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Maria atmete nicht mehr

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27.10.2019
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Maria atmete nicht mehr

Unausgesprochenes schwebte im Raum. Ein Treffen, nervöses Lachen füllte Schweigen zwischen verschwendeten Worten, gereiht ohne Sinn. Gesprochen, nur um etwas gesagt zu haben. Erfahren von Banalem ohne Sinn. Hüpfende Herzen der Angst, folgten rasenden Sprüngen der Panik. Den Absprung von Neuem verpasst, die Angst vor dem Punkt. Sich verabschieden, unter Schmerz gestolpert, lachend einem Weg gefolgt und doch abends im Bett bei der Selbstbefriedigung an den Anderen gedacht. Am nächsten Morgen das Leben geatmet, Ziele setzend des Weges gefolgt. Der Wichtigkeit der Sache aus dem Weg gegangen. Dennoch mit Freunden weiterhin gelacht und an den Tod gedacht. Nun gesucht nach Erfüllung, nach dem einen Etwas im globalen Chaos. Die Kastanie um die Ecke an der Haltestelle war ihren Blättern beraubt, stechende Samen als Schätze gegeben. Sie stand, es klingelte.
»Wovor hast du Angst?«, fragte er einmal. Aber seit dem Umzug hatte sich einiges verändert. Entfernung bringt Menschen auseinander hatten sie gesagt. Und sie waren sich fremd geworden. Endlose Gespräche übertragen durch Kabel stahlen Emotionen. Er besuchte ihre neue Welt, versuchte zu Verstehen und zweifelte am eigenen Stillstand. Lügen verpestet, getragen durch Luft. Der Versuch Geschehenes zu entschuldigen gescheitert, in dem Wissen Vergangenes unmöglich ungeschehen machen zu können. Sie erklärte das Bett zu ihrem Freund. Kümmerte sich wie eine Mutter um ihre Pflanzen und atmete Gift, eingekuschelt in den Fernen der grünen Welt. Ein Licht erreichte sie kurz, gab ihr Liebe, Sex und Befriedigung, bis sie die Flucht erkannte und ein weiteres Herz brach.

Sie besuchte einen Therapeuten. »Wieso sind sie hier?«, fragte Therapeut Nummer Eins. Reisend zog sie durch die Galaxie. Suchend und findend, dem Zwang des Zugs untergeben. Brennende Kometen verpufften am Schutzschild. Sie entschloss nicht mehr hinzugehen, zu stark war die Mauer. Tauchte tiefer in die Welt des grünen Gottes. Therapierte sich mit seiner Medizin.
Fließende Massen schleiften sie ziellos durch die grauen Straßen. Ihre Lunge zugeschnürt durch das Atmen der verpesteten Luft. »Wissen Sie«, sprach der junge Aktivist, »der Wald in Brasilien brennt seit Monaten. Wissen Sie was das heißt?« Brennender Tod reihte sich aneinander. »Die Biodiversität geht verloren, unsere Lunge erstickt. Wir werden keine Luft mehr zum Atmen haben.« Sie horchte und nickte fern. Der Himmel erstrahlte in einem brennenden Rot, es roch nach schwitzenden Körpern. Sie verpflichtete sich einen monatlichen Beitrag zu zahlen.
Wartend zogen sie die Massen davon, nach Hause, wo Tränen ihr Bett durchnässten, unfähig jedoch das Feuer zu löschen.

Therapeut Nummer Zwei fragte in der zwanzigsten Sitzung: »Wie fühlen sie sich heute? Was haben Sie diese Woche erreicht?« »Ich zahle einen monatlich Beitrag um die Umwelt zu retten. Der Wald blutet in Brasilien, wussten Sie das? Unsere Lunge brennt und niemand tut etwas.« »Ach so«, murmelte der Therapeut und notierte etwas auf seinem Klemmbrett. »Fühlen sie sich einsam?«

Die Haltestelle um die Ecke, fern aber nah. Die Äste der Kastanie erstreckten sich nackt in den Himmel. Sie entschied sich zu laufen.
Therapeut Nummer Drei blickte ihr in die Augen, seinen Stift zwischen den Fingern drehend und lauschend ihren Worten. »Wissen Sie« sprach er ruhig, »Veränderungen sind des Menschen größte Angst. Der Mensch ordnet in Kategorien um einen Sinn zu finden. Es gibt jedoch Dinge auf diesem Planten, die lassen sich nicht rational erklären, oder in Schubladen verfrachten. Was die meisten nicht merken, Veränderungen bringen immer etwas Gutes mit sich.«

Auf dem Weg aus dem Haus, den Baum gespürt, erblüht war er in grüner Kraft. Auf der Suche nach Tabak, eine einsame Kastanie vom letzten Herbst in ihrer Tasche entdeckt. Drehend den Gedanken folgend den Himmel erblickt. Der Bus kam und sie stieg ein. Leuchtend im Ocker wanderten die Felder. Von Beinen getragen der Weg sich wandelte, bis ein Stein zu ihr sprach sich zu setzen. Maria atmete, sie nahm den Samen, hob die Erde an und grub.

 
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Hallo Marimoon,

herzlich willkommen im Forum. :gelb: Meine beste Freundin heisst Mari, da war ich neugierig, was du schreibst.
Wenn jemand im Forum mit einer Geschichte und nicht mit Kommentaren einsteigt, ist es immer schwierig abzuschätzen, wie diese Person mit Texten und mit ihrem Handwerk arbeitet, bzw. ob sie es überhaupt möchte. Aber wenn du dich vor dem Posting eine Weile hier umgesehen hast, weißt du ja, dass es hier um kritische Textarbeit geht. Alles, was ich anmerke, ist Lese-Eindruck und keine persönliche Unterstellung.

Ich muss ehrlich sagen, dass mir der Text nicht gefallen hat. Das hat zwei Hauptgründe:
- Verschleierung von Protagonisten und Plot/Handlung bzw. nachvollziehbaren Ereignissen (also fehlt das, was eine Geschichte eigentlich sein soll: eine Erzählung). Für diese extreme Anonymisierung und Verallgemeinerung / Symbolisierung und teils nahezu esoterische Überhöhung sehe ich vom eigentlich Gesagten her keinen Grund. Dazu kommt, dass du durch deine seltsamen Satzkonstruktionen und Subjektwechsel auch öfter die Syntax - und damit deine Aussage - verhaust. Wenn man ein solches Register wählt, muss man das einfach auch gut beherrschen, sonst wirkt der ganze Text schnell wie gewollt und nicht gekonnt. Das kann ja nicht in deinem Sinne sein.

- Dein Text folgt mehr deinen eigenen sprunghaften Assoziationen als Autorin, ist aber von der Form her kein stream of consciousness (=> sprunghafte Assoziationen einer Erzählerin). Es werden eine Reihe Themen angeschnitten und teils (imA oft unsinnig) symbolisch verknüpft, ohne, dass all das eine Handlung und/oder Charakterisierung trägt. Damit fehlt - trotz der vielen angerissenen Problematiken - einer der wichtigsten Bestandteile einer Kurzgeschichte: der Konflikt. Da bieten sich einige Nebensätze an, in denen sich mAn die - oder zumindest eine - Geschichte versteckt: Sozialphobie/Einsamkeit, Hilflosigkeit angesichts der Realität, und Beziehungen/Trennungen. Nichts davon wird aber erzählt.

Fazit: Ich würde dir raten, mit dem"hehren" Tonfall ein paar Gänge runterzuschalten, die Symbolik zu reduzieren und in einer natürlicheren, weniger gespreitzten Sprache einen Plot mit greifbarem Personal und einer in sich logischen Handlungsabfolge (Entscheidung -> Aktion -> Konsequenz) zu erzählen. Und dich dabei auf eines der Themen zu beschränken, ich sehe das größte Potential in den verfahrenen Beziehungen vs Einsamkeit/Verlorenheit.
Die Ungeheuerlichkeit des brennenden Regenwaldes hat eine so derart massiv größere Relevanz als die Probleme eines Menschen, dass ich dir rate, das Umweltthema komplett aus dem Text zu streichen. Anstatt ihre Ängste zu spiegeln, relativiert das Thema diese bis zur Nichtigkeit, und all ihre dramatischen Betrachtungen bekommen einen lächerlichen, egozentrischen und auch stark naiv-ignoranten Beiklang, den du sicher nicht gebrauchen kannst.

Details:

Unausgesprochenes schwebte im Raum.
Stand im Raum ist ein feststehender Begriff [no pun intended!], das würde ich nicht abändern.
Ein Treffen, nervöses Lachen füllte Schweigen zwischen verschwendeten Worten, gereiht ohne Sinn. Gesprochen, nur um etwas gesagt zu haben. Erfahren von Banalem ohne Sinn.
Semantik: Schweigen kann von Lachen nur unterbrochen, aber nicht gefüllt werden.
Alle drei Sätze sagen das gleiche und halten den Lesefluss auf. Hier wünsche ich mir weniger eine 'von oben herab'-Interpretation der Erzählerin, und hätte gern erfahren, um was es in diesen Gesprächen geht, mit den einzelnen Positionen der Sprecher.
Hüpfende Herzen der Angst, folgten rasenden Sprüngen der Panik. Den Absprung von Neuem verpasst, die Angst vor dem Punkt.
Falscher Bezug: Hier sagst du, die Angst selbst habe ein paar Herzen. Auch: Hüpfende Herzen ist verbunden mit Freude oder Verliebtheit, du brauchst sowas wie rasen, was allerdings alles ziemlich abgenudelte Phrasen sind. Welcher "Punkt"? Ein Schlußstrich? Und wenn, unter was?
Sich verabschieden, unter Schmerz gestolpert, lachend einem Weg gefolgt und doch abends im Bett bei der Selbstbefriedigung an den Anderen gedacht.
Vom Anfang bis zum Ende des Satzes steckt eine ganze Kurzgeschichte. Das ist enorm ungünstig in dieser extremen Verkürzung, wirkt so, als ob ein Autofahrer auf 200 km/h beschleunigte und mir Beifahrerin dann vorschlägt, die Gänseblümchen auf dem Grünstreifen zu zählen.
Am nächsten Morgen das Leben geatmet, Ziele setzend des Weges gefolgt.
Wem gefolgt? Dem Weg.
Ich würde dir echt ans Herz legen, deine Aussagen in klarere Sätze zu packen. Das mag alles für dich dramatisch-schön klingen, aber in all diesem Pathos steckt oft überhaupt keine Aussage. 'Leben atmen' ist a) faktisch Quark und b) für Symbolik viel zu schwammig. Es sieht aus, als versuchtest du dich in einer Art deutschem Gerund auszudrücken, ich bin nicht ganz sicher, was das hier für Formen sind (Partizipialattribute evt. u.a.), aber damit tust du dir keinen Gefallen. Da fehlt es auch an Inhalt, der die Entscheidungen wichtig für mich Leser macht: Was für Ziele, was für Wege, in welcher Form beschreitet sie die? Emotional, faktisch? Kreisch. Hier bin ich komplett aus dem Text ausgestiegen. Und nicht mehr reingekommen,
Der Wichtigkeit der Sache aus dem Weg gegangen.
Welcher Sache?! Warum spuckt der Erzähler nicht aus, um was es geht und was passiert? Was soll das dem Leser bringen? Du kannst ja Sachen implizit, im off, erzählen, aber dann leite das anständig ein, setz da einen sinnvollen Rahmen um die Auslassung. Bisher hab ich nichts Konkretes, weder Setting, noch Figur noch Handlung, nicht mal ein Intro.
Dennoch mit Freunden weiterhin gelacht und an den Tod gedacht.
Das ist viel zu sprunghaft, und damit verwässerst du deine Implikation (welche auch immer das ist). Denkt sie an den Fakt der Sterblichkeit allgemein, an die Zerstörung der Natur, ihren eigenen Tod oder den einer anderen Person? Ist sie krank? Plant sie einen Suizid? Sag jetzt bitte nicht: "Alles." Je breiter du die Auslegung wählst, desto weniger Empathie ist möglich.
Nun gesucht nach Erfüllung, nach dem einen Etwas im globalen Chaos.
:susp: :confused: Was hat ihr "Etwas" (whatever) damit zu tun, dass sie globales Chaos sieht, und welches meint sie? Politik? Umwelt? Quantenphysik/Chaostheorie? Argh! Ist das eine esoterische Suche?
Die Kastanie um die Ecke an der Haltestelle war ihren Blättern beraubt, stechende Samen als Schätze gegeben. Sie stand, es klingelte.
Sie bezieht sich von der Syntax her auf die Kastanie, das ist unfreiwillig komisch, weil ich da plötzlich ein Telefon auf dem Ast sehe, das gerade klingelt. Solche Schnitzer lassen sich vermeiden, wenn man den Protagonisten auch im Text selbst einen Namen gönnt. Und was klingelt? Wo befinden wir uns gerade?
Und: War wessen beraubt? Ihrer Blätter.
Bezug / Verortung klarer: Die Kastanie an der Haltestelle um die Ecke war ihrer Blätter beraubt (worden). Von wo aus bezieht sich 'um die Ecke'? Die Prota steht doch neben dem Baum, oder zumindest in Sichtlinie.
"... stechende Samen als Schätze gegeben ..." Das ergibt semantisch überhaupt keinen Sinn, sorry. Außerdem eher: stachelig, denn die stechen ja nicht willentlich, aktiv.
»Wovor hast du Angst?«, fragte er einmal
Wer ist er? Oben lese ich nur von einem 'anderen' - ist das hier ihr Partner, oder der, mit dem sie anscheinend einen Seitensprung / one night stand hatte?
Aber seit dem Umzug hatte sich einiges verändert.
Oben sagst du, sie kann keinen Punkt setzen, und ich dachte, das sei der Konflikt, jetzt ist sie umgezogen? Implizierst du eine Trennung, hatte sie vorher mit ihrem Freund zusammengewohnt? Stöhn. Ich komme mir vor, als wäre ich ein Vogel, der mühsam Regenwürmer aus dem Schlamm zieht, echt, sorry.
Endlose Gespräche übertragen durch Kabel stahlen Emotionen.
Nee, Veto! Das ist echt too much; Die Gespräche stehlen hier die Emotionen, nicht die Kabel. Ab davon ist das mit den Kabeln auch Quark, und wozu gibt es Skype? Just kidding. Sag lieber klar, was da in den Gesprächen passiert, durchaus mal in einer Szene, in Dialogen. Da Kommunikation eigentlich zur Verständigung dient, solltest du hier ausführen, warum die der beiden erfolglos bleibt.
Er besuchte ihre neue Welt, versuchte[Komma] zu Verstehen und zweifelte am eigenen Stillstand.
verstehen klein. Wie weit ist sie weggezogen, dass das gleich ne neue Welt ist? Warum sollte ihre Entwicklung (welche, davon erzählst du nix) seinen Stillstand implizieren? Vielleicht wäre er genauso froh, von ihr getrennt zu sein, und endlich weiterzukommen? Ich weiß null von ihm.
Lügen verpestet, getragen durch Luft.
Syntax vs Semantik: Hier sagst du, die Lügen werden verpestet. Du meinst sicher: Die Lügen verpesten die Atmosphäre zwischen den beiden. Welche Lügen? Ihr Fremdgehen? Zudem: wie war die Atmosphäre vorher? Ich hatte den Eindruck, da klingt durch, dass die beiden sich eh nicht mehr gut verstanden.
Der Versuch[Komma] Geschehenes zu entschuldigen[Komma] ist gescheitert,
Ellipsen funktionieren nicht so.
, in dem Wissen[Komma] Vergangenes unmöglich[Komma] ungeschehen machen zu können.
Wissen ist hier semantisch Unfug, das kann nur Hoffnung oder sowas sein. Ah, nee, du willst das anders, vergiß das zweite Komma. Puh ... das geht klarer, echt. Ich kapiere beim allerbesten Willen nicht, warum du ständig vermeidest, deine Prota als Handelnde zu nennen.
Kümmerte sich wie eine Mutter um ihre Pflanzen und atmete Gift, eingekuschelt in den Fernen der grünen Welt.
Die Assoziation zu Mutter erscheint mir nicht sinnvoll - wie sieht das denn aus, wenn man sich gut um seine Pflanzen sorgt vs das wie eine Mutter tut? Und: Rauschgift? Machst du hier ein Unterthema auf? Zu welchem Hauptthema?
Ein Licht erreichte sie kurz, gab ihr Liebe, Sex und Befriedigung, bis sie die Flucht erkannte und ein weiteres Herz brach.
Das Fette ist Quatsch. Als Ausweg sah, oder als Verhaltensmuster bei sich? Wie oben schon: Zwischen dem Anfang und dem Ende des Satezs steckt eine ganze Kurzgeschichte, so arg verkürzt funktioniert das nicht. Anstatt Tausend Themen anzureissen, alles in Symbolik und Esoterik erstickt, wäre es sinnvoller, wirklich was von deiner Prota zu erzählen, nicht von Kastanien und Zimmerpflanzen. (Indirekte Charakterisierung in allen Ehren, aber so fluppt das nicht.)
Reisend zog sie durch die Galaxie.
:sealed: Da Reisen logischerweise mit Fortbewegung verbunden ist, klingt das echt seltsam. Und sowas Abgehobenes nach einen Text, der nur aus Assoziationen und Andeutungen besteht ... Keine Ahnung, wie ich das höflich und konstruktiv ausdrücken soll, aber hier noch mehr Esoterikgeschwurbel reinzubringen, sabotiert deinen Text.
Brennende Kometen verpufften am Schutzschild.
Kometen brennen nicht. :google: Meteroiten verglühen teilweise bei Eintritt in die Erdatmosphäre, aber das klappt dann nicht mehr mit deinem 'Schutzschild'. Das Bild ist schief. Mir erschließt sich auch nicht, was das über die Prota sagen soll, weil sie ja gerade so aktiv und ungebunden in ihre neue Welt aufgebrochen war. Hier fehlt es einfach an Inhalt, einem Plot, einer Charakterisierung - all dem, was Prosa ausmacht. Dies liest sich wie ein Moodboard für eine Geschichte, jetzt müsste aber die Ausarbeitung kommen.
Sie entschloss sich[Komma]nicht mehr hinzugehen,
Entschließen braucht ein Refelxivpronomen.
Tauchte tiefer in die Welt des grünen Gottes. Therapierte sich mit seiner Medizin.
Ich weiß nicht, ob du dir mit dem Drogenthema einen Gefallen tust - was bedeutet das für die Prota? Ich dachte, sie geht so zielgerichtet ihren Weg, wie passt diese Realitätsflucht dahin? Was hat das mit den Problemen um ihre Beziehungen zu tun?
Wissen Sie[Komma] was das heißt?
Brennender Tod reihte sich aneinander.
Eine einzelne Sache kann keine Reihe bilden. Wenn du eine innovative, unübliche Sicht auf die Welt präsentieren willst, tu es bitte. Das erreichst du über klare Aussagen, nicht über Konstruktionen, die semantisch unsinnig sind.
Wartend zogen sie die Massen davon
Warten widerspricht Bewegung. Auch hier fehlt mir das Setting, der Bezug zur Prota, überhaupt die Relevanz für deinen Text.
unfähig jedoch[Komma] das Feuer zu löschen.
Du wilst doch hier nicht eine Umweltkatastrophe mit den Emotionen deiner Prota gleichsetzen, oder? Zumal ich bisher gar nicht genau weiß, was eigentlich genau ihr verdammtes Problem ist.
Ich zahle einen monatlich Beitrag[Komma] um die Umwelt zu retten
Ist sie echt so naiv? Ich dachte, ihr Verständnis bewege sich auf schon fast kosmischer Ebene.
»Ach so«, murmelte der Therapeut und notierte etwas auf seinem Klemmbrett. »Fühlen sie sich einsam?«
Das ist der einzig interessante Satz in der ganzen Geschichte. Weil es eine klare Situation und einen Konflikt zeigt: Das Selbstbild der Prota vs das Fremdbild (des Therapeuten). Diese Geschichte wäre interessant gewesen. Man erfährt aber nicht, wie sie mit der Frage für sich umgeht, was das bewirkt.
Die Haltestelle um die Ecke, fern[Komma] aber nah
Ironie (und damit Satire) entsteht u.a. durch die Diskrepanz zwischen Inhalt und Form / Tonfall. Wenn du hier eine Haltestelle als Bild für ihre Probleme mit ihrer Umwelt hernimmst, ergibt das ein unfreiwillig komisches Bild. Nimmst du dir Zeit, hier eine Szene auszuerzählen, warum die Prota plötzlich (sie war doch gerade nach einer offenbar von ihr initiierten Trennung in eine 'neue Welt' umgezogen!) Angst hat, sich normal im Alltag zu bewegen, wäre das möglicherweise eine spannende Story. Das alles soll aber hier ein kurzer Satz tragen, und die arme kleine Haltestelle bricht unter all dem Gewicht zusammen.
Sie entschied sich[Komma] zu laufen.
Der Mensch ordnet in Kategorien[Komma] um einen Sinn zu finden.
Ordnet was? Syntax inkorrekt. Inhaltlich wäre das auszuführen.
Veränderungen bringen immer etwas Gutes mit sich.
Echt? Tod ist eine Veränderung. Krankheiten. Die Zerstörung der Umwelt, die ein paar Sätze weiter oben noch so tragisch war. Ich sehe auch keinen Beleg hier im Text, dass der Prota eine Veränderung geholfen hätte.
Auf dem Weg aus dem Haus, den Baum gespürt, erblüht war er in grüner Kraft.
Das ist schon sehr an die Romantik angelehnt, aber nicht mit dem passenden Thema / Inhalt. Auch das liest sich für mich wie Satire.
Auf der Suche nach Tabak, eine einsame Kastanie vom letzten Herbst in ihrer Tasche entdeckt.
Verkürzungen funktioniren so nicht. Komma raus, ein Subjekt rein. Was ist daran so verkehrt, zu sagen, was Sache ist? Auf der Suche nach Tabak fand sie / Maria in der Tasche eine Kastanie vom vergangenen Jahr. Was leistet deine verdrehte Konstruktion, was dieser Satz nicht leistet?
Drehend den Gedanken folgend den Himmel erblickt.
Nope! Ich kann dir nur ans Herz legen, nochmal nachzusehen, wie Ellipsen gebildet werden. Ich meine, du willst sagen, sie dreht die Kastanie in der Hand? Da sie das implizierte Subjekt des vorherigen Satzes war, bezieht sich drehend auf die Frau, also dreht sie sich selbst, nicht die Kastanie. Außerdem ist der Satz auch rein klanglich echt unschön.
Leuchtend im Ocker wanderten die Felder.
:susp: Wiechen?
Von Beinen getragen der Weg sich wandelte, bis ein Stein zu ihr sprach[Komma] sich zu setzen.
Wieder inkorrekter Satzbau: Du sagst hier, der Weg würde von den Beinen getragen. Mein Rat: Nicht schwurbeln. Das tut deinem Text echt nicht gut. Vor allem, wenn du das selbst nicht klar hast und damit Dinge sagst, die du gar nicht sagen wolltest.
Maria atmete, sie nahm den Samen, hob die Erde an und grub.
a) Man atmet eigentlich immer, außer man ist tot, das war mir schon oben (bei dem Morgen) unangenehm aufgefallen. Vielleicht bin ich aber auch einfach die falsche Addressatin für dieses ganze 'Mindfulness'-Marketing. b) Wenn das der trockene Same vom vergangenen Jahr aus ihrer Tasche ist, wird da wohl kein Baum mehr draus. Das Eingraben ist also mehr Symbol für die Prota selbst, als eine sinnvolle Handlung. Daher ist das für mich ein ziemlich schwacher Abschluß, der keine Lösung ihrer Probleme andeutet, sondern nur eine Art Realitätsflucht, Illusion. Was aber sagt mir das jetzt über die Prota?

Ich kann mir schon vorstellen, dass hier eine spannende Geschichte vergraben liegt, und würde mich freuen, wenn du sie ausbuddeln würdest. Und wenn du dir die Zeit bis zum näxten Kommentar vertreiben willst, kommentiere ruhig auch ein paar Texte hier, dabei lernst du sehr schnell, was auch für dich funktioniert/nicht funktioniert und warum.

Herzliche Grüße und dir noch viel Spaß hier,
Katla

 

Hallo Marimoon,

Ja, deine Geschichte ist sehr kryptisch und der Plot ist dünn - das ist für mich aber bei Geschichten dieser Art ziemlich zweitrangig. Ich fand die Sprache und Satzkonstruktionen sehr schön und originell. Als Leser floss ich mit den interessanten Beschreibungen und Bildern mit durch den Text und empfand es irgendwie als abstraktes Gefühlskopfkino. Irgendwas habe ich gefühlt, ich weiß nur nicht genau was - vielleicht geht es ja so auch der Protagonistin und das war das Ziel.

Durchaus eine schöne Geschichte, gerne mehr davon.

Viele Grüße,
Catington

 

@Katla Ich sehe das etwas anders. Zum einen muss eine Geschichte keine Erzählung sein, sondern kann z.B. auch eine Momentaufnahme, also ein unbewegtes Szenario darstellen.
Zum anderen passen diese sprunghaften Assoziationen, die gespreitze Sprache und das Regenwald-Thema, meiner Meinung nach durchaus, da es erstens um Emotionen geht, welche nicht in Worte gefasst, aber mit dieser Art Text doch sehr gut gespiegelt werden können, und zweitens finde ich, dass ein Thema, egal wie schlimm es ist (der brennende Regenwald ist wirklich ein sehr aktuelles und schlimmes Thema) genutzt werden kann um Dinge, wenn auch übertrieben, wiederzuspiegeln, und das ist hier, finde ich, auch gelungen. Recht geben muss ich dir bei einigen Formulierungen, die du angesprochen hast, die recht seltsam wirken, aber im großen und ganzen finde ich persönlich den Schreibstil sehr passend zur Geschichte und diese auch sehr gelungen.

 
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Hallo WieselDani,

herzlich willkommen im Forum, und wie schön, dass du gleich mit Kommentaren einsteigst.

Zum einen muss eine Geschichte keine Erzählung sein, sondern kann z.B. auch eine Momentaufnahme, also ein unbewegtes Szenario darstellen.
Eine Kurzgeschichte ist eine Variante der Gattung Erzählung, und eine einzelne Szene oder Momentaufnahme macht noch keine Kurzgeschichte. Diese hat zwar eine relativ freie Form, aber sie benötigt mindestens: Figuren - bzw. mindestens einen Protagonisten - mit direkten und/oder indirekten Charakterisierungen, einen Plot und einen Konflikt. Eine Prämisse ist zumindest sehr sinnvoll. Ist nichts von dem vorhanden, sind das Skizzen, Vorstufen zu einer Geschichte.

Ansonsten geht es hier nicht um die Erreichung eines Konsens, d.h. du musst nicht alle Leute taggen, mit denen du einer oder anderer Meinung bist, oder wenn dein Geschmack anders ist. Wenn mich eine Geschichte genug interessiert, verfolge ich die Diskussionen manchmal, diese gehört nicht dazu. ;-)

Viel Spaß noch hier, viele Grüße,
Katla

 

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