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Mein Schmerz

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11.09.2012
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Mein Schmerz

Meine Mutter und mein Vater haben mir die schlimmsten Vorstellungen über die Hölle in den Kopf gesetzt. In die Hölle kommen aber nur böse Menschen, sagten sie. Ich würde in den Himmel kommen. Der Himmel? Dann wünsche ich mir nichts sehnlicher, als die Hölle meiner Eltern herbei.

Ich bin eine Gefangene meines Körpers, unfähig, ihm zu entfliehen; unfähig, der Folter ein Ende zu bereiten, unfähig zu sterben. Seit Äonen schon befinde ich mich in einem vollkommen unbegreiflichen Zustand, zwischen dem gleißenden Strahlen einer erbarmungslosen Sonne und den lodernden Flammen, welche meinen stofflosen Körper umhüllen. Es kriecht den Rücken herab, versucht die gesamte Hemisphäre zu umschlingen, windet und schlängelt sich in lüsterner Vorfreude an meinen Beinen herab. Ein Gefühl tausender dornengesprenkelter Ranken, verätzend, vergiftend und brennende Hitze abstrahlend. Keine tatsächliche Empfindung, ich spüre die Pein und die Qualen, aber fassbar ist nichts davon. Jeder integrale Bestandteil meiner Existenz ist dumpf und betäubt, zeitgleich losgelöst von mir und doch so erfüllt von Leid. Eine glühende Klinge brennt sich ihren Weg durch meine Wade, die Haut löst sich, die Muskeln reißen. Die Klinge findet im Knochen ihr Ziel, der Gestank fauligen Fleisches durchdringt sämtliche meiner Nervenzellen. Ein gewaltiger Schrei entrinnt meiner Kehle, sämtlichen Schmerz will ich durch diese animalische Kraft nach draußen schleudern, um endlich Ruhe zu finden. Kein Geräusch. Ein mühseliges Ächzen dringt an die Oberfläche. Meine Kehle, mein Rachen, mein Mund, vollkommen ausgedörrt und vertrocknet. Unfähig, einen Laut zu bilden. Die Schleimhäute eingerissen und abblätternd, die Zunge, wie der staubbedeckte Leib einer vor Dekaden verblichenen Wüstenschlange auf dem vom Sand abgeschmirgeltem Boden. Verstörende Laute dringen an meine Ohren. Widerliche, brutale Klänge fremdartiger Wesen. Panik erfüllt mich, ein groteskes Ungeheuer versucht mich zu verschlingen. Das Monstrum packt mich, ich winde mich heraus, werde in Agonie immer wieder zur Seite geschleudert, wie ein stetiger Gezeitenwechsel, der in seiner gesamten Gewalt auf mich einwirkt. Ich bemühe mich zu schreien, doch nur Staub entrinnt meinem Mund, ein Wehklagen des Sandes, der meine Kehle bewohnt. Sie flüstern mir zu, das gesamte Universum ist erfüllt vom widerlichen Klang ihrer ketzerischen Versprechungen. Sie versuchen mich, sie bieten mir eine Erlösung von meinen Qualen, sie hauchen mir den blanken Wahnsinn entgegen. Ich bleibe Standhaft; gebe ich ihren Versuchungen nach, werde ich tatsächliches Leiden erfahren. Die Klinge aus meinem Schenkel wird rausgezogen, ein Vorbote der Erleichterung keimt in mir auf, eine Spur der Hoffnung, aus diesem Alptraum zu erwachen, regt sich. Ätzende Säure füllt die Wunde aus, meine kläglichen Versuche, die letzten Kraftreserven zu mobilisieren und zu entfliehen, scheitern. Hunderte winziger Zähne nagen sich durch jede Faser meiner Wade, sie leben von den Giften und dem verfaulten Fleisch darin, windende Würmer, dutzende glitschiger Leiber, die lautlos ineinander gleiten und sich an mir laben. Nun erkenne ich vor mir etwas. Schemenhafte abstrakte Gestalten, die immer näher kommen. Dämonen in blendend weißen Gewändern. Unmenschlich grinsende Fratzen des Grauens, die Zähne gebleckt, starren sie mich an. Und das immerwährende, schmutzige Geflüster. Sie versprechen ein Ende, ein Ende der Pein und der Qualen. Ich will ihnen antworten, sie sollen verschwinden, zurück in den Abgrund, dem sie entstammen. Meine Zunge streift über den Gaumen und Haut löst sich. Ich verspüre einen metallischen Geschmack, die Stimmen versichern, sie könnten das ändern. Sie würden alles zum Besseren wenden. Nun gebe ich nach. Ich kann nicht mehr. Meine Kraftquellen versiegt, meine Widerstände zusammengebrochen. Eine Flüssigkeit wird zu meinen Lippen geführt. Köstliches, kaltes, erfrischendes Gold. Begierig sauge ich am Gefäß.
Flüssige Magma, so heiß und tödlich, ergießt sich in meinen Mundraum, als würde sie sich einen Weg durch die Erdkruste bahnen. Sie fließt in meine Kehle, sämtliche Nervenenden kauterisierend. Nichts kann sie auf ihrem Kreuzzug in meine Lungen stoppen. Voller Grauen und Verzweiflung werfe ich mich herum, ich würde alles tun, um das Feuer aus meinem Atemsystem zu bannen. Mit einem tosenden Schwall versprühe ich die Lava über den Dämon. Angewidert und obszöne Flüche ausstoßend weicht er von mir zurück. Erleichtert sinke ich zurück. Endlich kann ich durchatmen. Der Dämon schwebt davon, wilde Flammen umspielen seinen grotesken Kopf. Ein Krach wie von einem Artillerie-Geschütz kündet von dessen Abgang. Ich schließe meine gepeinigten Augen und gebe mich wieder meinen Schmerzen hin. Die Dekaden ziehen vorbei. Ein metallisches Scheppern bringt mich wieder in die Wirklichkeit. Mühselig schlage ich meine Lider auf, ich erblicke rostiges Operationsbesteck. Ein stumpfes Skalpell bohrt sich in meinen Unterarm. Diesmal kann ich schreien. Ich schreie alles heraus, sämtlichen angestauten Schmerz, sämtliches verdrängte Leid. Die um mich versammelten Dämonen weichen zurück. An ihrem Gemetzel werden sie jedoch nicht gehindert und so sehe ich, wie man mir eine meterlange, widerliche, weiße Made in den Arm rammt. Ich spüre das Gift durch die Made pulsieren, sich in meinen Venen ergießen. Es fließt durch sämtliche Gefäße, keine Barrieren hindern das Gift daran, mein Herz zu erreichen. Ich kann nicht mehr. Meine Augen fallen zu und das Universum hört auf zu existieren.

Bekannte Stimmen trüben meinen Schlummer. Milde Sonnenreflektionen umspielen meine Züge. Die Stimmen sind angenehm und vertraut. Gelobet sei der Herr, meine Mutter und Papa sind gekommen, um mich aus meinem Albtraum zu befreien. Es ist alles vorbei und ein schöner Ferientag nimmt seinen Anfang. Ich lausche genauer da ich neugierig bin, was sich meine Eltern, da Schönes zu erzählen haben.
„… das und die multiplen Frakturen der Schulterpartie durch den Sturz, der Apoplex-bedingte linksseitige Ulcus Cruris, sowie dem bereits vorher bestehendem Demenzsyndrom. Was haben Sie bisher unternommen?“
„Also entlastende Lagerungen und vor einer Stunde eine 500ml Ringer-Lösung, da sie partout nichts trinken will und alles wieder ausspuckt. Ansonsten wollten wir Ihre Anweisungen abwarten.“


Nein.
Der Albtraum ist nicht vorbei.
Es ist niemals vorbei.

 
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Hallo VictorLexx, willkommen auf kg.de.

Mit diesem Text bist du haarscharf am Korrektur-Center vorbeigeschrammt. Eigentlich sind es zu viele Fehler, um ihn hier stehenzulassen, aber da es fast durchgängig ein und derselbe Fehler ist (fehlendes Komma), lasse ich ihn stehen, bitte korrigiere aber ganz fix die folgenden Stellen (und guck dir dingend nochmal Kommasetzung an):

böse Menschen sagten sie.
,

unfähig ihm zu entfliehen, unfähig der Folter
unfähig, ihm; unfähig, der

lodernden Flammen welche meinen stofflosen Körper
,

schleudern um endlich
,

Unfähig einen Laut
,

die Zunge, wie der staubbedeckte Leib einer vor Dekaden verblichenen Wüstenschlange auf dem vom Sand abgeschmirgeltem Boden.
Zunge wie; abgeschmirgelten

Gezeitenwechsel der in seiner
,

des Sandes der meine Kehle
,

Ich bleibe Standhaft, gebe ich ihren Versuchungen nach werde ich tatsächliches Leiden erfahren.
standhaft; nach, werde

Hoffnung aus diesem Alptraum zu erwachen regt sich.
2x ,

meine kläglichen Versuche die letzten Kraftreserven zu mobilisieren und zu entfliehen scheitern.
2x ,

Leiber die lautlos ineinander gleiten
,

Gestalten die immer näher kommen.
,

das immerwährende schmutzige Geflüster.
,

Abgrund dem sie entstammen.
,

versichern sie könnten das ändern.
,

so heiß und tödlich ergießt sich in meinen Mundraum als würde
2x ,

alles tun um das Feuer aus meinem Atemsystem
,

kündet von Dessen Abgang.
dessen

Ein metallisches scheppern bringt
Scheppern

sämtliches verdrängtes Leid.
verdrängte Leid

sehe ich wie man mir eine meterlange
,

Gift daran mein Herz zu erreichen.
,

sind gekommen um mich
,

lausche genauer da ich neugierig bin, was sich meine Eltern schönes zu erzählen haben.
,; Schönes

„… das und die multiplen Frakturen der Schulterpartie durch den Sturz, der Apoplex-bedingte linksseitige Ulcus Cruris, sowie dem bereits vorher bestehendem Demenzsyndrom.
das und die [...], der [...], sowie dem [...]? Das ergibt satzbautechnisch keinen Sinn, obwohl das ein Fragment sein soll..

Was haben sie bisher unternommen.“
Sie; unternommen?

Ringer-Lösung da sie
,

wollten wir ihre Anweisungen abwarten
Ihre

Außerdem sind diese mehrfachen Leerzeichen sehr unschön.

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo VictorLexx, und herzlich willkommen hier.

Für mich leidet dein Text daran, dass du ein gutes Thema nicht richtig angehst. Aus den letzten Sätzen schließe ich, dass du das Leid einer Demenzpatientin schildern möchtest. Aber anstatt von ihrem Alltag im Heim, in der Klinik, zu berichtigen, variierst du Bilder des Schmerzes. Das wird zum einen auf Dauer sehr anstregend zu lesen, weil die Schmerzen letztlich abstrakt bleiben und nichts passiert, zum anderen fühle ich da nicht mit. Weil ich die Situation nicht vor Augen habe. Ich weiß den Großteil des Textes von der Erzählerin nur, dass sie Schmerzen hat. Und ganz am Ende noch, dass sie nichts trinken will und an Demenz leidet. Vielleicht noch, dass der Sturz ein Selbstmordversuch war. Das ist fast gar ncihts.
Im Prinzip ist das ein häufiges Problem: Ein Ich-Erzähler, der so sehr in seiner eigenen Welt, sich selbst vertieft ist, dass der Leser da keinen Zugang findet. Ja. Der Schmerz mag schrecklcih sein und vielleicht sich sogar so anfühlen, wie du ihn beschreibst. Aber mir ist das egal. Weil mir Figurenzeichnung, äußere Umstände, Entwicklung fehlen.
Die Sache ist, man leidet nicht mit, wenn Schmerzen verbildlicht werden. Wenn aber über das Zufügen von Schmerz, Folter/Kz-Schilderungen etwa, berichtet wird, dann kann man Mitleiden. Weil man etwas konkretes hat.
Mein Tipp daher: Andere Perspektive: Er-Erzähler. Und versuch das Leide der Patientin an konkreten Situationen fest zuamchen. Vielleicht fühlt sie sich von ihrer Familie im Stich gelassen. VOm Personal vernachlässigt, Missverstanden.
Ich habe selbst ein wenig Erfahrung mit Demenz-Erscheinungen und weiß daher, dass da viel machbar ist. Aber mach's konkret. Mit Figuren. Nicht nur eine Erzählstimme, die vom Schmerz berichtet.

Ich hoffe, du kannst was damit anfangen und viel Spaß noch hier.

Gruß,
Kew

 

Hallo VictorLexx

Vorab, die Diagnose nehme ich dir nicht ab, zu skurril sind dazu die makabren Fantasien.

Du erzählst da eine wahnhafte Geschichte, was mir in diesem Genre durchaus tragbar erscheint. Doch ist es mir mehr ein konzentrierter Erguss an widerlichen Gegebenheiten, als eine Handlung, die sich zu einer spannenden Geschichte formiert. Kew hat es bereits angesprochen, der Inhalt stagniert auf der Stelle, hat keine Entwicklung. In gewissen Ansätzen sehe ich aber durchaus Potential:

Ich bin eine Gefangene meines Körpers, unfähig ihm zu entfliehen, unfähig der Folter ein Ende zu bereiten, unfähig zu sterben. Seit Äonen schon befinde ich mich in einem vollkommen unbegreiflichen Zustand,

Hier dachte ich mir, ah, da ist die Prota. zu einem ewigen Dasein verflucht, dem Kreislauf ihrer Gefühle immer wiederkehrend ausgesetzt. Da wäre die Möglichkeit gewesen, es fantasievoll in eine fiktive Richtung zu treiben, Auseinandersetzungen mit den andern Wesen austragend, durch einen guten Kniff einen Ausweg aus diesem Dilemma findend.

Doch du hast deiner Prota. eine Demenz unterstellt, sowie schwere Verletzungen vermutlich von einem Treppensturz. Man kann ein solches Thema sicherlich abhandeln, aber ich bezweifle stark, dass man dem im Genre Horror damit gerecht wird. Eine Betroffene kann ihre Umgebung nicht mehr real wahrnehmen, erkennt Bekanntes nicht, ist verwirrt und wahrscheinlich von Ängsten vereinnahmt. Ein schwerer Sturz ist da ein Dilemma, zweifellos. Aber, zu dämonischen Wahnvorstellungen müsste sich noch ein anderes Krankheitsbild gesellen. Ist es nur ihr Schmerz, der sie unsäglich quält?
Viele alte Menschen haben verschiedenste morbide Symptome, der körperliche Abbau geht sehr oft nur mit Leiden vor sich, da braucht es nicht mal ein besonders ausgefallenes Krankheitsbild. Manche solcher Menschen gelangen dadurch an die Grenze des erträglichen, aber helfen kann auch die palliative Medizin nur beschränkt. Es sind Versuche dies zu lindern, aber im Schmerz ist der Einzelne auf sich zurückgeworfen. Doch warum ich dies erwähne, ich denke, desto realitätsnäher es in einer Geschichte sich abspielt, desto ergreifender wird es.

Ob es sich lediglich mit einer Drehung der Perspektive in deiner Geschichte umsetzen lässt, weiss ich nicht. Ich würde da eher zusätzlich auf eine glaubhaftere Unterfütterung der Ursache setzen.

Ich bin eigentlich kein Anhänger zu makabrer Ausgeburten, doch sind sie mir in der Geschichte teilweise als eindrücklich erschienen. Soweit meine Lesermeinung.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Gruß,
Kew

Hi,

ich hatte in der Ausbildung den Auftrag, einen Aufsatz zum Thema Schmerz zu schreiben. Eine andere Perspektive wäre, nunja nicht eindrücklich genug für mich. Ich sollte den Text dann auch vorlesen, da kam es dann auch meist anders rüber als beim lesen.

Prinzipiell ging es mir nur darum, konträr zur Aussage meiner Lehrer, aufzuzeigen, dass man keine Ahnung hat was sich im Kopf eines hochdementen Menschen abspielt. Ich habe in Gerontopsychiatrien und mehreren Heimen gearbeitet und Dämonenerscheinungen sind nicht mehr abwegig, wenn eine Frau dich dauernd versucht zu essen, ob mit Besteck oder ohne.
Primär spielt in dem Text Verwirrung und Hypersensibilität die Rolle :-)

Für mich leidet dein Text daran, dass du ein gutes Thema nicht richtig angehst. Aus den letzten Sätzen schließe ich, dass du das Leid einer Demenzpatientin schildern möchtest. Aber anstatt von ihrem Alltag im Heim, in der Klinik, zu berichtigen,

Alltag, nicht Horror.
Langweilig, habe ich jeden Tag.

Danke für das Feedback :-)

 

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