Maßlos
Maßlos
Gestern war ich mal wieder unterwegs. Diesmal auf einer Insel. Bunte Lichter mit fröhlichen Gesichtern waren zum Maßtag gekommen, um die neuen Mitarbeiter der Schachtelfabrik zu mustern. 329 neue Angestellte – was für eine Zahl.
Ich selber war nur zufällig da, man war halt gerade in der Gegend.
Ich schlenderte einige Meter durch die Gäste, betrachtete mir genüsslich den Schokoladenmann, als der Bierhahn an der anderen Seite der Insel anfing zu krähen.
Das Stimmengewirr der ganzen Männer erlaubte es kaum den Gesprächen und ihren Partnern nicht zu lauschen. Wo man auch hinhörte: Maße, Männer, Moden, Größen, Glocken, Gifte.
Ich war verwirrt.
Etwas außerhalb der Größen – Glocken – Gifte – Gruppe stand eine nette Größe direkt neben einem Mann.
„Ihre Maße – ausgezeichnet.
Ihre Mode – ausgesuchtes.
Mann mit etwas Verstand. Bringen sie es mal zu etwas? Aber passen sie auf sich auf, der Wettbewerb ist hart.“
Er goss sich und seinem Gegenüber dann ein Glas Groß – Glück – Größe ein und fingerte in seinem Schritt herum. Der junge Mann gegenüber bedankte sich zögerlich und küsste ihn auf die Stirn. – Ein Orgasmus mein erster Gedanke, aber die waren gerade ausverkauft.
Inzwischen fühlte ich mich ein wenig deplaziert inmitten der Männer, Größen, großen Männern und Mannsgrößen.
Leicht melancholisch schlenderte ich dann aber doch noch weiter durch die Menge. Nach vier Zeiten bemerkte ich linker Hand eine etwas angetrunkene Größe. Er stand sich gegenüber und streichelte seinem Ego die Wange.
„Mensch du –
„Ja Mann?“
„Ich liebe dich!“
Er wurde kurzerhand vom Bootsjungen erschossen, der dann auch sofort die Aussichtskanzel besetzte, und als sein Territorium deklarierte.
Nach diesen Ereignissen war ich nervlich am Ende.
Ich beschloss zu gehen.
Nach Hause.
Wo das ist?
Das ist hier – es heißt Maßlos.