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Maria
Maria
An einem heißen, heißen Tag im August, alle Menschen zerschmolzen bereits vor Hitze, ist etwas unglaubliches geschehen! Alle Leute bekamen zur selben Zeit einen Asthmaanfall!
Wie jeden Tag hatte Maria P. aus H. alle Hände voll zu tun in ihrer Därmesortiererei. Es lag der Geruch von Totem Tier und Kot in der Luft, und der Schweiß, der Maria über das Gesicht auf die Lippen tropfte, schmeckte morbide.
Widerwillig leckte sie sich die Lippen und spuckte den Speichel angeekelt auf die blut- und kotverschmierten Fliesen.
Überall surrten und brummten dicke Schmeißfliegen herum, und in den Ecken des Raumes wuselten Maden durcheinander, gierig auf der Suche nach etwas Essbarem. Und davon gab es hier reichlich!
Um dem beißenden Gestank, der hier herrschte, zu entkommen, hatte sich Maria die Nase mit einer dicken Holzwäscheklammer zugeklemmt.
So konnte sie auch nicht riechen, dass die Verdammnis langsam an ihr hochkroch und unaufhaltsam Besitz von ihr ergriff! Ihr linkes Bein verfärbte sich unmerklich ins bläuliche, vom Oberschenkel rollte sich langsam die Haut herunter, Wasserblasen traten aus dem Fleisch und tropften in kurzen Intervallen auf die Fliesen. Sie mischten sich mit dem Schlick und dem Kot am Boden zu einer trüben Brühe, die Maden stürzten sich heißhungrig darauf!
Plötzlich barst Maries Oberschenkelknochen! Sie stürzte zu Boden, grabschte im Glibber vergeblich nach Halt, verlor sich und tappte im Dunkeln. Ein bestialischer Schmerz durchzog ihren Körper, sie war unfähig, um Hilfe zu rufen, war verloren im Dreck.
Die Fliegen überzogen sie wie eine Daunendecke, um sie herum nur noch ein Brummen und Summen, sie spürte, wie die Insekten ihre Saugrüssel in sie bohrten, sie auslutschten!
Mühsam ließ Maria ihre Lebensgeister zurückkehren und sagte dem Schicksal ihren Kampf an. Nein, so wollte sie nicht aufgeben, da musste doch noch etwas zu machen sein!
Langsam kehrte ihr Augenlicht zurück, sie wedelte wild mit den Händen, um die Schmarotzer abzuwehren, rappelte sich unter Schmerzen auf.
Sie robbte zum Schreibtisch, auf dem ihr treuer, allzeit bereiter Computer stand, in dem all die Kundenbestellungen und ihre heimlichen Chat – Adressen gespeichert waren. Unter unmenschlichen Anstrengungen gelang es ihr, die rechte Hand zur Tastatur hochzurecken. Sie tippte „SOS“ ein, die Hand sank kraftlos zum Boden zurück und verweilte minutenlang am malträtierten Bein.
Dann durchzuckte sie ein erneuter Schwall Überlebenswille, und sie reckte den Hals, um ankommende Mails zu erkennen. Aber leider stand da: keine neuen Nachrichten auf dem Server!
Entmutigt und völlig demotiviert sank sie zwischen all die Maden und ertrank zwischen Ihnen. Sie fraßen sie auf, bis auf die Knochen, ganz blitzeblank .
Am nächsten Morgen kam die Putzfrau, die mit den runden Ecken, und fand ein Skelett auf den Fliesen. Amüsiert betrachtete sie dieses und dachte bei sich, lustig, jetzt liegen hier auch schon Barbie – Puppen herum! Kann ich ja vielleicht für meine Nichte mitnehmen, merkt doch keiner! Und auf dem Computer blinkte lustig eine Textzeile: Diese Anwendung wird aufgrund eines ungültigen Vorgangs geschlossen! Kopfschüttelnd schaltete die Putzfrau den Computer aus, indem sie einfach den Netzstecker zog. Dann fegte sie die weißen Knochen zusammen, und warf sie in den Ofen. Für ihre Nichte schienen sie ihr doch nicht das passende Spielzeug zu sein. Und der Geruch von verbrannten Menschenknochen legte sich wie ein dickflüssiger, alles erstickender Nebel über die Stadt, und alle Menschen bekamen reihenweise Asthmaanfälle, die sie mit Mentholzigaretten vergeblich zu bekämpfen versuchten.
Und so kam es zu einem Massensterben in dieser Stadt, an diesem wunderschönen, heißen Augusttag, und alles nur, weil Maria so plötzlich, während der Arbeitszeit, von der Verdammnis befallen wurde!