Mein Dad ist ein Kleinwagen.
„Was soll denn das heißen, trockener als die Kaffeeränder auf Ihrem... Da redet doch jetzt keiner von Verarschung hinter Ihrem Rücken, beziehungsweise Ihrem Ar-... Ich lach‘ ja gar nicht, das hört sich nur so... W-... Ja... Wer in diesem Laden schreibt denn schon auf Anhieb den perfekten Artikel, vor allem in meiner... und auch in persönl-... hm...“
Es ist wieder eines dieser Rechtfertigungstelefonate zwischen meinem Dad und seinem Boss.
„Ja, Herr Altkaiser, eine klar definierte Haltung gegenüber den eigenen Angestellten ist ja ganz normal... hm... Da... Da kommt es vor, dass man private Probleme auch mal auf eine berufliche Ebene projiz-... Das ist jetzt aber kein Grund, ausfal-... hm... Ist es. Ich ha-... Ich habe verstanden, Herr...“
Es knackt hörbar in der Leitung.
„Herr Alt... Herr...“
Halbe Sekunde bis zur Erleuchtung, weitere halbe Sekunde bis zum Auftakt des Dramas.
„Ja, Herr Altkaiser, ja gut...“
Gespieltes selbstgefälliges Lächeln.
„Das ist doch, das ist doch halb so wild, Herr... Ah, sie müssen sich doch nicht entschuldigen, wir haben ja alle so unsere Schwierigkeiten...“
In diesem Schauspiel ruft er zwar mehr Mitleid hervor als ein Lamborghini mit „Baby an Bord“-Sticker, aber nie im Leben Glaubwürdigkeit.
„Aber Sie müssen sich doch jetzt nicht persönlich bei mir... Ach was, ich bin ja nicht nachtragend...“
Boah, peinlich. Das hier ist echt die einzige Disziplin, in der man ihn als Lamborghini bezeichnen kann. Bei allem Lebenswichtigen ist er in der Regel mehr wie die allererste Version des Fiat Multipla.
„Ist in Ordnung, Herr... Ja, dann will ich mal wieder an die Arbeit... Ja genau, die, von der ich weiß, wie sehr Sie sie doch schätzen... Ja genau...“
Aber sowas von Fiat.
„Ich würd‘ ja gern noch etwas plaudern...“
Solange kann das doch nicht einmal ihm Spaß machen. Ätzend. Ich fingere heimlich mein Handy aus der Tasche.
„Die Frauen, ja, Herr Altkaiser, genauso leidiges Thema wie eh und... Öh... Hoppla, ich und die liebe Technik...“
Räuspern.
„Redaktion, Hoffmann am Apparat, wer ist da?“
Ich erhebe mich und lege demonstrativ auf, verkünde mein Interesse an billigem Kantinenfutter und lasse ihn zu seiner Erleichterung mit der Sache in Ruhe. Für meinen Praktikumsbericht habe ich unter einem der vielen Modellautos auf dem Schreibtisch sowieso dieses kleine Diktiergerät versteckt, das die ganze Zeit mitgelaufen ist. Ich glaube, es war unter dem Lamborghini.