Lust
Sie hatte es wieder einmal geschafft, dass er sehnsüchtig auf sie wartete. „Genial!“, murmelte er als er sie endlich kommen sah. Der kleine Gastgarten war fast leer, die ersten Regentropfen fielen, aber sie war gekommen. Er war nicht wirklich süchtig nach ihr, aber allein der Gedanke an sie machte ihn verrückt. War das schon Sucht? Nein, es war Lust, Lust auf sie.
Und wie sie wieder aussah! Geistesabwesend fuhr er mit der Zungenspitze über seine lächelnden Lippen. Mit jedem Schritt, den sie näher kam, nahmen seine Augen mehr Glanz an. Nervös rutschte er in seinem Sessel zurück, um sich ihr entgegen zu drehen. Mein Gott, wie schön sie wieder war mit ihrem kleinen Schirmchen! Der Gedanke an die zarte, süße Berührung auf seinen Lippen ließ seine Zunge noch einmal flüchtig darüber streichen.
Und dann stand sie vor ihm. Endlich! Der süße Duft nach Himbeere umhüllte ihn, betörte seine Sinne. Kurz schloss er die Augen, saugte sie ganz in sich auf, bevor er sie langsam, ganz langsam an sich heranzog. Er wollte sie genießen, nicht zu schnell, nicht zu hastig. Es war schwer, sich zurückzuhalten. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, als er das Schirmchen beiseite legte, seine Heiße Liebe unter seinem fast gierigen Blick vor sich hin schmolz und er vorsichtig mit seinem Löffel unter das Sahnehäubchen fuhr.
[ 21.07.2002, 18:53: Beitrag editiert von: Barbara ]