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Marie schläft in der Schleuse

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08.03.2016
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Marie schläft in der Schleuse

„Why do you always want to fight with me?“
Plakativ setzte sich Marie ein Stück von Des weg. Immer wenn sie nervös wurde, verfiel sie in eine Fremdsprache.
Wortlos hüpfte Des hinterher und begann wieder, sie in die Schulter zu pieksen.
Erst legte Marie die Stirn in Falten. Dann belegte sie Des mit einem biestigen Blick. Doch es half nichts. Des stocherte immer weiter, mittlerweile so kraftvoll, dass Marie nicht wusste, was schlimmer war: die Schmerzen oder die beginnende Taubheit. Es kribbelte schon. Nein, es musste aufhören. Marie stand auf und ging aus dem Raum. Sie verließ ihn aber nicht einfach nur, sondern zog vorher den Schlüssel ab, schmiss die Tür hinter sich zu und verriegelte doppelt. Den Schlüssel ließ sie nicht stecken, sondern packte ihn in die Schubladenkommode, die unter dem Flurspiegel stand.
Danach schaute sie in den Spiegel. Was sie erblickte, war ein Verlauf: Ihre Stirnfalten wurden sekündlich tiefer, ihre Augen rutschten immer mehr in die Höhlen und ihre Mundwinkel hingen wie Lefzen durch. Sie nahm den Spiegel von der Wand und hängte ihn verkehrt herum wieder auf. Dann horchte sie. Kein Ton drang aus dem Wohnzimmer.
Wankend stand sie im Flur und sah abwechselnd vom Wohnzimmerschloss zur Flurtür. So ging es einige Minuten. Irgendwann hörte sie etwas rumoren und zuckte zusammen. Kam das Geräusch aus dem Wohnzimmer? Sie verharrte wie in Stein gemeißelt und hielt den Atem an. Nichts mehr zu hören. Ihre Luft wurde knapp. Sie musste wieder atmen.
Sie fuhr sich durchs Gesicht. War da Schweiß auf ihrer Stirn? Aber ihr war doch kalt. Oder war ihr heiß? Beides? Nun wollte sie sich im Spiegel besehen, doch sie fand ihn nicht mehr. Sie stand vor der Kommode und blickte auf die leere Wand. Minutenlang. Zerkratzte ihre Hände, riss sich die Haare vom Kopf.
Dann ging Marie zur Wand. In Zeitlupe weiteten sich ihre Augen in Entsetzen und funkelten. Erst betastete sie die Fläche nur, dann kratzte sie über die Struktur und suchte einen Anfang. Aber sie spürte keine Erhebung. Ihre Finger gruben sich tief in die Faser. Fingernägel splitterten, Haut riss, Blut lief. Ohne Resultat.
Dann schrie sie – mitten auf die dunkelroten Schlieren kreischte sie all ihre Agonie und ließ die Wände beben. Keine Antwort.
Kurz darauf war die Schleuse so grau wie zuvor. Das Rot war aufgesaugt worden. Es würde bald nicht mehr zu sehen sein.
Dann bröckelten die Wände. Marie bangte und hielt sich an der Kommode fest. Ein Erdbeben durchzog den Flur. Oder war es etwas anderes? Marie wackelte, die Kommode ebenfalls.
Marie zog das Möbelstück fester an sich, umklammerte es mit Leibeskräften, eine Ewigkeit. Dann zerbarst der Gegenstand. Sie blieb gekrümmt stehen. Splitter drangen in Maries Leib. Ihr Körper absorbierte sie wie ein saugendes Nadelkissen. Eine Zeitlang. Dann blieben einige stecken. Marie blutete. Schmerz durchrüttelte sie. Ihr Körper sog nicht mehr, er stieß ab. Die Splitter schossen wieder heraus. Fontänen von Blut spritzten hinterher. Marie taumelte. Die Springbrunnen malten neue Muster. Ihre Schmerzen wurden dunkler, reichten tiefer. Marie heulte ungehemmt. Die Tränen zogen Bahnen. Salz und Hitze brannten Krater.
Verlaufende Pfützen zogen Maries Blick zu Boden. Alle Splitter hatte sie nicht aufgenommen. Einige lagen noch zu ihren Füßen. Darunter funkelte Metall – der Schlüssel zur Wohnzimmertür.
Marie beugte sich hinab. Die Bewegung pumpte sie leer. Ihre zitternde Hand ertastete den Schlüssel, griff nach ihm. Schwäche ließ sie daneben greifen. Ein neuer Versuch: Sie fasste ihn und hob den Arm. Zu schwer. Der Schlüssel fiel auf den Boden zurück. Das Scheppern schallte durch den Raum wie metallisches Gelächter. Noch ein Versuch – sie griff und hielt fest. Endlich.
Dann wandte sie sich in Richtung der Wohnzimmertür und erstarrte.
Da war nur noch eine vergilbte, blutbespritzte Wand.

 

Plakativ setzte sich Marie ein Stück von Des weg. Immer wenn sie nervös wurde, verfiel sie in eine Fremdsprache.

Das hätte ich als Einstiegssatz benutzt. Der englische Satz ist nicht wichtig .. und wenn sie englisch kennt, ist ihr die Sprache bekannt und nicht wirklich fremd. Dann ist es englisch. Noch ein kleines Manko: "Immer wenn sie nervös wurde" - wer wird nervös? Marie oder Des? Da könntest du ruhig einen Bezug herstellen.

pieksen.

Einer meiner Lieblingsfehler. Der Wortlaut lügt: Es ist piksen!

Erst legte Marie die Stirn in Falten. Dann belegte sie Des mit einem biestigen Blick.

Da kommt kein Fluss auf. Die beiden Informationen kann man in einem Satz verarbeiten. "Marie legte ihre Stirn in falten und schenkte Des einen biestigen Blick"; ich finde, das flutscht besser.

War da Schweiß auf ihrer Stirn?

Ich bin mir nicht sicher, ob die Fragestellung hier angebracht ist. Wenn es nicht gerade in ihre Wohnung regnet, wird das schon Schweiß sein. Ist eher eine Feststellung, oder?

Ihre Finger gruben sich tief in die Faser. Fingernägel splitterten, Haut riss, Blut lief. Ohne Resultat.

Auch hier wäre etwas Bezug nicht schlecht. Das sie sich da förmlich selbst zerlegt ist ein Resultat. Sie will aber etwas anderes bezwecken, was aber im Dunkeln munkelt.

mitten auf die dunkelroten Schlieren kreischte sie all ihre Agonie und ließ die Wände beben.

Das ist ein Fremdwort um des Fremdworts Willen; der Schmerz hättes auch getan und klingt an dieser Stelle besser.

Dann zerbarst der Gegenstand.

Das klingt mMn total ideenlos. Es gibt sicher andere Synonyme für Kommoden. Der Gegenstand ist etwas zu allgemein. Da könnt ja auch ne Bürste geplatzt sein.

Die Springbrunnen malten neue Muster.

Ist das ein Gleichnis oder befindet sich in ihrem Flur ein Springbrunnen?

******

Mit philosophischen Texten habe ich immer so meine Probleme. Die folgen diesem Verlauf:

Was der Autor sagen will
^


( ^_^ ) <(Ich bin eine fröhliche Wolke)

v
Mein Kopf.

Auch hier gings mir ähnlich. Ich kann nunr annehmen, dass es etwas mit Drogen und Entzug zu tun hatte, weswegen ich mich eher auf Detailkram gestützt habe. Handwerklich ist das sehr sauber. Es gab nur wenige Stolperer und vom Textfluss her ist das Ding gut runtergerutscht. Insgesamt würde ich aber eher sagen, dass die Geschichte routiniert heruntergeschrieben ist. So'n wirklicher Funken ist da nicht übergesprungen, was aber auch daran liegen kann, dass mir die Hälfte entgangen ist. *g*

 

Hej Alltagsschleife,

sicher rechnest du auch mit einem Leser wie mir, der nix kapiert. Und bis auf den wundervollen Namen deiner Protagonistin war mir auch nichts vertraut oder bekannt. (Ist Des ein Name? Überhaupt ein Mensch?) Vielleicht liegt es daran, dass ich aus der Ich-Perspektive Derartiges noch nicht gelesen habe. Auf Drogen wäre ich nicht gekommen, was auch an meiner Naivität liegen kann.

Ratlose Grüße, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Wortlos hüpfte Des hinterher und begann wieder, sie in die Schulter zu pieksen.
Also meiner Lesart nach ist Des definitiv kein Mensch. Sollte er nicht überhaupt nur reine Imagination der durchgeknallten Protagonistin sein, ist er vermutlich ein Papagei oder ein Adler.

Danach schaute sie in den Spiegel. Was sie erblickte, war ein Verlauf [eventuell: Verfall?]: Ihre Stirnfalten wurden sekündlich tiefer, ihre Augen rutschten immer mehr in die Höhlen und ihre Mundwinkel hingen wie Lefzen durch.
Ja, klingt eindeutig nach Vogelgrippe (vulgo Geflügelpest).

Aber jetzt im Ernst:

Dann bröckelten die Wände. Marie bangte und hielt sich an der Kommode fest. Ein Erdbeben durchzog den Flur. Oder war es etwas anderes? Marie wackelte, die Kommode ebenfalls.
Marie zog das Möbelstück fester an sich, umklammerte es mit Leibeskräften, eine Ewigkeit. Dann zerbarst der Gegenstand. Sie blieb gekrümmt stehen. Splitter drangen in Maries Leib. Ihr Körper absorbierte sie wie ein saugendes Nadelkissen. Eine Zeitlang. Dann blieben einige stecken. Marie blutete. Schmerz durchrüttelte sie. Ihr Körper sog nicht mehr, er stieß ab. Die Splitter schossen wieder heraus. Fontänen von Blut spritzten hinterher. Marie taumelte. Die Springbrunnen malten neue Muster. Ihre Schmerzen wurden dunkler, reichten tiefer. Marie heulte ungehemmt. Die Tränen zogen Bahnen. Salz und Hitze brannten Krater.

Ich mag deine Sprache, Alltagsschleife. Dir gelingt es hier wirklich sehr eindrucksvoll, die aus den Fugen geratene Weltwahrnehmung einer Frau zu schildern. Aber ob Marie*) diese Visionen nun aufgrund der Einnahme bewusstseinsdurcheinanderfetzender Substanzen plagen oder ob sie schlicht irrsinnig ist oder ob sie gar nur einen Alptraum hat … nun ja, das erschließt sich mir leider überhaupt nicht. Und das find ich halt schon ein bisschen blöd, das ganze Geschehen bleibt irgendwie seltsam vage. Ja, wie gesagt, sehr schön und eindrücklich geschrieben, aber wo bleibt letztlich die Geschichte? In der jetzigen Form ist das für mich einer dieser typischen „Function follows Form-Texte", schöne und starke Formulierungen um der schönen und starken Formulierungen Willen, also irgendwie reiner Selbstzweck und dem Leser nicht wirklich was erzählend. Hm.
Und warum du den Text mit Philosophisches tagst, ist mir ehrlich gesagt auch ein Rätsel.
Klar, Philosophie ist das Streben der menschlichen Vernunft nach Wahrheit und „letzten Gründen“, insbesondere auch das Fragen nach der Stellung des eigenen (verrückten?) „Ichs“ in der (verrückten?) Welt, und dass sich solche Fragen z.B. gerade nach dem Rauchen eines mörder Geräts oder dem Einwerfen diverser bewusstseinsdurcheinanderfetzender usw. ganz gerne aufdrängen, wissen wir auch, aber wo bleibt mein Erkenntnisgewinn nach dem Lesen deiner Story?
Egal, ich hab sie gern gelesen, weil du einfach toll schreiben kannst.


Gleich zu Beginn ist mir das aufgefallen:

Plakativ setzte sich Marie ein Stück von Des weg.
Reine Geschmackssache, aber ich fände demonstrativ passender, wenn du hier schon ein Adjektiv zu brauchen meinst.

Erst legte Marie die Stirn in Falten. Dann belegte sie
Unhübsch.
Des Weiteren hab ich mir dann nix mehr notiert.


offshore


*)
Hat jetzt nur indirekt mit deiner Geschichte zu tun, aber seit ich im Forum dabei bin, treibt mich eine Frage um:
Warum heißt in geschätzten 60% Prozent der Storys hier, in denen eine weibliche Figur vorkommt, diese Marie? Steht das gar als Ratschlag in einem populären Schreibratgeber oder schreibt einfach ein Autor vom anderen ab?
Ehrlich, da musst du mal drauf achten. Vermutlich sind es sogar 75%, zumindest in den letzten vier Jahren. Als gäbe es nicht hunderte schöner Frauennamen. :confused:

 

Das fröhliche Rätselraten hat also begonnen. Ich tippe auf Schizophrenie. Dann wäre das Tag "Philosophie" aber nicht angebracht.
Meine Phantasie ist übrigens sehr lebhaft, der Text hat mir deshalb ein flaues Gefühl verschafft. Das war vermutlich auch eines deiner Ziele. Den bisherigen Kritiken habe ich nichts hinzuzufügen, nur eines: Das Wort "Agonie" erscheint mir nicht ungeeignet.

 

Hallo Alltagsschleife,

dir gelingt es mit deinen Worten Bilder entstehen zu lassen. Es liest sich wirklich flüssig. Bis auf ein "Bild": der "Springbrunnen" passt in meinem Kopf einfach nicht rein, in das Szenario. Aber gut. Das ist mein Kopf, der sieht gern mal was anders. Es klingt einfach zu ...freundlich!? Mir fällt gerade gar kein Wort ein, das es erklären könnte.

Was den Inhalt angeht, kann ich mich hier nur am heiteren Ratespiel beteiligen. Ich war weder bei Drogen, noch bei Schizophrenie. Über den Titelbestandteil "Schleuse" habe ich mich mal genähert. Das ist ja eine Art Übergang. Und die Beschreibung der Szene vor dem Spiegel hatte etwas von Verfall durch Krankheit, unheilbar. Der Übergang, die Zwischenwelt von Leben und Tod.

Klärst du uns auf?

Schattenspringer

 

Hallo!
NWZed

Das hätte ich als Einstiegssatz benutzt. Der englische Satz ist nicht wichtig .. und wenn sie englisch kennt, ist ihr die Sprache bekannt und nicht wirklich fremd. Dann ist es englisch. Noch ein kleines Manko: "Immer wenn sie nervös wurde" - wer wird nervös? Marie oder Des? Da könntest du ruhig einen Bezug herstellen.

Okay. Mir fehlt dann nur irgendwie das Exemplarische, wenn sie so gar keinen Satz mit Unmutsbekundung von sich gäbe. Aber ja, ich stoße mich selbst ein wenig daran. Werde zur gegebenen Zeit nochmal draufschauen mit dieser Anmerkung im Hinterkopf. Danke.
(Marie wird nervös. Des ist ja der Dauerpikser [oh ... dieses Wort, ohne "e" sieht es drollig aus!])

Einer meiner Lieblingsfehler. Der Wortlaut lügt: Es ist piksen!

Pfffh. Jemineh! Wusste ich wirklich nicht. :( Danke. *knirsch*

Da kommt kein Fluss auf. Die beiden Informationen kann man in einem Satz verarbeiten. "Marie legte ihre Stirn in falten und schenkte Des einen biestigen Blick"; ich finde, das flutscht besser.

Hmm, in eben dieser Situation, die von dem Wunsch nach Distanz gezeichnet ist, stoße ich mich an dem Wort "schenken". Aber das mit dem "Fluss" werde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Fragestellung hier angebracht ist. Wenn es nicht gerade in ihre Wohnung regnet, wird das schon Schweiß sein. Ist eher eine Feststellung, oder?

Wenn ich das so alleine stehend, rausgezogen aus dem Gesamten, lese, dann klingt das fast schon lächerlich. Mal sehen, ob ich das nicht ganz rausnehme ...

Auch hier wäre etwas Bezug nicht schlecht. Das sie sich da förmlich selbst zerlegt ist ein Resultat. Sie will aber etwas anderes bezwecken, was aber im Dunkeln munkelt.

Sie sucht zwar den Spiegel, im Endeffekt soll - so meine Intention - aber schon diese Selbstzerlegung im Vordergrund stehen. Ich gebe allerdings zu, dass die Story anscheinend schwer zugänglich ist, wenn man ihren Hintergrund nicht, wie ich, im Kopf hat. Hm, muss ich mal sehen, ob ich das so lasse oder alles etwas erklärender aufbaue.

Das ist ein Fremdwort um des Fremdworts Willen; der Schmerz hättes auch getan und klingt an dieser Stelle besser.

"Schmerz" ist mir etwas zu lasch in dieser Situation. "Agonie" trägt etwas "Vollfleischigeres" und mehr in sich.

Das klingt mMn total ideenlos. Es gibt sicher andere Synonyme für Kommoden. Der Gegenstand ist etwas zu allgemein. Da könnt ja auch ne Bürste geplatzt sein.

"Gegenstand" geht mir selbst auf den Nerv. Muss ich nochmal überlegen. Allerdings sollte es schon ein Begriff sein, der das Tote des Gegenständlichen vollends unterstreicht.
Ne Bürste ... *grins*

Ist das ein Gleichnis oder befindet sich in ihrem Flur ein Springbrunnen?

Das Blut schießt derart druckvoll aus ihr raus, als dass dieser Prozess der Springbrunnen sein soll. Aber verdammt, "Springbrunnen" - was habe ich mir dabei gedacht? Ich habe mittlerweile selbst das Bild eines Zimmerspringbrunnens vorm geistigen Auge. Ist irgendwie albern. Danke.

Auch hier gings mir ähnlich. Ich kann nunr annehmen, dass es etwas mit Drogen und Entzug zu tun hatte, weswegen ich mich eher auf Detailkram gestützt habe. Handwerklich ist das sehr sauber. Es gab nur wenige Stolperer und vom Textfluss her ist das Ding gut runtergerutscht. Insgesamt würde ich aber eher sagen, dass die Geschichte routiniert heruntergeschrieben ist. So'n wirklicher Funken ist da nicht übergesprungen, was aber auch daran liegen kann, dass mir die Hälfte entgangen ist. *g*

Ja, danke für das Lob. Und: Natürlich gibt es mir zu denken, dass die Story anscheinend recht schwer zugänglich ist. *seufz*

Nee, mit Drogen hat das Ganze nichts zu tun. Es ist eher ein Gleichnis - Abgrenzung / Zeitverlauf / Zerfall.

Danke für Deine Kritik!

-
Kanji

sicher rechnest du auch mit einem Leser wie mir, der nix kapiert. Und bis auf den wundervollen Namen deiner Protagonistin war mir auch nichts vertraut oder bekannt. (Ist Des ein Name? Überhaupt ein Mensch?) Vielleicht liegt es daran, dass ich aus der Ich-Perspektive Derartiges noch nicht gelesen habe. Auf Drogen wäre ich nicht gekommen, was auch an meiner Naivität liegen kann.

Natürlich rechne ich auch mit Dir. Das sollte nun eigentlich kein Text werden, der sich total im Dunkeln bewegt. :( Ich muss da wohl wirklich noch einmal drüber schauen und manches etwas verdeutlichen.

Des ist ein Mensch, ja. Wenn er keiner wäre, würde sie ja drin bleiben. :)
Nein, keine Drogen.
Eher eine Art Verhaltensstörung, welche die Protagonistin in eine Art Off hineinkatapultiert, aus der sie Ewigkeiten nicht wieder hinausfindet (die "Schleuse"), bis es am Ende zu spät ist (Tür ist weg).

Danke für Deine Worte.

---
ernst offshore

Also meiner Lesart nach ist Des definitiv kein Mensch. Sollte er nicht überhaupt nur reine Imagination der durchgeknallten Protagonistin sein, ist er vermutlich ein Papagei oder ein Adler.

Eine interessante Frage, ob er womöglich nicht nur reine Imagination ist. Sie imaginiert ihn schon als Menschen. Aber was weiß so eine durchgeknallte Person schon, was ein Mensch ist? Womöglich alles blanke Fehlwahrnehmung.
Nee, ich hatte den Chara schon als nervigen Jungspund intendiert, der einfach nicht mit dem Gestocher aufhören will.

Ja, klingt eindeutig nach Vogelgrippe (vulgo Geflügelpest).

Nö. Sie überlebt den Quatsch ja. Wenn auch blutleer und hoffnungslos. Eher so ne innere Vogelgrippe ...

Aber mal ernsthaft weiter:

Ich mag deine Sprache, Alltagsschleife. Dir gelingt es hier wirklich sehr eindrucksvoll, die aus den Fugen geratene Weltwahrnehmung einer Frau zu schildern. Aber ob Marie*) diese Visionen nun aufgrund der Einnahme bewusstseinsdurcheinanderfetzender Substanzen plagen oder ob sie schlicht irrsinnig ist oder ob sie gar nur einen Alptraum hat … nun ja, das erschließt sich mir leider überhaupt nicht. Und das find ich halt schon ein bisschen blöd, das ganze Geschehen bleibt irgendwie seltsam vage. Ja, wie gesagt, sehr schön und eindrücklich geschrieben, aber wo bleibt letztlich die Geschichte? In der jetzigen Form ist das für mich einer dieser typischen „Function follows Form-Texte", schöne und starke Formulierungen um der schönen und starken Formulierungen Willen, also irgendwie reiner Selbstzweck und dem Leser nicht wirklich was erzählend. Hm.

Tja, erst einmal bin ich total happy, dass Dir die Sprache gefällt. Und dann, ja Scheißdreck, bin ich etwas traurig, dass diese Geschichte wirklich komplett vertrackt zu sein scheint. Da fehlt wohl irgendein rotes Fädlein, an dem man sich als Leser irgendwie, zumindest einigermaßen, durch die Sache hangeln kann.
Das Ganze ist - ab dem Moment, in dem die Frau das Zimmer zuschließt - ein Gleichnis. Da vergehen Jahre. Aber irgendwie sind die wohl hauptsächlich durch meine Rübe gewandert und nicht übers Papier. Bedenklich, wirklich bedenklich!

Und warum du den Text mit Philosophisches tagst, ist mir ehrlich gesagt auch ein Rätsel.
Klar, Philosophie ist das Streben der menschlichen Vernunft nach Wahrheit und „letzten Gründen“, insbesondere auch das Fragen nach der Stellung des eigenen (verrückten?) „Ichs“ in der (verrückten?) Welt, und dass sich solche Fragen z.B. gerade nach dem Rauchen eines mörder Geräts oder dem Einwerfen diverser bewusstseinsdurcheinanderfetzender usw. ganz gerne aufdrängen, wissen wir auch, aber wo bleibt mein Erkenntnisgewinn nach dem Lesen deiner Story?
Egal, ich hab sie gern gelesen, weil du einfach toll schreiben kannst.

Ja. Du siehst mich wieder lächeln - und danach zart jaulend die Augen schließen. Denn die Sprache schafft es nicht, die andere Dimension der Geschichte zu verdeutlichen. :(

Ich habe einen Moment gezögert, bevor ich es in die Kategorie "Philosophisches" reingestellt habe, eben weil die Story nicht unbedingt um "letzte Dinge" oder sonst was für hochgeistige Fragestellungen kreist. Aber immerhin um die Frage, was man verpasst, wenn man sich Dingen verschließt. So ähnlich.

Reine Geschmackssache, aber ich fände demonstrativ passender, wenn du hier schon ein Adjektiv zu brauchen meinst.

Gut dass Du es sagst. Das Wort hätte es auch eigentlich werden sollen! ;)

Erst legte Marie die Stirn in Falten. Dann belegte sie
Unhübsch.

Danke dass Du es so nett formulierst. Ich find die Dopplung eher zum Kot...
:)

Hat jetzt nur indirekt mit deiner Geschichte zu tun, aber seit ich im Forum dabei bin, treibt mich eine Frage um:
Warum heißt in geschätzten 60% Prozent der Storys hier, in denen eine weibliche Figur vorkommt, diese Marie? Steht das gar als Ratschlag in einem populären Schreibratgeber oder schreibt einfach ein Autor vom anderen ab?
Ehrlich, da musst du mal drauf achten. Vermutlich sind es sogar 75%, zumindest in den letzten vier Jahren. Als gäbe es nicht hunderte schöner Frauennamen.

Ist mir nicht aufgefallen. Allerdings muss ich zugeben, diesen Namen auch schon in ein paar anderen Geschichten verwendet zu haben, auch in früheren, die irgendwo auf ganz anderen Platten herumlungern. Ich tue mich schwer damit, Frauennamen auszuwählen. Wenn die zu abgehackt klingen, passen sie manchmal nicht zu der Protagonistin (bzw. zu der Vorstellung, die ich von ihr habe).

Mich stört so was nicht so. Aber ich werde mal versuchen, die nächste Protagonistin nicht unbedingt "Marie" zu nennen, allein deshalb weil Du mich hier so lieb kritisiert hast. :)

Danke!

---
Leif

Das fröhliche Rätselraten hat also begonnen. Ich tippe auf Schizophrenie. Dann wäre das Tag "Philosophie" aber nicht angebracht.

Nein. Geht zwar in Richtung Störung. So tief reicht die Störung dann aber doch nicht.

Meine Phantasie ist übrigens sehr lebhaft, der Text hat mir deshalb ein flaues Gefühl verschafft. Das war vermutlich auch eines deiner Ziele. Den bisherigen Kritiken habe ich nichts hinzuzufügen, nur eines: Das Wort "Agonie" erscheint mir nicht ungeeignet.

Warum denn ein "flaues Gefühl"?
Ach, was frag ich da überhaupt nach. Im Grunde ist ein solches schon beabsichtigt, sonst würde ich ihr "Treiben" nicht so drastisch beschreiben, klar.

Im Endeffekt soll der Passus in der Schleuse nichts anderes als die zeitliche Raffung (und literarische Zuspitzung) von mehreren Jahren Abschottung sein. Mit schlechtem Ausgang.

---
Schattenspringer

dir gelingt es mit deinen Worten Bilder entstehen zu lassen. Es liest sich wirklich flüssig. Bis auf ein "Bild": der "Springbrunnen" passt in meinem Kopf einfach nicht rein, in das Szenario. Aber gut. Das ist mein Kopf, der sieht gern mal was anders. Es klingt einfach zu ...freundlich!? Mir fällt gerade gar kein Wort ein, das es erklären könnte.

Der "Springbrunnen" ist aber auch blöd. Ich hatte es schon beim Schreiben, natürlich auch beim Korrekturlesen, gemerkt. Aber ich fand nichts anderes, das den Druck, das Spritzen, so richtig in einen Begriff bündeln kann. Fontänen lassen sich nicht doppeln, klingt dann auch dümmlich.

Was den Inhalt angeht, kann ich mich hier nur am heiteren Ratespiel beteiligen. Ich war weder bei Drogen, noch bei Schizophrenie. Über den Titelbestandteil "Schleuse" habe ich mich mal genähert. Das ist ja eine Art Übergang. Und die Beschreibung der Szene vor dem Spiegel hatte etwas von Verfall durch Krankheit, unheilbar. Der Übergang, die Zwischenwelt von Leben und Tod.

Im Grunde ist das gar nicht so falsch. Du bist da nah dran. Alles was in der Schleuse, faktisch ja eigentlich nur ein oller Flur, dargestellt ist, ist zeitgerafft. Sie altert. Sieht es aber nicht, weil sie alles Menschliche ausgesperrt und selbst die Spiegel abgehängt hat. Sie erkrankt, ja. Aber nicht körperlich, eher seelisch als Resultat der Einsamkeit - tja, und dann ist es eigentlich zu spät ...

Was mir allerdings gar nicht gefällt, ist dass das Ganze zum Rätselspiel verkommen ist. Wenn ich schon in Gleichnisse verfalle, sollten diese nicht derart nebulös sein, dass man erst einmal wie im Deutschunterricht dahocken und ruminterpretieren muss. Oder eben raten. Denn es scheint doch recht uneindeutig zu sein.

Danke sehr! Du warst wirklich dicht dran mit der Deutung, eigentlich hast Du's, denn nicht nur körperliche Erkrankungen können desaströs enden.

LG

 

Hallo Alltagsschleife

Ich habs gelesen, und ähnliche Empfindungen erfahren, wie meine Vorredner. Dem Text fehlt meiner Ansicht nach die Erzählkraft, es bleibt für mich eine starke, aber halt rein gefühlsbetonte Innenansicht eines kranken Geistes.

Du willst dich ja noch mal dran setzen, deshalb hier noch kleine Sachen, die mich stolpern liessen:

Den Schlüssel ließ sie nicht stecken, sondern packte ihn in die Schubladenkommode, die unter dem Flurspiegel stand.
Danach schaute sie in den Spiegel.
WW.

Dann horchte sie. Kein Ton drang aus dem Wohnzimmer.
Wankend stand sie im Flur und sah abwechselnd vom Wohnzimmerschloss zur Flurtür. So ging es einige Minuten. Irgendwann hörte sie etwas rumoren und zuckte zusammen. Kam das Geräusch aus dem Wohnzimmer? Sie
WW, und steht da ein Schloss im Wohnzimmer?:D
Eigentlich wäre es ja das Wohnzimmertürschloss, aber *phüü*, was für ein Monsterwort.

Sie nahm den Spiegel von der Wand und hängte ihn verkehrt herum wieder auf.
Zeige mir einen Spiegel, den man einfach mal so verkehrt herum aufhängen kann. Nee, den stellt sie verkehrt herum an die Wand.

So, aber nun bin ich gespannt, ob du deine Intention zur Darstellung des Alterns durch Vereinsamung noch in den Text reinbringst, denn das hatte ich eindeutig nicht vor Augen.

Viel Erfolg und liebe Grüsse
dot

 

Hallo dotslash,

iiih, ich hatte nicht bemerkt, dass da so viele WH drin sind. Und das mit dem Spiegel, also seinem Aufhängen, geht nun wirklich nicht.

Allerdings muss ich erst mal in mich gehen und ausloten, ob das Teil überhaupt noch zu retten ist - nicht der Spiegel, der gesamte Text - oder nicht doch in der ewigen Verdammnis verenden muss. Unter Umständen komplett umschreiben. Oder ich schreib lieber gleich was anderes, bevorzugt etwas mit Handlung ...

:)

Danke.

LG

 

Ich will bei deiner seit über einem Jahr andauernden Entscheidungsfindung oder möglicher Überarbeitung nicht stören, aber wie ist denn aktuell der Status? :)
Schreibst du vielleicht gerade die Story zu einem Roman um? :)

 

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