Was ist neu

Marc

Mitglied
Beitritt
10.04.2012
Beiträge
11
Zuletzt bearbeitet:

Marc

Die Kays sind eine normale Familie. Eine Familie mit Mutter, Vater, Tochter und Sohn. Sie wohnen in einer Kleinstadt und sind allem Anschein nach zufrieden.
Zu aller erst ist da Susan Kay. Sie ist eine liebevolle Mutter und Ehefrau. Schon seit ihrer frühen Kindheit träumt sie davon, dies zu sein. Für sie gab es nie eine andere Option, es war alles, was sie wollte.
Man kann nicht sagen, dass sie einfältig oder langweilig sei, nein, sie versucht lediglich alles in Ordnung zu halten und niemals die Kontrolle zu verlieren.
Dann gibt es da noch Karl Kay. Er ist ähnlicher Meinung wie Susan; auch er kann sich nichts anderes vorstellen als ein geregelten und normales Familienleben.
Der einzige Unterschied ist, dass er denkt, dies sei die einzige Option. Er verachtet alle Ausnahmen. Er ist kein schlechter Mensch. Er kennt es einfach nur nicht anders.
Die Tochter der beiden ist Sarah Kay. Sie ist schon erwachsen und lebt nicht mehr zu Hause. Ihr Problem ist, dass sie noch nicht weiß was sie vom Leben will oder was ihre Meinung ist. Sie liebt ihre Familie und mochte das Familienleben, aber sie weiß nicht, ob sie das gleiche für sich selbst will.
Als letztes kommen wir zu Leon. Er ist ein 15- jähriger normaler Junge.

Eines Samstages geht Leon wieder einmal vom Fußballtraining nach Hause. Es ist eiskalt und er zieht seine Jacke fester um sich. So ein Sauwetter!
Und diese ganze Anstrengung nur wegen des Fußballspielens. Dabei wird er noch nicht einmal besser. Er ist fast genau so gut wie die Jungen, die gerade erst angefangen haben.
Und wenn er ehrlich ist, macht es ihm auch keinen Spaß mehr. Es ist immer wieder das Gleiche und nicht wirklich aufregend.
Aber wenn er jetzt mit dem Spielen aufhört, dann hat er ja gar nichts mehr. Er hat nichts, das ihn begeistert, nichts, was ihm wirklich gefällt und nichts, das ihn ausmacht.
Es ist, als hätte er keine Persönlichkeit.

Susan Kay ist der Meinung, dass es ihre Aufgabe ist, sich um ihre Kinder zu kümmern und für ihren Mann da zu sein. Daher sieht sie es auch als ihre Aufgabe an, dass ihre Tochter mal ein genauso ehrenwertes Leben führt wie sie. Und da Sarah jetzt schon 24 ist, sollte bald ein gutaussehender, netter und vernünftiger Mann an ihrer Seite sein.
Sarah lebt in ihrer eigenen kleinen Wohnung (natürlich ganz in der Nähe von ihren Eltern) und arbeitet seit ihrem Schulabschluss in einem Café als Kellnerin.
Sie ist mit den Wünschen ihrer Mutter nicht einverstanden und kann nicht verstehen warum ihre Mutter ihr nicht die freie Wahl über ihr Leben lässt.
Sarah weiß genau, was ihre Mutter im Sinn hat und ist sichtlich genervt. Aus Protest hat sie entschlossen, so unhöflich wie möglich zu Marc zu sein. Es kann doch wohl nicht sein, dass ihre Mutter sie verkuppeln will!
„ Ich glaube es einfach nicht!“, zischt Sarah ihre Mutter an, die gerade das Essen vorbereitet.
„ Was denn, Schatz?“
„ Dass du mich einlädst, nur um mich zu verkuppeln!“
„ Wer hat denn etwas von verkuppeln gesagt? Ich möchte dir doch nur einen freundlichen jungen Mann vorstellen.“ Susan ist seelenruhig und davon überzeugt, dass ihre Tochter noch zur Vernunft kommen wird.
„ Er will dich wahrscheinlich sowieso nicht, so kratzbürstig wie du immer bist.“, meldet sich Leon zu Wort. Er kann nicht verstehen, warum die Erwachsenen immer auf der Suche nach der „großen Liebe“ sind und unbedingt Heiraten wollen. Er will nicht sein ganzes Leben mit ein und dem selben Mädchen verbringen. Auf Dauer ist fast jedes Mädchen anstrengend.
„ Da hörst du´s. Also sei nett zu ihm.“, murmelt Karl. Er will sich in die Machenschaften seiner Frau nicht einmischen. Sie wird das schon machen.
In dem Moment klingelt es. Natürlich ist es Leon, der öffnen muss. Lustlos steht er vom Sofa auf und geht zur Tür.
Vor ihm steht ein ziemlich großer junger Mann mit dunklen Haaren. Leon findet, dass Marc sehr gut aussieht.
„ Hallo!“, sagt er möglichst freundlich.
„ Guten Tag!“ Leon findet, dass Marc eine sehr schöne Stimme hat.
„ Kommen sie rein.“ Marc geht an Leon vorbei. Leon findet, dass er auch von hinten gut aussieht.
„ Marc! Schön, dass sie gekommen sind.“, begrüßt Karl den Gast.
„ Vielen Dank, dass sie mich eingeladen haben.“
Susan schiebt ihre Tochter in den Vordergrund und sagt: „ Das ist Sarah.“
„ Das habe ich mir schon gedacht. Hi, Sarah!“ Marc lächelt. Leon findet, dass er sehr schön lächelt, da seine Augen dann irgendwie so strahlen. So will ich in ein paar Jahren auch aussehen, denkt er sich.
Sarah sagt ganz kurz „Hallo“ und geht dann ihn die Küche.
Marc blickt ihr verwundert nach. „ Habe ich etwas falsch gemacht?“
„ Ach nein, sie ist nur... nur... ach kommen sie doch erst mal herein!“, stammelt Susan. Sie ist nervös und will, dass alles perfekt ist.
Während des gesamten Essen fragt sich Leon, warum Sarah so gemein zu Marc ist. Wäre er sie, würde er ganz nett zu Marc sein.
Als Leon gerade in der Küche ist, kommt Marc herein.
„ Und? Bist du´s?“, fragt Marc grinsend.
„ Was?“
„ Schwul.“
Leon ist schockiert. Er weiß, dass sein Vater ihn umbringen wird, wenn er es wäre. Zum Glück muss er sich darum keine Gedanken machen, da er es nicht einmal vorstellen kann einem Jungen so nah zu sein. Oder einem Mann. Obwohl er es sich schon eher vorstellen könnte einem Mann wie Marc nahe zu sein, als einem dieser nervigen Mädchen. Aber nein. Das liegt sicher an dem Mädchen.
„ Nein.“, antwortet er bestimmt.
„ Sicher?“ Warum ist dieser Marc denn so versessen darauf?
„ Ja. Außerdem geht Sie das nichts an.“
„ Du kannst mich ruhig duzen.“
„ In Ordnung. Es geht dich nichts an.“
„ Vielleicht kann ich dich ja vom Gegenteil überzeugen.“
„ Welches Gegenteil? Das, dass es dich etwas angeht oder das, dass ich schwul bin?“
„ Letzteres.“
„ Ich glaube kaum.“
In dem Moment kommt Susan herein. Sie guckt die Beiden verwirrt an, da Marc grinst und Leon die Augen weit aufgerissen hat.
„ Wir wollen jetzt das Dessert essen. Leon hilf mir bitte und trag das Tablett da zu den Anderen. Marc, wollen Sie sich zu uns gesellen?“
„ Aber gerne, Frau Kay.“ Er dreht sich noch einmal um und guckt Leon an. Leon wischt seine mittlerweile schwitzigen Hände an seiner Jeans ab und packt das Tablett, doch es rutscht ihm aus den Händen und gleitet auf den Boden, wo mit einem großen Krach alles in seine Einzelteile zerspringt.
Marc kommt sofort herbeigeeilt und hilft Leon alles aufzuheben. Dabei berührt er Leon immer wieder unauffällig.
„ Lass das!“, murmelt Leon.
„ Was denn? Ich will dir nur helfen.“, flüstert er unschuldig.
Nachdem Susan sich eine halbe Stunde über Leon aufgeregt hat, verabschiedet sich Marc. Er versichert, dass er sie wieder besuchen wird.

Leon liegt auf dem Boden. In seinem Kopf dreht sich alles. Seine Stereoanlage ist sehr laut aufgedreht, sodass er seinen Vater nicht hört, der schon seit einer Stunde versucht ihn zu erreichen, denn sein Sohn hat noch nie laut Rockmusik gehört. Er ist verwundert und auch ein bisschen empört. Was sollen die Nachbarn nur denken!?
„ LEON! Mach die Tür auf!“ Keine Reaktion. Karl hämmert noch einmal gegen die Tür. Was war denn bloß mit ihm los? So etwas hat er doch noch nie gemacht! Schon seit dem Essen gestern Abend benimmt er sich so. Er geht allen aus dem Weg und schließt sich in seinem Zimmer ein. Was hat der Junge bloß?
Vielleicht weiß Susan irgendetwas. Sie kommt gleich nach Hause. Karl nimmt sich vor, sie zu fragen.
Leon hört währenddessen weiter seine Rockmusik, die er sich aus dem Internet heruntergeladen hat, da er denkt, dass man als verwirrter Teenager einfach dazu verpflichtet ist, Rockmusik zu hören und seinen Vater zu ignorieren. Gefallen tut ihm die Musik allerdings nicht.
Leon fragt sich, warum er so durcheinander ist. Dass er schwul ist, stand nie zur Frage. Er hat nie darüber nachgedacht, denn es genau so wie mit einem Autounfall: Man hört davon jeden Tag, aber man erwartet nie, das einem selber passiert.
Er denkt, der einzige Grund weshalb er schwitzige Hände hatte, ist, dass ihm die Situation peinlich war. Und der einzige Grunde weshalb er jetzt verwirrt ist, ist, dass Marc ihn mit etwas konfrontiert hat, dass ihm völlig fremd ist.

„ Schatz?“, beginnt Karl, „ Weißt du was mit unserem Sohn los ist?“
„ Hört er immer noch diese furchtbare Musik?
„ Ja. Und er hat seine Tür verschlossen!“
„ Er hat seine Tür verschlossen!?“
„ Er hat seine Tür verschlossen.“
„ Und er ignoriert mich.“
„ Vielleicht ist er sauer auf uns?“ Susan runzelt die Stirn. In letzter Zeit hat sie sich kaum Gedanken um ihren Sohn gemacht, da sie so mit der Suche nach einem geeigneten Mann für Sarah beschäftigt war. Vielleicht ist es meine Schuld.
„ Was sollen wir denn gemacht haben?“
„ Vielleicht haben wir ihm ja in letzter Zeit zu wenig Aufmerksamkeit gegeben.“ Susan bezweifelt, dass ihr Mann das verstehen wird.
„ Das hat ihn doch noch nie gestört.“
„ Aber jetzt ist er älter und ... ich werde einfach noch mal versuchen mit ihm zu reden.“

Zwei Tage später hat Leon Kopfschmerzen und kennt alle Titel der CD auswendig.
Er verlässt sein Zimmer nur auf Grund von menschlichen Bedürfnissen und hat abgesehen von dem einen Mal wo seine Mutter ihn gefragt hat, ob sie irgendetwas falsch gemacht hat, nicht mit seinen Eltern geredet. Er hat ihr natürlich gesagt, dass es nicht mit ihr zu tun hat und dass er seine Ruhe will.
So ist sie, seine Mutter, immer auf Harmonie und Frieden aus und wenn diese Harmonie nicht vorhanden ist, sucht sie die Schuld zuerst bei sich.
Aber was soll er ihr auch sagen? Wie soll er ihr etwas erklären, dass er selbst nicht versteht?

Ein paar Tage später klingelt es an der Tür. Als Susan die Tür aufmacht, blickt sie den Besucher verblüfft an. „ Marc! Ich hätte nicht gedacht sie so schnell wieder zu sehen! Schön, dass sie vorbei kommen! Aber Sarah ist leider nicht da.“
„ Guten Tag, Susan. Schade, dass sie nicht da ist, aber ich wollte sowieso zu Karl. Er hat heute Morgen vergessen mir die neuen Pläne zu geben und da dachte ich, ich hole sie mir ab.“
„ Ich würde ihnen ja gerne helfen, aber mein Mann ist noch nicht da. Er müsste aber jeden Moment kommen. Wollen sie hier warten?“
„ Ich kann leider nicht, ich habe es eilig. Meinen sie, sie könnten mich einen kurzen Blick in sein Arbeitszimmer werfen lassen? Vielleicht sehe ich sie ja sofort und kann sie mitnehmen.“
Susan ist sich nicht ganz sicher, ob sie das machen soll. Schließlich kennt sie Marc ja kaum. Aber wenn sie will, dass er wieder kommt, muss sie so freundlich wie möglich sein.
„ Gehen sie einfach die Treppe hoch, es ist das zweite Zimmer links.“ So ist es noch besser. Sie zeigt ihm, dass sie ihm vertraut.

Marc denkt gar nicht daran, dass Arbeitszimmer zu suchen oder gar zu betreten.

An Leons Tür klopft es. Wahrscheinlich wieder sein Vater oder seine Mutter.
„ Leon? Ich bin´s Marc. Mach doch mal die Tür auf.“
Marc? Was will er hier? Seine Hände werden schon wieder schwitzig. Warum macht dieser Mann ihn so nervös?
Soll ich die Tür aufmachen? Er will nicht wieder in so eine Situation kommen wie letztes Mal, aber er ist auch neugierig warum Marc hier ist. Er steht von seinem Bett auf und öffnet die Tür.
„ Was ist?“, fragt er ruhig, während er eigentlich total aufgeregt ist.
„ Kannst du vielleicht die Musik leiser stellen, ich verstehe dich kaum.“
Leon macht die Musik etwas leiser. Marc kommt in sein Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Leon fühlt sich gefangen und muss schlucken.
„ Das muss dir doch nicht peinlich sein.“, sagt Marc.
Warum denkt er, ich wäre schwul und warum interessiert ihn das so? Leon weiß nicht, was er tun soll.
„ Aber mir ist doch gar nichts peinlich.“
„ Ach, komm. Was sollte sonst los sein?“
„ Das geht dich nichts an.“
„ Schon wieder etwas, was mich nichts angeht.“
„ Wir kennen uns kaum!“
„ Wirklich?“
„ Ich weiß nur wie du heißt, wo du arbeitest und wie alt du bist.“
„ Das ist doch schon mal was.“
Darauf weiß Leon nicht was er antworten soll, guckt auf seine Füße und schweigt einfach.
„ Wenn du dir eingestehst, dass ich recht habe, ruf mich an. Hier ist meine Nummer. Und hör auf mit diesem Verhalten gegenüber deinen Eltern. Das ist kindisch.“
Marc verlässt das Zimmer und die Musik stockt. Die CD ist kaputt.

„ Das ist total kindisch von dir mich verkuppeln zu wollen, Mama!“, sagt Sarah entnervt.
„ Kindisch? Welche erwachsene Frau war denn gegenüber von Marc respektlos und kindisch? Ich nicht!“, entgegnet ihre Mutter mit hochrotem Kopf.
„ Wenn du mich nicht wie eine erwachsene Frau behandelst, dann benehme ich mich auch nicht so!“
„ Kind, ich will dir doch nur helfen!“
In diesem Moment betritt Leon das Wohnzimmer. „ Schreit doch nicht so rum, das ist ja furchtbar!“, sagt er gelassen.
„ Leon!“, ruft seine Mutter glücklich. Endlich hat ihr Sohn sein Zimmer verlassen. Sie nimmt sich vor, ihm ab jetzt mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „ Ist alles wieder in Ordnung, ja?“
Leon nickt, aber nichts ist in Ordnung. Die Visitenkarte von Marc brennt in seine Hosentasche. Er hat sie schon so oft in die Hand genommen, dass sie schon völlig zerfleddert ist.
„ Marc hat gesagt, er kommt nächste Woche mit zu deinem Fußballspiel.“ Susan lächelt ihren Sohn freudig an.
„ Was will Marc denn bei Leons Fußballspiel?“, fragt Sarah.
Das frag ich mich auch, denkt Leon. Das frag ich mich auch.

Der Tag des Fußballspiels, ein Samstag, kommt schneller als Leon dachte. Die ganze Zeit hat er darüber nachgedacht, warum Marc ihn so nervös macht. Er hat Angst davor ihn wieder zu sehen, aber er freut sich auch gleichzeitig darauf.
Seine Mutter denkt, dass alles wieder „ in Ordnung“ ist und hat unwahrscheinlich gute Laune. Sarah kommt mit zum Fußballspiel. Sie sagt es sei um „ihren kleinen Bruder zu unterstützen“. Susan denkt, dass Sarah insgeheim Marc wiedersehen will, was in dem Augen aller anderer völliger Schwachsinn ist, sie lässt sich jedoch nicht davon abbringen.
Leon und seine Schwester stehen vor dem Haus und warten auf Susan und Karl.
„ Sag mal Leon, was ist los mit dir? Seit dem Abendessen letztens benimmst du dich so komisch, irgendwie abwesend.“ Sie findet diese ganze Situation komisch. Leon, der so verwisst und abwesend wirkt und Marc, der mit zum Fußballspiel eines Jungen geht, den er überhaupt nicht kennt. Man könnte ja noch behaupten er würde das tun um sich bei Sarah einzuschleimen, aber sie hatte ihm ja deutlich gezeigt, dass sie keine Interesse hat.
„ Es ist alles in Ordnung.“ Leon merkt, dass er rot wird. War er wirklich so auffällig?
„ Das sagt Mama auch, aber ich glaube dir nicht.“
„ Glaub mir ruhig, mir geht´s gut.“
Sarah guckt ihn misstrauisch an, aber geht nicht weiter darauf ein, da ihre Eltern gerade kommen und fahren wollen.
„ Und Leon, freust du dich schon auf das Spiel?“, fragt seine Mutter.
„ Die macht ihr heute fertig, nicht?“, fügt sein Vater hinzu und klopft ihm auf die Schulter. Noch ein Grund weswegen Leon nicht aufhören kann: Sein Vater wäre furchtbar enttäuscht.
„ Wann, ehm, kommt denn Marc?“, fragt Leon vorsichtig und ihm wird schlecht, als er sieht, wie seine Schwester ihn fragend anguckt und eine Augenbraue hebt.
„ Wir treffen ihn da.“, antwortet sein Vater.

In der Sporthalle angekommen, geht Leon sofort in die Umkleide aus Angst Marc zu begegnen. Er hat das Gefühl, dass es dämlich ist, dass ein fast wildfremder Mann zu seinem Fußballspiel kommen will. Und noch dämlicher ist es für ihn, dass er Angst hat ihm zu begegnen und noch nicht einmal weiß warum.
„ Kommt, Jungs, es geht los!“, ruft der Trainer. Leon ist davon überzeugt, dass er heute versagen wird. Er hat einfach zu viel im Kopf.
Vom Spielfeld aus kann er zwar seine Familie sehen, aber Marc ist nicht bei ihnen. Zuerst ist er beruhigt, aber dann wird er nervös.
Die Hälfte der ersten Halbzeit ist rum. Leon hat das Gefühl, dass er beobachtet wird. Vielleicht ist Marc ja da, aber er sieht ihn nur nicht? Immer dreht er sich herum während er über das Spielfeld läuft. Seine Mannschaftskollegen schreien ihn immer wieder an, weil er Fehler macht. Das macht ihn noch verwirrter.
Er rennt gerade auf das Tor zu, als er glaubt hinter dem Tor, wo die Eingangtür der Halle ist, Marcs Kopf zu erkennen. Er konzentriert sich auf die Tür und beachtet das Spiel gar nicht mehr. Er läuft immer weiter auf das Tor zu ohne zu wissen warum.
Plötzlich tritt Marc aus der Menschenmenge hervor, grinst ihn an und winkt. Vor Schreck kann Leon nicht mehr abbremsen bevor mit voller Kraft gegen der Torpfosten läuft.

Leons Augen sind geschlossen, er fühlt sich ganz schwer und hört um sich herum überall Stimmen.
„ Ich kann nicht fassen, dass er GEGEN DAS TOR gelaufen ist.“
„ Ich finde das nicht witzig, Sarah.“
„ Müsste er nicht schon längst wieder bei Bewusstsein sein?“
„ Vielleicht rufen sie lieber doch einen Arzt.“ Das war Marcs Stimme. Leon war sich ganz sicher. Er bekommt Panik. Er öffnet die Augen und sieht genau in Marcs Gesicht. Marc guckt ihn überrascht an, grinst und sagt: „ Ein Glück, ihm geht´s gut.“
„ Leon, das war eine Glanzleistung, wirklich. Ich habe mich seid langem nicht mehr so amüsiert.“, meint Sarah. In Wirklichkeit ist sie nicht amüsiert. Überhaupt nicht. Vor der Fahrt zum Fußballspiel sah er richtig ängstlich aus, als die Rede von Marc war. Und dann das eben. Was hatte es mit diesem Mann auf sich?
„ Sarah, jetzt reicht es aber wirklich! Leon, wie geht es dir?“
Er starrt immer noch Marc an. Warum macht es ihn glücklich, dass sich dieser Mann anscheinend Sorgen um ihn macht? Vielleicht rufen sie lieber doch einen Arzt. ... Ein Glück, ihm geht´s gut.
„ Leon, kannst du mich hören?“
Er reagiert nicht.
„ Leon?“ Susan rüttelt leicht an seinen Schultern. Endlich kann er sich losreißen. „ Ich bin zwar ein schlechter Fußballspieler, aber noch lange nicht taub, Mama.“, zischt er.
Susan guckt ihren Sohn fassungslos an.
„ Bis zu ... dem kleinen Unfall warst du doch richtig gut.“, sagt Marc leise. „ Gehen sie doch schon mal zu den Anderen und sagen ihnen, dass alles in Ordnung ist, ich bleibe noch ein bisschen bei ihm.“
Sarah guckt ihn verwundert an. Sie hat irgendwie gar kein gutes Gefühl, Leon mit ihm allein zu lassen. Aber wenn sie jetzt sagt, dass sie hier bleiben will, dann käme es komisch herüber. Also verlässt sie mit ihrer Mutter den Raum.

Marc setzt sich neben Leon. „ Was hat dich so gefesselt, dass du ein riesiges Fußballtor übersehen hast?“
„ Ich.. ich... was willst du eigentlich von mir?“
„ Ich dachte, dass weißt du.“ Schon wieder dieses Grinsen. Leon hat das Gefühl, er muss jetzt ganz schnell weglaufen, aber er will nicht wirklich.
„ Nein, ich weiß es nicht.“
„ Soll ich’s dir zeigen?“ Marc lehnt sich zu Leon rüber und kommt ihm immer näher.
„ NEIN!“, schreit Leon und rennt weg.

Hinter der Sporthalle muss er sich an die Außenwand lehnen, weil ihm schwindelig ist. Schließlich setzt er sich in seiner kurzen Sportsachen sogar auf den gefrorenen Boden. Er ist schockiert und zittert, aber nicht wegen der Kälte. Er schlingt die Arme um seinem Körper und legt seinen Kopf auf seine Knie.
Soll ich’s dir zeigen? Soll ich’s dir zeigen? Marcs Stimme hallt in seinem Kopf nach. Soll ich’s dir zeigen? Leon ist völlig klar was Marc ihm „zeigen“ wollte. Soll ich’s dir zzzzzeigen? Dass Schlimme war nur, dass es sehen wollte.

Am Abend sitzt Leon in seinem Zimmer und versucht die CD zu reparieren. Er weiß zwar, dass das nicht funktionieren kann, aber er will sich mit irgendetwas ablenken.
Sein Vater hat ihm zum Glück erst gefunden als er sich einigermaßen beruhigt hat. Danach hat er Marc nicht mehr nicht zu Gesicht bekommen.
Leon weiß nicht, was er machen soll. Marc ist ein 25-jähriger Mann! Am besten er versucht einfach alles zu vergessen.
Was sich als ziemlich schwierig herausstellt, denn in den nächsten Wochen reiht sich Abendessen um Abendessen aneinander. Leon schafft es immer wieder das Essen zu verpassen oder Marc aus dem Weg zu gehen.
Jedoch ist es mittlerweile Dezember und die Firma, in der Karl und Marc arbeiten, veranstaltet eine Weihnachtsfeier. Natürlich sind auch alle Familienmitglieder eingeladen.
Leon versucht mit allen Mitteln sich vor der Feier zu drücken, da er weiß, dass Marc auch kommen wird. Er weiß, dass Marc sich ihm wieder nähern wird. Vielleicht wird Leon dieses Mal nicht weglaufen? Was dann?
Der Raum, in dem die Feier stattfindet, ist riesengroß. Leon sitzt mit seiner Familie an einem Tisch. Das ist eine öffentliche Feier. Hier sind hunderte Menschen, denkt er. Vielleicht findet er uns noch nicht einmal.
„ Hallo!“, hört er Marc hinter sich. „ Wie schön, dass sie auch hier sind.“ Er findet sie doch.
„ Marc! Setzen sie sich doch zu uns! Da neben Sarah ist noch ein Platz frei.“, entgegnet Susan freundlich.
„ Hast du es immer noch nicht aufgegeben, Mutter?“, fragt Sarah kopfschüttelnd.
„ Was denn?“, fragt Marc.
„ Nicht so wichtig.“, antwortet Karl schnell, denn er will nicht vor seinem Arbeitskollegen blamiert werden.
Nach einer Stunde ist Leon müde und muss gähnen.
„ Ist dir langweilig?“, fragt Marc ihn geradeheraus. „ Hast du keinen Freund, den du hättest mitbringen können ... oder eine Freundin?“
Sarah lacht. „ Er hat keine Freundin.“ Was soll diese Frage? Sarah muss ihre Mutter darauf ansprechen. Und zwar sofort.
„ Nein?“ Marc guckt grinsend in die Runde. „ Warum nicht?“ Leon wird nervös.
„ Mama, kommt du mit auf Toilette?“, fragt Sarah, „ Wir könnten uns ein wenig frisch machen.“

„ `Ein wenig frisch machen´? Wie kommst du auf so etwas?“, fragt Susan. Sarah wirkt beunruhigt. Das grüne Licht über dem Kopf ihrer Tochter flackert und sie muss die ganze Zeit nach oben schielen.
„ Warum ist Marc in letzter Zeit so oft bei uns? Ich meine, er kommt bestimmt nicht wegen mir, denn ich ignoriere ihn fast die ganze Zeit. Und – Entschuldigung – ein altes Ehepaar zu besuchen gehört wahrscheinlich auch nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.“
„ Ich verstehe nicht, was du mir damit sagen willst.“ Susan überlegt krampfhaft worüber ihre Tochter jetzt schon wieder spricht. Doch wenn sie noch einmal genau nachdenkt, hat sie eigentlich recht. Die Häufigkeit von Marc Besuchen ist schon ziemlich auffällig. Sie war jedoch eigentlich froh darüber, da sie immer noch hofft, Sarah könnte noch Gefallen an ihm finden.
„ Und was sollte diese Frage über Leons nicht vorhandene Freundin? Leon wirkt verwirrt und nervös. Ich habe das Gefühl, dass da irgendetwas ist.“
„ Er ist 15. Jeder 15-jährige Junge ist verwirrt.“
„ Aber nicht so. Ich mache mir Sorgen und ich glaube irgendetwas stimmt mit Marc nicht.“ Sarah guckt ihrer Mutter tief ihn die Augen.
„ Sarah, Schatz, es ist nicht deine Aufgabe sich Sorgen zu machen, sondern meine.“

Leon hofft, dass seine Schwester und seine Mutter bald zurückkommen. Er findet es höchst merkwürdig, dass Sarah „ sich frisch machen gehen“ wollte. Eigentlich kann es überhaupt nicht sein, dass Sarah wo etwas tun will.
Er ist völlig in seinen Gedanken versunken und als sein Vater laut von einem großen und lauten Mann begrüßt wird, erschreckt er sich fast zu Tode.
„ Herr Kay! Wie schön, dass sie da sind! Wo ist denn ihre hinreißende Frau?“
„ Sie musste sich kurz entschuldigen.“
„ Ach, dann kann ich sie ja kurz mitnehmen. Es gibt da noch etwas zu Besprechen mit Herrn Friedrichs.“
„ Während der Weihnachtsfeier? Naja, was soll man machen.“
Und dann geht sein Vater weg.
Leon erstarrt am ganzen Körper.
Er dreht seinen Kopf ganz langsam nach links.
Marc grinst ihn an.
Und dann legt Marc seine Hand auf Leons Oberschenkel.
Leon rennt nicht weg.

In diesem Moment kommen die zwei Frauen zurück.
Sarah sieht sofort, dass etwas mit Leon nicht in Ordnung ist. Marc grinst Leon an. Sie sieht Marcs Hand an einer sehr ungewöhnlichen Stelle. Sarah atmet zischend ein und stürmt auf Marc zu, der die beiden gar nicht bemerkt hat. Sie reißt seine Hand weg und flüstert ihm energisch zu. „ Bist du dir sicher, dass deine Hand da hin gehört?“
Er zuckt erschrocken zusammen und guckt Sarah verwirrt an. Dann hat er sich wieder gefasst. „ Kommt darauf an, was Leon dazu sagt.“
Leon blickt nur hektisch zu Sarah, zu seiner Mutter und wieder zu Marc. „ Ich ... ich ...“
Marc legt seine Hand auf Leons Schulter. „ Ist schon gut. Ich denke sie werden es akzeptieren.“
Susan, die bis jetzt die ganze Zeit geschwiegen hat, tritt heran. „ Was soll das? Und was sollen wir akzeptieren?“
Marc will ihr antworten, doch Sarah unterbricht ihn. „ Ich denke, dass ist ganz allein Leons Sache uns das zu erklären. Und ich denke, du solltest jetzt gehen.“

Als die Kays nach Hause kommen, will Susan mit ihrem Sohn reden, doch der flüchtet in sein Zimmer.
Sarah kann nicht fassen, was sie gesehen hat. Was für ein Schwein! Ein 15 jähriger Junge. Ein 15 jähriger Junge. Für sie ist alles klar, aber für ihre Mutter anscheinend nicht. Wie soll sie ihr denn so etwas erklären?
„ Also generell habe ich ja nichts gegen Männer wie Marc, aber ich finde dann doch, das 15 Jahre etwas zu jung sind.“
„ Ich verstehe dich schon wieder nicht, Sarah.“ Susan ist müde, genervt und macht sich Sorgen um Leon, da er völlig aufgelöst in sein Zimmer gestürmt ist.
„ Komm schon, Mama.“
„ Ich habe keine Ahnung. Was ist mit Leon los? Und was hat Marc damit zu tun? Wieso sprichst du immer so in Rätseln? Sag mir jetzt alles, was du weißt, verdammt!“
Sarah hat ihre Mutter noch nie fluchen gehört. Noch nie. Sie seufzt und sagt es ihr. „ Marc hat anscheinend ein Auge auf Leon geworfen. Und Leon ist verwirrt.“
Susan weiß nicht was sie sagen soll. Wieso hat sie das nicht früher erkannt? Sie hätte ihren Sohn von diesem Mann fernhalten können! Jetzt ist es ja verständlich, warum das Kind so verwirrt ist.
Als ihr Mann nach Hause kommt, erzählt sie ihm alles.
„ Das ist unfassbar! Aber warum ist Leon dann nicht zu uns gekommen?“, sagt Karl entsetzt.
„ Darüber wollte ich mit euch auch noch reden.“ Sarah weiß nicht ob das jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt ist. „ Vielleicht war Leon so verwirrt, weil er nicht wusste ob er Marc nachgeben soll oder nicht.“
„ Was sagst du da?“ Karls Gesicht wird noch roter. „ Willst du etwas behaupten dein Bruder ist ein ... ein ... eine Schwuchtel?“
„ Sarah, das ist Blödsinn und dass weißt du auch.“, sagt Susan, obwohl sie selber nicht ganz von diesen Worten überzeugt ist. Sie hat nichts gegen Schwule, aber sie hat durchaus etwas gegen die Probleme, die auf ihren Sohn zukommen würden. Aber Karl würde so etwas nie akzeptieren. „ Natürlich wollte er ihm nicht nachgeben.“, bemerkt sie schließlich, „ Es war ihm nur unangenehm und vielleicht hatte er Angst, dass wir ihm nicht glauben und ihn für verrückt erklären.“
„ Wenn du meinst, Mama.“

Marc setzt sich zufrieden mit einer Flasche Bier auf sein Sofa. Bei den Kays herrscht jetzt bestimmt Chaos und Leon hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen. Wie gerne wäre er da jetzt dabei!
Die strikten Linien eines Familienlebens zu trennen kann sehr amüsant sein, das weiß er schon seit vier Jahren. Seid er damit angefangen hat, hat er noch nie versagt. Kein Junge war ihm entwischt. Es ist immer das Gleiche: Erst wehren sie sich, bekommen Panik. Und dann nach einiger Zeit kommen sie freiwillig zu ihm.
Diese Macht zu spüren ist unglaublich. Alle Fäden sind in greifbarer Nähe und bald hat er sie in der Hand. Dann hat er wieder etwas, dass nicht unbeständig, wackelig oder riskant ist. Dann ist er nicht schwach und hilflos.
Es ist sicher, Leon wird kommen. Früher oder später. Schwul oder nicht schwul.

 

hallo Madeleine,

ich musste bei dem Namen "Sarah Kay" lachen. Je nachdem wie alt du bist, wirst du nicht wissen, dass Sarah Kay eine Figur aus den 70er/80ern war. Sozusagen die Lillifee meiner Generation :D Ich hatte Stickeralben und sowas. Aber das nur am Rand, hat nichts mit deiner KG zu tun.

Die Idee deiner Geschichte hat mir ganz gut gefallen. Ein Junge, der sich seines Schwulseins noch nicht bewusst ist oder es zumindest verdrängt. Dein Stil ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig. Das hat mich ehrlich gesagt nicht ganz so überzeugt. Gerade am Anfang redest du viel drum herum, erklärst anstatt deine Geschichte zu erzählen. Steig mit Szenen ein, beleb deine Figuren und ihren Charakter.

Dies als ersten Kommentar von mir.

lg Engelchen

 

Ahoi hoi!

Die Einleitung deiner Geschichte hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Dein Schreibstil klingt manchmal sehr nach Tagebuch, an anderen Stellen beschreibst du total neutral, fast wie in einem Drehbuch. Wir bekommen kaum einen Einblick in Leons Gefühle, außer, dass er sich nicht eingestehen kann, dass er schwul ist.
Und was hat es mit Marc auf sich? Ein 25-Jähriger, der sich an einen 15-Jährigen ranschmeißt? Das macht ihn furchtbar unsympathisch.
Warum kommt Marc überhaupt zu den Kays? Was hätte er gesagt, wenn Leon nicht laut Musik gehört und ihm damit einen Vorwand gegeben hätte?
Und wie kommt es dazu, dass die Eltern Marc immer wieder ins Haus spazieren lassen und nicht so recht verstehen, was da eigentlich vor sich geht?

Marc verlässt das Zimmer und die Musik stockt. Die CD ist kaputt.
Der Satz gefällt mir - wie ein Bruch mit dem alten Schema.

„ Sarah, jetzt reicht es aber wirklich! Leon, wie geht es dir?“
Leon starrt immer noch Marc an.
„ Leon, kannst du mich hören?“
Leon reagiert nicht.
Viel zu viele Leons für 4 Zeilen! Diese Szene ist auch beispielhaft für deinen Schreibstil, der wirklich sehr gewöhnungsbedürftig ist.

Ahja und noch etwas:

Schon seid ihrer frühen Kindheit...
Schon seid dem Essen gestern Abend...
Ich habe mich seid langem...
Es heißt seit ;)

Lg Frankiestein

 

Erstmal danke für die beiden Kommentare :)
Wenn ich das nächste Mal Zeit hab werde ich mich zuerst an den Anfang mit dem nicht guten Schreibstil und dann an die Vorgeschichte von Marc setzen.

@Engelchen211: Ich kenne Sarah Kay, aber das war mir beim Schreiben nicht bewusst. ;)

lg madeleine

 

Ich fand die Story, die du uns vermitteln willst, gut, wirklich.
Die Umsetzung ist meiner Meinung nach nicht so gut gelungen... Die Einführung der Personen am Anfang passt nicht in die Geschichte... Wenn du das erwähnen willst, dann denk ich reicht ein Relativsatz oder ein Attribut vollkommen, sonst wird der Einstieg zu lang und der Leser verliert schon am Anfang die Lust.
Deine Satzanfänge (vor allem bei der Einleitung) fand ich ebenfalls nicht so gut, weil sie oft einfach monoton sind.
Und zu letzt: Die viele wörtliche Rede... Auf der einen Seite macht es die Geschichte lebendiger, auf der anderen ist es aber etwas langweilig, versuchs doch mal einfach mit nem Konjunktiv und das ganze mal mit indirekter Rede oder einfach etwas umschrieben :)
Als Fazit: Der Grundgedanke ist gut, aber an deinem Schreibstil musst du noch feilen :)
LG
Alora1807

 

Hi Madeleine
Ich fand die Geschichte nicht schlecht aber auf Dauer war das Lesen langwierig. Ich fande die Idee mit der Erklärung am Anfang ganz gut aber vielleicht hätte man diese mehr einbinden können, sodass sie nicht ausserhalb der geschichte steht. Teilweise waren die Übergänge nicht immer gelungen was ich persönlich aber nicht so störend empfand.
Lg patinaroulettesnana

 

Ich habe die ganze Geschichte jetzt überarbeitet und versucht einige eurer Tipps anzuwenden.

lg, madeleine

 

Hallo madeleine,

und ein nachträgliches Willkommen bei KG.de.

Ich weiß gar nicht, wie ich den Text finde. Interessant trifft es wohl am ehesten. Er liest sich wie ein Regiebuch und es wirkt auf mich nicht abstoßend, sondern ungewohnt. Anders, aber deswegen nicht unbedingt schlecht.

Womit Du Dir auf inhaltlicher Ebene aber keinen Gefallen tust, ist, dass Du zwei Geschichten versuchst in einer zu erzählen. Du hast zwei Personen mit Problemen und versuchst beider Geschichten zu erzählen. Das ist eine sehr harte Nuss für den Anfang. Eigentlich willst Du ja auch nur Jonas Geschichte erzählen. Aber wenn Du Dir dafür einen Typen wie Marc aussuchst, der bei ihm das Eis bricht, dann machst Du es Dir selbst schwierig. Denn klar will der Leser wissen, warum ein 25jähriger so hinter einem 15jährigen her ist. Das ist nicht "normal" und was "nicht normal" ist, ist spannend und was spannend ist, will man wissen. Aber Marc bekommt einen kleinen Absatz hinten dran, der sein Verhalten erklären soll, es begründen, und es wirkt leider auch so angeklebt. So lieber Leser, jetzt sag ich Dir noch schnell, warum das so mit dem Marc ist. Aber die Frage beschäftigt einen ja den ganzen Text lang und da gehst Du nicht auf die Frage ein.

Ich habe keinen Vorschlag, wie Du aus diesem Problem raus kommst. Du müsstest wahrscheinlich den Text aus zwei Perspektiven erzählen. Einmal aus Marcs Sicht und einmal aus der von Jonas. Gleiches Geschehen aus unterschiedlicher Erlebniswelt. Das hieße fast jede Szene doppelt zu schreiben, was wiederum zu einer Menge mehr Text führen würde. Das ist das Problem mit zwei so "starken" Problemfiguren. Man braucht viel Text um es plausibel zu schildern und die Erwartungen des Lesers zu erfüllen. Deshalb würde ich Dir raten, für die Zukunft Texte zu konzipieren, in denen Du Dich einem Problem widmest und dieses stringent ausführst.
Entweder Jonas coming out oder Marc seine Schwäche für Jüngere und seine Lust, diese zu verwirren. Aber die beiden zusammen ist zu groß für eine Kurzgeschichte, gerade wenn man anfängt. Und später auch noch ;). Das ist schon ne ordentliche Übung, finde ich.

Und bei dieser Geschichte ist der Rahmen schon so angelegt, dass es da mit ein paar Änderungen nicht getan ist. Machst Du Jonas älter, fragt sich der Leser, ob er es nicht schon längst mitbekommen haben sollte, machst Du Marc jünger, ist es unglaubwürdig, dass die Mutter ihn mit der Tochter verkuppeln will, machst Du Marc und die Schwester jünger, fragt man sich, warum die Mutter ihre 18jährige Tochter unbedingt verheiraten will. Also, da hast Du eigentlich keinen Spielraum mehr offen. Schwierig.

Aber Du hast da zwei Charaktere die beide eine Geschichte zu erzählen haben, vielleicht solltest Du, sofern Dich beide auch interessieren, zwei Geschichten schreiben :).

Da sind noch einige Fehler im Text. Durchgehend: man macht kein Leerzeichen hinter den einleitenden ". Hinten raus hast Du es richtig, aber vorn sieht es komisch aus.

Was der Text aber auf jeden Fall bewirkt hat bei mir, ich bin sehr gespannt auf Deine nächste Geschichte. Und das sage ich jetzt nicht, weil ich nett sein will, sondern meine es ganz ehrlich.

Beste Grüße Fliege

 

Hey Fliege!

Danke für dein ausführliches Kommentar :)

Eigentlich willst Du ja auch nur Jonas Geschichte erzählen.
Wer ist Jonas? :D

Aber Marc bekommt einen kleinen Absatz hinten dran, der sein Verhalten erklären soll, es begründen, und es wirkt leider auch so angeklebt.
Ich hatte (oder habe) Marc Geschichte während des Schreibens schon die ganze Zeit im Kopf und hab das extra ganz ans Ende gemacht, aber wenn das so angeklebt wirkt, werde ich mir da vielleicht noch ne andere Lösung überlegen.


Aber Du hast da zwei Charaktere die beide eine Geschichte zu erzählen haben, vielleicht solltest Du, sofern Dich beide auch interessieren, zwei Geschichten schreiben.
Ich habe mir schon überlegt eventuell eine Kurzgeschichte über Marc Vergangenheit zu schreiben.


Was der Text aber auf jeden Fall bewirkt hat bei mir, ich bin sehr gespannt auf Deine nächste Geschichte. Und das sage ich jetzt nicht, weil ich nett sein will, sondern meine es ganz ehrlich.
Das freut mich!

Lg, madeleine

 

Wer ist Jonas? :D

Und ich rege mich immer so schön auf, wenn andere falsche Namen nutzen. Verdammt. Vielleicht wollte ich, dass Leon Jonas heißt, keine Ahnung. Verzeih!

 

Heii, ich hab die Geschichte schon mal gelesen, kann es sein dass du am Ende gebastelt hast?
Also ich fand den letzten Absatz über Marc einfach genial! Der Stil und der Aufbau, muss ich wirklich sagen ist sehr gelungen, ABER (ja jetzt kommt schon wieder das große aber) wie Fliege schon sagte, versuchst du hier zwei Probleme unterschiedlicher Personen in eine Geschichte zu bringen. Für eine längere Story wirklich gut geeignet, aber eine Kurzgeschichte sollte doch nur eine Handlung haben. Allgemein finde ich, dass die Geschichte wenig mit einer "Short Story" zu tun hat. Ich würde mir an deiner Stelle überlegen, ob du aus allem nicht noch mehr machst, weil die Handlung kannst du ausschmücken, die Geschichte wird länger und zwei verschiedene Probleme haben ihren Platz. Ich hoffe du verstehst was ich meine :)
LG
Aloraa

 

Was zum Teufel mag mich geritten haben, in kleinbürgerlicher Idylle einzutauchen,

liebe madeleine?,
und damit zunächst einmal ein herzlich’ Willkommen auch von mir,

wenn doch alles schon gesagt sein sollte!

Ich will’s sofort verraten. denn es ist auch nicht die Mitwirkungspflicht:

Du bist hier an Bord die Erste, die –

vielleicht auf noch naive Weise, was sich aber mit den Jahren geben wird (ich schätze, dass Du verdammt jung bist) –

Sein und Haben in ihrem schwierigsten Falle korrekt zu unterscheiden vermag, nämlich in der Persönlichkeit, welche an sich die individuellen Eigenschaften eines Individuums bezeichnet (die einer eben hat, wie den Charakter), die aber umgangssprachlich zur Individualität (was einer wäre) abgeschleift wird.

Das also wäre der eine Grund, der andere ist eher bedrückender Art, scheint doch Deine bisherigen Lesern Grammatik wurscht zu sein, denn was wäre neben der Idee notwendiger als eine handwerklich manierliche Umsetzung der Geschichte? Eben das zeigt sich, dass noch einige Arbeit zu tun ist. Nehmen wir das Hauptübel, dass sich schon im angedeuteten Satz zeigt

Es ist* als hätte er keine Persönlichkeit.

Hier * wäre ein Komma zu setzen, wie auch in den folgenden Varianten (ich geb unter den Regeln immer nur ein Beispiel – am sinnvollsten immer nur den ersten Auftritt, weil sonst der Kommentar länger wird, als die Geschichte ist. Und mit der Zeichensetzung hapert’s arg.) Und gleich zu Anfang geraten wir in ziemlich schwieriges Gelände:

Schon seit ihrer frühen Kindheit träumt sie davon* dies zu sein.
hier sollte ein Komma gesetzt werden gem. K 117 Ziffer 2, Duden Bd. 1 und nach § 75 Ziffer 2 der amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung, wonach ein Komma zu setzen ist, wenn die Infinitivgruppe (hier: zu sein) vom Substantiv abhängig ist.
Nun kannstu behaupten, dass gar kein Substantiv bei der Infinitivgruppe stehe, was optisch nicht zu leugnen ist. Aber kann dies[es] Demonstrativpronomen für sich stehen? Wohl eher nicht, sondern eher für die Rollenbezeichnungen im Satz zuvor.

Für sie gab es nie eine andere Option, es war alles* was sie wollte.
* schlicht wg. Trennung v. Haupt- & Nebensatz. Hier solltestu grundsätzlich noch einmal alles durchsehen.
„ …, so kratzbürstig wie du immer bist.“, meldet sich Leon …
Beim schlichten Aussagesatz in wörtlicher Rede, ist der Punkt entbehrlich (bei Ausruf/Befehl/Wunsch oder Frage wird’s entsprechende Satzzeichen gesetzt).

Neben der Zeichensetzung gibt’s dann relativ wenig Rechtschreibprobleme, wie hier – nicht nur, weil’s sich anbietet -

Zu aller erst …
Sollte – wie sein buchstäbliches Gegenteil zuallerletzt – zusammen, als ein Wort geschrieben werden.

Ganz wichtig, nicht das mit dass zu verwechseln wie hier:

Er hat nichts, dass ihn begeistert, nichts, was ihm wirklich gefällt* und nichts, dass ihn ausmacht.
Dem dass darfstu („eigentlich“ musstu) in beiden Auftritten je ein s abzwicken.
* steht wieder für Kommasetzung, die jetzt gelegentlich einen zwoten Auftritt erhält.

Da fällstu in den falschen Fall:

Und diese ganze Anstrengung nur wegen dem Fußballspielen.
Der Dativ ist dem Genitiv – wie hier – sein Tod. Besser: „ … wegen des Fußballspiels“. Was sag ich Weichspüler besser? In jedem Fall wg. „wegen“!

Und eher Flüchtigkeit

Aus Protest hat sie entschlossen* so unhöflich wie möglich zu Marc zu sein.
Hier fehlt was: Neben dem Komma vermiss ich hier vor allem das Reflexivpronomen „sich“ …

Bissken Stilkunde, denn Erzählungen leben vom Verb, weil etwas geschieht, Bürokratien leben und sterben von und an der Substantivierung.
Zwei Beispiele:

Aber wenn er jetzt mit dem Spielen aufhört, dann hat er ja gar nichts mehr,
warum die unnötige Substantivierung? Wäre nicht eleganter
Aber wenn er jetzt [zu spielen] aufhört, dann hat er ja gar nichts mehr?

Susan Kay ist der Meinung, dass es ihre Aufgabe ist, …
Wäre nicht eleganter und der Kurzgeschichte angemessen kürzer
Susan Kay [meint], dass es ihre Aufgabe [sei / wäre], …
womit wir schon im Modus des von Dir im ersten Zitat korrekt verwendeten Konjunktivs (was selbst hier vor Ort alte Hasen manchmal nicht hinkriegen) wären:

Man kann nicht sagen, dass sie einfältig oder langweilig ist, nein, sie versucht lediglich* alles in Ordnung zu halten und niemals die Kontrolle zu verlieren.
Hier sollte man den Konjunktiv I anwenden (indirekte Rede, wie sie ja gleich bei ihm gelingt) derart
Man kann nicht sagen, dass sie einfältig oder langweilig [sei], …
Die bereits erwähnte Ausnahmeregelung zum Infinitiv ist anzuwenden (*).

Ähnlich hier:

Ihr Problem ist, dass sie noch nicht weiß* was sie vom Leben will oder was ihre Meinung ist.
Incl. genanntem * Problem.

So, das mag für heute genügen – ich denk, es reicht Dir auch …

Aber: Gern gelesen von einem, der auch dazu neigt, mehr als ein Problem in kurze Geschichten zu packen, der weder Pädagoge noch Germanist ist.

Gruß

Friedel

 

Lieber Friedel,

habe noch nie von jemandem gehört, der Grammatik mit solch einer Leidenschaft behandelt wie du.
Danke für die Korrektur, werds sofort ändern. ;)
Ich bin tatsächlich jung, so jung, dass ich mir deinen Absatz über Sein und Haben dreimal durchlesen musste um ihn zu verstehen.

Lg, madeleine.

 

habe noch nie von jemandem gehört, der Grammatik mit solch einer Leidenschaft behandelt wie du
und ich bin,

liebe madeleine,

gar kein Grammatiker, geschweige denn Germanist. Und da ich gerne weiß, wann, wie und wo ich Ordnung oder gar Recht breche, musste ich auch dergleichen "fressen" und es ist mir ohne Verdauungsstörung gelungen.

Ich bin tatsächlich jung, so jung, dass ich mir deinen Absatz über Sein und Haben dreimal durchlesen musste um ihn zu verstehen
was gewaltig für Dich spricht.

Schaun mer ma', wat draus wird! Ich bin gespannt,

Gruß

Friedel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom