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Mein wunderbarer Sommersee

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19.03.2016
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Mein wunderbarer Sommersee

Wenn ich die Augen schloss, dann konnte ich ihn sehen, als wäre ich gerade noch dort gewesen. Das klare Wasser, wie die Wellen sich im Schein der Sonne kräuselten, das Schilf, die bunten Steinchen am Ufer, die die Füße so wundervoll massierten.
Wenn ich die Augen öffnete, dann sah ich Josef, meinen in die Jahre gekommenen Mann, in zerschlissenen Jeans und einem Shirt, das über der Wampe spannte.
Also schloss ich die Augen.
Ich spürte den Sommerwind, sah, wie er die Libellen über dem Wasser tanzen ließ und wie das Schilf sich zu ihrer Melodie wiegte.
„Und wo lang jetzt?“
Die Libellen flogen davon, das Wasser erstarrte. Diese brummige Stimme, immer schlecht gelaunt.
Wann hatte das begonnen? Ich wusste es nicht mehr, aber nun war es überall.
„Links, ich meine links.“
„Links also.“
„Es ist so lange her.“
„Ich kann es dir auch nicht sagen!“, knurrte Josef und verzog das Gesicht.
„Ach, fahr doch einfach“, sagte ich resigniert und schloss wieder die Augen.
Es ist lange her, das ich Oma in den Sommerferien besuchte, so lang. Die Füße kühlte ich im See, wenn ich zuvor Stunden im heißen Sand gelaufen war. Ich lachte, spritze Wasser in den Himmel, bis zur Sonne. Es war so unbeschwert. Bin ich bin alt geworden?
„Hier ist es dann wohl.“ seine furchtbare Stimme holte mich in den Wagen zurück und Josef lies ihn am Rande der alten Straße halten. Wir stiegen aus und Josef wartete neben dem Wagen darauf, dass ich loslaufen würde Warum lässt er sich nur so gehen, warum sieht er mich nicht? Ich versuchte ihn anzulächeln.
Eilig schritt ich voran, einen kleinen Weg, dicht gesäumt von hohem Gras und die Grillen zirpten. Der Weg endete und da war er nun, mein wunderbarer Sommersee, hatte all die Jahre auf mich gewartet.
„Das ist es also, dein toller Teich“, brummte Josef vom Ende des Weges.
„Das ist er“, flüsterte ich.
Hoch stand das Gras, noch höher war das Schilf gewachsen und bedeckte fast das ganze Wasser. Die Steinchen lagen stumpf in der Sonne, der Steg war gebrochen und vergrub sich im Schlamm. Mir brannten die Augen und ich wagte nicht, zu Josef zu schauen. Vorsichtig setzte ich einen Fuß auf den Steg und das alte Holz seufzte. Ich schritt voran, starrte hinab in das schmutzige Wasser und nur eine Frau mit grauem Haar blickte mich an und formlos verschwamm ihr alter Körper im trüben Grau.
„Und, ist es nun dein Teich?“
Josef war ganz unbemerkt über die fauligen Bohlen zu mir gelangt und legte seinen Arm um mich. Der Wind blies ihm über das schüttere Haar und die Sonne glänzte ihm in den Augen. Ich seufzte, schloss die Augen. Und dann konnte ich ihn sehen, diesen jungen Mann, so groß, so schlank und ein Lächeln, wie der ganze Mann ein Lächeln war. Ich spürte seine Berührung, genoss seinen Geruch und strich ihm durch das blonde Haar.
„Nein, nein das ist er nicht“, sagte ich traurig und öffnete die Augen.
„Lass´ uns gehen“, brummte er und seine Lippen berührten mich rasch.
„Ich bringe dich an einen schönen Ort“, hörte ich den jungen Mann sagen.
Ich lächelte Josef an und gemeinsam gingen wir auf dem schmalen Pfad, und sein Körper drückte sich an meinen und wenn ich die Augen schloss, dann konnte ich ihn sehen, meinen wunderbaren Sommersee.

Oybin, Juli 2017
Kay Mihai Matthias

 

Hallo Kay Mihai,

du hast ja bereits zwei Geschichten eingestellt und auf ausführliche Kommentare äußerst knapp geantwortet, auch selbst noch nie einen Text kommentiert, deshalb halte ich mich kurz.

„Links, ich meine links.“
„Links also.“
„Es ist so lange her.“
„Ich kann es dir auch nicht sagen!“, knurrte Josef und verzog das Gesicht.
„Ach, fahr doch einfach“, sagte ich resigniert und schloss wieder die Augen.

Deine Erzählerin geht mir ziemlich auf die Nerven und ich weiß nicht, ob dass so gedacht ist. Sie beschwert sich unentwegt über ihren Mann, von dem sie sich aber zu diesem See kutschieren läßt. Sie behauptet, dass seine Stimme furchtbar ist, brummig, aber ich sehe vor allem eine schlechtgelaunte Frau vor mir, die die Augen zumacht, während ihr Mann versucht den See für sie zu finden. Die ihn am Ende aushält, indem sie sich einen schönen, jungen Mann herbei phantasiert. Ganz ehrlich, mir tut der Mann leid.

Warum lässt er sich nur so gehen, warum sieht er mich nicht?

Das sind recht allgemeine Phrasen, die sich für mich aus dem Text nicht direkt erschließen. Wo lässt er sich gehen und wann hätte er was an ihr wahrnehmen sollen?

Sprachlich und vom Rhythmus her gibt es schöne Stellen und auch die sparsamen Dialoge gefallen mir.

Viele Grüße von Chutney

 

Hallo Kay Mihai,

ich finde die Idee und die Stimmung deiner Geschichte gut, leider fällt es mir manchmal schwer dir zu folgen.

Irgendwie gefällt mir die Vergangenheitsform in dieser Geschichte nicht. Dadurch werden einige Formulierungen etwas sperrig. Wäre es nicht schöner , wenn du schreibst:
Wenn ich die Augen schließe,...
Wenn ich die Augen öffne, ...

Dies passt dann besser zu der Situation, in der eine ältere Frau in die Vergangenheit schaut,

Ich spürte den Sommerwind, sah, wie er die Libellen über dem Wasser tanzen ließ und wie das Schilf sich zu ihrer Melodie wiegte.
„ihrer“ Melodie? Die Melodie der Libellen?

Es ist lange her, das ich Oma in den Sommerferien besuchte, so lang.
Es ist lange her, dass ich Oma in den Sommerferien besucht hatte, so lang.

In dem ganzen Rückblick stimmt die Zeitform nicht.

Bin ich bin alt geworden?
War ich alt geworden?

Da die Zeitformen teilweise nicht stimmen, komme ich ganz schön durcheinander und muss erstmal sortieren, was wann passiert.

Ich versuchte ihn anzulächeln.
Was bedeutet hier versuchen? Warum gelingt es der Frau nicht Kontakt zu ihrem Mann aufzunehmen? Und wenn der Mann so unfassbar unerträglich ist, warum ist sie noch bei ihm? Nur damit er sie durch die Gegend fährt?

Am Anfang kommt es mir wie eine festgefahrene Beziehung vor, in der Frau zurückgezogen in ihrer eigenen Welt lebt. Dann stören mich aber die vielen gemeinen Seitenhiebe auf den Mann. Eine durchgängige Gleichgültigkeit würde ich glaubwürdiger finden.

Hoch stand das Gras, noch höher war das Schilf gewachsen und bedeckte fast das ganze Wasser. Die Steinchen lagen stumpf in der Sonne, der Steg war gebrochen und vergrub sich im Schlamm. Mir brannten die Augen und ich wagte nicht, zu Josef zu schauen. Vorsichtig setzte ich einen Fuß auf den Steg und das alte Holz seufzte. Ich schritt voran, starrte hinab in das schmutzige Wasser und nur eine Frau mit grauem Haar blickte mich an und formlos verschwamm ihr alter Körper im trüben Grau.
Diese Stelle gefällt mir. Du erzeugst hier Wehmut und die Sehnsucht nach etwas Vergangenem. Die Sehnsucht nach der jungen Frau und dem stattlichen Mann von damals.

Der Schluss wird mir dann nicht ganz klar. Zuerst schreibst du

„Das ist es also, dein toller Teich“, brummte Josef vom Ende des Weges.
„Das ist er“, flüsterte ich.

Und dann

„Und, ist es nun dein Teich?“
....
„Nein, nein das ist er nicht“, sagte ich traurig und öffnete die Augen.

Wieso fragt der Mann nochmal? Und wieso sagt die Frau erst ja und dann nein? Merkt sie, dass sie die Vergangenheit nicht wiederbekommen kann und dass sich Orte genauso wie Menschen verändern?

Wieso lässt sie es zu, dass Josef sie umarmt und küsst, wenn sie ihn so widerlich findet? Wieso lächelt sie ihn sogar an?

Mir kommt die Protagonistin, wie eine Frau vor, die sich so sehr an die Vergangenheit klammert, dass die Gegenwart nichts mehr zählt. Deswegen kommt es mir komisch vor, dass sie sich am Ende doch wieder Josef zuwendet.

Wenn du die Zeiten noch etwas sortierst und das Ende etwas klarer gestaltest, könnte mir diese Geschichte gut gefallen. :)


Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Vielen Dank an alle Kommentatoren!

Ich hatte wenig Zeit, daher die verspätete Antwort.
Einige der Anmerkungen finde ich sehr gut und sie helfen mir, die ganze Geschichte noch runder zu machen! Man sieht aber eben auch, dass es nicht allen gefallen kann. Eine wichtige Lektion!

Beste Grüße!

 

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