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Meine Erlebnisse in der Gartenkolonie

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01.05.2007
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Meine Erlebnisse in der Gartenkolonie

Mein Name ist Paul Cataulpa. Ich bin Landwirt, und sonst ein ganz normaler Erdenbürger. Zumindest bin ich das beides einmal gewesen. Der Grund, warum ich heute kein Erdenbürger mehr bin, ist eine Geschichte, die auf zwei Ereignisse zurückzuführen ist. Es gab nämlich von jeher zwei Gruppen von Individuen, die mich nervten: Zum einen waren das Leute, die an Außerirdische glaubten, und zum anderen waren das die Außerirdischen selber. Und beide Gruppen wurden mir einst zum Verhängnis. Dabei hatte ich erstere früher immer belächelt. Schließlich stellten sie wilde Theorien auf, behaupteten, Aliens seien vor 4700 Jahren auf der Erde gelandet und hätten die Pyramiden aufgebaut. Spinner, dachte ich, doch irgendwie auch harmlos. In gewissem Sinne wollte ich nichts seliger, als diese Leute in ihrem Glauben zu lassen.

Bloß dass sie eines Tages den Landeplatz der Aliens auf meinem Acker vermuteten, störte mich ein wenig. In der Zeit, als sie das taten, hatte ich mir an meinen Feierabenden nichts sehnlicher als meine Ruhe gewünscht. Die Ernte stand nämlich an. Doch lange Zeit war mein Haus Tag und Nacht umzingelt gewesen von Rucksacktouristen, die ihre Zelte vor meinem Zaun aufgeschlagen hatten. Sie störten mich bei meinen gemütlichen Fernsehabenden einerseits durch ihr lautes Gerede und andererseits durch die ständige Fragerei nach Auffälligkeiten, die ich beizeiten einmal bei der Gartenarbeit bemerkt hätte. Unbedingt wollten sie das Raumschiff ausbuddeln, das sich nach ihrem Wissen irgendwo auf meinem Grundstück befand. Es sollte aus einem besonderen Metall bestehen, das von alleine schwebte, sagten sie mir. Und sie würden ihr Leben dafür geben, es zu finden.

Ich verwünschte die Meute zum Teufel und schickte sie weg. Doch sie harrten vor meiner Haustür aus. Eine Zeitlang wurden meine gesamten Ländereien von der Polizei bewacht. Immer wieder kamen die Touristen zu mir und wollten mit mir verhandeln. Doch erst gegen eine Gebühr von einer halben Million Euro ließ ich sie mein Land betreten. Eine halbe Million sind für einen Landwirt viel Geld, dachte ich, und in der Szene gäbe es für diese Summe immerhin schon eine halbe Rakete, teilten mir die Jünger mir. Zu diesem Zeitpunkt schwebte mir zwar noch vor, das Geld für ein paar Landmaschinen auszugeben, doch nahm ich schon damals diese Information mit Interesse auf.

Eines Tages kam der Oberguru der Gräber, ein gewisser Herr Flapaze, vorbei. Er hielt mit mir einen kleinen Small-Talk und beobachtete dann begeistert, wie seine Anhänger meine Äcker mit Spaten und Spitzhacken zerschürften. Riesige Erdwälle hatten sich in dieser Zeit überall auf meinen Feldern aufgetürmt, und insbesondere auf meinem Kartoffelacker. Doch obwohl seine Jünger alles aufgewühlt hatten, hatten sie noch nicht den richtigen Erfolg gehabt.

Doch Herr Flapaze wollte ihnen Hilfe leisten. Anhand neuerer Erkenntnisse hätte er den Aufschlagplatz noch ein wenig genauer lokalisiert – und er war stolz, seinen Jüngern genau diesen zu präsentieren. Das einzige, was er mit Sorge betrachtete, war mein Swimmimng-Pool, der sich an genau dieser Stelle befand.

Ob er beim Aushub des Pools auf irgendetwas Seltsames gestoßen sei, fragte Flapaze daher telefonisch den Chef der Baufirma. Und zu meiner Verwunderung bejahte dieser die Frage prompt. Zu sehr waren ihm die Arbeiten in meinem Garten wohl noch in Erinnerung geblieben. Zahlreiche Metallgegenstände hätte er ausgraben müssen: sehr komische Elemente in allen bizarren Formen und Farben - Teile, die er keiner ihm bekannten Maschine hatte zuordnen konnte. Er hätte sie an einen Bastler verkauft, der daraufhin ausgewandert sei und nun Pod-Car-Rennen in Tunesien veranstalte.

Das war für mich ein großes Glück. Die Schürfer gingen diesem Rat nach und hörten auf, meine Felder umzugraben. Fürs Erste hatte ich Ruhe. Doch da ich ein sozialer Mensch bin – um nicht zu sagen, ein krankhafter Weltverbesserer -, ging mir die Frage, wie die Menschheit mit leichtgläubigen Menschen dieser Art umgehen sollte, nicht aus dem Kopf. Was würde passieren, wenn die Jünger andere Gurus hätten als den noch vergleichsweise harmlosen Herrn Flapaze? Was würde passieren, wenn sich genau diese Leute religiösen Fantasten anschließen würden? Wäre es nicht besser, sie weiter beschäftigt zu halten? Und bin ich, wo mir dies bewusst geworden ist, nicht in der Pflicht, dafür zu sorgen?

Ich steigerte mich in diesen Gedanken hinein wie in einen Wahn. Unbedingt wollte ich noch mehr Fährten legen, um die Fantasiegeschichten, durch die sie in ihren Bann gezogen wurden, möglichst glaubhaft erscheinen zu lassen. Und so fügte ich am Computer Ufos in Landschaftsfotos ein, schnitt Kreise in Getreidefelder, erschreckte Leute mit grünen Masken und gab der Presse wirre Berichte über eigene Erlebnisse. Es war eine Mordsarbeit, die mir nicht immer Spaß machte. Doch es gab drei Gründe, weshalb ich sie trotzdem tat: Ich hatte das Gefühl, etwas Sinnvolles für die Gesellschaft zu tun. Niemand interessierte sich für meinen Acker. Und über den dritten Grund möchte ich noch nicht sprechen.

Eines Tages, als ich in der Wüste Perus auf einen Berghang ein Gesicht aus Steinen legen wollte, wurde ich entführt. Ein großer Lichtstrahl hob mich in den Weltraum hoch - leider zu einem Zeitpunkt, an dem es keiner sah.

Die Außerirdischen waren freundlich, waren begeistert von meiner Arbeit und erklärten, sie könnten meine Hilfe gebrauchen. Sie wollten auf der Erde landen, doch möglichst unauffällig. Ob ich die hysterischen Erdbewohner nicht ein wenig ablenken und die Spur zu ihrer eigentlichen Landestelle etwas verwischen könne, fragten sie mich. Ich beschaute ihre Statur. Es waren kleine, dickliche Gesellen mit roten Zipfelmützen und langen, weißen Bärten. Sie wirkten etwas hölzern.

„Das wird nicht nötig sein“, erklärte ich, „landet einfach in der Neujahrnacht. Ich weiß schon, wo ich euch unterbringen kann, so dass ihr niemandem auffallt.“
Die Außerirdischen willigten ein. Zunächst verabschiedeten sie sich von mir, ließen mich noch einige weitere Werke vollbringen und nahmen zu Ende des Jahres wieder Kontakt zu mir auf.

Die Landung verlief problemlos. Bloß die Aktion, sie an ihren Aufenthaltsort zu bringen, war sehr schwierig gewesen. Eine Woche danach besuchte ich den Schrebergarten, in dem ich sie untergebracht hatte. Tagelang spazierte ich umher, unterhielt mich mit den spießigen Kleingärtnern und erklärte, ihre Blumen so sehr zu mögen. Ich blieb immer bis zum Abend und ließ mich einschließen. Nachts gesellte ich mich zu den als Gartenzwergen getarnten Aliens, flüsterte ihnen zu, dass ich sie bald befreien würde und sie dann in aller Ruhe die Weltherrschaft übernehmen könnten. Ich ging zumindest davon aus, dass das ihr Ziel wäre. Was hätten sie sonst auf der Erde gewollt?

Die Aliens glaubten mir, diese Tölpel. Möglichst wenig versuchten sie, sich zu bewegen. Doch zu meiner Freude konnten sie es nicht ganz unterlassen. Und so verriet ich sie eines Tages, indem ich einem der Gärtnern einen Gartenzwerg zeigte, der eine Nacktschnecke fraß. Ihr könnt euch vorstellen, wie Kleingärtner auf so etwas reagieren. Ganz groß raus wollten sie es bringen!

Doch kam ich ihnen zuvor. Ich selbst war es, der die Polizei anrief, und die Boulevardpresse gleich mit. Ohne Umschweife berichtete ich ihnen meine Vermutung: Außerirdische hätten sich in der Kolonie angesiedelt und sich als Gartenzwerge getarnt. Klar, was denn auch sonst? Es dauerte zwar eine Weile, bis sie mir glaubten. Doch schließlich sahen es alle ein. Alle waren fasziniert von meinem Scharfsinn - bis auf die Aliens, die seitdem nicht mehr gut auf mich zu sprechen waren.

Meine Geschichte erschien auf allen Titelblättern. Der Schrebergarten wurde umzingelt von Schaulustigen. Die Sensation war perfekt. Die Jünger, die einst meinen Acker umgegraben hatten, besuchten mich eines Tages. Und auch Herr Flapaze tauchte wieder auf. Abends setzte ich mich sogar mit ihm zusammen. Wir schlürften ein paar Bierchen miteinander und redeten über verschiedenste Dinge. Zähneknirschend erklärte er schließlich, mir die 500.000 Euro überweisen zu wollen. Das hatte ich bloß hören wollen. Damals, als er mich besuchte, hatte ich nämlich die 500.000 Euro, die ich von den Jüngern bekommen hatte, als Einsatz für eine Wette benutzt. Ich wettete mit Herrn Flapaze, dass ich mir eine glaubhaftere, besser inszeniertere und medienwirksamere Außerirdischenstory ausdenken könne als er. Jetzt hatte ich eine ganze Million und konnte mir eine ganze Rakete kaufen.

Nun ja: seitdem habe ich Ruhe: keine nervenden Flapaze-Jünger und keine Entführungen mehr. Ich hörte auf zu arbeiten und habe mich zu den Plumkeys abgesetzt: dem Volk, was einst die Pyramiden gebaut hatte. Ihr ganzer Planet ist voll von Pyramiden. Ich habe sogar selber eine bekommen.

Einmal hatten sie mich sogar gefragt, ob ich bei ihrer nächsten Invasion mitwirken wolle: Kalimur, ein Waldplanet, wäre ihr Ziel. Doch ich verneinte. 5000 Jahre einbalsamiert in einem Sarkophag zu verbringen, um dann eines Tages zu erwachen und mit den anderen Plumkeys die Macht zu übernehmen: das gefiel mit nicht. Also wohne ich immer noch in meiner Pyramide und genieße meinen wohlverdienten Lebensabend.

 

Wusste nicht, ob SF oder Seltsam das richtige Forum ist. Habe sie schließlich einfach mal hier reingestellt.

 

Was sind Podcar-Rennen?

So verbaut man sich durch Unaufmerksamkeit beim Schreiben die Pointen:-) Pod-Rennen meinte ich natürlich: Diese Rennen aus Star-Wars, wo sie über die heiße Wüstenoberfläche gleiten.

Danke der Beurteilung jedenfalls

Charismo

 

Ich kann der Pistole gar nicht viel hinzufügen.
Möchte bloß den letzten Aspekt nochmal herausstreichen: Potenzial verschenkt! Der Plot ist prima für eine humorvolle Story. Ein paar der skurrilen Szenen mit mehr Leben füllen (witzige, pointierte Dialoge! Lies mal was von gnoebel als Beispiel), und die Story wäre echt topp!

Und, ja: SF ist das richtige Forum ;)

Fazit: Cooler, trockener Humor, aber durch zuviel Nacherzählungsstil Potenzial verschenkt.

Uwe
:cool:

 

Ein paar der skurrilen Szenen mit mehr Leben füllen (witzige, pointierte Dialoge! Lies mal was von gnoebel als Beispiel), und die Story wäre echt topp!

:cool:

jep, eingesehen. Danke!

Die Aussicht, eine Topstory zu schreiben, reizt mich nachtürlich. Vielleicht überarbeite ich sie einfach noch. Wie ist das denn üblich? Soll ich die Geschichte dann nochmal neu reinstellen oder die Bearbeitenfunktion benutzen?

 

Hi Charismo!

Ich muss mich meinen Vorrednern auch hier anschließen.
Leider verschenkte Gelegenheit.
Witzigerweise klingt deine Geschichte wie eine Mischung aus meinen beiden Storys "Integration" und "Wie Bauer Reisig den Tag rettete" :D

Kleine Fehlerliste:

In gewissem Sinne wollte ich nichts seliger, als diese Leute in ihrem Glauben zu lassen.
... als die Leute in ihrem Glauben lassen.

teilten mir die Jünger mir.
... mit.

Doch obwohl seine Jünger alles aufgewühlt hatten, hatten sie noch nicht den richtigen Erfolg gehabt.
Zuviel "hatten"! Runiniert den Stil.

Trotzdem, lässig geschrieben, mit etwas mehr Tiefgang darf da ruhig mehr davon kommen. :)

lg, LE

 

Hi Charismo!

Kann mich hier auch nur anschließen.
Das ganze nicht als eine Art Nacherzählung sondern in Jetztzeit mit Dialog und Szenen, in denen sich etwas bewegt, wäre wesentlich geeigneter für diese Story. Außerdem bliebe dir dann das Zeitproblem mit den vielen "hätte" erspart, denn das liest sich auf Dauer mühsam. Bei den Zeitformen springst du auch hin und her. :rotfl:
Dennoch, die Idee gefällt mir. Da könnte eine lustige Sache draus werden. Falls du dich entschließt, die Geschichte komplett zu überarbeiten, wäre ein neues Posting angebracht.
Und der Titel: :thumbsup: Hat mich bewogen, die Story ganz zu lesen.

Kleinzeugs:

Ich verwünschte die Meute zum Teufel und schickte sie weg.
Entweder: Ich verwünschte die Meute ODER Ich wünschte die Meute zum Teufel. Beides geht nicht.

Doch es gab drei Gründe, weshalb ich sie trotzdem tat:
Tat? Klingt nicht so schön. Evt. ausführte?

Gerne gelesen!
Wäre auf eine neue Version gespannt.

Lieben Gruß
Plasma

 

Hi Charismo!

Ich muss mich meinen Vorrednern auch hier anschließen.
Leider verschenkte Gelegenheit.
Witzigerweise klingt deine Geschichte wie eine Mischung aus meinen beiden Storys "Integration" und "Wie Bauer Reisig den Tag rettete" :D

lg, LE


Servus, Erbe meines Lieblingsautors,

zunächst einmal danke für deine Bewertung. Habe deine beiden Geschichten eben gelesen. Inwiefern meinst du, dass sie sich mit meiner ähneln? Ich selbst habe nämlich nicht allzu viel Gemeinsamkeiten entdeckt.

Viele Grüße

Charismo

 

Hi Charismo!

Einerseits die Gartenzwerge, andererseits die Landwirtthematik.
Einerseits die Bauernschläue Geld zu machen (bei mir das Heimatkundemuseum), andererseits die Grabungsarbeiten (bei mir der Hausbau der Zwerge).

Natürlich ist deine Geschichte ein vollkommen eigenständiges Werk und dem gebührt Respekt, trotzdem fühlte ich mich durch diese Paralellen an meine Geschichten erinnert.

lg, LE

 

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