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Mein bester Freund

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02.05.2017
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Mein bester Freund

Als ich ihn traf, da war ich das erste Mal ohne meine Eltern auf einem großen Fest und die Aufregung entsprechend groß. Bei einer sehr guten Konversation mit meinem zukünftigen besten Freund wurde ich zusehends entspannter. Wir fingen an viel Unsinn zu machen. Doch am Ende des Abends gerieten wir in einen heftigen Streit, wir prügelten uns in aller Öffentlichkeit und er schlug mich tatsächlich bewusstlos. Als Geschenk hinterließ er mir ein geschwollenes Auge.
Als ich am nächsten Tag erwachte, war die Pein sehr groß und als wäre dies nicht genug, strafte mich meine Mutter mit einem Blick, der großes Beschämen auslöste. Ich schwor mir, diesen Kerl nie wieder sehen zu wollen.
Doch es dauerte nicht lange, da traf ich ihn erneut auf einer Party. Mit anfänglichem Misstrauen kamen wir dann doch in ein nettes Gespräch. Er entschuldigte sich und wir hatten erneut eine tolle Unterhaltung. Von da an trafen wir uns immer regelmäßiger. Es war sehr schön, seine aufgeschlossene und selbstbewusste Ader steckte mich völlig an, obwohl ich eigentlich extrem introvertiert bin. Ich traute mich plötzlich Frauen anzusprechen, das wäre alleine undenkbar gewesen.
Nach einiger Zeit, als junger Mann, merkte ich aber auch seine Schattenseiten. In manchen Situationen, wenn wir zu lange abhingen, da übte er einen schlechten Einfluss auf mich aus. Ich wurde sehr aggressiv und respektlos gegenüber anderen. Am nächsten Tag fühlte ich mich umso schlechter. Ich sagte mir, dass ich erst einmal Abstand nehmen müsse.
Nach ein paar Wochen wurde die Sehnsucht nach Spaß und Freude so groß, dass ich zurück zu meinem „Allheilmittel“ fand, meinen besten Freund.
Als erwachsener Mann sahen wir uns fast jeden Tag. Das ging meiner Familie sehr auf den Geist, sie spürten den schlechten Einfluss meines Freundes. Ich erfand immer mehr Ausreden, damit nicht alles auf ihn bezogen werden konnte. Ich sagte etwa, dass ich nur kurz einkaufen ginge. Doch meist kam ich dann völlig kaputt und übel riechend nach Hause. Meine Frau bekam alles mit. Dadurch stieg meine Wut. Meine ganze unterdrückte Wut. Ich fing an handgreiflich zu werden. Letztendlich verließ mich meine Familie und ich war nur noch ganz allein. Ich fühlte mich jetzt wieder so, wie in meiner Kindheit. Einsam.
Ich war aber doch nicht so allein, ich hatte ja noch meinen besten Freund. Wir fingen an zusammen in eine Wohnung zu ziehen und ständig um die Häuser zu ziehen. Die Leute haben uns gemieden. Wir waren eher zwei Außenseiter. Aber wir fühlten uns trotzdem sehr stark. Und am nächsten Morgen, da konnten wir uns direkt wieder sehen und Blödsinn machen. Aber der Spaß kostete langsam auch sehr viel Geld und wir kümmerten uns auch nicht mehr um die Wohnung. Dies war am Ende der Grund, warum wir die Wohnung verloren haben und auf der Straße gelandet sind.
So langsam bekam ich einen latenten Hass auf meinen Kumpel. Ich begriff, dass er Schuld an allem war. Jeden Tag hockten wir zusammen, aber getrennt, kam die Einsamkeit wieder hoch. Ich war in einem Kreislauf gefangen. Ich habe alles verloren.
An einem Tag stritten wir uns so heftig, dass ich in Rage geriet und randalierte. Ich beschimpfte Passanten und habe Stühle geschmissen. Ich traf dabei eine Frau mit Kind. Diese viel zu Boden. Dabei verlor ich selber die Kontrolle und fiel ebenfalls. Ich verlor das Bewusstsein. Die Polizei nahm mich in Gefangenschaft.
Nach langer Zeit war ich wieder ohne meinen Freund in einer Zelle bei der Polizei. Dadurch kam sehr viel Klarheit. Mir wurde bewusst, was ich getan habe; wie tief ich gesunken bin. Die Sehnsucht nach meiner Familie war sehr präsent. Ich wusste, dass das alles meinem besten Freund zu verdanken war. Nun ist mein Freund zu meinem Feind geworden. Ich schwor mir, ihn nie wieder zu sehen. Diesmal wirklich.
Ich machte eine Therapie und bald ging es mir besser. Meine Familie bekam ich leider nicht zurück. Doch bald füllte sich mein Herz mit einem neuen Menschen. Manchmal sah ich ihn noch, z.B. im Supermarkt oder im Restaurant, aber wir ignorierten uns. Es ist nun schon alles lange her, ich möchte mich nicht mal mehr an seinen Namen erinnern. Ich glaube, dieser war Alkohol.

 

Hi Sommerhamster - das Wetter passt jedenfalls zu deinem Nickname!;)

Yoooaaahhh ... dieses Wort musst du dir wie das langegzogene Muhen einer Kuh vorstellen. Und was ich damit sagen will: nun ja - man kann deine Geschichte lesen ... aber wenn nicht, isses jetzt auch kein Beinbruch. Wow, was für eine fiese Bemerkung!

Das Positive zuerst: du kannst rein handwerklich flüssig (im wahrsten Sinne des Wortes, Hahahah!!:D:bier:) schreiben. Der Erzählstil liest sich nicht schlecht und das ist schonmal viel wert.

Was die Handlung jetzt aber betrifft - das hättest du weiß Gott nicht so auswalzen müssen. Denn nichts, wirklich gar nichts ist hier noch neu, oder besonders erzählenswert. Immer wieder tragisch, zutreffend und immer aktuell - war es und wird es immer sein. Aber wie gesagt - leider nichts, das mich jetzt zum Lesen oder (nachhaltigen) Nachdenken animieren würde.
Im Grunde genommen hast du auf einer ganzen Menge Zeilen dargestellt, dass man nass wird, wenn man ins Wasser fällt -im übertragenen Sinne.

Tut mir leid, Sommerhamster - aber diese Geschichte ist eine gut geschriebene Banalität. Wenn dir das bewusst war und du nichts anderes bezwecken wolltest, bin ich ehrlich beruhigt. Wenn du hier jedoch etwas Eindringliches, Aufrüttelndes oder wirklich Ermahnendes bringen wolltest, ist das in dieser Form jedenfalls irgendwo auf halber Strecke versackt - dafür ist die Aussage deiner Geschichte ganz einfach zu offensichtlich.

Vielleicht noch etwas Textkritik, die mir aufgefallen ist:

wir prügelten uns in aller Öffentlichkeit und er schlug mich tatsächlich bewusstlos. Als Geschenk hinterließ er mir ein geschwollenes Auge.
Es wäre passender, wenn sich dein Protogonist aufgrund des Alkohols prügeln würde, und nicht "mit" dem Alkohol. Es sei denn, er würde auf eine Schnapsflasche einschlagen und die Flasche wehrt sich.

Ich beschimpfte Passanten und habe Stühle geschmissen. Ich traf dabei eine Frau mit Kind. Diese viel zu Boden. Dabei verlor ich selber die Kontrolle und fiel ebenfalls. Ich verlor das Bewusstsein.
Zuviel Wiederholungen.

Ich machte eine Therapie und bald ging es mir besser. Meine Familie bekam ich leider nicht zurück. Doch bald füllte sich mein Herz mit einem neuen Menschen. Manchmal sah ich ihn noch, z.B. im Supermarkt oder im Restaurant, aber wir ignorierten uns. Es ist nun schon alles lange her, ich möchte mich nicht mal mehr an seinen Namen erinnern.
Gemessen an deiner Warnung und mahnenden Intention relativierst du hier die Probleme der Alkoholabhängigkeit viel zu sehr - das liest sich so, als wäre das nur eine unangenehme Episode gewesen, die aber aus, vorbei und fertig ist. Alles vergeben, vergessen und gut is'! Nee - is' es aber in 99,99 % nicht und wird es in 99,99 % auch niemals wieder sein, wenn man ein echter Alkoholiker (gewesen) ist. Scheißspiel, ist aber leider so - das macht es ja gerade so perfide und gefährlich.

Und ganz zum Schluss noch dieses hier:

Ich glaube, dieser war Alkohol.
Also bitte!!! Hälst du uns alle selber schon für dauerbreit und total dichtgelötet, dass du allen Ernstes das hier noch erklären willst?! Echt jetzt - schmeiß diesen Satz bloß und um Himmels Willen raus, sonst mutierst du deinen Text mit einem Federstrich zu einer Posse!

So, lieber Sommerhamster, dann will ich meine Kritik mal mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche beerdigen: "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." In diesem Sinne hoffe ich, dass du meine Anmerkungen auch so auffassen kannst!;)

Und das meine ich keineswegs bierernst, sondern stocknüchtern!:)

Viele Grüße vom EISENMANN

 

Hallo Sommerhamster,

vielleicht steh' ich ja tatsächlich auf der langen Leitung, denn ich habe - obwohl stocknüchtern - nicht kapiert, dass Alkohol der Freund ist und tatsächlich an einen Menschen gedacht, der ihm nicht gut tut. Vielleicht bin ich da ja die einzige, aber mich hat das Ende überrascht.

Durch den berichtenden Stil verschenkst Du mMn aber die Möglichkeit, eine wirklich spannende Geschichte daraus zu machen, die langsam enthüllt, was Sache ist. Würdest Du szenischer schreiben, den "Freund" lebendig werden lassen, könnte das eine schöne Irrengeschichte a la "Fight Club" werden, vielleicht kennst Du den Film ja.

So, wie Du es momentan erzählst, klingt es eher nach einer Lebensbeichte und ist von daher nicht besonders spannend, sorry.

Viele Grüße,

Chai

 

Hi!
Da ich hier noch viel lernen möchte, bedanke ich mich für deine sehr ausführliche Kritik, diese wird mich auf jeden Fall weiterbringen :-) Ich gebe dir auch in allen Punkten Recht.
Die Geschichte ist irgendwie an einem Abend so herausgeplatzt. Wahrscheinlich ist die Geschichte auch eher für mich spannend, aber nicht für den Leser. Das stimmt!

Vielen lieben Dank für deine Kritik :-)

 

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