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Massenmörder
Die Nacht war noch jung und trotzdem schien sich jeder wie eine vorsichtige Schnecke in sein Haus zurückgezogen zu haben. Wenn man sehnsüchtig nach draußen guckte, war niemand auf der Straßen zu sehen, den man beneiden konnte, wegen seines Mutes, oder einfach, weil er draußen war, während man selbst in der Stube hockte. Im Lande zog nämlich zu diesen Tagen ein Mörder seine Kreise, um seine hilflosen Opfer ebenso wie die Psyche aller anderen Menschen, die sich lieber zurückzogen, als sich seiner Willkür auszusetzen, zu peinigen. Die Straßenbeleuchtung, die draußen unbeirrt den Weg ausleuchtete, schien dem Mörder als einzige zu trotzen.
So war dies ein Tag der Familie, denn anstatt auszuziehen um sich zu besaufen, blieben die Männer aus eigener Existenzangst, oder ihrer Weiber wegen, die sie darum anflehten, am heimischen Herd.
So tischte die Mutter das Abendessen auf, das aufgrund der besonderen Situation einen überaus festlichen Eindruck machte. Ein jeder wusste dabei, dass solch eine warme Atmosphäre der Ruhe und der Geborgenheit nur innerhalb der Familie geben konnte. So fühlten sich die Kinder erquickt und erhaben und kämpften mit der Mutter bis es schon sehr spät war, um dieses Gefühl, die sie ins Bett bringen wollte. Die Mütter waren wiederum froh, dass ihre Männer an diesem Abend kein Geld versoffen und um jeden Abend dankbar, an dem die Väter neben Weihnachten und den Geburtstagen zu Hause blieben. Die Männer saßen gemütlich in ihrem Lieblingsstuhl und rauchten genüsslich ihre Pfeife und fragten sich, warum sie nicht häufiger bei der Familie blieben und schüttelten den Kopf, weil grade ein kaltblütiger Mörder sie zu überschwänglichem Familienglück zwang, sowie er sie von dem schlechten Gewissen für zu hohe Zeche befreite.