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Meeting

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21.07.2013
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Meeting

'Kacke!', rief es in seinem Gehirn, als sein Schuh versank in jener grossen, glänzenden, saftigen, braunen Wurst, die jemand dort hingelegt hatte, dessen Verhältnis zu seinen Ausscheidungen unverkrampft war.

Er aber war verkrampft, denn er hatte einen Termin, von dem seine Existenz abhing und den er unmöglich in einem Schuhwerk wahrnehmen konnte, das angereichert war mit einer Masse, deren Parfüm in der ihm fremden Hundekultur einen hohen Stellenwert haben mochte, das jedoch die Nasenflügel seiner, vielleicht durchaus tierliebenden Meetingpartnerin in nervöse Zuckungen versetzen würde. Das Bild dieser Nase sprang ihn an und wurde so gross wie die Abluftrohre einer riesigen Klimaanlage. Sie würde ihn einatmen und ausatmen und wegwirbeln wie ein Staubkorn.

Sein Angebot konnte noch so attraktiv sein, überlagert von Düften, die so gar nicht zu jener Frühlingsfrische passten, die er seiner Meetingpartnerin für ihre nächste Kollektion vorschlagen wollte, wäre ihr Urteilsvermögen getrübt, als flüsterten überwollende Gesellen ihr Missgünstiges ins Ohr.

Er war so spät dran, dass der Takt seiner Schritte genau vorgegeben war und ihm keine Freiheit liess, irgendetwas zu unternehmen, um das Desaster abzuwenden, welches näher kam mit der Wucht eines Öltankers. Sein Herz flatterte wie die Nasenflügel seiner Meetingpartnerin, eine Synchronizität, die ihm ein gepresstes Lächeln abrang.

Kein Rasen zum Abstreifen. Kein Brunnen zum Eintauchen. Die Welt mochte sich seiner nicht annehmen, verwandelte sich vielmehr in einen Gefängnisflur, in dem er weiter gehen musste bis zum Ende, wo die Zelle wartete.

Wie konnte eine derart kleine Ansammlung von Pflanzennährstoffen ein Lebewesen seiner Grösse derart in Bedrängnis bringen? Wäre er eine Ameise und der Haufen wäre auf ihn gefallen – gute Nacht. Aber er war keine Ameise!

Das wenigstens war ein Hoffnungsschimmer, obwohl der Stress seine Gedanken mit solcher Kraft an die Innenwand seines Schädels presste, dass die verbleibende Problemlösungskapazität diejenige einer Ameise nur um wenig überstieg. Tapfer klammerte er sich an das verbliebene Bisschen Intellekt und setzte es dafür ein, auf einen geistigen Hügel zu gelangen, von wo er die Lage überblicken konnte, um einen Ausweg zu finden.

Er könnte vor ein Auto laufen. Ein Anruf aus dem Spital wäre die ultimative Entschuldigung für ein versäumtes Meeting, mit eingebautem Mitleidsfaktor. Er verbot sich das Weiterspinnen solcher Auswege, die eher Wege ins Aus waren, und stellte erleichtert fest, dass ihn dieser geistige Ausrutscher an den Lösungsspreizer erinnerte, den sie im letzten Kreativseminar durchgenommen hatten. Es ging darum, sich von einem eingefahrenen Lösungsweg zu befreien, indem er als dickes Seil gedacht wurde, dessen Teilschnüre sich am Ende aufdröseln und gespreizt hinlegen liessen, sodass sich der eine und einzige Lösungsweg plötzlich in zahlreiche Alternativen aufästelte. Dazu gehörte das spontane Benennen auch ungangbarer Wege: Die Schuhe in den Müll stopfen und barfuss weitergehen. Ein paar neue Schuhe kaufen, was mangels Schuhgeschäft nicht möglich war. Jemanden bitten, die Schuhe waschen zu dürfen, wobei er sich schaudernd vorstellte, wie er mit den Fingernägeln die Reste aus dem Sohlenprofil puhlte mit derselben Hand, die er anschliessend zum Gruss reichen würde.

Das Geschäft seiner Meetingpartnerin lag fünfzig Meter voraus. Das Herz führte einen Boxkampf gegen die Brust und im Hirn schimpfte es auf den Lösungsspreizer, da er keine Lösung als Basis hatte und folglich jede Alternative nur eine Variation von nichts sein konnte.

Als er pünktlich neben dem Eingang des Geschäftes stand, war ihm mit monumentaler Klarheit bewusst, dass er auf keinen Fall eintreten und den Teppich mit seiner Duftnote stempeln durfte. Während er mit flinken Fingern den Schuh abstreifte, sah er dreissig Prozent seiner Erfolgschancen schwinden. Und wie sein befreiter Fuss aufsetzte, verabschiedeten sich die nächsten zwanzig Prozent, denn da war ein Loch in der dunklen Socke, was den grossen Zeh leuchten liess.

Das war zu viel. Wie ein angezählter Boxer wankte er zum Eingang, um den finalen Schlag zu empfangen. Aber die Tür liess sich nicht öffnen.

Weder ziehen noch drücken half. Die Uhr zeigte zwei Minuten zu spät, also noch im Rahmen. Auf dem Öffnungszeitenschild stand "Montag geschlossen", aber heute war Dienstag.

Irritiert stellte er fest, dass sich bei der Erinnerung an gestern ein Sonntagsgefühl einstellte, woraus sich logischerweise für heute ein Montag ergab. "Montag geschlossen" bedeutete also, dass er erlöst war, wobei sein Körper im Alarmzustand verblieb und es einer Weile bedurfte, bis die frohe Botschaft durchsickerte in alle Verästelungen seines Nervensystems und dem Flattern und Vibrieren ein Ende setzte.

Wohlig leer und leicht wandte er sich seinem Schuh zu, nahm ihn fast liebevoll ins Visier in der grossen Gewissheit, wieder Herr der Lage zu sein. Er würde die Sohle unter fliessendem Wasser mit einer Zahnbürste putzen.

Entschlossen, sich nicht von dem Duft einer vergorenen mit schwefligen Komponenten ausgestatteten Substanz abschrecken zu lassen, stiess er seinen Fuss wie eine Lanze in den Schuh, als er eine weibliche Stimme sagen hörte: "Wir waren doch für morgen verabredet. Aber kommen Sie doch herein. Heute sind wir wenigstens ungestört."

 
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Hallo Bertram,

willkommen hier im Forum!
Dein Text war mir eine kleine Anekdote darüber, wie lästig Kacke am Schuh sein kann. Der Konflikt, wenn auch nicht sonderlich schwerwiegend, trägt die Geschichte, also es gibt ihn zumindest. Alles ist sehr überspitzt, wäre sonst wohl auch zum Gähnen. Also auch das ist in Ordnung.
Der Stil hat mir eigentlich gut gefallen. Da kann man viel rausholen. Außer hier:

Sein Angebot konnte noch so attraktiv sein, überlagert von Düften, welche die Fantasie unweigerlich in Gefilde entführte, die farblich so gar nicht zu jener Frühlingsfrische passten, die er seiner Meetingpartnerin für ihre nächste Kollektion vorschlagen wollte, wäre ihr Urteilsvermögen getrübt, als flüsterten überwollende Gesellen ihr Missgünstiges ins Ohr.
War sehr anstrengend für mich. Würde sich einfach flüssiger lesen lassen, wenn du öfter mal einen Punkt setzten würdest.
Interessant an deinem Text war eigentlich die Vielzahl an Metaphern. Einige haben mir gefallen, andere nicht.

Das Bild dieser Nase sprang ihn an und wurde so gross wie die Abluftrohre einer riesigen Klimaanlage.
Ein Beispiel für einen schönen Vergleich. Aber das ist immer eine metaphorische Geschmackssache. Na ja, ich würde den Satz allerdings nur mit "Das Bild" oder "Die Nase" beginnen.

um das Desaster abzuwenden, welches näher kam mit der Unausweichlichkeit eines rostigen Öltankers. Sein Herz flatterte wie die Nasenflügel seiner Meetingpartnerin, eine Synchronizität, die ihm ein gepresstes Lächeln abrang.
... eines rostigen Öltankers. :thdown: Der hat nicht zünden wollen. Der zweite Vergleich ist viel besser. Ich mag das, wenn etwas als Vergleich herangezogen wird, das schon im vorherigen Verlauf der Geschichte Erwähnung fand.

Das wenigstens war ein Hoffnungsschimmer
Hoffnungsschimmer, hä? Vielleicht ist es ihm ein Trost, keine Ameise zu sein. Aber Hoffnung ...

Das Herz führte einen Boxkampf gegen die Brust
Der ist richtig klasse.

Wie gesagt, ich merke, du kannst ganz gut schreiben. Nur finde ich die Geschichte, das ganze Thema, etwas öde. Nur weil man etwas in Alltag postet, heißt das nicht, dass die Geschichte nicht spannend sein, sich mit wichtigen Themen und echten Konflikten auseinandersetzen darf.
Vielleicht hätte man da etwas Satirisches draus machen können. Er stellt ja seine neue Kollektion vor, arbeitet also in der Modebranche, vermute ich. Man hätte ihn noch etwas überzeichnen können. Ein Mann, der übermäßig auf sein Äußeres achtet, metrosexuell, am Morgen drei Stunden in sein Styling investiert hat, am wichtigsten Tag seiner Karriere, und der dann in Hundescheiße tritt. Das hätte vielleicht satirischen Charakter.

Viel Spaß weiterhin

Hacke

 
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Hallo Hacke,

Herzlichen Dank für deinen Kommentar.

War sehr anstrengend für mich. Würde sich einfach flüssiger lesen lassen, wenn du öfter mal einen Punkt setzten würdest.

Ja, da habe ich übertrieben. Nun ist er wenigstens etwas kürzer.

... eines rostigen Öltankers. Der hat nicht zünden wollen.

Das "rostig" braucht es nicht. Aber sonst finde ich den Öltanker ein gutes Bild für etwas, das sich nicht so leicht ablenken lässt, wenn es auf einen zusteuert. Ich habe "Unausweichlichkeit" durch "Wucht" ersetzt, damit verständlicher wird, wie's gemeint ist.

Hoffnungsschimmer, hä? Vielleicht ist es ihm ein Trost, keine Ameise zu sein. Aber Hoffnung ...

Die Geschichte ist ja etwas hochgeschäumt. Das muss es mindestens ein Hoffnungsschimmer sein ;-)

Nur finde ich die Geschichte, das ganze Thema, etwas öde. Nur weil man etwas in Alltag postet, heißt das nicht, dass die Geschichte nicht spannend sein, sich mit wichtigen Themen und echten Konflikten auseinandersetzen darf.
Vielleicht hätte man da etwas Satirisches draus machen können.

Die Geschichte grenzt an Satire, ist dafür jedoch zu nahe an der Wirklichkeit. Stell dir vor, du bist selbständig erwerbend und deine Existenz hängt davon ab, ob diese Präsentation erfolgreich ist. Dann schlotterst du schon fast von Nervosität und willst natürlich alles, aber wirklich alles tun, um den allerbestmöglichen Eindruck zu machen. Tagelang hast du jeden Satz geschliffen, den du vortragen möchtest, und dich auf jeden Einwand vorbereitet. Du befindest dich in einem seelisch-geistigen Ausnahmezustand und hast überhaupt keine Kapazität, dich um etwas anderes zu kümmern. Und dann dies! Für ihn eine Katastrophe, für Aussenstehende zum Kichern.

 

Hallo Carduela,

Du sagst es. Die Hundekacke hat's in sich. Wir könnten es auf die Spitze treiben, indem wir eine Braut die Schleppe ihres Kleides über ein frisches Hundegeschäft streifen lassen, sodass es niemand bemerkt und in der Kirche dann alle etwas davon haben ;-)

Was das scharfe S anbelangt: Ein solches "Alien" habe ich tatsächlich nicht auf meiner Tastatur. Aber ich dachte, das sei sowieso nicht mehr dudengerecht?

Es ist schön zu sehen, dass jemand die Geschichte genau so nachvollziehen kann, wie sie gemeint ist. Dafür danke ich dir.

 

Hallo Bertram

Ich wundere mich immer aufs Neue, wie viele Leute sich mit Fäkalthemen auseinandersetzen. Jemand, der in einen Haufen Scheiße tritt, jemand, der dringend scheißen muss oder abgewandelt: jemand, der seinen Furz nicht länger zurückhalten kann. Das liest man hier immer wieder mal, scheint von einigen ein dringendes "Bedürfnis" zu sein.
Klar, is was Alltägliches, klar, kennen wir alle.
Aber gibt das Stoff für eine Geschichte her?
Also bei so Texten frage ich mich, was den Autor da antreibt. Ein Tabu ist das sicherlich nicht, dafür wurde das schon zu häufig abgeseilt. Amüsieren, das könnte ich mir noch vorstellen. Aber bei dem Text hier fehlt mir dann die Komponente, die das aus dem Trivialen in den Humor verschiebt. Da fehlt ein absurdes Moment.
Für das "tatsächliche alltägliche Drama" nimmt sich der Text nicht ernst genug, kommt er zu beliebig daher. Zudem würde das nur funktionieren, wenn man etwas von dem Protagonisten erleben könnte. Aber der hat hier eigentlich gar keine Rolle, er erfüllt nur die "Träger-Funktion", um sich über das "Thema" auslassen zu können. Irgendeine er-Schablone halt.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Text in überarbeitet Version und willigem Publikum auf einer Lesung funktionieren würde. Als Kurzgeschichte taugt er aber in meinen Augen nicht. Konflikt? Spannung? Entwicklung? Alles Fehlanzeige, im Prinzip dreht sich alles sehr selbstverliebt um sich selbst, um sich dann in einer Pointe zu entladen.

Sprachlich finde ich es insgesamt auch sehr verkrampft. Das liest sich alles sehr bemüht eloquent ausgedrückt. Jeder Satz will hier irgendwie glänzen und so hochgestochen wie möglich daherkommen. Das wirkt dann Hölzern und unterbindet meinen Lesefluss.

Ich nehm mal den Einstieg:
'Kacke!', rief es in seinem Gehirn, als sein Schuh versank in jener grossen, glänzenden, saftigen, braunen Wurst, die jemand dort hingelegt hatte, dessen Verhältnis zu seinen Ausscheidungen unverkrampft war.

Ein "es", das in seinem Gehirn ruft? Das klingt einfach nicht. Dann die Dopplung mit "sein" Schuh.
Dann 4 Adjektive in Folge für die Wurst
Von "jemandem" <- das ist schon unstimmig, aber das Verb "hingelegt" ist schlicht faul. Was dann danach folgt: "dessen Verhältnis zu seinen Ausscheidungen unverkrampft war."
Mal ehrlich, was soll dieser Satz? Weder ist es lustig, noch ergibt es Sinn. Es liest sich einfach nur gestelzt und ist unnötig.
Für mein Empfinden sind da eine Menge solcher Stilblüten drin, den ganzen Text durch.

Nun ja, das sind meine Gedanken zu diesem "Meeting", lass am besten erstmal sacken, dann nimm, was nah nochmaligem Drübergucken für dich hilfreich ist, und den Rest spül einfach runter ;)

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo Bertram,

ich werd mit dem Stil ehrlich gesagt nicht warm. Der ist so, naja, überzogen. Damit sowas funktioniert, also ein bisschen verschachtelt, ein bisschen hochtraben, muss das richtig, richtig gut gemacht sein, sonst wirkt das sehr schnell künstlisch und ein bisschen albern - jedenfalls für mich. Ich denke jedenfalls, dass du dir einen Gefallen tun würdest, wenn du in Sachen Stil und Sprache etwas zurückruderst, etwas normaler schreibst. Kürzere Sätze sind einfacher zu kontrollieren (und auch Autoren wie Mann haben in ihren Anfangswerken gar nicht so lange Sätze verwendet wie später ). Dann fallen einzelne schiefe Formulierungen nicht so ins Gewicht. So aber finde ich jede zweite Formulierung und Bild seltsam. Da wird es dann auch mit Detailkritik schwierig, weil da für mich wirklich einiges krankt. Vielleicht sehen andere das anders.

Zum Inhalt: Jo, kann man machen. Das Problem bei sowas ist halt, dass das eigentlich ein Gag-Text wäre, also mit viel Humor und Pointen. Dann wäre der gut für nen Poetry-Slam. Aber so zum Lesen: Dafür müsste ich halt mehr von deiner Figur mitbekommen. Warum ist ihm das Meeting wichtig? Wer ist er? Wie alt ist er? Was für ein Typ? Solche Sachen halt. Dann könnte ich da vielleicht auch mitgehen.
Das würde auch erklären, warum er das Meeting nicht einfach absagt. (Irgendwas von Übelkeit etc. erfinden. Oder sich entschuldigt und sagt, dass er etwas später kommt.) Klar, seine Karriere kann und das Schicksal seiner Frau und der vier Kinder und der Oma kann davon abhängen und es ist die letzte Chance. Aber das weiß ich halt nicht. Und so bleibt für mich die Frage halt offen und lößt so ein Schulterzucken aus.
Letztlich ist das halt ein viel behandeltes Thema und du hast nicht wirklich eine neue Sichtweise mit drin oder besonders gute Gags. Ich denke einfach, dass dieser Tretminen-Komplex weitweniger dankbar ist, als er erstmal erscheint. Da braucht man wirklich nen eigenen Ansatz um wirklich was drauß zu machen.

Ich hoffe, du kannst mit der Kritik was anfangen.

Gruß,
Kew

 
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@ weltenläufer:

Vielen Dank für deinen Hammerschlag ;-) Berücksichtigen wir deinen Massstab, gibt's an deiner Kritik nichts auszusetzen.

Ich komme mir vor, als trüge ich wissentlich einen Fingerring mit einem Glasklunker und ein Diamantenhändler erklärt mir ausführlich, was an dem Klunker alles fehlt bis zu einem Diamanten.

Die Geschichte soll aber gar kein Diamant sein. Sie hat nicht mehr Tiefgang als das Profil einer Schuhsohle. Es ist bloss ein zehnminütiger Sturm im Wasserglas, der im Publikum keine Schenkelklopfer, sondern ein Schmunzeln auslösen soll.

Die langen Sätze sollen beim Lesen zur selben Atemlosigkeit führen, die der Protagonist in seinem Stress empfindet.

Die aufgestelzte Sprache dient dem Zweck, das unappetitliche Thema mit spitzen Fingern oder chinesischen Essstäbchen anzufassen. Dadurch entsteht eine Art "vornehme" Fallhöhe zu dem derben Gegenstand der Hundescheisse, was zu dem beabsichtigten Schmunzeleffekt beitragen soll.

Die Stilblüten dienen der Bebilderung des Gedankenstroms, so wie dies ein Video-Clip für die Musik tut.

@ Kew:

Danke Kew. Ich habe deinen Kommentar erst jetzt gelesen, aber ich denke, was ich oben geschrieben habe, gilt auch hier.

 

Hi,

ich bin's nochmal.

Die langen Sätze sollen beim Lesen zur selben Atemlosigkeit führen, die der Protagonist in seinem Stress empfindet.

Die aufgestelzte Sprache dient dem Zweck, das unappetitliche Thema mit spitzen Fingern oder chinesischen Essstäbchen anzufassen. Dadurch entsteht eine Art "vornehme" Fallhöhe zu dem derben Gegenstand der Hundescheisse, was zu dem beabsichtigten Schmunzeleffekt beitragen soll.
Ich versteht schon was du meinst und beabsichtigst. Es funktioniert halt für mich nur nicht. Ich finde die Sätze nicht atemlos, sondern stellenweise zäh. Für mich verlangsamen sie die Geschichte viel mehr, als dass Stress oder Hektik oder Verzweiflung aufkommt.
Und die Fallhöhe, naja ...
Ich hab einfach das Gefühl, dass du dich in der Form vergriffen hast bzw. diese nicht so beherrscht wie es nötig wäre, dass sie funktioniert.

Die Geschichte soll aber gar kein Diamant sein. Sie hat nicht mehr Tiefgang als das Profil einer Schuhsohle. Es ist bloss ein zehnminütiger Sturm im Wasserglas, der im Publikum keine Schenkelklopfer, sondern ein Schmunzeln auslösen soll.
Also ich finde das schwierig. Weil das Forum hier hat schon den Anspruch eine Textwerkstatt zu sein, wo man viel lernen kann und versucht besser zu werden. Und dann kommt auf einen Kommentar die Antwort: jo, ist nicht so toll, hab mir auch keine Mühe gegeben. Sicher, nicht jede Geschichte, die man hier einstellt, muss voller Herzblut stecken und das volle Können eines Autors zeigen, aber so Geschichte, die eigentlich nur aufs Papier "geklatscht" wurden, sind, wie ich finde, Kommentatoren verarsche. Weil man macht sie ja schon Mühe damit, auf Schwächen hinzuweisen und bringt vielleicht auch ein, zwei Verbesserungsvorschläge, einfach um zu helfen, damit es beim nächsten mal besser wird; weil man sich dann auch freut, wenn es tatsächlich was gebracht hat. Das ist schon ein Teil meiner Motivation hier zu kommentieren und von vielen anderen sicher auch. Und dann kommt so ne Antwort, ich hab mir halt keine Mühe gegeben. Oder das soll so "schlecht" sein.
Da frag ich mich halt, warum sich nicht mal Mühe geben? Warum nicht das Potential nutzen, das hier zur Verfügung steht. Und damit meine ich nicht, dass die Texte alle gleich Spitze sein müssen und ein bestimmtes Niveau haben müssen, sondern ich meine nur die Einstellung des Autors, die sollte nicht so sehr Schulterzucken sein.
An sich ist das natürlich mein Problem, weil ich mich jetzt da drüber ärgere. Die Gefahr für dich besteht nur darin, dass dir vielleicht weniger Leute hier nen Kommentar schreiben. Ist halt viel befriedigender an nem Text zu arbeiten, bei dem der Autor einen den Eindruck vermittelt, dass er damit wirklich was erreichen will, wirklich was lernen und so. Während so ein Einstellen, um bestätigt zu bekommen, was man ja schon wusste, für Kommentatoren eigentlich abschreckend ist.
So viel dazu. Und ich will dir damit auch nicht ans Bein pissen und dir keine bösen Absichten unterstellen und dich auch nicht persönlich angreifen oder kritisieren. Ich will nur meine Sichtweise darlegen und darauf hinweisen, dass du dir hier möglicherweise selbst ein Bein stellst. Und das wäre schade.

Gruß,
Kew

 

@ Kew:

Und dann kommt auf einen Kommentar die Antwort: jo, ist nicht so toll, hab mir auch keine Mühe gegeben.

Bitte entschuldige das Missverständnis, welches mein Diamant-Vergleich ausgelöst hat.

Ich habe mir Mühe gegeben mit dieser Geschichte und würde sie ansonsten gar nicht erst hochladen, weil ich mir bewusst bin, dass eine Schludergeschichte unfair gegenüber den hilfsbereiten Kommentierenden wäre.

Was ich eigentlich gemeint habe, ist, dass ich mit "Meeting" eine Geschichte verfassen wollte für ein breites Publikum, ohne literarischen Anspruch, welches sich nur für ein paar wenige Minuten ablenken möchte, ohne ins Grübel zu kommen.

Um im Schmuckbild zu bleiben: Auch eine Modeschmuckstück muss mit Sorgfalt gearbeitet sein, sonst ist es nur billiger Mist.

 

Hallo Bertram,

willkommen auf kg.de von meiner Seite aus.

Zu deiner Geschichte.

Ich denke mal, dass du versuchen wolltest, aus dem banalen (und mittlerweile nicht mehr alltäglichen) Prozess, zu einem denkbar unpassenden Moment in Hundescheiße zu treten, eine komische und originelle Geschichte zu machen, die dann sogar in einer Schlusspointe mündet.

Als Kontrapunkt zu der "beschissenen Situation" hast du versucht, einen besonders (und wie ich finde übertrieben) feinen Stil gewählt - ein Stilmittel, das gern mal von Komikern/Humoristen eingesetzt wird (mir sind Beispiele von Otto und Heinz Erhardt bekannt). Das kann präzise und auf einen guten Punkt gebracht eine lustige Wirkung erzielen. In deinem Text ist der Bogen schnell überspannt.

Deine Entscheidung, in gepflegtem Stil über "Scheiße" zu schreiben, veredelt sich am Ende nicht durch eine Pointe, die das Stilistische rückwirkend gegen den Strich bürstet. Wenn du das vorgehabt hättest, dann hättest du dir vielleicht Folgendes überlegen können:

Die Geschäftspartnerin öffnet plötzlich die Tür und sagt nach all den formvollendeten Überlegungen deines Protagonisten einfach nur: "Ach herrje, sind Sie in Hundescheiße getreten?"

Dann bekäme die Pointe einen Bezug zum übertriebenen Stil vorweg. Der gute alte Otto macht das z. B. in einem Sketch, in dem er als Autofahrer einem Polizisten in poetischen, wortgewaltigen Ausflüchten zu erklären versucht, warum er eine rote Ampel missachtet hat - um am Ende - nachdem er trotzdem einen Strafzettel bekommen hat - den Polizisten als "Arschloch" zu bezeichnen.

So wird die übertriebene Poesie durch dieses eine Wort rückwirkend lustig und dann passt es.

Diese Chance bleibt bei dir ungenutzt, und so verkommt die Sprachakrobatik bei dir zum Selbstzweck, ohne mir als Leser darüber hinaus etwas zu bieten.

Deine gewählte Pointe muss für sich allein kämpfen und hat zum eigentlich Stil vorher keinen wirklichen Bezug. Sie bezieht sich halt auf das inhaltliche Dilemma, und das ist in einem Satz schnell zusammengefasst.

Tja, der grazile Inhalt ist in viel Wort und überladenen Stil eingewickelt, ohne das sich diese beiden Komponenten untereinander stützen und ineinander greifen. Dadurch stimmt halt irgendwie die Balance nicht so wirklich, und das ist es dann, was mich als Leser beim Lesen irgendwie gestört hat.

Wie soll ich es sagen? Ich fühle mich als Leser am Ende nicht belohnt - oder habe einfach mehr (zu viel?) erwartet.


Rick

 

Ich nochmal:

Ich habe mir Mühe gegeben mit dieser Geschichte und würde sie ansonsten gar nicht erst hochladen, weil ich mir bewusst bin, dass eine Schludergeschichte unfair gegenüber den hilfsbereiten Kommentierenden wäre.
Dann hab ich das falsch verstanden (tut mir leid) und alles ist gut. :)

Gruß,
Kew

 

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