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Mars und Venus
Männer sind vom Mars. Frauen von der Venus. Soweit ist alles klar. Keine Einwände.
Aber habt ihr euch jemals Gedanken darüber gemacht, wer zu dieser glorreichen Einsicht gelangt ist, und vor allem: wie?
Früher - sagen wir vor 3000 Jahren - da sah das Ganze nämlich noch anders aus! Da hieß es: Männer sind aus Ackerboden. Frauen aus Rippen.
Und auch vor ca. 300 Jahren hieß es noch: Männer sind den Acker bestellen. Frauen kochen schon mal die Schweinerippchen fürs Abendessen.
Woher kommt jetzt plötzlich die Idee, dass Männer und Frauen von völlig unterschiedlichen Planeten kommen? Was muss dieser Mensch gesehen haben, dass er sich die beiden Geschlechter nur als Lebewesen vorstellen kann, die sich Lichtjahre voneinander entfernt entwickelt haben müssen?
Klar, hierfür kann nur ein tief greifendes, psychisch total aufwühlendes Ereignis verantwortlich sein! Und ob ihrs glaubt oder nicht, ich habe dieses Erlebnis nachvollzogen!
Todesmutig, für meine Recherchen alles aufs Spiel setzend, habe ich es gewagt in Bereiche vorzudringen, die kein Mensch jemals so zu Gesicht bekam! Um herauszufinden, warum Männer und Frauen nur von unterschiedlichen Planeten kommen können, habe ich mich der Erforschung des Indikators gewidmet, an dem sich am allerdeutlichsten ablesen lässt, wer ein echter Mann und wer eine echte Frau ist: Der Fernseher!
Schritt 1 meines lebensmüden Experiments gestaltete sich glücklicherweise noch recht einfach: Ich beschäftigte mich zunächst mit der Beobachtung des weiblichen Geschlechts vor der Flimmerkiste, was aufgrund meiner perfekten Tarnung *haha* recht einfach war.
Die observierten Individuen hatten bereits bei meiner Ankunft das Ambiente passend zum Anlass gestaltet: Man konnte kaum laufen, da der Boden übersät war von Kissen und Matratzen zwischen denen sich ca. 10 Tafeln Schokolade, 3 Packungen gelatine- und fettfreie Gummibärchen, 8 Mädels und 2 Flaschen Baileys tummelten. Der Geräuschpegel lag irgendwo zwischen einem startenden Airbus 320 und einer landenden Boeing 747, nur einige Oktaven höher. Umso leiser wurde es jedoch, als der Fernseher nach ca. zweistündigen Vorbesprechungen, wer neben wem liegen durfte und wer im Ernstfall mit wem aufs Klo ging, endlich angeschaltet wurde und das Abendprogramm, bestehend aus sämtlichen Staffeln von „Sex and the City“, endlich anfing.
Unterbrochen wurde diese Stille nur noch von gelegentlichen Seufzern à la „Ach ist der süß!“ oder „Nein, sie macht nicht wirklich Schluss, oder?“ und einigen unterdrückten Schluchzern sowie schwer zu unterdrückendem Gekicher.
Meine weiteren Erinnerungen an diesen Abend verschwimmen leider etwas, da ich zwischendurch irgendwie was ins Auge bekam und es nicht aufhören wollte zu tränen...;-)
Aber natürlich war ich am nächsten Abend wieder fit um meine Forschungen nun ganz der auf dem Mars heimischen Spezies zuzuwenden.
Hier war für das unauffällige Eindringen in deren Lebensraum eine etwas aufwendigere Tarnung nötig. Einem Insidertipp folgend bewaffnete ich mich mit einigen Flaschen eines hopfen- und malzhaltigen, alkoholischen Getränkes und wurde prompt ohne weitere Kommentare eingelassen.
Die Beschaffenheit dieses Terrains war eine völlig andere als bei dem weiblichen Geschlecht: statt herumkugelnden kichernden Mädels, saßen ca. 4 Jungs in Reih und Glied auf einer Couch umgeben von Bierkästen und Chipstüten. Es herrschte einvernehmliches Schweigen, was meinen immer noch strapazierten Ohren recht gut tat. Ich hatte mich gerade auf das Sofa gequetscht und suchte verwundert nach der physikalischen Erklärung, wie 5 Menschen, 4 davon über und über mit Schals und Bier beladen, auf ein handelsübliches Dreisitzersofa passen konnten und das für mehrere Stunden, da klingelte es an der Tür.
Anders als auf der Venus, wo alle paar Minuten jemand zu Tür stürmte „Ich glaube es hat geklingelt! Das ist bestimmt die XY!“, schienen sie hier auf dem Mars nicht zu wissen, was so ein Klingelzeichen bedeutete.
„Ähm, da ist wohl jemand an der Tür...“, versuchte ich aufzuklären. „Hm, das ist die Pizza.“ kam es zurück.
Nach einem weiteren Klingeln ging allmählich ein drängendes Raunen durch die Gruppe und schließlich erhob sich schwer seufzend einer der Marsianer und öffnete dem Pizzaboten. Als er zurückkam, ging plötzlich alles ganz schnell: Während der Pizzamarsianer noch dabei war, die Pizzen zu verteilen, rief auf einmal jemand: „Anpfiff!“ und in Sekundenbruchteilen war die ganze Mannschaft wieder auf der Couch versammelt, die Pizza verteilt, jeder mit Bier bewaffnet und die Flimmerkiste auf voller Lautstärke angeschaltet.
Dann folgte eine unglaubliche Verwandlung: die vorher stillen und passiven Couchpotatoes wurden plötzlich zu schreienden und umherspringenden Irren! ( Was auch die Erklärung für das 5-Leute-auf-3er-Sofa-Problem ist: es saßen eh nie mehr als 3 gleichzeitig!)
Auch in dieser Atmosphäre schossen mir nach einiger Zeit die Tränen in die Augen, was einerseits daran lag, dass mir jemand mit voller Wucht auf den Fuß sprang und mir gleichzeitig jemand anderes seinen Schal ins Gesicht wedelte, woraufhin ich mir vor Schreck die Bierflasche schmerzhaft gegen die Schneidezähne schlug und andererseits weil : „Schieß doch du Depp! Schieß doch! Was pfeift der denn? Das war doch niemals Abseits! Banane! Banane! Verdammt, Schiri, wir wissen wo dein Auto steht!!! Nein! Nicht! Wo ist denn die Abwehr! Mach schon! Neiiiiiinnnn!!!“
Männer sind vom Mars. Frauen von der Venus.
Und der Fernseher?
Der bringt das Alien in jedem von uns zum Ausdruck.