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Mömidiku

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04.09.2017
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Mömidiku

Das Handy auf dem Küchentisch vibriert und eine leuchtende Textnachricht erscheint: „Aldi“.
Es ist nicht mein Handy und ich verstehe die Nachricht auch nicht. Grundsätzlich halte ich nichts davon den Kindern hinterher zu schnüffeln. Wenn die Tochter aber ihr Handy direkt vor mir auf dem Tisch liegen lässt, kann es doch nicht falsch sein draufzuschauen. Schließlich reagieren Hirn und Augen ja ohne unser Zutun automatisch auf äußere Reize. Wenn also eine Blondine vorbeigeht oder es brummt und leuchtet, sehe ich ungewollt hin. Außerdem sitze ich hier immer. Das ist mein Platz! Ich lasse mich doch nicht von einem Handy verscheuchen. Privatsphäre hin oder her.
„Aldi“ Hm. Möchte mich das Kind überraschen und ausnahmsweise einmal Lebensmittel einkaufen? Das ist genauso unwahrscheinlich wie Schnee im August. Habe ich das Angebotsblättchen im ungewollt aber penetrant zweimal wöchentlich zugestellten Pseudotagesblatt übersehen? Was mag es da wohl geben, was der junge Teenager so begehrenswert findet? Ein sich durch Benutzung aufladender Handy-Akku, eine Flatrate die je mehr Nachrichten man schreibt immer günstiger im Preis wird, ein Energydrink den man mit Wasser auffüllen kann oder künstliche Fingernägel „Ladysafe“, absolut bruch- und schlagfest. Ich darf doch wohl mal die Gedanken schweifen lassen. Neugier ist eine schreckliche Angewohnheit.
„Aldi“ Warum nicht Penny, Norma oder Lidl? Muss ich jetzt tatsächlich ins Internet und recherchieren? Ich will dem Kind nicht zeigen, wie neugierig ich bin, sonst könnte ich ja einfach fragen. Da ich aber jetzt schon weiß was mich für Kommentare bezüglich der arglistig verletzten Privatsphäre erwarten, lasse ich das natürlich. Ich versuche es anders. Als das Kind nach gefühlten zwei Stunden das Bad verlässt um kurz Nahrung aufzunehmen, frage ich ganz beiläufig: „Na, gehst du heute mal einkaufen?"
„Du meinst shoppen, oder was? Gibst du mir Geld?" Grinsen.
Das ging gehörig daneben. „Es muss ja nicht immer etwas aus der Boutique sein. Manchmal gibt es ja auch schöne Sachen beim Discounter." Augen zu Schlitzen verengt und den Kopf ungläubig zur Seite geneigt haucht das Kind hervor: „Äh..?" Ergänzend noch, mit einem prustenden Lachen "Falls du etwas Schönes siehst, kannst du es mir ja mitbringen."
Ich halte es jetzt doch nicht mehr aus. „Willst du nicht eventuell zum Aldi?".
„Was soll ich denn da?"
Ich zeige mit dem Finger aufs Handy.
Das Kind weiß nichts mit der Geste anzufangen, greift aber vorsichtshalber zum geliebten und lebensnotwendigen Mobiltelefon. Nach dem Sichten der Nachricht und der Verknüpfung meines Geschwafels mit der Textnachricht, geschieht das bereits Erwartete. „Oh Männo, dass kann doch nicht wahr sein. Du kannst doch nicht einfach meine Nachrichten lesen. Wie fies ist das denn. Das ist mein Handy!!"
„Und das ist mein Küchentisch." erwidere ich unüberrascht. "Ich habe es nicht angefasst."
Schmollgesicht und böse Blicke.
„Also was ist denn jetzt beim Aldi so interessant? Darf ich dich das wenigstens fragen?"
Das liebste Kind der Welt hat ein Einsehen. „Damit du ein bisschen mehr Durchblick hast. Das ist ja schon überpeinlich mit dir." Kommt gönnerhaft herüber. Ich fühle mich sofort wie ein Relikt über das auf dem History Channel berichtet wird. „Robert schreibt mir so oft und da benutzt man einfach Abkürzungen. Wir sind eben viel effizienter als ihr Kommunikationsdinos." Sie klingt so, als ob Sie sich bereits auf eine Karriere in der Politik vorbereitet. Schön, dass Sie mich immer noch ab und an überraschen kann.
"Mein liebes Kind. Erstens mal siehst du den Robert jeden Tag in der Schule und danach sowieso. Müsst ihr euch in den 5 Minuten dazwischen auch noch schreiben?" Ich bereue sofort das Gesagte. Das war eindeutig zu elternhaft.
„Und zweitens?“
„Ja schon gut. Ich freue mich ja, dass der Robert so ein Netter ist." Mist, schon wieder voll danebengegriffen. Ich reite mich immer tiefer hinein „Nein ich meine er ist schon ein toller Typ."
„Lass gut sein." meint das Kind. Es folgt ein interessanter Grundkurs für Chat-Sprache. Das Kind ist überglücklich, obgleich auch leicht herablassend, mich in das Thema einzuführen. Da ich ja nun auch bald mal wieder auf die „Piste“ müsse, um mir ein Date an Land zu ziehen, sollte ich das Flirten mit Abkürzungen erlernen. „bbb“ kannte ich sogar noch, dachte ich jedenfalls. Aber welch Überraschung, es heißt nicht mehr „Brille, Bart, Bauch“. Bedeutung heute: „bis bald, Baby“. Das hätte schon einen völlig anderen Ausgang des Chats bedeuten können. Auch meine wissenden Anmerkungen zu „bvid“ und „EDV“ gingen nach hinten los. Beides hat auch nicht ansatzweise mit Informationstechnologie zu tun. Vielmehr heißt es „bin verliebt in dich“ und „Ende der Vernunft“. Letzteres passt aber schon fast wieder zum älteren, ursprünglichen Begriff EDV.
Ich passe jetzt also aufmerksamer auf.
„ASAP“ und „LOL“ waren gestern. Gerade erst musste ich mir sagen lassen, wie weit hinterm Mond ich wirklich bin. Also quasi gar nicht mehr aus unserer Galaxie. Ich kannte ja nicht mal so einfache Wortschätzchen wie ALDI für „Am liebsten Dich“ und „Babs“ für „bin auf Brautsuche“.
Ganz nebenbei erfahre ich also was es mit dem mysteriösen „Aldi“ auf sich hat, lasse mir aber nichts anmerken. Natürlich merke ich mir das ganz genau! Später am Abend, suche ich im Internet nach weiteren Kürzeln.
Wenn ich beim Kind solche Phrasen wie „FKK - Fahre Kondome kaufen" oder „BaB - Bussi auf’s Bauchi" finde, bin ich vorbereitet. Dann sage ich ihr, dass Sie gleich antworten kann und zwar: "SIMS - Schatz, ich mache Schluss."
Ich bin ich überzeugt, dass dieser Buchstabensalat nicht für Leute über 20 bestimmt sein kann. Es mag ja noch ganz lustig sein, die auch nicht mehr ganz so junge Freundin, mit „MaDiNa!“ und "WdK" aufzufordern sich nackig zu machen fürs anschließende Knutschen. Aber ein bisschen kultivierte Kommunikation die auch Nicht-Teenies verstehen, ist doch ganz angenehm. Welche Frau würde schon auf IITYWTMWYKM anspringen? Da sage ich doch lieber gleich „Wenn ich Dir verrate, was das bedeutet, wirst Du mich dann küssen?“ wenn ich ihr eine Hieroglyphe oder meine Telefonnummer auf die Serviette kritzele. Sollte ich mich bei IITYWTMWYKM nämlich vertippen, könnte das ja ganz schlimme Folgen haben. Vielleicht adoptiere ich dann 4 Kinder oder erkläre mich bereit, mein gesamtes, spärliches Einkommen in ein ABO von „Barbara“ oder „Brigitte“ zu investieren.
Klar kann man damit ein paar Zeichen und somit Zeit beim Tippen einsparen und manches wirkt dann auch weniger plump. Kennt man dieses geheimnisvolle Alphabet jedoch nicht auswendig, dauert das Nachschlagen länger als alles andere.
%-) und zv (.)(.) OO. Würg aber HAHU. Mömidiku und ===~~.
Übersetzung: Saß zu lange vor dem Monitor und zu viele Brüste geguckt. Mir ist schlecht, trotzdem Hunger. Möchte mit Dir kuscheln und dann eine Rauchen gehen.
Ich könnte noch seitenlang über diese und jene zweifelhafte Abkürzung schreiben, aber ich muss los und denke mir nur: IHA!

 

Hallo reborn!

Ja, das Problem mit den Abkürzungen kenne ich. Gott sei Dank habe ich aber Kinder, die mir sehr gerne erklären, was sie bedeuten. Leider bin ich ziemlich vergesslich ...:D Du dürftest aber darin sehr bewandert sein.;)
Zu deinem Text:
Eine ganz nette, leichte Erzählung allerdings ohne Botschaft für mich. Eher die Beschreibung einer Alltagssituation.
Sehr gestört hat mich, dass dein Protagonist seine Tochter oft als "das Kind", "die Tochter", "der Teenager" bezeichnet hat. Das macht man vielleicht hie und da aber doch nicht durchgehend. Die Ärmste hat doch hoffentlich auch einen Namen? "Das Kind" finde ich doch sehr unpersönlich. Ich verstehe schon, dass du "der Teenager, das unbekannte Wesen" verdeutlichen wolltest, aber mir kommt es dann ein bisschen lieblos rüber.
Aufgefallen ist mir noch:
Grundsätzlich halte ich nichts davon den Kindern hinterher zu schnüffeln, sie zu überwachen oder ihnen nach zu spionieren.
"Hinterher schnüffeln, überwachen und spionieren" Verschiedene Begriffe, gleiche Bedeutung. Mir zu viel, ich würde mich für einen Begriff entscheiden. Ich glaube, man schreibt nachzuspionieren?
"Und das ist mein Küchentisch." erwiedere ich unüberrascht erwidern
Ein bisschen dürftest du auch auf Kriegsfuß mit den Anführungszeichen sein. Oder ist es beabsichtigt, dass du manchmal bei der direkten Reden mit Anführungszeichen "oben" anfängst?
Nun zum Eigentlichen: IHA? Ich heiße August? Ich hasse abwaschen? Oder: Ich hasse Abkürzungen ;)
Liebe Grüße Sabine

 
Zuletzt bearbeitet:

Es tauchen hier im Forum ja immer wieder Texte auf, denen nicht nur ganz augenscheinlich von der Autorin/vom Autor Selbsterlebtes zugrunde liegt, sondern die darüber hinaus auch noch aus der Ich-Perspektive erzählt sind, wo der Protagonist also vermutlich keine fiktive Figur, sondern die Autorin/der Autor selbst ist. Solchen Geschichten gegenüber Kritik zu äußern ist naturgemäß eine Gratwanderung, weil man sehr schnell Gefahr läuft, dass die Autorin/der Autor die Kritik auf sich selbst bezieht und persönlich nimmt. Um mich erst gar nicht groß mit solchen Skrupeln auseinandersetzen zu müssen, hab ich sehr bald beschlossen, ausnahmslos alle Geschichten, die ich hier lese, so autobiografisch sie auch wirken mögen, als reine und ausschließliche Fiktion zu betrachten. Immerhin ist das hier kein Weblog, sondern, wenn schon nicht eine Literaturseite, so zumindest eine Textwerkstatt. Wo es darum geht, Texte, wenn schon nicht brillant, so zumindest literarisch so hochwertig wie möglich zu gestalten.
So viel als Vorbemerkung, reborn.

Diesen Text nämlich finde ich einfach nur … na ja, sehr, sehr schwach. Banal, langweilig, unlustig. Keine Spur satirisch. Und dafür, dass er als Jugendgeschichte getaggt ist, obendrein vollkommen zielgruppenuntauglich. Ich mein, welcher ernstzunehmende Jugendliche soll an diesem „urpeinlichen, mörderuncoolen“ Erwachsenengejammere denn irgendwas interessant finden? Oder, noch gnadenloser gefragt, findet der Protagonist dieser Geschichte es tatsächlich interessant, originell, erzählenswert, worüber er sich hier den Kopf zerbricht? („Jessasmaria! Jugendliche haben eine wirklich seltsame Art, miteinander zu kommunizieren. Oh Gott oh Gott.“ Ja, und das Gras ist grün. Worüber man natürlich auch eine Geschichte schreiben könnte.)
Nö, sorry, reborn, aber als satirischer Seitenhieb auf das Unvermögen mancher Erwachsener, mit den zugegeben etwas eigenartig erscheinenden Verhaltensweisen von Teenagern - bzw. überhaupt mit den sich ununterbrochen ändernden Lebensrealitäten - zurechtzukommen, ist mir das zu einfach gestrickt. Um aus diesem sattsam abgearbeiteten Thema noch was Niegelesenes, was Unerhörtes rauszuholen, müsstest du schon schwerere (ironischere? Sarkastischere? Zynischere? Originellere?) Geschütze auffahren. In der jetzigen Form ist das nicht mehr als ein belangloses, unerhebliches Alltagsanekdötchen.

Tja, was soll ich sagen reborn … ich hab‘s kopfschüttelnd und achselzuckend gelesen.

offshore

 

Tja, reborn

Da musst du gehörig nacharbeiten, wenn du die "Geschichte" retten willst, denn wie bereits meine Vorkommentatoren bemerkten: Mehr als eine simple Alltagsbetrachtung eines naiven Elternteils ("Mein liebes Kind. Erstens mal siehst du Robert jeden Tag in der Schule und danach sowieso. Müsst ihr euch in den 5 Minuten dazwischen auch noch schreiben?").
Wenn du den Tag "Jugend" behalten willst, musst du die Perspektive auf die Tocher schieben, z.B. wie peinlich Mutter/Vater neulich auf die Abkürzungen reagiert hat, oder so.

Am schlimmsten finde ich den Schluss, den hast du nämlich vergessen, oder es gingen dir (Halleluja) die Abk. aus und du verabschiedest dich deshalb vom Leser. Was soll das? Ich fühle mich da leicht veräppelt.

Fazit: Leider nein. Der Text fällt für mich als Generationskonfliktgeschichte durch, das Thema verlangt IMHO neue Impulse, das Aufzählen hipper Abk. bietet da leider zuwenig U-Potential.

Gruss dot

 
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Liebe Sabine,

vielen Dank für dein Feedback. Ich werde deinen Tipp gleich berücksichtigen und den Satz bezüglich schnüffeln, abändern.
Die Anführungszeichen ergeben sich aus dem jeweiligen Gerät auf dem ich schreibe. In Zukunft werde ich das nachträglich bereinigen.

Viele Grüße
reborn

Hallo offshore,

da bist du aber ganz schön streng.
Auch ein Alltagsanekdötchen kann doch mal ganz unterhaltsam sein. Da bedarf es nicht unbedingt immer großer Geschütze. Und wenn jemand eine unterhaltsame Geschichte darüber schreibt warum das Gras grün ist, warum nicht?
Aber ich werde auch deine Anmerkungen für eine neue Überarbeitung einbeziehen. Alles ist hilfreich.

Viele Grüße
reborn

 

Hallo @ reborn,

deine kleine Einführung in Smartphone-Whattsapp-Abkürzungen liest ganz nett, zeigt allerdings mehr den alternden Ich-möcht-so-gern-wieder-jung-sein-Vater, als einen Blick auf die ihm fremde Welt seiner Tochter. Die Gag-Dichte wird zwar nach und nach größer, flacht aber qualitativ ab, weil sie sich mit Klischees verbinden. Der ganze Text klingt mir etwas zu pädagogisch, aber amüsiert habe ich mich, was IHA oder Mömidiku heißt ist mMn egal, aber ein guter Schluss und sprachlich habe ich keine besonderen Höhen oder Tiefen bemerkt.

Textstellen:

Habe ich das Angebotsblättchen im ungewollt aber penetrant zweimal wöchentlich zugestellten Pseudotagesblatt übersehen?
mm, bei mir landet keines mehr, keine Ahnung, warum

eine Flatrate die je mehr Nachrichten man schreibt immer günstiger im Preis wird, ein Energydrink den man mit Wasser auffüllen kann oder künstliche Fingernägel „Ladysafe“, absolut bruch- und schlagfest. Ich darf doch wohl mal die Gedanken schweifen lassen.
:lol:

„Robert schreibt mir oft und heutzutage benutzt man einfach Abkürzungen."
was’n Typ, wenn der Robert heißt und im Ernst, der Satz, den würde keine so sagen.

ALDI für „Am liebsten Dich“ und „Babs“ für „bin auf Brautsuche“.
:D

„FKK - Fahre Kondome kaufen" oder „BaB - Bussi auf’s Bauchi" finde, bin ich vorbereitet.
:D

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims

danke für deine Anmerkungen. Tja so ist das nun mal wenn man alt wird ;-)
Ich habe da nochmal nachgearbeitet. Vielleicht ist es jetzt etwas passiger.

Viele Grüße
reborn

 

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