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Massenmörder

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09.06.2003
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Massenmörder

Die Nacht war noch jung und trotzdem schien sich jeder wie eine vorsichtige Schnecke in sein Haus zurückgezogen zu haben. Wenn man sehnsüchtig nach draußen guckte, war niemand auf der Straßen zu sehen, den man beneiden konnte, wegen seines Mutes, oder einfach, weil er draußen war, während man selbst in der Stube hockte. Im Lande zog nämlich zu diesen Tagen ein Mörder seine Kreise, um seine hilflosen Opfer ebenso wie die Psyche aller anderen Menschen, die sich lieber zurückzogen, als sich seiner Willkür auszusetzen, zu peinigen. Die Straßenbeleuchtung, die draußen unbeirrt den Weg ausleuchtete, schien dem Mörder als einzige zu trotzen.
So war dies ein Tag der Familie, denn anstatt auszuziehen um sich zu besaufen, blieben die Männer aus eigener Existenzangst, oder ihrer Weiber wegen, die sie darum anflehten, am heimischen Herd.
So tischte die Mutter das Abendessen auf, das aufgrund der besonderen Situation einen überaus festlichen Eindruck machte. Ein jeder wusste dabei, dass solch eine warme Atmosphäre der Ruhe und der Geborgenheit nur innerhalb der Familie geben konnte. So fühlten sich die Kinder erquickt und erhaben und kämpften mit der Mutter bis es schon sehr spät war, um dieses Gefühl, die sie ins Bett bringen wollte. Die Mütter waren wiederum froh, dass ihre Männer an diesem Abend kein Geld versoffen und um jeden Abend dankbar, an dem die Väter neben Weihnachten und den Geburtstagen zu Hause blieben. Die Männer saßen gemütlich in ihrem Lieblingsstuhl und rauchten genüsslich ihre Pfeife und fragten sich, warum sie nicht häufiger bei der Familie blieben und schüttelten den Kopf, weil grade ein kaltblütiger Mörder sie zu überschwänglichem Familienglück zwang, sowie er sie von dem schlechten Gewissen für zu hohe Zeche befreite.

 

n’ Abend!

Ich fand die Idee irgendwie witzig, dass ausgerechnet ein Massenmörder, für ein „überschwängliches“ Familienglück verantwortlich ist. Obwohl ich glaube, den letzten Satz als etwas zynisch interpretieren zu können, bin ich mir nun nicht ganz so sicher, ob es der Alkoholfrönenden Männlichkeit nun wirklich gefallen hat oder nicht, bei der vernachlässigten Familie zu bleiben, aber egal.
Eine nette kleine Geschichte, die ich sehr amüsant fand.

Abendliche Grüße
gollum

 

Hallo popla.

diese Geschichte hat mir ganz ehrlich gesagt nicht gefallen.
Sie ist von der Grundidee her gut, einmal auszuloten, was passiert, wenn die Menschen aus Angst vor einem Massenmörder zu Hause bleiben (müssen).
Allerdings hast Du sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten dieser Grundidee einfach verspielt.
Während der eine vielleicht im Laufe des Abends zu der Erkenntnis kommt, dass ihm das gut getan hat, könnte ein anderer genervt sein, da er den Termin mit seiner Geliebten verpasst. Die Kinder, die nciht in den Kindergarten gefahren werden können, könnten unruhig werden, da sie nicht zum Toben kommen, die Schulkinder könnten anfangen, die Schule zu vermissen, da es Streit gibt, weil man sich in der Familie nicht mal aus dem Weg gehen kann.

Die Männer saßen gemütlich in ihrem Lieblingsstuhl und rauchten genüsslich ihre Pfeife und fragten sich, warum sie nicht häufiger bei der Familie blieben
Für die meisten wäre es sicherlich ein Akt zu dieser Einsicht irgendwann zu kommen, und sie dann auch genießen zu können, wie du es beschreibst. Dort hätte deine Geschichte interessant sein können. Woran wird der Mann zunächst gehindert, und über welche Konflikte oder Schlüsselerlebnisse stellt er die iebe zu seiner Familie emotional so fest, dass er merkt, auf was er in der Hektik der sonstigen Tage verzichtet hat?
Ich würde diese Grundidee darauf reduzieren die unterschiedlichen Geschichten der Mitglieder einer Familie zu erzählen, die alle mit dieser Situation zunächst anders umgehen, bis sie sich am Abend genießen können. Der eine kann sich gleich darüber freuen, dass der Papa mal Zeit hat, während der andere erst genervt ist. Es könnte ein Kampf sein, einen Pizzadienst zu bestellen, da niemand Pizzen ausfahren möchte. Der Plot birgt so viele Ideen, dass Du ihn für mein Gefühl wirklich verschenkt hast.
(Eigentlich birgt er so viele Ideen, dass er sich fast als Challengethema eigenen würde)

Trotzdem liebe Grüße, sim

 

@gollum: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast die Geschichte zu lesen und eine Kritik zu schreiben! Bei dir scheint sie genau die Wirkung gehabt zu haben, die ich beabsichtigt habe, nämlich eine nette, kleine und zurückhaltende Geschichte zu schreiben.

@sim: Auch dir vielen Dank für das Lesen der Geschichte und für die Kritik, die ja bei dir etwas heftiger als bei gollum ausgefallen ist!
Deshalb ist es natürlich auch schwerer für mich damit umzugehen! ;) Also vielleicht hilft dir ja erstmal eine Erläuterung, wie sie entstanden ist. Ich habe eine Hermann Hesse Kurzgeschichte gelesen, es war 23h oder später und ich hatte Lust in dem Stil auch was zu schreiben. Also habe ich einfach ohne irgendwelche Vorüberlegungen drauf los geschrieben, sozusagen als Stilübung, weil ich den Schreibstil von Hesse so cool fand.
So ist ein DinA 4 Blatt handschriftlich zusammengekommen, das genau auf einer Seite platz fand und ich hab mich schlafen gelegt. Mit der Geschichte hatte ich also nicht den Anspruch irgendetwas Komplexes zu schreiben, sondern sozusagen eine eigene, nette Geschichte zum Einschlafen. Deshalb hast du wahrscheinlich schon recht, dass das Thema nicht ausgereizt wurde und ich viel Pulver verschossen habe, aber ich finde so eine kleine heile Welt Geschichte hat auch ihre Vorteile!
Eine anspruchsvollere Geschichte, wo ich das Thema dann hoffentlich auch etwas besser ausgereizt habe, werde ich Morgen wahrscheinlich abgetippt haben und posten! Vielleicht findest du an der dann mehr Gefallen, aber diese Geschichte möchte ich gar nicht verkomplizieren, weil sie so schön überschaulich ist. Grade so, wie eine Familie, die am heimischen Herd sitzt. Würde ich die komplizierter machen, würde diese Beschaulichkeit wahrscheinlich verloren gehen und es wäre keine Geschichte zum Einschlafen mehr. ;)
Ich kann verstehen, dass du die Geschichte nicht magst, weil es auf kg.de von solchen Geschichten wimmelt, die kurz sind, vielleicht ganz ok zu lesen und sich dabei nicht abheben, weil man in einem so kurzen Text kaum Fehler findet und sich die Geschichten, weil sie immer viel mit Gefühlen zu tun haben, kaum unterscheiden!
Morgen oder spätestens Übermorgen werde ich aber eine schön lange Geschichte posten, die etwas wilder und eigener ist, als diese hier! Aber diese Geschichte will ich ungefähr so stehen lassen, weil ich zu Gunsten eines einheitlichen und einfachen Stils mit Absicht pauschalisiert hab!

 

ach popla,

danke für die Erklärung. Ich war halt einfach enttäuscht, da ich von dir mehr Tiefgang gewohnt bin ;)

 

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