Mach die Augen zu und küss mich!
Liebesgeschichte in 2 Kapiteln
1.Kapitel (alles nur die Wahrheit, na ja fast!)
„Rohhodddd, Rod loves you, rod loves you!“ ich wusste, dass meine Mutter jeden Moment in meinem Zimmer wie eine Furie auftauchen würde und gegen die Musik anschreien würde.
„Junge, mach die Musik leiser, das ist ja nicht auszuhalten!“ Meine Mutter hatte keine Ahnung von guter Musik. Und meine kleine zickige Schwester erst recht nich.
„Dieser Typ ist voll korrekt, ja aus Wasser macht er Sekt“
Seltsam, dass sie immer noch nich auftauchte. Da konnte ich ja auch noch ein kleines bisschen lauter stellen. Oha, da beginnt der nächste Song. Die Ärzte waren echt Spitzenklasse!
Diesmal war es mein Lieblingslied und etwas ruhiger. „mach die Augen zu und küss mich und dann sag das du mich liebst“ Ohh, ich liebe diesen Song!!!
Er ist so wunderbar treffend auf meine Situation. Gedankenverloren grölte ich mit. Ich konnte dieses Lied in und auswendig „Es ist mir total egal, ob du wirklich etwas fühlst –tu was du willst!“ Den Song hatten mein Kumpel und ich in unserer Band ganz neu aufgemischt. Das klang so ganz einfach härter und cooler. Und meine Hoffnungen, dass JULIA endlich mal kapierte an wen ich dachte wenn ich diesen Song sang, hatte ich noch nicht aufgegeben. „mach die Augen zuuu, mach die Augen zuuu, mach die Augen zu und küss mich“
Gleich noch mal! Ich sprintete zu meiner Anlage um den Song wieder und wieder zu hören.
Ich erinnerte mich daran, dass ja wir ja übermorgen wieder Auftritt hatten. Man, war ich aufgeregt.
Sah ich eigentlich wirklich so scheiße aus, dass Julia mich in der Hinsicht nicht bemerken wollte?
Ich warf einen Blick in den Spiegel. Na ja, meine Pumuckelroten schulterlangen Haare waren wohl mein Markenzeichen. Leider hatte das knallige rot mittlerweile eine rosaartige Farbe angenommen. Das musste man schleunigst ändern. Zum Glück hatte ich beim letztem Färbeakt nicht die ganze Farbe aufgebracht. Nach einer halben Stunde leuchteten meine haare wie nie. Damit konnte mich keiner mehr übersehen. Ich freute mich schon wieder auf die Blicke der Leute in der Kirche am Sonntag. Ich musste grinsen. Als ich da das erste mal mit knallroten haaren auftauchte, wären die fast vom Stuhl gefallen. Aber die Farbe war schließlich ein kennzeichnen von bandomitspielern. Bando ist ohne ausnahmen die coolste Trommelgruppe der Welt. Und ich spiele dank meines hervorragenden Taktgefühls bei den Nachfolgern von Bando mit. Oh ja ich bin so gut! Auch wenn wir nie so gut werden wie unsere Vorbilder: Wir hatten eine Menge Auftritte. Und dann existiert ja wie schon gesagt meine eigene band „Agend Orange“. So stand ich ziemlich oft im Mittelpunkt. Auf der Bühne, während mir das Publikum samt Julia zujubelte. Was für ein Leben! Nur die Liebe fehlte zum Glück.
2.Kapitel (alles nur gelogen, erstunken und erfunden)
Aufgeregt und zitternd stand ich auf der Bühne. Die Leute, die für die Technik zuständig waren wuselten noch um mich herum. Ich wusste nicht, ob Julia auch her kommen wollte. Ich wusste noch nicht mal, ob sie von diesem Auftritt wusste. Sie hatte mich zwar gefragt, ob ich in der nächsten Zeit irgendwo Auftritte hatte aber ob ich da das hier erwähnt hatte?
Wir befanden uns in einem kleinem unbekannten Schülerclub. Na ja, wir bekamen 50 Euro für unseren Auftritt. Das war nicht besonders viel aber es lohnte sich grade so. Suchend guckte ich in das spärlich vorhandene Publikum. Vielleicht kam sie ja doch noch.
Ich hatte mit einem Kumpel ne wette abgeschlossen: wenn sie zu dem Konzert hier kommen würde, dann müsste ich ihr von der Bühne aus meine Liebe gestehen, kam sie nicht, konnte ich entkommen. Ich war hin und hergerissen, was ich hoffen sollte. Ich hatte ja keine Ahnung wie sie reagieren würde. Wir haben bisher nie über die Liebe gesprochen. Ich wusste noch nicht einmal, ob sie einen Freund hatte.
Und dann kam sie. Ich dachte, ich müsste jeden Moment von der Bühne fallen. Sie entdeckte mich sofort (was ein wunder: ich stand ja schließlich mitten auf der Bühne und hatte auch noch meine Leucht-Haare) und war mir ein ach so bezauberndes Lächeln zu. Ich wusste, heute wäre der Tag der Tage.
Mein Kumpel fing an zu spielen und zwar ausgerechnet mein Lieblingssong. Ich dachte ich könnte noch alles rückgängig machen, aber es war zu spät. Ich hauchte ein „Für Julia“ in das Mikrophon und fing an zu singen. Und sie verstand!
Sie kam zur Bühne. Meine Stimme schwankte, als ich versuchte weiterzusingen. Und dann stand sie vor mir und sah mich an. „mach die Augen zu und küss mich“ sang ich verzweifelt. Ich war der Situation echt nicht gewachsen. Neben mir Stand JULIA, vor mir war das gesamte Publikum und ich musste singen und spielen. Und dann passierte es: Julia machte die Augen zu und dann(ganz gegenteilig zum Text) küsste sie mich. Das Publikum johlte!
Mein grandioser Kumpel spielte sofort das Lied „Du willst mich küssen“ an. Ich musste lachen und Julia auch. Und mein Kumpel versuchte zu lachen und zu spielen und zu singen und das Publikum kriegte sich auch nicht mehr ein. Da waren wir nun und alle lachten.
Die Veranstalter lobten mich später für die tolle Inszenierung. Ich sagte nichts, davon, dass das alles gar nicht geplant war. Es wurde ein netter Abend