht meiner ebenfalls. Der Mann umklammert mit angstverzerrtem Gesicht einen Blumentopf, der früher einmal Erde befüllt war. Nun hat sich der Großteil davon mit seinem Blut vermischt und bildet ein Moor unter seiner Leiche.
Wieder schwängert der Geruch von Lehm die Luft. Diesmal hat er sich hier mit dem Gestank von altem Blut gepaart. Ich kann das Eisen förmlich auf der Zunge schmecken.
Wenn ich nicht kotzen will muss ich sofort weiter. Da vorn, nur fünf Meter entfernt, ist eine Tür.
Bitte lass es ein Badezimmer sein oh großer Go...l...e....m. Sicher wollte ich an Gott denken. Golem? Ergibt keinen Sinn für mich.
Ich tapse weiter auf Zehenspitzen in Richtung Tür. Erleichtert stelle ich fest, dass auch sie einen Spalt offen ist. Ich drücke sie mit aller Gewalt auf.
Eindeutig ein Badezimmer. Links eine Badewanne. An der Decke die obligatorische Neonröhre, die automatisch beim Betreten des Raums anschaltet. Rechts neben mir an der Wand hängt ein Spiegel der mich sofort magisch anzieht. Ich will mein Gesicht sehen. Wie mag der Mann aussehen, der der Herr der weißen Zimmer und des schwarzen Sessels ist? Sicher kann ich die Bilderflut meiner Gedanken ordnen, wenn ich ihnen ein Gesicht geben kann.
Doch das was ich zu sehen bekomme, erschüttert mich noch mehr als der Mann im Flur.
Mein Gesicht. Das kann unmöglich mein Gesicht sein. Diese kalten, getriebenen Augen. Diese blasse Fratze, fast so weiß wie alles um mich herum. Und dann noch die Spuren eines Tieres. Aus meinem Mund quillt getrocknetes Blut und versickerte im Kragen meines T-shirts.
Waren das etwa die Flecken auf meiner Kleidung? Was bin ich, dass ich einem Mann der fast mein Ebenbild war so etwas antun konnte? Das kann nicht ich gewesen sein.
Darüber will und kann ich nicht nachdenken. Diese Vorstellung kann kein menschlicher Geist ertragen.
Ich reiße mir die Kleider vom Leib, schmeiße sie in eine Ecke und eile zur Badewanne. Nachdem ich hastig hinein gestiegen bin, nehme ich die Duschbrause und stecke sie mir so tief es geht in den Mund. Das Wasser muss nicht temperiert sein. Ich drehe das rote und das blaue Ventil voll auf.
Ein anfänglich eiskalter Strahl Wasser spült meinen Mund aus und färbt sich rot. Erst als das Wasser klarer und wärmer wird beginne ich den rest meines Körpers zu waschen. Nach gut 15 Minuten beginne ich mich tatsächlich zu entspannen. Ich lege meinen Kopf etwas zurück und schnaufe tief durch. Die feuchte Luft scheint meine Lunge zu reinigen.
Weit entfernt wird eine Tür geöffnet, deren lautes Knarren andeutet, dass sie noch größer sein muss als die mir bisher bekannten Türen. Der Knall, den sie verursacht als sie geschloßen wird, geht in eine lange Folge aus dumpfen, schweren Schritten über. Je näher sie kommen, desto lauter und bedrohlicher wirken sie auf mich. Schließlich betritt ein wahrer Koloss den Flur außerhalb des Bades. Die Person muss Blei an den Füßen tragen, anders kann ich mir die Lautstärke der Fußtritte nicht erklären.
Ich stelle das Wasser ab und verhalte mich so still wie möglich. Zu atmen erfordert meinen ganzen Mut. Wer ist diese riesige Kreatur? Hat sie vielleicht den Mann im Flur getötet? So muss es sein und jetzt bin ich dran.
Nur noch Sekunden, dann werde ich nicht mehr Herr meiner Selbst sein. Die Angst macht dich zum Tier. Du wirst nur noch ein Überlebensprogram abspulen, das vor allen Dingen aus Fluchtreflex und der Bereitschaft dein Leben mit allen Mitteln zu verteidigen, besteht.

MEEEEEELOG!!! ZEIGE DICH!

Die Wände scheinen zu beben. Der Spiegel an der Wand vibriert und macht dabei das Geräusch eines tollwütigen Insekts. Das Licht beginnt zu flackern. Meine Augäpfel zittern und verwackeln meine Sicht.
Die Stimme durchdringt meine Ohnen und zerfrisst mein Gehirn. Als würden von überall kleine Nadeln eindringen, die die Gehirnzellen von innen nach außen drehen wollen. Ich halte mir die Ohren mit aller Kraft zu und drücke dabei so sehr auf meine Schläfen, dass ich das Gefühl habe, mein Kopf müsse jeden Moment in sich zusammenbrechen.


Lauter.
MEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEELOG!
Und noch Lauter.
MEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEELOG!

Ich habe...keine...Chance....mich zu....widersetzen.


Von Krämpfen geschüttelt verändert sich ruckartig die Haltung Melogs, in die unterwürfige Karikatur seines alten Ichs. Er geht in die Knie und beugt seinen Rücken nach vorne bis sich alle Wirbel durch seine dünne Haut drücken. Er steigt gebückt auf den Rand der Badewanne und verharrt dort in der Hocke.
Nach kurzem Zögern schreit er heiser: GOLEM!
Danach noch einmal, so laut er kann: GOOOOOLEM!

Der Golem schmettert die Badezimmertür mit einem Schlag seiner mächtigen Steinfaust auf. Er betritt mit seinen mächtigen Granitfüßen tobend den Raum. Sein Kopf dampft und aus seinen Nasenlöchern sickert der heiße Brodem. Die bebende Erde im inneren seines Oberkörpers wird durch eine Panzerung aus Ton am Ausbrechen gehindert. Seine schwarzen Augenhöhlen haben keinen Inhalt.
Doch der Golem sieht sehr gut. Er sieht den zitternden kleinen Melog, der sich vom Wannenrand auf den Boden fallen lässt und auf dem Rücken liegen bleibt.
Kurz kreisen die Gedanken im Kopf des wütenden Herren: „Demut nutzt heute nichts. Kann nicht mehr sehen wie sich Melog benimmt. Melog muss lernen Respekt vor dem Golem und den anderen Menschleins zu haben. Menschleins sind teuer. Menschleins können unterhalten und können leichte Arbeit verrichten. Menschleins pflegen die Erde. Brauche die Erde, wie die Menschleins ihre Äpfel. Melog wird jetzt gezeigt, was er angerichtet hat.“
Er wird gerade so hart am Genick gepackt, dass es nicht bricht. Dann wird er in den Flur getragen. Unter dem schrecklichstem Gebrüll das der Golem aufbieten kann, drückt er den verängstigten Mensch mit dem Gesicht voran immer wieder in die zähflüssige Pfütze aus Erde und Blut, bis dieser sich kaum mehr rührt.
„Böser Melog, schmutziger Melog! Dreckiger Flur, dreckiger Melog! Keine Dusche mehr für Melog und nur noch ein Apfel am Tag!“ Mit diesen Worten löst der Golem seine Umklammerung und hat fast etwas Mitleid mit dem Menschlein, das jetzt auf allen Vieren auf dem Boden liegt und wimmert: „G-g-golem! G-golem!“

 

Hi Verlebt!

Nette, fiese Geschichte. Würde meiner Ansicht nach auch gut in "Horror" passen.

Aber natürlich habe ich was zu Meckern:

Ich würde dir empfehlen, mehr Absätze in die Geschichte einzubauen, das erleichtert das Lesen ungemein.
Dafür würde ich den übergroßen Absatz vor

Lauter.
MEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEELOG!
rausnehmen.

Im Text haben sich noch diverse Fehler eingeschlichen, hier eine Aufstellung:

Bilder die unmöglich der Realität entsprechen können.
Bilder, die

Die Tatsache, dass ich in der Lage bin mir über eben diese Gedanken zu machen lässt mich annehmen, dass ich wohl so etwas wie eine Persönlichkeit besitze.
in der Lage bin, mir

Dabei bemerke ich, das meine kohlrabenschwarzen Sohlen, Abdrücke auf den weißen Fliesen hinterlassen.
bemerke ich, dass meine kohlrabenschwarzen Sohlen Abdrücke

Das Bedürfniss mich zu Waschen steigt in mir auf.
Bedürfnis mich zu waschen

Als ich mich aus meinem Sessel erhebe bemerke ich wie klein ich bin.
erhebe, bemerke ich, wie klein

Ich muss mich wirklch zusammennehmen, um sie nach außen aufzudrücken.
wirklich

Ich muss nur wenige Zentimeter schieben, um mich wie ein Hund durch den Engpass zu quetschen.
Der Vergleich hinkt. Katze würde besser passen.

Als ich ihn drücke und der Gang jetzt ebenfalls in sterilem Neonlicht erstrahlt, bereue ich die Entscheidung aus meinem Sessel aufgestanden zu sein.
die Entscheidung, aus meinem Sessel

während ich die Augen nur auf den roten Rinnsal richte.
das Rinnsal

In einer Niesche der Wand liegt die Quelle.
In einer Nische liegt die Quelle.

Der Mann umklammert mit angstverzerrtem Gesicht einen Blumentopf, der früher einmal Erde befüllt war.
mit Erde befüllt war

Rechts neben mir an der Wand hängt ein Spiegel der mich sofort magisch anzieht.
ein Spiegel, der

Doch das was ich zu sehen bekomme, erschüttert mich noch mehr als der Mann im Flur.
Doch das, was

Und so geht es munter weiter, bitte sieh dir den text doch vor allem im Bezug auf Satzzeichen nochmal an.

Zu überraschend kam für mich auch der Perspektivwechsel, vielleicht wäre es gut, die "Golem - Sicht" kursiv hervorzuheben.

Trotz aller Schwächen sehr gerne gelesen, die Stimmung kam rüber.

Grüße,

penny

 

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