Lust der Begierde
Es regnete schon den ganzen Tag, aber darauf nahmen die Lehrer keine Rücksicht. Motto dieser Klassenfahrt hieß „Schüler quälen“, das dachte sie damals zumindest, bis zu jenem Tag. Es regnete, was auch sonst, aber das hinderte die Lehrer nicht, ihre ganze Klasse zum Wandern zu schicken. Einer unter ihnen hatte an jenem Tag Geburtstag und somit sollte ein bestimmtes, scheinbar besonderes Ziel erreicht werden. Ob sie dieses Ziel nun erreicht haben spielt hier keine Rolle. Tatsache ist, dass siebzehn Schüler, acht Schülerinnen, eine Lehrerin und ein Lehrer gemeinsam auf Wanderschaft gingen. Sie weiß bis heute nicht genau, wie die ihr damals so hässlich erschienene blonde Klassenkameradin es geschafft hat gemeinsam mit ihren zwei dicken Freundinnen umzukehren. Sie waren nicht dick die Freundinnen, aber sie erzählte immer, das sind ihre zwei dicken Freundinnen. Das es eigentlich „dicksten“ Freundinnen hieß, kapierte sie einfach nicht, oder wollte es nicht kapieren. Aber das spielt eigentlich hier auch keine Rolle, es war nur so, dass sie es geschafft hatten, wegen irgendwelchen Gründen mit der Lehrerin umzukehren. Später stellte sich heraus, dass einer der Dicken eine Zecke an ihrem Körper entdeckt hat, lächerlich! Sie fand kurze Zeit später auch eine an ihrem Körper. Vor 10 Jahren hätte sie gesagt die Zecke hat sich den wertvollsten Platz ausgesucht, nah bei ihrem Herz. Mit dem Ziel vielleicht auch umkehren zu dürfen, ohne wirklich Panik zu haben, erzählte sie dem Lehrer, dass sich auch eine Zecke an ihr festgebissen hatte. Sein Blick zeigte, dass er ihr nicht glauben wollte. Hätte er ihr damals einfach geglaubt, wäre wohl Einiges anders gelaufen. Es war ihr damals dann doch ein bisschen unangenehm, aber als Lügnerin wollte sie auch nicht dastehen. So öffnete sie den obersten Knopf ihrer Bluse, warf einen Blick auf ihren Lehrer und öffnete dann noch einen weiter Knopf. Er sah den dunkeln Fleck auf ihrer Brust, schien ihr aber noch immer nicht recht zu glauben, wahrscheinlich hielt er es für einen Leberfleck. So nahm er ganz vorsichtig seinen Daumen und strich ganz sanft über diesen dunklen Fleck und erkannte, dass es sich wirklich um eine Zecke handelte. Er wurde leicht rot im Gesicht und hielt Inne. Vielleicht war es das Pochen unter seinem Daumen, das immer und immer schneller wurde und gleich zu explodieren drohte. Man weiß es nicht, er selbst wahrscheinlich auch nicht. Bis zu diesem Moment konnte sie nicht verstehen, was es bedeutete sich dem anderen Geschlecht angezogen zu fühlen. Wenn andere über die doch so süßen Jungs sprachen verdrehte sie immer nur die Augen. Bis zu diesem Moment war sie kein sehr Liebesspiel begeisterter Mensch. Doch nun stand sie da, mit leicht aufgeknöpfter Bluse und den Daumen ihres Lehrers, welcher gut 10-15 Jahre älter war als sie, auf ihrer linken Brust. Hier muss ich mich verbessern, er lag nicht auf ihrer Brust, sondern auf der Zecke. Für sie machte das keinen großen Unterschied, für ihn auch nicht, aber für sein Gewissen vielleicht. Dieser kurze Moment schien ewig.
Er nahm dann schließlich hektisch seine Hand wieder zu sich und bat sie mit einem Zeichen, ihre Bluse doch wieder zu zuknöpfen. In ihrem Blick sah sie etwas, was sie zuvor noch die in den Augen eines anderen wahrgenommen hatte, diese Lust der Begierde.
Sie durfte dennoch nicht umkehren. Doch das störte sie nicht besonders, das weiterlaufen verselbstständigte sich. Sie war mit ihren Gedanken so versunken, dass sie nichts mitbekam. Das Laufen nicht, den Regen nicht, das nervige Gelaber irgendwelcher Mitschüler, einfach nichts.
Abends zurück in der Jugendherberge, kam dann der Lehrer auf sie zu und erinnerte sie an ihre Zecke, die ja nicht ewig ihr Blut saugen sollte. Seine Frage an sie war, ob er ihr die Zecke entfernen darf, oder ob es lieber die Lehrerin erledigen sollte, da diese ja eine Frau sei. Sie, das Zeckenopfer, erinnerte sich schlagartig zurück, daran wie sein Daumen sanft ihre Brust berührte, und sofort fing ihr Herz wieder an schneller zu klopfen. Ihre Antwort daraufhin war, dass er die Zecke entfernen darf, dass er nun keine Frau war, sei ihr egal, sie möchte, dass er ihr die Zecke entfernt. Also ihr sei egal, aber er könnte es ruhig machen. Eigentlich war ihr das ganz und gar nicht egal, sie wollte nur eines und zwar IHN.
Als sie an seiner Tür klopfe und sein Zimmer betrat um die Zecke los zu werden, wartete er bereits auf sie, leider. Sie hätte nichts dagegen gehabt ihn beim Umziehen oder in der Dusche zu überraschen. Egal, Hauptsache bei ihm. Jetzt wo sie vor ihm stand, dachte sie daran, dass es eventuell hilfreicher für ihr Ziel gewesen wäre, ein T-Shirt anzuziehen, anstatt die Bluse, aber zu spät. Er bat sie sich auf sein Bett zu legen, falls es ihr nichts ausmache, und die Zecke zu entblößen. Sie knöpfte ganz langsam den obersten Knopf ihrer Bluse auf und beobachtete ihn genau, er blickte weg. Mit dem Gedanken, dass es ihm peinlich sein könnte, sie beim Ausziehen zu beobachten, schaute sie weg von ihm und machte sich langsam an ihren zweiten Knopf zu schaffen. Mit Erfolg, auch wenn sie es nicht sah. Er spürte es wohl, dass er unbeobachtet war und verfolgte gespannt ihren Bewegungen und war ganz gespannt darauf, wie der Knopf endlich durch das Knopfloch glitt. Dann legte sie sich hin, zwei Köpfe mussten reichen und sie wollte sich ja nicht auf dem Silbertablett servieren. Soweit war sie im Leben schon, dass sie wusste, dass man das haben will, was einem unerreichbar erscheint und wenn sie sich nackt auf sein Bett legen würde, fände er sie eventuell nur halb so anziehend wie er es hoffentlich so tat. Das war ihr Wunsch damals und ich verrate es euch, ihr Wunsch entsprach der Wahrheit. Es fiel ihm er schwer sich zu konzentrieren und zu seinem Glück, oder Pech das ist Definitionssache, reichten die zwei offenen Knöpfe nicht, um die Zecke gemäß zu entfernen. Und er wollte es gemäß machen, so eine… oder wie ein kleines Kind sagen würde, so ein unwiderstehliches Herz, wollte er nicht verschandeln. So bewegte er seine Hände ganz vorsichtig zu dem drittobersten Knopf um ihn zu öffnen. Sie bemerkte sein Vorhaben und ihr Herz blieb stehen, sollte das, was sie sich den ganzen Tag ausgemalt hatte, Wirklichkeit werden. Mit einer Pinzette entfernte er die Zecke und redete dabei die ganze Zeit. Sie konnte ihm kaum folgen, da er die Pausen vergaß. Es handelte sich um Zecken und wie gefährlich sie doch sein könnten und bei seinem letzten Satz traute sie ihren Ohren kaum. Hatte er wirklich sie gebeten, vielleicht mal seinen Rücken anzuschauen, ob sich dort eine Zecke versteckt hatte. Nein das konnte nicht sein, dennoch nickte sie langsam und dachte dabei: „Um mir den Atem zu rauben, musst du dich nicht ausziehen…“.
Was dann kam, kann sich jeder wohl denken. Was sie aber gefühlt hat, unvorstellbar. Damals hat sie gedacht, dass sie keine einzige Sekunde von diesem Moment vergessen wird. Wie er sich das Hemd über den Kopf zog, vergaß sie zu atmen: sie war kurz davor umzukippen, doch er fing sie auf und hielt sie dann halbnackt in seinen Armen. Wer sich das bildlich vorstellen will muss sich einen gutaussehenden Mann im Alter von Anfang 30 vorstellen, welcher für sie damals einfach perfekt schien und nicht zu vergessen, sein Oberkörper war frei von Klamotten. In seinen Armen lag sie total verstreut, vielleicht etwas verliebt oder verknallt mit halb aufgeknöpfter Bluse, so dass die Spitzen ihres BHs hervorblitzen. Ihre Blicke fesselten sich gegenseitig und ihr Atem ging sehr schnell. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht zusammen umfallen wollten, wahrscheinlicher aber, dass sie sich nichtmehr unter Kontrolle hatten und zu explodieren drohten. Es kam von ihm aus, dass sich seine Lippen ganz langsam und vorsichtig auf ihre, noch so unerfahrene, Lippen zubewegten. Sie bewegte sich nicht, bis zu dem Moment, an welchem seine Lippen ihre berührten. Erst ganz sanft, vorsichtig und dann mit immer mehr Leidenschaft . Als er sie langsam auszog, aus Angst etwas zu tun, was ihr nicht gefiel und sie einfach nur dalag und den Moment genoss, dachte keiner der beiden daran, wo sie waren und vor allem nicht daran, dass die Tür nicht verschlossen oder verriegelt war.