Mainstream und Emo passen eben zusammen!
„Mainstream und Emo passen eben zusammen.“ Er sagte es herausfordernd als erwarte er das ich Einspruch erhob. „Meinst du?“ fragte ich nur und schaute ihn ebenso erwartend an. „Klar“, er grinste mit einem Grinsen, das niemand nicht erwidert hätte. Außer mir .Ich runzelte die Stirn und mutmaßte :,, Na ja ich denke gleich und gleich gesellt sich gerne……Emos bleiben bei Emos und Normalos bei Normalos. Oder?“ Er schüttelte den Kopf und versuchte seine Haare in die richtige Position zu rücken. „Du und deine Haare“ kicherte ich. Er war von allen Menschen die ich kannte mit Abstand der eitelste. „So sehen sie nun mal am besten aus“ verteidigte er sich leise und ein bisschen trotzig. „Meine Güte“ stöhnte ich „du übertreibst.“
Er schaute mich mit einem zweifelnden Seitenblick eine Weile an. Das mochte ich, aber ich hatte es nie erwähnt. „Ich bin femininer als du, kann es sein???“ Jetzt war er wieder am Grinsen. Und er hatte ja Recht. Ich guckte fast nie in den Spiegel , während er nie an einem vorbeikam ohne einen Blick zu riskieren und sich über sein Aussehen zu beschweren. „Wahrscheinlich“ gab ich zu. „Manche Mädchen stehen auf feminine Jungs ….“ Ein siegessicheres Lachen trat in sein Gesicht. „Manche Mädchen stehen auch auf Emos“ Ich wollte ihn provozieren. Doch es gelang mir nicht, wie auch??!! Statt sich darüber Gedanken zu machen freute er sich . „Ja und ich bin ein Emo. Und feminin.“ Musste er dies auch noch als Vorteil sehen. „Ich weiß“ seufzte ich und gähnte. Wir waren an der Haltestelle angelangt, setzten uns und warteten auf seinen Bus.
Seit wir zusammen das Praktikum in der Tierhandlung machten waren wir sowas wie Freunde geworden. Verbrachten die Mittagspausen oft zusammen , begleiteten uns gegenseitig zum Bus. Bastian war schon außergewöhnlich. Doch allein dieses Wort beschrieb seine Art nicht, diese war facettenreicher als die von jedem anderen Menschen. Wegen seiner auffallenden Eitelkeit und der Tatsache, dass er nur schwarz trug weil er ein Emo war hatte ich ihn anfangs für schwul gehalten. Dies hatte er sofort lässig abgetan und erzählt ihn hätten schon viele für schwul gehalten, er könne sich vor männlichen Verehrern kaum retten. Seine Rettung war jedoch, dass es zurzeit viele junge Mädchen gab, die Emos mochten. Weil sie so sensibel waren. Nachdem er mich ausgefragt hatte, auf welchen Typ Jungs ich denn stünde und ob er denn eine Chance bei mir habe, merkte ich, dass ich aufpassen musste. Ich konnte keinen gefühlsduseligen ein Jahr jüngeren Emo gebrauchen der zwei beste Freundinnen hatte , sich vor Angeboten von Männern sowie Mädchen kaum retten konnte und sich dann noch in mich verliebte. Also reagierte ich abweisend. Ich versuchte meine Autorität wiederzuerlangen. Doch ich schaffte es nicht.
„Ich mag dich so“ versicherte er mir immer. Er spielte auf meine kindische Verhaltensweise an die immer zum Vorschein kam wenn ich mit ihm zusammen war. Es ist wohl durchaus als kindisch anzusehen wenn man zusammen durch ein Kaufhaus schlendert und in der Spielzeugabteilung herumlungert. Es kam sogar schon mehrmals dazu, dass uns einige Leute wütend und entsetzt anstarrten weil wir so albern waren. Einmal als wir wie wild über die Straße rannten und er versuchte mich an der Kapuze zu erwischen . Es musste ziemlich bizarr ausgesehen haben wie ein fast Sechzehnjähriger einer fast Siebzehnjährigen hinterherrannte und sie fangen wollte. Ich erkannte mich selber nicht wieder. In der Schule redete ich nie , weder mit meinen Mitschülern, noch mit den Lehrern. Fremde Jungs sprach ich auch nicht an. Und wenn er bei mir war, war ich selbstbewusst und hatte das Gefühl ich wäre es immer gewesen. Er machte mich zu einem völlig neuen Menschen. Und merkwürdiger Weise munterten wir uns beide gegenseitig auf ohne viel dafür zu tun.
In eine missliche Lage brachte er mich in dem er eine Situation hervorrufte, die meine Schüchternheit wieder zum Vorschein brachte. Als wir uns vielleicht fünf Tage kannten redeten wir über sein Dorf. Nebenbei wischten wir die Ladenregale . Er auf der einen ich auf der anderen Seite, so dass wir immer Augenkontakt hatten. Irgendwann mitten im Satz sagte er „ Du siehst es ja dann Samstag an meinem Geburtstag“…….. „Was??“ Ratlose Stille, ich hatte gerade nicht richtig zugehört. „na du wolltest doch zu meinem Geburtstag kommen, hattest du doch gesagt.“ Natürlich hatte ich das nicht gesagt. Das erwähnte ich auch und lenkte gekonnt vom Thema ab.
Die nächsten Tage allerdings beklagte er sich immer wieder, dass ich nicht zu seinem Geburtstag wollte. Wie sollte ich ihm denn sagen, dass es mir unangenehm war die „Neue“ zu sein. Seine Freunde kannten sich doch untereinander. Ich kannte niemanden. Nichtmal die Gegend. Loddingen??. Außerdem war ich ein Normalo. Seine Freunde waren alle ein bisschen unnormal. Obwohl er mich ja immer als Freak bezeichnet. Ich sei verrückt. So musste es in seinen Augen wirklich aussehen. Ich verhielt mich mit fast Siebzehn immer noch wie eine Vierzehnjährige. Dafür hatte er mich am Anfang wirklich gehalten. Bis wir es dann auflösten. Er erzählte mir, dass seine besten Freunde auf mein Gymnasium gingen und fragte mich ob ich ein paar durchgeknallte 8. Oder 9. Klässler kennen würde. „Wieso?“ fragte ich geschockt „Moment….8. Klässler, wie alt bist du denn.“ „Ich bin 15 , ich werde bald 16.“ Oh , das musste ich erstmal verkraften . Er kam mir gar nicht so jung vor. Aber vielleicht stimmte auch etwas mit mir nicht. „oh gott, ich bin fast Siebzehn….“ Jetzt war er an der Reihe geschockt zu sein. „Was , ich habe dich für vierzehn gehalten.“ „Danke“ sagte ich deprimiert….und so hatte alles angefangen.
Und jetzt waren wir schon dabei zusammen einzukaufen und zusammen zu arbeiten. Ich fühlte mich schon fast als Teil von etwas ganzem. Aber soweit würde ich es nicht kommen lassen. Das wir beide kein Kinder wollten uns kindisch benahmen Probleme hatten und nur mit einer Mutter statt einem Vater aufwuchsen hieß ja nicht, dass wir zueinander passten. Wir ergänzten uns nur gut, als Freunde. Er war der einfühlsame, ich die kühle. Er sprach offen über seine Gefühle , ich nie. Er scherte sich um sein Aussehen , mir war meins total egal.
Ich war der Ansicht wir würden noch besser miteinander auskommen, wenn er kein Emo war. Ich versuchte ihn zu entemotisieren, das ging natürlich gründlich schief. Ich schlug ihm vor er könne ja mal das Haare färben lassen oder sich ein buntes Oberteil oder so anziehen. Ich stieß auf Unverständnis. Er war der Ansicht „Du musst mich lieben wie ich bin , oder du kannst mich mal“ Diese Antwort haute sogar mich vom Hocker. Es war außer frage , dass er das zur Abwechslung mal ernst meinte. Doch ich schaffte es wieder unnahbar zu bleiben.“Schade“ sagte ich schnippisch.“Dann mag ich dich halt nicht“, ich wusste genauso gut wie er ,dass ich Quatsch redete, aber ich musste irgendeine doofe Bemerkung abgeben um nicht auf seinen – ihn –lieben-wie-er-ist-Spruch einzugehen.
Seine deprimierte Laune in nächster Zeit würde jedoch nicht an mir liegen. Er hatte ein Mädchen kennen gelernt: Babsi. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer gedacht er bräuchte mich und mochte mich mehr als ich ihn. Doch irgendwie stellte sich bald heraus, es war umgekehrt.
Ohne ihn war ich aufgeschmissen.
Ehrlich gesagt, den Luxus ihn an meiner Seite zu haben hatte ich bis dahin immer ein bisschen genervt bemerkt, wie ein Hund der einem nicht mehr von der Seite weicht. Doch eigentlich brauchte ich ihn sehr, nicht wie einen Hund, wie einen Freund ,einen festen Freund! Lachen, rumalbern, sich geheimnissvolle und vor allen Dingen sehr tiefe Blicke zuwerfen die länger als drei Sekunden dauerten, war das die Grundlage jeder Freundschaft? Sich über merkwürdige Kunden lustig machen, zusammen über Insider lachen und wenn wir komisch angesehen wurden, das schon. Aber die Dinge dazwischen verstand ich einfach nicht.
Die Andeutungen waren nicht das Problem, die Blicke auch nicht. Das er mir sagte , dass er mich lieb hatte verstand ich auch noch. Aber diese körperliche Nähe auf einmal, wie sollte ich damit umgehen, dass er mir plötzlich an der Bushaltestelle den Kopf auf die Schulter leget, mich umarmte, erschreckte , mir seinen Schal umbinden wollte . Mich mitzog , ausversehen umwirbelte und unsere Hände sich berührten wenn wir die Dosen einräumten.
Aber vermutlich übertrieb ich nur. Klar hatte ich ihn gern, aber sollte ich nicht sagen:,, Ich möchte nicht ,dass du deinen Kopf auf meine Schulter legst.“ Was würde er dann tun . den Kopf ruckartig wegnehmen sich entschuldigen, gar nichts tun und mich fragen wieso? Bei der ersten Reaktion hätte ich sicher gleich wieder ein schlechtes Gewissen und käme mir albern vor. Aber das spielte dann irgendwann auch keine Rolle mehr denn er hatte ja Babsi. Als er mir euphorisch erzählte dass er glaubte, dass sie ihn auch mochte freute ich mich übermäßig, ich grinste als sei ich selber diejenige die verliebt war.
Doch irgendwann ließ das nach und ich merkte, dass ich nicht glücklich war, sondern eifersüchtig. Die andere Art damit umzugehen hatte ich nur aufgesetzt, damit er keinen Verdacht schöpfte. Zuerst hatte ich mir ja selber einen Streich gespielt. Ich dachte , Prima, besser hätte es nicht laufen können , jetzt ist er abgelenkt und lässt mich in Ruhe. Aber irgendwie trug es nicht zu meiner Erheiterung bei. Ebenso wenig wie von seinen romantischen Plänen zu hören und dass sie in die Tierhandlung kommen wollte.
Ich ließ meine schlechte Laune immer mehr an Basti aus und der merkte dann irgendwann sicher auch was mit mir los war. „Gib es doch zu, du bist nur eifersüchtig….“ Er hatte es im Spaß gesagt aber meine überzogene Reaktion verriet sowieso alles. Zuerst lachte ich ein sarkastisches Lachen, das ich mir selber nicht abkaufte, dann sagte ich das wäre doch Quatsch…eine logische Erklärung warum das so war hatte ich aber auch nicht. Ich sagte irgendwann, er solle doch glauben was er wollte, so richtig von meiner Nichteifersucht zu überzeugen, schien ihn das aber auch nicht. Mir war es inzwischen auch egal. Sollte er doch wirklich glauben was er wollte. Was interessierte ihn das eigentlich , er hatte ja Babsi.Dachte ich zumindest zuerst.
Babsi wollte Dienstag kommen. Doch dann sagte sie kurzfristig ab. Ihr Vater fuhr mit ihr nach Kassel. Am nächsten Tag kam sie wieder nicht ihr war auf einmal eingefallen, dass sie noch mit einer Freundin zum Lernen verabredet war. Kurzfristig dachte ich wirklich Basti hätte sich das alles nur ausgedacht. Doch wieso hätte er das tun sollen um zu gucken ob ich eifersüchtig war? Auf jeden Fall merkte ich, dass seine übermäßig schlechte Stimmung nicht gespielt sein konnte. Sie hatte ihm den Dolch ins Herz gestoßen. Sie hatte ihm gestanden, dass sie keine Lust hatte sich irgendwie irgendwo mit ihm zu treffen. Natürlich tat es mir Leid, aber ich hätte sicher nicht abstreiten können, dass ich es hatte kommen sehen . Darauf war es doch hinausgelaufen. Er begrüßte mich mit einem „ Ich glaub ich geh heute den ganzen Tag ritzen.“ Ich habe ihn etwas ungläubig angesehen und :,, jaja“ gesagt.
Den ganzen restlichen Tag haben wir uns kaum gesehen. Nachdem wir einmal aneinandergeraten waren. Ich sah , das Futter nicht er sagte links , ich schaute woanders hin und er sagte ich sei blöd und regte sich auf. Ich war nicht gekränkt, ich war sauer. Und das hielt dann irgendwie auch den ganzen Tag an, bis jetzt. Und ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust nett zu ihm zu sein. Ich komme mit seiner Art zur Zeit so gar nicht klar. Dann heult er sich auch noch bei mir aus , dass eine elfjährige auf ihn stünde und nicht kapieren wolle, dass das nichts werde.
Im Moment versuche ich echt ihn zu ignorieren. Klappt auch ganz gut, er hing ja heute nur mit Steffen rum , hat auch mit ihm Mittagspause gemacht und mich nicht mal gefragt ob ich mitkomme, wie sonst immer. Tschüss hat er mir auch nicht gesagt. Die letzten zwei Tage haben wir uns zum Abschied umarmt und diesmal ist er nicht mal zu mir hingegangen .Aber eigentlich kann ich ihm nicht böse sein. Anna , die Azubine hat mir heute gesagt, dass der Emo sie nerve, dass sie mit seiner Art nicht so klar komme. Da wusste ich nicht was ich sagen sollte. Ich hab nur gesagt, dass sie ihn das lieber nicht hören lassen soll.
Morgen ist der letzte Tag an dem ich ihn sehen werde, man das wird echt hart. Ich glaub ich kaufe vor der Arbeit diese Blume aus der Dose die wir so interessant fanden. Ich steck sie in seinen Rucksack mit zwei Zetteln. Auf dem ersten wird stehen:,, Finger weg kleiner Emo, erst an deinem Geburtstag öffnen.“ Auf dem zweiten wird stehen:,, Pflanzen sind wie eine Freundschaft , man muss sie pflegen damit sie schön wachsen. Ich hoffe du pflegst sie schön“
Nein es kam wieder ein wenig anders. An unserem letzten Tag machten wir alle Aufgaben zusammen. Ich hatte inzwischen erfahren, dass er sich mit Babsi versöhnt hatte. Stattdessen sollte eine gewisse Nina kommen. Die war anscheinend ganz nett und ein Gothic. Aber sie kam gar nicht und irgendwie schien ihm das nichts auszumachen.
Am Morgen hatte ich meine geheime Mission durchgezogen. Ich hatte Basti die Blume aus der Dose gekauft und Steffen der gar nicht weit von mir in der Warteschlange an der Kasse stand. (Wie sich später herausstellte hatte er ein Faß Bier gekauft und gab damit an, dass er dies schon morgens getan hatte und ihn die Verkäuferin merkwürdig angeschaut hatte.) Ich haute lieber schnell ab bevor er mich näher ausfragte und meine Überraschung bei Basti ausplauderte. Es war allerdings sehr gefährlich am Nachmittag hing er nämlich wie eine Klette an uns dran. Wir saßen zusammen am Koiteich : zu dritt. Später mussten wir Aquaristikregale einräumen : zu dritt. Dann als wir Mittagspause hatten hängte Steffen sich wieder mit dran. Ich erfuhr , dass er wohl siebzehn war also nur ein bisschen älter als ich, dass er mich aber für vierzehn gehalten hatte genau wie Basti. Langsam hatte ich wirklich die Schnauze voll, dass alle mich drei Jahre jünger machten. Blödis.
Als wir dann im Kaufhaus waren musste Steffen weg weil seine Pause zuende war, zum Glück! Ich verriet Basti dann, dass ich ihm die Blume aus der Dose gekauft hatte. Zuvor hatte ich immer ein paar Andeutungen gemacht. Steffen hatte sich natürlich immer eingemischt. Als er hörte, dass es um eine Überraschung ging meinte er schief grinsend : Ein Kuss. Ich konnte auf so eine hirnrissige Idee nur den Kopf schütteln. Basti bestand darauf mir auch eine Dosenblume zu kaufen als ich dann meinte es wäre doch für seinen Geburtstag ließ er trotzdem nicht locker. Und er kaufte eine wo ‚I love you‘ draufstand. Das war ein bisschen peinlich. Aber wir gingen an die Selbstbedienungskasse damit es nicht zu peinlich für mich war. Das fand ich unglaublich loyal von ihm….oder war es ihm vielleicht auch selber peinlich.
Eigentlich versicherte er mir immer wieder, dass ihm nichts peinlich war, seit er in der Schule mal vollgeklebt mit Stickern rumlaufen musste. Aha.
Er sagte mir dann, dass er die Idee mit dem Geschenk voll süß von mir fand. Ich lästerte ein bisschen über Steffen. Basti stimmte mir in allen Punkten zu.Steffen war nämlich ein Zocker und laberte den armen Basti täglich mit irgendwelchen Erfahrungen in sachen Online-Games zu, Basti täuschte immer vor er wisse was gemeint sei.
Dies war aber nie der Fall, irgendwie niedlich.
Als wir zurück im Laden die Heupakete zum Verkaufsregal brachten erzählte er mir , dass Steffen ihn mal vertraulich gefragt hatte, was er denn immer mit dieser Annika hatte. Er hatte ihm daraufhin gesagt er mochte mich eben……Basti hatte zu mir dann noch leise gesagt, so dass ich es fast nicht gehört hätte: „Jaaa, wir reden über dich.“ Mist. Sowas in der Art hatte ich mir jedesmal gedacht wenn ich die zwei alleine ließ.
Es war ja auch bestimmt unerträglich für Außenstehende zu sehen wie die Hass-Liebe zwischen mir und Basti funktionierte . Einige Mitarbeiter hatten schon ihre Bemerkungen dazu gemacht. Sandy die an der Kasse stand nannte ihn meinen Mitstreiter und redete ausgerechnet mit mir wenn sie sich darüber aufregte , dass er ihr nicht richtig zugehört hatte. Aber was ging es Steffen an .Fühlte er sich vielleicht manchmal ein bisschen ausgeschlossen? Verübeln konnte ich es ihm nicht. Steffen wollte dann jedenfalls noch ein Foto von Basti zur Erinnerung. Von Basti, wie merkwürdig. Basti wollte aber unbedingt mit mir auf das Foto. Er zog mich zur Wand und legte mir den Arm um die Schulter . Steffen kam mit seinem Handy näher und sagte:,, Und jetzt der Zungenkuss.“ Das fand ich dann wieder ätzend von ihm. Ich schaute mir das Foto nicht an. Ich wusste sowieso , dass ich grässlich und er gut aussehen würde. Um nicht als total unfotogen zu wirken zeigte ich Basti später noch ein Foto von mir im Abschlussballkleid welches ich nach dem Ball aufgenommen hatte nur so zum Spaß. Er sah fasziniert aus, was ich rein gar nicht verstand und wollte das Foto unbedingt haben. Ich konnte zum Glück wieder vom Thema ablenken.
Wir verabschiedeten uns zusammen von fast allen Mitarbeitern und eine Situation werde ich sicher nicht vergessen. Eine Kassiererin schlug ihm vor er könne ja wieder kommen. Er selbst setzte ein falsches Grinsen auf und sagte :,, Vielleicht mach ich ja noch ein drittes Praktikum.“ Ich war schon auf dem halben Weg zur Tür und sagt :,, Alle Guten Dinge sind ja drei.“ Basti hastete mir hinterher und flüsterte mir ins Ohr :,,Nur über meine Leiche.“ Da musste ich einfach lachen. Kaum waren wir aus dem Laden ,raus lästerten wir ungeniert als hätten wir die ganzen Tage darauf gewartet. Ich brachte Basti zum letzten Mal zum Bus.
An diesem Tag hatte er bestimmt schon zweimal gesagt, dass er mich vermissen würde aber er sagte es trotzdem noch mal. Die Dosenblume wollte er auf seine Fensterbank stellen und in Ehren halten. Basti wurde dann schließlich von seiner Mutter von der Bushaltestelle abgeholt. Wir umarmten uns zum Abschied. Er sagte :,, Bis bald.“ Ich sagte :,, Ja bis irgendwann.“ Dann drehte ich mich um und ging.
Kurz : Wir sind kein Paar geworden. Seitdem habe ich ihn nicht wiedergesehen, ich habe mich immer herausgeredet, Scheiß-Angst. Die Dosenblume war laut Anleitung eine Geranie, sie ist mir nach einigen Wochen Blühzeit eingegangen, weil ich mich nicht gut darum gekümmert habe, auch die Verhältnisse haben für sie einfach nicht gepasst.
Trotzdem habe ich auf die These immer noch keine Antwort gegeben: Passen Mainstream und Emo denn nun zusammen, wahrscheinlich schon wenn auch beide es zulassen.