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Manfred Fuchs: "Beim Österreichischen Bundesheer"
Rekrut Fuchs
Als die Rote Armee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Österreich besetzte, war es Österreich klarerweise verboten, ein eigenes Heer zu haben, waren ja sowieso genug Russen und Amerikaner da, um das schöne Land beschützten. Das hat dann aber doch auch seine Nachteile gehabt. Jetzt hat sich nämlich der Österreicher gedacht, der noch immer ganz verwundert war, wie der böse, alte Adolf das wunderbare Österreich so von einem Tag auf den anderen in Beschlag nehmen konnte, dass er eigentlich frei sein sollte, weil Kriegsopfer und so. Dann hat sich der Russe mit dem Amerikaner zusammengesetzt und der Österreicher ist dann auch noch dazu gekommen und als die drei dann fertig waren mit dem Zusammensetzen, hat der freie Österreicher gleich durch das ganze freie Österreich geschriehen: „Österreich ist frei!“ und die anderen Österreicher haben sich sehr gefreut. Denn auf einmal haben die Männer in Uniform nicht mehr russisch oder englisch gesprochen, sondern sind mit dem schlimmsten Wiener Dialekt daher gekommen. Da hat dann der Österreicher-Zivilist nicht mehr „Fuck the Germans!!!“ hören müssen, sondern „I scheiß mich an, des Bier is guat!“, und das war dem Österreicher gleich viel angenehmer, etwas von Bier zu hören, als von irgendwelchem deutschen Geschlechtsverkehr. Und als dann zum ersten Mal die österreichischen Gardisten durch die Wiener Innenstadt gegangen sind, frage nicht! Die Leute haben sich damals so gefreut, dass gleich ein jeder zum Bundesheer gehen wollte, weil er dann auch soviel Applaus von den Leuten bekommt. Und die, die nicht gehen konnten, die Kriegsverletzten, geistig/ körperlich Zurückgebliebenen und die Frauen natürlich, die waren klarerweise eifersüchtig auf die umjubelten Soldaten. Und dann haben sie geschimpft. Aber das haben die jungen Gardisten natürlich nicht gewusst, was die Bevölkerung sagt, denn die haben ja nur gerade aus schauen dürfen; und sind weiter immer im Schritt marschiert.
Mit dem Wissen ist es ja immer so eine Sache. Man kann nicht alles wissen, das ist eh jedem klar, das versteht sogar der Rekrut Fischer, doch der war damals noch gar nicht auf der Welt gewesen. Damals war nämlich sein Opa erst 18 geworden und hat seine Frau noch gar nicht richtig gekannt. Aber das mit dem Wissen, das wäre ihm einleuchtend gewesen. Man kann nämlich nie etwas wirklich wissen. Zum Beispiel, welche Zahlen im Lotto gezogen werden, oder was in der Frühlingsrolle alles drinnen ist, oder ob man nicht gerade etwas sagt, dass dann noch hundert Jahre später noch immer gesagt wird. Das ist damals nämlich dem Hofer Hansi passiert. Und hätte der Hansi Hofer, der nur noch ein Bein hatte, wegen dieser russischen Handgranate, gewusst, dass das, was er jetzt zu der Grete Grubinger sagt, bis ins Jahr 2001 seine Gültigkeit hat, dann hätte er viel Geld verdienen können. Der Hofer Hansi war nämlich leidenschaftlicher Wetter, wieder ein Problem mit dem Wissen. Denn wüsste man im vorhinein welche Zahl beim Roulette kommt, frage nicht! Und die Grete Grubinger hat natürlich auch nicht alles gewusst, denn hätte sie gewusst, dass der Huber Hansi so ein leidenschaftlicher Wetter ist, dann hätte sie sich das mit dem Ja-Wort zweimal überlegt. Jetzt hat der Huber Hansi also unwissend etwas gesagt, dass später noch viele Menschen sagen werden, da natürlich Richtigkeit und so. Die beiden sind nämlich gerade um den Ring (eine recht wichtige Straße um die Wiener Innenstadt!) spazieren gegangen, als die Garde vorbeimarschiert ist. Und die Leute haben gejubelt, da natürlich eigenes Heer und so. Und die Grete hat so lieb dreingeschaut zu den Gardisten, dass der Hans gleich ein bisserl eifersüchtig geworden ist. Darum hat sich der Hansi was überlegt, damit er nicht so blöd dasteht, obwohl er ja gar nicht blöd dagestanden ist, weil vor der Grete sowieso der Superheld. Aber in diesen Moment sind ein Haufen Superhelden gekommen und da hat der Hansi, der nicht mitmarschieren konnte, wegen der russischen Handgranate, gesagt: „Die Leute die im Zivilleben nichts sind, die gehen eben zum Bundesheer!“. Und schon war wieder der Huber Hansi der Superheld.
Jetzt haben wir aber das Jahr 2001, und seitdem der Huber Hansi diesen wichtigen Satz gesagt hat, ist viel passiert. Nicht soviel wie man in der damaligen Zeit geglaubt hat, also keine fliegenden Autos und so, aber es ist doch ein bisserl was geschehen. Auch mit dem Bundesheer. Das ist nämlich nicht mehr so beliebt wie vor 46 Jahren, im Gegenteil, es ist nämlich sogar ein bisserl unbeliebt geworden. Ich persönlich kann das gar nicht verstehen, da Landesverteidigung natürlich sehr wichtig ist, aber das wollen die Leute nict so richtig einsehen. Damals, gleich nach dem Krieg, war der Krieg natürlich noch in den Köpfen der Leute eingebrannt. Aber heute, zwei Generationen später, brennen sich die jungen Leute höchstens irgendwelche Zeichen in die Haut und plötzlich: Körperkult viel wichtiger als Landesverteidigung.
Aber dazu muss ich jetzt auch sagen, dass das Bundesheer auch ein wenig selbst Schuld hat. Es hat zwar bis jetzt keinen Krieg verloren, aber statt dem Blut floss ein wenig zu viel Alkohol. Nicht dass du mich falsch verstehst! Es ist natürlich gut wenn kein Blut vergossen wird, man kann sich nichts sehnlicher wünschen, zumindest für einen selbst, und wenn dazu auch kein Alkohol fließt: perfekt! Aber das war nicht so beim Bundesheer. Dann ist es nämlich vorgekommen, dass ein Offizier einen leichten Schwips gehabt hat, als er in die Kaserne gekommen ist und ein bisserl zu laut geredet hat. Und auch etwas schief gegangen ist. Und auch ein wenig nach Schnaps gestunken hat. Und er hätte auch den Wehrmann Horvath nicht gleich anbrüllen müssen, nur weil der nicht richtig salutiert hat und er hätte ihn auch nicht gleich als „Futzisprenger“ bezeichnen müssen, was immer das bedeuten soll. Aber der Offizier hat ja nicht wissen können, dass der Wehrmann Horvath Journalist ist und dass der Wehrmann Horvath als Herr Mag. Horvath einen Artikel verfasst, in dem er schreibt, dass in Österreich die Offiziere betrunken herum laufen. Sofort Riesenskandal, Strafe zahlen und lauter unschöne Dinge, aber du siehst: wieder die Sache mit dem Wissen.
Jetzt muss man aber sagen, dass die Situation beim Österreichischen Bundesheer schon viel besser ist, aber der Ruf hängt einem nach, da kannst du machen was du willst. Da brauchst du nur einmal von deinen Freunden zu Hause beim Staubsaugen erwischt werden während deine Freundin Zeitung liest und schon kannst du dir neue Freunde suchen. Denn der Ruf hängt einem nach, da kannst du später noch so viel Testosteron versprühen. Und so ist das auch beim Bundesheer.
Und da ist es freilich nicht verwunderlich, wenn die heutige Jugend viel lieber Zivildienst macht, als das Grünzeug anzuziehen. Aber ein paar erwischt es doch immer wieder, so wie unseren Manfred Fuchs. Der ist nämlich im Januar eingerückt, zur Garde. Sein Opa hat sich gefreut, denn Garde: Musterbeispiel und so. Dem Manfred hat das aber gar nicht so gefreut. Der war nämlich Maturant, immer basisdemokratisch erzogen worden, da Schulsprecher. Ehrenamtlich. Und da war er oft bei Besprechungen mit der Direktorin und mit den Lehrern und mit den Eltern und mit dem Schulwart und dann wieder mit der Direktorin, dass er gar keine andere Wahl gehabt hat, als basisdemokratisch zu denken. Und das ist bei ihm hängen geblieben.
Das soll aber nicht bedeuten, dass das schlecht ist, wenn man basisdemokratisch denkt, aber beim Militär hast du da keine Chance. Wenn der Herr Wachtmeister sagt: 20 Liegestütz, dann musst du auch 20 Liegestütz machen und kannst da nicht lange rumdiskutieren, ob du nur 15 machen musst, oder die Knie aufstützen darfst. Denn dann: Probleme bis zum Umfallen. Wenn du aber 20 Liegestütz machst, dann ist der Herr Wachtmeister zufrieden, wieder WachtMEISTER und lässt dich in Ruhe.
Das hat der Manfred Fuchs, Entschuldigung: Rekrut Fuchs, jetzt noch nicht ganz herausgefunden. Der ist nämlich gleich am ersten Tag in die Kaserne in Götzendorf verlegt worden. Das liegt ca. 45 km weit weg von Wien, Heimkommen keine Chance. Nur an den Wochenenden. Das ist natürlich viel zu wenig und da hat sich der neue Rekrut Fuchs gleich bei seinen neuen Gruppenkommandanten aufgeregt.
„So geht das aber nicht!“, hat der Rekrut Fuchs jetzt gesagt. Da hat er nämlich noch geglaubt, er könnte sich mit dem Wachtmeister normal unterhalten. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass man sich mit Wachtmeistern nicht normal unterhalten könne, ich will das Österreichische Bundesheer nicht runter machen. Das würde mir nie im Traum einfallen. Nicht einmal, wenn ich im Trau träume, dass die Unteroffiziere und Offiziere Blödsinn machen, so könnte ich sowas unrealistisches nie glauben. Und schon gar nicht würde ich das je aufschreiben. Nie und nimmer. Denn ich glaube an das Österreichische Bundesheer, und vor allem könnte dies sehr viel Geld kosten. Dann sagen wir einmal „ungewöhnlich“.
Der Manfred denkt also, dass man sich mit dem Wachtmeister auf „gewöhnliche“ Art unterhalten kann und darum sagt der jetzt: „So geht das aber nicht! Ich habe eine Freundin zu Hause, die ich öfter sehen will!“
Doch dem Herrn Wachtmeister hat das soviel interessiert wie die 2. Person Plural, Akkusativ in Französisch. Und darum ist der Rekrut Fuchs schließlich nach Götzendorf gekommen...