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Lustlosigkeit

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08.04.2003
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Lustlosigkeit

Lustlosigkeit

„ Manchmal ist das Leben so unendlich grau“ sagte Gustave und schaute in seinem chaotischen Zimmer aus dem Fenster. Graue, alte Socken, getragene T- Shirts, schmutzige Jeans, alles lag auf dem Zimmerboden verteilt und rundete das hoffnungslose Ambiente ab.
„ Es sind diese Tage, an denen man irgendwo sitzt, nicht weiß ob man dies wirklich möchte, oder ob man überhaupt irgendetwas möchte!“ seufzte er und erging in seinem unbegründeten Selbstmitleid.
Draußen machte das Aprilwetter seinem Namen alle Ehre und wechselte zwischen grauen Vorhang zu tränenreichen, schwarzen Wolken.
„ Du sitzt hier, schaust raus, denkst nach, kannst aber dennoch keinen Gedanken verfolgen noch wirklich fassen. Und fühlst Dich einfach leer und schrecklich sinnlos.“
Er streckte seine Beine weit von seinem Körper und legte die Füße auf den kleinen Tisch.
Bei der Gelegenheit kullerten die leeren Bierdosen von gestern Abend mit einem lauten Krachen zu Boden. Aber der Tisch war nun frei und seine Füsse, die in grauen durchlöcherten Socken steckten, fanden genügend Platz.
„ Diese Lustlosigkeit. Ich bin so furchtbar arm dran, weiß aber nicht, worüber ich mich wirklich beklagen könnte...außer über diese furchtbare Lustlosigkeit. Es scheint, als hätten sich alle Menschen dieser Welt irgendwo, weit weg, zusammen gefunden und würden nun- ohne mich- die größte Party ihres Lebens feiern. Nur ich armer Kerl sitze hier in meinem Dreckloch und fühl mich so herrlich elend!“
Er hob seine Arme von der jeweils linken und rechte Stullehne ein paar Zentimeter hoch, um sie dann wieder fallen zu lassen.
„ Uhh“, seufzte er „ sieht so mein Leben aus? In irgendeinem verkorksten Zimmer eines noch verkorksteren Hauses zu sitzen, mir selber leid zu tun und völlige Leere zu spüren?“
Gustave überlegte, dass er auch – statt des gelangweilten Rumhängens- Freunde anrufen könnte und sich nette, amüsant und hoch interessiert an Gesprächen beteiligen könnte.
Aber wen? Paul, der immer lustige mit spitzen Ideen für jede Lebenslage? Nein, er hätte sowieso nicht Lust, nun mit Paul den Clown rauszukramen, die Energie fehlte ihm einfach.
Vielleicht Marie, die kleine süße mit dem hübschen Lächeln. Nein, das wäre zu anstrengend und charmant könnte er in seiner jetztigen Lage nun wirklich nicht sein.
Cloude, der einfühlsame, der für jeden und jede mit jeder Lebenslage Verständnis hat? Och je, dann müsste er ihm von seinen letzten Tagen alles berichten, damit Cloude auch bescheid wisse und er müsste ihm sein Problem haargenau erklären- ausführlich.
„ Und bitte, was ist mein Problem? Soll ich sagen: Salut Cloude, hier ist Gustave. Mir geht es so furchtbar. Ich sitze an einem Apriltag in meiner – vom letzten Abend versauten- Wohnung. Es regnet. Ich bin leer. Hab keine Lust was zu ändern. Keine Lust irgendeinen menschliches Wesen zu treffen und überhaupt: ich bin verzweifelt. Was soll ich bloß tun?“
Gustave schüttelte den Kopf und bemerkte dabei seine Kopfschmerzen.
„ Nein, nein. Sinnlos. Das bringt mir auch nichts. Die Situation ist hoffnungslos. Alle Menschen, die ich so schätze und mag, wirken auf mich uninteressant. Langweilig und ständig gleich.“
Er nahm seine Füsse vom Tisch und stellte die Beine aufrecht vor sich, lehnte beide Ellenbogen auf die Knie und stütze seinen schweren Kopf auf die Handflächen.
„ Lustlosigkeit.“ Grummelte er „Gibt es denn da nicht irgendein Medikament gegen? Irgendeine Pille, einen Saft? Typisch, wirklich schwere Fälle kann die Medizin nicht lösen.
Ich bin auf mich allein gestellt. Keine Freunde, keine Arznei wird mir helfen. Vermutlich werde ich hier und so meinen Lebensabend verbringen müssen. Fantastische Aussicht.“

Es klingelte. Das Telephon. Wer sollte ihn anrufen? Wer könnte den Interesse an solch einem hoffnungslosen Fall haben, wer sollte... es klingelte wieder. Wo zum Teufel hatte Gustave dieses dämliche Ding nur hingestellt? Unter dem Kissen? Fehlanzeige. Unter den T-Shirts? Nein, auch nicht. Es klingelte wieder. Verdammt, er musste sich beeilen, sonst ist es zu spät.
„ Ah, da ist es ja, unter dem Pizzakarton.“
Er nahm gehetzt ab und sagte leicht ausser Atem:
„Salut Gustave. Wer ist da?“
„Salut Gustave! Hab ich Dich geweckt? Ich wollte Dich fragen, ob wir nicht einen netten Nachmittag in Jeans´ Cafebar verbringen wollen? Ist doch so blödes Wetter draußen! Mh? Was hälst Du davon?“
Gustave war sprachlos. Natürlich. Christin. Wie konnte er sie unter all den Leuten vergessen haben? Ein heller Schein bei all dem Grau.
„Ja. Ja gern, Christin! Natürlich! Wann denn?“
„Oh fein! Sagen wir, ich hol´ Dich in einer halben Stunde ab? Ja?“
„Alles klar. Schön, ich freu mich bis gleich!“
„Salut Gustave.“
Der Tag, ach was, das Leben war gerettet. Er würde mit Christin im Cafe sitzen. In ihren Augen versinken. Auf ihrem Lachen schwimmen und mit ihrer Stimme tanzen.
„Halbe Stunde. Oh Gott- wie seh´ ich nur aus?“ schoss Gustave durch den Kopf als er verträumt vor dem Spiegel stand. Zottel Haare, verklebtes Hemd, kurze Schmierhose und Löchersocken.
„Na dann mal los. Lass aus Aschenbrödel die Prinzessin werde. Prinz. Prinz natürlich.“

 

Hallo annablume, herzlich willkommen! :)

Dein Prot versinkt im Selbstmitleid, der Leser sinkt mit. Mir ist das Ganze leider zu langatmig geworden. Auch dass der Prot die ganze Zeit mit sich selbst spricht, finde ich nicht so gelungen - das regt mich bei Filmen immer furchtbar auf, und bei deinem Text lief auch grad ein kleiner Film ab.
Der Schluss allerdings hat mir sehr gut gefallen - eine plötzliche Kehrtwende, die den Prot aus seiner Lustlosigkeit reißt. Schön zu sehen, dass er doch noch etwas unternimmt an diesem Aprilltag.
Achja: Zwischen den Anführungszeichen und dem Text kommt kein Leerzeichen. Das hast Du öfter falsch. Ansonsten ist mir auch in der HInsicht nichts aufgefallen. :)
Ich hoffe, Du bist nicht böse...

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Maus,
erst einmal danke für Deine Kritik.
Es ist schon bewusst so gewählt, dass der Prot sich mit sich selbst unterhält und in seinem Selbstmitleid untergeht. Es sollte allerdings auch leicht ironisch rüberkommen, da es doch teilweise sehr extrem ist! Mh...hat wohl nicht geklappt!
Lieben Gruß,
annablume

 

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