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Männer sind Schweine(-ohren)
Also, daß so etwas gerade mir passieren mußte! Ich wachte auf und mußte völlig frustriert feststellen, daß der Typ, mit dem ich die Nacht auf der Doppelbettcouch verbracht hatte, wohl doch nur ein Schwein wie in diesem gewissem Ärzte Titel "Männer sind Schweine" war. Er war nämlich fort, dieser Raffael, ohne Gruß, ohne Kuß, ohne SMS. Dabei hätte ich doch gewarnt sein müssen, so schöne Männer bissen nur auf Models an. Aber wie er so vor mir gestanden hatte und mich mit seinen blauen Augen anstrahlte, die so unwirklich und engelhaft wirkten in dem Gesicht mit dem dunklen Dreitagebart und den langen rabenschwarz gefärbten Haaren... und wie er meine Skepsis abwiegelte, weil ich ihn kurz vorher noch mit einer vollbusigen Dame turteln gesehen hatte, wie er im ersten Moment mit ordinären Komplimenten kam, wie „dein Hintern is doch süß!‘Ne Frau muß ‘nen fetten Arsch haben sonst kann ich ja gleich ‘nen Besenstiel vögeln!“ und im nächsten Augenblick plötzlich lyrisch meine blauen Augen mit denen einer Seebiene verglich; der Kerl kannte also sogar die ganz uralten Lieder von meiner Lieblingsgruppe Genesis! Und wie seine Sprache nach und nach immer gewählter wurde und er gelegentliche Ausrutscher ins Ordinäre damit entschuldigte, daß er ein Londoner Cockney wäre und sich noch kein Higgins um ihn bemüht hätte. War das alles wirklich nur Fassade gewesen um mich flachzulegen? Ich hätte ja auch einen offiziellen One-Night-Stand mit ihm gemacht, so knackig wie er aussah mit seinen engen Jeans und seiner abgewetzten Lederjacke. Aber er redete von fester Beziehung und daß er dann fremden Busen nur noch hinterherSEHEN würde, was ich natürlich auch bei Männerhintern tun dürfe, und daß er immer Kondome benutzt hatte und auch regelmäßig zum Testen war, und wenn ich mit ihm ginge, würde er hundertprozentig nur noch mit mir poppen. Und wie er von seiner eigenen Band erzählte, als ich mein Hobby Musik erwähnte. Er sei der Drummer und die Vollbusige sei die Bassistin und mit dem Sänger liiert, und der Bandroadie hätte den Spitznamen „Einstein“, weil er Physiker studiert und im Übrigen ein Wahnsinnspianist sei, der sogar selbst komponierte, am Liebsten im Stil des 18. Jahrhunderts, wie Bach und „Waldi“. War das alles nur Blabla? Und wie er mir erzählte, daß er ein T-Shirt trug mit der Aufschrift „MTV unplugged killed Kurt Cobain“, weil er dieses gewisse Unpluggedkonzert von Nirvana einfach nur deprimierend fand. Daß er zwar durchaus Balladen mochte, auch die Vollakustischen, aber gerade der Gegensatz mache diese Musikrichtung doch so reizvoll, wie z.B. bei Nirvana, erst das zarte „Polly“ und dann der hysterische Punk-Kracher „Territorial Pissings“.
Alles nur Heuchelei, daß er sich freue, daß ich genau wie er in Köpenick wohne, und daß er mit mir gerne eine Mondscheinfahrt auf der Spree machen wolle, weil er im Grunde sooo romantisch sei. Und wie er sich beim Handy-Nummer-Austausch amüsierte, daß ich den selben quietschgelben Handy hätte wie er und daß er mir so auch richtige Icons schicken könne. War das alles Lüge? Grübelnd schaute ich meinen Handy an. Hätte er mir seine Nummer gegeben, wenn er mich wieder loswerden wollte? Frustriert wollte ich ins Bad gehen, da klopfte es an der Wohnungstür. Mißtrauisch schielte ich durch den Spion. Dann riß ich die Tür auf und starrte verdattert die Gestalt an, die vor mir stand: Lederjacke, Jeans, lange schwarze Haare, Dreitagebart, blaue Augen, in der linken Hand eine Rose, in der rechten Hand eine Papiertüte vom Bäcker. Die Gestalt sagte mit dunkler Stimme: „Sorry, hab vergessen daß erst Freitag ist und mußte mein Auto aus’m Parkverbot holen. Hab bei der Gelegenheit gleich Frühstück geholt: Schweineohren...“