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Martha, der Wolf und das Mädchen mit der elfenbeinernen Haut

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19.05.2015
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Martha, der Wolf und das Mädchen mit der elfenbeinernen Haut

Im Licht einer goldenen Abendsonne saß Moritz von der Heide an einem zierlichen, antiken Schreibtisch. Als er aus dem Fenster blickte, schweifte sein Blick von der wuchernden Stadt, den Türmen Frankfurts, den Punkten, die über Straßen und Wege flohen, bis zu den Rändern des Waldes, der im Süden die Stadt umgab. Ein jaulender Ton erklang und Moritz bemerkte einen grauen Schatten am Waldrand. Er klickte sich an seinem Laptop durch Vertragsdokumente, verlor die Lust, durchstöberte das Angebot von Golfreisen in Kanada und die Webseite einer Escort-Agentur.
Ein Piepston kündigte eine Nachricht an: „Wir können essen“, teilte ihm seine Frau Pauline mit.
„Bin in zehn Minuten unten, muss ne Mail fertig schreiben.“ Er schaute sich die Fotos der Hostessen genauer an. Die Gesichter waren verpixelt, die Details der Körper klar sichtbar. Eine schwarzhaarige Russin mit Brustwarzen, die zum Himmel zeigten, beeindruckte ihn am meisten. Er klappte den Laptop zu und prüfte, ob ein Zipfel des Hemdes aus der Hose gerutscht war. Er hatte keinen Hunger.
„So, bin da.“
„Wo bleibt Niki? Der müsste längst zu Hause sein.“
Klappern an der Haustür, langsame Schritte näherten sich.
Die von der Heides wandten sich ihrem Sohn zu und redeten auf ihn ein. Wie es heute in der Schule gelaufen sei, wann der Abschlussball des Tanzkurses stattfinde. Niki hörte zu, nickte, antwortete und überlegte sich, ob der süßliche Duft des Spliffs, den er mit seinen Kumpeln reingezogen hatte, an ihm haftete. Er stellte sich vor, wie er das Wohnzimmer für die Party umstellen würde. Die Boxen vor die Terrassentür, damit die Bässe schön ins Haus wummern.
„Hörst du uns überhaupt zu?“
„Ja, ehrlich, mach ich. Kommen zehn bis fünfzehn Leute. Ganz oldschool. Die meisten kennt ihr: Sachsenhausen, Lerchesberg. Die meisten Schulfreunde, keine Kanacken. Alles cool.“
„Jungs und Mädchen?“
„Mm,ja.“
Niki fiel die Geile ein, die er eingeladen hatte. Was ein Brett. Sie wollte ihre Freundin mitbringen, war vierzehn und kam aus dem Gallus. In der Schule trug sie meist enge Tops und Hosen. Richtig geil und stylisch. Er freute sich auf ihren Blick, wenn sie den Marmorboden am Hauseingang der Villa seiner Eltern bemerkte. Neben die Couch müssen zwei, drei Matratzen. Zum Chillen.
„Okay. Du wirst das schon machen. Außerdem ist Oma im Haus.“
Moritz von der Heide schaute seinem Sohn direkt in die Augen. Sie grinsten beide. Eine Spur von Neid mischte sich in die Gedanken von Moritz. Erinnerungen. Wie lange war es her? Vierzig Jahre? Die Russin würde ihm für kurze Zeit die Illusion zurückgeben, dass Zeit keine Rolle spiele. Dennoch beneidete er seinen Sohn. Moritz schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein und nahm einen großen Schluck.

Samstagmorgen. Sie frühstückten. Martha nippte an ihrem Espresso. Nikis Großmutter lebte hier seit vierzig Jahren. Sie bemerkte die Unruhe Nikis an seinen fahrigen Bewegungen. Pauline plapperte fröhlich mit starrem Blick, ohne jemand anzuschauen, und erzählte von dem Hotel in Bayern, dem nächtlichem Sternenhimmel mit Alpenpanorama. Moritz wollte weg, seine Finger zitterten leicht. Das kannte Martha von ihm. Früher war er ihr nah. Wie Niki später. Als kleine Jungs waren sie ihr beide auf Schritt und Tritt gefolgt. Sie stellte sie auf einen Hocker, damit sie zum Küchentisch reichten, wenn sie den Teig für den Apfelstrudel glättete und ihnen den roten Spielzeugausroller gab, um sich helfen zu lassen. Sie erreichte sie nicht mehr. Martha strich sich über ihre leuchtendweißen Haare.
„Endlich“, brummte Niki, als seine Eltern weg waren.
„Ich könnte was zum Essen für euch vorbereiten.“
„Ne, lass mal. Wir bestellen was. Ach so: heute Abend kann es laut werden.“
Es war ein milder Novembertag mit einer milchigen Sonne am Himmel. Nach und nach trafen Nikis Freunde ein.

Die Beats landeten direkt in Miriams Bauch, ein Kribbeln, nicht endend, wie Blitze. Die Jungs hatten glasige Augen. Ihre Freundin Amanda saß auf einer Matratze, rauchte und lachte. Miriam tanzte, bewegte ihre Hüften, zeichnete mit den Händen Figuren in die Luft. Beats durchströmten sie. Bäm, bäm. Sie fühlte sich schwerelos, flog, und wenn sie strauchelte, war irgendeiner da, der sie auffing, als wäre sie ein Ball. Niki meistens. Er gefiel ihr. Er war was Besonderes, auch wenn die Art, wie er sie anschaute, sie verwirrte. Gut, dass er ihr eine Pille gegeben hatte. Die Shots flossen durch ihren Bauch. Der Boden vibrierte. Zwei andere Mädchen bewegten sich neben ihr. Sie kannte sie nicht und bewunderte ihre gelassenen Bewegungen. Die Jungs tanzten Miriam an, Bierflaschen in den Händen. Sie spürte, wie sich einer an ihrem Hintern rieb. Sie fühlte sich leicht, wie damals, als sie bei ihrer Großmutter in Frankreich war, den Lavendel roch, bis in die Nacht mit den anderen Kindern auf der Straße und in den Gärten spielte.

Die Stunden eilten dahin. Schwarze Nacht brach an. Miriam konnte die Sterne nicht sehen, als sie aus dem Fenster schaute. Keine Spur von Amanda. Sie konnte sich nicht mehr halten und setzte sich auf eine der Matratzen, neben ihr Niki und ein anderer Junge. Sie lehnte sich an die Wand und ließ sich treiben. Die Jungs nahmen sie in die Mitte. Niki flüsterte ihr Zeug ins Ohr, das sie nicht verstand. Ice Cube dröhnte in ihre Ohren. Er zeigte ihr sein süßestes Lächeln und sie schluckte das rosa Pillchen, das er ihr in den Mund steckte. Ihr wurde heiß und es gefiel ihr, als er ihr den Hals küsste. Sie hob die Arme, damit er ihr das Top abstreifen konnte, spürte Nikis warme Haut auf ihrem Hals und ihrem Bauch. Küsse, Berührungen. Gleichzeitig drückte sich der andere Junge an sie. Nikis Augen waren rötliche Blitze. Er zog ihr die Hose aus. Es war gut, als er in sie eindrang. Sie wurde eins mit der Musik. Der andere presste sich enger an ihre Schenkel, der Hauch seines schnellen Atems kitzelte an ihren Haaren. Gänsehaut. Sie dachte nicht nach, konnte es nicht, ließ es geschehen. Filmriss.

Was für eine Gelegenheit für Niki. Wie sie sich räkelte, sich ihm entgegen streckte, lustvoll, rallig. Die war derart zugedröhnt, als wäre es ihr völlig egal, dass sich auch Dennis an ihr zu schaffen machte. Sie stöhnte laut auf, als er ihn reinsteckte.
Sie roch Schweiß, spürte die Stöße bis in ihren Kopf, als er ihre Beine weiter auseinander riss und keuchend auf ihren Bauch spritzte. Danach war Dennis dran.

Die anderen bemerkten, was geschah, und kamen näher. Schwankende Schatten. Sie lachten, grölten und glotzten, rochen Vanille und Bier. Niki und Dennis zogen sich schnell die Hosen über den Hintern und standen auf. Miriam blieb reglos, ihre Haut glänzte elfenbeinfarben. Jeder sah, dass sie sich zwischen den Beinen rasiert hatte.
„Alter. Was für eine Schlampe!“
Einige setzten sich zu ihr auf die Matratze, befingerten sie, gossen Bier über das Mädchen. Miriam träumte in ihrer Welt und war gar nicht da. Einer nahm eine Flasche, malte Kreise damit auf ihrem Bauch.
„Steck ihr was rein, gib ihr hart, die braucht das.“
„Lass das, das ist zu krass.“
„Ach, die is komplett weg, die checkt nichts mehr.“
Ein Finger drückte ihr Augenlid hoch. Glänzend weiß leuchtete der Augapfel. Miriam wimmerte und schluchzte. Eine Dose Red Bull war das Letzte, das sie in ihr probierten.

„Boa, die ist ja komplett am Arsch“, kreischte ein Mädchen.
Niki beugte sich unterdessen über die Kloschüssel, war zu träge sich zu bewegen und suchte nach Aspirin.
„Alter, wir müssen die rausbringen, sonst kotzt die uns alles gleich voll.“
„Yea, die kotzt gleich, besser raus mit ihr.“
Eins der Mädchen hielt ein Handtuch vors Gesicht, zog ihr Jacke und Schuhe an und legte ihr eine Decke um die Schultern. Zwei der Jungs stützten sie. Kühle Nachtluft. „Lass die dahin legen, neben die Mülltonne ins Gras, los.“
„Die wird schon nach Hause gehen, gar kein Ding.“
Miriam presste die Augen fester zusammen, zog die Beine an die Brust und die Decke eng an sich. Ihr Kopf drehte sich, ein Stechen, ein Brennen. Der Traum hörte nicht auf.

Martha brauchte nicht viel Schlaf. Sie wachte mit dem Gesang der Vögel bei Sonnenaufgang auf. Martha zog sich das gelbe Kleid an. Sie liebte es, weil es ihr die Erinnerung an die die kleine Boutique am Montparnasse und an Albert erlaubte. Sie hatte Mühe, sich das Gesicht ihres Mannes vorzustellen, ohne sich eins der alten Fotos anzuschauen. Meistens lief sie morgens bis zum Bäcker in der Nähe der Straßenbahn. Sie bemerkte den ranzigen Geruch, als sie die Treppe herabstieg. Alkohol, Zigaretten, abgestandene Luft und Schweiß. Von Niki und den Freunden, die über Nacht geblieben waren, keine Spur. Draußen sog sie die kühle Luft ein. Die Welt gehörte in diesen Stunden dem Vergessenen und man konnte die Grashalme rauschen hören. Zwischen die Vogellaute mischte sich ein Wimmern. Sie beschleunigte ihre Schritte. Es wurde lauter. Wie ein Gesang. Dann sah sie das Bündel. Ein Mensch. Daneben lag ein Tier. Martha erkannte den Wolf und das Mädchen. Sie lagen eng beieinander. Das graubraune Fell des Tieres neben der elfenbeinernen Haut des Mädchens. Die gelblichen Augen durchbohrten sie. Er jaulte laut auf. Martha ließ sich nicht beirren, näherte sich, beugte sich über das Mädchen und streichelte über das feuchte Gesicht.
„Was machst du hier?“
„Kann ich nicht sagen, war auf einer Party.“
„Ich bring dich ins Warme.“
Die alte Frau brachte Miriam ins Haus, legte sie in ihr eigenes Bett und gab ihr heißen Tee. Sie strich Miriam über die Haare, bis die Worte leise aus ihr heraussprudelten.

Nachdem das Mädchen eingeschlafen war, erhob Martha sich. Ein Fenster ihrer Gedanken stand weit offen. Was sie viele Jahre vergessen wollte, drang in ihr Bewusstsein und sie wusste genau, was sie machen musste. Der Wolf wartete vor der Tür und sie machten sich auf den Weg.
Türen öffneten sich, entsetzte Gesichter, die in Wolfsaugen starrten, zurückwichen, als sich das Tier näherte und sie vor sich her jagte, zur Eingangstür, auf nackten Sohlen über den kalten Marmorboden, wie sie auf den Matratzen gelegen hatten. Der Wolf und die weißhaarige Frau. Später sagte einer, dass lodernde Flammen von ihr ausgegangen waren. Sie trieben Niki, Dennis und all die anderen vor sich her. Es ging den Berg herab, weg aus dem Viertel, während auf den Bäumen Krähen und Elstern fröhlich krächzten.

Stille. Das einzige Geräusch, das in Marthas Bewusstsein drang, war ein tropfender Wasserhahn. Ein Gedanke, der aus dem Nebel aufgetaucht war, nahm Konturen an, erfüllte Martha mit Leben, festigte sich. Die Villa gehörte ihr. Sie würde nicht ins Altersheim gehen. Sie würde das Haus mit Leben füllen. Es war längst nicht zu spät. Das Mädchen war wach, als sie zum Bett trat.
„Miriam, Kindchen. Hilfst du mir mit dem Teig für den Apfelstrudel? Du kannst den roten Ausroller nehmen. Ganz dünn und glatt streichen.“

 
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doch ach, ein jeder weiss,
gerade sie, die zärtlich werben,
gerade diese Wölfe locken ins Verderben.

Hallo Isegrims,
nun ist es also so weit, dass ich auch mal eine deiner Geschichten kommentieren darf.
Die Parallelen zum Rotkäppchen in seiner ursprünglichen Form sind natürlich kaum zu übersehen, und tatsächlich war es auch dein Titel, der mich angelockt hat, und mich auch weiter lesen ließ, obwohl mich der Anfang noch nicht so sehr ansprach.
Ich wusste nicht so recht, was mich erwarten würde, und ich weiß auch nach dem Lesen noch nicht so recht, warum die erste Szene mit Moritz unbedingt in den Text rein muss. Für mich würde er auch ganz prima ohne das ganze funktionieren, bzw. die Familienverhältnisse könnte man auch kürzer anreißen und schon früher auf Niki eingehen.

Dass du so häufig zwischen den Sichtweisen der Figuren hin- und hergesprungen bist, hat mich anfangs verwirrt, gerade in Kurzgeschichten finde ich es immer etwas schwierig, sich gleich mehrmals umstellen zu müssen. Auf der anderen Seite wirkt der Text natürlich gerade dadurch, dass man die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln erleben kann und nicht an eine Figur gebunden ist.

Was dann mit Miriam auf der Party passiert, ist wirklich furchtbar, da ist mir tatsächlich zwischenzeitlich der Mund offen stehen geblieben.
Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass sich das Ende vielmehr um Miriam drehen würde, und wie sie mit dieser Situation umgeht. Das habe ich dann auch vermisst, dass da gar nicht mehr groß drauf eingegangen wird, wie sie das im Nachhinein erlebt.

Das Ende musste ich dann zwei mal lesen, um es einigermaßen zu verstehen, vermutlich war ich beim ersten Mal noch zu sehr von meiner Erwartungshaltung beeinflusst, was passieren würde. Die Rolle der Großmutter verstehe ich noch immer nicht hundertprozentig, sie hat kein Problem damit, dass ihr Enkel eine exzessive Party feiert, und schmeißt zum Schluss ihre Familie komplett aus dem Haus? Hmm. Irgendwie ist sie eine seltsame Persönlichkeit, was ja nicht grundsätzlich schlecht ist, ich werde nur einfach noch nicht ganz schlau aus ihr.

Die Doppeldeutigkeit mit dem Wolf, sofern ich das nun richtig gedeutet habe, hat mit aber sehr gut gefallen. Dass du mit "Der Wolf war da" und "Sie fragte sich, wo der Wolf hergekommen war" nicht (nur) den tatsächlichen Wolf meintest, sondern vielmehr Niki - das ist eine nette Wendung, sofern ich sie denn richtig gedeutet habe.

Das Motiv des Wolfes, der leichtsinnige und gutgläubige Mädchen vergewaltigt, gepaart mit dem tatsächlichen Wolf, der hier vielmehr als Beschützer eben dieser Mädchen auftritt, hast du in meinen Augen sehr schön aufgeführt und damit nicht nur das bekannte Klischee bedient, sondern auch einen neuen Aspekt mit eingebaut.

Ich habe deine Geschichte nach anfänglichem Zögern gerne gelesen, sofern man das bei dieser Thematik so bezeichnen kann, und bedanke mich für den Text. Ganz klar ist mir zwar nicht alles geworden, aber ich bin nun erstmal gespannt auf die Meinungen der anderen.

Liebe Grüße,
Sommerdieb :)

*hach, ganz vergessen. Was mir zwischendurch aufgefallen ist, weil es für mich nicht in den Text gepasst hat, ist die manchmal sehr gewollte Jugendsprache, z.B. "Buddies" oder "movten". Das war mir zu viel des Guten.

 

Hallo Isegrims,

ich habe deine Geschichte schon vor ein paar Stunden gelesen und möchte jetzt noch ein paar kleine Dinge anmerken. Einen so ausführlichen Kommentar wie Sommerdieb bekomme ich wohl nicht hin, ich hoffe aber dennoch, dass er dich ein bisschen weiterbringt ;)

Im Licht einer goldenen Abendsonne saß Moritz von Heide an einem zierlichen, antiken Schreibtisch im Arbeitszimmer der Villa am Rande des Stadt.
Abgesehen von dem Artikel hat dieser Satz ein bisschen zuviel von einer "Auflistung", finde ich: Im Licht, einer goldenen Abendsonne, Moritz von Heide, ein zierlicher und antiker Schreibtisch, im Arbeitszimmer einer Villa, die sich am Rande der Stadt befindet. Ich würde eine von den vielen Informationen rausnehmen, am passendsten wäre wohl die letzte "am Rande der Stadt".

Eine schwarzhaarige Russin Brustwarzen, die zum Himmel zeigten, mit flachem Bauch und stolzer Körperhaltung, beeindruckte ihn am meisten.
Hier fehlt irgendetwas, oder?

Ein Fenster ihrer Gedanken stand weit offen.
Ein sehr schöner Ausdruck.

Wie auch Sommerdieb schon geschrieben hat, haben auch mich die zahlreichen Sprünge zwischen den verschiedenen Perspektiven irritiert. Beim Lesen wusste ich nicht immer ganz genau, welche Person nun gerade am Erzählen ist. Das hat sich leider auch ein bisschen auf die ganze Geschichte ausgewirkt, weshalb ich die Andeutung mit dem bösen Wolf und Niki nur im Ansatz verstanden habe. Aber das mag an mir liegen! Insgesamt finde ich das sprachliche Niveau sehr "ausgereift". Damit meine ich, dass die Sätze gut zueinander passen und auf sich aufbauen. Das ist ja bekanntlichermaßen nicht unbedingt immer einfach ;)

liebe Grüße,
SCFuchs

 
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Hallo Isegrims,

das ist wieder mal ein ganz eigener Text von dir. Mittlerweile glaube ich, dass ich auch deinen Stil ganz gut wiedererkennen könnte. Es fällt mir allerdings schwer zu benennen, woran das liegt. Vielleicht sind es u.a. die kleinen Fehlerchen (s.u.) ... :)

Ich fühlte mich beim Lesen mehr als ein bisschen an deinen "Luis" erinnert. Auch hier hat es eine wohlhabende Familie, in der sich hinter der gutbürgerlichen Fassade der eine oder andere moralische Abgrund auftut. Bestimmt magst du Filme von Chabrol.

Ebenfalls ähnlich wie bei "Luis" wechselt deine "Kamera" zwischen verschiedenen Personen hin und her, statt an einer Hauptperson zu haften. In den bisherigen Komms war es ja fast schon Konsens, dass das etwas irritierend wirkt. Ich muss zugeben, dass es mir ähnlich geht. Allerdings stelle ich fest, dass ich dadurch im Verlauf des Lesens gleichmäßig aufmerksam bleibe und nicht zu früh (vermeintlich) Wichtiges von (vermeintlich) Unwichtigem zu trennen beginne. Keine Ahnung, ob das ein beabsichtigter Effekt ist.

Die Handlung ist bis kurz vor Schluss sehr klar, fast schon hyperrealistisch. Selbst Miriams Drogenrausch ist zwar durch wirre Empfindungen gekennzeichnet, aber eben klar als Rauschzustand erkennbar. Demgegenüber stellt das Ende mit dem mysteriösen Wolf und der rächenden Großmutter einen ziemlich abrupten Wechsel dar, wirkt auf mich fast schon aufgesetzt. Ich hätte es als organischer empfunden, wenn sich das früher angedeutet hätte, wenn man z.B. schon mal beim Blick aus dem Fenster den Wolf im Wald gesehen hätte. So bleibt als einziges "Vorzeichen" der rote Teigroller - anscheinend der Ersatz für das rote Käppchen bei der Anleihe an das Märchen. Diese Anleihe finde ich zwar nicht fürchterlich tiefsinnig, aber ganz neckisch, vor allem wegen der Variation der Rollen: die Großmutter ist die Beschützerin statt das Opfer; das Mädchen gar nicht ihre eigene Enkelin, sondern ihr Enkel vielmehr (einer) der Täter; der Wolf hat gewissermaßen eine Doppelrolle.

Ich geh mal durch den Text und fange mit dem Titel an:

Martha, der Wolf und das Mädchen mit der elfenbeinern Haut
elfenbeinernen
(Du hast ja jetzt auch die Macht, Titel zu ändern. :D)

Im Licht einer goldenen Abendsonne saß Moritz von Heide
Unten heißt es einmal "von der Heide". Was soll's denn sein?

Er klickte sich an seinem Laptop durch Vertragsdokumente, verlor die Lust, sich damit zu beschäftigen, durchstöberte nacheinander die Webseite einer Escort-Agentur und das Angebot von Golfreisen in Kanada.
Ein Verzicht auf den Halbsatz könnte das Lesen flüssiger machen.

Er war nicht gern zu Hause und fürchtete die Gespräche mit seiner Frau, ihre heimlichen Vorwürfe, das Schweigen, das sich zwischen achtlos dahingesprochenen Worte legte, der Vorhang, der nicht gehoben werden konnte.
dahingesprochene
den

Ein Piepston kündigte eine Nachricht an: „Wir können Abendessen.“
abendessen
Ah, man kommuniziert (nur noch) per SMS oder Messenger. Oder ist es eine Gegensprechanlage, die piepst? Jedenfalls eine sehr schöne Darstellung der häuslichen Situation.

Sie schnüffelte an ihm und bemerkte: “Du riechst nach Rauch.“
Das klingt, als müsste sie sich ihm dafür nähern, und passt für mich nicht zu der offenbar vorhandenen Distanz. Ich würde das Fette weglassen.

„Ja, du kannst auch davon haben?“
In fragendem Tonfall? Kann ich mir schlecht vorstellen.

Der Tisch musste unbedingt weg, das war klarKomma und die Boxen vor die Terrassentür, damit die Bässe schön ins Haus wummern.

Ganz oldschool. Die meisten kennt ihr: Sachenhausen, Lerchesbergring. Keine Ausländer. Alles cool.“
Wie bei "Luis": Ausländer nicht gern gesehen?

Niki fiel die blonde Bitch ein, die er eingeladen hatte.
Spätestens hier merkt der Leser, wes Geistes Kind der liebe kleine Niki ist ...

In der Schule trug sie enge Tops und Hosen. Sehr stylisch.
Ob "stylisch" das Wort ist, das ich gewählt hätte ...?

Eine Spur von Neid mischte sich in Moritz Gedanken.
Moritz' (mit Apostroph)

Wie lange war es her? Vierzig Jahre? Die Russin würde ihm für kurze Zeit die Illusion zurückgeben, dass Zeit keine Rolle spiele. Dennoch beneidete er seinen Sohn.
Ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

... und dieselben dunkelbrauen, undurchschaubaren Augen wie Pauline
Der Name fällt hier erstmals. Ist das die Mutter? Das wird erst im weiteren Verlauf klarer, den Namen könntest du etwas früher bringen.

Die Großmutter Nikis lebte hier seit vierzig Jahren. Sie bemerkte die Unruhe Nikis an seinen fahrigen Bewegungen
Diesen nachgestellten Genitiv finde ich unschön, und dann gleich zweimal hintereinander. Vorschlag: Nikis Großmutter und seine Unruhe.

Als kleiner Jungs waren sie ihr auf Schritt und Tritt gefolgt.
kleine

der Taxifahrer, der Moritz zum Flughafen brachteKomma und Paulines Freundin, mit der sie sich zum Wellnesswochenende aufmachte.

Nach und nach trafen Nikis Freunde ein, stellten Möbel um, brachten Getränke, testeten die Boxen, warfen was ein und tranken Bier.
Mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der sie es tun, benennst du es auch. :thumbsup:

Hip-Hop, Bem, bem.
Was'n das für'n Wort? Soll das der Beat sein? Da fände ich bumm, bamm oder (zur Not) bäm besser.

Sie fühlte sich schwerelos, flogKomma und wenn sie strauchelteKomma war irgendeiner der Jungs da, der sie auffing, als wäre sie ein BallKomma und wieder zurück in ihre Traumwelt schubste.
Schöner Satz, aber schwierig zu lesen. Vielleicht vereinfachen zu auffing wie einen Ball. Spart auch zwei Kommas. Die brauchst du noch anderswo ... ;)

Die ArtKomma wie er sie anschaute, verwirrte sie.

Sie spürteKomma wie sich einer an ihrem Hintern rieb.

Sie fühlte sich leicht, wie damalsKomma als sie bei ihrer Großmutter in Frankreich war, ...

Miriam konnte die Sterne nicht sehen, als sie aus dem Fenster schauteKomma und wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war.

Sie schluckte das rosa Pillchen, das er ihr in den Mund steckte und sein süßestes Lächeln zeigte.
Das passt grammatisch nicht aneinander. Vielleicht mit wobei oder so.

Der andere presste sich an die Schenkel, die sie für Niki geöffnet hat.
hatte

Gänsehaut, Sie dachte nicht nach, konnte es nicht, ließ es geschehen.
sie

Danach war Max dran, Er brauchte länger und drehte sie um, sodass ihr Hintern in die Luft ragte.
er

Die anderen, die einige Schritte von der Matratze entfernt waren, bemerkten, was geschahKomma und kamen näher.

Sie lachten, grölten und glotzten, rochen den die Ausdünstungen, Vanille und Bier.
:confused:

Die Dinge liefen aus dem Ruder.
Ähm ... jetzt erst?!

Eine Dose Redbull war das Letzte, das sie in ihr probierten.
Wenn's schon der Markenname sein soll: Red Bull.

Eins der MädchenKomma raus hielt sich ein Handtuch vor die Nase und versuchte vergeblich, Miriam die Hose überzustreifen.

Sie wachte sie zusammen mit dem Gesang und Zirpen der Vögel bei Sonnenaufgang auf.

Den Lärm der jungen Leute in der Nacht war mit dem vibrierenden Boden bis zu ihrem Bauch vorgedrungen und hatte sie in den Schlaf gewiegt.
Der

Sie hatte Mühe, sich das Gesicht ihres Mannes vorzustellen, ohne sich eins der alten Fotos anzuschauenLeerschritt zu viel.

Dennoch stimmte etwas nicht, Sie nahm es wahr, bevor es in ihrem Bewusstsein ankam. Zwischen die Vogellaute mischte ein leises Flüstern.
sie
mischte sich ein leises Flüstern

Das dichte, graubraune Fell des Tieres neben der durscheinenden Haut des Mädchens.
durchscheinenden

Martha ließ sich nicht beirren, näherte sich und beugte sich über das Mädchen, strich ihr über das feuchte Gesicht.
ihm

sie brachte das Mädchen ins Haus, in ihr Apartment, legte sie ins Bett und gab ihr heißen Tee.
es
ihm
"Mädchen" ist halt Neutrum.

Martha warteteKomma bis das Mädchen eingeschlafen warKomma und schloss leise die Tür.

Sie würde nicht ins Altersheim ziehen und die Räume mit Leben füllen.
Das heißt: Sie würde nicht die Räume mit Leben füllen? Verstehe ich nicht.

Am Ende bleibt vieles offen: Was wird aus Miriam? Ist sie auf ewig gebrandmarkt? Wie kommt sie damit zurecht? Findet sich alles aus dieser Nacht im Internet wieder? Und wirft Martha tatsächlich ihre verdorbene Bagage aus dem Haus? Wie reagieren die darauf? Aber irgendwo muss man ja abblenden, das passt schon so, sonst würde es ein Roman.

Bei allem Gemecker: gern gelesen!

Grüße vom Holg ...

 
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Der Wolf hat es Dir angetan,

liebe Isegrims,

gell?

Aber der Wolf ist im Märchen eine anderer, als uns die Hubertusjünger, Hirten und Angsthasen weismachen wollen. Nun gut, Frau Duwe hat schon eine interessante, wenn auch - im Gegensatz zu Dir -eher nicht gelungene Variante der bekanntesten Mär der Grimm(!) Bros. gegeben.

Da hat er mehr mit all den Geräten, die seinen Namen führen, zu tun, als ihm lieb sein kann. Denn von den Brüdern Grimm (also dem Deutschen Wörterbuch) bis zum Duden (Bd. 7) wird eine gemeinsame indoeuropäische Wurzel - also von Indien und Iran bis Portugal und Sibirien, von Island bis Malta im „Reißen“ gesucht – womit eigentlich beim folgenden Arsenal der biblischen Namen der Wolf für das Böse schlechthin und für falsche Propheten steht.

Ich zäum praktischerweise die Geschichte von hinten auf, weil Konsumorgien sich bestenfalls bei gutem Bier einstellen, das noch nicht als Brause daherkömmt (natürlich mit Kartoffel, Apfel, Pflaume, Birne etc., je nach Landschaft und Kältegraden ergänzt).

Also keine Nacherzählung, soll ja gelesen werden, gelle? Und - keine Überraschung für mich - et jeht janz jut und - um den Stabreim zu vollenden - jefällt.

Es ist für mich quasi ein spät-biblische Geschichte mit der Ersatzreligion Konsumismus und Gott Mammon.

Da ist Martha, der ruhende Pol der Geschichte und, als Hauseigentümerin wohl eine recht entschlossene Person, die einzige, nicht von Sex & Drugs, statt Rock ‘ n ‘ Roll halt Hiphop und – was zum Deibel ist „Bem bem“ (ist die Welt schon so plemkacki?), kurz, bis zur Blödsinnigkeit gesteigertem Konsumwillens.

Biblisch, der Name, wie alle andern auch – mit einer Ausnahme und die kommt immerhin mit der frommen Legende vom kinderfreundlichen Bischof daher ...

Martha, der Name taucht erst im Neuen Testament auf und ist daher weniger hebräischen Ursprungs, wie ein Wikpedia einem vorgaukelt, sondern eher aramäisch. Er bedeutet „Herrin“ und „Gebieterin“, ausgerechnet die einzige, nüchterne Person tritt als Domina auf. Der Name taucht in der Lazarus Geschichte auf und benennt dort die einzige Zeugin der Auferweckung.

Die Namensgebung passt also. Auf die Legenden (was für Fantasyfreunde) wollt ich eigentlich weniger eingehn, aber sie ist so was wie ein Drachenbezwinger ... Warum nicht auch des Wolfes? Weil einige seiner Verwandten zum besten Freund des Menschen wurden ...

Miriam (auch Mirjam) ist dagegen eindeutig hebräischen Ursprungs, hieß doch schon die ältere Schwester Aarons und Moses so. Die Bedeutung ist umstritten, manche glaube in der latinisierten Form Maria eine Verbindung zum Meer herstellen zu können. Das ist aber hier eher nebensächlich, denn tatsächlich heißt eine Schwester der vorgenannten Martha Maria und die kann – wenn schon nicht die Mutter des Herrn - aus Magdala stammen, kurz Magdalena, die Jüngerin des Herrn sein.

Passt also, dass Martha sich um Miriam schwesterlich kümmert.

Der Vater Moritz (abgeleitet aus Maurus /Mauritius) ist der Maure, der, der aus Nordafrika kommt und als Berber ein unruhiges Leben führt und sei‘s vor geilen Sexbildern. Im Mohren schwingt immerhin die schwarze Seele mit.

Sohnemännchen Niki verkürzt den Nikolaus, setzt sich zusammen aus Nίke, dem Sieg und Laos fürs (Kriegs-)Volk, der schon oben angedeutet wurde und zutreffend ist, denn nur dem Bischof ist der Name Schall und Rauch. Zuhause der Wolf im Schafspelz. Aber dieses Bild hat für den Reißenden (s. o.) seine Funktion: Der wälzt sich wie jedes ordentliche Derivat auch in Scheiße, um einen anderen Geruch anzunehmen und vom vom potentiellen Opfer nicht erkannt zu werden.

Hier zeigt sich, dass

Pauline, Paulina ist die Kleine oder auch Jüngere, die niemals zur Sauline wird.

Dass der Hausname dann noch an die Landschaft der Heide anschmiegt, macht das Ganze zu einem Hexensabbath – während der gewaltsamen Missionierung östlich des Rheines schlugen sich die Leute, die am alten Glauben festhielten, in die Heidnis, das unbebaute und unbewohnte Land, das ihnen eine globale Religionsbezeichnung jenseits der Christenheit eintrug: Heiden!

Animalisches Triebwesen = nacktes Heidentum!

Trivialitäten, die schon in der Überschrift aufleuchten, die mit Sicherheit schon von andern .
genannt wurden - Stand: Heut morgen!

Martha, der Wolf und das Mädchen mit der elfenbeinern Haut
Nicht erkannt? „die elfenbeinerne“ oder „elfernbeinern‘ Haut“
… der Villa am Rande de[r] Stadt.

Hier könnte man am Schluss den Eindruck haben, der Mann sei sonst nicht „bei sich“
… am liebsten hätte er das Abendessen alleine hier in seinem Zimmer zu sich genommen, frei und bei sich.
Besser vielleicht ein „für sich“ oder einfacher „allein(e)“

Er war nicht gern zu Hause und fürchtete die Gespräche mit seiner Frau, ihre heimlichen Vorwürfe, das Schweigen, das sich zwischen achtlos dahingesprochenen Worte legte, der Vorhang, der nicht gehoben werden konnte.
Der ganze Rattenschwanz nach den „Gesprächen“ bezieht sich allein auf das Prädikat „fürchten“, dass mit den Gesprächen mit der Frau der Dativ die Fälle gewechselt werden müssten: Fürchtet „ihre heimlichen Vorwürfe“, korrekt (wobei ich das vieldeutige Pronomen durch ein eindeutiges austauschen würde, etwa „deren heimlichen Vorwürfe“, korrekt auch „fürchtete das Schweigen“, aber fürchtete er nicht „den Vorhang ...“?

Ein Piep[...]ton kündigte eine Nachricht an: „Wir können Abendessen.“
Eine schwarzhaarige Russin Brustwarzen, die zum Himmel zeigten, mit flachem Bauch und stolzer Körperhaltung, beeindruckte ihn am meisten.
Merkwürdiger Satz, der durch einen „Einer“ am Anfang dann entzaubert wird.

..., und dieselben dunkelbrau[n]en, undurchschaubaren Augen
Sie frühstückten. Martha schenkte dampfenden Kaffee aus.
Gibt‘s sonst „kalten“ Kaffee?
Als kleiner Jungs waren sie ihr auf Schritt und Tritt gefolgt.
ohne Worte
Ah: heute Abend kann es laut werden “
..., dass sich auch Max [...] an ihr zu schaffen machte.
... und glotzten, rochen den die Ausdünstungen, Vanille und Bier.
Sie wachte sie zusammen mit dem Gesang und Zirpen der Vögel

Dennoch stimmte etwas nicht, Sie nahm es wahr, bevor es in ihrem Bewusstsein ankam. Zwischen die Vogellaute mischte ein leises Flüstern.
Höflichkeitsform, unangebracht, kommt vorher schon mal vor
beugte sich über das Mädchen, strich ihr über das feuchte Gesicht.
Bitte, bitte, einmal „strich ihm über das ...“ Du hättest doch beim Bübchen oder Knäblein nicht das Problem, dann darf man eben nicht die Magd zur Grundlage des „Mä(g)dchens nehmen. Welches Geschlecht hat denn das romantisch dahingehauchte „Baby“?

At last

Martha wartete[,] bis das Mädchen eingeschlafen war[,] und schloss leise die Tür.
(Die Konjunktion bis ersetzt eben nicht das Komma)

Gruß

Friedel

 
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Hallo Sommerdieb

lieben Dank für deine Zeit und den vielschichtigen Kommentar. :thumbsup:

Ich fange mal damit an:

Was dann mit Miriam auf der Party passiert, ist wirklich furchtbar, da ist mir tatsächlich zwischenzeitlich der Mund offen stehen geblieben.
Mir auch, das war der Anlass für die Geschichte und deshalb habe ich versucht, sie komplex zu gestalten. Die Geschichte basiert auf einer Nachricht, die ich in der Zeitung mit Grauen und Entsetzen gelesen habe. In Hamburg wurden Jugendliche verurteilt, die ziemlich genau das (und wahrscheinlich mehr, schließlich habe ich das meiste aus meiner Sicht bloß angedeutet) mit einer 14-Jährigen gemacht haben.
Anstatt die Fakten darzustellen (was ja dennoch geschieht, aber ein Bruchteil der Geschichte darstellt) habe ich nach Erklärungen gesucht (deshalb die Anfangsszene) und wollte ganz unbedingt eine Art Auflösung, auch wenn ich das im Halb-mystischen auflöse.

Auf der anderen Seite wirkt der Text natürlich gerade dadurch, dass man die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln erleben kann und nicht an eine Figur gebunden ist.
klar: ich wechsle die Perspektive und das ist für den Leser vielleicht nicht ganz so einfach innerhalb einer Kurzgeschichte... Im Prinzip lässt sich so eine Geschichte auch aus Sicht eines neutralen Erzählers gestalten... sichtbar machen wollte ich die Beschädigungen aller Beteiligten, ein Blick auf sie...

Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass sich das Ende vielmehr um Miriam drehen würde, und wie sie mit dieser Situation umgeht. Das habe ich dann auch vermisst, dass da gar nicht mehr groß drauf eingegangen wird, wie sie das im Nachhinein erlebt.
ja, das wäre eine andere Geschichte und sicher auch eine Möglichkeit... dann hätte ich sie aus Miriams Perspektive geschrieben...

sie hat kein Problem damit, dass ihr Enkel eine exzessive Party feiert, und schmeißt zum Schluss ihre Familie komplett aus dem Haus? Hmm. Irgendwie ist sie eine seltsame Persönlichkeit, was ja nicht grundsätzlich schlecht ist, ich werde nur einfach noch nicht ganz schlau aus ihr.
sie wacht auf, sie will was ändern... sie muss es auch...

Wolf, der hier vielmehr als Beschützer eben dieser Mädchen auftritt, hast du in meinen Augen sehr schön aufgeführt und damit nicht nur das bekannte Klischee bedient, sondern auch einen neuen Aspekt mit eingebaut.
:Pfeif:

viele Grüße und einen guten Wochenstart
Isegrims

wird fortgesetzt (ich schaffe es leider nicht, die anderen Kommentare in einem Zug zu beantworten)

 

Hallo SCFuchs

es freut mich sehr, dass dich die Geschichte zum nachdenken angeregt hat und du deine Gedanken dazu hinterlassen hast.

Wie auch Sommerdieb schon geschrieben hat, haben auch mich die zahlreichen Sprünge zwischen den verschiedenen Perspektiven irritiert. Beim Lesen wusste ich nicht immer ganz genau, welche Person nun gerade am Erzählen ist.
ja, der Perspektivwechsel :hmm: andererseits finde ich, dass zu solch einer Geschichte auch ein gewisses Maß an Verwirrung gehören darf...

Insgesamt finde ich das sprachliche Niveau sehr "ausgereift". Damit meine ich, dass die Sätze gut zueinander passen und auf sich aufbauen.
vielen Dank :Pfeif:

liebe Grüße
Isegrims

@The Incredible Holg Friedrichard ich schreibe später was zu eurem werten Kommentar

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Isegrims,

zuerst einmal eine Anmerkung zum Sprachstil. Ich glaube, diesmal hast du dir Zeit genommen und sorgfältig formuliert. Jedenfalls habe ich, was die Textgestaltung angeht, nichts zu bemängeln. Für die Flusenjagd gibt es ja bewährte und treue Könner. Nur wenn eine Formulierung für mich ganz schräg oder unverständlich ist, dann erlaube ich mir Kritik. Aber sonst möchte ich einem Autor meine Art zu schreiben nicht aufnötigen. Du hast einen eigenen, für mich angenehmen Stil, nicht exaltiert, ab und zu mit schönen Bildern.

Zuerst dachte ich, du hast deine Serie "Mächtige - " weiterverfolgt. Immerhin geht es hier auch um Machtmissbrauch auf einer ganz schlimmen Ebene, nämlich zwischen Jugendlichen.

Martha, die Titelfigur, taucht erst sehr spät auf. Mir war nicht ganz klar, warum sie das Treiben Nikis und seiner "Freunde" nicht früher unterbindet. Immerhin hat sie ja eine Art Aufsicht, wenn die Eltern außer Haus sind. Dass sie erst einen "mystischen Schubs" (per Traum?) braucht, um ihre familiäre und soziale Verantwortung zu übernehmen, gibt der Geschichte eine andere Richtung. Ausgerechnet der Wolf als Helfer in der Not - interessant. Es hat ja schon Wolfskinder gegeben.

Miriam, zuerst Mitläuferin, dann Opfer, ist in ihrer enthemmten Phase recht eindrucksvoll "gezeigt". Diesem Show-Teil hast du viel Raum gewidmet. Ich bräuchte das nicht unbedingt. Dass ihr Schlimmes widerfährt, muss natürlich plausibel gemacht werden. Mir persönlich fallen dazu genügend reale Ereignisse ein, ohne dass ich Details dazu lesen möchte. Aber ich weiß schon, andere Leser sehen das ganz anders.

Und was wird jetzt aus Miriam? Wird Großmutter Rotkäppchen physisch und psychisch gesundpflegen können?

Du siehst, deine Geschichten verlangen Fortsetzungen. Ist dir ja nicht neu.

Was mir besonders gefällt: Großmütter haben Hochkonjunktur.;) Das sollte doch Frauen allgemein mit dem Alter versöhnen.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo Isegrims,

Ich habe die Kommentare nicht gelesen. Vielleicht kommt da jetzt was Doppeltes …

Im Licht einer goldenen Abendsonne saß Moritz von Heide an einem zierlichen, antiken Schreibtisch. Er klickte sich an seinem Laptop durch Vertragsdokumente, verlor die Lust, sich damit zu beschäftigen, durchstöberte nacheinander die Webseite einer Escort-Agentur und das Angebot von Golfreisen in Kanada.
Der erste Satz (goldene Abendsonne, M. von Heide, zierlicher, antiker Schreibtisch) hätte auch der Start zu Romantik oder Märchen sein können. Dann stiehlst du mir die Illusion mit dem Schlepptop :D
„Verträge, Escort, Golfreisen in Kanada“ sind mir dann aber schon etwas zu viel (Information) auf einmal.

Er liebte die Stille und am liebsten hätte er das Abendessen alleine hier in seinem Arbeitszimmer zu sich genommen, frei und bei sich
Ich glaube, du hast diesen Satz bereits geändert.
„alleine hier“ und dann noch „bei sich“ passt m.E. nicht.

Er schaute sich die Fotos der Hostessen genauer an.
Hier würde ich die Reihenfolge oben ändern. Aktuell ist doch auf dem Bildschirm die Golfreisen-Sache zu sehen. :klug:

das sich zwischen achtlos dahingesprochenen Worte legte, der Vorhang, der nicht gehoben werden konnte. Ein Piepston kündigte eine Nachricht an
prüfte, ob ein Zipfel des Hemdes herausgerutscht war. Er hatte keinen Hunger. Die Holztreppe knarzte von seinen Schritten.
Zwei Stil-Beispiele, wie du zusammenhanglos neue Perspektiven oder Aktionen zelebrierst.
Mich persönlich wirft das immer ein wenig heraus, als ob ich mich wild umschaue und immer was Neues auf mich zukommt. Eine gewisse Ruhe geht hier verloren.

Klappern an der Haustür, langsame Schritte näherten sich.
„Wird auch Zeit, Niki.“
„Hörst du uns überhaupt zu?“
Ja, die Dialoge … Wer spricht hier?

„Ja, ehrlich, mach ich. Kommen zehn bis fünfzehn Leute. Ganz oldschool. Die meisten kennt ihr: Sachenhausen, Lerchesbergring. Keine Ausländer. Alles cool.“
Die Eltern fragen wegen Schule, wen er getroffen hat, wegen Abschlussball und der Junge antwortet, wie viele Leute er zur Party einlädt.
Hm … Weiß nicht. Habe den Verdacht, auch in dieser Geschichte reden die Leute aneinander vorbei. :lol:

Die meisten kennt ihr: Sachenhausen, Lerchesbergring.
„Jungs und Mädchen?“
Wenn sie doch die meisten kennen, warum muss Vater/Mutter (?) hier denn nachfragen, ob es Mädchen oder Jungs sind? Oder sind das gar keine Namen sondern Ortsteile? (klingen für mich auf jeden Fall so).

„Kein Wodka oder so Zeug!“
„Ja, Mama. Bisschen Bier, paar Shots, mehr nicht.“
Bin jetzt nicht der Shot- oder Cocktail-Experte. Habe aber gehört, dass Shots auch mit Wodka zubereitet werden.

Niki fiel die blonde Bitch ein, die er eingeladen hatte. Sie wollte ihre Freundin mitbringen, war vierzehn und kam aus dem Gallus.
Wer war 14 und kam aus dem Gallus (aha, Frankfurt)? Bitch oder ihre Freundin?

Moritz von Heide schaute seinem Sohn direkt in die Augen und der hielt dem Blick stand. Sie grinsten beide. Eine Spur von Neid mischte sich in Moritz Gedanken.
Eine schöne (Foreshadowing-)Stelle! :thumbsup:

Pauline plapperte fröhlich mit starrem Blick, ohne jemand anzuschauen, umgab sich mit einem kunstvollen Kokon und erzählte von dem Hotel in Bayern, dessen Therme ein Außenbecken aufwies, das erlaubte, unter nächtlichem Sternenhimmel das Alpenpanorama zu genießen. Moritz wollte weg, seine Finger zitterten leicht.
Habe hier zunächst verstanden, dass Moritz und Pauline zusammen verreisen …

Als kleiner Jungs waren sie ihr auf Schritt und Tritt gefolgt.
Hier stimmt was nicht.

Sie stellte sie auf einen Hocker, damit sie zum Küchentisch reichten,
Wen? Ihren Sohn und später auch ihren Enkel?

„Hast du alles für die Party?“
Wer sagt das? Die Oma? Finde das anstrengend, hier immer raten zu müssen.
Ist die Mutter da schon weg? Wo ist/was macht der Vater? Von dem hört man auch nichts mehr ...

„Ne, lass mal. Ich hab Catering bestellt. Ah: heute Abend kann es laut werden(PUNKT) “

wenn sie strauchelte war irgendeiner der Jungs da, der sie auffing, als wäre sie ein Ball und wieder zurück in ihre Traumwelt schubste.
Gefällt mir!

Zwei andere Mädchen movten neben ihr. Sie kannte sie nicht. Eine hatte seidenblonde Haare, war älter.
Wie kann man die Oma für ein Mädchen halten? Miriam muss ja schon sehr weit weg sein.

Die anderen Mädchen hörte sie aus der Ferne kichern und lallen
Ist die Mucke aus oder wie kann sie die anderen aus der Ferne hören?

und so viel Ice Cube dröhnte in ihre Ohren
Ah. Doch noch Musik an. Wohl wesentlich leiser aber, oder?

Sie schluckte das rosa Pillchen, das er ihr in den Mund steckte und (DABEI) sein süßestes Lächeln zeigte.

Gänsehaut, Sie dachte nicht nach, konnte es nicht, ließ es geschehen.
Gänsehaut, sie dachte
Gänsehaut. Sie dachte

Die war derart zugedröhnt, als wäre es ihr völlig egal, dass sich auch Max sich an ihr zu schaffen machte.
1x sich kann raus.

Sie hörte die schmatzenden Geräusche,
Hm. Diese Szene ist doch aus der Sicht Nikis … Oder fehlt da ein Absatz?

Sie lachten, grölten und glotzten, rochen den(?) die(?) Ausdünstungen,

„Krass. Was für eine Schlampe!“
Wer spricht? Später auch wieder.
Sorry. Aber hier habe ich Probleme. Wie soll ich mich in Personen hineinversetzen, mit ihnen fühlen etc., wenn ich nicht weiß, wer da was macht/sagt?

Eine Dose Redbull war das Letzte, das sie in ihr probierten.
Ich hoffe doch sehr, die stecken ihr das in das richtige Lo… :Pfeif:

Eins der Mädchen, (KEIN KOMMA)hielt sich ein Handtuch vor die Nase und versuchte vergeblich, Miriam die Hose überzustreifen.

presste ihre glühenden Backen in die Jacke
Ups, ist die aber gelenkig. :confused:

Sie wachte sie(?) zusammen mit dem Gesang
Wieder so ein Flüchtigkeitsfehler. :Pfeif:

ohne sich eins der alten Fotos anzuschauen(KEIN LEERZEICHEN) .

Meistens lief sie bis zum Bäcker unten in der Nähe der Straßenbahngleise.
Worüber reden wir jetzt? Gedanken an Montparnasse? Oder geht sie jetzt gerade raus?

neben der durscheinenden Haut des Mädchens
Neben der was?

beugte sich über das Mädchen, strich ihr über das feuchte Gesicht.
„Das“ Mädchen: „ihr“ passt da nicht.

Neben ihm die weißhaarige Frau, aufrecht und hoch aufgeschossen. Später sagte einer, dass lodernde Flammen von ihr ausgingen. Niki, Max und all die anderen. Über die Gehwege, den Straßenasphalt, den Berg herab, angetrieben vom Wolf, weg aus dem Viertel, auf den Bäumen Krähen und Elstern, die zuschauten und fröhlich krächzten.
Was ist denn da passiert? :confused:

Die Idee, dass die Oma da mittanzt (habe ich das richtig verstanden?) gefällt mir gut.
Mit dem Ende, dem Wolf und das, was dann geschah und ich nicht richtig verstanden habe, kann ich nicht so viel anfangen.
Mich hätte z.B. auch interessiert, was aus der Escort-Sache geworden wäre. Schließlich wurde das ja direkt im zweiten Satz als Aufhänger eingebaut.

Hoffe, du kannst mit meinem Kommentar was anfangen. Hört sich jetzt nach viel Kritik an, dennoch haben mir Idee und Story gefallen.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Lieber The Incredible Holg

vielen Dank, dass du den Text so aufmerksam gelesen hast... Mittlerweile habe ich alle (genannten) Schludrigkeiten beseitigt :Pfeif:

das ist wieder mal ein ganz eigener Text von dir. Mittlerweile glaube ich, dass ich auch deinen Stil ganz gut wiedererkennen könnte.
das ist gut, daran arbeite ich...

in der sich hinter der gutbürgerlichen Fassade der eine oder andere moralische Abgrund auftut. Bestimmt magst du Filme von Chabrol.
die Filme von Chabrol sind oft anstrengend, man braucht Konzentration, um die Feinheiten zu erkennen, aber du hast Recht, ich mag diese Art künstlerischer Gestaltung und möchte so ähnlich erzählen...

Allerdings stelle ich fest, dass ich dadurch im Verlauf des Lesens gleichmäßig aufmerksam bleibe und nicht zu früh (vermeintlich) Wichtiges von (vermeintlich) Unwichtigem zu trennen beginne. Keine Ahnung, ob das ein beabsichtigter Effekt ist.
Den Perspektivwechsel, den manche hier kritisch sehen, will ich verteidigen. Ich habe damit in früheren Geschichten experimentiert und glaube nach wie vor, dass die Methode einen anderen Zugang zu einem Geschehen ermöglicht, auch wenn es für den Leser anstengender wird.

Ich hätte es als organischer empfunden, wenn sich das früher angedeutet hätte, wenn man z.B. schon mal beim Blick aus dem Fenster den Wolf im Wald gesehen hätte.
mm, darüber habe ich wirklich lange nachgedacht, und es dann verworfen, weil ich den frühen Schwenk ins Mystische vermeiden wollte...

Am Ende bleibt vieles offen: Was wird aus Miriam? Ist sie auf ewig gebrandmarkt? Wie kommt sie damit zurecht? Findet sich alles aus dieser Nacht im Internet wieder? Und wirft Martha tatsächlich ihre verdorbene Bagage aus dem Haus? Wie reagieren die darauf? Aber irgendwo muss man ja abblenden, das passt schon so, sonst würde es ein Roman.
Klar, da ist einiges offen, kommt mir (wie beim Luis) auch so vor, als könne es sich um das erste Kapitel eines Romans handeln. Vielleicht steht darin die Villa im Zentrum, ohne die von der Heides, vielleicht wohnt dort Martha, zusammen mit Miriam, mit anderen und sie versuchen sich daran, eine Utopie Wirklichkeit werden zu lassen, beschützt vom Wolf :read:

viele Grüße
Isegrims

@Friedrichard wieselmaus GoMusic: ich brauche Zeit, um angemessen zu antworten, lieben Dank für euren Kommentar

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Ich hätte es als organischer empfunden, wenn sich das früher angedeutet hätte, wenn man z.B. schon mal beim Blick aus dem Fenster den Wolf im Wald gesehen hätte.
mm, darüber habe ich wirklich lange nachgedacht, und es dann verworfen, weil ich den frühen Schwenk ins Mystische vermeiden wollte...
Also, wenn da einfach nur ein Wolf im Wald rumläuft, hat das ja nicht zwangsläufig etwas Mystisches, das kann man ja auch ganz naturalistisch darstellen.

Just sayin'.

Grüße vom Holg ...

 

The Incredible Holgschreibt

Also, wenn da einfach nur ein Wolf im Wald rumläuft, hat das ja nicht zwangsläufig etwas Mystisches, das kann man ja auch ganz naturalistisch darstellen.
so naturalistisch, dass man in NRW, nachdem zweimal je ein Wolf gesichtet wurde - einer wurde zudem überfahren, was ja ganz praktisch ist - das Jagdgesetz geändert werden soll, um den Wolf - als würde er die Gedankengänge der Hubertuslobby und des Politklüngels begreifen können - zur Jagd frei zu geben, um Rudelbildung, also Familiengründung, zu verhindern und ein abschreckendes Beispiel für Grenzgänger zu geben und potenzielle Familiengründer vor allem aus Niedersachsen abzuschrecken. Der Mythos des bösen Isegrim lebt ...

Man wird schon verstehn, warum ich den Artikel vorsetz und das Genitiv-s weglass, ne?

Nix für ungut

Friedel

 

Lieber Holg. lieber Friedel,

der Wolf taucht nun doch am Anfang auf, ich hab's wie folgt geändert:

Im Licht einer goldenen Abendsonne saß Moritz von der Heide an einem zierlichen, antiken Schreibtisch. Als er aus dem Fenster blickte, schweifte sein Blick von der wuchernden Stadt, den Türmen Frankfurts, die zum Himmel strebten, den Punkten, die über Straßen und Wege flohen, bis zu den Rändern des Waldes, der im Süden die Stadt umgab. Ein jaulender Ton erklang und Moritz bemerkte einen grauen Schatten am Waldrand.

viele Grüße
Isegrims

später mehr (heute ist echt ein hektischer Tag)

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedrichard

lieben Dank für die Entschlüsselung meines kleinen Stücks über das Mädchen, die Großmutter und den Wolf. Komischerweise war der Rekurs auf das Grimmsche Märchen überhaupt nicht mein erster Gedanke beim Schreiben. Ich wollte diese erschreckende Vergewaltigung in eine Form bringen , die etwas mehr Hoffnung zulässt. Dafür brauchte ich den Wolf und Martha.

Nun gut, Frau Duwe hat schon eine interessante, wenn auch - im Gegensatz zu Dir -eher nicht gelungene Variante der bekanntesten Mär der Grimm(!) Bros. gegeben.
Also keine Nacherzählung, soll ja gelesen werden, gelle? Und - keine Überraschung für mich - et jeht janz jut und - um den Stabreim zu vollenden - jefällt.
ich kenne die Adaptation von Frau Duve nicht, aber danke, dass dir meine Geschichte besser gefällt.

nicht von Sex & Drugs, statt Rock ‘ n ‘ Roll halt Hiphop und – was zum Deibel ist „Bem bem“ (ist die Welt schon so plemkacki?), kurz, bis zur Blödsinnigkeit gesteigertem Konsumwillens.
bäm bäm ahmt den Hip-Hop Sound nach :)

Passt also, dass Martha sich um Miriam schwesterlich kümmert.
du erklärst die Namen und tatsächlich, mit der Namensgebung habe ich mir was gedacht, das war kein Zufall, was Martha, Miriam und Niki betrifft.

Animalisches Triebwesen = nacktes Heidentum!
mm, das wäre auch möglich gewesen, die Auflösung, die Wende durch den Glauben (nur leider bin ich nicht besonders gläubig und glaube, dass ein solches Erlebnis eher durch erfahrbare Liebe geheilt werden kann, wenn überhaupt)

Deine Korrekturen habe ich dankbar übernommen...
wünsche dir einen goldenen Sonnentag
viele Grüße
Isegrims

Liebe wieselmaus

ach, das war ein schön zu lesender Kommentar :read::rolleyes:

Du hast einen eigenen, für mich angenehmen Stil, nicht exaltiert, ab und zu mit schönen Bildern.
:hmm:

Zuerst dachte ich, du hast deine Serie "Mächtige - " weiterverfolgt. Immerhin geht es hier auch um Machtmissbrauch auf einer ganz schlimmen Ebene, nämlich zwischen Jugendlichen.
mit dem Gedanken habe ich gespielt, aber es fühlte sich nicht richtig an, es unter der Serie einzustellen...

Mir war nicht ganz klar, warum sie das Treiben Nikis und seiner "Freunde" nicht früher unterbindet. Immerhin hat sie ja eine Art Aufsicht, wenn die Eltern außer Haus sind.
sie lebt in einer jahrelangen Lethargie, schaut weg und sieht nicht, was sie sehen müsste, so wollte ich es zeigen... jetzt wacht sie auf...

Miriam, zuerst Mitläuferin, dann Opfer, ist in ihrer enthemmten Phase recht eindrucksvoll "gezeigt". Diesem Show-Teil hast du viel Raum gewidmet.
dennoch ist das der Kerne der Geschichte...

Und was wird jetzt aus Miriam? Wird Großmutter Rotkäppchen physisch und psychisch gesundpflegen können?
ich hoffe sehr, dass es so kommt...
Du siehst, deine Geschichten verlangen Fortsetzungen. Ist dir ja nicht neu.
mm, vielleicht wird es ja doch ein Roman - irgendwann

Was mir besonders gefällt: Großmütter haben Hochkonjunktur. Das sollte doch Frauen allgemein mit dem Alter versöhnen.
unbedingt! :thumbsup:

ich wünsche dir einen schönen Tag... du wirst ja im badischen genug Sonne haben... :schiel:
Isegrims

wird fortgesetzt

 
Zuletzt bearbeitet:

Nix zu danken, weisze doch,

liebe Isa,

und je mehr herausgelesen oder hineingedeutet werden kann, um so besser der Inhalt, selbst wenns an der/den eigenen, urprünglichen Intention/en vorbeigeht

Ich wollte diese erschreckende Vergewaltigung in eine Form bringen , die etwas mehr Hoffnung zulässt. Dafür brauchte ich den Wolf und Martha.
Mit der Hoffnung* (= Erwartung, Gegenprobe: Unerwartet = unverhofft) sind wir mitten im Korintherbrief, ob man will oder nicht.

Animalisches Triebwesen = nacktes Heidentum!
mm, das wäre auch möglich gewesen, die Auflösung, die Wende durch den Glauben (nur leider bin ich nicht besonders gläubig und glaube, dass ein solches Erlebnis eher durch erfahrbare Liebe geheilt werden kann, wenn überhaupt)
Überrascht es Dich, dass ich mal Presbyter war und da sogar einer der jüngsten Finanzkirchmeister, ohne an Gott zu glauben (kommt nicht drauf an, was einer glaubt, sondern was er tut). Und doch hat "glauben", von dem richtigerweise gesagt wird, nicht wissen sei es, mit "vertrauen" zu tun, das eng mit der Liebe zusammenhängt - die ja mehr ist als das animalische Erbe.

Die Lösung von "Bem, bem" beruhigt mich nun wieder

wünsche dir einen goldenen Sonnentag

Gruß aus dem vom Wetter her umkippenden Pott (wird ja auch Zeit, dass es mal wieder regnet, müssen ja nicht Badewannen auf den qcm sein ...)

Friedel

* Ich zitier mal was Schräges, was gleichwohl gültig und ernst gemeint ist, dass "hoffen" mit "hüpfen" verwandt sei und zwar i. S. eines "[vor Erwartung] zappeln, aufgeregt umherhüpfen" (Duden Bd. 7, Stichwort hoffen)

 

So: ich habe jetzt richtig viel gekürzt, aus zehn Seiten sieben gemacht, wow, das war mühsam... und die Dialoge überarbeitet... :hmm:

GoMusic Friedrichard: ich antworte euch morgen:Pfeif:

 

Hallo GoMusic

lieben Dank für deine ausführlichen Anmerkungen. Ich habe den Text mittlerweile sehr gestrafft und hoffe dadurch ihn prägnanter und konzentrierter gestaltet zu haben...
Einiges von dem, was du erwähnst, habe ich umgesetzt, alles jedoch nicht...:)

Zwei Stil-Beispiele, wie du zusammenhanglos neue Perspektiven oder Aktionen zelebrierst.
Mich persönlich wirft das immer ein wenig heraus, als ob ich mich wild umschaue und immer was Neues auf mich zukommt. Eine gewisse Ruhe geht hier verloren.
der Perpektvenwechsel ist für meine Idee, meine Erzählweise wichtig, ich habe die Wechsel allerdings etwas umgeschrieben, um es für den Leser (der sich ruhig anstrengen darf :) nachvollziehbarer zu machen...

Klappern an der Haustür, langsame Schritte näherten sich.
„Wird auch Zeit, Niki.“
„Hörst du uns überhaupt zu?“
Ja, die Dialoge … Wer spricht hier?
Moritz oder Pauline sprechen, wer ist gar nicht wichtig...

Die Eltern fragen wegen Schule, wen er getroffen hat, wegen Abschlussball und der Junge antwortet, wie viele Leute er zur Party einlädt.
Hm … Weiß nicht. Habe den Verdacht, auch in dieser Geschichte reden die Leute aneinander vorbei.
ja :D
Die meisten kennt ihr: Sachenhausen, Lerchesbergring.
„Jungs und Mädchen?“
Wenn sie doch die meisten kennen, warum muss Vater/Mutter (?) hier denn nachfragen, ob es Mädchen oder Jungs sind? Oder sind das gar keine Namen sondern Ortsteile? (klingen für mich auf jeden Fall so).Jungs und Mädchen sind raus und der Lerchsebergring in Frankfurt-Sachsenhausen ist ne Villengegend...

Bin jetzt nicht der Shot- oder Cocktail-Experte. Habe aber gehört, dass Shots auch mit Wodka zubereitet werden.
stimmt: Nikis Mutter rafft nicht, dass er sie verarscht...

Zwei andere Mädchen movten neben ihr. Sie kannte sie nicht. Eine hatte seidenblonde Haare, war älter.
Wie kann man die Oma für ein Mädchen halten? Miriam muss ja schon sehr weit weg sein.
rausgenommen...

Die anderen Mädchen hörte sie aus der Ferne kichern und lallen
Ist die Mucke aus oder wie kann sie die anderen aus der Ferne hören?
raus...

„Krass. Was für eine Schlampe!“
Wer spricht? Später auch wieder.
völlig egal; das kann unbestimmt bleiben

Die Idee, dass die Oma da mittanzt (habe ich das richtig verstanden?) gefällt mir gut.
Mit dem Ende, dem Wolf und das, was dann geschah und ich nicht richtig verstanden habe, kann ich nicht so viel anfangen.
ne, die tanzt nicht mit, das habe ich auch verändert...

Mich hätte z.B. auch interessiert, was aus der Escort-Sache geworden wäre. Schließlich wurde das ja direkt im zweiten Satz als Aufhänger eingebaut.
kann ich mir vorstellen, dass dich das interessiert :Pfeif::D

Lieben Dank und verregnete Grüße
Isegrims

Lieber Friedrichard

so naturalistisch, dass man in NRW, nachdem zweimal je ein Wolf gesichtet wurde - einer wurde zudem überfahren, was ja ganz praktisch ist - das Jagdgesetz geändert werden soll, um den Wolf - als würde er die Gedankengänge der Hubertuslobby und des Politklüngels begreifen können - zur Jagd frei zu geben,
so lange, viel zu lange, leben Mythen, da kann man ruhig etwas dagegen setzten, sagt Isegrims...

Wer weiß, was wir von Wölfen lernen können
viele Grüße in das Grenzgebiet
Isegrims

Ah: ich werde die Geschichte am Montag löschen, weil ich sie bei einem Wettbewerb eingereicht habe und nicht sicher bin, ob der Terminus "unveröffentlicht" auch das Internet umfasst...

 

Ah: ich werde die Geschichte am Montag löschen, weil ich sie bei einem Wettbewerb eingereicht habe und nicht sicher bin, ob der Terminus "unveröffentlicht" auch das Internet umfasst...
Oh mann, war ich gestern frustiert vom BVB und denk heute, sind halt zumeist noch Kinder mit einigen Betreuern - betreutes Spielen halt -, aber immerhin hab ich gestern Nacht noch hier reingeschaut (Du wirst mir verzeiehn, gelle?) - aber Deine Unsicherheit/Frage kannstu doch selber lösen - denn wo ist die Geschichte bisher "öffentlich gemacht"?

Hi Isa,

alles schon weggeschickt? Hat mich in der Nacht nicht von abgehalten, noch mal durchzusehn.Und: Die Straffung ist gelungen. Wäre nun nicht meine Art, wenn ich nur deshalb vorbeischau und nix zu mosern hätte. Keine bange, ist nix schlimmes. Also in der Reihenfolge des Auftritts:

Im Licht einer goldenen Abendsonne saß Moritz von der Heide an einem zierlichen, antiken Schreibtisch.
Gibt es mehr als eine Sonne, die uns gülden kommen kann? Besser „der … Abendsonne“, was nicht im Widerspruch zu einer „milchigen“ weiter unten stehen muss.

Als er aus dem Fenster blickte, schweifte sein Blick von der wuchernden Stadt, den Türmen Frankfurts, den Punkten, die über Straßen und Wege flohen, bis zu den Rändern des Waldes, der im Süden die Stadt umgab.
Ja, „fliehen“ mit Anklang an „fliegen“, was sich auch im Prät. „flogen/flohen“ hält, ist gut, aber ist der „Süden der Stadt“ nicht auch südöstlich und -westlich? Weiß gar nicht, ob Ffm.* den Begriff „Südstadt“ kennt (da hats Köln einfacher, gell?). Warum dann nicht „zu den Rändern des Waldes, der die Südstadt umgab“?

Ein Piepston kündigte …
Der Piep braucht in der Zusammensetzung kein Genitiv-s: Piepton reicht an sich

Er klappte den Laptop zu und prüfte, ob ein Zipfel des Hemdes aus der Hose gerutscht war.
Besser Konj. „gerutscht wäre“ - gleich geht’s doch.

Die von der Heides …
Gentiv-s kann weg (auch kein Apostroph notwendig bei Namen, besonders wenn zudem „der“ genitiv-erheischende Artikel Teil des Namens „von der Heide“ ist)
Niki hörte zu, nickte, antwortete und überlegte sich, ob der …
Geht auch ohne Reflexivpronomen

Er stellte sich vor, wie er das Wohnzimmer für die Party umstellen würde. Die Boxen vor die Terrassentür, damit die Bässe schön ins Haus wummern.
Warum „wummern“ plötzlich als Indikativ?
Mm,[...]ja.“

Was ein Brett.
Ist das nur ne Aussage? Ich hör einen (natürlich stummen) Ausruf!

Ihr wurde heiß und es gefiel ihr, als er ihr den Hals küsste. Sie hob die Arme, damit er ihr das Top abstreifen konnte, spürte Nikis warme Haut auf ihrem Hals und ihrem Bauch. Küsse, Berührungen. Gleichzeitig drückte sich der andere Junge an sie. Nikis Augen waren rötliche Blitze. Er zog ihr die Hose aus. Es war gut, als er in sie eindrang. Sie wurde eins mit der Musik. Der andere presste sich enger an ihre Schenkel, der Hauch seines schnellen Atems kitzelte an ihren Haaren. Gänsehaut. Sie dachte nicht nach, konnte es nicht, ließ es geschehen. Filmriss.
Warum ein ganzer Absatz?
Ihr wurde ...gefiel ihr, als er ihr ... er ihr … abstreifen konnte, spürte ... Haut auf ihrem Hals und ihrem Bauch. … zog ihr die Hose aus. ... presste sich enger an ihre Schenkel, ...kitzelte an ihren Haaren. Gänsehaut.
Name und Artikel tun‘s manchmal auch … Solltestu noch mal ausprobieren

Was für eine Gelegenheit für Niki.
Ausruf?, vllt. besser als bloße Aussage
„Steck ihr was rein, gib[‘s] ihr hart, die braucht das.“

„Ach, die is[t] komplett weg, die checkt nichts mehr.“
Niki beugte sich unterdessen über die Kloschüssel, war zu träge[,] sich zu bewegen[,] und suchte nach Aspirin.

... und man konnte die Grashalme rauschen hören.
Warum nicht sogar „wachsen hören“? Marthas Wahrnehmung ist doch gesteigert

Die alte Frau brachte Miriam ins Haus, legte sie in ihr eigenes Bett und gab ihr heißen Tee.
Wie brachte Martha Miriam ins Haus, das ins Bett legen spricht fürs mühsame „tragen“, wahrscheinlich „trug die alte Frau Miriam ins Haus“. Das Leben ist allemal immer noch Mühsal und arebeit.

Sie strich Miriam über die Haare, bis die Worte leise aus ihr heraussprudelten.
„Sie strich Miriam übers Haar“ als Sammelbegriff reicht doch und ist poetischer als das Gestrüpp

Was sie viele Jahre vergessen wollte, drang in ihr Bewusstsein[,] und sie wusste genau, was sie machen musste.

Später sagte einer, dass lodernde Flammen von ihr ausgegangen waren.
Du referierst hier die wörtl. Rede eines andern, also allemal Konj., (ausgegangen wären), der zudem durch das Prät. „trieben“ und „krächzten“ verstärkt würde. Der Konj. II von gehen wäre aber mit einem abschließenden e („ginge“) oder Apostroph zu adeln.

Sie trieben Niki, Dennis und all die anderen vor sich her. Es ging den Berg herab, weg aus dem Viertel, während auf den Bäumen Krähen und Elstern fröhlich krächzten.
Wobei nun die Frage auftaucht, warum im folgenden Absatz diese unseligen würde-Konstruktionen, wenn nach meiner Überzeugung gerade da der Indikativ in Form des einfachen Futurs hingehört, weil sie nicht ins Alterheim gehen wird/braucht, und das Haus mit Leben gefüllt wird
Die Villa gehörte ihr. Sie würde nicht ins Altersheim gehen. Sie würde das Haus mit Leben füllen. Es war längst nicht zu spät. Das Mädchen war wach, als sie zum Bett trat.

Immerhin ist der Ausroller rot ...

Ich drück Dear Daumen und Fingerchen!, und bin sicher, dass es werden wird!

Bis dann

Friedel


*Fahr bestenfalls nur durch den Moloch, wenn ich mal meinen Gynäkologen in Schwalbach besuch ...

 

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