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Meine kurze Reise durch die anderen Dimensionen

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11.10.2010
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Meine kurze Reise durch die anderen Dimensionen

Gleich ist es soweit. Der Mann macht seinen letzten Atemzug. Er ist alt, sehr alt. Und er hat viel erlebt. Er hat Erfahrungen gesammelt, gute und schlechte, und er hat sich Wissen erworben. Wichtige Dinge, die die Menschheit einen zarten Schritt weiterbringen. Wir nennen solche Menschen ‚kleine Sterne’. Ihre Erinnerungen sind so zahlreich, dass wir sie kaum transportieren können. Aber zum Glück sind auch wir viele. Nicht ganz so viele, wie um uns herum, und schon gar nicht so viele, wie da draußen im All, dort, wo die richtigen Sterne, die großen Sonnen, ihr Lebenslicht verlieren.

Es geht los! Der Erinnerungsstrom, und damit all das Wissen dieses alten, weisen Mannes transformiert sich. Bild für Bild. Information für Information. Zerlegt, gewandelt und gepackt, macht er sich mit uns auf die Reise. Der alte Mann mit den schlohweißen Haaren wird den Strom noch sehen können. Darüber bin ich sehr froh. Alles beginnt mit einem Spiel mit seinem großen Bruder, auf jener grünen Wiese oben im Bergland. Sie lachen und tollen, bis der Kleine sich das Knie blutig schlägt. Der große Bruder tröstet ihn. Es wird bald alles wieder gut sein. Gut ja, vergessen nicht.

Er wird seine Frau, die so wunderschön war, als er sie das erste Mal sah, noch einmal kurz erblicken. Ihr blondes Haar, das in der Sonne glänzte wie ein stilles Meer. Ihre hellen Augen, die ihn anlächelten und ihn alles um ihn herum unwichtig erscheinen ließen. Und ihre Kinder, die er so liebte. Wie klein sie Anfangs waren und wie groß, kaum ein paar Jahre später. Dann den Krieg mit all seinem Gräuel. Er spürt in wenigen hundertstel Sekunden noch einmal die Angst, die sie hatten. Er sieht die Trümmer und empfindet erneut die ungeheure Kraft, mit der sie es schafften, sich wieder aufzurappeln. Er hatte immer weitergekämpft. Vielen seiner Freunde war das nicht gelungen. Er hatte viel Leid erfahren müssen, aber auch so viel Liebe und Güte kennen gelernt. All das zieht nun noch einmal an ihm vorüber, bis die reine Energie, die dieser Strom nun ist, ihn verlässt und einen letzten, warmen Lichtschein zurückgibt.

Wir sind nun unterwegs. Für alle Menschen unsichtbar, haben wir die Aufgabe, diese Energie hinfort zu bringen, damit sie nicht verloren geht. Wir haben Zutritt zu den Dimensionen, die der Menschheit Rätsel aufgeben. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, den Menschen Dinge zu verraten, wir verwalten nur ihre Energie. Viele von uns, die draußen bei den sterbenden Sternen arbeiten, haben ein viel härteres Leben als wir. Bei manchen Sternen ist so viel Energie zu bewältigen, dass die Dimensionen regelrecht aufreißen zu riesigen Löchern. Alles, was mit menschlichen Sinnen davon fassbar ist, ist der Schlund, der sich auftut, um die Ströme meiner viel beschäftigten Kollegen passieren zu lassen.

Nun, dahingegen ist unsere Arbeit hier fast lächerlich. Aber sie ist wichtig für diesen Planeten, für die Menschen, die hier leben, und ich fühle mich wohl hier. Ich bin hier zu Hause. In allen Dimensionen. Für uns sind sie wie ein Spiegelkabinett über mehrere Etagen. Es ist, als ginge man, statt geradeaus, mal einen Schlenker nach rechts und hopse dann nach oben. Würden wir mit menschlichen Augen sehen, würden wir nicht nur unsere Zerrbilder sehen, wir könnten durch viele Dinge einfach hindurch sehen. Diese Dinge wären gelöster und chaotischer. Chaotischer, weil sie einer Ordnung unterliegen, die das menschliche Gehirn nicht kennt. Aber wir haben keine Augen und kein Gehirn und sind doch Teil von Allem. Nur die Zeit macht selbst mich manchmal ein bisschen schwindelig. Ich weiß nie genau, wann ich wo bin, oder besser - ich bin überall und jederzeit.

Meine Aufgabe ist nun, mich, wie meine Kollegen, neu zu verteilen, um das riesige Puzzle, dessen Teile wir sind, unendlich zu erweitern. Wir tragen noch die Fünkchen der Erinnerungen unseres Geliebten ‚kleinen Sterns’ mit uns. Sie sollen nicht verloren gehen, sondern allen Menschen zu Teil werden. Es ist ein ständiger Prozess und man kann die Fünkchen einem Menschen nicht einfach wieder einhauchen. Es funktioniert auf andere Weise. Der Mensch bewegt sich in all unseren Dimensionen. Er merkt es nicht, denn seine Sinne sagen ihm nicht, dass er das tut. Ohne es zu merken, streift er uns so ab und holt uns zurück. Er holt uns zurück in den Kreislauf des Lebens. In den Kreislauf des Wissens um Dinge, die man nicht bewusst wahrnimmt. Dinge, um die man sich nicht kümmert, auf die man aber immer auf die gleiche Weise reagiert.

Man erzählt sich bei uns Geschichten über Menschen, die sich die Köpfe zerbrechen, was es mit uns auf sich hat, denn wir sind und bleiben unsichtbar für sie - und unmessbar. Manche nennen uns dunkle Energie. Dabei sind wir gar nicht dunkel, nur eben anders. Aber ohne uns würden die Menschen nicht existieren. Nichts würde existieren, nicht einmal die großen Sonnen. Philosophen und Päpste versuchen uns als das ewige Leben zu erfassen. Auf diese oder jene Weise, die Menschen spüren, dass es uns gibt, auch ohne uns zu sehen.

Bald habe ich wieder einen wichtigen Teil meiner Arbeit getan. Manchmal führt mich mein Weg zu einem kleinen Wesen im Bauch einer werdenden Mutter. Ein besonderes Geschenk für mich. Ich darf ihm meinen Erinnerungsfunken geben und dafür seine Lebensenergie tragen und all sein Erlebtes mit ihm teilen.

Ich freue mich auf ein neues, bewegtes Leben.

 

Hallo enjoy!

Interessante Geschichte. Da wird einiges Neues und Altes zu einem Bild zusammengefügt.

- Es beginnt damit, dass der Sterbende sein Leben an sich vorüberziehen sieht

- und am Ende in Licht (am Ende des Tunnels) getaucht wird.

-Seine Erfahrungen gehen nicht verloren, sondern werden in eine Art kollektives Gedächtnis überführt.

-Von dort aus wird den Menschen etwas zurückgegeben, keine Details, nur eine Art Muster. Das erinnert an Lamarckismus.

Soweit die bekannten Aspekte.

Neu ist, dass die Träger und/oder Hüter dieser Erinnerungsströme die „dunkle Energie“ ausmachen, ohne deren physische Wirkung das Universum keine Entwicklung hätte durchlaufen können. Diese „Wesen“ sorgen also für die Evolution der Kreaturen und der Welt zugleich.

Eine gute und unverbrauchte Idee (falls ich nicht völlig daneben liege). Überhaupt stellt die „Dunkle Energie“ (wie auch die „Dunkle Materie“) Autoren fantastischer Literatur noch viel Raum für allerlei Spekulationen zur Verfügung.

Tja, lässt sich fast nur Gutes sagen, bis auf: Die Geschichte ist zu kurz, das Konzept zu schnell und oberflächlich verheizt.

Es bleiben einige Fragen.
Nun, dahingegen ist unsere Arbeit hier lächerlich. Aber sie ist wichtig für diesen Planeten
Wieso für den Planeten (Erde)? Spielt da noch die Gaia-Hypothese mit rein?

Ich würde mich freuen, wenn ich in China landen würde. Hier weiß man unsere Arbeit seit Langem zu schätzen.
Ist mir auch unklar. China und Buddhismus (Reinkarnation usw?)

Lieben Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

So, die Geschichte hat ein wenig neue Gestalt bekommen. Ich hoffe, sie verrät nicht zu viel?! Viel Spaß beim Lesen.
Enjoy

 

Was zunächst auffällt, ist die Verwendung von entbehrlichen Adjektiven. Bei einem Satz wie z. B. diesem

Und er hat wirklich viel erlebt
Entweder hat einer viel erlebt oder eben nicht. Eine Aussage wie, er habe nicht wirklich viel erlebt würde doch auch durch Ersatz des „viel“ durch „wenig“ gelöst, der Gebrauch des "wirklich" lässt mich zweifeln. Zudem lässt die häufige Nutzung der Hilfszeitwörter „haben, sein, werden“ an einen Schulaufsatz erinnern, was kein Beinbruch ist, schließlich hat seit Einführung der Schulpflicht niemand dieser Phase entgehen können, wobei Deine Geschichte noch den Vorteil hat: Mit dem Alter fällt man oft auf eine frühere Entwicklungsstufe zurück, die Sprache wird wieder einfacher.

Der Homo sapiens von heute,

liebe enjoy –
und damit erst einmal herzlich willkommen hierselbst, dazu ist es nie zu spät, selbst wenn Du schon einige Zeit hier bist –

ist immer noch der Jäger und Sammler, der gerade die Schwelle der Kupferzeit zwischen Jungsteinzeit und Bronzezeit verlassen hat, um Stein, Holz und Knochen durch andere Medien zu ersetzen. Der Fortschritt der letzten - sagen wir grob 300 - Generationen ist vor allem ein technischer.
Nun, ich ziehe an sich rückwärtsgewandte Utopien den vorwärtsgewandten vor, insbesondere, wenn sie wie in SF eigentlich nur auf technischem Fortschritt aufbauen und dem alten Troglodyten moderne und gefährlichere Waffen an die Hand geben, als es ein Tomahawk je sein könnte (ursprünglich eine Keule, dann, mit metallener, scharfer Klinge eine Streitaxt).

Aber Du hast etwas der rückwärtsgewandten Utopien, wie sie schon im Alten Testament stehen – oder glaubt einer ernsthaft, dass die Urväter uralt geworden wären, selbst Abraham und Moses wurden keine hundert Jahre alt: Der Hinweis auf das Alter geschieht nur, um auf die Wichtigkeit der Personen hinzuweisen, wie hier

Der Mann macht seinen letzten Atemzug. Er ist alt, sehr alt
womit begründet ist, warum sein Wissen „transformiert“ wird.
Es soll erhalten bleiben, wie zuvor die mündliche, dann die schriftliche und heute die digitale* (wobei die digitalen medien ein früheres Verfalldatum haben als die menschliche Lebenserwartung oder gar das Medium Buch).

Aber Du zeigst ein vermenschlichtes All, wenn Himmelskörper leben (zumindest Sonnen ihr „Lebenslicht“ verlieren), was mich dazu verleitet, Deine Geschichte als eine Forderung nach Solidarität / Nächstenliebe anzusehn, und sei der Nächste auch in Rotchina oder Taiwan (eine solche Passage hat in der älteren Fassung gestanden) zuhause. Eben jene dunkle Materie, welche die Gesellschaft zusammenhält. Denn der, der Gutes tut/spendet und darüber redet, wie mancher Milliardär und Geldsack, tut vor allem sich oder seiner Firma Gutes.

Bissken Zeichensetzung

Wie alles haben auch Nebensätze Anfang und Ende, wie hier

Zerlegt, gewandelt und gepacktKOMMA macht er sich mit uns auf die Reise.
Er sieht die Trümmer und empfindet erneut die ungeheure KraftKOMMA mit der sie es schafften, sich wieder aufzurappeln.
..., ist der SchlundKOMMA der sich auftut, um die Ströme meiner viel beschäftigten Kollegen passieren zu lassen.
Aber sie ist wichtig für diesen Planeten, für die MenschenKOMMA die hier leben, und ...

Hier nun wirken die Adjektive gleichberechtigt und haben die Wirkung einer Aufzählung, die durch Komma zu trennen ist (oder vom Bindewort "gebunden" würden)
..., ihn verlässt und einen letztenKOMMA warmen Lichtschein zurückgibt.
Ich freue mich auf ein neuesKOMMA bewegtes Leben.
Und ein letztes Komma wäre nachzutragen

Gruß vom

Friedel

*Wie auf Bestellung hab ich dieser Tage aus einer Computerzeitschrift erfahren, dass an der Uni Heidelberg gelungen sei, Daten in DNA umzuwandeln, wobei ein Gramm DNA eine unglaubliche Datenmenge von 2,2 Petabyte aufnähme (was, wenn ich mich jetzt nicht auf die Schnelle verrechnet hab, 88 Mrd. Seiten Deines Textes ergäbe)

 

Lieber Friedel,
vielen Dank auch an Dich für deine Anmerkungen. Die Zeichensetzung hab ich gleich umgesetzt. Interessant, dass ich einen 'Schulaufsatzstil' habe. Das habe ich so nie bemerkt. Du meinst das liegt am Alter? *gg*
Außer dem 'wirklich', was wirklich entbehrlich - ähm, was entbehrlich ist, habe ich keine weiteren entbehrlichen Adjektive entdeckt.
Vielen Dank auch für Deine höchstinteressante Schlußbemerkung über die Forschung an der Uni Heidelberg. Das war mir neu und ich hab gleich einen Artikel darüber im Netz nachgelesen. Das ist unglaublich und mir sprangen beim Lesen sofort Utopien über künstliche Neuronetzwerke in den Kopf. Bin gespannt, was die nähere Zukunft da noch für Überraschungen bereit hält.
Einen schönen Tag wünscht Enjoy

 

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