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Das ist mein erster Versuch an einer Kurzgeschichte. Ich freue mich über Feedback und was ich allgemein noch beachten sollte.
Vielen Dank und Grüße
Melvin
Meine Liebe zum Morgen
Jeden Morgen die gleiche Routine, zum Kotzen. Aber ich stehe trotzdem auf. Gehe unter die Dusche, setze mich in mein Auto und fahre Richtung Bahnhof. Die gleiche rote Ampel wie jeden Morgen. Das Radio plärrt von irgendwelchen Rätseln, bei denen man für richtige Antworten Geld bekommt.
Natürlich habe ich schon überlegt, selbst mal anzurufen und vielleicht die richtige Leitung zu erwischen. Doch nein, ich fahre in den Kreisverkehr und sehe schon den Zug, auf mich wartend, am Gleis stehen.
Schnell die Schultasche über die Schultern und ab in das überfüllte Abteil. Kopfhörer in die Ohren und versuchen abzuschalten. Das funktioniert die ersten Meter sogar ganz gut, würde es da nicht dieses Mädchen geben, an das ich seit der Dusche schon denken muss. Vielleicht könnte ich sogar abschalten und der Musik zuhören. Allein die Fantasie was heute wohl passiert, lässt mich alles ausblenden und vergessen. Die Musik ist derweilen, wegen Internet-Problemen, schon längst verstummt und ich in Gedanken verfallen.
Wenn ich nachher in die Straßenbahn umsteige und an der Schule ankomme, steht sie schon da, trinkt ihren Kaffee, mit dem hübschesten Lächeln dieser Welt. Ich ertappe mich jedes Mal, wie ich sie anstarre und verlegen wegschaue, wenn sie mir zulächelt. Meine Freunde wissen natürlich Bescheid, sie wahrscheinlich auch. Aber egal ich gehe rüber, ein schnelles »Guten Morgen« einmal Augenkontakt und dann ist wieder Funkstille. Kann das schon alles sein? Habe ich mir wegen einem guten Morgen und einem schnellen Augenkontakt die ganze Zeit, seit dem Aufstehen, Gedanken gemacht? Ja und ich stehe dazu. Doch soll ich sie ansprechen? »Nein«, dafür bin ich heute Morgen nicht in Stimmung, eigentlich nie. Also ruhig stehen bleiben, bei Witzen lachen und Passivrauchen, so wie immer.
Sie hat einen Freund. Jetzt meinen einige, einen Freund zu haben ist doch kein Hindernis. »Doch«, glaubt mir, wenn ich euch sage: Es ist ethisch nicht richtig die Freundin eines fremden Mannes zu begehren. Oder doch? »Nein«. Darauf lasse ich mich nicht ein, noch nicht, vielleicht später. Ich schiele lieber noch einmal zu ihr rüber und staune, welch gute Figur sie in der überteuerten Alpha Jacke hat.
»Zack«, schon wieder passiert. Sie hat mich erwischt, meine Reaktion auf einmal anders, anders als normalerweise. Ich schau sie an, direkt in ihr lächelndes Gesicht. Ich lächle zurück und höre aus Ihren Lippen die Worte »Na, Holli?«. Jetzt cool bleiben, vermassle es nicht, zeig ihr, dass du keine Angst hast, mit ihr zu sprechen. Zeig ihr, dass du Interesse an ihr hast: »Na du?«.