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Machtlos gegen den Fremden (Wenn nichts mehr richtig zu sein scheint)
Ich schrie. Ich schrie und rannte davon. Ich rannte durch die dunklen Gassen, die nur von wenigen flackernden Straßenlaternen erhellt wurden. Warum immer ich? Warum passiert sowas immer nur mir? Warum muss ich immer leiden? Warum hasst mich die Welt so? Was hab ich getan? Wo bin ich überhaupt? Und was wollte der Kerl von mir? Zitternd und heulend tippte ich die Nummer meines Freundes in mein Tastenhandy. Das hab ich für Notfälle immer dabei, denn das alte Teil klaut sowieso keiner. Total verstört saß ich in der dunkelsten Ecke der Straße.
Es klingelte und klingelte.
Als mein Freund endlich ans Telefon ging, brachte ich kein Wort raus.
„Claire, was ist los mit dir? Sag doch was!“
Ich blieb stumm und weinte nur.
Nach einiger Zeit sagte ich mit zitternder Stimme: „Brian, Brian hol mich ab, bitte!“
„Wo bist du denn? Ich fahre sofort los, wenn ich weiß, wo du bist..“
„Scheint ein Hinterhof in einer Gasse zu sein, bin vom Pub, in dem wir uns kennengelernt haben, die Straße entlanggelaufen und dann in der nächsten Möglichkeit mich zu verstecken verschwunden… Bitte, bitte komm schnell!“
„Bin schon unterwegs, Süße - bin in etwa 5 Minuten da“
Damit endete das Gespräch.
Es war ruhig um mich herum, vielleicht etwas zu ruhig. Ich hatte Angst, Angst vor dem Typen aus dem Pub, Angst vor der Dunkelheit, sogar Angst vor der Stille.
- Bald ist Brian da, bald bin ich sicher.. - dachte ich -
Es war kalt, sehr kalt. Der Wind pfiff mir um die Ohren, so war wenigstens die Stille Vergangenheit.
Ich hörte eine Stimme, eine männliche Stimme und es war nicht Brians. Sie kam näher und immer näher, ich verstummte so gut ich konnte. Die Tränen liefen mir übers Gesicht, ich zitterte vor Angst und Kälte.
- Ist das der Typ aus dem Pub, was will der hier? Was will der von mir? Brian beeil dich.. -
Ich hörte Schritte, sie wurden immer lauter, kamen immer näher.
„Hier irgendwo muss die kleine Schlampe doch sein, die kann ja nicht so weit gekommen sein…“ die düstere, kalte Stimme kam näher.
- Schlampe, wieso bin ich eine Schlampe? Was hab ich getan? -
Ich schloss die Augen, versuchte so ruhig wie möglich zu Atmen. Er stand direkt vor mir. Aus Angst pochte mein Herz schneller als sonst. Ich hielt die Luft an, damit ich keine Geräusche von mir gebe.
„Ah da ist sie ja… Steh auf!“
Er zerrte mich an meinem Arm nach oben. Ich schrie so laut ich konnte.
„Sei leise oder willst du sterben? Das alles hier kann ganz schnell vorbei sein, wenn du einfach das tust, was ich von dir will!“
Er drückte mich gegen die Wand und zerriss meine Bluse. Ich wusste genau, was jeden Moment passieren würde wenn Brian nicht rechtzeitig hier ist. Ich versuchte mich aus dem Griff des Mannes zu winden, aber ich war zu schwach, zu sehr am Ende mit den Nerven.
„Claire, Claire, wo bist du?“
Brians Stimme zu hören war eine Erlösung für mich. Am Ende der Gasse war ein Licht zu sehen. Der Typ hielt mir den Mund zu.
„Bevor ich dich gehen lasse, musst du mir meine Wünsche erfüllen.“, flüsterte er mir ins Ohr.
Ich biss ihm in die Hand und trat ihm gegen das Schienbein.
„Brian! Brian, hier bin ich“
„Hah, das hast du dir wohl so einfach gedacht.“
Er griff nach mir und hielt mich an meinem Arm fest. Gefühlt brach er mir dabei das Handgelenk.
„Brian!.. Brian komm her! Ich komm hier nicht weg.. rette mich!“
Ich sah, dass er los rannte. Schlagartig wurde mir schwarz vor Augen, ich glaube ich wurde zu Boden gerissen.
Als ich wieder aufwachte, lag ich in Brians Armen.
„Brian, was…was ist passiert? Ich weiß nur noch, wie ich zu Boden gerissen wurde und sonst absolut nichts mehr..“
„Claire, es ist besser für dich, wenn du das vorerst nicht weißt.. Entspanne dich erstmal ein wenig.“
Ich schaute in Brians wunderschöne blaue Augen und verlor mich in ihnen, mir fielen die Wunden in seinem Gesicht anfangs gar nicht auf. Bis er dann zu Boden schaute und etwas vor sich her nuschelte.
Es klang wie ‚Wieso konnte ich nichts mehr ausrichten, wieso ist das passiert.. Zum Glück hat sie vorerst keine Erinnerungen an das Ganze…‘