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Mascha

Wal

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22.02.2019
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Mascha

Ich blicke Mascha an. Sie liegt neben mir. Ich glaube, sie bereut den Sex.
"Mascha? Bereust du den Sex?"
"Nein, wieso sollte ich?"
"Ich glaube, du bereust den Sex."
"Wieso?"
"Bereust du ihn?"
"Nein. Wieso?"
"Ich glaube, du bereust es."
"Jakob, wenn ich es bereuen würde, dann würde ich es nicht immer wieder tun."
"Ich bereue es aber."
"Wie?" Mascha öffnet die Augen und setzt sich auf. "Wie meinst du das?"
Ich schaue sie an. Sie ist nackt. Ich auch.
"Ich glaube, in Wahrheit ekelst du dich vor mir."

Mascha sagt nichts.
"Siehst du. Du sagst nichts. Du sagst nichts, weil du meinen Schwanz in Wahrheit hasst! Wieso machst du mit, obwohl du es in Wahrheit hasst? Wir müssen das nicht tun. Ich brauche keinen Sex!"
"Jakob, jeder braucht Sex. Wir sind Menschen. Damit gehören wir zu den Lebewesen, die Sex lieben. Jeder will Sex ...ob er will, oder nicht."
"Du lügst!" Mascha spinnt. Wir lieben den Sex überhaupt nicht. "Das ist doch keine Liebe. Man liebt Menschen."
"Du legst meine Worte auf die Goldwaage, Jakob. Was ist denn los? Ich dachte wir genießen es beide einander zu haben."
"Das ist, was du mich glauben machen willst, weil du es glauben willst. Aber es stimmt nicht. Mach die Augen auf. Wir verbringen nie außerhalb dieser Wohnung Zeit miteinander. Nie. Ich weiß gar nicht, wie deine Schuhe aussehen. Wir ficken und essen und gucken Filme. Hier in diesem Zimmer. Manchmal im Wohnzimmer, aber meistens im Bett. Wir haben noch nie draußen Zeit miteinander verbracht. Wir sind abgekapselt vom Rest der Welt. Wenn du nicht hier bist, wo bist du dann? Ich weiß nichts aus deinem Leben! Es ist, als lebst du nur in dieser Wohnung. Als wärst du meine imaginäre Freundin, die ich herbei denke, wenn ich Gesellschaft will - "

Nein.
Nein.
Jetzt macht alles Sinn.
Ich brülle laut auf.
"Nein! Ich bin verrückt. Nein. Mascha! Du existierst nicht. Nein. Hilfe! Mir muss jemand helfen! Ich habe eine imaginäre Freundin. Nein!"
Mascha kreischt. "Hör auf! Du machst mir Angst! Ich bin echt. Fass mich an. Ich bin hier! Fass mich an."
"Nein! Das beweist gar nichts!"
Ich springe auf und renne zum Fenster. Ob die Nachbarn mich gehört haben? Wie ich seit Monaten Sex ohne Frau habe? Ob sie gesehen haben, wie ich die Haustür öffne, um niemanden hereinzubitten?

Ich bekomme keine Luft.
Ich kann nicht atmen. Ich - Nein - Ich - Es ist zu spät für mich.

Irgendwo spricht jemand. Ich versuche, mich zu konzentrieren.

"Jakob!" Mascha brüllt mich mit tränennassem Gesicht an. "Wieso tust du uns das an? Hast du Drogen genommen? Was ist los mit dir? Ich bin echt. Sieh mich an. Sieh mich an! BITTE."

Ich sehe sie. Ich würde sie auch spüren, wenn ich sie anfasste. Das ist ja das Problem. Ich bin verloren. Ich lebe mit einer Phantomfrau. Mascha kommt auf mich zu; bilde ich mir ein.
Sie sagt: "Jakob. Du hast Angst. Das verstehe ich. Ich habe auch Angst. Du glaubst, was du sagst, das spüre ich. Aber du täuschst dich. Du bist nicht verrückt. Ich existiere. Glaub mir. Ich will dich umarmen. Bitte."

Sie hält mich. Erst wenig, dann ganz fest. Es fühlt sich so echt an. Wenn sie es doch wäre. Ich zittere und sinke auf den Boden. Hier werde ich liegenbleiben, bis man mich findet. Das war's. Ich gebe auf.

Mascha kniet vor mir.
"Jakob. Hey.. Hör mir zu." Sie sitzt nackt vor mir und sieht so vollkommen aus. So schön.
So wunderschön.
Ich will sie berühren.
"Mascha. Du bist schön."
"Wie meinst du das? Geht es dir besser? Glaubst du wieder, dass ich existiere?"
"Nein. Du existierst nicht. Und dennoch. Du bist wunderschön."
Mascha sinkt in sich zusammen.

"Lass uns miteinander schlafen, Mascha." Ich will sie. Sofort. Was habe ich noch zu verlieren? Mascha ist nicht echt. Also kann sie den Sex gar nicht bereuen.
Sie kann nicht leiden. Sie ist nicht in Gefahr.
Ich lege meine Hand auf Maschas Rücken. "Lass uns Sex haben."

Sie rührt sich nicht.
Ich küsse ihre Schultern. Ihren Hals. Sie blickt mich an. "Ich will nur mit dir schlafen, wenn du an mich glaubst."
"Ich glaube an dich." Das ist nicht gelogen. Würde ich nicht an Mascha glauben, sähe ich sie nicht. "Ich glaube an dich, versprochen."
Sie nickt. "Tu mir sowas nie wieder an."
Wir haben Sex. So gut war es noch nie. Ich berühre sie so viel ich kann. Präge mir ihren Körper genau ein. Dann stehe ich auf, gehe in die Küche, hole das größte Messer.

Mascha liegt im Bett. Ich trete an sie heran und steche ihr das Messer so oft in den Rücken, bis ich sicher bin, dass sie tot ist.
Das Blut auf meinem Messer sieht echt aus. Das Blut in meinem Bett auch.
Mein Hirngespinst blutet aus.

 

Hi Wal!

Dein Text liest sich flüssig, der Dialog wirkt für mich sehr lebendig. Ich vermute Schizophrenie, und da dein Prota sich so schnell in diese Theorie, dass die Frau eine Halluzination ist, hineinsteigert, vermute ich auch, dass er nicht zum ersten Mal etwas halluziniert. Vielleicht wurde er bereits diagnostiziert, vielleicht auch nicht. Der Text funktioniert auch ohne klare Diagnose oder Hintergrundinfo.

Dann stehe ich auf, gehe in die Küche, hole das größte Messer.
Den Satz finde ich stark.

Ab da finde ich das Ende aber nicht mehr schlüssig. Wieso will er die scheinbare Halluzination erstechen? Was bringt es ihm? Eine Gefahr stellt sie für ihn auch nicht da, jedenfalls habe ich im Text keine Hinweise darauf gefunden, dass er sie als Bedrohung sieht. Wenn er wütend auf sich selbst oder auf seine Wahnvorstellungen ist, kann ich das beim Lesen auch nicht spüren, und bleibe etwas ratlos zurück.

Das Blut auf meinem Messer sieht echt aus. Das Blut in meinem Bett auch.
Ist im Prinzip ja auch das gleiche Blut ;) Willst du hier als Autor einen Hinweis geben, dass Mascha real war? Denn wenn ich mir vorstelle, im Kopf deines Prota zu stecken, wird das Blut keinen großen Unterschied machen. Masche sieht echt aus. Mascha spricht mit ihm. Mascha fühlt sich echt an. Wieso sollte er plötzlich überrascht sein, dass das Blut auch echt aussieht?

Alles in allem gerne gelesen!

 
Zuletzt bearbeitet:

@Navi

Hallo Navi,

vielen Dank für deine Rückmeldung!

Dein Text liest sich flüssig, der Dialog wirkt für mich sehr lebendig.

Das freut mich sehr.

Dann stehe ich auf, gehe in die Küche, hole das größte Messer.

Den Satz finde ich stark.

Cool. Vielen Dank.

Ist im Prinzip ja auch das gleiche Blut ;) Willst du hier als Autor einen Hinweis geben, dass Mascha real war?

Ich möchte, dass sie Lesenden mit Jakob zweifeln. Ihm kommen nach dem Mord Zweifel auf, ob Mascha wirklich eine Halluzination ist. Er schaut hin und denkt: Das Blut auf dem Messer sieht verdammt echt aus. Kann das wirklich eine Halluzination sein? Er versucht sich zu sammeln: Natürlich ist das eine Halluzination! ... aber das Blut auf dem Bett sieht auch so echt aus.
Haben dich diese Sätze dazu gebracht, mit ihm zu zweifeln?

Nach diesen Zweifeln ist Jakob wieder sicher:

Mein Hirngespinst blutet aus.

Alles in allem gerne gelesen!

Wie schön! Das freut mich sehr.


Ich vermute Schizophrenie
Ab da finde ich das Ende aber nicht mehr schlüssig. Wieso will er die scheinbare Halluzination erstechen? Was bringt es ihm?

Zu diesen Punkten nun eine etwas ausführlichere Antwort:

Jakob traut seinem eigenen Begehren und dem begehrt werden nicht. (Schreibt man das so? "Begehrtwerden" wird bei mir hier rot unterkringelt. Oh. "Unterkringelt" auch :D Scheint nicht uneingeschränkt zuverlässig zu sein ;) ) Daher kann er sich nicht auf die Beziehung zu Mascha einlassen. Für meine Geschichte ist meiner Ansicht nach nicht elementar, ob Mascha echt /ob Jakob schizophren ist oder nicht, denn Jakobs zerrissene Haltung bliebe in beiden Fällen die gleiche. Die Tod Maschas ist für ihn im Moment der Panik der (erhoffte) Ausweg aus dem Verrücktsein und aus der (von ihm empfundenen) Gefahr der Sexualität bzw. seines Begehrens.

Zu Jakobs Biografie:
Seine Eltern haben Jakob seine Kindheit und das Aufwachsen schwer gemacht.

Jakob würde es ungefähr so umschreiben:

Wenn dein Vater streng gläubiger Katholik ist, der jede Woche beichtet, als würde er dafür belohnt und wenn deine Mutter als Kind jahrelang von ihrem Vater missbraucht wurde, wofür wiederum ihre Mutter sie verantwortlich macht, wächst du mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit bei zwei Menschen auf, die weder an das Gute im Menschen glauben, noch jemals bedingungslose Liebe erfahren haben.

So oder so. Ich hasse den Schwanz meines Großvaters genauso sehr wie den Rosenkranz meines Vaters.
Meine Mutter ist ein verschrecktes Kind, das immer noch nicht glauben will, dass die Realität viel schlimmer ist als jeder Albtraum. Sie tut mir leid.
Wie hält sie es nur mit meinem Vater aus? Er ist der unheimlichste Mensch, den ich kenne. Mein Vater denkt glaube ich, wenn er den Rosenkranz nur oft genug hoch und runter betet, macht er das kranke Rein und Raus meines Großvaters wieder wett. Ich glaube manchmal betet mein Vater auch für mich. Viermal der Rosenkranz durch meinen Vater macht eine Schandtat für mich. Auf verquere Weise nett vom ihm, mir ein paar Minuten zuzustecken. Nur leider glaube ich nicht an Gott.

Jakob ist geplagt von Ekel gegenüber seiner eigenen Sexualität und von Schuldgefühlen gegenüber Frauen, die er begehrt. Dies resultiert aus seiner Beziehung (und den daraus weitgehend - wenn auch ambivalent - übernommenen Normen) zu zwei Menschen (seinen Eltern), die ihn emotional missbrauchen, die ein zutiefst negatives Menschenbild haben und die Sexualität, außer für Fortpflanzungszwecke, ablehnen. Ich möchte nicht sagen, dass alle Katholiken so und so sind oder dass Opfer von Missbrauch alle so und so sind. Ich möchte von einem jungen Mann erzählen, der bisher keinen wertschätzenden, sondern stattdessen einen angewiderten, von Schuld geplagten Umgang, mit seiner Sexualität und seiner Person entwickeln konnte. Für dieses Thema kommen als Kontext "schwierige Eltern" in Frage; in diesem Fall sind es die oben beschriebenen Menschen.

Bisher gibt es drei Kommentare: von @Navi von @Lounge Lizard und von @Jjomm. Niemand von euch ist auf die (in diesem Kommentar erwähnte und kontextualisierte sexuelle/personale Zerrissenheit von Jakob eingegangen. Ist sie euch aufgefallen und ihr habt es nur nicht erwähnt? Mir scheint es eher, dass ich die Zerrissenheit nicht deutlich genug dargestellt habe. Daran werde ich wohl nochmal arbeiten.

Ich habe lange überlegt, ob ich in meine Geschichte eine alltägliche Situation von Jakob mit seinen Eltern beschreibe, damit man ihn besser versteht, habe mich aber dagegen entschieden. Es wirkte mir zu erklärend.
Aber irgendwas fehlt mir doch.. werde darüber in Ruhe nachdenken.

Vielen Dank nochmal für deinen Kommentar, Navi!
Beste Grüße,
Wal


Hallo @Lounge Lizard,

vielen Dank, dass du dir dir Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen und zu kommentieren.

Ich sehe es anders als Navi; das Ende ist meinem Empfinden nach schlüssig, da du vorab genügend Hinweise gestreut hast, die Jakobs Unwohlsein verdeutlichen. Dem Charakter liegt über den ganzen Text hinweg eine latente Aggressivität inne, die sich ja in irgendeiner Form entladen musste. Klar, die Auflösung ist abrupt und hart, aber konsequent ist sie allemal.
Es freut mich, dass du bei Jakob eine latente Aggressivität beobachtest. Die sehe ich auch bei ihm und ich wünsche mir, sie dem Leser/der Leserin vermitteln zu können. Wie oben in der Antwort auf Navi beschrieben, ist Jakob sehr zerrissen, weil er einerseits seinem Begehren Raum geben möchte und sich begehrenswert/ der Zuneigung wert fühlen möchte, andererseits ängstigt und ekelt ihn seine Sexualität. Dann ist da auch noch die Aggressivität gerichtet auf seine Eltern und seinen Großvater. Dies Ambivalenz würde ich gerne noch klarer in den Text einarbeiten. Würdest du ihr auch mehr Raum geben?

Ein subtilerer Ansatz hätte mir dennoch eher zugesagt, etwas, das den Leser noch mehr an der Realität der Ereignisse zweifeln lässt.

Denke drüber nach. Danke für den Hinweis.

Die Dialoge sind auf Jakobs Seite einwandfrei, da passt alles. Maschas Sätze könnten einen Feinschliff vertragen. Da ist zu viel Ballast dran für eine derart kurze Geschichte.
Toll, dass du dem Text Jakobs Äußerungen abkaufst. Ähnlich wie du bin ich mit Mascha nicht ganz zufrieden. Seit du ihre Äußerungen thematisiert hast, habe ich noch mehr Motivation, über sie nachzudenken.

Ich würde jedenfalls wieder etwas von dir lesen. Beim nächsten Mal vielleicht was umfangreicheres?!

Oh, vielen Dank! Juhu! :)

Meine nächste Geschichte wird vermutlich tatsächlich etwas länger. Würde mich freuen, erneut deine Meinung zu hören.

Vielen Dank und beste Grüße,
Wal


Hallo @Jjomm,

vielen Dank für deine Meinung!

Ich kam sofort in die Handlung rein, sofort war es für mich spannend. Doch dann verwirrte mich Jakobs Meinung und das Ende total:
Zuerst sagt er, er fürchtet, dass sie ihn nicht will, er sie anekelt. Dann sagt er, sie sei nur eingebildet, er wisse nichts über sie. Zuletzt bringt er sie um, damit die Einbildung verschwindet. Aber eine Einbildung kann man nicht durch Töten verjagen, meine ich. Er ist wahrscheinlich seelisch-geistig krank.
Zusammengefasst: Einzelne Abschnitte sind spannend und anschaulich, aber die Handlung im Ganzen ist für mich unverständlich.

Toll, dass die Geschichte dich direkt gepackt hat. Schade, dass sie für dich unterm Strich nicht nachvollziehbar war. Dein Unverständnis gilt eher den Motiven von Jakob, sowie seiner Wahrnehmung und Denkweise, und weniger dem "objektiven" Ablauf der Geschichte, verstehe ich das richtig? Ich habe versucht Jakobs Panik Stück für Stück aufzubauen. An irgendeinem Punkt habe ich dich wohl verloren. Panik ist nicht logisch (im strenge Sinne des Wortes). Daher kann ich nachvollziehen, dass dir seine Panik/ seine Zweifel an Maschas Existenz unverständlich erscheinen. Ebenso wie sein Versuch, einer befürchteten Halluzination durch deren Ermordung zu entkommen. Dennoch bin ich der Auffassung, dass es aus einer bestimmten emotionalen Sicht Sinn macht, wie Jakob handelt. Vielleicht machen dir meine obigen Antworten auf die Kommentare Jakob etwas zugänglicher? Im Idealfall sollte das natürlich die Geschichte allein ermöglichen. Ich werde darüber nachdenken!

Ich las LoungLizards Meinung, dass Jakob den ganzen Text über gewalttätig ist und das am Ende aus Worten eine Tat wird. Das ergibt für mich etwas Sinn, nur leitet das mit der Einbildung in eine andere Richtung. Um zu dem Mord zu leiten, würden andere Vorwürfe an sie besser passen, z.B. dass sie zu fordernd ist oder an ihm rummäkelt... .
Oder ohne Mord: Im ersten Abschnitt überzeugt sie ihn, dass er ihr gefällt. Oder im zweiten Abschnitt (Einbildung) fängt sie an, von sich zu erzählen oder fragt, was er von ihr wissen will.
Jakob ermordet Mascha meiner Ansicht nach nicht, weil sie persönlich ein Problem für ihn darstellt, sondern das, was ihre (sexuelle) Beziehung hervorbringt, nämlich u.a. ausgelebte Sexualität. Daher sind für mich persönliche Vorwürfe nicht passend.

Dass Jakob anfangen könnte Mascha zu testen, ist eine spannende Idee. Danke dafür!
Allerdings möchte ich nicht, dass Jakob sich dann überzeugen lässt, dass Mascha echt ist. Seine Zweifel sind die Triebfeder meiner Geschichte.

Ich würde die Sätze, die LoungLizard gestrichen hat, stehen lassen. Bei anderen Texten brauche ich meist Kürzungen, bei dem nicht.
Interessant. Mal sehen, wie ich euer Feedback synthetisieren kann ;)

Vielen Dank für deine Rückmeldung, Jjomm.

Beste Grüße,
Wal

 

Hi @Wal

Ich möchte, dass sie Lesenden mit Jakob zweifeln. Ihm kommen nach dem Mord Zweifel auf, ob Mascha wirklich eine Halluzination ist. Er schaut hin und denkt: Das Blut auf dem Messer sieht verdammt echt aus. Kann das wirklich eine Halluzination sein? Er versucht sich zu sammeln: Natürlich ist das eine Halluzination! ... aber das Blut auf dem Bett sieht auch so echt aus.
Haben dich diese Sätze dazu gebracht, mit ihm zu zweifeln?

Die Leser zweifeln bereits am Anfang. als Jakob das erste Mal der Gedanke kommt, Mascha könnte nicht echt sein. Die zusätzlichen Hinweise mit dem Blut, das echt aussieht, braucht es da gar nicht. Für mich wirkte das eher störend. Vertraue den Lesern ;)

Die Tod Maschas ist für ihn im Moment der Panik der (erhoffte) Ausweg aus dem Verrücktsein und aus der (von ihm empfundenen) Gefahr der Sexualität bzw. seines Begehrens.

Der Ausweg ist mir zu geplant. Panik spüre ich bei Jakob nur in dem Moment, in dem er zweifelt, ob Mascha real ist. Ab dem Zeitpunkt, wo er wieder Sex mit ihr hat und dann ein Messer holt, wirkt er vollkommen ruhig, als hätte er den Mord in Ruhe beschlossen. Wenn er sie tatsächlich in seiner Panik umbringt, dann finde ich das durchaus nachvollziehbar, allerdings müsste er sie dann entweder in ebendiesem Moment der Panik umbringen, oder nochmal Panik bzw. Ekel verspüren, nachdem er wieder mit ihr Sex hatte.

Dass Jakob ein tiefsitzendes Problem mit Sex hat (wenn ich dich jetzt richtig verstehe), kommt bei mir in dem kurzen Ausschnitt nicht an. Ich dachte eher an einen Mann, der sich unsicher ist, ob seine Geliebte wirklich heiß auf ihn ist. Über einfache Minderwärtigkeitsgefühle bzw. Probleme in der Beziehung habe ich nicht hinausgedacht.

Die Hintergrundgeschichte zu Jakobs Familie wird im Text nicht angesprochen. Es ist gut, mehr über seine Figur zu wissen, als dann tatsächlich für den Leser aufs Blatt kommt, allerdings lässt mich deine Erläuterung hier ein wenig verwirrt zurück. Worum ging es dir in der Kurzgeschichte? Um einen Mann, der Sexualität immer als etwas Böses erlebt hat, und sich daher schwer tut, Intimität mit seiner Freundin aufzubauen? Oder um einen Mann, der Halluzinationen hat, und daran zweifelt, ob seine Freundin real ist, was wiederum zu einem tragischen Mord führt? Beides ist spannend, aber alles zusammengepackt finde ich für so einen kurzen Text zu viel.

Ich habe lange überlegt, ob ich in meine Geschichte eine alltägliche Situation von Jakob mit seinen Eltern beschreibe, damit man ihn besser versteht, habe mich aber dagegen entschieden. Es wirkte mir zu erklärend.

Das wäre es möglicherweise auch gewesen. Zu viel auf einmal. Das Ganze klingt für mich eher nach dem Stoff für einen Roman - Ein junger Mann, der von seinen Eltern in welcher Form auch immer missbraucht wurde und den Sex eigentlich anwidert, weil er ihn als nichts Schönes kennt, geht eine Beziehung mit einer Frau ein, die ihm wichtig ist. Konflikte sind vorprogrammiert, die Hintergrundgeschichte, die Figuren der Eltern, ein etwaiger Heilungsprozess, usw. brauchen Raum.

Lg,
Navi

 

Hi, @Wal

Und willkommen bei den Wortkriegern! :herz:

Du möchtest eine Geschichte schreiben, in der Du die Leser/innen gemeinsam mit dem Prot zweifeln lässt. An dem, was wirklich passiert, an dem, was vielleicht nur Einbildung ist. Das finde ich ein schönes Projekt, genau an dieser Stelle versuche ich auch, in vielen meiner Geschichten zu kratzen. Aber es ist schwierig, denn Du musst verschleiern, falsche Fährten legen, um Zweifel zu erzeugen. Darauf komme ich gleich.

Denn eine Sache kann ich eindeutig sagen:

Ich möchte, dass sie Lesenden mit Jakob zweifeln. Ihm kommen nach dem Mord Zweifel auf, ob Mascha wirklich eine Halluzination ist.

Das ist keine Halluzination. Kannst Du direkt dem entsprechenden Wikipedia-Artikel entnehmen (wenigstens diese winzige Recherche hättest Du durchführen können, finde ich): Eine Halluzination hat per definitionem für den Halluzinierenden Realitätscharakter bzw. kann nicht von der Realität unterschieden werden. Im Gegensatz dazu merkt die Person bei einer Pseudohalluzination, dass es sich nicht um eine reale Wahrnehmung handelt. In dem Augenblick, in dem Jakob denkt, dass es eine Halluzination ist, ist es keine Halluzination mehr. Fantastisch, oder?

Der ganze Rest der Geschichte ist leider auch furchtbar eindeutig (bis auf den Twist am Ende, aber da bin ich fast schon ausgestiegen). Du verschleierst nichts, jeden einzelnen Gedanken, den Deine Figuren haben, sprechen sie sofort laut aus. Es gibt keine falschen Fährten, kein Schwanken, keine Graubereiche, nur Extreme und Eindeutigkeiten. Beispiele:

Ich glaube, sie bereut den Sex.
"Mascha? Bereust du den Sex?"
"Nein, wieso sollte ich?"
"Ich glaube, du bereust den Sex."
"Du lügst!" Mascha spinnt. Wir lieben den Sex überhaupt nicht. "Das ist doch keine Liebe. Man liebt Menschen."

Hier frage ich mich, warum Du Jakobs Gedanken überhaupt schilderst. Da er sowieso alles laut ausspricht, liefert das überhaupt keine neue Information. Aber eigentlich möchte ich es andersherum empfehlen:

Dialoge sind toll. Subtil formulierte Dialoge können so viele Informationen enthalten. Die meisten Menschen sprechen kaum jemals direkt aus, was sie denken, sondern die wahren Informationen finden wir im Spiel aus Fragen und Gegenfragen, Pausen, Schweigen, Ausweichen. Ich würde dem viel mehr Bedeutung beimessen, was nicht gesagt wird. Leider wird in Deiner Geschichte alles gesagt. Ich würde Dir empfehlen, das zu ändern. Zum Beispiel:

"Du legst meine Worte auf die Goldwaage, Jakob. Was ist denn los? Ich dachte[KOMMA] wir genießen es beide einander zu haben."

Das ist sehr eloquent, offen, eindeutig formuliert. Wie würde es wirken, wenn Mascha so spräche:

"Das habe ich gar nicht gesagt! Ich bin gerne mit dir zusammen!"

Realistischer erstmal, fließender und auch emotionaler.

"Nein! Ich bin verrückt. Nein. Mascha! Du existierst nicht. Nein. Hilfe! Mir muss jemand helfen! Ich habe eine imaginäre Freundin. Nein!"

Auch das ist so in your face. Ich glaube, Du könntest die Leser/innen stärker beanspruchen, zweifeln, prüfen lassen, wenn Du Jakob erst prüfen lässt. Er könnte zum Beispiel Mascha wegwedeln wie eine Fliege und rufen: "Verschwinde! Weg von mir! Ich habe dich durchschaut!"

Was ich insgesamt sagen will: Trau Deinen Leser/inne/n mehr zu. Versuch leisere Töne, subtilere Dialoge. Die meisten Leute sagen nicht genau das, was sie denken, sondern sprechen mehr so um die Ecke. Und klar, es gibt bestimmt Leute, die immer genau das sagen, was sie denken. Aber ich denke, sie machen schlechte Figuren für eine Geschichte. Weil ihre Offensichtlichkeit und ihre eindeutigen Haltungen furchtbar öde sind.

Ich hoffe, ich kann Dir ein wenig weiterhelfen. Persönlich genieße ich Dialoggeschichten immer sehr, also möchte ich nicht sagen, dass Du weniger Dialoge schreiben solltest. :D Aber Dein Dialog könnte so viel raffinierter sein, mehr um die Ecken gehen, als immer nur geradeaus. Mich wirklich überraschen und mir Rätsel aufgeben.

Make it work!

Subtile Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Navi ,

vielen Dank, dass du dir die Zeit für eine Antwort genommen hast!

Die Leser zweifeln bereits am Anfang. als Jakob das erste Mal der Gedanke kommt, Mascha könnte nicht echt sein. Die zusätzlichen Hinweise mit dem Blut, das echt aussieht, braucht es da gar nicht. Für mich wirkte das eher störend. Vertraue den Lesern ;)

Es ist gut zu wissen, dass du bereits am Anfang zu zweifeln beginnst. Für mich scheint es jedoch schon irgendwie wichtig, dass Jakob das Blut am Ende für erschreckend echt empfindet (darauf gehe ich dann weiter unten noch ein).
Ich frage mich, ob ich nicht sogar eher zu viel von Lesenden erwartet habe. Denn mein Wunsch war zu zeigen, dass Jakob:

- erst befürchtet, dass Mascha ihn ekelig findet und dass ihr durch den Sex Schaden zukommen kann; zweiteres soll zum Beispiel deutlich werden, bei:

Wieso machst du mit, obwohl du es in Wahrheit hasst? Wir müssen das nicht tun. Ich brauche keinen Sex!

- dann befürchtet er, dass er verrückt ist
- dann ist er froh, dass er verrückt ist, weil Mascha sich dann nicht "in echt" vor ihm ekeln kann, und ihr auch kein echtes Leid widerfahren kann, er also folglich seine Lust gefahrlos ausleben kann
- dann will er regelrecht glauben, dass er verrückt ist, damit er einen sicheren Rahmen für die Sexualität hat

"Lass uns miteinander schlafen, Mascha." Ich will sie. Sofort. Was habe ich noch zu verlieren? Mascha ist nicht echt. Also kann sie den Sex gar nicht bereuen.
Sie kann nicht leiden. Sie ist nicht in Gefahr.
Ich lege meine Hand auf Maschas Rücken. "Lass uns Sex haben."

- Mascha jedoch möchte nicht mit Jakob schlafen, solange er sie für unecht hält.

- Damit Mascha mit ihm schläft, betrügt er sie. Er verdreht ihre Worte so, "dass es nicht gelogen ist", wenn er sagt, er glaubt an sie.

Sie rührt sich nicht.
Ich küsse ihre Schultern. Ihren Hals. Sie blickt mich an. "Ich will nur mit dir schlafen, wenn du an mich glaubst."
"Ich glaube an dich." Das ist nicht gelogen. Würde ich nicht an Mascha glauben, sähe ich sie nicht. "Ich glaube an dich, versprochen."
Sie nickt. "Tu mir sowas nie wieder an."
Wir haben Sex. So gut war es noch nie. Ich berühre sie so viel ich kann. Präge mir ihren Körper genau ein. Dann stehe ich auf, gehe in die Küche, hole das größte Messer.

- Und hier kommt jetzt der Grund, wieso ich das Blut erwähnen möchte: Jakob hat Mascha (ob echt oder nicht) hintergangen und dann umgebracht. Das ist kein Pappenstil, das merkt er dann langsam. Und er merkt, dass er es genossen hat, eine Ausrede für das Ausleben seiner Sexualität zu haben. Er schämt sich wieder. Für das Lügen, für die Lust.. und dann wird die Angst in ihm immer lauter. Was, wenn sie doch echt war. Was, wenn ich gerade tatsächlich jemanden umgebracht habe. Deshalb die Sätze zum Blut. Und dann sagt er sich wieder: Nein. Sie war nicht echt. Er will sich selbst üebrzeugen.
Mein Hirngespinst blutet aus.

All diese Schlenker und Motive von Jakob wollte ich deutlich machen. Ist mir glaube ich nicht so gelungen :/
Eventuell hätte man mit sehr sehr sorgfältigen Lesen das ein oder andere noch entdecken können, aber Lesen soll ja keine Detektivarbeit werden :D Da muss ich also noch was machen!


Nun zu deiner Anmerkung zum Ausweg:

Der Ausweg ist mir zu geplant. Panik spüre ich bei Jakob nur in dem Moment, in dem er zweifelt, ob Mascha real ist. Ab dem Zeitpunkt, wo er wieder Sex mit ihr hat und dann ein Messer holt, wirkt er vollkommen ruhig, als hätte er den Mord in Ruhe beschlossen. Wenn er sie tatsächlich in seiner Panik umbringt, dann finde ich das durchaus nachvollziehbar, allerdings müsste er sie dann entweder in ebendiesem Moment der Panik umbringen, oder nochmal Panik bzw. Ekel verspüren, nachdem er wieder mit ihr Sex hatte.

Genau, Jakob ist auch ruhig. Er kann es nur genießen mit Mascha zu schlafen, weil seine Ängste "nicht relevant sind" in dem Moment, wo er glaubt, dass sie nicht echt ist. Daher sagt er auch, dass es noch nie so gut war.
Und ja, genau, er hat den Mord auch geplant. Er möchte nämlich nicht mit einer unechten Frau leben. Indem er Mascha umbringt, versucht er gleichzeitig der eventuell unechten Frau als auch seiner Sexualität zu entkommen und zu verhindern, dass er einer Frau mit seinem Begehren schaden könnte.

Dass Jakob ein tiefsitzendes Problem mit Sex hat (wenn ich dich jetzt richtig verstehe), kommt bei mir in dem kurzen Ausschnitt nicht an. Ich dachte eher an einen Mann, der sich unsicher ist, ob seine Geliebte wirklich heiß auf ihn ist. Über einfache Minderwärtigkeitsgefühle bzw. Probleme in der Beziehung habe ich nicht hinausgedacht.

Oh schade, das sollte eigentlich ankommen bei den Lesenden ...
Ich habe gehofft, dass es mir gelingt, das zu zeigen.

Worum ging es dir in der Kurzgeschichte? Um einen Mann, der Sexualität immer als etwas Böses erlebt hat, und sich daher schwer tut, Intimität mit seiner Freundin aufzubauen? Oder um einen Mann, der Halluzinationen hat, und daran zweifelt, ob seine Freundin real ist, was wiederum zu einem tragischen Mord führt? Beides ist spannend, aber alles zusammengepackt finde ich für so einen kurzen Text zu viel.
Das Ganze klingt für mich eher nach dem Stoff für einen Roman - Ein junger Mann, der von seinen Eltern in welcher Form auch immer missbraucht wurde und den Sex eigentlich anwidert, weil er ihn als nichts Schönes kennt, geht eine Beziehung mit einer Frau ein, die ihm wichtig ist. Konflikte sind vorprogrammiert, die Hintergrundgeschichte, die Figuren der Eltern, ein etwaiger Heilungsprozess, usw. brauchen Raum.
Du hast Recht, ich möchte ziemlich viel in diesem kurzen Text... Vermutlich werde ich das ganze nochmal ziemlich umfassend überarbeiten. Jakob ist mir ein sehr wichtiger Protagonist. Ich hoffe ich kann seine Geschichte in einer neuen Version zugänglicher machen. Wann ich die neue Version schreibe, weiß ich noch nicht. Ich lasse Geschichten manchmal ganz gerne ein Weilchen ruhen.

So. Ich bin schon ziemlich schläfrig. Ich hoffe, mein Kommentar ist soweit übersichtlich und nachvollziehbar. Wenn nicht, gib Bescheid, dann schaue ich nochmal drüber, bevor du dich da mühsam durchwühlst.

Liebe Grüße,
Wal

Hallo @Lounge Lizard,

vielen Dank für deine erneute Rückmeldung!

Jetzt, nachdem ich mehr über den Hintergrund deines Protagonisten weiß, sehe ich, dass das Thema durchaus von dir eingewoben wurde. Der Anfangsdialog weißt ja schon deutlich darauf hin. Mir ist beim ersten Lesen jedoch nicht in den Sinn gekommen, dass Jakobs Ekel vor der eigenen Sexualität das Hauptaugenmerk des Textes darstellt. Der dominierende Faktor ist meines Erachtens die Frage, ob Mascha real ist oder nicht.

Das ging nicht nur dir so.. Ich werde mich da nochmal ransetzen.

Ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität hat zweifellos Einfluss auf den Geisteszustand eines Menschen, jedoch wirken diese Schizophrenie-artigen Züge hier eher unglaubwürdig.
Mhm. Finde ich einen fairen Kritikpunkt!
Wie ich ja oben schon in der Antwort auf Navi erläutert habe, möchte Jakob ab einem gewissen Zeitpunkt auch glauben, dass Mascha nicht echt ist. Angenommen, es wäre in der Geschichte rübergekommen (was es leider nicht ist), dass Jakob erst Panik hat und dann nach ein zwei Minuten neben der Angst auch etwas gutes in "der unechten Mascha" sieht, wäre es dann glaubwürdiger für dich?


Der zwanghafte Versuch, einer Story sein Wunschthema auf Biegen und Brechen aufzuhalsen, hat schon so einige Werke versaut. Dementsprechend muss ich es dir anrechnen, dass du deine Geschichte nicht von deinem Thema hast diktieren lassen.
Viel mir sehr schwer :lol: Daher freue ich mich umso mehr über diese Anmerkung!

Das permanente Infragestellen von Maschas Existenz würde ich also komplett streichen, wenn es dir darum geht, Jakobs sexuellen Schuldgefühle in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen. Es wirkt nicht schlüssig und lenkt ab. Wenn es dir aber darum geht, einfach nur eine solide Geschichte zu erzählen, würde ich es drin lassen und ausschmücken.
Ich glaube aktuell hilft weder streichen noch ausschmücken. Vielmehr schwant mir eine alles-weg-und-dann-neu-Aktion ..

Vielen Dank für die Filmempfehlungen!! Darüber freue ich mich sehr! Bin gespannt..

Beste Grüße,
Wal


Hallo @TeddyMaria,

danke fürs Willkommenheißen und danke für deinen Kommentar!

Zuerst ein beinahe off topic:
Du bist ganz gut mit Rechtschreibung, oder? Substantivierte Verben irritieren mich manchmal.
"Das Lächeln der Gastgeber gibt mit ein gutes Gefühl."
Lächeln ist klar. Eigentlich sind die meisten Verben klar. Aber was, wenn es solche Verbindungen sind wie "kennen lernen", "willkommen heißen", etc.
"Das Willkommenheißen der Gastgeber wird durch ihr Lächeln noch deutlicher."
Willkommenheißen? willkommen heißen? (oder gar: willkommen Heißen? :D Ne, das sieht nun wirklich seltsam aus.)
Kannst du mir bei dem Thema eventuell weiterhelfen?

Das ist keine Halluzination. Kannst Du direkt dem entsprechenden Wikipedia-Artikel entnehmen (wenigstens diese winzige Recherche hättest Du durchführen können, finde ich): Eine Halluzination hat per definitionem für den Halluzinierenden Realitätscharakter bzw. kann nicht von der Realität unterschieden werden. Im Gegensatz dazu merkt die Person bei einer Pseudohalluzination, dass es sich nicht um eine reale Wahrnehmung handelt. In dem Augenblick, in dem Jakob denkt, dass es eine Halluzination ist, ist es keine Halluzination mehr. Fantastisch, oder?
Danke für den Hinweis. Ist gut zu wissen.
Zu meiner Verteidigung möchte ich allerdings gerne anmerken, dass das Wort "Halluzination" in meiner Geschichte nicht vorkommt und dass ich es auch nicht im Kopf hatte beim Schreiben. Ich habe das Wort lediglich von Navi übernommen, als ich auf ihren Kommentar geantwortet habe. Zugeben, unrecherchiert. Macht es das wenigstens ein bisschen besser? :Pfeif:

Der ganze Rest der Geschichte ist leider auch furchtbar eindeutig (bis auf den Twist am Ende, aber da bin ich fast schon ausgestiegen). Du verschleierst nichts, jeden einzelnen Gedanken, den Deine Figuren haben, sprechen sie sofort laut aus. Es gibt keine falschen Fährten, kein Schwanken, keine Graubereiche, nur Extreme und Eindeutigkeiten.
Hier frage ich mich, warum Du Jakobs Gedanken überhaupt schilderst. Da er sowieso alles laut ausspricht, liefert das überhaupt keine neue Information
Ich schildere sie, weil ich zeigen möchte, dass Jakob total schnell von seinen Ängsten vereinnahmt wird. Er reflektiert wenig, bezieht selten Stellung zu seinen Gefühlen. Die Angst, der Ekel, packen ihn ohne Vorwarnung und er gibt ihnen sofort Raum. Kannst du dich damit in diesem Kontext vielleicht anfreunden?


Und klar, es gibt bestimmt Leute, die immer genau das sagen, was sie denken. Aber ich denke, sie machen schlechte Figuren für eine Geschichte. Weil ihre Offensichtlichkeit und ihre eindeutigen Haltungen furchtbar öde sind.
Da ist auf jeden Fall etwas dran. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass meine Geschichte trotz der vielen direkten Einsichten einiges an Mehr transportiert. Das ist mir nicht gut gelungen. Meine Kommentare (u.a. in Antwort auf Navi) sind voll von Erklärungen, die das Mehr wenigsten nachträglich sichtbar machen sollen... mist. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich würde eine Mischung aus direkter Einsicht und Aussagen zwischen den Zeilen gut finden. Vielleicht (hoffentlich) gelingt mir das noch.

Werde die Geschichte in Ruhe und, dank all eurer Kommentare, mit einem besseren Gefühl für die Lesenden überarbeiten.

Beste Grüße,
Wal

 

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