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Loser-Ich

Seniors
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10.10.2006
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Loser-Ich

Seit ich Autor geworden war, hing ich mit anderen fragwürdigen Leuten rum. Denen sagte ich natürlich nie, dass ich Autor war, sondern redete von mir als Schriftsteller. Und wenn mich einer von ihnen fragte, wie es so laufe, dann antwortete ich: „Och.“ Fragte er, um was es denn gehe, holte ich tief Luft, wie um einen gewaltigen, allumfassenden Redeschwall anzukündigen, schreckte im letzten Moment davor zurück und sagte: „Ist schwer zu erklären.“
Mein Freund Dirk war Anarchist, lebte in einer kleinen Bude in der Altstadt. Ich glaubte manchmal, es war ihm peinlich, Anarchist zu sein. Viel redete er nicht darüber.
Zu Beginn fragte ich einmal, was er so mache. Und er sagte, er sei Anarchist. Dann hab ich ihn gefragt, was da so in seinen Aufgabenbereich falle. Und er meinte, im Wesentlichen ginge es darum, dem System seine Arbeitskraft zu verweigern, weil man dadurch, so meinte er weiter, eine Struktur stütze, die dem Untergang geweiht sei.
„Widernatürlich ist das alles“, hat Dirk gesagt. „Dass wir eine Kuh züchten, sie dann in kleine Happen schneiden, Folie draufpacken und uns im Fernseher anhören, was für eine Scheiß Sauce dazu am besten passt.“
Schließlich kamen wir untereinander zur stillen Übereinkunft, das Berufliche außen vor zu lassen. Und doch. Heute muss ich diese Übereinkunft brechen. Denn ich will von Dirk erzählen.

Dabei hatte Dirk auf den ersten Blick wenig zu bieten: Dirk war mittelgroß, schmächtig und von einem solchen Grad der Verwahrlosung umweht, dass er nur für die Sorte Frauen attraktiv war, die sich nie in seine Bude verirrte. Denn je höher eine steigt, desto mehr will sie im Schmutz wühlen. Dirk hatte braunes Haar, noch früher war es einmal blau gewesen, grüne Augen und Five-o-Clock-Shadows, wie der Engländer sagt. Jene Stoppeln, die eben um fünf Uhr nachmittags kommen, bei starkem Bartwuchs. Seine Wohnung gab noch weniger her: Ein betagter Fernseher, eine recht bequeme, grüne Couch und an den Wänden standen mit schwarzem Edding schlaue Sprüche. Wobei die meisten der Sprüche, praktisch fast alle, durchgestrichen waren. „Mach kaputt, was dich kaputt macht“ – durchgestrichen. „Was du nicht auffrisst, macht dich schlanker“ – durchgestrichen. „Lieber ne Hand am Sack als gar keine Arbeit“ – durchgestrichen.
Dirk sprach auch wenig, Dirk war mehr ein Grübler und da auch ich, man vermutet es kaum, kein großer Unterhalter bin, saßen wir zumeist auf der grünen Couch und sahen fern. Oder wir spielten X-Box.
Ab und an, wenn es sich so gar nicht vermeiden ließ, unterhielten wir uns auch. Bei einem Stromausfall zum Beispiel.
„Und, was willst du machen?“, hab ich ihn gefragt.
Dirk meinte: „Ist doch egal, früher oder später geht die Welt unter, diese ganze Scheiß Zivilisation. Dann heißt es Mann gegen Mann. Wenn du schlau bist, kaufst du dir eine Knarre. Dieser ganze Zivilisationsballast wird dir nichts bringen oder meinst du, einer gibt dir seine Kuh für ein Scheiß Gedicht? Du musst dir die Kuh einfach nehmen.“
Dann flackerte der Fernseher, die Zivilisation war zurückkehrt, und wollte sehr zu Dirks Bedauern auch einfach nicht weichen.
Die Benzinkrise kam über uns und die Vogelgrippe, das Rentenloch, das Ozonloch, das Sommerloch. Bruno starb und Knut wurde geboren. Müntefering war mal da, mal weg. Und auch die Castingshows haben wir kommen und gehen sehen.
Die Zivilisation blieb. Schlimmer noch, sie holte uns ein.
Ich verkaufte ein paar Geschichten, lernte eine junge Frau kennen, zog mit ihr zusammen in eine größere Wohnung und sah Dirk immer seltener. Doch genug von mir.
Dirk blieb, wo er war.

Ich will gar nicht erst den Versuch unternehmen, das Folgende plausibel erscheinen zu lassen. Denn es klingt bescheuert. Absurd. Wie die wüsten Phantasien eines nur mittelmäßig begabten Schreibers, manche würden ihn sogar einen Schmierfink nennen. Niemand wird es glauben, aber ich habe Beweise. Ich war dabei. Ich war in der Wohnung. Ich hätte danach ja auch die Polizei gerufen, aber hab mir schon gedacht, wie das endet. Man hätte mir nicht geglaubt. Stefanie hätte mich nicht mehr so angesehen wie früher. Und Dirk war eh weg. Wem hätte das genutzt? Aber man könnte ins Stadtarchiv gehen und die Zeitung holen vom achten November letzten Jahres. Eine kleine Spalte nur. Spurlos verschwunden. Wer hat diesen Mann gesehen?
Ich hatte zweiundsiebzig Stunden mit der Vermisstenanzeige gewartet. Dann angerufen und behauptet, ich habe meinen alten Freund besuchen wollen und ihn nicht vorgefunden. Verreist sei er auch nicht, es wäre noch alles da. Außer ihm.

Gut. Ich besuchte also Dirk. Kein großes Hallo, kein langes „Was machst du so?“, nicht einmal ein Schulterklopfen, Dirk setzte sich auf die Couch, hob einen Controller vom Boden auf und stellte zwei Spieler ein. Ich setzte mich neben ihn und hatte den Geruch der Wohnung in der Nase. Das leicht gammlige, schimmlige Aroma. Vielleicht kam das auch von Dirk. Früher war mir das schon gar nicht mehr aufgefallen.
Jetzt in meiner Vorstellung ist es oft so, dass ich mir irgendwelche Vorzeichen einbilde. Ein Ozongeruch in der Nase. Das Verstummen von Vogelgezwitscher, aber, ehrlich gesagt, war da nichts. Die Tür sprang auf und eine Meute Fernsehmenschen stürmte herein. Ein Kerl mit schwarzem Vollbart und einer albernen blauen Mütze installierte Lichtstrahler, eine kleine Frau, die aussah wie eine Kunststudentin namens Jasmin, also irgendwie französisch, zog Kabel über den Boden, jemand baute einen Catering-Tisch auf direkt neben der Tür. Produktionsassistenten huschten mit Kaffeetassen umher. Uns bot keiner etwas an.
Ein Ameisenstaat war in Dirks Wohnung gebrochen, wimmelte und ackerte herum. Und ihre Königin war Dirk. Ein älterer Dirk. Inmitten seines Volkes stand er, gestikulierte wild, nippte am Kaffee und brüllte Befehle. „Das Licht nicht so hell!“, schrie er mit Dirks Stimme. „Ich will nicht wie ein Scheiß Vampir aussehen! Und klebt die verkackten Fenster zu, muss nicht jeder sehen, was wir da machen!“
Ein grauer Mann mit grauem Anzug und grauer Aktentasche stand klein neben ihm, nickte und fistelte: „Ja, die Fenster zu, bitte.“
Während ich auf den älteren Dirk starrte, spielte der jüngere Dirk neben mir weiter.
Dass es sich bei der Königin des Ameisenstaates um Dirk handeln musste, stand außer Frage. Dieselben tiefsitzenden Augen, der gleiche Mund, die gleiche Stimme. Sonst war vieles anders. Während Dirk eher schlenderte und schlurfte, stapfte sein älteres Ich durch die Gegend. Hatte die Schultern nach oben geschoben und den Rücken durchgestreckt. Die Zähne gebleicht, trug sich durch den Raum wie ein Boxweltmeister beim Einlauf.
„Du siehst das doch auch, oder?“, fragte ich den jüngeren Dirk neben mir, und der antwortete ganz leise: „Was denn?“
„Die Leute, Mensch!“
„Scheiße, das ist echt?“ Dirk legte den Controller auf den Boden.
„Ich fürchte, das ist echt“, sagte ich, während ich der Kabel-Studentin aufs verlängere Rückgrat sah; ihre Jeans war etwas nach unten gerutscht und man konnte ein Geweih erkennen.
Der Raucherhusten des Lichtmannes klang nicht gut, es schien etwas aus seinen Eingeweiden durch die Speiseröhre nach oben zu wollen. Dirk hatte nur Augen für Dirk. Der andere Dirk beachtete uns nicht, sondern besah mit Kennerblick das Arschgeweih der Kabellegerin. Das graue Männchen stand neben ihm, ganz stumm und still.
„Ich dachte, weißt du, ich dachte“, sagte Dirk und drückte mit dem Fuß die Konsole aus.
Dann winkte uns der ältere Dirk endlich mit einer imperatorischen Geste heran.
Reichte mir energisch die Hand, zog mich sogar ein gutes Stück an sich heran, klopfte mir auf den Rücken und sagte: „Schön, dich zu sehen. Ich hab dir viel zu verdanken.“
„Angenehm“, sagte der graue Mann neben ihm und nickte mir knapp zu.
Dirk stand neben mir und hatte die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben.
Der andere Dirk lächelte sein Lächeln und sah durch Dirk hindurch, an ihm vorbei, über seine Schulter hinweg. „Beeilt euch mit dem Fenster“, brüllte er. Und ich spürte eine Hitze in meinem Nacken, die Lichtstrahler waren wohl installiert.
„Ich hab schlechte Nachrichten für dich“, sagte der ältere Dirk irgendwann, „so schnell geht die Scheiß Welt nicht unter.“
„Was nicht ist, kann ja noch werden“, sagte der jüngere Dirk.
„Und wenn schon? Dann setz ich mich ab, Frankreich, nach einem Krieg, kaum Typen, viele Tussis. Vielleicht achtzehntes Jahrhundert, was meinen Sie, Schmitt?“
Der graue Mann blieb stumm.
„Mann, das ist vielleicht eine Scheiß unangenehme Situation, hm?“, meinte der ältere Dirk nach einer Weile, machte aber gar nicht diesen Eindruck. Er wirkte wie aus einem Stück gemeißelt, wie ein Monolith, wie in den Raum gehämmert mit seinen breiten Schultern und dem wachen Blick.
„Was ist passiert?“, fragte ich nach einer Weile.
„Du bist passiert“, sagte Dirk. „Du kamst nicht mehr.“
Der jüngere Dirk sah mich an und zuckte mit den Schultern.
„Mir wurde langweilig“, setzte der ältere Dirk fort. „Und ich hab den Crav Maga-Kurs endlich besucht.“
„Ist wie Judo, nur mit in die Eier treten“, erläuterte der jüngere Dirk.
„Japp, voll in die Nüsse.“
„Dachte das könnte ich mal gebrauchen, wenn die Welt untergeht.“
„Wegen der Kuh?“, fragte ich.
„Wegen der Kuh“, sagte Dirk.
„Und dann hab ich den Spruch da drüben entdeckt, der einzige Scheiß Spruch, der hier nicht durchgestrichen ist“, sagte der ältere Dirk und zeigte auf einen Platz irgendwo hinter dem Catering-Tisch.
„Genieße deine Entropie“, sagte der jüngere Dirk.
„Der war schon da, wo ich hier eingezogen bin, ich hab nicht die geringste Ahnung, was der Quatsch heißen soll. Ich glaub, deshalb hab ich ihn auch immer stehen lassen.“
„Ja“, sagte der jüngere Dirk. „Deshalb hab ich ihn stehen lassen.“
„Dann kaufst du dir einen Anzug, ziehst nach Köln und irgendwann wachst du auf und schläfst mit Charlotte Roche.“
Dirk schaute mich fragend an und ich half: „Die aus dem Bela B.-Video“
„Oh“, sagte Dirk. „Die wirkt nett.“
„Hat Boxershorts getragen, ihr wisst doch, was das heißt“, sagte der ältere Dirk und nun war es an mir, den jüngeren fragend anzusehen.
„Die muss doch dann vierzig sein“, sagte Dirk, anstatt mir zu antworten.
„Na und?“, sagte Dirk.
„Du bist jetzt beim Fernsehen.“
„Wir sind beim Fernsehen. Ein Reality-TV-Format. Wir haben’s geschafft.“
Dirk hatte seine Hände noch immer tief in den Taschen.
„Na ja, ich hab’s geschafft. Ist meine große Chance“, sagte der ältere Dick, so als hätte er das heute schon acht Mal gesagt, und zeigte sein Lächeln.
„Ah!“, sagte ich. „Ich hab’s kapiert. Ist wie in Timecop, du kannst ihm nicht die Hand geben, weil dieselbe Person nicht zur gleichen Zeit den gleichen Raum einnehmen kann!“
„Bullshit“, sagte der ältere Dirk. „Ich hab nur erst vor 4 Jahren angefangen, mir nach dem Pissen die Hände zu waschen.“
Ich schaute den jüngeren Dirk an und der wurde nicht rot. Das ist später noch wichtig.

„Ich bin jetzt so was wie eine Berühmtheit. Der Coach der Stars.“
„Ein Scheiß B-Promi“, sagte der jüngere Dirk.
„Es ist ein gutes Leben. Die da mit dem Arschgeweih, die du die ganze Zeit anstarrst.“
„Wirkt nett“, warf ich ein.
„Genau“, antwortete der ältere Dirk und grinste.
Hinter uns musste eine Kamera aufgebaut worden sein, denn der graue Mann machte vier, fünf Tippelschritte zurück und der ältere Dirk warf sich in Pose. Hob die rechte Hand hoch neben sein Gesicht, gestikulierte damit wie ein leitender Angestellter im mittleren Management. „Wer könnte besser als ich dazu geeignet sein?“, fragte er versonnen, presste die Lippen aufeinander und sah an die Decke.
„Wozu denn?“, fragte ich.
„Du ruinierst ihm die dramatische Pause“, murmelte Dirk neben mir.
„Um ein großartiges, neues Format zu präsentieren“, sagte Dirk und wedelte mit der rechten Hand herum. „Hilft den Menschen an ihr Potential zu glauben, das Beste aus sich herauszuholen. Nicht nur die Stars können erblühen, sich zu immer höheren …“
„Höhen?“, fragte der jüngere Dirk.
„aufschwingen. Durch das neue Format wird jedes Hänschen sehen, dass aus ihm ein Hans werden kann.“
„Mir wird gleich schlecht“, sagte der jüngere Dirk.
„Wär’s mir auch“, sagte der ältere wieder mit seiner normalen Stimme. „Hier stinkt’s ganz furchtbar nach Urin.“
„Meine Damen und Herren“, intonierte er nur zwei Wimpernschläge später und gestikulierte in der Manier eines Zirkusdirektors: „Die neue Erfolgsshow der ProSieben-Sat1-Media Ag LOSER-Ich!“ Mit diesen Worten zeigte er auf die Wand hinter uns, auf der nun – bunt und formgewaltig – ein Logo zu erkennen war, das in Aufmachung und Art stark an das von Big Brother erinnerte.
Ich fragte: „Also seh ich das richtig, die Menschheit hat tatsächlich die Zeitreise erfunden und wir machen nichts Besseres damit als eine Reality-TV-Show?“
„Nicht eine! Die!“, antwortete Dirk.
Der graue Mann nickte in seinen Hals.
„Kann ich dagegen irgendwie - Einspruch?“, fragte Dirk.
Der graue Mann fistelte aus dem Hintergrund die Antwort. „Rechtlich gesehen sind Sie ein und dieselbe Person und sozusagen ein Mündel ihres späteren-“
„Vernünftigeren!“, fiel der ältere Dirk ein.
„Ichs.“
„Ich glaub ich muss mich setzen“, sagte ich, doch dort, wo vor Augenblicken noch unsere alte grüne Couch gestanden hatte, erkannte ich nun eine andere grüne Couch. Noch eine Spur verwahrloster. Das Polster war an einigen Stellen aufgerissen; die X-Box hatte man entfernt, den Fernseher durch ein Schwarz-Weiß-Modell ersetzt.
Hinter Dirk hatte sich ein glatzköpfiger, dicker Mann auf einen Hocker gestellt, ihm ein weißes Lätzchen umgelegt und damit begonnen, blaue Farbe auf seine Haare zu sprühen.
Ein Produktionsassistent bot mir einen Zimt-Bagel an. Ich lehnte ab.

„Ist nur so lange, bis sich was ergibt“, sagte die Kabellegerin neben mir, die in einen Frischkäse-Bagel biss.
„Ergibt sich bestimmt was“, sagte ich. „Sie wirken nett.“
„Rufen Sie mich doch mal in zehn Jahren an oder so, dann bin ich hier sechzehn“, flüsterte sie und zwinkerte. „Und sagen Sie mir dann doch auch gleich, dass ich …“
Hinter der Couch war der graue Mann aus dem Boden gewachsen und räusperte sich.
„Ah, verstehe“, sagte ich.
„Man wird’s ja noch mal versuchen dürfen“, sagte sie und stand auf.
„Schade“, sagte ich zu dem grauen Mann. „Sie wirkte nett.“ Der schüttelte den Kopf und wandte sich den beiden Dirks zu.
Mein Dirk stand, mit blauen Haaren, hinter einem Quiz-Show-Pult wie aus Jeopardy, während der andere vor ihm herumtänzelte und auf Kärtchen in seinen tadellosen Händen sah.
Schließlich versteckte er die Kärtchen in seiner Gesäßtasche, legte sein weißestes Lächeln auf und sprach endorphinüberschäumend in die Kamera: „MeineDamenundHerren, da sehen Sie mich. An der Talsohle meines Lebens. Keine Perspektiven, keine Zukunft, keine Freunde!“
„Talsohle. Leck mich doch“, murmelte der andere Dirk.
„Schneiden wir später raus. In dieser verlotterten Wohnung gammelte ich in Nutzlosigkeit und Selbsthass vor mich hin“, die Kamera fuhr über die Wand, die dem Cateringtisch gegenüberlag. „Und ich hoffte - mir ist es peinlich, es zuzugeben - auf den Weltuntergang. So war ich!“ Großaufnahme auf Dirks Gesicht. „Und nicht anders!“
„Der Weltuntergang käme mir jetzt grade recht“, murrte der andere.
„Nanana, wer wird denn da den lieben Leuten ihre Stimmung verderben wollen. Schneiden wir später raus.“
„Ist dir das nicht peinlich, all unsere Ideale aufzugeben?“
„Das waren keine Ideale, das war Schwachsinn.“
„Du bist das, was ich hasse.“
Der andere Dirk lächelte. „Dito. Schneiden wir später raus.“
„Wie schläfst du nur nachts?“
„Ganz weich, auf einem Haufen Geld.“
„Du kleiner Wichser“, sagte mein Dirk.
„Hey, macht die Kamera mal aus“, sagte der andere. „Fünf Minuten Pause.“ Er ging auf Dirk zu und sagte: „Kannst du nicht versuchen, ein wenig verzweifelter auszusehen? Ich mein, die Wut ist schon klasse, aber dazu noch ein bisschen Verzweiflung. Mehr so … ohnmächtige Wut. Ein wenig mehr Depression, bitte.“
„Das kann nicht legal sein“, sagte ich zu dem Mann in Grau.
„Ich weiß genau, was du jetzt denkst“, sagte der Moderator-Dirk. „Du willst mir den Arsch aufreißen, ja? Komm doch her. Ich hab den Krav Maga-Kurs hinter mir. Du nicht. Ich reiß dir deinen Scheiß Punker-Arsch auf.“
Dirk ballte seine Hände zu Fäusten, hob sie sogar hoch, nur um sie dann wieder fallen zu lassen.
Mein Freund tat mir leid: So wie er da stand mit den blauen Haaren, sollte niemand stehen müssen.
Der andere Dirk: „Ich bin der richtige Anarchist, du kleiner Wichser. Siehst du das nicht?“ Mit einer seiner raumgreifenden Gesten untermalte er die Worte: „Der Einfluss, den ich habe. Und was hast du? Du hast deine Couch. Dein einziger Freund, dieser Schmierfink.“
„Hey“, sagte ich.
„Sogar der ist weg. Du änderst gar nichts mit diesem Scheiß: Wenn die Welt untergeht, dann hol ich mir eine Kuh! Keine Sau interessiert sich für dich. Weißt du, was aus Leuten wie dir wird?“
„Du“, sagte Dirk. „Und das kotzt mich ja gerade so an.“
„Jetzt hat er ihn“, sagte ich zum Mann in grau, der das Ganze ungerührt verfolgte.
„Schneiden wir später raus“, sagte der andere Dirk, blickte auf, merkte, dass die Kameraleute um den Catering-Tisch standen und las in seinen Kärtchen.
Dirk spuckte ihm ansatzlos ins Gesicht. Sein Speichel lief dem älteren Dirk die Wange herunter.
„Mach nur so weiter“, sagte der, zog ein Taschentuch und wischte sich die Wange. „Ich will dir doch nur helfen. Sieh mich als deinen Coach.“
„Ich will keinen Coach, ich will meine Couch“, sagte Dirk.
„Ich war damals schon ziemlich talentiert“, sagte der andere und schaute, wie um Beifall zu erheischen, in meine Richtung.
„Kleiner Wichser“, sagte ich.
„Hey, du musst das doch erkennen“, sagte er zu mir. „Guck mal.“ Richtig freundlich klang er, kein Wort mehr von Schmierfink. „Da stehe ich, mit dem ganzen Potential und was mache ich daraus?“
„Ich seh kein Potential, ich seh da nur meinen Freund.“
„Rührseliger Depp“, sagte er. Ergänzte dann noch: „Scheiß Kitsch da“ und sah sich um. Der graue Mann schaute ihn nicht an, der Rest widmete sich Kaffee und Bageln. „Pause vorbei“, sagte er schließlich und ging zurück an seinen Platz. Ein wenig kleiner, als soeben noch, mochte ich meinen.

Die Show versprach kein großer Erfolg zu werden. Dirk schwieg von da an, der andere sprach umso mehr. Potential ausschöpfen, bis ans Äußerste gehen, dies sei der Sinn des Lebens. Eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber sei gegeben.
Mein Dirk schwieg. Mit versteinerter Miene ließ er das Gerede von einem schönen, neuen Ich an sich vorüberziehen. Vom guten Gefühl, man selbst zu sein, dem bestmöglichen aller Ichs. Dann wechselte der andere die Taktik, fragte Dirk nach seiner Philosophie, warum er die Sprüche in der Wohnung durchgestrichen habe, bis auf den einen. Wen er bewundere, ob es ihn nicht interessiere, Leute zu verbessern, Dinge zu verändern, etwas zu bewegen. Dass er doch einsehen müsse, es bringe nichts, sich der Gesellschaft zu verweigern. Schmeichelte dem großen Götzen Potential.
Dirk sagte kein Wort. Es lief nicht gut.
Sogar die Kameraleute bemerkten es, sahen hinter ihren Objektiven auf und suchten den Blickkontakt zu Kollegen. Der graue Mann schüttelte den Kopf.
„Sprich doch zu mir“, sagte Dirk. „Das bist du mir schuldig. Ich hab soviel aus dir gemacht und so zahlst du es mir heim?“
Dirk sprach kein Wort. Mir zerbrach es fast das Herz.

In einer Drehpause ging mein Dirk endlich vom Pult weg und setzte sich neben mich.
„Weißt du“, sagte er, „das mit der Kuh tut mir leid. Ich denke, für ein Gedicht würdest du eine kriegen.“
„Danke“, sagte ich und nickte.
„Mach’s gut“, sagte Dirk.

Was dann passierte, habe ich noch oft vor mir gesehen. Ich kann es mir nur so erklären, dass Dirk sich schon immer die Hände nach dem Pinkeln gewaschen hat. Wenn ein und dieselbe Person den gleichen Raum einnimmt, dann, das muss mit Physik zu tun haben, geschieht Folgendes:
Dirk stand von der falschen Couch auf und ging schnurstracks auf Dirk zu, der sah ihn kommen, ging in die Knie, in Krav Maga-Position.
„Komm nur, ich reiß dir deinen Scheiß Punkerarsch auf!“, stieß er aus.
Doch Dirk ließ sich nicht beirren, setzte Schritt auf Schritt, kam immer näher. Krav Maga- Dirk gab seine Pose auf, streckte die Handflächen nur noch zur bloßen Abwehr vor und zog sich zurück, auf den Cateringtisch zu, die Leute wichen ihm aus.
„Du weißt doch nicht, was du tust, Mann. Lass den Scheiß.“
Dirk ging weiter auf ihn zu, ganz aufrecht ging er jetzt, mit durchgestrecktem Rücken und breiteren Schultern. Der andere wich zurück, musste die Kante des Tischs schon im Rückgrat gespürt haben, hilflos sah er in meine Richtung, schaute die Kabeltussi an, rief: „Babette, hilf mir doch.“ Keiner kam zu seiner Rettung. Die Kameramänner schwangen sich hinter ihre Objektive, der Raucher mit der blauen Mütze leuchtete den Tisch gut aus. Der graue Mann neben mir schüttelte den Kopf.
„Du kannst doch nicht. Das ist Selbstmord.“
Dirk sprang, prallte gegen den älteren und riss mit ihm zusammen den Tisch um, man hörte noch ein lautes „Plopp“, als die Luft in das neu entstandene Vakuum vorstieß. Der Cateringtisch war eingebrochen, Kaffeeflecken zierten den Boden, Zimt-Bagel flogen durch den Raum. Und hinter dem eingestürzten Tisch sah man den einzigen Spruch in der Wohnung, der nicht durchgestrichen war: „Genieße deine Entropie.“
Ich muss lächeln, wenn ich daran denke.
Die Kameraleute packten zusammen, Babette, die ich für Jasmin hielt, auch. Sie wechselten den Fernseher wieder aus und ich musste aufstehen, als man mir meine Couch wiederbrachte. Dirks Couch, zwei Leute trugen sie rein. Ich glaube, ich hatte Tränen in den Augen.
Licht fiel wieder in die Wohnung, die Fenster waren frei. Alle waren schon gegangen, nur der graue Mann besah mich noch. „Ich hab dem Sender gleich gesagt, dass es ein Flop wird“, sagte er. „Vielleicht mit einem anderen Host? Was ist denn mit Ihnen? Sonderlich erfolgreich sehen Sie mir auch nicht aus? Meinen Sie, Ihr Ich in zwanzig Jahre hätte ein gewisses Interesse?“
„Verpiss dich“, sagte ich.
„Ach so“, sagte der graue Mann und ging.

 

Hi Quinn,

eine sehr seltsame Geschichte - spaeter mehr hab' grad nicht viel Zeit - nur soviel gleich vorneweg: Ist Dir da nicht ein kleines Kausalitaetsproblem entgangen (falls das nicht so beabsichtigt war ...)? Wenn er schon sich selbst toetet, kann er auch nicht aus der Zukunft zurueckkehren und nichts kann so geschehen (selbst wenn Zeitreisen moeglich waeren).
Ich weiss, das hier ist die Rubrik "Seltsam" ...
... aber muss man sie dann gleich soo seltsam konstruieren?
ok ... spaeter mehr ...

lg,

sarpenta

 

Hey Quinn

Der Anfang gefällt mir nicht.

Seit ich Autor geworden war, hing ich mit anderen fragwürdigen Leuten rum. Denen sagte ich natürlich nie, dass ich Autor war, sondern redete von mir als Schriftsteller. Und wenn mich einer von ihnen fragte, wie es so laufe, dann antwortete ich: „Och.“ Fragte er, um was es denn gehe, holte ich tief Luft, wie um einen gewaltigen, allumfassenden Redeschwall anzukündigen, schreckte im letzten Moment davor zurück und sagte: „Ist schwer zu erklären.“
Was genau soll dieser Absatz? Ja, der Typ ist ein Schriftsteller, kannste anders machen. Das verlängert nur die Geschichte. Oder ich würde das nicht am Anfang setzen. Sondern direkt mit: Mein Freund Dirk war ... beginnen.
„Rufen Sie mich doch mal in zehn Jahren an oder so, dann bin ich sechszehn“,
Die ist aus der Zukunft, und sagt dem, dass er sie in zehn Jahren anrufen soll, weil sie dann sechzehn ist? Ich hab da was nicht kapiert. Will sie ihm einfach nur sagen, dass sie 26 ist, oder dass er die Jasmin der Gegenwart anrufen soll ... ich verstehe es nicht.

Ja, die Dialoge sind herrlich, auch die Idee gefällt mir sehr gut, das Ende, ich hab da echt so schnell gelesen, weil ich so gern wissen wollte, wie du jetzt aus der Nummer rauskommst, oder es für den Leser plausibel auflöst, nuja, was will man nach einem Selbstmord großartig knallen lassen? Auf jeden Fall muss da entweder früher schluss gemacht weden oder später. Das Ende wird dem Rest nicht gerecht.
Und wieso Seltsam? Ich dachte, hier posten nur verwirrte Autoren? ;) Nee, also das hat ja alles eine sehr alltägliche Botschaft, von daher. Ob es dir gefällt oder nicht, ist für mich eher eine Alltagsgeschichte.

Fazit: Coole Nummer, ich habs gerne gelesen, weiter so!

JoBlack

 

Hallo Quinn,

interessante Geschichte! Diesen Gedanken, sich vor dem eigenen vergangenen oder zukünftigen Ich zu verantworten, hat wohl jeder irgendwann. Das Ende habe ich nicht ganz kapiert: Wenn der gegenwärtige und der zukünftige Dirk sich berühren, lösen sie sich auf? Wie wenn der eine aus Materie und der andere aus Antimaterie bestünde? Nicht sehr glaubwürdig.

Was ich sehr gut fand: Du kannst Geschichten so erzählen, dass man wissen will, wie die Sache weitergeht. Dirk, das Verhältnis des Erzählers zu ihm, die Wohnung und die ultra-geschmacklose TV-Show ist gut beschrieben.

Ich hab den Grav Maga-Kurs hinter mir.
Krav Maga
http://de.wikipedia.org/wiki/Krav_Maga

Freundliche Grüße vom

Berg

 

Hey Quinn

Also ein bisschen wie Dr. House.
Ist ganz schlimm in der Geschichte, das ständige Namedropping. Klar, ist vielleicht dem Thema geschuldet, aber man muss es auch nicht übertreiben. Streich das.
Wobei die meisten der Sprüche, praktisch fast alle durchgestrichen waren.
die meisten, praktisch fast alle? Böh.
Niemand wird es glauben, aber ich habe Beweise. Ich war dabei. Ich war in der Wohnung. Ich hätte danach ja auch die Polizei gerufen, aber hab mir schon gedacht, wie das endet. Man hätte mir nicht geglaubt. Stefanie hätte mich nicht mehr so angesehen wie früher. Und Dirk war eh weg. Wem hätte das genutzt? Aber man könnte ins Stadtarchiv gehen und die Zeitung holen vom achten November letzten Jahres. Eine kleine Spalte nur. Spurlos verschwunden. Wer hat diesen Mann gesehen?
Ich hatte zweiundsiebzig Stunden mit der Vermisstenanzeige gewartet. Dann angerufen und behauptet, ich habe meinen alten Freund besuchen wollen und ihn nicht vorgefunden. Verreist sei er auch nicht, es wäre noch alles da. Außer ihm.
Versteh nur Bahnhof. Weil ich nicht weiß, wann sagt er das? Unmittelbar nachdem Dirk Dirk umgebracht hat? Oder später? Oder wie? Oder ist es so: Dirk bringt sein 10 (oder wieviel?) Jahre älteres Ich um und folglich verschwindet er selbst nach 10 Jahren. Und deshalb gibt sein Freund ne Vermisstenanzeige auf. Aber das ist doch alles ... Boah. So Zeitreisengeschichten verwirren mich eh. Und dann kommt auch noch der Satz als nächstes:
Gut. Ich besuchte also Dirk.
Ja wie. Das ist jetzt so ein Sprung!
Gerüche sind wie alte Freunde, man merkt erst, dass man sie vermisst hat, wenn man sie wiedertrifft.
Blöd, echt. So ein Spruch à la "Ich geb meinem Text Tiefe". Nee, nicht meins.
Mitten zwischen seinem Volk stand er,
Inmitten seines Volkes?
„Das Licht nicht so hell!“, schrie er mit Dirks Stimme, „ich will nicht wie ein Scheiß Vampir aussehen!
Stimme. "Ich ...
Ein grauer Mann in grauem Anzug und grauer Aktentasche
mit grauem Anzug und grauer Aktentasche
Während Dirk eher schlenderte und schlurfte, ja, man träte ihm nicht zu Nahe, sagte man, er sei nicht gerade ein Ausbund an Aktivität gewesen, stapfte sein älteres Ich durch die Gegend.
Was würde der Geschichte fehlen wenn man das einfach rausnehmen würde? Das hat doch mit dem Schlendern und Schlurfen auch gar nix zu tun, ist einfach so ein Satz-Mischmasch.
„Du siehst das doch auch, oder?“, fragte ich den jüngeren Dirk neben mir, und der antwortete ganz leise: „Was denn?“
„Die Leute, Mensch!“
„Scheiße, das ist echt?“ Dirk legte den Controller auf den Boden.
:p
„Dann kaufst du dir einen Anzug, ziehst nach Köln und irgendwann wachst du auf und schläfst mit Charlotte Roche.“
Dirk schaute mich fragend an und ich half: „Die aus dem B ela B.-Video“
„Oh“, sagte Dirk. „Die wirkt nett.“
„Hat Boxershorts getragen, ihr wisst doch, was das heißt“, sagte der ältere Dirk und nun war es an mir, den jüngeren fragend anzusehen.
„Die muss doch dann vierzig sein“, sagte Dirk, anstatt mir zu antworten.
1. NNnnnnnnnnn! Frau Roche raus, Bela raus. Bitte. 2. „Die muss doch dann vierzig sein“ – Wie was wo, warum 40? Woher weiß er, wieviel Jahre älter der andere Dirk ist? (Daher folgert er doch, dass Charlotte Roche in seiner Welt soundsoviel älter ist jetzt.) Mal ehrlich, wieso muss man das so andeutungsweise im Text verstecken, aus welchem Jahr der ältere Dirk angereist kommt? Ist bei mir so, als würde ich über die Unendlichkeit des Weltalls nachdenken, ich krieg da Zustände.
Ich schaute den jüngeren Dirk an und der wurde nicht rot. Das ist später noch wichtig.
Ahja?
„Rechtlich gesehen sind sie ein und dieselbe Person
Sie
unsere alte grüne Couch gestand hatte,
gestanden
„Ist nur so lange, bis sich was ergibt“, sagte die Kabellegerin neben mir, die in einen Frischkäse-Bagel biss.
„Ergibt sich bestimmt was“, sagte ich. „Sie wirken nett.“
„Rufen Sie mich doch mal in zehn Jahren an oder so, dann bin ich hier sechszehn“, flüsterte sie und zwinkerte. „Und sagen Sie mir dann doch auch gleich, dass ich …“
Die Stelle ist mal echt. Belanglos. Verwirrend. Geschwätzig. Wozu brauchst du die? Ich will gar nicht drüber nachdenken, was nur so lange ist, bis sich keine Ahnung was ergibt. Und: Die kommen 20 Jahre aus der Zukunft. Dann ist Charlotte Roche dort 50!
„Ich bin der richtige Anarchist, du kleine Wichser.
kleiner
sagte ich zum Mann in grau,
Grau
„Ich will keinen Coach, ich will meine Couch“, sagte Dirk.
:rolleyes:
Dirk sagte keine Wort.
kein
Mir zerbrach es fast das Herz.
Immer diese Relativierungen.
musste die Kante des Tischs schon im Rückgrad gespürt haben,
Rückgrat

Hm. Auch wenns bisher nicht danach geklungen hat, gefällt mir die Geschichte schon, der Erzählton, die Idee, das Konzept, obwohl mich Zeitreisen mal echt strapazieren. Das Hauptproblem hab ich mit den beiden Dirks. Klar, die Geschichte steht unter Seltsam, aber trotzdem will ich plausible Charaktere, und das sind sie für mich nicht, zumindest was den älteren Dirk betrifft. Ich hab die nie so wirklich als ein und dieselbe Person gesehen, nur ein bisschen älter. Das waren für mich zwei komplett unterschiedliche Typen. Nord- und Südpol. So wie es jetzt ist, ist es für mich ne Satire. Aber Satiren hab ich nicht so gern, glaub ich. Obs eine gute wäre kann ich da auch gar nicht beurteilen. Die beiden Dirks können sich ja treffen in dieser Realityshow, aber ich würde es anders anlegen. Lass den Moderatoren irgendwen sein, der kann ja meinestwegen so drauf sein wie der 20 Jahre ältere Dirk jetzt. Nur der sitzt dann in dieser Show und begegnet seinem früheren Ich. Die Gegensätze würd ich dann nicht so krass anlegen, der Rest kann ja bleiben, aber gerade dieses: Ich mach mein 20 Jahre jüngeres Ich öffentlich zur Sau, das geht für mich gar nicht, nicht mal unter Seltsam.
So. Ich hab jetzt genug gekrittelt. Eigentlich find ich die Geschichte ja cool (wenns jetzt auch so gar nicht danach klang), gerade in den Dialogen liest man dein Gespür für Situationen gut raus, das mag ich ja. Nur Dirk halt, tjoa.

Liebe Grüße,
strudel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey sarpenta,

eine sehr seltsame Geschichte - spaeter mehr hab' grad nicht viel Zeit - nur soviel gleich vorneweg: Ist Dir da nicht ein kleines Kausalitaetsproblem entgangen (falls das nicht so beabsichtigt war ...)? Wenn er schon sich selbst toetet, kann er auch nicht aus der Zukunft zurueckkehren und nichts ann so geschehen (selbst wenn Zeitreisen moeglich waeren).
Ja, klar. ;) Also die Geschichte ist schon unlogisch an der Stelle, deshalb auch der Erzählrahmen, dass der Autor sich das nur ausgedacht haben könne. Ehm, es ist mehr oder weniger ein Gag hier, weil ich das in dem Van-Damme-Film auch immer so hohl fand, dass da im Brustton der Überzeugung gesagt wird: "Zwei Personen gleicher Zeit gleicher Raum: Katastrophe!" und später stirbt der Bösewicht natürlich im Special-Effects-Geweitter genau so. ;)
Der Fokus liegt hier schon auf was anderem, ernsthaft, und nicht auf dem plot device Zeitreise.

ok ... spaeter mehr ...
Würd mich natürlich freuen
Danke dir
Quinn

Hallo Jo,

schön, dass es dir zur Abwechslung mal gefallen hat. ;)

Was genau soll dieser Absatz? Ja, der Typ ist ein Schriftsteller, kannste anders machen. Das verlängert nur die Geschichte. Oder ich würde das nicht am Anfang setzen. Sondern direkt mit: Mein Freund Dirk war ... beginnen.
Jaaa, es ist halt mal was anderes. Es stimmt schon, die Erzählperspektive nimmt hier in der Expoisition viel Platz ein, aber dadurch soll halt auch der Erzähler - bei der Arbeit - vorgestellt werden, sozusagen, man könnte das auf jeden Fall kürzen, stimmt schon.

Die ist aus der Zukunft, und sagt dem, dass er sie in zehn Jahren anrufen soll, weil sie dann sechzehn ist? Ich hab da was nicht kapiert. Will sie ihm einfach nur sagen, dass sie 26 ist, oder dass er die Jasmin der Gegenwart anrufen soll ... ich verstehe es nicht.
Auch hierzu ein: jaaaaa. Das ist nicht gut geworden, die ganze Stelle. Es sollte mehr ein kleiner Gag sein, dass die Kabellegerin hier kurz versucht, ihre eigene Vergangenheit zu manipulieren - über ihn. Dass er da die Gegenwarts-Jasmin in 10 Jahren anrufen soll, um ihr zu sagen: Was weiß ich, kauf Toblerone-Aktien. Ich muss da nochmal drüber, das ist einfach nicht gut.

Ja, die Dialoge sind herrlich, auch die Idee gefällt mir sehr gut,
Juhu!

das Ende, ich hab da echt so schnell gelesen, weil ich so gern wissen wollte, wie du jetzt aus der Nummer rauskommst, oder es für den Leser plausibel auflöst, nuja, was will man nach einem Selbstmord großartig knallen lassen? Auf jeden Fall muss da entweder früher schluss gemacht weden oder später. Das Ende wird dem Rest nicht gerecht.
Hm, findest du? Ich fand das Ende eigentlich ... naja, gut, durch den Berichtsblock wahrscheinlich wirkt es dann angeklatscht. Hm. Ich glaub, ich verstehe das Problem. Mal gucken.

Und wieso Seltsam? Ich dachte, hier posten nur verwirrte Autoren? Nee, also das hat ja alles eine sehr alltägliche Botschaft, von daher. Ob es dir gefällt oder nicht, ist für mich eher eine Alltagsgeschichte.
Mit Zeitreisen? ;) Ehm, deshalb mag ich ja Seltsam so gern, obwohl meine Seltsamgeschichten nicht allzu viele mögen, ehm,das ist schon so bisschen das, was ich schreiben möchte. Naja, die Botschaft alltäglich, ich denke es ist ein alltäglicher Konflikt, der durch den Kniff dann in Szene gesetzt wird.

Fazit: Coole Nummer, ich habs gerne gelesen, weiter so!
Danke dir, das freut mich sehr
Quinn

Kollege Fen:

Mehr als einmal habe ich versucht, in die Texte dieses Autors hineinzukommen, denn geschrieben sind sie ja nicht schlecht.
Ja, schlecht geschrieben sind sie nicht, aber ich kann auch nicht nachvollziehen, also ganz ehrlich, ich guck ja auch schon ne Weile, was du so kommentierst, wen du kommentierst, wie du kommentierst. Und dass du dann mit meinen Text nicht so warm wirst ... es leuchtet mir ein. Es ist irgendwo natürlich schade, weil man am liebsten alle erreichen will und auch denkt: Juhey, ich bin's, aber dass ich deine Erwartungen an einen Text nicht erfüllen kann und will und möchte -jedenfalls nicht auf einer regelmäßigen Basis - das ist mir klar. Also wenn man schaut, wem du in den letzten Monaten so an Autoren die Treue gehalten hast ... so möcht ich ums Verrecken nicht schreiben. Echt nicht, nicht für Geld. Das ist nicht meine Welt.

Der Ausgangspunkt ist meist ein ganz normaler, man kann also relativ leicht 'einsteigen'. Ziemlich wacklig wird es dann schon, wenn sich der Konflikt anbahnt ...
Bei dem Text hier? Siehst du, das ist auch so ein Problem, den ich bei deiner Art zu kritisieren habe. Ich habe nie das Gefühl, du hast den Text gelesen. Wirklich nie. Also ich setz mich ja gern mit Kritik auseinander, aber das sind so Sachen ... ich hab dir jetzt ungefähr achtmal gesagt, dass du mir auf den Wecker gehst, hab wahrscheinlich zwei deiner liebsten Autorenzöglinge aus dem Forum geekelt und jetzt noch Friedrichard einen bösen Brief geschrieben - sagen wir mal, es ist doch dann verständlich, dass ich solche Kommentare nicht allzu ernst nehmen kann.

Alles was darüber hinausgeht, gleicht irgendwelchem Zunder, der in alle Richtungen gehend verschossen wird.
Der Autor kann einfach nichts vertiefen. Er schreckt davor zurück.
Ja ... das ist so ein Vorwurf. All meine Geschichten nur Blendwerk - moah, kann man bestimmt so sehen.

Mir war früher nie klar, was die Redewendung »Das ist zum Auswachsen« eigentlich bedeutet. Das kann ich mir nun im Zusammenhang mit Geschichte und Kommentar besser vorstellen - kein leicht nachzuvollziehender Vorgang.
Wie gesagt, leider wächst sich alles nur aus.
Also nach deiner Logik würde ich dem sogar zustimmen, während sich bei der von dir bevorzugten Textdingens naja ... es ist halt zum Lesenda, sich alles inwendig bezieht, inzestuös seine Wurzeln schlägt, immer tiefer in den Bauchnabel hinein geht, versuche ich tatsächlich eher was zum Wachsen zu bringen, von A nach B. Also eine Entwicklung, eine Handlung entstehen zu lassen.
Das mag ich, das ist mein Ding.
Wie gesagt, ich kann dich im Moment als Kritikerin nicht ernst nehmen, Kollegin H. hat mir jetzt auch so Sachen aufs Brot geschmiert, irgendwelche ... winzigen, klitzekleinen Eigenarten, die wohl einigen, wenigen meiner Texten ... öhm gemein sind, und es mag das Wort "wuchern" gefallen sein, aber naja.

So, Strudel und Berg antworte ich nachher!
Schönen Nachmittag noch zusammen
Quinn

 

Hey Quinn!

Ich schreib einfach mal, sonst mach ich's gar nicht mehr. :)

Ich hab mal ein Buch gelesen, "Das Denken und seine Zukunft", das war wirr und unstrukturiert. Ich dachte, es geht um's Denken, aber dann fing der Autor da mit Thermodynamik an, und am Ende warb er für sein neuestes Patent: eine neue Art Windflügel. Na, auf jeden Fall war das Buch eines der schlechtesten Sachbücher, die ich je las; aber immerhin kam das Wort Entropie vor, und ich dachte mir beim Loser-Ich: Ha, jetzt hast Du aber einen Wissensvorsprung. Hatte ich dann aber doch nicht. Alles ist stets bestrebt, seine Entropie zu steigern. Oder so ... Gas füllt Raum aus. Selbst, wenn was zerdeppert wird, steigert das die Entropie. Ach was weiß ich.

Ja, fand die Geschichte cool zu lesen. Das ist jetzt genau das, was Du nicht hören willst, aber ... Ich bin am Ende jedes mal so uneins. Dass sie sprachlich sauber ist und die Idee mit der Show und den beiden Ichs klasse ist, muss ich ja nicht extra erwähnen. Aber irgendwas ist da hinter den Worten, das sich mir nicht zeigt. Ich kann einfach nicht sagen: "Ja, da ging's da und da drum."
Im Endeffekt ändert man nichts? Am Ende ist man eh angepasst? Die Zivilisation holt jeden früher oder später ein? Ist es das? Selbst wenn, dann könnte ich so aus dem Stegreif nicht allzuviele Sätze zitieren, die genau das unterstreichen würden. Gezielt rauspicken beim nochmaligen Lesen, ja. Aber dann würd ich auch wieder anderes finden, was meine Theorie vom "Es geht um" verwässern würde. Ich kann's einfach nicht formulieren, worum's da ging.
Ja, keine Ahnung. Das ist eine Geschichte, bei der ich denke: "War cool zu lesen, aber ich kann weiter nix drüber sagen."

Deswegen red ich auch so viel rum. :)

Mein Freund Dirk war Anarchist, lebte in einer kleinen Bude in der Altstadt. Ich glaubte manchmal, es war ihm peinlich, Anarchist zu sein. Viel redete er nicht darüber.

Das ähnelt ja dem hier:

Fragte er, um was es denn gehe, holte ich tief Luft, wie um einen gewaltigen, allumfassenden Redeschwall anzukündigen, schreckte im letzten Moment davor zurück und sagte: „Ist schwer zu erklären.“

Hat mir aber auch nicht geholfen. :)

Die Tür sprang auf und eine Meute Fernsehmenschen stürmte hinein.
herein

„Du siehst das doch auch, oder?“, fragte ich den jüngeren Dirk neben mir, und der antwortete ganz leise: „Was denn?“
„Die Leute, Mensch!“
„Scheiße, das ist echt?“
Super! :)

Du schreibst einmal XBox und einmal X-Box.

„Rufen Sie mich doch mal in zehn Jahren an oder so, dann bin ich hier sechszehn“, flüsterte sie und zwinkerte. „Und sagen Sie mir dann doch auch gleich, dass ich …“

Ja, sie will was ändern an sich. Dirk will's nicht, hat aber. Der Erzähler treibt in die Veränderung, dem Grauen Mann ist alles egal ... Jui, ich krich's nicht zu packen. :)

Ich schaute den jüngeren Dirk an und der wurde nicht rot. Das ist später noch wichtig.
Hm ... Hier liegt ein Schlüssel. Auch den krieg ich nicht zu packen.

„Genieße deine Entropie.“
Ich muss lächeln, wenn ich daran denke.
Hm ... :)

Jaaa, formell ist das alles einwandfrei und ansprechend. Inhaltlich ist's mir aber immer wieder entglitten. Hilft Dir das?

Bis denne,
Fisch Over

 

Hallo Quinn!

Wobei die meisten der Sprüche, praktisch fast alle durchgestrichen waren.

Komme nach "alle". Oder du kennzeichnest den Einschub durch sowas: -

Jetzt in meiner Vorstellung ist es oft so, dass ich irgendwelche Vorzeichen zu erkennen glaube.

Da verstehe ich den Wechsel ins Präsens nicht.

„Zu was denn?“, fragte ich.

Vielleicht: "Wozu denn?"

hier sechszehn

sechzehn

„Und ich hoffte, mir ist es peinlich, es zuzugeben, auf den Weltuntergang. So war ich!“

Das geht so nicht. Hier hab ich zuerst gelesen "Ich hoffte, mir ist es peinlich ... " (und erwartete ein "dass") - Irgendwie anders kennzeichnen?

Ich mein die Wut ist schon klasse,

"Ich meine, die ..."

Mein Freund tat mir leid, so wie er da stand, mit den blauen Haaren sollte niemand stehen müssen.

Hm, hm. Wenn aus dem ersten Komma ein Doppelpunkt wird, liest sichs besser. Oder auch aus dem zweiten. Oder ganz anders. Oder ein Punkt nach "Leid", und dann groß weiter. Und nach "Haaren" muss auch ein Komma hin.

Dann wechselte der andere die Taktik, fragte Dirk nach seiner Philosophie, warum er die Sprüche in der Wohnung durchgestrichen hätte, bis auf den einen. Wen er bewundere, ob es ihn nicht interessiere, Leute zu verbessern, Dinge zu verändern, etwas zu bewegen. Dass er doch einsehen müsse, es brächte nichts, sich der Gesellschaft zu verweigern.

Hm, er hat sie doch durchgestrichen. Weshalb dann nicht Konjunktiv I mit: "warum er die Sprüche in der Wohnung durchgestrichen habe". Auch später eher "es bringe nichts".

Aber ich bin kein Meister der Konjunktive, man belehre mich in der obigen Sache gerne eines Besseren. :)

hinter dem eingestürzten Tisch, sah man den einzigen

Komma weg.

Tja. Liest sich ganz angenehm, aber wirklich Dampf ist nicht drin. Es fesselt einen nicht. Ich hätte lieber mehr vom Erzähler erfahren, um mich mit ihm identifizieren zu können, aber der blieb sehr im Hintergrund und berichtete stellenweise nur. Seine Gefühle waren für mich nicht nachvollziehbar, nicht echt. Waren überhaupt welche da? Er ist so unbeteiligt an all dem Geschehen, dass man selbst auch nur unbeteiligt zusieht.

Insgesamt also eher weniger mein Ding.

Schöne Grüße,

yours

 
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Hi Quinn,

Textarbeit wird’s hier nicht geben: Die Geschichte hat mich zu sehr gepackt! Zwei Mal! Beim zweiten ist mir auch nichts mehr aufgefallen, vielleicht war ich an den Fehlern schon gewohnt *g oder eher du warst inzwischen feinchirurgisch tätig.

Ich finde sie gut! Sie ist albern und tragisch, Lacher gibt’s auch und auch Tiefe. Für mich ist das in erster Linie das Porträt einer Männerfreundschaft zwischen einem, der sich der „Zivilisation“, so gut es geht, entzieht und kindlich auf die Anarchie wartet, und einem, der den Konventionen folgt (noch in seinem Künstlersein), aber vermutlich Dirk um sein naives und einfaches Leben irgendwie doch beneidet. Das Schöne sind die gegenseitige Akzeptanz und Vertrauen der beiden, trotz Unterschiede: Man schaut den anderen an, stellt fest und versteht – Was soll man da groß reden, wenn alles so OK ist? :) Ich fand das toll!

Zur Handlung selbst: Die könnte richtig verwirrend sein – ist sie aber nicht! Zu gut sind die Beweggründe der Figuren, ihr Innenleben in Gesten, Gegenständen und Sprache manifestiert. Was stattfindet, ist unnatürlich, absurd, aber eine Erklärung für den Verlust eines Freundes – Was für ein Zufall, dass der Erzähler Autor … ähm Schriftsteller ist. ;)

Ach, und noch: Toller Aufbau!

Gruß
Kasimir

PS: Apropos Aufbau - Kleiner Hieb mit Pflaster: Loser-Ich ist die große, erfahrenere und spannendere Geschichtenschwester von Irgendwie beige;) Und wenn die …, nein, die hier verdient es mehr! Wird!

 

Hallo Quinn,

mir gefällt das gute alte Zeitreisenthema - gerade mit seinen notwendien Paradoxien. Schön aber z. B. auch, dass Dirk nur den Entropie-Satz hat stehen lassen und das gerade weil er ihn nicht verstand. In diese Richtung hätte ich gerne mehr.
Problematisch finde ich die Autor-Figur: kommt die Geschichte nicht ohne ihn aus? Und wenn ja, stört er dann nicht eher? Was hat z. B. mit der eigentlichen Sache zu tun, dass er Geschichten verkauft hat und eine neue Freundin hat?
Ich würde das ganze auf das Spannungsverhältnis Dirk/alter Dirk eingrenzen und lieber den alten Dirk noch mehr ausarbeiten.
Mit Bruno, Knut wäre ich vorsichtig: sehr bald weiß nämlich niemand mehr, wer die waren. Solche zeitungshafte Kurzlebigkeit passt nicht zu deiner Geschichte, denn sie hat, finde ich, durchaus Langlebigkeits-Potentiale.

Beste Grüße von

sak

 

Hallo Berg,

interessante Geschichte! Diesen Gedanken, sich vor dem eigenen vergangenen oder zukünftigen Ich zu verantworten, hat wohl jeder irgendwann. Das Ende habe ich nicht ganz kapiert: Wenn der gegenwärtige und der zukünftige Dirk sich berühren, lösen sie sich auf? Wie wenn der eine aus Materie und der andere aus Antimaterie bestünde? Nicht sehr glaubwürdig.
Ist aus Timecop! Einem Van-Damme-Film. ;)
Es ist schon hier eher mit symbolischer Bedeutung, die Geschichte steht schon aus gutem Grund nicht in SF. Der ältere Dirk übersteht die Konfrontation mit seinem jüngeren Ich nicht, das jüngere Ich sucht diese Konfrontation, im Wissen der Selbstauflösung. Sie können beide nach der Begegnung nicht weiterexistieren. Die wissenschaftliche Erklärung überdeckt da nur die eigentlichen Gründe.

Was ich sehr gut fand: Du kannst Geschichten so erzählen, dass man wissen will, wie die Sache weitergeht. Dirk, das Verhältnis des Erzählers zu ihm, die Wohnung und die ultra-geschmacklose TV-Show ist gut beschrieben.
Na, das freut mich.

Krav Maga
Und ich hab's sogar noch nachgeguckt.

Danke dir für die Kritik, tut mir leid, dass es ewig gedauert hat, darauf zu antworten
Quinn

Tag Strudel!

Hey Quinn

Ist ganz schlimm in der Geschichte, das ständige Namedropping. Klar, ist vielleicht dem Thema geschuldet, aber man muss es auch nicht übertreiben. Streich das.
Is raus.

Wobei die meisten der Sprüche, praktisch fast alle durchgestrichen waren.
die meisten, praktisch fast alle? Böh.
Nix, Relativierung! Einer bleibt ja stehen, is ja am Ende noch wichtig.

Versteh nur Bahnhof. Weil ich nicht weiß, wann sagt er das? Unmittelbar nachdem Dirk Dirk umgebracht hat? Oder später? Oder wie? Oder ist es so: Dirk bringt sein 10 (oder wieviel?) Jahre älteres Ich um und folglich verschwindet er selbst nach 10 Jahren. Und deshalb gibt sein Freund ne Vermisstenanzeige auf. Aber das ist doch alles ... Boah. So Zeitreisengeschichten verwirren mich eh.
:) Er sagt es zu dem Zeitpunkt, wo er die Geschichte schreibt. Verwirrend eben!

Ja wie. Das ist jetzt so ein Sprung!
Ja, er war vorher eben am Labern und jetzt geht er in die Szene rein.

Blöd, echt. So ein Spruch à la "Ich geb meinem Text Tiefe". Nee, nicht meins.
Jaaaaa, fliegt raus.

„Das Licht nicht so hell!“, schrie er mit Dirks Stimme, „ich will nicht wie ein Scheiß Vampir aussehen!
Stimme. "Ich ...
Wieso streichst du mir das eigentlich immer an? ;) Das geht doch so.


Was würde der Geschichte fehlen wenn man das einfach rausnehmen würde? Das hat doch mit dem Schlendern und Schlurfen auch gar nix zu tun, ist einfach so ein Satz-Mischmasch.
Fliegt raus.


„Die muss doch dann vierzig sein“, sagte Dirk, anstatt mir zu antworten.
1. NNnnnnnnnnn! Frau Roche raus, Bela raus. Bitte. 2. „Die muss doch dann vierzig sein“ – Wie was wo, warum 40? Woher weiß er, wieviel Jahre älter der andere Dirk ist? (Daher folgert er doch, dass Charlotte Roche in seiner Welt soundsoviel älter ist jetzt.) Mal ehrlich, wieso muss man das so andeutungsweise im Text verstecken, aus welchem Jahr der ältere Dirk angereist kommt? Ist bei mir so, als würde ich über die Unendlichkeit des Weltalls nachdenken, ich krieg da Zustände.
Bleibt! Ich find das komisch! Und hier mit dem "Wirkt nett", wird dadurch vorbereitet. Und auch der Dialog zwischen den drei Partien. Und das mit dem Alter ist völlig unwichtig. Einfach mal 40 gesagt - aus seiner Warte stehen für: Mal echt alt. Dirk sieht er das Alter an.

Wegen der Auflösungsnummer.

[@uote]Die Stelle ist mal echt. Belanglos. Verwirrend. Geschwätzig. Wozu brauchst du die? Ich will gar nicht drüber nachdenken, was nur so lange ist, bis sich keine Ahnung was ergibt.[/quote]
Solange legt sie Kabel? ;) Ich kann's nicht so nachvollziehen, du streichst mir ja alles Fleisch von der Geschichte. Auf Diät wär die Nummer doch gar nicht zu ertragen.

Immer diese Relativierungen.
Ja, unbedingt. Ich lass ihn doch da nicht sagen: Mir zerbrach es das Herz. Das wär völlig gegen seine Figur. Das ist zwar sein Freund und alles und darum geht, aber das mir zerbrach es fast das Herz ist doch klar schon das größte Zugeständnis, mit dieser starken Wortwahl. Da braucht es die Relativierung.

Hm. Auch wenns bisher nicht danach geklungen hat, gefällt mir die Geschichte schon, der Erzählton, die Idee, das Konzept, obwohl mich Zeitreisen mal echt strapazieren.
Jajaja. ;)

[@uote] Das Hauptproblem hab ich mit den beiden Dirks. Klar, die Geschichte steht unter Seltsam, aber trotzdem will ich plausible Charaktere, und das sind sie für mich nicht, zumindest was den älteren Dirk betrifft. Ich hab die nie so wirklich als ein und dieselbe Person gesehen, nur ein bisschen älter. Das waren für mich zwei komplett unterschiedliche Typen. Nord- und Südpol. So wie es jetzt ist, ist es für mich ne Satire. Aber Satiren hab ich nicht so gern, glaub ich. Obs eine gute wäre kann ich da auch gar nicht beurteilen. Die beiden Dirks können sich ja treffen in dieser Realityshow, aber ich würde es anders anlegen. Lass den Moderatoren irgendwen sein, der kann ja meinestwegen so drauf sein wie der 20 Jahre ältere Dirk jetzt. Nur der sitzt dann in dieser Show und begegnet seinem früheren Ich. Die Gegensätze würd ich dann nicht so krass anlegen, der Rest kann ja bleiben, aber gerade dieses: Ich mach mein 20 Jahre jüngeres Ich öffentlich zur Sau, das geht für mich gar nicht, nicht mal unter Seltsam.[/quote]
Es ist schon eine Geschichte ... ach, ich will da zu der Intentionauch nicht furchtbar viel sagen. Ich seh die Schwächend er Geschichte schon, aber es ist für mich schon wichtig, dass der ältere Dirk in einer ganz anderen Welt ist und nach ganz anderen Gesetzen funktioniert.

So. Ich hab jetzt genug gekrittelt. Eigentlich find ich die Geschichte ja cool (wenns jetzt auch so gar nicht danach klang), gerade in den Dialogen liest man dein Gespür für Situationen gut raus, das mag ich ja. Nur Dirk halt, tjoa.
Tjoa. Danke für die Kritik, also stilistisch hab ich das meiste übernommen, inhaltlich ... es kriegen wohl einfach viele gar kienen Zugang dazu, schade, wirklich. Ärgert mich auch.

Danke dir für die Kritik
Quinn

Grüß dich, Fisch,


Ja, fand die Geschichte cool zu lesen. Das ist jetzt genau das, was Du nicht hören willst, aber ... Ich bin am Ende jedes mal so uneins. Dass sie sprachlich sauber ist und die Idee mit der Show und den beiden Ichs klasse ist, muss ich ja nicht extra erwähnen. Aber irgendwas ist da hinter den Worten, das sich mir nicht zeigt. Ich kann einfach nicht sagen: "Ja, da ging's da und da drum."
Ja, das ist das Problem. Ich muss da noch mal irgendwas machen, besser werden, wahrscheinlich. Es ist, glaub ich auch, die Zeitreise, die nur als plot device dient, löst dann sofort so: Zurück in die Zukunft-Gedankenspiralen aus, oder so.

Im Endeffekt ändert man nichts? Am Ende ist man eh angepasst? Die Zivilisation holt jeden früher oder später ein? Ist es das? Selbst wenn, dann könnte ich so aus dem Stegreif nicht allzuviele Sätze zitieren, die genau das unterstreichen würden. Gezielt rauspicken beim nochmaligen Lesen, ja. Aber dann würd ich auch wieder anderes finden, was meine Theorie vom "Es geht um" verwässern würde. Ich kann's einfach nicht formulieren, worum's da ging.
Ja, keine Ahnung. Das ist eine Geschichte, bei der ich denke: "War cool zu lesen, aber ich kann weiter nix drüber sagen."
Es geht um Widerstand und Freundschaft, würde ich sagen. Sie haben ja dem Konzept des Potentials nichts dagegen zu setzen außer "Gefühlen", die keiner recht formulieren kann, wenn man so will. Es wär natürlich für die Geschichte einfacher, wenn der jüngere Dirk ein fassbares Konzept hätte, wenn er nicht durchs Leben treiben würde, relativ untätig, wenn er bei Greenpeace wäre oder ein Hausbesetzer oder irgendwas tun würde.

Jaaa, formell ist das alles einwandfrei und ansprechend. Inhaltlich ist's mir aber immer wieder entglitten. Hilft Dir das?
Japp, hilft!

Danke dir, und schreib deine Verklärer!
Quinn

Hallo yours,

Tja. Liest sich ganz angenehm, aber wirklich Dampf ist nicht drin. Es fesselt einen nicht. Ich hätte lieber mehr vom Erzähler erfahren, um mich mit ihm identifizieren zu können, aber der blieb sehr im Hintergrund und berichtete stellenweise nur. Seine Gefühle waren für mich nicht nachvollziehbar, nicht echt. Waren überhaupt welche da? Er ist so unbeteiligt an all dem Geschehen, dass man selbst auch nur unbeteiligt zusieht.
Hmmm, der Erzähler - ich finde schon, er ist involviert, aber wirkt vielleicht kühler als er ist. Ja, guter Einwand, bei dem ich jetzt auch nicht wüsste, wie man da ... hm. Sak will den Erzähler streichen, du willst ihn involvierter, andere wollen ihn dann "autorenmäßiger" - schwere Geschichte.

Insgesamt also eher weniger mein Ding.
Schade, aber danke für den Kommentar und grade für die Fehleranmerkungen, arbeite ich dann noch ein
Quinn

Hey Kasi,

Textarbeit wird’s hier nicht geben: Die Geschichte hat mich zu sehr gepackt! Zwei Mal! Beim zweiten ist mir auch nichts mehr aufgefallen, vielleicht war ich an den Fehlern schon gewohnt *g oder eher du warst inzwischen feinchirurgisch tätig.
Ich hab die Strudel-Dinger eingearbeitet, ja.

Ich finde sie gut! Sie ist albern und tragisch, Lacher gibt’s auch und auch Tiefe. Für mich ist das in erster Linie das Porträt einer Männerfreundschaft zwischen einem, der sich der „Zivilisation“, so gut es geht, entzieht und kindlich auf die Anarchie wartet, und einem, der den Konventionen folgt (noch in seinem Künstlersein), aber vermutlich Dirk um sein naives und einfaches Leben irgendwie doch beneidet. Das Schöne sind die gegenseitige Akzeptanz und Vertrauen der beiden, trotz Unterschiede: Man schaut den anderen an, stellt fest und versteht – Was soll man da groß reden, wenn alles so OK ist? Ich fand das toll!
Sie werten eben nicht; während in Dirks Welt die Wertung eine große Rolle spielt.

Zur Handlung selbst: Die könnte richtig verwirrend sein – ist sie aber nicht! Zu gut sind die Beweggründe der Figuren, ihr Innenleben in Gesten, Gegenständen und Sprache manifestiert. Was stattfindet, ist unnatürlich, absurd, aber eine Erklärung für den Verlust eines Freundes – Was für ein Zufall, dass der Erzähler Autor … ähm Schriftsteller ist.
Schön, es war schon, also auch viel Dynamik in den Dialogen und Beschreibungen, aber eben auch dieses Kernding, ach. ;)

Schön, dass dir die Geschichte so gut gefallen ht! Das war eine von den beiden in letzter Zeit, an denen mir viel lag - mit Palm zusammen noch - und die mich lange beschäftigt haben und bei beiden hab ich das Gefühl, jaaaaaa. Hm. ;)

Danke dir für den Kommentar und auch für die Empfehlung!
m
Quinn

Hey sak,

mir gefällt das gute alte Zeitreisenthema - gerade mit seinen notwendien Paradoxien. Schön aber z. B. auch, dass Dirk nur den Entropie-Satz hat stehen lassen und das gerade weil er ihn nicht verstand. In diese Richtung hätte ich gerne mehr.
Hm, jo, gibt da ja noch mehr in der Richtung, glaube ich. ;)

Problematisch finde ich die Autor-Figur: kommt die Geschichte nicht ohne ihn aus? Und wenn ja, stört er dann nicht eher? Was hat z. B. mit der eigentlichen Sache zu tun, dass er Geschichten verkauft hat und eine neue Freundin hat?
Ja, dass er sich von Dirk eben entfernt. Er ist ein Stück weit für Dirks Wandlung mitverantwortlich. Der Erzähler ist sehr wichtig für die Geschichte, finde ich. Es geht ja auch um diese Beziehung zwischen ihm und Dirk.

Mit Bruno, Knut wäre ich vorsichtig: sehr bald weiß nämlich niemand mehr, wer die waren. Solche zeitungshafte Kurzlebigkeit passt nicht zu deiner Geschichte, denn sie hat, finde ich, durchaus Langlebigkeits-Potentiale.
Ach, das glaub ich nicht. Meinst du, dass hier einer 2020 diese Geschichte ausgräbt und sie liest und dann die 2020er Leute nochmal alle und dann ... also Internet ist auch ein kurzlebiges Medium. Jeder, der meint, er schreibe für die Ewigkeit und noch nichts veröffentlicht hat, is auch ein bisschen größenwahnsinnig oder, sagen wir's anders, sehr hoffnungsvoll. Und sogar die Veröffentlichten ..., ein Buch hat eine kurze Lebenszeit, bis auf die Longseller, die Literaten.

Und nehmen wir mal an, es wird jetzt wirklich was. Die Geschichte hier wird irgendwo gedruckt und geht in die großen Annalen meines Werkes ein, dann wird man eine Fußnote dazu schreiben und sagen: Bruno und Knut - das war Zeitkolorit.
Ehm, die Literatur ist voll von Zeitkolorit, das wir heute kaum noch verstehen. Max Frisch: Homo Faber mal als Beispiel. Was ist eine Super-Constellation? Was eine Romeo y Juliet? Markennamen, Zeitgeschichte, Personen, Eigenarten - alles flüchtig, alles charakteristisch.

Danke dir für deinen Kommentar
Quinn

 

„Das Licht nicht so hell!“, schrie er mit Dirks Stimme, „ich will nicht wie ein Scheiß Vampir aussehen!
Wieso streichst du mir das eigentlich immer an? Das geht doch so.
Was heißt hier immer. Nur wenn du es falsch machst. Und hier machst du es falsch! Erster Satz ist zu Ende, der nächste fängt groß an. Schreibst ja auch nicht: Das Licht nicht so hell! ich will nicht wie ein Scheiß Vampir aussehen!

 

Okay, du hast Recht. Ich hab das ! mehr als Betonungshinweis und weniger als Satzendzeichen gesehen. :)
Hups.

 

Hi Quinn,

mich hast du mit dieser Geschichte mal wieder gepackt. Guter Aufbau, der wurde auch schon an anderer Stelle gelobt. Man wird da irgendwie in die Ereignisse reingesaugt, fast so, als liefe die Sendung schon.
Du kündigst seltsame Ereignisse an, aber man erwartet die Wendungen nicht. Von daher: ganz gefesselt.
Ist von allem ein bisschen drin. Wer mag, kann hier Anspruch erkennen, wer nicht, der kann sich am bitterbösen Humor erfreuen. In jedem Fall sehr dicht, sehr sauber geschrieben. Kräftig.
Erstaunlich viele Aspekte, die immer wieder aufgegriffen werden, aber nicht an "Überreizserscheinung" leiden. Da haben wir die Kuh, die Kabelträgerin (und das permanente nett), "Wichser" (Obwohl ich diese Beleidigung teilweise doch zu permanent empfunden habe), das Rausschneiden (genial, da der neue Dirk manchmal nicht zwischen Film und Gespräch unterscheiden kann) und für die richtige Rundung dann noch die Sache mit dem Gedicht.

Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht. Die Auflösung dann ist mir allerdings eine Spur zu rasch gekommen. Weiß nicht, irgendwie fehlt da so ein winziges Bindeglied, das die veränderung des Loser-Dirks kenntlich macht. Keine große Erklärung, irgendwas Minimales. Vielleicht habe ich den Schlüssel, der die Erkenntnis-/ Verwandlungsmaschine in Gang setzt auch überlesen?

Und was mir gar nciht gefällt: wie duu den Leser aus der Geschichte entlässt. Mit dem grauen Mann. Warum hat der das letzte Wort, weshalb so ein lahmer Wortabtausch:
- verpiss dich
- ach so
Das wird der Geschichte nicht gerecht.

Trotzdem sehr gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 

Quinn! Mit dem Zeitkolorit hast Du mich absolut überzeugt - ist bei mir wohl eher eine Art Zeitgeschichts-Allergie.

glg

sak

 

Hallo weltenläufer,

mich hast du mit dieser Geschichte mal wieder gepackt. Guter Aufbau, der wurde auch schon an anderer Stelle gelobt. Man wird da irgendwie in die Ereignisse reingesaugt, fast so, als liefe die Sendung schon.
Das freut mich sehr.

Ist von allem ein bisschen drin. Wer mag, kann hier Anspruch erkennen, wer nicht, der kann sich am bitterbösen Humor erfreuen. In jedem Fall sehr dicht, sehr sauber geschrieben. Kräftig.
Das ist die ideale Wirkung der Geschcihte, vordergründig durchaus so eine Satire auf die Reality-Tv-Formate; wenn man sich das mal überlegt, man hat da bei Big Brother damals geschrien, wie die Würde des Menschen da in Gefahr sei; und Jahre später bei der Dschungel-Camp-Nummer wieder; aber diesen ganzen Aspekt, dass Leute in elenden Situationen zur Volksbelustigung bei Olli Geißen auftauchen oder dass da irgendein Berater durch deren Leben pflügt - den find ich eigentlich noch viel schlimmer. Ich muss da abschalten; aber mit dem Freundschaftsaspekt der zwei dann eben noch eine andere Ebene durchaus (wobei mir von böswilligen Zungen unterstellt wurde, Männerfreundschaften seien mein "großes" Thema; an dieser Stelle sei gesagt: Nein! Da spricht der blanke Neid auf die heterosexuelle Beziehung zu meinem guten Freund, Nick, dem Fisch.)

Erstaunlich viele Aspekte, die immer wieder aufgegriffen werden, aber nicht an "Überreizserscheinung" leiden. Da haben wir die Kuh, die Kabelträgerin (und das permanente nett), "Wichser" (Obwohl ich diese Beleidigung teilweise doch zu permanent empfunden habe), das Rausschneiden (genial, da der neue Dirk manchmal nicht zwischen Film und Gespräch unterscheiden kann) und für die richtige Rundung dann noch die Sache mit dem Gedicht.
"Wichser" ist ja hier immer so eine Art "Position beziehen", find ich. Und es drückt, wie beispielsweise auch das Spucken Dirks, die Hilflosigkeit der beiden aus, sie werden da überrannt und haben einfach nichts gegenzusetzen, außer sich selbst.

Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht. Die Auflösung dann ist mir allerdings eine Spur zu rasch gekommen. Weiß nicht, irgendwie fehlt da so ein winziges Bindeglied, das die veränderung des Loser-Dirks kenntlich macht. Keine große Erklärung, irgendwas Minimales. Vielleicht habe ich den Schlüssel, der die Erkenntnis-/ Verwandlungsmaschine in Gang setzt auch überlesen?
Ich weiß nicht, ob's da groß was gibt. Es ist schlicht auch eine zufällige Verkettung, es wird ja beiläufig da erzählt, ihm war langweilig und auf einmal war er erfolgreich. Man könnte das bestimmt besser ausarbeiten, aber es ist auch so eine Leere in beiden Dirks, wenn man so will; sie sind beide relativ motivationslos in ihrer Art und ich denke, das schreckt letztlich auch viele ab. Literarische Figuren brauchen normalerweise eine stärkere Motivation als "echte".
Also wenn man so will, lässt sich Dirk einfach treiben; und wohin er da getrieben wird ist eher dem Zufall überlassen.

Und was mir gar nciht gefällt: wie duu den Leser aus der Geschichte entlässt. Mit dem grauen Mann. Warum hat der das letzte Wort, weshalb so ein lahmer Wortabtausch:
- verpiss dich
- ach so
Das wird der Geschichte nicht gerecht.
Da sagst du was; es sollte letztlich nochmal den Unterschied betonen. Dem grauen Mann und auch diesem ganzen Gefolge da, ist inhaltlich alles egal. Das kümmert die nicht, für die ist das etwas, was man halt macht; während der Erzähler natürlich viel involvierter ist. Es stimmt da vielleicht an dieser Stelle der Aufbau nicht mehr richtig, weil der Geschichte für den letzten Absatz dann das Pulver ausgeht. Die beiden Dirks sind weg, man packt schulterzuckend ein, der Erzähler bleibt alleine zurück.

Freut mich sehr, dass dir die Geschichte so viel geben konnte; wenn man das geschrieben hat, ist man ja mit vielen seiner Gedanken allein und hält sich schon für ein wenig vermessen oder neben der Spur, ist schön, wenn dann jemand, mit dem man überhaupt nicht über die Geschichte gesprochen hat, dann soviel darin sieht wie man selbst; vielen Dank für die Kritik
Quinn

 

Mit Bruno, Knut wäre ich vorsichtig: sehr bald weiß nämlich niemand mehr, wer die waren. Solche zeitungshafte Kurzlebigkeit passt nicht zu deiner Geschichte, denn sie hat, finde ich, durchaus Langlebigkeits-Potentiale.
Ach, das glaub ich nicht. Meinst du, dass hier einer 2020 diese Geschichte ausgräbt und sie liest und dann die 2020er Leute nochmal alle und dann ... also Internet ist auch ein kurzlebiges Medium. Jeder, der meint, er schreibe für die Ewigkeit und noch nichts veröffentlicht hat, is auch ein bisschen größenwahnsinnig oder, sagen wir's anders, sehr hoffnungsvoll. Und sogar die Veröffentlichten ..., ein Buch hat eine kurze Lebenszeit, bis auf die Longseller, die Literaten. Und nehmen wir mal an, es wird jetzt wirklich was. Die Geschichte hier wird irgendwo gedruckt und geht in die großen Annalen meines Werkes ein, dann wird man eine Fußnote dazu schreiben und sagen: Bruno und Knut - das war Zeitkolorit.
Ehm, die Literatur ist voll von Zeitkolorit, das wir heute kaum noch verstehen. Max Frisch: Homo Faber mal als Beispiel. Was ist eine Super-Constellation? Was eine Romeo y Juliet? Markennamen, Zeitgeschichte, Personen, Eigenarten - alles flüchtig, alles charakteristisch.
Hallo @Quinn,

Überraschung! Ich bin einer dieser 2020er Leute, der diese Geschichte ausgräbt.
Ob das Internet ein kurzlebiges Medium ist, kann man finde ich schwer sagen. Sind Jahrzehnte ein kurzer Zeitraum? Oder: Sind Monate ein langer Zeitraum? Das hängt von der Sichtweise ab. Verglichen mit dem gesamten Menschen-Dasein ist das Internet eine ganz neue Entwicklung. Und ein zwei Monate altes Bild auf Instagram wird von manchen als uralt bezeichnet. Aber wer hält mich davon ab, ältere Beiträge im Internet hervorzukramen? Nur weil die Mehrheit das nicht tut, halte ich das noch lange nicht für Zeitverschwendung.
Wenn ein Kunstwerk mit einem Zeitstempel versehen ist, hat das für viele einen Nebeneffekt. Plötzlich entsteht ein unsichtbares Ablaufdatum, und wenn das Kunstwerk dieses überschritten hat, wird es nicht mehr beachtet.

Dabei sind doch besonders die Werke interessant, die Themen aus ihrer damaligen Zeit aufgreifen. Sie werden zu einer Zeitkapsel, die nicht beschönigend, sondern ehrlich über die Eindrücke von damals erzählt.
Um auf das Beispiel in dieser Geschichte einzugehen: Ich kann mich auch jetzt im Jahr 2022 noch an den Eisbären Knut erinnern. So um 2007 wurde er ja zu einem internationalen Medienspektakel und besonders unter Kindern bekannt. Ich war damals neun, das passt also zusammen.

Zur Geschichte habe ich sonst nicht viel zu sagen, außer, dass ich sie ziemlich überdreht und ausgefallen finde. Ich nehme an, dass du nach über 13 Jahren ohnehin nicht mehr daran arbeiten willst ... aber vielleicht täusche ich mich ja. Kürzlich habe ich zum Beispiel eine meiner alten Geschichten von 2009 nachbearbeitet. Das kann ganz interessant sein.

Viele Grüße
Michael

 

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