Was ist neu

Lucy

Mitglied
Beitritt
18.08.2015
Beiträge
24

Lucy

Die leichte Sommerbrise strich einzelne Haarsträhnen in ihr Gesicht und zog sie aus dem Knoten hinter ihrem Kopf. Antonia strich sie sich hinter ihre Ohren. Es war ein wunderschöner Tag gewesen, die Hitze klang in einem warmen Abend aus, der Himmel war wolkenlos und strahlend blau, die Luft war erfüllt von Vogelgesang und dem Lachen der Kinder unten am See. Doch das alles war nicht wichtig, war nur Hintergrundmusik zu der wahren Schönheit des Gartens. Es war Antonias engste Freundin, die den Abend wahrlich schön machte und ihre Nächte schlaflos.

Lucia, ihre Lucy, mit ihren kastanienbraunen Wellen und glitzernden Augen. Sie ließ sich von Antonias jüngeren Schwestern gespielt widerwillig zu einem übermütigen Tanz überreden, hüpfte mit den Mädchen im Kreis, bis sie schließlich zu viel bekam und sie lachend wegscheuchte. Antonia saß auf einem flachen Hügel nur wenige Meter von der Terrasse des Landhauses entfernt, und beobachtete das Spiel mit einem wehmütigen Lächeln.


Sie wusste schon lange, eigentlich seit sie denken konnte, dass sie niemals einen Mann würde lieben können, auch wenn sie es immer wieder versucht hatte. Ihre Aufmerksamkeit galt immer Frauen, aber das wusste niemand außer ihr. Sie wollte es Lucy erzählen, wollte ihr Geheimnis mit jemandem teilen, doch jedes Mal, wenn sie es versucht hatte, hatte sie der Mut verlassen. Sie fürchtete, dass sie ihre Freundin verlieren würde, und dass sie erraten würde, was für Gefühle sie hegte. Sie seufzte. Sie fürchtete auch, nie wahre Liebe, glückliche Liebe, zu erfahren, dass sie für immer allein sein würde, oder schlimmer noch, heiraten würde und eine Lüge würde leben müssen.


Lucy hatte die Kleinen nun endgültig abgeschüttelt und kam nun den Hang hinauf, ließ sich neben ihrer Freundin ins Gras fallen und stützte sich auf die Ellenbogen. Sie ließ den Kopf in den Nacken sinken und schloss die Augen. Ihr Haar war offen und floss in glänzenden Wellen auf den nahen Boden. Lucy war immer neidisch auf Antonias goldenes Haar gewesen, fand ihr eigenes langweilig, doch Antonia konnte sich kaum etwas schöneres, wärmeres vorstellen als das rötliche Braun und die dazugehörenden schokoladenfarbenen Augen. Lucy sah sie nachdenklich an und riss sie aus ihren stummen Schwärmereien.
„Du bist so still in letzter Zeit… Ist alles in Ordnung?“

Antonia öffnete den Mund, spielte wie so oft mit dem Gedanken, ihr die Wahrheit zu sagen, oder zumindest einen Teil, aber dann schüttelte sie nur den Kopf. „Es ist nichts, wirklich.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. Lucy setzte sich auf und sah sie eindringlich an.
„Das glaube ich dir nicht, sag schon!“ Drängte sie, „Ist es ein Junge? Bist du etwa verliebt?“ Sie rückte aufgeregt näher, und Antonia konnte nicht anders als nervös zu lachen. Lucys Gesicht war zu nah an ihrem, sie könnte sie küssen wenn sie wollte. Antonia senkte den Kopf und versteckte ihr Gesicht. Natürlich verstand Lucy es falsch. Für einen Moment schwieg sie, dann lehnte sie sich wieder zurück. „Warum erzählst du mir nichts mehr? Vertraust du mir etwa nicht?“ Sie klang aufrichtig verletzt, und Antonia sah sie erschrocken an.

„Doch, natürlich vertraue ich dir! Aber ich kann es einfach nicht sagen…“ Sie biss sich auf die Lippe. Lucy seufzte, „Na schön.“ Ihr Gesicht hellte sich wieder auf als sei nichts geschehen, „Essen sollte bald fertig sein, lass uns rein gehen, wir müssen uns noch frisch machen.“ Sie rappelte sich auf und strich ihre Röcke glatt, bevor sie Antonia die Hand hinhielt und ihr aufhalf. Lucy hatte ein gutes Zeitgefühl; als sie die Terrasse betraten kam ihnen Antonias Mutter entgegen um ihnen zu sagen, dass es bald Essen gäbe. Sie tadelte die Mädchen, dass sie die Kleinen alleine am See gelassen hatten und schickte sie streng nach oben um sich fertig zu machen.


Antonia ging in ihr Zimmer und Lucy in das Gästezimmer das daneben lag. Sie blieb über den Sommer bei Antonias Familie während ihre Eltern und ihr älterer Bruder nach Amerika gegangen waren, um ihren Vater auf diplomatischer Mission zu begleiten. Das Meer war eines der wenigen Dinge die ihr Albträume bereiteten, und so hatte sie ihre Familie überzeugen können, sie zurück zu lassen; es war ja nur für wenige Monate. Antonia war froh, ihre beste Freundin bei sich zu haben, doch mit jedem Tag schienen ihre Gefühle und ihre Frustration stärker zu werden und sie hatte zunehmend Schwierigkeiten, ihr Geheimnis für sich zu behalten. Zumal sie normalerweise mit all ihren Problemen zu Lucy ging.


Sie setzte sich vor den Spiegel ihres Schminktisches und genoss es, als ihre Zofe ihre Frisur löste und vorsichtig ihr Haar bürstete. Durch den Spiegel sah die ältere Dame sie besorgt an. „Was ist nur los Kind?“ Antonia begegnete kurz ihrem Blick und schlug dann die Augen nieder. Maria hatte sich fast seit ihrer Geburt um sie gekümmert und war ihr eine zweite Mutter, vielleicht sogar ein wenig mehr als ihre eigentliche Mutter, die sehr um Status und den Ruf der Familie besorgt war. Wie zuvor bei Lucy schüttelte Antonia nur den Kopf, aber dieses Mal spürte sie erschrocken, wie ihr Hals sich zuschnürte und ihre Augen sich mit Tränen füllten. Sie schlug die Hände vors Gesicht und versuchte sich zu beherrschen, doch die sanften mütterlichen Berührungen Marias machten sie emotional.


Die Frau sagte nichts, legte nur die Bürste ab und drückte Antonia an sich, strich ihr beruhigend über den Kopf. Antonia schniefte und schmiegte sich in die weiche Umarmung.
„Kannst du es mir denn wirklich nicht sagen?“ Das Mädchen schüttelte stumm den Kopf und begann zu schluchzen, konnte sich nicht mehr beherrschen jetzt, wo der Wall einmal gebrochen war. Für eine Weile saß sie nur da und ließ sich von der fülligen Frau halten und trösten, dann sammelte sie sich langsam wieder. Maria nahm ein frisches Taschentuch und trocknete Antonias Tränen.
„Bestimmt wird alles gut werden…“ sagte sie sanft und seufzte, als Antonia wieder vehement den Kopf schüttelte.
„Das wird es nicht, ganz sicher nicht!“
„Woher willst du das denn wissen?“
„Ich weiß es einfach.“

Maria schnalzte mit der Zunge, „Na, wer wird denn so pessimistisch sein! Du bist so ein hübsches Mädchen, ich bin mir sicher, wer auch immer dir solchen Kummer bereitet würde dich gerne glücklich machen, wenn du es nur zulässt.“ Antonia sah überrascht zu ihr auf, und die Frau lachte. „Glaubst du wirklich ich erkenne ein gebrochenes Herz nicht wenn ich eins sehe? Was immer du für dich behältst, ist es dir nie in den Sinn gekommen, dass andere ähnliche Geheimnisse haben könnten?“ Woher wusste sie…? Oder war es Zufall? Während Antonia noch versuchte, die Situation einzuschätzen, drehte Maria sie mit sanfter Bestimmtheit in ihrem Stuhl herum und begann wieder, ihre Haare zu ordnen.


Sie verbrachten die restliche Zeit ohne ein weiteres Wort zu sagen. Antonia war in Gedanken versunken. Natürlich hatte sie sich vorgestellt, wie es wäre, wenn Lucy ihre Gefühle erwiderte, hatte nach Zeichen gesucht, doch sie hatte es nie für eine echte Möglichkeit gehalten. Warum auch? Sie wusste von niemandem außer sich selbst der solche Gefühle für ein Mitglied des eigenen Geschlechts hatte. Sie wusste nicht, ob es normal war, oder ob es mehr Menschen wie sie gab, oder warum sie so empfand. Sie bemerkte kaum, dass sie fertig war bis Maria ihr bedeutete aufzustehen. Bevor sie das Zimmer verließen legte sie eine Hand auf die Wange des Mädchens.
„Man ist oft nicht so allein wie man meint.“, Antonia schluckte und nickte tapfer.


Im Flur kam ihnen Lucy entgegen. Sie hatte ihre Haare nun ebenfalls hochgesteckt und besser gebändigt als sonst. Sie trug sie gerne offen, auch wenn ihre Mutter immer wieder betonte nur junge Mädchen trugen sie so, für eine Frau gehöre es sich, ihre Haare zusammenzubinden. Sie lächelte Maria zur Begrüßung zu und gemeinsam gingen sie die breite Treppe herunter. Die Dienerin verschwand in die Küche um dort zu helfen und später ebenfalls zu essen, und Lucy hakte sich bei Antonia ein als sie in das Esszimmer gingen. Antonias Familie war gerade im Begriff sich zu setzen, sie kamen gerade pünktlich.


Kaum das sie sich gesetzt hatten wurde das Essen gebracht und man wartete geduldig, bis alles verteilt war. Sie hatten gerade begonnen zu essen als Antonias Mutter sich räusperte und die Aufmerksamkeit ihrer Tochter auf sich zog.
„Antonia, Liebling, du wirst bald neunzehn…“ Antonia nickte heftig und leerte schnell ihren Mund bevor sie sprach, „Darf ich wieder einen Ball haben? Es war so schön letztes Jahr!“ Ihre Mutter nickte und machte eine unbestimmte Geste mit der Hand.
„Ja, natürlich. Aber das ist eigentlich nicht worauf ich hinaus möchte.“ Sie warf einen kurzen Blick auf Lucy; die Mütter beider Mädchen waren ebenfalls eng befreundet, und so störte sie sich nicht daran, dass sie anwesend war.
„Du bist kein Kind mehr. Es wird langsam Zeit, dass du dein eigenes Leben und deine eigene Familie beginnst.“ Antonia ließ ihre volle Gabel sinken und starrte ihre Mutter entgeistert an. Sie sollte heiraten?

„Erinnerst du dich an Wilhelm? Er ist gerade einundzwanzig geworden und ihr habt euch doch so gut verstanden, ganz abgesehen davon, dass er ein wirklich gutaussehender junger Mann geworden ist… Wie ich höre reißen sich die Mädchen geradezu um ihn.“ Antonia erinnerte sich gut an ihn, er war wirklich gut aussehend und freundlich, intelligent… Doch ein Leben mit ihm? Ihr Blick fiel auf Lucy; nein, das konnte sie nicht, niemals. Alles was sie wollte saß neben ihr, ein wenig peinlich berührt, und warf ihr mitleidige Blicke zu.

„Dein Vater und ich haben mit seinen Eltern gesprochen, sie waren nicht abgeneigt. Und ihr Anwesen ist nicht weit von ihr, es ist wirklich ideal.“ Sie pausierte und sah ihre Tochter eindringlich an. Antonia hatte inzwischen ihr Besteck abgelegt und wischte sich mit einer Stoffserviette über den Mund, warf sie ungehalten auf den Teller. Ihr war der Appetit vergangen.
„Nein.“ Sie sah ihrer Mutter fest in die Augen.
„Antonia, denk doch darüber nach, du musst dich ja nicht sofort entscheiden. In drei Wochen kommt er aus Frankreich zurück, dann kannst du ihn besuchen, vielleicht gefällt er dir ja!“

„Nein!“ wiederholte Antonia nachdrücklich. „Ich habe mich jetzt entschieden. Ich werde ihn nicht heiraten.“ Sie schob schwungvoll ihren Stuhl zurück und ignorierte die Rufe ihrer Eltern als sie aus dem Raum stürmte. Der bloße Gedanke an Heirat erfüllte sie mit Panik. Sie rannte die Treppen hoch und in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich ab. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust und sie war außer Atem, ihr Brustkorb drückte sich gegen die Enge des Korsetts. Sie zog umständlich ihr Kleid aus und bekam Krämpfe in den Armen als sie mit den Schnürungen kämpfte. Normalerweise machte sie das nicht allein.


Nun nur noch mit ihrem Unterkleid bekleidet atmete sie tief ein und ließ ihre Lungen sich mit Luft ausdehnen als sie das Korsett endlich zu Boden fallen ließ. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und warf sich schluchzend auf das große Bett in der Mitte des Zimmers. Antonia hatte immer gewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, aber bisher hatte sie den Gedanken daran immer schnell verdrängt. Wie konnte sie jemals einen Mann heiraten? Seine Kinder tragen, sie… zeugen? Es gehörte sich zu heiraten; wenn sie ledig blieb würde man denken, dass mit ihr etwas nicht stimmte, sie würde ihrer Familie schaden…


Sie vergrub den Kopf in dem Berg von Kissen am Kopfende des Bettes als ein leises Klopfen an ihrer Tür ertönte.
„Antonia?“ Es war Lucy, scheinbar waren ihre Eltern zu dem Schluss gekommen, dass es besser sei, wenn sie erst einmal ein wenig Abstand zu ihr hielten.
„Antonia, mach bitte auf.“ Sie zögerte, dann kletterte sie aus dem Bett und öffnete die Tür. Lucy schlüpfte durch den Spalt und drehte hinter sich wieder den Schlüssel um. Sie schloss ihre Freundin in die Arme, dann führte sie sie zum Bett und die Mädchen setzten sich. Lucy nahm Antonias Hand in ihre und sah sie mitleidig an.


„Meine Eltern reden auch vom Heiraten… Zum Glück haben sie noch niemanden gefunden der meinem Vater gut genug ist.“ Sie zögerte. „Ist es das was dich in letzter Zeit so bedrückt?“ Antonia sah sie an und erinnerte sich an die Worte Marias. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und brachte ein wenig Abstand zwischen sie beide.
„Ja… und nein. Ich wusste nicht, dass meine Eltern schon so genaue Pläne hatten, aber natürlich war mir klar, dass es nun jeden Tag so weit sein musste. Aber…“ Sie atmete tief durch und merkte wie sich ihr Hals wieder zuschnürte, „Wenn ich dir sage warum ich wirklich so unglücklich bin wirst du bestimmt nicht mehr meine Freundin sein wollen.“ Sie brach nun doch wieder in Tränen aus, „Und ich möchte dich nicht verlieren!“ Lucy sah sie schockiert an.


„Ich verspreche dir, was immer es ist, ich werde immer deine Freundin bleiben!“ Lucy drückte zur Bekräftigung noch einmal ihre Hand und Antonia wollte ihr so gerne glauben. Sie nahm ihren Mut zusammen und legte sich die Worte vorsichtig zurecht.
„Der Grund, warum ich nicht heiraten möchte ist, dass ich niemals einen Mann lieben könnte.“ Lucy umfasste ihre Hand mit beiden Händen, „Aber das weißt du doch nicht! Nur weil du dich nicht vorher in ihn verliebst, bedeutet das doch nicht, dass ihr euch nicht lieben lernen könnt!“

Antonia schüttelte den Kopf und entzog ihr ihre Hand. „Du verstehst nicht. Ich werde niemals einen Mann lieben können… Ich… habe immer nur Mädchen geliebt.“ Sie hielt die Luft an und wagte nicht von dem geblümten Muster ihrer Tagesdecke aufzuschauen. Die Stille zog sich, ohne dass eines der Mädchen sich bewegte und schließlich hielt Antonia es nicht mehr aus. Sie suchte ihren Blick, „Sag doch was!“ Lucy sah sie lange an. Dann atmete sie zitternd aus und es war an ihr, unsicher zu sein.
„Gibt es denn… jemanden?“ Antonia schluckte und nickte langsam. Sie beugte sich zögerlich vor und hielt inne. Ihr Herz raste in ihrer Brust und ihr Magen flatterte als sie sah wie Lucy ebenso vorsichtig den Abstand zwischen ihnen verringerte.


Sie verharrten beide, unsicher, dann legte Antonia eine Hand an Lucys Gesicht und zog sie zu einem scheuen Kuss zu sich heran. Instinktiv schlossen sich ihre Augen und sie legte den Kopf schief um sie besser zu erreichen. Sie spürte, wie Lucys Lippen sich gegen ihre bewegten und rückte näher an sie heran ohne den Kuss zu unterbrechen. Sie hatte oft von diesem Moment geträumt, aber selbst in ihren Gedanken war es nie so rein, so wunderschön gewesen wie diese Realität. Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch und ihr Atem stockte, sie fühlte sich leicht und frei und war zugleich mehr denn je an ihr körperliches Umfeld gebunden.


Sie löste den Kuss um Lucy in die Augen zu sehen. Sie wollte etwas sagen, fand aber keine Worte. Sie strich ihr über die Wange und küsste sie wieder, etwas stürmischer dieses Mal. Sie lehnte sich nach vorne um ihr näher zu sein und rutschte prompt die Bettkante herunter. Die Mädchen lachten, und Lucy krabbelte rückwärts zum Kopfende des Bettes, zog Antonia wieder zu sich. Sie schloss ihre Freundin in die Arme und versiegelte ihre Lippen zu einem erneuten Kuss. Antonia stützte sich mit einem Ellenbogen auf der Matratze ab und hatte den anderen Arm um Lucy gelegt, spielte mit ihren Haar und strich an ihrem Hals und ihrer Schulter entlang.

Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so selig gewesen war. Sie war nicht allein, Lucy empfand wie sie. Es fühlte sich so richtig an, ihre Lippen aufeinander, in den Armen der anderen, es war alles, was sie jemals brauchte.
Sie wünschte sich, dass dieser Moment nie enden würde.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallöchen A Wilde,

gleich vorweg: Ich bin selbst noch neu hier. Genieße meine Kritik daher mit einer Prise Salz, wie man auf englisch so schön sagt. =)

Obwohl die Idee der Geschichte nicht neu ist, fand ich, dass du sie insgesamt gut erzählt hast. An keinem Punkt verlor ich das Interesse daran, was als nächstes passieren würde. Enttäuscht war ich allerdings über das plötzliche Ende. Antonias Mutter schien ein Drama zu erzeugen, das aber nie wirklich kam.

Ansonsten haben mich einige grammatikalische und sprachliche Details gestört, aber nichts, wovon die Welt untergeht.

Die leichte Sommerbrise strich einzelne Haarsträhnen in ihr Gesicht und zog sie aus dem Knoten hinter ihrem Kopf. Antonia strich sie sich hinter ihre Ohren.

Unschöne Wiederholung, vor allem gleich am Anfang des Textes.

Es war ein wunderschöner Tag gewesen, […]

Zeitform bewusst gewählt? Ich hatte den Eindruck, dass der wunderschöne Tag noch nicht vorbei war.

Antonia saß auf einem flachen Hügel nur wenige Meter von der Terrasse des Landhauses entfernt(,) und beobachtete das Spiel mit einem wehmütigen Lächeln.

Du hast noch ein paar Kommafehler drin, meistens in Verbindung mit Konjunktionen wie hier. Stelle dir die Frage: Trennst du zwei eigenständige Sätze (mit Komma) oder nur eine Aufzählung (ohne Komma)? Im ersteren Fall würde es lauten: "…, und sie beobachtete das Spiel …"

Es war Lucy, scheinbar waren ihre Eltern zu dem Schluss gekommen, dass es besser sei, wenn sie erst einmal ein wenig Abstand zu ihr hielten.

Anscheinend. Scheinbar heißt nur im Schein, nicht wahrlich. Außerdem denke ich, dass nach "Lucy" ein neuer Satz beginnen sollte. Es gibt noch einige weitere Beispiele von Sätzen, die unnötig lang sind.

Das ist meine – ähm – erste Erstkritik. Fühle dich also frei, meine Kritik zu kritisieren. =)

Viele Grüße
ertes

 

Liebe AWilde,

willkommen bei den Wortkriegern.

Und Ilse saß da, die Hände gefaltet, mit gesenktem Blick. Sie war bis in das Innerste getroffen. Sie wußte, sie hätte genau wie Luzie gehandelt, auch sie würde es bis zum Äußersten getrieben, auch sie würde ihr Lebensglück in trotzigem Übermut geopfert haben.

Dieser Auszug ist aus dem alten Mädchenbuch ‚Der Trotzkopf’ Daran hat mich dein Text in seiner etwas betulichen Art erinnert. Und du siedelst ihn ja auch in einem anderen Jahrhundert, in dem man noch eine Zofe hatte und Unterkleider trug, an. Dein Stil und deine Sprache sind moderner, aber auch sie passen nicht wirklich in unsere Zeit. Besonders die Adjektive, die du wählst, lassen deinen Text manchmal recht antiquiert erscheinen. Moderne Texte würden den inneren Konflikt und das Coming-out der beiden wohl anders, direkter beschreiben, als du es hier tust. Aber du bist die Autorin. Dein Text ist in sich konsequent und gut geschrieben. Man muss sich auf ihn einlassen. Dann gefällt einem auch die Art der sehr mädchenhaften, naiv-romantischen Darstellung des Geschehens. Und dann sieht man auch, dass du schreiben kannst. Das kannst du nämlich wirklich.

Aufpassen musst du, dass du nicht zu stark ins Klischeehafte rutschst oder Versatzstücke benutzt, die schon tausendmal benutzt wurden:

Sie verharrten beide, unsicher, dann legte Antonia eine Hand an Lucys Gesicht und zog sie zu einem scheuen Kuss zu sich heran. Instinktiv schlossen sich ihre Augen und sie legte den Kopf schief um sie besser zu erreichen. Sie spürte, wie Lucys Lippen sich gegen ihre bewegten und rückte näher an sie heran ohne den Kuss zu unterbrechen. Sie hatte oft von diesem Moment geträumt, aber selbst in ihren Gedanken war es nie so rein, so wunderschön gewesen wie diese Realität. Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch und ihr Atem stockte, sie fühlte sich leicht und frei und war zugleich mehr denn je an ihr körperliches Umfeld gebunden..
So ganz kann ich mir diese Szene nicht vorstellen: Während sich die Lippen zueinander bewegen, rückt sie näher, ohne den Kuss zu unterbrechen. ??? Fehlt da nicht ein Satz?

Und was meinst du damit, dass sie zugleich

mehr denn je an ihr körperliches Umfeld gebunden

war?

Deine Grammatik und deine Rechtschreibung sind ok. Probleme hast du mit der Kommasetzung. Hier solltest du nachbessern. Der Duden hilft da.

Noch einmal: Du kannst schreiben. Für meinen Geschmack solltest du aber deine Texte sprachlich und inhaltlich ein bisschen moderner gestalten. Vergleiche dich mit anderen, die ähnliche Themen behandeln.

Ich wünsche dir viel Erfolg und heute einen schönen Tag.
barnhelm

 

Hallo A. Wilde,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern.

Die leichte Sommerbrise strich einzelne Haarsträhnen in ihr Gesicht und zog sie aus dem Knoten hinter ihrem Kopf. Antonia strich sie sich hinter ihre Ohren.
Die Doppelung ist ja schon benannt worden. Ich habe aber weitere Schwierigkeiten mit demm ersten Satz: Durch das und drückst Du aus, dass die gleichen Haarsträhnen erst aus dem Knoten gezogen wurden und dann in ihr Gesicht strichen. Dann solltest Du das auch in dieser Reihenfolge schreiben oder deutlich machen, dass Du von verschiedenen Strähnen sprichst. Und dannn frage ich mich, ob eine leichte Brise tatsächlich Strähnen aus dem Knoten ziehen kann, der wäre dann ja höchst instabil.
Es war ein wunderschöner Tag gewesen, die Hitze klang in einem warmen Abend aus, der Himmel war wolkenlos und strahlend blau,
Das gewesenn mag grammatikalisch richtig sein, wenn der Abend den Tag ablöst, aber es klingt unschön. Vielleicht: Die Hitze des (dieses) wunderschönen Tages klang ...
Die heißen Tage sind vorbei, aber ist der Himmel am Abend immer noch strahlend blau oder wird er nicht dunkler?
zu der wahren Schönheit des Gartens.
Ich habe nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass Lucy die wahre Schönheit des Gartens sein soll. Das ist ein wenig unglücklich, denn Lucy wächst doch wohl nicht im Garten?
doch jedes Mal, wenn sie es versucht hatte, hatte sie der Mut verlassen.
Das doppelte hatte besser vermeiden: bei jedem Versuch hatte sie der Mut verlassen ...
Sie fürchtete, dass sie ihre Freundin verlieren würde, und dass sie erraten würde, was für Gefühle sie hegte.
Das passt nicht zusammen. Nach dem vorigen Satz wäre es logisch, dass Antonia fürchtet, ihr Coming out würde Lucy verschrecken. Aber im zweiten Halbsatz geht es um die Furcht, dass Lucy errät, wie es um Antonia steht. Wenn Du beide Ängste benennen willst, solltest Du es in zwei eigenständigen Sätzen tun.
 Sie fürchtete auch, nie wahre Liebe, glückliche Liebe, zu erfahren, dass sie für immer allein sein würde,
Warum nicht wahre und glückliche Liebe. Das menschliche Leben ist endlich, da passt immer nicht, auch wenn es in diesem Moment so vorkommt. Dass sie ihr Leben lang allein sein würde, möchtest Du doch sagen.
Du bist so still in letzter Zeit…
Ich würde die drei Pünktchen lieber fortlassen.
Das Essen sollte bald fertig sein,
Sie tadelte die Mädchen, dass sie die Kleinen alleine am See gelassen hatten und schickte sie streng nach oben
Wenn sie die Mädchen wirklich tadelte, wäre es die einizige richtige Konsequenz, dass sie sie zurückschickt zu den Kleinen. Das streng ist zu kurz mit strengen Worten meinst du wohl, aber das klingt unvermittelt hart. Wahrscheinlich soll sich die Strenge ja auch auf das Versäumnis mit den Kleinen beziehen.
Gästezimmer[Komma] das daneben lag.
Sie blieb über den Sommer bei Antonias Familie[Komma] während ihre Eltern und ihr älterer Bruder nach Amerika gegangen waren, um ihren Vater auf einer diplomatischen Mission zu begleiten.
Das umgangssprachliche gegangen klingt mir nicht gut. Ich würde gereist oder geflogen sagen.
Das Meer war eines der wenigen Dinge[Komma] die ihr Albträume bereiteten
Also geflogen wäre wohl nicht richt. Aber warum fahren sie mit dem Schiff?
als ihre Zofe ihre Frisur löste und vorsichtig ihr Haar bürstete.
Und da kommt die Auflösung. Die Geschichte spielt nicht heute, sondern vor längerer Zeit, als gut situierte Fsamilien noch Dienstpersonal hatten. Damit wird die Situation des Coming out noch dramatischer. Über so etwas sprach man schon mal gar nicht und sich in der Öffentlichkeit mit ein er Freundin zu zeigen, wäre ein schwerer Fauxpas.
doch die sanften mütterlichen Berührungen Marias machten sie emotional.
Contenance wahren heisst der oberste Grundsatz, keine Emotionen zeigen. Das machte passt hier nicht. Du solltest deutlicher ausdrücken, dass ihre Emotionen aus dem engen Käfig der gesellschaftlichen Distanz ausbrechen.
fülligen Frau
passt nicht, mir fällt auf die Schnelle kein im Stil passendes Synonym ein.
Glaubst du wirklich{Komma] ich erkenne ein gebrochenes Herz nicht[Komma] wenn ich eins sehe?
Sie wusste von niemandem außer sich selbst[Komma] der solche Gefühle für ein Mitglied des eigenen Geschlechts hatte.
Bevor sie das Zimmer verließen[Komma] legte sie eine Hand auf die Wange des Mädchens.
Lieber an statt auf.
„Man ist oft nicht so allein[Komma] wie man meint.“
ihre Haare zusammenzubinden
, eher aufzustecken. Zusammenbinden war in der Gesellschaft bei Ereignissen wie einem gemeinsamen Abendessen eher unüblich.
Ich habe den Eindruck, dass sich die Kommafehler häufen. Ich lass jetzt mal die Hinweise weg.
Und ihr Anwesen ist nicht weit von hier, es wäre wirklich ideal.“
wie Lucys Lippen sich gegen ihre bewegten
anderes Wort wählen.

Du hast mehrmals umgangssprachliche Ausdrücke, die zu dem Stil Deiner Geschichte nicht passen, zumal unter dem Aspekt, dass die Geschichte ja eher um 1800 spielt. Lass Dich von den vielen Korrekturen nicht verschrecken, aber ich rate Dir, Dich mit der Kommasetzung näher zu beschäftigen. Hilfen gibt es im Korrektur-Center - unter Service in der Menueleiste.

Ich lese gerne historische Liebesromane besonders aus der Regency-Zeit und deshalb war mir vieles in Deiner Geschichte auch gleich nachvollziehbar und ich konnte mir die Szenen bildlich vorstellen. Der Ausbruch beim Essen ist recht dramatisch, aber ich finde, Du solltest ihn noch ausbauen, um dieses Umkippen der Stimmung deutlicher werden zu lassen.

Mich ärgert es schon lange, dass in den Liebesromanen die Möglichkeit einer lesbischen Liebe nicht einmal angedeutet wird. Ich habe in zwei oder drei Romanen Andeutungen gelesen "Ob sie Frauen liebt?" "Nein, das kann nicht sein" - Ende der Andeutung.
Es gibt mehrere historische Liebesromane, in denen schwule Männer vorkommen und sogar eine wichtige Rolle spielen. Meistens will der Erbe nicht heiraten und zieht ins Ausland, um mit einem Freund zusammenleben zu können. In einigen Romanen heiraten diese Männer, um den strengen Konventionen, die Du ja auch anführst, zu genügen und halten sich einen Geliebten.*Aber die Umwelt merkt nichts.

Aber, wie gesagt, lesbische Beziehungen sind anscheinend tabu und das finde ich sehr ärgerlich. Es freut mich sehr, dass Du dieses Thema gewählt hast und gut darstellst. Auch wenn ertes feststellt, dass die Idee nicht neu ist - in der historischen Variante ist sie mir kaum je begegnet.

Insgesamt hast Du flüssig und spannend geschrieben. Wer die historische Situation kennt, erkennt auch die Dramatik. Natürlich fragt sich der Leser: Und was wird jetzt geschehen? Ich hoffe, die Liebe ist auch in deiesem Fall stärker als die Konventionen.

Sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße

Jobär

Ich muss jetzt zu einem Termin, Schreibfehler bleiben alsoo erst einmal stehen.

 

Hallo, und vielen Dank erst Mal für die Kritiken!

Ich muss zugeben, dass ich Kommas eher nach Gefühl als Wissen setze, aber ich werde mich auf jeden Fall näher damit auseinandersetzen.

Ich finde es sehr schwierig, meine Texte objektiv zu überarbeiten, irgendwelche Tipps dazu? Einen richtigen Stil habe ich denke ich auch noch nicht gefunden, aber um solche Dinge mache ich mir grundsätzlich kaum Gedanken weil sich das meiner Meinung nach organisch entwickeln muss und (hoffentlich) mit mehr Erfahrung kommen wird.
ertes Ich habe das Drama mit der Mutter bewusst am Ende nicht aufgelöst, weil es eben ein Problem ist, dass sich nicht mal eben lösen lässt. Der Fokus liegt hier mehr auf dem "Happy End" des Moments, und weniger auf dem langfristigen, dafür bräuchte man, denke ich, mehr als eine Kurzgeschichte sonst wird es zu kitschig...

Ich werde mir die Vorschläge auf jeden Fall zu Herzen nehmen!

Liebe Grüße,
A. Wilde

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom