Männer an den Grill
Frauen werden es nie verstehen. Gut, meistens sind sie die besseren Köche. Aber auch nicht so richtig, sie sind einfach nur ordentlicher und effektiver beim Kochen. Aber Grillen, das werden sie nie können. Denn Grillen ist mehr als einfach nur die Zubereitung von Fleisch. Es ist nicht das bloße Verbrennen von rohen Lebensmitteln (bei den Biologen heißt das Denaturierung von Proteinen). Nein, Grillen ist ein Ritual, ein sorgsam gepflegtes Fest der Gaumenfreuden. Als damals die ersten Höhlenmenschen versehentlich ein Mammut-Steak ins Feuer haben fallen lassen und sich das nachher als ziemlich schmackhaft erwiesen hat, da war es geboren, das Grillen. Ich als Mann und Experte für die Verständigung zwischen den Geschlechtern werde euch, liebe Frauen, jetzt mal erklären, was das Besondere am Grillen ist. Zunächst mal fängt dieses wunderbare Ritual ja nicht erst damit an, dass man Fleisch auf den Rost knallt. Schon Stunden und Tage vorher geht es los, zwei Tage vor dem Grillfest sollte das Fleisch in eine leckere Bier-Öl-Marinade eingelegt werden. Nur Anfänger gießen beim Grillen Bier über das Fleisch. Dann muss der Grill angemacht werden. Hier unterscheidet man Kohle- und Holzgriller. Am besten schmeckt natürlich ganz durchgeglühtes Buchenholz, aber auch Kohlebriketts sind ganz gut. Hektische Griller nehmen Holzkohle. Wahre Genießer aber zünden schon drei Stunden vorher den Grill an und schauen zu, wie sich die rote Glut langsam aber beharrlich ihren Weg durch den schwarz-gepressten Kohlenstoff bahnen und nichts als eine jungfräulich weiße Ascheschicht der Gourmandise zurücklassen. Der stolze Grillmeister bewacht diesen Prozess natürlich im Liegestuhl neben seiner Kühltasche mit mehreren Kannen Gerstensaft aus der Eifel.
Anmerkung des Autors: Besitzer von Gasgrills haben sich durch den Kauf aus der sozial anerkannten Gesellschaft verabschiedet und sollten in Frankreich Frösche braten.
Zum Anmachen: Hier scheiden sich die Geister: Puristen nehmen nur Zeitungspapier und Holz, Pragmatiker greifen auch schon mal zu Grillanzünder, fest oder flüssig. Trotz günstigerer Preise ist aber von Diesel abzuraten.
Wenn dann die Kohle gut durchgeglüht ist, kann es losgehen. Und jetzt kommt es zur alles entscheidenden Glaubensfrage: Sämtliche Ratgeber faseln irgendwas von Alufolien und Aluschalen, in die man das Fleisch legen soll, damit ja keine Fettspritzer ins Feuer fallen und krebserregende Stoffe freisetzen.
BULLSHIT !!!
Liebe Gesundheitsexperten: wenn wir wirklich gesund leben wollten, dann würden wir mit Sicherheit nicht grillen. Denn dass rohes, fettiges Fleisch über offener Glut mit diversen Rähmchen Pils nicht gerade gesund ist, konnten wir uns auch so denken. Also nervt uns nicht mir euren dämlichen Tipps, ihr Foliengriller. Die Krönung ist dann immer noch der Hinweis: Fisch muss in der Alufolie gegrillt werden, weil er sonst auseinander fällt! Na und? Soll er doch! welcher normale Mensch grillt denn bitteschön Fisch? Fisch gehört ins Wasser und nicht auf den Grill, schon gar nicht in unseren Garten. Da höchstens in den Teich. Nein, Schweine müssen auf den Grill. In allen Formen und Variationen, als Steaks, Schwenker, Filetspieße (hmmmmm) und Koteletts. Und Würstchen: rote und weiße.
Sollte irgendein Öko eine Tofuwurst auf das Allerheiligste geschmuggelt haben: Den Grill sofort wegwerfen, er ist quasi entweiht und für immer unbrauchbar gemacht.
Und dann folgt der knifflige Teil: wenden und drehen, vom einen Teil des Grills zum anderen legen, bis das Fleisch nach rund 20 Minuten schön durch ist und eine angenehm knusprige Kruste bekommt. In dieser Phase darf der Grillmeister nicht gestört und beeinflusst werden, genau wie die Busfahrer mit denen man ja auch nicht während der Fahrt reden sollte. Und seien wir doch mal ehrlich! Was ist verantwortungsvoller, eine Busladung krakeelender Schulkinder oder ein Grill voller Fleisch?! Wahre Griller lassen sich in dieser Schlussphase, in dieser quasi-autistischen Selbstbezogenheit durch nichts aus der Ruhe bringen. Und ihre Arbeit sollte dementsprechend gewürdigt werden.
Je später der Abend - beim berüchtigten Mitternachtsgrillen: "Ich leg noch wat drauf!" - kann die Konzentration schon mal gestört sein, sodass gelegentliche Ausfall, bzw. Durchfallerscheinungen (durch den Rost) vorkommen können. Profis greifen deshalb unauffällig zur Flasche Bier, spülen die Asche ab und schieben alle Schuld auf den Metzger, wenn es den Gästen zwischen den Zähnen knirschen sollte.