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Mein Weg zur Arbeit

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20.10.2003
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Mein Weg zur Arbeit

Mein Weg zur Arbeit

Ein Katastrophenbericht

Es ist wieder mal Montagmorgen.
Nein! Das kann nicht sein. Es müsste doch Sonntag sein. Es war ja gerade erst Samstag.
Man hat mir den Sonntag gestohlen! Kann mir denn niemand helfen?

Nein, es hilft alles nichts, ich muss zur Arbeit. Bin schliesslich selber schuld, wenn ich den ganzen Sonntag verpenne.

Also, das heisst erst mal aufstehen.
„Brrr“, denke ich und ziehe die Decke noch ein Stück hoch. Ist heute nicht doch Sonntag?

Schon gut, schon gut. Ich stehe ja auf.

Langsam taste ich mich mit halb verschlossenen Augen und einem Gleichgewichtssinn, welcher noch nicht ganz in seiner vollen Blüte erstrahlt, zur Toilette. Von dort aus geht es in die Küche, wo mich bereits unser ehrwürdiger Kater erwartet (Kater? Den hatte ich doch gestern schon! Na ja, auch egal...) und sich so geschickt zwischen meine Beine einfädelt, dass der Gang zum Kühlschrank beinahe mein Letzter gewesen wäre.

Endlich. Ich sitze am sicheren Tisch und klammere mich an meinen Joghurtbecher.
Sobald dieser ausgelöffelt, setze ich mich wieder in Bewegung. Diesmal in Richtung Badezimmer. Dort wiederum erwartet mich ein scheusslicher Anblick.

Als ich mich dann vergewissert habe, dass mit dem Spiegel alles in Ordnung ist, mir die Zähne und all das Drumherumliegende geputzt und gebändigt habe, steht meinem Gang ins Verderben (andere nennen das „Arbeiten“) nichts mehr im Wege.

Schweren Schrittes schleppe ich mich zur Einstellhalle, wo mich mein Auto schon sehnsüchtigst erwartet. Zumindest bilde ich mir das ein, denn ein bisschen was Positives darf auch an einem Montagmorgen nicht fehlen.

Ich setze mich also in das Fahrzeug und drehe den Zündschlüssel. Der Motor springt an, ich lege den Rückwärtsgang ein und... Scheisse!
Schon wieder zu nahe am Pfosten parkiert. Dieses Knirschen! Metall auf Beton. Einfach unerträglich. Ich spüre, wie sich meine Zehennägel langsam aufrollen. Scheusslich.
Aber jetzt bin ich wach.
Geschickt manövriere ich mich aus dieser misslichen Lage und gleite mit röhrendem Motor aus der Einstellhalle.

„Frei! Endlich frei“, rufe ich, schleuse mich elegant in den Verkehr, schalte das Radio an, schiebe meine Lieblingskassette ein und fühle mich so richtig wohl. Ist ja gar nicht so schlimm, so ein Montagmorgen.

Beinahe vergesse ich den Grund meiner frühmorgendlichen Autofahrt und wundere mich noch ein kleines bisschen über den spärlichen Verkehr.

So sollte es immer sein. Keine Hektik, viel Platz zum Einspuren auf der Autobahn und das Beste: bei einigen Kreuzungen sind sogar die Lichtanlagen ausser Betrieb.

Ein Montagmorgen also, wie er schöner nicht sein könnte.

Als ich dann nach zwanzig Minuten die Firma erreiche und mein Auto auf dem leeren Parkplatz abstelle, beschleicht mich dann aber doch ein ungutes Gefühl.

Irgend etwas stimmt hier nicht.

Ein kräftiger Druck auf die Eject-Taste des Radios lässt die Kassette herausspringen.
Eine freundliche Stimme spricht zu mir:

„...für alle, die auch heute früh raus müssen, spielen wir nun den Song „What A Beautiful Morning“ und wünschen ihnen einen schönen Sonntag. Das Wetter heute...“

Und weil mich das Wetter heute nun wirklich nicht mehr interessiert, fange ich an zu weinen...

 

Hallöchen Schmid!

Deine Geschichte ist sicherlich keine, die mir ewig im Gedächtnis bleiben wird, aber eine, die mich während der gesamten Lesedauer zum Schmunzeln - zugegeben, am Ende sogar zum Auflachen - gebracht hat. Und das finde ich, ist schon viel wert!
Mir gefällt deine leicht ironischer Stil und auch der Galgenhumor, mit dem sich die Hauptfigur selbst sieht und beurteilt sehr gut!

LG, Sonja

 

Hallo Sonja

Freut mich, dass Dir mein Taxt gefallen hat!

Wusste nicht recht, ob er in die Sparte Humor oder Alltag gehört. weil mich mein Arbeitsweg aber doch täglich belästigt, habe ich ihn hier gepostet.

Gruss, michel;-))

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo michel,

obwohl das Thema Deiner Geschichte nicht neu ist (meine Letzte handelte auch von dem morgentlichen "ganz normalen Wahnsinn" :D ), und ich die Pointe geahnt hatte, hat mir Deine Geschichte in ihrem lockeren, ironischen Schreibstil gut gefallen.
Ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

„Brrr“ denke ich und ziehe die Decke noch ein Stück hoch.
Vor denke ein Komma.
Langsam taste ich mich, mit halb verschlossenen Augen und einem Gleichgewichtssinn welcher noch nicht ganz in seiner vollen Blüte erstrahlt,
zur Toilette.
Komma hinter mich weglassen, Komma setzen hinter Gleichgewichtssinn. Welcher klingt hier ziemlich steif, ich würde der schreiben.
Das hatte ich doch gestern schon?
Hier würde ich einen Punkt setzen oder den Satz so umstellen: Hatte ich das nicht gestern schon?
"Frei! Endlich frei" rufe ich ...
Komma vor rufe.
... und wundere mich noch ein kleines Bisschen ...
ein kleines bisschen

LG
Blanca

 

Hallo Blanca!

Immer diese Kommas:mad:

Entweder ich vergesse sie, setze sie ans falsche Ort oder mache ein paar zu viel...

Ich hoffe, die deutsche Rechtschreibung wird bald wieder mal überarbeitet, dann kann man die Dinger gleich abschaffen...:bonk: ...werde es aber bei Gelegenheit korrigieren - Danke!!

Habe Deine Wahnsinn-Geschichte übrigens gelesen und kann Dir nachfühlen. Ich hab zwar keinen Hund, dafür eine Katze, die Morgens ab und zu k...; ist auch nicht viel besser und was die Kinder betrifft: versuchs doch mal mit anketten...:baddevil: :engel:

Nochmals vielen Dank für den Kommentar und das Lob;-)

Gruss, Michel

 

hi schmid!

Von dort aus geht es in die Küche, wo mich bereits unser ehrwürdiger Kater erwartet (Kater? Den hatte ich doch gestern schon! Na ja, auch egal...) und sich so geschickt zwischen meine Beine einfädelt, dass der Gang zum Kühlschrank beinahe mein Letzter gewesen wäre.
mein absoluter Lieblingsabsatz. :D

Blanca und trixi ahben es schon gesagt - ncihts, was einem länger in Gedanken bleibt, aber nett und locker geschrieben, nett für zwischendurch. Der lässige Stil passt - du hältst ihn gut durch.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Anne

:D :D

Jetzt werd ich denn Grössenwahnsinnig, bei so viel Lob!

Was Deinen Lieblingssatz bertrifft: ...das ist pure Lebenserfahrung!

Danggeschön!

GRuss, Michel

 

Viel Neues kann ich nicht mehr schreiben, schließe mich im großen und ganzen der Allgemeinmeinung an. Eins nur: Hat sich dein Prota anfangs nicht geärgert, als er dachte, dass er den ganzen Sonntag verschlafen hat? Nun, wo er weiß, dass er am Sonntag früh rausgekommen ist, sollte er sich doch eigentlich freuen oder sich zumindest nicht so ärgern... :-)

 

Hallo Jingles

Recht hättest Du ja, aber mein Protagonist ist ein leidenschaftlicher Langschläfer, Rückschlüsse auf meine Person sind dabei völlig ausgeschlossen :D , und als solcher sei ihm seine Reaktion verziehen...

Gruss, Michel

 

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