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Luisas Traum

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02.09.2006
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Luisas Traum

„Hi Manu, Footballtraining beendet?“
Der Bus fuhr gerade durch ein entstehendes Neubaugebiet und Manuel hatte interessiert die einzelnen Baustellen betrachtet. Jetzt schaute er auf.
„Luisa? Lange nicht gesehen. Keinen Bock mehr auf Schule, oder machst du dein Abi woanders?“
Er hatte seine frühere Mitschülerin fast nicht erkannt. Ihre früher langen, kastanienbraunen Haare waren kupferrot gefärbt und sie trug jetzt einen gelockten Kurzhaarschnitt. Ihr schmales Gesicht wurde fast erdrückt von der üppigen Frisur. Sie war blass und die Haut schien transparent.
„Ach, Schule ist mir nicht so wichtig. Ich chille ein bisschen in der Gegend herum.“
„Wie, und deine Eltern erlauben das, oder erzählst du denen, dass du weiterhin aufs Gymnasium gehst?“
Ihr Mund lächelte, aber ihre Augen blieben ernst. Dann fragte sie:
„Hast du Lust mit mir noch in den Park zu gehen? Wir könnten uns am Kiosk ein paar Burger und Cola für ein Picknick holen. Ich lade dich ein.“
„Wow, du hast wohl im Lotto gewonnen, bist Millionärin und gehst deshalb nicht mehr zur Schule, stimmt's?“
Luisa lächelte wieder und fragte: „Was ist? Ja oder ja?“
„Überredet“, meinte Manuel und die beiden stiegen am Südpark aus. Obwohl die Sonne schien, zeigten sich nur wenige Besucher. Die beiden schlenderten vorbei an Holunderbüschen, Brombeersträuchern, Rosenbeeten, einem kleinen Ententeich und fanden am Rand einer großen Wiese ein ruhiges, sonniges Plätzchen. Luisa hatte sogar eine Picknickdecke dabei. Als sie das Essen auspackte, fragte Manuel:
„Wie komme ich eigentlich zu der Ehre von dir eingeladen zu werden? Hast du Geburtstag?“
„Ich wollte dich schon letztes Jahr einladen, als wir noch zusammen zur Schule gingen, aber dann hatte ich erfahren, dass du mit Natascha zusammen warst.“ Sie reichte ihm einen Burger und eine Colaflasche. „Wie man hört, ist das ja nun vorbei“, fügte sie mit einem auffordernden Blick hinzu.
Was sollte das nun werden? Wollte sie etwas von ihm? Manu fühlte sich unwohl. Er mochte Luisa, ja, aber als Kumpel.
„Spielst du eigentlich noch Tennis?“, wechselte er das Thema und sah sie nicht an, weil er fürchtete zu erröten, denn sie begann ihre Jeans auszuziehen.
„Nein, ist mir zu stressig.“ Jetzt zog sie ihren Pulli aus. Mein Gott, war sie mager!
„Wie findest du meinen neuen Bikini?“ Sie stolzierte vor ihm auf und ab.
Jetzt musste er sie anschauen und das Blut schoss ihm ins Gesicht.
„Ggganz nett,“ log er. Hoffentlich kam sie nicht näher. Doch da kniete sie schon vor ihm. Sie nahm seine Hand, mit der er den Burger hielt und führte sie zu ihrem Mund, biss ein kleines Stück ab und führte die Hand zu seinem Mund, so dass er abbeissen musste. Dabei schaute sie ihm immer in die Augen. Er wusste nicht wohin mit seinem Blick. Als sie den Burger aufgegessen hatten, folgte das gleiche Spiel mit der Colaflasche. Dabei rückte sie immer näher. Anfangs versuchte Manu ihr auszuweichen, in dem er auch weiter nach hinten rutschte, aber dann waren sie fast am Weg.
Manu stand auf, gerade als Luisa ihn küssen wollte.
„Ich, ich glaube, ich gehe besser ...“
„Quatsch, brauchst du nicht, ich habe schon kapiert, dass ich nicht dein Typ bin. Schade, aber deswegen brauchst du nicht zu gehen. Komm setz‘ dich wieder. Wir labern noch ein bisschen. Ich lass dich in Ruhe, bestimmt, bitte. Ich bin immer so allein, nur labern, komm.“
Sie setzte sich auf den anderen Teil der Decke und schaute ihn flehend an. Sie sah so hilflos, so zerbrechlich aus. Zögernd setzte Manuel sich wieder. Luisa reichte ihm noch einen Burger, den er hastig verschlang. Sein Blick fiel auf ihre Arme. Waren das Spuren von Einstichen? Vielleicht setzte sie sich regelmäßig einen Schuss, vielleicht hatte sie Aids?
„Tut mir leid, wenn ich dich eben erschreckt habe. Ich, ich wollte mir einen Traum erfüllen. Du gefällst mir halt und ich dachte ... Ach egal. Wie ist es denn eigentlich in der Oberstufe mit den ganzen Kursen. Habt ihr gute Lehrer?“
Er konnte nicht antworten, denn in diesem Moment kamen zwei grölende Jugendliche auf die Wiese.
„Was haben wir denn da für ein geiles Flittchen, kein Arsch und kein Tittchen, sieht aus, wie Schneewittchen ...“ Sie lachten laut und rülpsten. Der Größere der beiden schwankte auf Luisa zu, der Kleinere nahm ihre Jeans und ihren Pulli und warf sie auf einen Baum. Beide waren offensichtlich betrunken.
Manuel packte den Größeren am Kragen und verpasste ihm einen Fausthieb in den Magen, gerade als er sich auf Luisa stürzen wollte. Der Kleinere kam von hinten auf Manu zu, doch dieser drehte sich blitzschnell um und holte aus zu einen kräftigen Schlag. Da der Kleinere versuchte den Schlag abzuwehren, dabei aber torkelte, wurde er am Hals getroffen und sackte zu Boden, wo er liegen blieb. Der Größere wollte sich nun auf Manu stürzen, doch dieser trat ihn zwischen die Beine. Dann holte er schnell Luisas Kleidung vom Baum, nahm sie an die Hand, und die beiden rannten quer durch den Park. Luisa keuchte, wurde bald langsamer und konnte nicht folgen.
„Bitte, ich, ich kann ... nicht mehr ...“ Sie blieb stehen und schnappte nach Luft. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn ängstlich an.
„Was ist mit dir? Da drüben ist der Parkplatz, komm die paar Meter, da sind wir sicherer, da sind Leute. Da werden sie uns nichts tun, komm doch!“
„Nein, ... es geht nicht ...“ Sie ließ sich ins Gras fallen. Manu schaute sie fragend an. Dann reichte er ihr ihre Kleidung. Sie rührte sich nicht. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen. Sie schien jetzt noch blasser. Ob sie wirklich Drogen nahm? Er schaute sich um, aber von den beiden Angreifern war nichts zu sehen. Also hockte er sich zu ihr. Er nahm ihre beiden Hände in seine rechte Hand. Mit der Linken strich er ihr über das Haar. Erst jetzt merkte er, dass es eine Perücke war. Mit dem Zeigefinger strich er ihr über das kleine Gesichtchen,
„Es ist die Chemo, weisst du ...“ Die Tränen erstickten ihre Stimme.

 

Hallo zauberfee,

Das Thema „einseitige Liebe“ finde ich spannend, auch wenn es hier mehr um Verliebtheit und Schwärmerei geht. Das Thema passt aber gut in die Jugendrubrik. Du hast einen Konflikt und einen deutlichen Spannungsbogen, mMn löst du den Konflikt aber zu schnell auf. Ab dieser Stelle fällt die Spannung stark ab:

„Quatsch, brauchst du nicht, ich habe schon kapiert, dass ich nicht dein Typ bin. Schade, aber deswegen brauchst du nicht zu gehen. Komm setz‘ dich wieder. Wir labern noch ein bisschen. Ich lass dich in Ruhe, bestimmt, bitte. Ich bin immer so allein, nur labern, komm.“
Mit Luisas Antwort löst du den Konflikt zu schnell auf, die Spannung ist weg, und ich denke: Er ist ihr wohl doch nicht so wichtig, sie nimmt es sich ja scheinbar nicht zu Herzen. Was du vielleicht zeigen wolltest, nämlich dass Luisa sich aufgrund ihrer Krankheit ohnehin nicht viel Hoffnung gemacht hat, kommt mMn nicht so gut heraus. Diese Auflösung gehört ans Ende der Geschichte, dann wäre der Zusammenhang von Luisas Reaktion und ihrer Krankheit deutlicher. Auch verrätst du zu früh zu viel, und zwar hier:
Er mochte Luisa, ja, aber als Kumpel.
Das ist eine eingeschobene Erklärung, der es nicht bedarf, da aus Manuels Verhalten erkennbar ist, dass er sich unwohl fühlt, als er Luisas Absichten erkennt. Die Szene mit den betrunkenen Jungs, mit der du zeigen willst, dass Manuel Luisa mag, verliert dadurch deutlich. Ich weiß ja an dieser Stelle schon, dass er sie mag und deswegen beschützen will. Die Szene solltest du vielleicht etwas straffen, die Kampfszene habe ich nur überflogen, weil erkennbar war, dass sie zum eigentlichen Thema der Geschichte nichts oder zumindest nicht viel beiträgt.

Den zweiten Spannungsbogen, Luisas Krankheit, führst du am Anfang mit Luisas Haarschnitt bzw. der Perücke und ihrer Blässe gut ein und erhältst ihn auch bis zum Ende aufrecht.

Deine Geschichte hat mir schon gefallen, aber um eine gute Geschichte daraus zu machen, müsstest du die beiden Spannungsbögen stärker miteinander verweben und beide erst am Ende auflösen. So wirken sie wie aneinandergereiht und nacheinander abgehakt.

Textkram:

Der Bus fuhr gerade durch ein entstehendes Neubaugebiet und Manuel hatte interessiert die einzelnen Baustellen betrachtet. Jetzt schaute er auf.
Ich würde den Satz umstellen: Der Bus fuhr durch ein gerade entstehendes Neubaugebiet ...
Alternativ: „gerade“ streichen.
Ihre früher langen; kastanienbraunen Haare waren kupferrot gefärbt und sie trug jetzt einen gelockten Kurzhaarschnitt.
Das Semikolon hat da nichts zu suchen.
Ihr Mund lächelte, aber ihre Augen blieben ernst.Dann fragte sie:
„Hast du Lust mit mir noch in den Park zu gehen? Wir könnten uns am Kiosk ein paar Burger und Cola für ein Picknick holen. Ich lade dich ein.“
In diesem Fall kein Zeilenumbruch, da die Figur, die beschrieben wird, spricht. „Dann fragte sie“ kannst du streichen. Es ist klar, wer spricht.
Luisa lächelte wieder und fragte. „Was ist? Ja oder ja?“
Entweder Doppelpunkt zur Einleitung der wörtlichen Rede, oder besser: Luisa lächelte wieder. „Was ist? ...
Auch hier ist klar, wer spricht.
„Ich wollte dich schon letztes Jahr einladen, als wir noch zusammen zur Schule gingen, aber dann habe ich erfahren, dass du mit Natascha zusammen warst.“
..., aber dann hatte ich erfahren ...
„Wie man hört, ist das ja nun vorbei.“, fügte sie mit einem auffordernden Blick hinzu.
Kein Punkt hinter „vorbei“.
„Ggganz nett,“ log er, Hoffentlich ...
Komma verrutscht. Punkt hinter „er“ statt Komma.
Dabei schaute sie ihm immer in die Augen.
Gruß, Stefan

 

Hallo Stefan,
danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich habe ihn schon am Dienstag gelesen, aber durch meine Grippe fand ich nicht die Kraft dir zu antworten. Den Textkram habe ich schon weitestgehend erledigt. Das ärgert mich immer besonders, wenn trotz mehrmaligem Lesen immer noch solche Fehler im Text sind. Es passiert mir immer wieder, dass ich diese Fehler einfach übersehe. Daher ein besonderes Danke für deine Mühe.
Der Rest macht mir etwas Kopfschmerzen. Ich erzähle die Geschichte aus der Perspektive von Manuel. Er weiss ja, dass Luisa für ihn nur ein Kunpel ist und er ihre Verliebtheit nicht erwidert. Da ist also kein Spannungsbogen vorhanden. Für mich gibt es nur einen Spannungsbogen in der Geschichte, den ich vom Anfang bis zum Schluss halte, nämlich Luisas Krankheit.

Mit Luisas Antwort löst du den Konflikt zu schnell auf, die Spannung ist weg, und ich denke: Er ist ihr wohl doch nicht so wichtig, sie nimmt es sich ja scheinbar nicht zu Herzen. Was du vielleicht zeigen wolltest, nämlich dass Luisa sich aufgrund ihrer Krankheit ohnehin nicht viel Hoffnung gemacht hat, kommt mMn nicht so gut heraus.
Schade, ich wollte damit zeigen, dass Luisa mit aller Kraft versucht den Mann ihrer Träume zu bekommen, denn sie weiss, dass sie vielleicht nicht mehr viel Zeit hat. Als das nicht klappt, will sie wenigstens Zuneigung, Aufmerksamkeit, Ihrer Ensamkeit entfliehen. Sie verleugnet ihre Krankheit, spielt die Verführerin und erntet Ablehnung. Später als sie zu ihrer Krankheit steht und die Maske fällt, bekommt sie die Zuwendung, die sie braucht. Die Kampfszene sollte zeigen, dass er ihr die Verführungsszene nicht übel genommen hat. Außerdem führte die Flucht vor den Angreifern zur Auflösung.
Ja, so kann man missverstanden werden! Danke nochmals für dein Feedback.
Viele Grüße
zauberfee

 

Hallo zauberfee!

"Luisa hatte sogar eine Picknickdecke dabei. Als sie das Essen" => Im Bus hatte sie noch gesagt, dass sie erst etwas am Kiosk kaufen müssen. In deiner Geschichte sind sie aber direkt zum Picknick übergegangen.

Dann sind noch ein paar Fehlerchen drin, besonders bei der ß-Schreibweise und es sind Zeilenumbrüche da, wo keine hingehören, z.B. nach einem Doppelpunkt.

Thematisch fand ich den Text interessant, auch gut umgesetzt. Der Spannungsbogen ist da, der Text ist nicht zu lang, zusammengefasst: gefällt mir.

Grüße
Chris

 

Hallo zauberfee,

auch mir gefällt deine Geschichte. Allerdings spricht es eher für Manuel als für die Geschichte, dass er so unvermutet nach der vorangegangenen Aktion noch als Retter und Beschützer auftritt. Diesen Aspekt hättest du mehr entwickeln können, denn aus der Geschichte geht der nicht hervor.

Ein Detail:

Manuel packte den Größeren am Kragen und verpasste ihm einen Fausthieb in den Magen, gerade als er sich auf Luisa stürzen wollte
als der sich auf ... wollte (damit klar ist, dass nicht Manuel das wollte)

Alles andere sind leicht zu findende Fehler.

Lieben Gruß
sim

 
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Hallo sim,
schön, dass dir die Geschichte gefällt.

Diesen Aspekt hättest du mehr entwickeln können, denn aus der Geschichte geht der nicht hervor.
Ja, da bin ich leider zu unerfahren. Ich wäre in diesem Zusammenhang auch nie auf die Idee gekommen, dass man denken könnte, Manu würde sich auf Luisa stürzen. Vielleicht kannst du mir da helfen?
Vielen Dank und liebe Grüße
zauberfee

Hallo Chris,
danke fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt.
Luisa hatte eine Decke mit, da sie ihn nach dem Training abgepasst hatte und alles geplant hatte. Das Essen mussten sie noch am Kiosk kaufen. Ich wollte es nur nicht doppelt erwähnen, da es sich ja aus dem Text ergibt, dass das Essen gekauft wird. Ich mag solche Widerholungen im Text nicht. Die ßschreibweise und den Zeilenumbruch werde ich überprüfen.
Viele Grüße
zauberfee

 

Ich wäre in diesem Zusammenhang auch nie auf die Idee gekommen, dass man denken könnte, Manu würde sich auf Luisa stürzen. Vielleicht kannst du mir da helfen?
Nein, man weiß schon, was du meinst, du hast es nur nicht ausgedrückt, da der Bezug offen bleibt. Deswegen eben an dieser Stelle "der" statt "er":
Manuel packte den Größeren am Kragen und verpasste ihm einen Fausthieb in den Magen, gerade als der sich auf Luisa stürzen wollte
Dann stimmt auch der grammatische Bezug.

Lieben Gruß
sim

 

Hallo zauberfee!

"Ich wollte es nur nicht doppelt erwähnen, da es sich ja aus dem Text ergibt, dass das Essen gekauft wird." => Da muss ich dir widersprechen. Da du in deinem Text alles aneinanderreihst, geht der Leser davon aus, dass das alles nacheinander passiert, ohne Auslassungen. (Sie sagt: "wir könnten" - das ist ohnehin nur ein Vorschlag.)
Wenn du es aber nicht extra dazuschreiben willst, gibt es einen einfachen Trick. Anstatt einen reinen Fließtext zu schreiben (also ohne Leerzeilen), baust du zwischen Szenen, die nicht unmittelbar aufeinander folgen, einfach eine Leerzeile ein. Dann erkennt der Leser, dass du von einer Szene zu einer anderen springst und akzeptiert, wenn du unwichtige Szenen (wie das Einkaufen) weglässt.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris,
ja danke, das mit der Leerzeile ist ein guter Tipp. Ich werde später den Text darauf hin prüfen!
Viele Grüße
zauberfee

 

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