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Mausers Profil

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10.04.2006
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Mausers Profil

Felix Mauser saß in einem geräumigen Wartesaal und zupfte nervös an seiner gelben Krawatte. Es war sein viertes Vorstellungsgespräch diese Woche.
'Diesmal wird es klappen. Die Stelle ist mir wie auf den Leib geschrieben.', sprach er sich selbst Mut zu.
„Mauser Felix?!“, riß ihn eine hohe, nasale Stimme aus seinen Gedanken.
Prompt erhob sich der mittelgroße, hagere Mann und eilte zum Empfangschalter. Er war etwa Mitte dreißig und doch hatte er bereits ein paar Haarsträhnen, die so grau waren wie sein Anzug.
Die kleine, zierliche Empfangsdame begrüßte ihn mit einem Lächeln, das sich bis zu den Ohren zog. Durch ihre überdimensionale, runde Brille sah sie aus wie eine bizarre Mischung aus Fliege und Breitmaulfrosch.
„Bitte setzen Sie das hier auf und warten auf den Signalton!“, säuselte sie und streckte ihm einen metallenen Helm entgegen. Verdutzt starrte Herr Mauser das seltsame Ding an. Er sah lange Kabel daraus entspringen, die hinter dem Schreibtisch verschwanden. Hilfesuchend wanderte sein Blick von der wunderlichen Kopfbedeckung zu der Breitmaulfliege. Die höfliche Dame jedoch schob ihre Mundwinkel nur noch etwas höher, wodurch diese krampfhaft zu zucken begannen. Mit einem knappen Nicken deutete sie auf den Metallhut in ihrer Hand. Herr Mauser verstand den Wink und nahm ihn ihr endlich ab.
„Darf ich fragen, was das ist?“
Als hätte sie auf ein Stichwort gewartet, sprudelte die Frau aufgeregt los: „Das ist der Characterizer Prototyp 1 B9, eine großartige Erfindung von renommierten Wissenschaftern aus aller Welt. In sekundenschnelle analysiert er die Persönlichkeit eines Menschen und erstellt ein umfangreiches Profil. Wir sind das erste Unternehmen, das damit ausgestattet wurde. Faszinierend, nicht wahr?“
„Ja, ja, in der Tat.....ähm, faszinierend“, murmelte Herr Mauser verwirrt und etwas ängstlich.
Nervös sah die Fliegenfrau auf die Uhr und sagte bestimmt, ohne dabei ihr Lächeln zu verlieren: „Nun setzen Sie den Characterhat bitte auf. Herr Billroth erwartet Sie bereits. Sie wissen ja, Zeit ist Geld.“
Grinsend fügte sie hinzu: „Keine Angst. Es geht ganz schnell und tut auch nicht weh.“
Herr Mauser hatte ein mulmiges Gefühl, doch er wollte die Geduld der netten Dame nicht weiter strapazieren, also gehorchte er. Tatsächlich spürte er gar nichts und etwa zehn Sekunden nachdem er den Helm aufgesetzt hatte, ertönte ein leises Piepen.
„Wunderbar! Vielen Dank, Sie können jetzt reingehen“, verkündete die Sekretärin heiter.
„Äh...danke auch“, stammelte Herr Mauser, setzte den Hut ab und betrat das Büro.

Ein glatzköpfiger Mann, der für seine Körperfülle um mindestens zwei Köpfe zu klein geraten war, saß dort hinter einem dunklen Barockschreibtisch und studierte ein Blatt Papier.
„Grüß gott, Herr Maier“, sagte er, ohne aufzublicken.
„Grüß gott, Herr Billroth. Verzeihen Sie, mein Name ist Mauser.“
„Ja, ja, wie auch immer. Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie für die Position nicht geeignet sind.“
„Wie bitte? Aber, aber woher....? Ich hab doch noch kein Wort....“
„Das brauchen Sie auch nicht, Herr Maiser. Ich hab hier alles, was ich wissen muss. Schwarz auf Weiß. Mit diesem Profil kann ich Ihnen nur viel Glück für die weitere Suche wünschen.“
Kopfschüttelnd und immer noch in die Lektüre vertieft, fügte er leise hinzu: „Das werden Sie brauchen.“
Herr Mauser war fassungslos. Seine Kehle war ausgetrocknet und er schluckte.
„Ich versteh das nicht. Schließlich haben Sie mich doch eingeladen. Meine Qualifikationen dürften Sie also überzeugt haben.“ Seine Stimme überschlug sich vor Aufregung.
„Beruhigen Sie sich doch. Naja, das dürfte Ihnen wohl schwer fallen bei Ihrer labilen Psyche. In der Tat, ihr Lebenslauf und ihre Berufserfahrung haben mich angesprochen. Doch, wissen Sie, Herr Moser, heutzutage braucht man mehr, um in der Arbeitswelt zu bestehen. Persönliche Eigenschaften, sogenannte Softskills, haben da viel mehr Gewicht, mein Lieber. Das wissen Sie doch bestimmt.“
Er hatte sich bei den letzten Worten erhoben und sah Herrn Mauser nun zum ersten Mal an.
„Ja, das weiß ich...“, murmelte Herr Mauser wie ein trotziges Kind.
„Wie bitte?“
„Ja, das weiß ich,“ wiederholte er laut und war selbst ein wenig überrascht über seinen plötzlichen Mut.
„Ich besitze auch bestimmt alle für die Stelle erforderlichen Eigenschaften. Sie geben mir ja aber gar keine Chance! Was steht denn da überhaupt über mich drinnen?“
„Ist ja gut, zügeln Sie Ihr cholerisches Temperament!“
Widerwillig seufzend, setzte Herr Billroth sich wieder hin und nahm den Ausdruck abermals zur Hand.
„Meinetwegen, Sie wollten es ja nicht anders. Ihr EQ liegt im untersten Grenzbereich. Ihre Hands-on-approach-ability ist nicht vorhanden. Teamgeist, zwei von zwanzig möglichen Punkten. Loyalitätsbereitschaft, drei von dreißig. Soziale Kompetenz unzureichend, gelinde gesagt. Ihr Aggressivitätskoeffizient konnte gar nicht errechnet werden, weil er zu hoch war. Ich will nicht noch mehr ins Detail gehen, das würde Sie nur quälen und ich bin ja kein Unmensch. Wissen Sie, Herr Maurer, es ist mir ehrlich gesagt unerklärlich, wie Sie überhaupt jemals einem Beruf nachgehen konnten.“
Herr Mauser wurde schwindlig.
„Darf ich mich setzen?“
„Ungern, mein Lieber, ungern. Sie verschwenden nur meine und Ihre kostbare Zeit.“
Er setzte sich trotzdem und überhörte Billroths prompten Kommentar: „Hab ich schon Ihren hohen Rebellionsfaktor erwähnt?“
„Das kann alles nicht sein. Ihre Maschine muss sich irren. Haben Sie denn nicht das Empfehlungsschreiben meiner ehemaligen Chefin erhalten? Da wird doch bestätigt, dass ich stets ein loyaler und kompetenter Mitarbeiter war“, sagte der kreidebleiche Mann, nachdem er sich etwas beruhigt hatte.
„Die Maschine, wie Sie sie nennen, irrt sich bestimmt nicht. Schön, dass Sie das Empfehlungsschreiben erwähnen, damit haben Sie gerade selbst wieder die Richtigkeit Ihres Persönlichkeitsprofils bestätigt. Mit Ihrem hohen Naivitätswert haben Sie die lobenden Worte natürlich für bare Münze genommen. Selbstverständlich sind das alles Codes.“
„Codes? Was meinen Sie mit Codes?“
Herr Billroth lachte: „Herrlich! Sie machen mir Spaß. Heutzutage verwenden alle Codes in den Arbeitszeugnissen. Es gibt sogar eigene Bücher, in denen man die wahren Bedeutungen der Floskeln nachschlagen kann. Beispiel gefällig?“
Herr Mauser antwortete nicht und der kleine, glatzköpfige Mann begann vorzulesen:
„Also hier steht: Er hat alle Arbeiten ordnungsgemäß erledigt. Das bedeutet, dass Sie keinerlei Eigeninitiative besitzen.“
Herr Mauser versuchte zu protestieren, doch Herr Billroth unterbrach ihn mit einer mahnenden Handbewegung und fuhr fort: „Weiter im Text: Wir lernten ihn als umgänglichen Mitarbeiter kennen. Das heißt, Sie sind homosexuell.“
„Also hören Sie, das ist doch .....das ist doch nicht wahr. Ich war verheiratet und ich habe eine Tochter....“
„Das beweist doch gar nichts. Der Characterizer attestiert Ihnen übrigens ebenfalls eine siebzigprozentige Neigung zum eigenen Geschlecht. Das ist mir persönlich aber egal, ich bin da sehr offen und Ihre sexuellen Vorlieben gehen mich gar nichts an.“
„Aber ich.....ich bin doch gar nicht...das stimmt doch überhaupt ....“
„Ja, ja, Sie werden schon noch lernen, dazu zu stehen. Es ist ja keine Schande, aber wie gesagt, das ist Ihre Sache. Was den Vogel aber abschießt, ist folgender Satz: Er war aufgrund seiner anpassungsfähigen und freundlichen Art im Betrieb sehr geschätzt. Das sagt mir nämlich, dass Sie Probleme mit dem Alkohol während der Arbeitszeit haben und damit will ich nun wirklich nichts zu tun haben.“
„Ich bitte Sie, ich hab ein einziges Mal eine Flasche Sekt in die Firma geschmuggelt, weil ich mit meinem Kollegen auf dessen Verlobung anstossen wollte. Die Chefin hat uns erwischt, hat aber nur gelacht und selbst ein Glas getrunken.“ Herr Mauser biss sich auf die Lippen.
„Ha! Na sehen Sie! Genial, diese Erfindung ist genial. Sehen Sie, normalerweise nehme ich die Empfehlungsschreiben nicht so ernst, weil manchmal sind es nur persönliche Zwistigkeiten, die den Chef dazu veranlassen einen Mitarbeiter zu verunglimpfen. Aber hier in Ihrem Profil steht ja, dass Sie hochgradig suchtgefährdet sind. Naja, kein Wunder bei Ihrer depressiven und sensiblen Persönlichkeitsstruktur. Vielleicht hat Ihre Frau Sie ja wegen Ihres Alkoholproblems verlassen? Kann das sein?“
„Meine Frau ist mit Ihrem Chef durchgebrannt und getrunken hab ich erst, als sie schon weg war, aber immer nur ein Glas Wein, um besser einschlafen zu können“, murmelte Felix bitter, beinahe ohne die Lippen zu bewegen.
Herr Billroth jedoch hörte ihn nicht mehr. Er hatte sich erhoben und ein Blatt Papier aus dem Drucker entnommen, das er jetzt eingehend studierte. Ohne aufzublicken sagte er: „Nun, wir haben nun wirklich schon mehr als genug geplaudert. Ich habe jetzt gleich ein Gespräch mit dem nächsten Kandidaten, dessen Profil äußerst vielversprechend klingt. Also, ich würde Sie bitten mein Büro jetzt zu verlassen, Herr Meissner.“
„Mauser“, grummelte Herr Mauser und ging grußlos aus dem Raum.

Auf der Straße betrat er die erste Bar, die er sah, und bestellte einen doppelten Whiskey. Jetzt erst bemerkte er, dass in dem Lokal nur Männer waren. Der Kellner zwinkerte ihm zu. Felix lockerte seine Krawatte und zwinkerte zurück. Fünf Whiskeys und zehn Kamikaze-shots später, wankte er aus der Tür. Als er die Kreuzung überqueren wollte, stürzte er und wurde von einem Lastwagen überrollt. Er war auf der Stelle tot.

Am nächsten Tag zeichnete der Anrufbeantworter in Herrn Mausers leerem Wohnzimmer folgende Nachricht auf: „Guten Tag, mein lieber Herr Mauser. Hier spricht Herr Billroth. Es ist meine Pflicht Ihnen mitzuteilen, dass bei der Wartung des Characterizers 1B9 heute morgen eine Fehlfunktion festgestellt wurde. Ihr Profil hat demnach keinerlei Aussagekraft. Das hat mich dazu veranlasst, Ihre ehemalige Chefin anzurufen und sie hat mir versichert, noch nie etwas von irgendwelchen Codes in Arbeitszeugnissen gehört zu haben und empfahl Sie nochmals ausdrücklich als zuverlässigen und kompetenten Mitarbeiter. Daher hoffe ich sehr, Sie verzeihen die Unannehmlichkeiten, die durch diesen Irrtum enstanden sind und ich würde mich sehr freuen, Sie zu einem erneuten Gespräch begrüssen zu dürfen. Auf Wiederhören!“

 

Hallo scribine,

mir hat sie gefallen, die Pointe war nicht völlig unerwartet aber logisch hergeleitet und insb. in der Beschreibung des Kneipenbesuchs auch mit netten Sidekicks ausgestattet, mit denen ich so nicht gerechnet habe. Das gefällt mir :)

Allerdings musst Du exakter Recherchieren, bei den Ableitungen der Formulierungen im Zeugnis hatte ich einige Male den Eindruck, daß das so nicht passt. Vielleicht schaust Du mal hier nach, da hab ich z.B. die Formulierung "umgänglicher Mitarbeiter" als "unbeliebt" entschlüsselt gefunden, während Homosexualität mit "umfassendem Einfühlungsvermögen" verklausuliert wird.

Sehr gut gefällt mir das ausgearbeitete Machtgefälle, sowohl zwischen Prot und Chef/Assistenz, als auch zwischen Mensch und Maschine. Der Kniff mit dem nicht korrekten Namen deutet die Gleichgültigkeit an und ist als running-gag gut rausgebracht, auch wenn es ein-, zweimal seltener _noch_ pointierter wirken würde.

Durch ihre überdimensionalen, runden Brillen
Singular, oder trägt sie mehrere Brillen ?
Die höfliche Dame jedoch, schob ihre Mundwinkel nur noch etwas höher
kein Komma
Mit einem kurzen Wimpernschlag deutete sie auf den Metallhut in ihrer Hand.
Vielleicht besser mit z.B. einem gezielten Blick, denn einem Wimpernschlag ?
In Sekundenschnelle
sekundenschnelle
Nun setzen Sie den Characterhat bitte auf.
Hier würde die konsequente Nutzung des Begriffes "Charactizer" besser passen, da Du den Characterhat als Vokabel nicht nocheinmal nutzt.
Tatsächlich spürte er gar nichts und etwa zehn Sekunden, nachdem er den Helm aufgesetzt hatte
kein Komma
der für seine Körperfülle, um mindestens zwei Köpfe zu klein geraten war
kein Komma

„Beruhigen Sie sich doch. Naja, das dürfte Ihnen wohl schwer fallen bei Ihrer labilen Psyche.
Solche Formulierungen sind klasse !

sogenannte softskills
Softskills
Aber hier in Ihrem Profil steht ja, dass Sie hochgradig suchtgefaehrdet sind.
suchtgefährdet
Herr Billroth jedoch, hörte ihn nicht mehr.
kein Komma
Ohne aufzublicken, sagte er:
kein Komma
Auf der Straße betrat er die erste Bar, die er sah
kein Komma
Jetzt erst, bemerkte er
kein Komma
Er war auf der Stelle tot.
Am nächsten Tag
Hier würde ich einen Leerabsatz einfügen, das macht die vergangene Zeit deutlicher.
dass bei der Wartung des Characterizers 1B9 heute morgen, eine Fehlfunktion festgestellt wurde.
kein Komma

Beim nochmaligen Durchlesen gefallen mir besonders die impliziten Annahmen des Chefs, der ja scheinbar durch den Charactizer vollinformiert ist und die selbsterfüllenden Prophezeiungen im Bewerbungsgespräch. Gut ausformuliert und wirklich witzig, auch wenn es als Vision nicht völlig unrealistisch ist (weil z.B. Assessments auch darauf abzielen), so daß mir auch das Lachen im Halse stecken bleibt. So muss Satire sein :)

Gelungen, wirklich !

Grüße,
Commaphob Seltsem

 

Hallo C. Seltsem,

vielen Dank fürs Lesen und deinen Kommentar. Freut mich sehr, dass sie dir gefallen hat und du sie sogar gelungen findest. ;)
Recherchiert hab ich aber sehr wohl, nur sind sich die verschiedenen Quellen wohl nicht ganz einig, was die Floskeln jetzt wirklich aussagen. Ich hab die Bedeutungen von http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=b&ressort=bst&id=471463
übernommen. Die Presse ist allerdings eine österreichische Zeitschrift vielleicht gibts ja landesspezifische Unterschiede. ;) Eigentlich macht es die Sache noch grotesker, dass man im Internet auf so unterschiedliche "Übersetzungen" stößt.
Hab die Fehler, die du entdeckt hast, ausgebessert. Bin ja eigentlich selbst commaphob und würd am liebsten gar keine Beistriche setzen. Deshalb tu ich sie dann aus Unsicherheit prinzipiell an die falsche Stelle.
Den "Characterhat" lass ich aber mal stehen. Ich habs mir so vorgestellt, dass das gesamte Ding, also der Computer Characterizer heißt und der Characterhat nur ein Teil davon ist.

Du hast völlig recht, die "Vision" ist leider alles andere als unrealistisch. Deshalb war mir die Geschichte auch ein besonderes Anliegen, vielleicht um diesen ganzen Wahnsinn, der in letzer Zeit Überhand zu nehmen scheint, selbst etwas verarbeiten zu können.

lg

scribine

 

Hallo scribine,

von mir auch ein kleiner Kommentar zu deiner Geschichte. Sie ist ganz nett und unterhaltsam, doch wie C. Seltsem schon vor mir festgestellt hat, ist das Ende nicht ganz unüberraschend und für mich irgendwie auch nicht kräftig genug. Es klingt ja fast so, als wären die Geräte eigentlich gut, wenn sie denn richtig funktionieren würden und ich glaube nicht, dass das deine Absicht gewesen war. Ich persönlich würde es umstellen, würde zuerst den Anruf von Billroth bei Mauser reinbringen und danach geht Mauser auf Kneipentour. Dann könntest du den Datenschutzaspekt, den du leicht angeschnitten hast, etwas mehr aufglimmern lassen und ganz am Ende wird er dann vom LKW überfahren....

Aber ist nur so ne Idee, tut mir leid, habe manchmal die Eigenschaft, dass ich fremde Geschichten gerne anders enden lassen würde ;)

Allerdings finde ich, dass du durchaus noch mehr Argumente gegen den Charakterhut bringen könntest, z.B. "Ist es denn schon so weit, dass Menschen von Maschinen beurteilt werden?" usw. Auch fände ich es schön, wenn das Datenschutzargument weiter ausgebaut werden würde, wenn ihn beispielsweise ein paar "Schwuchteln" (ist nicht abwertend gemeint, aber wir sind hier ja in der Satire...) schon auf der Straße anspringen würden oder er an eine fremde Imbussbude kommt und der Verkäufer ihn fragt: "Hallo Mauser, trinken Sie heute wieder einen über den Durst?".. sowas in der Richtung vielleicht.

Ansonsten war sie nett zu lesen, vom Stil her völlig okay, kann man nicht meckern und ich kann nur sagen, weiter so!
Witzig fand ich z.B. auch das mit dem Namen, den der Chef verwechselt hat, ist zwar ein alter Gag, aber doch immer wieder gut ;)

Hier noch ein paar Kleinigkeiten...
(C. Seltsem hat dir ja gesagt, wo Kommas rausmüssen, ich sage dir jetzt, wo Kommas reingehören ;) - Tut mir leid, ich habe nen leichten Kommatick...)

"Es tut mir leid [Komma] ihnen mitteilen zu müssen, dass...."

"Grüßgott" -> wird auseinander geschrieben. Einzig wenn ich es gebrauche im Sinne von "jemandem ein Grüßgott ausrichten" wird es, soweit ich weiß, zusammen geschrieben.

"Schwarz auf Weiss" -> "Weiß" mit ß

"Persönliche Eigenschaften, sogenannte Softskills [KOMMA] haben da viel mehr Gewicht..."

"Sie verschwenden nur meine und Ihre kostbare Zeit"
-> Ist grammatikalisch natürlich korrekt. Ich würde aber eher... "Sie verschwenden nur meine kostbare und Ihre Zeit" schreiben, das passt eher zum Verhalten des Chefs ;)

"Schön [KOMMA] dass sie das Empfehlungsschreiben..."

"Das heißt [KOMMA] Sie sind homo..."

"aber wie gesagt [KOMMA] das ist Ihre Sache..."

"Was den Vogel aber abschließt [KOMMA] ist folgender Satz..."

Und weil es so schön war, nochmal zwei vergessene Kommata:

"die erste Bar [KOMMA] die er sah [KOMMA] und..."

Viele liebe Grüße,
Sebastian

 

Hallo Sebastian,

danke für deinen eh gar nicht so kleinen Kommentar.

ist das Ende nicht ganz unüberraschend

du verwirrst mich.....also doch überraschend oder wie jetzt ;)

Das mit dem Datenschutzargument ist interessant, das hab ich nämlich nicht einmal angeschnitten. Die Szene in der Kneipe ist ganz anders gemeint. Es geht mehr um "sich selbsterfüllende Prophezeiungen". Felix fängt selbst an zu glauben, was die Maschine über ihn sagt. Dadurch wird ja auch aufgezeigt, dass egal, was so ein Profil aussagt, irgendwas davon wird immer stimmen oder man kann sichs zumindest einbilden. Ein bißchen wie bei Horoskopen. Insofern würde es in eine ganz andere Richtung führen, wenn ich es umdrehen würde, obwohl das auch interessant ist, aber halt eine andere Geschichte. Die könntest du ja schreiben;)

vom Stil her völlig okay, kann man nicht meckern

wenn du deine Kommentare in Codes schreiben würdest, wär das wohl so was wie ein genügend;) sorry, war nur ein scherz

"die erste Bar [KOMMA] die er sah [KOMMA] und..."

ha wußt ichs doch, dass da ein komma hingehört. Mr. commaphob seltsem wollt mir das ja ausreden;) aber das zweite komma glaub ich kann man, muss man aber nicht machen, also werd ichs mal weglassen

"Sie verschwenden nur meine und Ihre kostbare Zeit"

versteh zwar deinen Einwand, aber der Chef legt in so Floskeln dann doch wert auf Höflichkeit, er ist ja kein Unmensch;)

Werd die Fehler ausbessern, bin jetzt aber zu müde dazu.

lg

scribine

 

ha wußt ichs doch, dass da ein komma hingehört. Mr. commaphob seltsem wollt mir das ja ausreden aber das zweite komma glaub ich kann man, muss man aber nicht machen, also werd ichs mal weglassen
Nö, kann man (meines Erachtens, wobei ich nun auch kein Grammatikduden bin ;) ) nicht weglassen, da "die er sah" ja eine Parenthese, quasi ein Einschub ist, der die Bar näher definiert und die auch dann mit zwei Kommata abgetrennt gehören, wenn ein "und" folgt...
(Bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege...)


ist das Ende nicht ganz unüberraschend
Moment, jetzt bin ich selbst verwirrt ;D
Aber "nicht so ganz überraschend" müsste es heißen.... Entschuldige!

Die könntest du ja schreiben
Mal schauen ;)

Schöne Grüße,
Sebastian

 

Hallo scribine,

ich habe gar nichts Konstruktives beizutragen, außer, dass es mir sehr gefallen hat.

Zu Anfang kam mir der Name "Mauser" im Zusammenhang mit "grau" etwas platt vor, aber ich denke, in "Satire" darf das ruhig mal sein. Am besten fand ich den running gag mit dem verwechselten Namen.

Codes in Empfehlungen sind eine gruselige Sache, zumal, wenn es keinen Konsens über die Decodierung gibt. Ich habe Zeugnisse gesehen, bei denen ich mir absolut sicher war, dass die Arbeitgeber wirklich keine Ahnung hatten, was sie ihren Ex-Angestellten da hineingeschrieben haben. Da kann man nur hoffen, dass der neue Arbeitgeber die Codes auch nicht kennt.

Viele Grüße,
Naut

 

Nö, kann man (meines Erachtens, wobei ich nun auch kein Grammatikduden bin ) nicht weglassen, da "die er sah" ja eine Parenthese, quasi ein Einschub ist, der die Bar näher definiert und die auch dann mit zwei Kommata abgetrennt gehören, wenn ein "und" folgt...
(Bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege...)

o.k., du hast wohl doch recht. Hab mich geirrt. War aber auch schon sehr, sehr spät als ich den Kommentar geschrieben hab und ich bin alles andere als eine Kommaexpertin.

Moment, jetzt bin ich selbst verwirrt ;D
Aber "nicht so ganz überraschend" müsste es heißen.... Entschuldige!

Kein Problem! ;) Ich wußte ja eigentlich eh, wie es gemeint war.

lg

scribine

 

Hallo Naut,

also unkonstruktive Kommentare liest man ja sehr gerne, wenn sie so positiv ausfallen. ;)

Ja, der graue Mauser hat sich während des Schreibens so ergeben und dann fand ichs doch sehr passend, weil er nun einmal der 08/15-Arbeitnehmer ist. Und wie du sagst, es ist eine Satire.
Schön find ich auch, dass die Namensverwechslung so gut ankommt. Hatte eher dabei die Befürchtung, dass es als platt empfunden werden könnte.

Codes in Empfehlungen sind eine gruselige Sache, zumal, wenn es keinen Konsens über die Decodierung gibt.

oh ja, gruselig ist das richtige Wort und Konsens scheint es, zumindest im Internet, tatsächlich keinen zu geben.

Vielen dank fürs lesen und kommentieren.

lg

scribine

 

Hallo scribine,

so richtig in den Jubel meiner Vorkritiker mag ich nicht einstimmen, denn zwar ist deine Geschichte eine Satire, aber nach meinem Dafürhalten eine weder innovative noch besonders spannend erzählte.
Ich weiß, dass dies alles verdammt hohe Anforderungen sind, die ich stelle, aber ich hab mich leider zwischendrin nicht besonders unterhalten gefühlt, weil der Plot, also dein satirisches Anliegen, teils viel zu breit angelegt waren.

Das hätte in geraffterer Form auch ausgereicht, ohne, dass der Sinn verloren gegangen wäre.
Ich denke auch, dass an manchen Stellen es viel zu wenig überzogen wurde von dir, denn diese Anspielungen, dass der Protagonist Alkoholiker und homosexuell sei sind ansich abgedroschen, da wäre noch mehr drin gewesen. Zudem finde ich es etwas irritierend, dass dein Protagonist zum Teil die Vorhaltungen einräumt. Man gewinnt den Eindruck, dass diese Bewerbungsmaschine vielleicht doch ein guter Detektiv sein könnte. Du möchtest aber gerade diesen Eindruck ja nicht erzeugen.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita,

Schade, dass die Geschichte deinen hohen Anforderungen nicht gerecht wird. Hey, aber immerhin ist meine erste Satire, tatsächlich eine Satire. Puhh..das ist doch schon mal was. ;)

Ich denke auch, dass an manchen Stellen es viel zu wenig überzogen wurde von dir, denn diese Anspielungen, dass der Protagonist Alkoholiker und homosexuell sei sind ansich abgedroschen, da wäre noch mehr drin gewesen.

Natürlich sind die Anspielungen abgedroschen, aber ich hab sie gewählt, weil diese Codes ja tatsächlich genau in dieser Form existieren und ich das absurd genug finde. Zu wenig überzogen, mag aber in gewisser Weise stimmen, eben aus dem Grund, dass diese Formulierungen eins zu eins aus der Realität übernommen sind.

Zudem finde ich es etwas irritierend, dass dein Protagonist zum Teil die Vorhaltungen einräumt. Man gewinnt den Eindruck, dass diese Bewerbungsmaschine vielleicht doch ein guter Detektiv sein könnte. Du möchtest aber gerade diesen Eindruck ja nicht erzeugen.

Ich denke, der Eindruck wird dadurch widerlegt, dass die Maschine ja kaputt ist und das "Gutachten" demnach irrelevant. Der Protagonist wird durch die Vorhaltungen nur dermaßen verunsichert, dass er selbst etwas Wahres darin vermutet, weil er nicht die Maschine, sondern sich selbst in Frage stellt. Er ist kein sehr selbstbewußter Charakter und leicht beeinflußbar, deshalb fühlt er sich ertappt, obwohl der Computer nur Schwachsinn über ihn erzählt. Ich hätte schon gedacht, dass das so rüberkommt, aber offensichtlich ist dem nicht so.

Jedenfalls danke fürs Lesen und deine Gedanken dazu.

lg

scribine

 

Hallo Scribine,

ich fand die Geschichte sehr amüsant und zum Glück nicht übertrieben, zumal die Grenze zum Übertrieben-Sein bei Satiren eh höher ist, klar.
Sehr respektabel, alle Achtung.

Das hier fand ich wirklich witzig: :lol:

damit haben Sie gerade selbst wieder die Richtigkeit Ihres Persönlichkeitsprofils bestätigt. Mit Ihrem hohen Naivitätswert haben Sie die lobenden Worte natürlich für bare Münze genommen.

Gruß
Stefan

 

Hallo BacardiFrieser,

danke für die lobenden Worte. Freut mich sehr, dass dich die Geschichte amüsiert hat. :D

lg

scribine

 

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