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Mehl im Haar

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20.04.2018
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Mehl im Haar

Drei Betten, zwölf Fenster, vier Stühle um den Tisch. Ein Flur, in dem sich feuchte Mäntel und Dreckschuhe auf Schachbrettfliesen stapelten. Eine Küche, die nie ganz aufgeräumt war, dafür aber nach Brezeln und Bananenbrot roch, wenn man abends heimkam. Eine Mama, die immer Mehl in den Haaren trug, und ein Papa, der fast jedes Buch auf der Welt gelesen hatte.
Das war Pauls Zuhause.
Es stand in einer Siedlung, die so sauber war, dass die Kinder in den Sommerferien in Pyjamas auf dem Asphalt sitzen, und ihre Käsebrote essen durften. In der sich alle über Udo von gegenüber aufregten, der sie samstagmorgens aus dem Schlaf riss, wenn er den Fingerabdrücken auf seinem Cabrio mit Poliermittel zu Leibe rückte – und dabei immer wieder zufällig an die Hupe stieß.
Hier steht es noch immer, Pauls Zuhause. Mit denselben Nachbarn und demselben Carport aus Holz und angelaufenem Plexiglas. Ein anderes Kind wohnt jetzt darin, mit seinen eigenen Eltern.
„Grüß dich, Paul“, schnarrt eine Frauenstimme. Sie gehört Doris, der Frau von Udo von gegenüber. Sie trägt eine Brille, die ihre Augen stecknadelklein macht. Um ihre dürren Schenkel schlabbert eine weiße Leggins, wie ausrangierte Bettlaken.
„Hallo“, sagt Paul.
Dann steht Doris eine Weile rum und tut – die knochigen Arme in die Hüften gestemmt – als würde sie den Rosenstock neben ihrer Haustür inspizieren. Doch Paul weiß, dass im Dezember keine Rosen wachsen. Und er weiß auch, dass Doris gehofft hat, ihn bei etwas Verbotenem zu erwischen. Ihr Blick bohrt durch seine Jacke, durch die Daunen, bis in seine Schulterblätter. Er sieht zu, wie sich seine Fingerknöchel weiß färben, wenn er den Fahrradlenker fester umfasst, und wie das Blut zurückkommt, wenn er ihn loslässt.
„Udo!“, ruft Doris. „Komm mal kurz her!“
Paul, der nicht hochsieht, hört Schritte und Flüsterstimmen und dann meldet sich Udo zu Wort. Sagt, er habe Paul in letzter Zeit oft hier gesehen, zu oft für seinen Geschmack, er würde ja zu gerne wissen, was Paul für Flausen im Kopf habe und überhaupt solle er dorthin verschwinden, wo er hingehöre. Dann knallt die Tür von gegenüber ins Schloss.
Weiß, rot, weiß, rot. Wenn man ganz fest auf seine Fingerknöchel starrt, lässt sich die Wut im Bauch besser aushalten.
Paul denkt an die Samstage, an denen Papa Udo einen „penetranten Wurm“ geschimpft hat, wenn der um kurz nach sieben sein Hupkonzert einläutete. An die gelbe Couch mit den Kissen und an die Bücherregale.
Die Tür von gegenüber öffnet sich erneut. Doris‘ Leggins sind jetzt aus Leder und lassen ihre Beine aussehen wie schrumpelige Würgeschlangen.
„Nur Blödsinn im Kopf“, bellt Udo. „Jeden Abend hier rumlungern … ich warn‘ dich, Bürschchen. Ich warn dich.“
Die Autotüren des Cabrios knallen und Udo hupt, obwohl die Straße so breit ist, dass er locker an Paul vorbeikommt. Bevor er losfährt, lässt er das Fenster runter.
„Nur, dass du’s weißt“, sagt Udo und in seinen Augen glitzert die Schadenfreude. „Wir sind nicht lange weg. Und meine Alarmanlage ist die beste in der ganzen Umgebung.“
Paul weiß nicht, ob es Udos Bosheit ist, das Quietschen der Reifen oder Doris‘ schadenfrohes Grinsen, die der Wut in seinem Bauch das Ruder übergeben. Das Gute ist, sie macht ihn mutig.
Paul öffnet das Gartentor, läuft den Kiesweg entlang und schlendert durch das Carport. Seine Finger gleiten über Werkzeugkisten, Hochdruckreiniger und die Abdeckplane des Rasenmähers. Nur das Fahrrad mag er nicht anfassen. Es gehört dem neuen Kind.
Paul fasst in seine Tasche und findet, was er sucht. Der silbrige Schlüssel schimmert im fahlen Licht, das die Straßenlaternen auf das Grundstück werfen. Er hat allen erzählt, er hätte ihn verloren. Er konnte ihn nicht abgeben. Er konnte das Haus nicht alleinlassen. Seit er ein Baby war, hat es auf ihn aufgepasst. Hat es gemacht, dass alles gut war.
Pauls Finger zittern, als er den Schlüssel in das Schloss steckt. Er passt genauso gut, wie vor acht Monaten.
Im Flur tanzt die Dunkelheit wie Ameisen vor seinen Augen, es riecht nach feuchten Mänteln und Dreckschuhen und kurz ist der Schmerz so stark, dass ihm die Luft wegbleibt.
Auf Zehenspitzen schleicht er weiter, schleicht ins Wohnzimmer, ohne Licht anzumachen. Er kennt jeden Zentimeter.
Paul hört nichts als seinen eigenen Atem. Sein Herz schlägt schneller, als er nach dem gelben Sofa tastet, doch seine Hände stoßen auf etwas Hartes und jetzt holt er doch das Handy heraus, um die Taschenlampe anzumachen.
Das erste, was ihm auffällt, sind die Bücherregale. Sie sind verschwunden. Anstelle des gelben Sofas steht da ein Esstisch und da drüben, wo es lächerlich falsch aussieht, haben sie ihr Sofa hingestellt. Es ist weiß, ohne Kissen, und der Kloß in Pauls Hals fängt an zu pochen.
Er macht das Licht aus und setzt sich auf den Boden vor die Terrassentür. In der Ferne schießen sie. Raketen, Böller, Kracher, wie immer um Stunden zu früh.
Paul denkt an Papa, an seine Falten beim Zeitunglesen. Und an Mama, die Brötchen in heißen Kakao tunkt, an Samstagen, an denen die Welt noch in Ordnung ist.
Er legt das Gesicht in die Hände, atmet tief ein und aus. Jedes Mal, wenn er das Haus besucht, jeden Tag nach der Schule oder dem Fußballtraining, haben die Erinnerungen so viel mehr Farbe. Wenn er draußen auf seinem Fahrrad sitzt, stundenlang vor dem Gartentor fühlt es sich an, als wäre dieses Leben nicht wirklich vorbei. Als hätte Mama noch fröhliche Augen und Mehl in den Haaren. Als würde da, hinter den Wänden, immer noch einer sitzen, der aussieht wie Paul in erwachsen, die Nase in ein Buch vergraben. Auf dem gelben Sofa mit all den bunten Kissen, zwischen Bücherregalen und Bananenbrotduft.
Er hätte sich nicht reinschleichen dürfen.
„Bist du ein Einbrecher?“, fragt eine Stimme und Paul schnellt herum. Sein Blick fällt auf ein Mädchen, das in der Tür zum Wohnzimmer steht. Im Lichtkegel der Flurlampe sieht sie aus, wie ein Gespenst. Dann geht alles ganz schnell.
Helles Licht flutet von der Decke und blendet seine Augen, eine Frau erscheint im Türrahmen, die Augen weit aufgerissen, und hinter ihr ein Mann, eher verdutzt als erzürnt, und sie stehen um ihn herum und löchern ihn mit ihren Fragen.
„Was machst du denn hier?“
„Wer bist du?“
„Wie kommst du hier rein?“
„Mami, ist das ein Einbrecher?“
„Wir müssen die Polizei rufen, wenn du nichts sagst!“
„Papi, jetzt sag, ob das ein Einbrecher ist!“
„Moment mal“, sagt die Frau. Sie ist jünger als Mama, mit langen, glatten blonden Haaren. Paul hat sie oft gesehen, wenn er draußen auf der Straße stand. Erst jetzt fällt ihm auf, dass ihr Bauch aussieht, als hätte sie eine Mango verschluckt.
„Bist du nicht der Sohn der Familie, die vor uns gewohnt hat?“, will sie wissen. „Wir haben dich bei der Besichtigung gesehen!“
Paul zuckt die Achseln.
„Wo sind deine Eltern?“, fragt der Mann.
„Anton“, zischt die Frau.
„Ja, was denn?“
„Sein Vater ist doch … du weißt schon.“ Sie blinzelt. Ihr Blick ruht auf Paul und die Züge um ihren Mund sind jetzt ganz weich. Ihre blauen Augen glitzern.
„Also, deshalb bist du hier“, sagt sie leise.
„Naja, ich …“, murmelt Paul. „Ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen.“
Die Frau legt ihre Hand auf Pauls Schulter und drückt sie so fest, dass es wehtut.
„Natürlich“, sagt sie.
„Ich hätte nicht herkommen dürfen“, sagt Paul. „Es tut mir leid.“
Die Frau nickt. „Wir rufen deine Mutter an. Komm, gib mir ihre Nummer. Wie war nochmal dein Name?“
„Paul“, sagt Paul.
„Ich heiße Lisa!“, verkündet das Mädchen, das zwischen den Oberschenkeln ihrer Mutter hervorspäht. „Kannst du mir zeigen, wie man in ein Haus einbricht?“
Ihr Vater rollt die Augen.
„Komm mit“, sagt er, als Frau und Tochter in die Küche gehen, um Pauls Mutter anzurufen. Er winkt ihn hinter sich her die Treppe hoch, in Mamas Bügelraum, der jetzt ein Arbeitszimmer ist.
„Ich wollte dir noch was geben“, sagt der Mann, der Anton heißt. Er tritt an seinen Schreibtisch, öffnet eine Schublade und zieht einen kleinen Koffer hervor. Er ist braun, aus abgewetztem Leder, und darin liegt ein Papierstapel, der fast so hoch ist, wie Pauls Daumen.
„Was ist das?“, fragt Paul.
„Ein Buch“, sagt Anton. „Ich hab‘s gefunden, als ich den Einbauschrank ausgeräumt habe, kurz nachdem wir eingezogen sind. Aber ich wusste nicht, wie ich euch erreichen konnte, also hab‘ ich’s aufgehoben. Es ist … es ist sehr schön, wirklich, es ist eine Art Abenteuerbuch und der Junge … er heißt genau wie du.“
Paul schluckt. Als er den Koffer in der Hand hält, fühlt es sich an, als hätte er nie etwas Wichtigeres besessen.
„Sieh mal“, sagt Anton und deutet auf Buchstaben, die jemand in das Leder geritzt hat. L.D. Ludo Dorfer, denkt Paul. In seinen Augen brennt es wie verrückt.
„Danke“, murmelt er.
Eine Weile stehen sie rum. Treten von einem Bein auf das andere, während Paul tut, als würde er lesen, obwohl beide wissen, dass es nicht so ist.
Dann klopft es an der Tür und es ist Mama, die Paul so fest umarmt, wie überhaupt noch nie in den letzten acht Monaten. Und als sie das Buch sieht und von wem es geschrieben ist, küsst sie sein Gesicht, und obwohl Anton danebensteht, ist es Paul nur ein bisschen peinlich.
Alessandra und Lisa und Anton winken, bis Paul und Mama das Gartentor erreicht haben. Es hat angefangen zu schneien.
„Sehr fleißig“, sagt Mama zu Udo von gegenüber, der tut, als würde er Schnee schaufeln, obwohl alle wissen, dass es die Neugierde ist, die ihn kurz vor Neujahr auf die Straße treibt.
„Kannst du kurz auf mich warten?“, fragt Paul und Mama nickt. Das Buch im Koffer fest an die Brust gedrückt, flitzt er zurück durch das Gartentor, über den verschneiten Kiesweg, wo er den Finger auf den silbernen Klingelknopf drückt.
Anton erscheint in der Tür, er lächelt.
„Hast du was vergessen?“
„Ja“, sagt Paul. „Ich wollte dir auch was geben.“
Zum letzten Mal zieht er den silbernen Schlüssel aus der Tasche.
Anton hebt die Brauen, ganz kurz nur, dann wird sein Lächeln breiter. „Ich danke dir“, sagt er.
„Ein schönes neues Jahr“, sagt Paul.
Er läuft zurück zum Auto, zurück in Mamas ausgebreitete Arme. Über ihnen knallen Raketen, es ist Mitternacht.
„Wollen wir heim und Bananenbrot backen?“, flüstert Mama in Pauls Haare, und Paul fühlt sich so glücklich, wie nie in den letzten acht Monaten.
Zwei Betten, fünf Fenster, drei Stühle um den Tisch. Eine Mama, die wieder Bananenbrot backt, und ein Papa, der ein Buch geschrieben hat. Das ist Pauls Zuhause.

 

Hallo @Piep,

schönes Ding, wirklich, das hat mich gekriegt von Anfang an. Da sind ein paar richtig liebevolle Betrachtungen drin, die es für mich persönlich geschafft haben, dass da so eine intime Stimmung entsteht.

In der sich alle über Udo von gegenüber aufregten, der sie samstagmorgens aus dem Schlaf riss, wenn er den Fingerabdrücken auf seinem Cabrio mit Poliermittel zu Leibe rückte – und dabei immer wieder zufällig an die Hupe stieß.
Das hier zum Beispiel gleich zu Beginn. Da musste ich schmunzeln. Ich kann jetzt gar nicht sagen, es liegt an der Formulierung oder am Stil, sondern es ist einfach diese Beobachtung, bzw. diese Erinnerung, die mich nah heranrückt an Paul und sein ehemaliges Zuhause.

Weiß, rot, weiß, rot. Wenn man ganz fest auf seine Fingerknöchel starrt, lässt sich die Wut im Bauch besser aushalten.
Auch eine tolle Stelle. Die sagt so viel, ohne dass du explizit auf die Gefühlsdrüse drückst. Gefällt mir.

Was ich nicht so ganz verstehe, ist, warum der Udo so ein Problem mit Paul hat? Oder ist Udo einfach nur ein Depp und du willst das so darstellen?

Sagt, er habe Paul in letzter Zeit oft hier gesehen, zu oft für seinen Geschmack, er würde ja zu gerne wissen, was Paul für Flausen im Kopf habe und überhaupt solle er dorthin verschwinden, wo er hingehöre. Dann knallt die Tür von gegenüber ins Schloss.
Das ist schon 'ne heftige Reaktion und fühlt sich an, als hätte Paul irgendwas Krasses gemacht, was Udo so paranoid sein lässt. Ja, ich glaube, diese Szene ist die einzige, die sich mir nicht so recht erschließt.

Jedes Mal, wenn er das Haus besucht, jeden Tag nach der Schule oder dem Fußballtraining, haben die Erinnerungen so viel mehr Farbe.
Auch ein toller Satz. Das Haus als Verbindung zu einer Vergangenheit, die Paul wiederhaben möchte und deshalb immer und immer wieder dort auftaucht.

Die ganze Szene danach, wie er ins Haus schleicht, sich umsieht, wie er auf die neue Familie trifft, das hast du echt gut gemacht, ich hab da mitgefiebert, das Ganze hat etwas Spannendes, aber auch sehr Liebevolles, vor allem wenn man die Reaktion der neuen Familie betrachtet. Erst dachte ich, hm, ganz schön unrealistisch, aber als dann klar wird, dass die Frau Paul kennt und wohl um seine Geschichte weiß, erschloss sich mir dann schon, wie sie mit der Situation umgeht.

Die Verbindung zum Koffer ist schön gelungen.

ein Papa, der fast jedes Buch auf der Welt gelesen hatte
und ein Papa, der ein Buch geschrieben hat
Das schrammt alles haarscharf am Kitsch vorbei, für mich hat das aber funktioniert, mich hat das in seiner Unschuld berührt. Ja, ich finde deine Geschichte einfach schön!

Viele Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Piep,

du bist ja bisher nur selten hiergewesen, aber wenn, dann lieferst du Geschichten ab, die genau nach meinem Geschmack sind. Also, mich hast du auch total gepackt mit dieser hier, und ich finde bis auf eine Klitzekleinigkeit wirklich nichts zu verbessern.
(Ein bisschen gruselig finde ich den Fakt, dass ich vor zwei Jahren ebenfalls eine Challenge-Geschichte mit einem Jungen namens Paul geschrieben habe, dessen Vater ebenfalls gestorben war, und am Ende nähern sich Paul und Mama wieder an - aber eine völlig andere Geschichte. Nur - vielleicht ist es der gleiche Paul??? :eek:)

Hier steht es noch immer, Pauls Zuhause. Mit denselben Nachbarn und demselben Carport aus Holz und angelaufenem Plexiglas. Ein anderes Kind wohnt jetzt darin, mit seinen eigenen Eltern.
Dieses befremdliche Gefühl, das man selbst als Erwachsener hat, wenn pötzlich andere Leute im ehemals eigenen Haus/Wohnung leben - für ein Kind, zumal, wenn es unter diesen Umständen wegziehen musste, wird das noch um ein Vielfaches schlimmer sein.

Du hast schöne Vergleiche und Details in deinem Text:

Doris‘ Leggins sind jetzt aus Leder und lassen ihre Beine aussehen wie schrumpelige Würgeschlangen.
:thumbsup: Doris sehe ich s e h r genau vor mir.
Und trotz seiner Tragik wirkt der Text immer (galgen)humorvoll und leicht:
Anstelle des gelben Sofas steht da ein Esstisch und da drüben, wo es lächerlich falsch aussieht, haben sie ihr Sofa hingestellt.
Komma vor und, glaube ich.
„Ich heiße Lisa!“, verkündet das Mädchen, das zwischen den Oberschenkeln ihrer Mutter hervorspäht. „Kannst du mir zeigen, wie man in ein Haus einbricht?“
Ja, solche Stellen sind z.B. auch einfach schön!
Und alle anderen!:lol: Ich könnte wirklich ziemlich viel zitieren, aber da fehlt mir Zeit, fühl dich also pauschal gelobt!

Mein kleiner Kritikpunkt: Der zeitliche Ablauf scheint mir etwas unlogisch.
Aber erstmal noch etwas anderes: Es ist ja die Silvesternacht - und Paul kurvt da so alleine durch die Gegend? Ist das seiner Mutter vollkommen Wurscht? Machen die nichts zusammen an diesem Abend? Er ist mMn nach ja schon eher ein Kind, das noch nicht mit seiner Clique feiert.
Und du schreibst, am Anfang, als Paul vor dem Haus steht, böllern die Leute wie immer mehrere Stunden zu früh, dann bricht Paul ins Haus ein, die Familie taucht (gleich) auf (btw. - wo waren die, als Paul das Wohnzimmer betrachtet? In der Küche?), dann wird Pauls Mutter angerufen, kommt auch gleich, und dann ist plötzlich schon Mitternacht. Da ist mMn zu viel Zeit dazwischen übrig, die nicht mit Handlung gefüllt ist. Kannst du ja nochmal überdenken.

Ansonsten: Sehr gerne gelesen!
Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo ihr beiden,

wow - vielen Dank für eure ausführlichen Kommentare, sie helfen mir wahnsinnig weiter!

@RinaWu
[QUOTE ]Was ich nicht so ganz verstehe, ist, warum der Udo so ein Problem mit Paul hat? Oder ist Udo einfach nur ein Depp und du willst das so darstellen?[/QUOTE]
Ja genau, der ist einfach ein Depp. Mein ehemaliger Nachbar hat mich inspiriert, der hatte auch keinen Grund, haha. Aber ich werd's nochmal überdenken.

(...) mich hat das in seiner Unschuld berührt.
Vielen Dank, das freut mich unheimlich. Ich hab eine ganze Weile nichts geschrieben, da ist es umso schöner, so eine Rückmeldung zu bekommen!

@Raindog

(...) du bist ja bisher nur selten hiergewesen, aber wenn, dann lieferst du Geschichten ab, die genau nach meinem Geschmack sind. Also, mich hast du auch total gepackt mit dieser hier, und ich finde bis auf eine Klitzekleinigkeit wirklich nichts zu verbessern.
Vielen Dank, ich freu mich, dass ich dich mitreißen konnte. Hatte eine längere Schreib-Krise und war deshalb ein Weilchen nicht mehr hier, aber das soll sich in Zukunft ändern. :) Finde das Forum und die Kritik hier wirklich unheimlich hilfreich!

(Ein bisschen gruselig finde ich den Fakt, dass ich vor zwei Jahren ebenfalls eine Challenge-Geschichte mit einem Jungen namens Paul geschrieben habe, dessen Vater ebenfalls gestorben war, und am Ende nähern sich Paul und Mama wieder an - aber eine völlig andere Geschichte. Nur - vielleicht ist es der gleiche Paul??? :eek:)
Oh wow, die muss ich direkt mal suchen!

Mein kleiner Kritikpunkt: Der zeitliche Ablauf scheint mir etwas unlogisch.
Das ist eine sehr gute Anmerkung, du hast Recht. Da muss ich nochmal ran! Merkt man selbst oft gar nicht mehr ...

Wünsch euch einen schönen Abend!

 

Hallo Piep, ich wusste gar nicht, dass es dich hier schon länger gibt. Trotzdem einen Willkommensgruß nachträglich.
Ich will gar nicht viel zu deiner Geschichte erzählen, nur ganz viel loben. und zwei kleine Anmerkungen habe ich auch.

Aber erst mal das Lob in aller Ruhe, ich finde diese Geschichte sehr sehr rührend, ohne, dass sie süßlich oder kitschig wäre. Mit den vielen Details und Beobachtungen zeichnest du ein verlorenes Idyll, dem Paul noch einmal nahe kommen will.
Ich finde es sehr gelungen, wie du den Koffer eingesetzt hast, wie der die Verbindung zu dieser verlorenen Welt herstellt und Paul Trost bringt.
Die beiden Anmerkungen gehen so:
Mir war das Alter des Jungen nicht klar. Dass der blöde Udo mitsamt seiner dämlichen Kleiderstange von Gattin sich so tierisch über ihn aufregt, er scheint ihm ja alles zuzutrauen, was sich so nebenbei mal unterstellen lässt, das hat mich dazu gebracht, einen Jugendlichen zu vermuten. Vieles andere auch, aber seine Reaktionen überhaupt erinnern mich dann doch eher an ein jüngeres Kind. Aber das ist jetzt eher eine Kleinigkeit und lag vielleicht eher an meiner Vorstellung als an deinem Text.
Ansonsten wollte ich noch sagen, ich habe es so verstanden, dass Paul von zuhause abgehauen ist und die Mutter saufroh war, ihn wiederzusehen. Das schloss ich daraus, dass sie ihn so fest umarmt, als sie ihn abholen kommt.

Die zweite Anmerkung bezieht sich auch auf den zeitlichen Ablauf. Bin auch darüber gestolpert, dass das doch eine lange Zeit ist. Erst wirkt es wie der Nachmittag. Dann ist Mitternacht, was macht Paul dazwischen? Ich glaube, man müsste da nicht viel machen, nur es vielleicht schon dunkel sein lassen, wenn er vor dem Haus steht, dann sind es nicht mehr gar so viele Stunden bis Mitternacht. Vielleicht lässt du es noch nicht Mitternacht sein, bis die Mutter kommt, du wirst schon was finden.

Drei Betten, zwölf Fenster, vier Stühle um den Tisch. Ein Flur, in dem sich feuchte Mäntel und Dreckschuhe auf Schachbrettfliesen stapelten. Eine Küche, die nie ganz aufgeräumt war, dafür aber nach Brezeln und Bananenbrot roch, wenn man abends heimkam. Eine Mama, die immer Mehl in den Haaren trug, und ein Papa, der fast jedes Buch auf der Welt gelesen hatte.
Das war Pauls Zuhause.
Schön. Und schön, dass du es am Ende wieder aufgreifst und die Geschichte damit rund machst.

Es stand in einer Siedlung, die so sauber war, dass die Kinder in den Sommerferien in Pyjamas auf dem Asphalt sitzen, und ihre Käsebrote essen durften.
Ich sehe die Siedlung vor mir.

In der sich alle über Udo von gegenüber aufregten, der sie samstagmorgens aus dem Schlaf riss, wenn er den Fingerabdrücken auf seinem Cabrio mit Poliermittel zu Leibe rückte – und dabei immer wieder zufällig an die Hupe stieß.
Na Udo, so zufällig wird das nicht sein, du alter Sympathling.

Weiß, rot, weiß, rot. Wenn man ganz fest auf seine Fingerknöchel starrt, lässt sich die Wut im Bauch besser aushalten.
schönes Bild

Im Flur tanzt die Dunkelheit wie Ameisen vor seinen Augen, es riecht nach feuchten Mänteln und Dreckschuhen und kurz ist der Schmerz so stark, dass ihm die Luft wegbleibt.
Auch schön

Jedes Mal, wenn er das Haus besucht, jeden Tag nach der Schule oder dem Fußballtraining, haben die Erinnerungen so viel mehr Farbe. Wenn er draußen auf seinem Fahrrad sitzt, stundenlang vor dem Gartentor fühlt es sich an, als wäre dieses Leben nicht wirklich vorbei. Als hätte Mama noch fröhliche Augen und Mehl in den Haaren. Als würde da, hinter den Wänden, immer noch einer sitzen, der aussieht wie Paul in erwachsen, die Nase in ein Buch vergraben. Auf dem gelben Sofa mit all den bunten Kissen, zwischen Bücherregalen und Bananenbrotduft.
:thumbsup:

Er hätte sich nicht reinschleichen dürfen.
Und auch das ist gut.

Jetzt höre ich mal auf, deine halbe Geschichte als Lieblingssprüchelchen zu zitieren, sondern ergänze nur noch, dass mir auch dein feiner Humor gefällt, der sich zum Beispiel in den Reaktionen des Mädchens zeigt, wenn sie ihn ganz cool und immer wieder für einen Einbrecher hält und von ihm Einbrecherei lernen will, diese kleine Nervensäge.

Bezaubernde Geschichte.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo @Piep ,
ein schöner Text (muss gleich mal dem "Rest" von dir hier nachspüren im Forum)

Ich bewundere es immer sehr, wenn Autoren mit ausgewählten Details ganze Leben und Welten entstehen lassen. Wozu les ich ne halbe Seite über Möbel, Architektur und Arbeit der Leute, wenn Bananenbrot, Mehl und ein gelbes Sofa reichen, um sofort in der Geschichte zu sein? So funktioniert unser Gedächtnis. Die Dinge die Bedeutung haben, die ploppen als erstes auf. Das hast du wunderbar eingefangen.

Eine Mama, die immer Mehl in den Haaren trug
Ist vermutlich meckern auf hohem Niveau, aber ich fände "Mehl im Haar haben" besser als "tragen". Tragen ist für mich so eine aktive, bewusste Sache, während Mehl im Haar einem ja eher passiert.
Leggins, wie ausrangierte Bettlaken.
Wow ^^ Was für ein Bild, auch die Schlangen später. Sehr schön.
Dann steht Doris eine Weile rum und tut –
fehlt da eventuell ein "so" hinter tut? Also tut so, als ob?
Hat es gemacht, dass alles gut war.
Ich hätte das "es" weggelassen. Das Haus hat gemacht, dass alles gut war. Oder Das Haus hat es gut gemacht (was schräg klingt)
Sein Blick fällt auf ein Mädchen, das in der Tür zum Wohnzimmer steht. Im Lichtkegel der Flurlampe sieht sie aus, wie ein Gespenst.
Ach man, schöne Szene. Da sitzt dieser gebrochene Junge in den Scherben seines Lebens und dann kommt dieses kleine, unschuldige Mädel.
sagt der Mann, der Anton heißt.
Willst du damit ausdrücken, dass er sich ihm vorstellt? Sonst fand ichs komisch, den Namen präsentiert zu bekommen. Ich verstehe schon, dass es den Wechsel von den anonymen Nachmietern zu "echten" Menschen mit Gefühlen aufzeigt, aber hm, ich kann schwer erklären, warum es mir hier so vorkam, als hätte ich was verpasst. An sich ist es ja ein schönes Stimittel, wie sie alle Persönlichkeit und Bedeutung durch ihren Namen bekommen.
Alessandra und Lisa und Anton winken, bis Paul und Mama das Gartentor erreicht haben

Ja, Udo war mir ein bisschen zu offensichtlich Depp und die Sache mit der Hupe, naja, da hätte ich nach dem Anfang von dir was Raffinierteres erwartet ^^ um die Deppigkeit von ihm zu zeigen.

Trotzdem, ein wirklich schöner Text. Tolle Beschreibungen, die Kurve zum Kitsch haarscharf verpasst, entzückende kleine Pointen. Hat Spaß gemacht

man liest sich
huxley

 

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure tollen Rückmeldungen! Komme leider erst jetzt dazu, sie zu beantworten aber habe sie mit Freude gelesen. :)

@Novak

(...) ich finde diese Geschichte sehr sehr rührend, ohne, dass sie süßlich oder kitschig wäre. Mit den vielen Details und Beobachtungen zeichnest du ein verlorenes Idyll, dem Paul noch einmal nahe kommen will.
Wow, vielen lieben Dank!

Deine beiden Anmerkungen sind super und sehr hilfreich - vor allem die zum zeitlichen Ablauf, da hast du nämlich vollkommen recht. Ich werde mir am Wochenende die Zeit nehmen, das ganz in Ruhe nochmal zu überarbeiten.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast - ich wünsche dir einen schönen Abend!


@Huxley

Ich bewundere es immer sehr, wenn Autoren mit ausgewählten Details ganze Leben und Welten entstehen lassen. Wozu les ich ne halbe Seite über Möbel, Architektur und Arbeit der Leute, wenn Bananenbrot, Mehl und ein gelbes Sofa reichen, um sofort in der Geschichte zu sein? So funktioniert unser Gedächtnis. Die Dinge die Bedeutung haben, die ploppen als erstes auf. Das hast du wunderbar eingefangen.
Oh vielen Dank … das freut mich unheimlich und macht mir gleich Lust, etwas Neues zu schreiben. :)

Auch deine Anmerkungen waren super hilfreich, ich werde sie jetzt nicht alle nochmal zitieren aber es ist super, wenn man nochmal auf kleine Ungereimtheiten oder Plattitüden aufmerksam gemacht wird … werde am Wochenende einiges davon umsetzen!

Auch dir einen wunderbaren Abend!

@lananadinee

Die Beschreibung erzeugen eher eine Ruhe und Bilder, während die Handlungen eher Spannung und Geschwindigkeit hervorrufen. Diese Erkenntnis kann ich sehr gut in meinen zukünftigen Texten nutzen.

Auch dir vielen lieben Dank! Freut mich, dass du etwas für deine eigenen Geschichten daraus mitnehmen konntest. Mir war gar nicht bewusst, dass ich das so mache, aber du hast recht … und wenn ich mir andere Geschichten von mir ansehe, merke ich, dass sich das irgendwie durchzieht. Gut, wenn man sowas weiß!

Danke für deine Verbesserungsvorschläge, manchmal hab ich absichtlich eine "kindlichere" Sprache benutzt, weil ich versucht habe, alles durch Pauls Augen zu sehen. Aber gerade bei den unnötigen Füllwörtern und verschachtelten Sätzen hast du absolut recht … werde deine Korrekturen einarbeiten!

Danke dir und einen tollen Abend für dich!


 

Hallo @Piep,

vielen Dank für eine solch schöne, mitunter traurige, Geschichte. Zwar wurde bereits viel Lob ausgesprochen, was mich aber nicht davon abhält, meinen hinterher zu schieben.

Gleich dein erster Abschnitt von "Drei Betten, [...]" bis "Das war Pauls Zuhause." erweckte in mir beim Lesen ein warmes Gefühl, begleitet von einem sehnsüchtigen Seufzen: Wie gerne würde ich in der Zeit zurückreisen und als kleines Mädchen in Pauls Küche Platz nehmen. :herz: Das Sinnbild von gelbem Sofa und Bananenbrotduft. Mit solchen erlebbaren Schilderungen erfreut dein Text mich immer wieder, (wie zuvor schon mehrfach erwähnt, aber ich muss es nochmal wiederholen), z.B.

Doris‘ Leggins sind jetzt aus Leder und lassen ihre Beine aussehen wie schrumpelige Würgeschlangen.
Witzig, trotzig, voller Wut im Bauch eines kleinen Jungen. :thumbsup:
Was du auch hier nochmal aufgreifst:
Weiß, rot, weiß, rot. Wenn man ganz fest auf seine Fingerknöchel starrt, lässt sich die Wut im Bauch besser aushalten.
Schönes Bild. So einfach und so aussagekräftig. Das begeistert! Ebenso wie:
Ein anderes Kind wohnt jetzt darin, mit seinen eigenen Eltern.
zum Heulen schön und traurig und furchtbar und greifbar. Ein einfacher Satz, der mir zeigt, dass weniger manchmal einfach mehr sein kann. Danke dafür.

Helles Licht flutet von der Decke und blendet seine Augen, eine Frau erscheint im Türrahmen, die Augen weit aufgerissen, und hinter ihr ein Mann, eher verdutzt als erzürnt, und sie stehen um ihn herum und löchern ihn mit ihren Fragen.
Ein Schachtelsatz, der mich durch das Geschehen leitet, ohne Fragen zu hinterlassen. Flutlicht folgt auf Schleichen durch die Dunkelheit. Eher verdutzt als erzürnt, um das kurz aufzugreifen, ist für mich ein Indiz dafür, dass Paul sehr jung ist, dazu aber gleich noch mehr.

„Paul“, sagt Paul.
„Ich heiße Lisa!“, verkündet das Mädchen, das zwischen den Oberschenkeln ihrer Mutter hervorspäht. „Kannst du mir zeigen, wie man in ein Haus einbricht?“
Ihr Vater rollt die Augen.
:thumbsup: Toll, neben dem Einstieg mein Favorit: "Paul", sagt Paul :D. Und das kleine Mädchen, das sicher (für sich genommen) ganz süß ist, von dir vor dem armen Paul aber so höchst nervig gezeichnet wurde. Gekonnt!

Nun zu dem, was meinem Empfinden nach noch nicht ganz rund erscheint.

Paul ist jung. Ziemlich jung. Vier, höchstens fünf Jahre alt, würde ich schätzen. Er denkt kindlich, nicht in großen Zusammenhängen. Er nimmt wahr und empfindet, er handelt aus Gefühlen heraus, er wirkt so niedlich naiv, dass ich mich frage, zu welchen Überlegungen er schon fähig ist, wenn du schreibst:

Paul weiß nicht, ob es Udos Bosheit ist, das Quietschen der Reifen oder Doris‘ schadenfrohes Grinsen, die der Wut in seinem Bauch das Ruder übergeben. Das Gute ist, sie macht ihn mutig.
Fragt sich Paul das denn? Steht er da und überlegt, soll ich, darf ich, kann und werde ich reingehen? Und kommt er dann zu dem Schluss, dass er es nicht sollte, aber jetzt, da der dämliche Udo ihn so provoziert, oder vielleicht auch die doofe Doris, dass das der Funke ist, der ihm die Sicherung raushaut? Ich finde die Idee, das zu Erwähnen, so wichtig, wie den Inhalt selbst. Frage mich nur, ob die Verpackung, für die du dich entschieden hast, dem nicht aufgedeckten Alter entspricht, ob der kleine Paul schon so differenziert denkt. Oder ob ich mir Pauls Schlussfolgerung nicht selbst ausmalen könnte, wenn ich einfach nur lesen würde, "dass Paul jetzt so wütend ist, dass er einen Entschluss fast" (was in der sprachlichen Ausgestaltung im Vergleich zu deiner Variante natürlich abstinkt, es geht mir nur um den Gedanken).

Und nochmal zum Alter. Habe deine Geschichte zweimal aufmerksam gelesen und bin beide Male an dem Handy hängengeblieben, das der kleine Fratz bei sich trägt und als Taschenlampe verwendet, daher wohl ein Smartphone.

Paul hört nichts als seinen eigenen Atem. Sein Herz schlägt schneller, als er nach dem gelben Sofa tastet, doch seine Hände stoßen auf etwas Hartes und jetzt holt er doch das Handy heraus, um die Taschenlampe anzumachen.
Puuuh. Ich bin da eigen, vielleicht auch altmodisch, hinter der Zeit, wie auch immer, mir egal :) ABER muss der kleine Paul wirklich ein Smartphone haben? Kann er nicht vielleicht sein Fahrrad-/Laufradlicht (?) dabeihaben? Vielleicht muss ich aber auch einfach akzeptieren, dass die Zeiten, in der Freunde sich gegenseitig suchen mussten, statt sich zu orten oder anzuwhatsappen, vorbei sind.

Das Bananenbrot, das nun oft erwähnt wurde und an dem viele, inklusive mir, Gefallen gefunden haben, taucht glaube ich dreimal auf. Zu Beginn und am Ende - ein elliptischer Rahmen. Letzter Satz:

Zwei Betten, fünf Fenster, drei Stühle um den Tisch. Eine Mama, die wieder Bananenbrot backt, und ein Papa, der ein Buch geschrieben hat. Das ist Pauls Zuhause.
Hach, wirklich schön.

Die Erwähnung in der Mitte, als Paul bereits im Haus ist:

Als würde da, hinter den Wänden, immer noch einer sitzen, der aussieht wie Paul in erwachsen, die Nase in ein Buch vergraben. Auf dem gelben Sofa mit all den bunten Kissen, zwischen Bücherregalen und Bananenbrotduft.
ist für meinen Geschmack einmal Bananenbrot zu viel. Es hatte auf mich den Effekt von, weiß ich doch längst! Ganz anders als am Ende. Vielleicht braucht es das nicht oder es könnte noch ein weiteres Bild eingeflochten werden, das man bis dahin noch nicht kennt?

Wobei die darauffolgende Erkenntnis:

Er hätte sich nicht reinschleichen dürfen.
angereiht an sentimentale Erinnerungen schneidend und toll daherkommt.

Was die Abfolge der Geschehnisse, Stichwort Zeitstrang angeht, kann ich nur sagen, dass ich auch kurz gestutzt habe, aber das wurde vorab schon so umfangreich umschrieben, da halte ich mich raus.

Ich finde es übrigens zauberhaft, dass Paul durch das Buch seines Vaters ein Stück Heimat oder Halt zurückbekommt, was ihn dazu bewegt loslassen zu können: Er übergibt seinen Schlüssel in Antons Hände. Dann knallen auch noch die Raketen, quasi pünktlich zum Glockenschlag. Fast ein bisschen kitschig, aber irgendwie auch schön.

und obwohl Anton danebensteht, ist es Paul nur ein bisschen peinlich.
Genau wie das. Süß!


So. Das war es auch schon im Wesentlichen. Mir sind ja bereits viele kluge Kommentare vorausgeeilt. Zwischenzeitlich schon wieder, seit ich hieran arbeite. Das schaue ich mir allerdings später erst an. Bin sehr gespannt darauf, ob und was du verändern wirst.

Eine letzte Kleinigkeit:
Gehört hier nicht ein KOMMA hin, zwischen Gartentor und fühlt?

Wenn er draußen auf seinem Fahrrad sitzt, stundenlang vor dem Gartentor fühlt es sich an, als wäre dieses Leben nicht wirklich vorbei.

Gerne mehr.
Liebe Grüße,
Frieda Kartell

 

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“
Adorno​

Ich fang mal mit meinem Vorredner, also von hinten an, wenn ich darf,
also moin, @Manlio, „Leggin(g)s“ gibt‘s in beiden Schreibweisen (mit zwo und drei „g“ - warum, keine Ahnung) und mir kamen die das erste Mal in der einfacheren Schreibweise unters Auge als Beinkleid der Indianer – insbesondere der Shawnee aus Fritz Steubens „Tecumseh“-Romanen, also wahrscheinlich den Stämmen der Ostküste, im Süden und Westen war sie anders (insbesondere der Prärie war sie sommers sehr einfach, da mussten sich ja die Palefaces erschrecken, halbnackte, langhaarige Wandervölker - igitt!) und erst recht im Norden ...

und nun zu dieser feinen, kleinen Geschichte einer buchstäblichen „Heimkehr“, wenn schon nicht eines Odysseus, sondern des kleinen Paul‘

lieber Piep,

und frage mich allsogleich, was einen kleinen Jungen dazu treibt, wie ein älterer Mensch in der Erinnerung zu graben und eine früheres „Zuhause“ aufzusuchen? Abenteuerlust, Neugier? Oder fühlt er sich am neuen Wohnort oder der neuen Wohnstätte unbehaust? Hieße, wenn das Bild erlaubt ist und das familiäre Umfeld mit dem warmen Uterus („sicher“ im eigentlichen Sinn ist der auch nicht) vergleicht, Sehnsucht nach Geborgenheit?

Ich weiß es nicht, erinner mich jenseits der Erzählungen um Fotos und nicht abgelichtete Ereignisse an keines vorm sechsten Geburtstag – oder genauer, der Einschulung und das vor allem, weil ich in den Klassen, die ich durchwanderte bis hin zum Studium immer einer der jüngsten war (alter Einschulungstermin um Ostern, 1. April, zu stur, um sitzen zu bleiben, wie auch die Lehrjahre begannen, alle beiden Ausbildungen wurden verkürzt, was ich rückschauend nicht irgendwelchen besonderen Talenten zuspreche, sondern dem Bemühen des jeweiligen Lehrherren (Schwerindustrie + ein MPI) mich wieder loszuwerden (Stichwort, das ich zwischen Tür und Angel vom Ausbildungsleiter – eines Hüttenwerks - mit seinem Chef mitkriegte: „Wenn ich gewusst hätte, was das für einer ist, der hätte keinen Lehrvertrag bekommen ...“, 1968).

Nun gut, ich weiß, dass die Werkswohnung in der wir bis 1958 lebten, mit drei Zimmern für vier Personen arg klein war, dafür lag das Haus im Dreieck Elpenbach, Anthonypark und dem Tackenberg – ideales Gelände für einen Rabauken. Da war (noch keineswegs verbaute) Landschaft der Reiz, der in der Erinnerung nistet, aber dass es mich nach dem Umzug mitten in die Stadt dahingezogen hätte … oder gat das Inventar behalten hätte wie hier

Drei Betten, zwölf Fenster, vier Stühle um den Tisch. Ein Flur, in dem sich feuchte Mäntel und Dreckschuhe auf Schachbrettfliesen stapelten. Eine Küche, die nie ganz aufgeräumt war, dafür aber nach Brezeln und Bananenbrot roch, wenn man abends heimkam. Eine Mama, die immer Mehl in den Haaren trug, und ein Papa, der fast jedes Buch auf der Welt gelesen hatte.
konnt‘ ich bestimmt nicht mehr erinnern, außer bei der Menge an Büchern von Andersen bis Zweig. Die brachte Frau Mutter mit …, aber das hat alles nix mit Deiner fein erzählten Geschichte zu tun, schließlich lebt die schöne Literatur von der Fiktion und (gelegentlichen) Übertreibung. Authentizität gehört dahin, wo sie verlangt und Wahrhaftigkeit erwartet wird, ins Protokoll und die Gerichtsakte (und vor allem da wird erfunden ...)

Also nicht erschrecken, tatsächlich gefällt mir die Geschichte außerordentlich (ich seh sie aus der – schon erwähnten - Sehnsucht und Abenteuerlust eines Kindes heraus und dass ich bis zum 13. Lebensjahr Seemann werden wollte, will ich nicht verschweigen, so ist eben jeder Mensch anders). Dass der Text zwischen Sicht des Kindes (wenn ein kindlicher Ton angeschlagen wird) und des Autors schwankt, wird sich nicht immer vermeiden lassen.

Und nun zu dem, was ich oben schon begonnen hab und ich kann: Flusenlese

Es stand in einer Siedlung, die so sauber war, dass die Kinder in den Sommerferien in Pyjamas auf dem Asphalt sitzen, und ihre Käsebrote essen durften.
Komma vorm „und“ weg, es verknüpft ganz gut eine Aufzählung gleichrangiger Satzteile

In der sich alle über Udo von gegenüber aufregten, der sie samstagmorgens aus dem Schlaf riss, wenn er den Fingerabdrücken auf seinem Cabrio mit Poliermittel zu Leibe rückte – und dabei immer wieder zufällig an die Hupe stieß.
Die Umkehrung des Namens sagt alles, "o, Du (Angeber)!"
Aber:
Wird da nicht im „zu Leibe“ rücken ein Ding und Blech „entdinglicht“, „vermenschlicht“. Gut, manchmal hat man das Gefühl, dass in manchem Wagen der Leibhaftige säße und steuerte, aber doch nicht, wenn der Wagen zur Immobilie wird ...

Ein anderes Kind wohnt jetzt darin, mit seinen eigenen Eltern.
Komma weg, alternativ zur besonderen Hervorhebung der Eltern bietet sich der Gedankenstrich an. Über das „eigen-“tümliche und Besitz schweig ich mal … „Bonuseltern“ werden es nicht sein.

Sie gehört Doris, der Frau von Udo von gegenüber. Sie trägt eine Brille, die ihre Augen stecknadelklein macht. Um ihre dürren Schenkel schlabbert eine weiße Leggins, wie ausrangierte Bettlaken.
Hier ein Beleg gelungener kindlicher Sicht im gedoppelten"von", aber Komma vorm bloßen Vergleich „wie ...“ weg,wobei ich bezweifel, dass der Bengel bereits um den Ausdruck „Leggins“ weiß ...

Ihr Blick bohrt [sich] durch seine Jacke, durch die Daunen, bis in seine Schulterblätter.

Im Lichtkegel der Flurlampe sieht sie aus, wie ein Gespenst. Dann geht alles ganz schnell.
Bloßer Vergleich mit „wie“, Komma nur, „wenn ein vollständiger Satz folgt“, hier etwa „wie ein Gespenst (halt) aussieht“

„Bist du nicht der Sohn der Familie, die vor uns gewohnt hat?“, will sie wissen.
Da fehlt was – für die Ohren (korrekt natürlich „Augen“) eines Erwachsenen, denn dem Kind ist „hier“ immer da, wo es gerade ist

..., und Paul fühlt sich so glücklich, wie nie in den letzten acht Monaten.
s. oben, Komma weg vorm Vergleich

Gern gelesen und doch ein PS, nicht böse gemeint, aber es stehen zu Deinem Debut noch Kommentare aus. Wäre schön, wenn Du Antwort gäbest ...

Bis bald

Friedel

 

Hallo @Piep

mal sehen, ob ich noch was beitragen, einen Impuls geben kann. Ja, die Geschichte berührt, indem sie Verlust, Sehnsucht nach dem Verlorenen sichtbar macht.
Egal, ob wegen des Proust-Zitats ein Intellektuellen-Bashing auf mich einprasselt, das ich in meinen eigenen Text eingefügt habe, passt aber exakt zu deinem Text.
"Die wahren Paradiese sind Paradiese, die man verloren hat."
Und das zeigst du mit deiner Geschichte!

Auch wenn der Anfang eine Art Melodie darstellt, die am Ende wiederholt wird, habe ich Schwierigkeiten reinzukommen, da hilft das Mehl auch nichts, da fehlt die Leichtigkeit, ein Hauch Poesie, dafür lese ich was von Dreckschuhen. (Klar, wir haben's wieder mal mit einer naiven Kinderstimme zu tun, gefällt mir trotzdem nicht, zu umgangssprachlich, zu banalbürgerlich). Sprachlich geht's auf diesem Niveau weiter, manches klingt überarbeitbar, ungeschliffen.

Und er weiß auch, dass Doris gehofft hat, ihn bei etwas Verbotenem zu erwischen. Ihr Blick bohrt durch seine Jacke, durch die Daunen, bis in seine Schulterblätter. Er sieht zu, wie sich seine Fingerknöchel weiß färben, wenn er den Fahrradlenker fester umfasst, und wie das Blut zurückkommt, wenn er ihn loslässt.
schönes Bild, das mit den Fingerknöcheln

Weiß, rot, weiß, rot. Wenn man ganz fest auf seine Fingerknöchel starrt, lässt sich die Wut im Bauch besser aushalten.
nur, warum wiederholst du es? Vertraust du der einmaligen Wirkung nicht?

und lassen ihre Beine aussehen wie schrumpelige Würgeschlangen.
auch hübsch und darüberhinaus lustig

Er konnte das Haus nicht alleinlassen. Seit er ein Baby war, hat es auf ihn aufgepasst. Hat es gemacht, dass alles gut war.
wie soll das denn gehen: ein Baby, das auf den Schlüssel aufpasst?

Als hätte Mama noch fröhliche Augen und Mehl in den Haaren.
im Gegensatz zum Anfang funktioniert das Mehl-Bild hier

„Bist du nicht der Sohn der Familie, die vor uns gewohnt hat?“, will sie wissen. „Wir haben dich bei der Besichtigung gesehen!“
die vor uns hier gewohnt hat?

„Ich heiße Lisa!“, verkündet das Mädchen, das zwischen den Oberschenkeln ihrer Mutter hervorspäht. „Kannst du mir zeigen, wie man in ein Haus einbricht?“
mm, klingt gewollt, unnatürlich, das fragt die doch nicht wirklich.

Zwei Betten, fünf Fenster, drei Stühle um den Tisch. Eine Mama, die wieder Bananenbrot backt, und ein Papa, der ein Buch geschrieben hat. Das ist Pauls Zuhause.
Ja, da nimmst du den Anfang wieder auf, ja, eine kleine Veränderung ist eingetreten, aber vor allem: das Happy-End muss stimmig gemacht werden.

viele Ich-check-mal-ob-der-Nikolaus-nen-eigenen-Schlüssel-hat-Grüße
Isegrims

 

Hallo Piep,

schöne Geschichte. Hat mir gut gefallen. Empfehlenswert.
Bin gerade beim zweiten Durchgang und möchte dir erste Stellen zeigen, die mir aufgefallen sind, damit ich sie nicht nach der Zugfahrt wieder vergessen habe. Ein größerer kritischer Leseeindruck und mehr Details schicke ich dir aber gerne noch (wenn nichts Weltbewegendes dazwischenkommt :-p )

(Anderes Kind) mit seinen eigenen Eltern

Hier würde ich das „anders“ doppeln.
„Ein anderes Kind mit anderen Eltern“ statt „ein anderes Kind mit eigenen Eltern“
Beim „anderen“ geht es um Entfremdung - bei „eigen“ um Besitz oder ‚Attribut‘. Bei letzterem habe ich Paul als Waisenkind ohne „eigene“ Eltern im Kopf. Nicht als einen, der den Vater verloren hat.

Sie gehört Doris, der Frau von Udo von gegenüber

Hier hatte ich Probleme Pauls Zuhause zu veorten bzw. hat das ‚gegenüber‘ mich beim ersten Lesen annehmen lassen, dass das immer noch Pauls Nachbarn von gegenüber sind. Hat Verwirrung gestiftet. Ich würde hier klarer machen, dass es die alten Nachbarn Pauls sind, die immer noch da wohnen. Außerdem könnte es helfen, wenn du dir klar machst, wo Paul jetzt wohnt. Noch im selben Viertel? In einer neuen, kleineren Wohnung, die er nicht mag?

Rosenstock neben ihrer Haustür

Der Rosenstock schrappt am Klischee. Da würde ich ein anderes Detail nutzen, um die scheinheilige Sittsamkeit der lieben Nachbarn zu beschreiben.

ihn bei etwas Verbotenem zu erwischen

Ihn bei etwas zu erwischen oder „bei irgendetwas zu erwischen“ fänd ich besser

Ihr Blick bohrt durch seine Jacke,

Üblicherweise ist das Verb „sich durch etwas bohren“, denke ich

Er sieht zu, wie sich seine Fingerknöchel weiß färben, wenn er den Fahrradlenker fester umfasst, und wie das Blut zurückkommt, wenn er ihn loslässt.

Bevor er dabei zusieht, muss er erstmal zugreifen. Das ist hier vertauscht, Aktion und Reaktion

„Udo!“, ruft Doris. „Komm mal kurz her!“

Udo könnte eine etwas spezifischere Sprechweise vertragen, finde ich. Ruppiger vielleicht. Oder eben ganz lieblich, wenn er mit seiner Frau spricht

Paul, der nicht hochsieht, hört Schritte und Flüsterstimmen und dann meldet sich Udo zu Wort.

Das finde ich ungünstig geschildert. Ich glaube einfach nicht, dass er so lang zu Boden sieht. Und wenn er das tut, wünsche ich mir, dass er Udos Schritte noch viel bedrohlicher wahrnimmt.

solle er dorthin verschwinden, wo er hingehöre

Fand ich zu extrem. Hier musste ich an soziale Ausgrenzung von Minderheiten oder dergleichen durch Teile der lokalen Bevölkerung denken. Vielleicht das Problem, dass nicht ganz klar ist, wo dieses „dorthin“ eigentlich liegt?

Weiß, rot, weiß, rot.

Sehe ich wie Isegrims. Würde das zweite weiß, rot streichen.

Später mehr. LG

 

Hallo @Piep,

von mir nur ein ganz kurzes Feedback, da Du für den Feinschliff schon ausreichend Kommentare erhalten hast und Du schon länger nicht mehr reagiert hast. Da bin ich mir dann nicht so sicher, inwieweit Du etwas ändern möchtest oder der Text für Dich quasi schon abgeschlossen ist.

Grundsätzlich finde ich diese Geschichte ganz schön, was ihre Stimmung anbelangt und auch die Thematik finde ich ansprechend.

Ich kann mir vorstellen, dass dieser Text sehr vielen gefallen wird. Aus meiner Sicht könntest Du aber den Anfang etwas gefälliger gestalten. Du fängst mit dieser sachlichen Beschreibung an, die dann darin mündet, dass das Pauls Zuhause ist. Ich kann mir vorstellen, zumindest ging es mir selbst so, dass man da schnell aussteigt, und das finde ich schade, denn ich kann mir vorstellen, dass Du noch mehr Leser hättest, wenn der Anfang geschmeidiger wäre.

Ich kann aber verstehen, wenn Du das nicht ändern möchtest, weil Du ja diese nette Klammer hast, mit der Wiederholung am Ende.

Ansonsten wirklich berührend und nicht zu kitschig, einfach eine schöne, kleine Geschichte.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hey Piep,

eigentlich hatte ich nicht vor, Dir einen Kommentar zu schreiben, weil Geben und Nehmen in deinem Fall arg in Schieflage ist. Aber deine Geschichte hat mir echt gut gefallen und na ja, das finde ich kann ich Dir ja hier lassen. Freut ja doch zu hören. Auf eine ausführliche Lobhuddelei verzichte jedoch :p

Gern gelesen! Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @Piep
Dein Text ist ganz stark, er hätte meine Stimme in der Challenge verdient, doch damit tue ich mich schwer, denn das fühlt sich unfair an gegenüber denen, die durch Kommentare zu fremden Texte sehr viel beitragen zum Leben des Forums. So fühlt es sich an als würde ein seltener Gast Lorbeeren mitnehmen, die ihm eigentlich gar nicht viel bedeuten.
Peace, linktofink

 

Moin @Piep,
Du siehst, wir sind nicht zu bremsen, wir Wortkrieger lieben einfach Texte und Ihre ständiger Bearbeitung, das muss man aber aushalten können.
ich empfinde Deine Geschichte ebenfalls als sehr gelungen, was die Beschreibungen und Charakterzeichnungen angeht, die paar Logikbrüche in der Erzählreihenfolge und Altersangabe sind mir nicht bewusst aufgefallen, ich kann den Kritikern aber folgen. Mir persönlich würden für die Lesefreundlichkeit auch ein zwei Absätze gefallen, aber das ist eine reine Formalie - ansonsten ist es eine sehr schöne Geschichte mit einem schönen runde Ende. Dankeschön!
Beste Wünsche und die Hoffnung auf ein Wiederlesen unter anderen Geschichten
witch

 

Hallo @Piep,

du bist meine letzte Challengegeschichte, dann habe ich sie alle durch und einmal kritisiert. Dass du ganz am Ende bist, hat überhaupt nichts zu besagen. Ich hatte keine besondere Rang- oder Reihenfolge.
Dir ist eine wunderbare, ruhige Geschichte gelungen, ich habe sie sehr gern gelesen.

Du schilderst Pauls Verhalten so plastisch, dass ich sehr gut mit ihm mitgehen konnte. Durch deine guten Beschreibungen ist ein Film vor meinen Augen abgelaufen. Gut gemacht!
Überhaupt hast du die nervigen Nachbarn prima lebendig gestaltet und die neuen Hausbewohner ebenfalls. Alle Figuren erschienen mir höchst stimmig, da gibt es für mich nichts anzumerken. Ich mochte auch die Stimmung, die du in deiner Geschichte erzeugt hast, gern. Im Grunde genommen sind alle Beteiligten liebevoll angelegt, naja die doofen Nachbar nicht so, aber das brauchte die Geschichte als Gegenpart unbedingt.
Mir hat gefallen, dass sich diese Leute Paul gegenüber nicht aufgeregt und agressiv verhalten und trotzdem keine Spur von Süsslichkeit oder Kitschigkeit aufkommt.
Die Gefahr besteht nämlich bei diesem Thema durchaus, aber du tappst nicht in diese Falle.

Hier noch ein bisschen konkreter zum Text:

ine Mama, die immer Mehl in den Haaren trug,
trug gefällt mir hier nicht so gut als Wort. Trug klingt so als sei das Mehl ein Kleidungsstück. Zur Not würde ich schlicht "hatte" schreiben, abe vielleicht kannst du den Satz ja auch ganz anders formulieren.

Um ihre dürren Schenkel schlabbert eine weiße Leggins, wie ausrangierte Bettlaken.
Und hier gefällt mir das Bettlaken nicht, weil das ja doch ein ziemlich großes Stück Stoff ist und ich mir kein Bild davon machen kann, wie das aussehen soll. So eine Leggins hat ja nicht so viel Stoff, dass man an Bettlaken denken könnte.
Wenn um ihre dürren Schenkel etwas schlabbert, dann ist das eigentlich schon für sich ein starkes Bild, wenn du willst, gib der weißen Leggins noch einen vergilbten Farbton oder etwas Ausgeleiertes vielleicht. Das fände ich passender.

hr Blick bohrt durch seine Jacke, durch die Daunen, bis in seine Schulterblätter.

Der Satz hat mir sehr gut gefallen. Dieses bohrt ist sehr gut gewählt, man kann sich sofort vorstellen, was das für ein Blick ist.
assen ihre Beine aussehen wie schrumpelige Würgeschlangen.
Und das kann ich mir auch wiederum deutlich besser vorstellen, als das mit den Bettlakenleggins. Schrumpelig ist klasse und Würgeschlangen hat noch obendrein so einen schön negativen Beigeschmack. Man merkt, dieses Frau ist einfach nur widerlich.

Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen und finde auch das sog. HappyEnd, dass es noch eine liebvolle Erinnerung an den Vater in Form dieses Buchs gibt, sehr gut gelöst. Zumal du ja auch schon mit den ganzen Bücherregalen deutlich darauf hinweist, dass der Vater jemand war, der gerne las und dann kauft man es auch ab, dass er wahrscheinlich auch gerne und gut schrieb. Das ist stimmig.

Lieben Gruß
lakita

 

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