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Luffern

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19.08.2014
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Luffern

Meine Lieblingsfrau und ich, haben im Laufe der Jahre einen privaten, exklusiven Wortschatz erfunden, welcher nur im engsten Familien- und Bekanntenkreis verstanden wird.
„Luffern“ ist so ein Wort. Soll so viel bedeuten, wie „ durch die Stadt bummeln“ oder auch „ohne Einkaufsliste durch den Supermarkt laufen“. Anders als die meisten Männer gehe ich gerne luffern. Das Warenangebot in einem großen Supermarkt, empfinde ich als Schaufenster des Wohlstands in unserem Land. Ich kann mich zum Beispiel minutenlang dafür begeistern, das enorm vielfältige Angebot von Konfitüren zu bewundern, Preise zu vergleichen, neue Sorten zu entdecken… meine Lieblingsfrau nimmt mich nur ungerne zum Einkaufen mit.
Als ich Parkinson bekam, habe ich noch mehrere Jahre weiter gearbeitet, bis es schließlich nicht mehr ging und ich in Erwerbsminderungsrente gehen musste. Bei der vielen Freizeit, die mich nun erdrückte, merkte ich ziemlich schnell, dass ich vermehrt mit meiner Lieblingsfrau luffern gehen wollte. Nicht nur zum Einkaufen sondern auch, wenn meine Lieblingsfrau zum Kleidungskauf aufbrach, wollte ich als modischer Berater mit. Leffers luffern, heißt das. Oder auch Bonita luffern. Anfangs machte ich beim Bekleidungskauf noch Fehler. Ich fand alles, was sie anprobierte gut und empfahl meistens: “Kauf das, das steht Dir.“
Das war die falsche Botschaft! Man muss zögern, unsicher sein, ob die gerade anprobierte Bluse auch zu der Hose daheim im Schrank passt und überhaupt, man muss sich in vielen Geschäften umsehen, bevor man eine Entscheidung treffen kann. Meine Lieblingsfrau erklärte mir das so: „ Du hast einfach keinen Geschmack!“
Um meine konstruktiven Kritiken zu optimieren, absolvierte ich einen speziellen Trainingsplan. Ich fing an fremde Frauen zu beraten. Im Vorraum der Garderobe, diverse Kleiderbügel und die Handtasche meiner Frau festhaltend, parkinsonbedingt mit absolut ausdruckslosem Gesicht, sprach ich die Frauen an, die aus ihrer Umkleidekabine kamen und sich mit fragendem Gesicht im Flur vor dem Spiegel drehten.
„Diese Bluse harmoniert wunderbar mit Ihrer Haarfarbe.“
„Ihr Mann wird Sie vermutlich sofort küssen, wenn Sie mit diesem Outfit nach Hause kommen.“
Antworten:
„Danke, das ist ja ein nettes Kompliment. Aber warum gucken Sie dann so traurig?“
Oder:
„Schön, dann kaufe ich sie. Dann brauchen Sie nicht mehr so grimmig zu schauen.“
Modische Beratung habe ich aufgegeben.

Meine Lieblingsfrau hat eine bestimmte Auswahl von Modegeschäften, die sie bevorzugt aufsucht. Das ist nicht unbedingt deckungsgleich mit den Läden, welche ich favorisiere. Seit ich mich mit „Sir Parkinson“ eingelassen habe, befällt mich in kurzen zeitlichen Abständen ein unwiderstehlicher Harndrang. Also mag ich Shops, die über eine Kundentoilette verfügen. In unserem Landkreis kenne ich alle relevanten Toilettenstandorte. Auch Wasserspender finde ich toll. Man kann beim Luffern seine Dopaminpillen einwerfen und nachspülen.
Schließlich sind dann die gewünschten Laibchen erstanden (oder auch nicht) und dann kommt der gefürchtete Teil der Unternehmung.
„Wir kaufen jetzt für Dich eine Jeans!“
Oh weh. Schon morgens beim Anziehen, quäle ich mich damit herum, die Hose hochzuziehen. Wenn ich dann im Geschäft eins, zwei, drei, viele anprobieren muss, bis endlich eine passt ( in der Mitte bin ich ein wenig in die Breite gewachsen, dafür sind die Beine zu kurz ), fängt nach einigen Minuten das große Zittern an. Sobald dann eine Jeans passt, lässt sich garantiert der Hosenknopf nur mit äußerster Mühe öffnen. Das könnte fatal sein, wenn ich an meine Vorliebe für eilige Toilettengänge denke. Ich kaufe ungern Hosen.
Leider habe ich beim Bummeln durch die Fußgängerzone eine suboptimale Reichweite. Nach ein- bis eineinhalb Stunden verfallen meine Beine in einen äußerst geruhsamen Gang. „Du schleichst schon wieder.“, heißt es dann. Das liegt aber nur daran, dass mein linker Fuß sorgfältig alle Pflasterfugen austesten muss. Ich kann nichts dafür.
Nach einem solchen Bummel bin ich meistens froh, wieder zu Hause zu sein.
Aber morgen ist ein neuer Tag. Da müssen wir Lebensmittel einkaufen und ich habe mir vorgenommen, an der Supermarktkasse einen Rabatt auszuhandeln.
Gehen wir Luffern ?

 

Hey,

Ich weiß nicht recht, was ich zu deinem Text schreiben soll. Das liegt einerseits daran, dass das einer der ersten Texte ist, die ich hier gelesen habe, andererseits liegt es aber auch daran, dass nichts passiert. Das klingt einfach nur nach einer Erzählung, kein Handlungsstrang und kein Konflikt, der mich packt und auffrisst. Verstehst du?
Dein Prot hat Parkinson und geht gerne "Luffern". Da könnte doch eine Situation entstehen, in der etwas passiert. Die Erklärungen (also deine komplette Geschichte) kannst du um die Handlung drumherumbauen.

P. Ramone

 

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