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Macht macht Macht

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08.08.2003
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Macht macht Macht

Was die Macht so macht?
Macht macht, dass die Sekretärin ihrem Boss (der im gleichnamigen Anzug) nicht nur den Kaffee kochen, bringen und eingießen, sondern auch genau dosiert Milch und Zucker hineingeben und natürlich auch umrühren muss.
Macht macht reich. Macht macht einsam. Macht wird unweigerlich missbraucht.
"Auf dem Gipfel der Macht hat es sein Herz nicht mehr gemacht!" Da hat das Schicksal die Macht. Das hat er sich nie klar gemacht. Der Arme. Was er jetzt wohl so macht?

Was hat die Macht aus ihm gemacht? So viele Jahre des beschwerlichen Aufstiegs, immer unter Einsatz der Ellenbogen, immer bereit, in jeden Hintern zu kriechen, immer die Hand am Scheckheft, immer bereit, jederzeit dem Vordermann das Messer in den Rücken zu stoßen. Bis ganz nach oben. Der Blick vom Gipfel ist herrlich, er hat jeden hinter sich gelassen, der Rest der Welt befindet sich unter ihm. Er genießt den Ausblick. Aber wenn er nach unten sieht, auf all die anderen Kriechtiere, die seiner Spur folgen, wird es ihm leicht übel. Manchmal fällt er sogar zeitweise in Ohnmacht; einmal hat er sich die Hosen vollgemacht. Vielleicht liegt das daran, dass da oben die Luft so dünn ist, dass das gleichmäßige Atmen schwer fällt. Das geht voll auf die Pumpe. Die hat das nicht lange mitgemacht.

Die Macht hat alle Freundschaften kaputt gemacht. Seine Beziehungen auch. Seine Frau hat sich schon lange auf und davon gemacht. Zwar mit der Hälfte des Geldes, aber ohne Macht. Jetzt ist niemand mehr da, der das Essen und das Bett macht. Die Anzüge in die Reinigung bringt und sich für ihn hübsch macht. Für ihn die Beine breit macht, wenn es in den Terminkalender passt. Ein hübsches Dinner zurecht macht, wenn mächtige Leute eingeladen sind. Er hat nicht lange gezögert und eine potentielle Nachfolgerin angemacht. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, zu seiner Macht. Den Haushalt hat sie allerdings nicht gemacht. Sie verschafft sich ihren Teil der Macht in den Betten seiner Geschäftsfreunde. Übrigens auch keine schlechte Art von Macht.

Begrabt mich mit meinen Aktien und Stimmanteilen! Setzt mir ein Denkmal! Jeder soll sehen, wie mächtig ich einmal war! Ich war hier, ich hatte was zu sagen, ich war wichtig, alle tanzten nach meinem Kommando! Mir hat jeder die Türen aufgemacht! Mich kannte jeder Kellner in jedem Nobelhotel der Welt, jeder Staatspräsident mit Vornamen! Seht her! Hier steht die Macht!

"Auf dem Gipfel der Macht hat er die Augen zugemacht" könnte die Todesanzeige lauten. Aber niemand hat für ihn eine gemacht.
Schluss gemacht.

 

hi renate - ja, stilistisch sehr gut gemacht, inhaltlich zu einfach gemacht - alle negativen (vor-) urteile der macht gerührt, geschüttel und dann ausgegossen...sicher gibts das...

aber vielleicht kann man ja auch die schönen seiten schmackhaft machen, den leser selbst zur macht locken - dann wirken die (anschließenden) bösen seiten viel besser...

stilistisch auf jeden fall bemerkenswert..

grüße, streicher

 

Hi Tagträumer, hi Streicher,
danke für eure hilfreichen Kommentare.
Diese Geschichte ist nur ein Spiel mit dem Wort Macht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit (gute Seiten und schlechte Seiten der Macht). Ist mir klar, dass sie inhaltlich zu einfach und klischeehaft ist. Mir hat es einfach nur Spaß gemacht, mit dem Wort zu experimentieren.

Gruß
Renate

 

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