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Mein Zwilling

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01.01.2003
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Mein Zwilling

Ich habe in meinem Zimmer einen großen Spiegel an der Wand hängen. Wie eine Tür sieht er aus, natürlich, weil er ja auch eine ist. Denn immer wenn ich durch diese Tür schaue, sehe ich eine andere Welt, verkehrt und merkwürdig entstellt. In mitten dieser Welt er - ein Fremder, aber doch vertraut. Sein neugieriger, aufmerksamer Blick schaut mich an. Er wandert über das Gesicht, über die Lippen, die Augen, die Nase, den Hals. Alles schaut er an, kennt er schon, so oft er auch hinschaut, etwas neues entdeckt er nicht. Jeden Tag sehe ich ihn, meinen Zwilling der verkehrten Welt. Manchmal mag ich ihn, manchmal nicht. Manchmal sieht er sehr müde aus, manchmal ist er aber auch voller Energie und Tatendrang.

Wenn ich andere Menschen sehe, dann lächele ich sie an, nur wenn ich ihn sehe, lächle ich nicht. Ich schaue ihn ernst an, erforsche seine Augen. Suche Ähnlichkeiten zwischen ihm und mir in seinem Blick, der auf mir ruht.
Warum ich meinem Zwilling nicht zulächel? Er hat es nicht nötig finde ich, ich kenne ihn. Er verlangt es nicht. Außerdem, hat er mir denn je zugelächelt?
Manchmal tut mir mein Zwilling auch ein wenig leid, wenn er mich so traurig anschaut. Wahrscheinlich hat er dann einen schlechten Tag gehabt. Wenn ich ihn frage weswegen er denn so traurig schauen würde, macht er große Augen, aber erzählen tut er mir ja doch nichts.

Er ist immer da, wenn ich alleine bin. Zum Teil sitze ich Stunden vor dem Tor, das in seine Welt führt und leiste ihm Gesellschaft. Ich gebe zu, ich spiele gerne mit ihm, mache mich über ihn lustig. Auch er mag es mich zu necken, bis es mir zu bunt wird und ihn alleine lasse.
Trotz allem, es gab einen Moment, da hatte ich das Gefühl er versteht mich.

In diesem Moment lächelte er mir zu.

 

Ich bitte um konstruktive Kritik!
Und danke nochmal für den netten Empfang hier! :)

 

hi
wirklich eine interessante geschichte, die für mich jedenfalls fast ein theorie über egoismus enthält.
du lächelst dir selber nicht zu, weil du oder dein zwilling nicht danach verlangst. dann musst du ein fröhlicher mensch sein wenn du nicht nach lächeln verlangst.
ich finde deine geschichte gut, sehr sogar, trotzdem verstehe ich das ende nicht, das musst du mir mal erklären.

 

Hallo froonki,
vielen Dank für das Durchlesen und deinen Eintrag!

Das Ende ist so zu verstehe, dass sich die Person eigentlich doch anlächelt. Sieht es aber so, dass es ihr Zwilling wäre, der sie anlächelt.
ich geb zu, so gut ist der Teil ncht rüber gekommen.. :rolleyes:

Mad Hatter

 

ja, jetzt hab ich es so halbwegs verstanden, was mir den sinn darin trotzdem nicht erschliesst. das ist aber egal, denn die geschichte ist schön und nachdenken über schönheit lässt diese verblassen; glaub ich.
also weiter so, dein frank

 

Warum ich meinem Zwilling nicht zu lächle?

zulächel

hi hatter,

herzlich willkommen,

du bittest um konstruktive kritik. das ist schwierig, denn zumindest ich, dein leser, bin mir bei deiner intention nicht sicher.
zum einen ist es keine geschichte im herkömmlichen sinn. es gibt also keine erkennbare handlung.
zum anderen ist die metapher sehr schön. schön und natürlich subtil. der spiegel dient als seelenspiegel des unterbewusstseins.
es gibt dabei aber einen elementaren fehler.
der begriff zwilling ist schwierig. in der symbolik ist der zwilling 'identisch'. ein spiegelbild ist aber kein zwilling sondern eher das gegenteil. damit bildet deine aussage im text in sich einen widerspruch.
ich denke, die ganze thematik ist sehr komplex, und es bedarf einfach mehr tiefe und noch mehr genauigkeit.
*sorry*
bye
barde

 

Hallo Mad

Ich fand deine Geschichte sehr schön.
Beim lesen habe ich mir vorgestellt, ich stehe vor einem Spiegel und schau mich selbst an. Und das konnte mir gut gelingen durch deine Art der Beschreibung.

Ob die Formulierung "Zwilling" passt, darüber läßt sich streiten.
Barde hat es ja schon gesagt, daß ein Spiegelbild eher das Gegenteil ist.
Andererseits jedoch ist es eben auch ein Teil von einem Selbst (eben wie die vielen Ähnlichkeiten die Zwillinge verbindet).

Aus dem Text entnehme ich, daß es sich um einen einsamen, ... oder viel mehr, sehr melancholischen Menschen handeln könnte.

Das Ende ist für jedoch an einem Punkt unlogisch.

Trotz allem, es gab einen Moment, da hatte ich das Gefühl er versteht mich.
Fand solch ein Moment nur ein Einziges mal statt? Niemlas zuvor und niemals wieder danach?
Wenn ja, dann ist es ok.
Wenn nicht, dann solltest du besser schreiben: "Trotz allem gab es Momente ..."

Gruß
LoC

 

@ Barde: Das war sehr gute, überlgete Kritik, danke!
*mhm* Über den Titel habe ich gar nicht so genau nachgedacht, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht hätte ich ihn noch mehr überdenken sollen. Nur je mehr ich überlege, desto besser und passender finde ich ihn.
Gerade weil man immer sagt Zwillinge sind ein Ebenbild (was sie ja nicht sind) fand ich das es ein guter Vergleich ist, dass das Spiegelbild wie ein Zwilling betrachtet werden sollte. Die Person, die in den Spiegel blickt, sieht sich, aber doch verzerrt - also nicht sich selbst. :-P

@ Lady of Camster: Danke für dein Lob! ^^
Nein, es war tatsächlich nur ein Moment, nicht mehrere. Obwohl es eigentlich unlogisch ist, das es nur einen gab/gibt. Ich habe diesen Satz desöfteren umgeschreiebn...auch jetzt bin ich auch noch nicht recht zufrieden damit. Ich frage mich, wie man es obtimal rüberbringen könnte... :hmm:

 

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