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Mein Auto

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17.01.2011
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Mein Auto

Am Tag, als ich meinen Führerschein erwarb, bin ich sogleich zum Gebrauchtwagenhändler. Ich hatte nur kleines Geld, aber der Verkäufer legte sich trotzdem mächtig ins Zeug. Er empfahl mir einen gebrauchten amerikanschen Sportwagen. Trotz der Anpreisungen des Händlers fand ich den Wagen nicht besonders schön, und meine Vorstellungen von einem Sportwagen waren eigentlich andere als die des Händlers. Das schönste am Wagen war noch der relativ makellose himmelblaue Lack. Nach längerer Diskussion konnte mich der Autohändler mit den Worten "für dieses bisschen Geld kann ich Ihnen aber auch leider keinen anderen Wagen anbieten!" überzeugen. Also nahm ich ihn trotzdem und fuhr los.

Zunächst hatte ich noch ein recht gutes Gefühl für so wenig Geld einen – wenn auch häßlichen – Sportwagen zum Preis eines Taschengelds bekommen zu haben. Aber wenige Straßen weiter wurde auch so langsam klar, daß das ganze einen Haken hatte. Ich kam kaum mit dem Straßenverkehr mit. Teilweise mußte ich das Gaspedal ganz durchdrücken, um auch nur annähernd Anschluß an den Verkehr zu haben. Ich fing an, nach einem Parkplatz Ausschau zu halten, aber an dieser Stelle gab es gerade keine Möglichkeit zu parken. In der nächsten Linkskurve schaute ich aus dem Fahrerfenster hinaus auf den linken Vorderreifen. Mich durchfuhr ein Schock, denn es sah so aus, als ob der ganze Reifen schief und wackelig war! Es gab immernoch keine Haltemöglichkeit, da ich gerade eine Brücke hinauffuhr. Die geringe Steigung überforderte den Wagen jetzt so sehr, das ich nur noch im Schrittempo vorwärts kam. Doch kaum über den Zenit – abwärts gewann das Auto auf einmal doch noch an Fahrt, der Wagen wurde jetzt immer schneller. In einiger Entfernung stand auf meiner Fahrspur ein Mopedfahrer, während auf der linken Fahrspur reger Verkehr herrschte. Ich trat auf die Bremse, und die nächste böse Überraschung überkam mich. Der Wagen wurde nicht langsamer! Ich trat das Bremspedal wieder und diesesmal ganz durch, aber die Fahrt verlangsamte sich nur unmerklich. Dem Mopedfahrer kam ich immer näher, und er stand immernoch auf der Fahrbahn und machte keine Anstalten loszufahren. Panisch nahm ich jetzt auch die Handbremse zu Hilfe, um das Auto endlich zu stoppen. Letztlich hielt mein himmelblauer, amerikanischer Sportwagen doch noch, allerdings nicht ohne dem Moped einen kleinen Stubs zu geben.

Der Mopedfahrer stieg nun ab, betrachtete sein Moped und meinen Wagen. Langsam beruhigte ich mich auf ein erträgliches Maß und das Gehirn fing wieder logisch zu denken an. Ich zog die Handbremse ganz fest, schaltete den Warnblinker ein und griff ins Handschuhfach, um die Papiere herauszuholen. Dann ging ich zu dem Mopedfahrer, der inzwischen seinen Helm abgenommen hatte. Mit einigermaßen fester Stimme fragte ich, ob etwas passiert sei. Er glaube nicht, aber wir können ja mal die Adressen austauschen. Ich öffnete meine Papiere und reichte ihm etwas verdutzt den Inhalt von der Führerscheinausgabestelle. Ich hatte nämlich keinen Führerschein, sondern einen Registriercode wie man es von Software kennt erhalten. Da lachte er und meinte, das machen die jetzt immer so. Neue Führerscheine aus Papier gäbe es nämlich nicht mehr. Damit brach er bei mir den letzten Schreckknoten im Kopf und ich konnte auch wieder lachen. Nachdem wir eine Weile herzlich gelacht hatten fiel sein Blick auf den Kaufvertrag des Wagens. "Sagen Sie blos, sie haben Ihren Wagen auch bei Autohaus Leben gekauft. Da habe ich mein Moped auch her und jetzt stehe ich hier mit einer Panne!"

Dann wachte ich langsam auf. Es war alles nur geträumt und eine große Erleichterung durchfuhr mich, als mir gewahr wurde: Ich habe gar kein Auto, noch nicht einmal einen Führerschein. Das echte Leben ist für mich zum Glück ganz anders! Aber von meinem Job als Gott kriege ich langsam Albträume. Vielleicht sollte ich es den Menschen auf Ihrem Lebensweg in Zukunft ein wenig leichter machen. Dann stand ich endlich auf um zu Taten zu schreiten.

 

Lieber realtosh,

das ist in meinen Augen keine Geschichte, mehr ein Bericht wie aus einem Tagebuch. Ich kann mich nicht mit dem Protagonist identifizieren, weil ich allzu wenig Informationen über ihn bekomme, d.h., damit du nicht die falschen Schlüsse ziehst, direkt durch die Handlung. Okay, er hat den Führerschein gemacht, kauft sich einen Gebrauchtwagen amerikanischen Fabrikats und hat schon bei der ersten Fahrt damit gravierende Probleme. So weit, so langweilig. Figur wie Handlung leer und lustlos, stereotyp.

Das übliche Traum-Ende gibt dem ganzen Rest und mir den Anlass zur Hoffnung, dass auch ich jetzt gleich aufwache und merke, aha, alles nur ein Traum und ich habe effektiv keine Zeit mit dieser Geschichte verschwendet.

Der Text hat eindeutig zu wenig Substanz.

Viele Grüße,
-- floritiv

 

Hallo floritiv,

Das Ganze ist natürlich eine Allegorie (wenn ich mich richtig an die Schulzeit erinnere), d. h. das Auto ist das Leben und die Fahrt der Lebensweg. Am Anfang stehen die schönen Versprechungen des Lebens, aber alles ist in der Wirklichkeit dann ganz anders und voller Pannen. Schade das ich Dir das nicht vermitteln konnte ...

 

Dass ich das nicht selbst erkannt habe … (Achtung, Ironie! ;) )

Sollte dir einfallen, warum nicht, siehst du vielleicht auch Möglichkeiten, deinen Text entsprechend zu verbessern. Eine Allegorie sollte, finde ich, auch interessant sein, wenn man die Ebene dahinter ignoriert. Das Leben mit einem hässlichen Sportwagen zu vergleichen, ist da meiner Meinung nach etwas weit hergeholt. Das Leben ist schließlich nicht per se hässlich, es ist grundsätzlich das, was man daraus macht. Wie genau verhält sich dann der Mopedfahrer dazu? Und wie demgegenüber das »echte Leben«, in das die Hauptfigur zuletzt erwacht? Nur so als Denkanreiz.

 

So, ich habe die Kritik durch ein paar kleine Änderungen einfließen lassen. Ist keine andere Geschichte geworden, aber hat ein paar andere Richtungen bekommen.

 

Gema-Nichtmitliedsnummer 599859

Der schlechteste Texter bin ich wohl doch zum Glück nicht. Udo Jürgens hat die Betakteten gerade zitiert, eine Zeile sogar wortwörtlich. Die Welt ist eine Google ... http://www.udojuergens.de/lied/du-bist-durchschaut ... trotzdem muß eine Kurzgeschichte einen Spannungsbogen haben, sic!

 

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