Was ist neu

Thema des Monats Lolamai

Pit

Mitglied
Beitritt
18.02.2009
Beiträge
39
Zuletzt bearbeitet:

Lolamai

Vorbemerkung: Nach harscher Kritik fühle ich mich genötigt, die Geschichte in ein paar Bereichen zu ändern. Das betrifft die einleitenden Sätze, vor allem die flapsige wörtliche Rede, aus Fürzen werden Magenverstimmungen. Der Dialog Dunstan-Thomas wird anders verlaufen, ein Detail (Herkunft des Maises) wird verändert. Auf die Mythologie der Natives wird ein klein wenig mehr eingegangen.


Wie sie herumstanden, hätten es Krähen sein können, mit ihren langen, wehenden Haaren und dem stoischen Blick mit diesem versteckten Glitzern. Als ginge sie überhaupt nichts an, als seien sie nur zufällig da. Um dann im richtigen Moment zuzuschlagen.
Er würde ihnen die Gelegenheit nicht geben. „Scheuch die dort weg!“ bellte er Billy zu, der wie immer ratlos herumstand. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Billy auf die Rothäute zuging, schüchterne Gesten machte. Er sah sie zurückweichen, nur um in etwas größerer Entfernung wieder Aufstellung zu nehmen. Dieser verdammte Feigling hatte nicht den Mut, ihnen Beine zu machen. Oder Federn, in diesem Fall.
Er spuckte aus und erkannte erst dann, dass er es nicht hätte tun dürfen. Mit der Stiefelspitze wischte er die Spucke in den Sand. Etwas Blut floss in die entstehende Kuhle.
Warum zum Teufel blutete der Scheißkerl noch? Gemessen an der Menge um ihn herum, hätte er keinen Tropfen mehr haben dürfen. Davon ganz abgesehen, dass es längst hätte geronnen sein müssen.
Aber immer wieder schwappte eine kleine Menge aus einem der Löcher. Löcher war das richtige Wort, Wunden konnte man es nicht mehr nennen. Handtellergroße, zentimetertiefe Löcher, durch die man im richtigen Lichteinfall Anatomie studieren könnte. Jetzt, im diffusen Licht der untergehenden Sonne, sah es aus wie ein paar blutige Steaks, die man auf einem Teller zusammengeschoben hatte.
„Könnten auch Bissspuren sein“, murmelte er. Und lauter, ohne jemanden direkt anzusprechen: „Wo bleiben die verdammten Arschlöcher!“

Sie kamen, als die Schatten nach der Leiche griffen und das schmierige Rot zu klumpigem Schwarz verwandelten.
„Guten Abend, Sheriff Dunstan“, wurde er von Agent Oberarschloch Dave Lloyd begrüßt. Seine Lakaien im Schlepptau nickten nur. Er tat nicht mal das.
„Dann gehst du mich nichts mehr an“, sagte er zur nun endlich nicht mehr blutsabbernden Leiche, erhob sich, zwang sein schmerzendes Knie zu Bewegung und marschierte an den FBI-Leuten vorbei zum Jeep.
„Moment!“ rief ihm Lloyd nach. „Haben Sie nichts zu erzählen? Erkenntnisse? Spuren?“
Er blieb stehen und wies ohne sich umzudrehen hinter sich. „Der ist tot. Wie die anderen. Nummer fünf, nenne ich ihn mal. Aber zählen können Sie selber. Mehr muss ich nicht wissen, der Rest ist euer Job. Empfehle mich.“
„Sie wollen sich wohl unbedingt eine Beschwerde einfangen“, sagte der Agent. Dunstan hörte den belustigten Unterton in der Stimme und wusste sich auf der sicheren Seite. Er hatte auch Recht. Eine weitere Rothaut, nach bekanntem Muster. Und Serienkiller waren Sache des FBI, scheißegal, ob die Tat im Reservat begangen wurde oder wie in Fall Nummer fünf eine halbe Meile vor der Grenze. Dunstan war der letzte, den das hier anging.

Die Zeitung landete gezielt auf dem Tisch und wirbelte ein paar lose Blätter auf. Dunstan hob eines auf, das er mit minimalstem Kraftaufwand erreichen konnte, und ließ es in ein Ablagefach segeln. Dann grunzte er ein „Guten Morgen auch.“
„Was wissen Sie davon?“ Der Agent Lloyd wies auf die Zeitung.
„Was in der Zeitung steht“, erwiderte Dunstan.
Der Agent stützte sich auf den Tisch und beugte sich zu ihm. „Ich will wissen, woher die verdammte Presse diese verdammten Fotos hat!“
„Woher soll ich das wissen?“
„Sie waren dafür verantwortlich, dass der Tatort abgeriegelt wurde!“
„Ich war aber noch nicht da, als es zum Tatort wurde. Ich war nicht da, als seine Rothaut-Brüder ihn fanden. Also konnte ich auch nicht verhindern, dass die Fotos von ihm machen.“
„Die haben also die Fotos gemacht und der Presse zugespielt?“
„Wer sonst?“
„Und ich dachte, die nähmen ihre Verbote und Riten ernst. Die fotografieren ihre Toten nicht.“
„Und weil sie’s nicht dürfen, tun sie’s auch nicht? Blödsinn.“
„Wissen Sie, was ich glaube? Dass Sie Ihr mickriges Gehalt etwas aufbessern wollen. Sie haben die Aufnahmen gemacht, Sie lassen sich dafür bezahlen, und Sie“, hier erhob er unmerklich die Stimme, „stehen uns damit bei der Aufklärung im Wege.“
Dunstan kramte sein Handy aus der Tasche und warf es auf den Tisch. „Kontrollieren Sie doch gleich hier, ob Sie was finden. Und kontrollieren Sie mein Konto, wenn Sie es nicht schon längst getan haben. Mickriges Gehalt werden Sie finden. Zusatzeinnahmen nicht. Ich lasse mir nicht die Schuld in die Schuhe schieben, wenn das FBI nicht weiterkommt.“
Er hatte keine Sekunde die Kontrolle über seine Stimme verloren. Der Agent ließ sich in den Stuhl fallen. „Diese verdammte Scheiße ist zum Kotzen!“ sagte er. „Ist mir egal, ob Sie Leichenfotos schießen oder nicht, ich will nicht, dass die Presse mehr weiß…“
…als du, dachte Dunstan. Laut sagte er: „Was wollen Sie dann hier?“
„Donuts. Und Kaffee. Das Zeug, das die Reservatspolizei hat, ist ungenießbar.“
Dunstan bellte ein Lachen.

Er hatte die Fotos vom Handy auf ein Netbook geladen und vom HotSpot bei Burgerking an seine Kontaktadresse gemailt. Dann die Fotos auf dem Handy gelöscht und die Speicherkarte ausgetauscht. Er fürchtete das FBI nicht, aber er war nicht dumm. Das Geld würde ihm zugeschickt werden. Mit einem lieben Gruß einer lieben Tante in Florida.

Lloyd furzte ungeniert. „Mein Gott, die Scheiße kann einem ganz schön auf den Magen schlagen. Seit die mich auf den Fall angesetzt haben, hab‘ ich Dünnpfiff, dass es sich gewaschen hat.“
„Sicher ein Fluch von den Rothäuten. Die können sowas.“
Der Agent lachte heiser, fast, als wäge er die Möglichkeit ab.
„Und, weiß man, wer er ist?“ Dunstan nahm die Zeitung und studierte die Fotos, als sähe er sie das erste Mal. Sie waren wirklich gut.
„Niemand. Wie die anderen. War sechs Jahre nicht mehr im Reservat. Lebte in Detroit, wie sich’s da halt lebt.“
Er furzte wieder. Dunstan rümpfte angewidert die Nase. Mittlerweile nahmen die beim FBI auch jedes Arschloch.
Billy riss die Bürotür auf stolperte herein. Sein sowieso immer roter Kopf schien zu kochen . „Ahm, ääääh, Chief, da will jemand, ääääh…“
„Wer?“ fragte Dunstan. Billy war ein Idiot, warum zum Teufel musste er jetzt auch das Stottern anfangen?
„Thomas“, brach es aus Billy heraus.
Dunstan erstarrte. Er spürte, wie der Agent ihn musterte, aber die Masse in seinem Kopf war zu zäh, um einen Gedanken zu greifen.
Nach viel zu langer Zeit stand er auf. „Was Persönliches.“
Er flüchtete aus dem Büro.

Thomas wartete auf der Straße. In seinen Jeans, kariertem Hemd und seinem nur leicht längerem Haar sah er nicht anders aus als andere auf der Straße. Er hob beide Arme, als er Dunstan erblickte. „Bruder“, sagte er.
„Was willst du!“
„Dich sehen. Mit dir sprechen.“
„Haben deine Häuptlinge dich geschickt?“
„Der Rat weiß, dass ich hier bin, geschickt hat mich niemand.“
„Es gibt nichts zu reden. Über die Morde nicht und über uns schon gar nicht. Also verschwinde wieder.“
So sehr Dunstan es auch wollte, er konnte sich nicht umdrehen und gehen.
„Ich muss mit dir reden, Bruder. Das FBI hört nicht zu.“
„Und du glaubst, ich höre mir euren Quatsch an? Verschwinde!“
„Hör es dir an. Es ist deine Pflicht. Wie du handelst, ist deine Sache.“
„Der Agent, der die Sache leitet, ist in meinem Büro.“
Thomas lächelte. „Willst du, dass ich mit ihm spreche, oder willst du, dass er nicht sieht, wie wir uns unterhalten?“
„Komm mit, verflucht noch mal.“

Dunstan führte ihn schnell von der Hauptstraße runter. Die meisten hier kannten Thomas noch. Er hatte sich die letzten Jahre kaum geändert.
„Es ist schön, dich zu sehen, Bruder.“
Dunstan unterbrach scharf: „Fang nicht davon an. Das ist vorbei. Wenn du von den Morden sprechen willst, bitte, auch wenn mich das nichts angeht.“
„Das FBI ist auf der falschen Spur.“
„Dann bringt sie auf die richtige.“
„Sie glauben, dass einer von uns die fünf getötet hätte.“
„Dann werden sie ihren Grund dafür haben.“
„Sie haben Mais gefunden.“
Was?
„Weißt du davon?“
„Ich weiß nichts, hörst du? Und es interessiert mich auch nicht.“
„In den Körpern der Leichen war Mais.“
„Mais? Der Irre hat also Mais in die Leiber gefüllt. Warum? Wer sonst sollte auf so eine Idee kommen eine Rothaut?“
„Der, der sie umbrachte, war es nicht.“
Dunstan blieb stehen und ballte die Hände zu Fäusten. Thomas fuhr mit ruhiger Stimme fort: „Wenn einer aus dem Clan der Erde gewaltsam stirbt, dann ist es traditionelle Pflicht, seinen Körper mit…“
„Halt den Mund. Halt deinen verdammten Mund.“
„Sie waren aus unserem Clan.“
„Das waren sie nicht. Sie hatten alle das Reservat verlassen, weil sie nichts mehr mit eurer Scheiße zu tun haben wollten.“
„Sie sind in den Clan hineingeboren, wie ich. Was die Mutter im Blut weitergibt, bleibt innen drin, egal wo oder wie wir zu leben beschließen.“
„Ihr habt euch an Leichen vergriffen, ist dir das nicht klar? Nicht nur an Beweismitteln, sondern an Leichen! Kein Gericht der Welt wird die Augen zudrücken, nur weil ihr unzivilisierte Wilde seid!“
„Wilde? Weil wir die Toten ehren?“
Dunstan holte tief Luft. „Willst du eine Geschichte hören? Ihr Indianer liebt doch Geschichten. Also hör gut zu. Als Vater dich heimbrachte und zu mir sagte, ‚das ist dein kleiner Bruder, kümmer dich um ihn‘, da hab ich’s getan. Als du größer wurdest und nach deiner eigenen Mutter fragtest, haben wir dir erlaubt, deine Wurzeln zu studieren. Als ich dann in Flagstaff war und du diesen Indianer heimbrachtest als guten Kumpel, hat man dich gelassen. Als Vater euch im Bett erwischte und dich zum Teufel gejagt hat, da dachte ich, Herrgott, er ist alt genug, soll er mit seinem Indianer bei den Indianern glücklich werden. Und trotzdem hab ich dich unterstützt, wo’s ging. Und als du mich zu eurem ach so tollen und geheimen Ritual eingeladen hast, um mir zu zeigen, dass du eine echte Rothaut geworden bist, da bin ich gekommen, weil ich dachte, ich könnte stolz darauf sein. Aber dann…“
Dunstan trat nah zu ihm heran, so nah, dass die Krempe seines Hutes Thomas‘ Gesicht berührte.
„…dann erkannte ich dich, unter deiner Verkleidung, zwischen den anderen, diese spastischen Zuckungen, und dann sah ich die Schlangen in deinem Mund. Schlangen! Du schreist nach Tradition? Das war krank. Was ihr macht, ist krank! Ihr seid barbarische Wilde!“
Thomas gelang es irgendwie, sein Gesicht noch näher zu bringen. „Wir haben niemanden ermordet. Nicht jetzt, nicht damals. Wir haben niemanden von dem Land verjagt, das ihnen gehörte. Wir sind nicht die Barbaren. Und wir sind keine Mörder!“
Dunstan spürte einen Schmerz in den Knöcheln. Jetzt erst wurde ihm gewahr, wie geballt er seine Fäuste hielt. „Es ist mir scheißegal, wer deine Rothautbrüder umbringt. Gut so, soll er erledigen, was unsere, was meine Vorfahren versäumt haben. Es ist mir scheißegal.“
Jetzt erst trat Thomas einen Schritt zurück. Seine Stimme war nunmehr ein Flüstern. „Das ist keine Sache zwischen Weißen und Roten. Es ist Soyoko. Was unsere Männer umbringt, ist kein Mensch, und du weißt es.“
Dunstan packte ihn am Kragen. „Dann lass es die Geister sein. Es sind eure. Sollen sie mit euch machen, was sie wollen. Und dich…“
Er stieß ihn zurück. „…will ich nie wieder sehen.“

Agent Lloyd saß noch immer im Büro und kaute am leeren Kaffee-Becher. Dunstans Handy lag am Schreibtischrand. Nicht da, wo Dunstan es hingeworfen hatte. Der Agent hatte es tatsächlich kontrolliert.
„Gibt’s noch was?“ fragte er barsch.
Lloyd erhob sich. „Nein, nein, ich wollte gerade gehen. Es gibt einen Killer zu jagen.“
„Dann wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen Erfolg.“
„Oh, das glaube ich jetzt sogar!“

Erst Pattys Schreie rissen ihn aus dem Schlaf. „Mein Gott, mein Gott, wer hämmert da so, es ist doch noch mitten in der Nacht!“
Er sprang aus dem Bett in einen Badeanzug und öffnete. Agent Oberarsch stand da, lässig lächelnd, die Hände in den Hosentaschen. „Einen wunderschönen guten Morgen, Sherriff Dunstan!“ sagte er. Seine Begleiter waren längst eingedrungen. Das war kein Freundschaftsbesuch.
Pattys Stimme überschlug sich, dass man kaum verstehen konnte, was sie sagte. Lloyds Lächeln trübte sich. „Oh, Sie haben Besuch. Wie erfreulich für Sie.“
Er drängte sich an Dunstan vorbei in Richtung Schlafzimmer. Dunstan hielt den Impuls zurück, ihm die Faust ins Gesicht zu schlagen.
Patty drückte sich gegen die Bettwand, als böte sie wirklich Schutz. Dunstan sah, wie die anderen Agents Blicke tauschten. Nein, sie war wirklich kein besonders schöner Anblick. Aber man konnte sie heimschicken, wenn sie einem auf die Nerven fiel.
Lloyd baute sich vor ihr auf. „Lady, nur eine Frage, und Sie können unbehelligt Ihrer Wege ziehen. Wie lange sind sie schon zusammen?“
„Was? Äh, immer mal wieder, so seit drei Jahren…“
„Nein, Werteste, ich meinte diese Nacht. Wie lange haben Sie die Anwesenheit Ihres Freundes heute Nacht genossen?“
„Äh, was wollen Sie?“
Der Agent seufzte. „Waren Sie den vergangenen Abend und die gesamte Nacht mit Sherriff Dunstan zusammen?“
Patty schielte ängstlich zu Dunstan. „Ja, seit gestern Nachmittag, als er vom Dienst kam. Ich habe gekocht. Wir hatten Schnitzel. Mit Nudeln.“
Lloyd wandte sich Dunstan zu. „Sieht so aus, als hätten Sie ein Alibi. Das freut mich wirklich für Sie. Und jetzt ziehen Sie sich an und kommen mit.“
„Sie denken doch nicht daran, mich zu verhaften?“
„Nicht doch.“ Er machte sich nicht die geringste Mühe, das Bedauern darüber zu verbergen. „Aber da gibt es schon etwas, das Sie wissen sollten.“

Da wusste Dunstan Bescheid.

Die Löcher im Leib waren wie bei den anderen. Nur blutete er nicht nach. Dunstan zwang sich, vom Gesicht wegzusehen. Es gelang ihm nicht. Es war so leer.
„Sie bestätigen also, dass es Thomas Dunstan ist.“
Er nickte.
„Ihr Bruder.“
Er nickte wieder. Der Rand der Wunden war scharf, wie bei Leiche Nummer fünf auch. Keine Bissspuren, wie er gedacht hatte, als ihn das alles noch nichts anging. Eine scharfe Klinge, vielleicht gewölbt wie bei einem Schälmesser. Und wieder ging der Blick zum Gesicht, zu den Schatten, in denen sich seine Augen versteckten, in diese absolute Leere.
„Wann haben Sie Ihren Bruder zum letzten Mal gesehen?“
„Gestern.“
„Und davor?“
„Vor Jahren. Vier, fünf.“
„Waren Sie schon mal hier?“
„Nein. Vor fünf Jahren lebte er noch in der Siedlung, auf dem Mesa. Da hab ich ihn zuletzt gesehen.“
„Und gestern?“
„Er wollte mit mir sprechen.“
„Worüber?“
Dunstan räusperte sich. „Darüber.“ Er wies auf die Leiche.
„Hören Sie gut zu, Dunstan. Ich will, dass Sie Wort für Wort wiedergeben, was er zu sagen hatte. Es wird ernst, ich will den Kerl schnappen, bevor es noch mehr Tote gibt.“
„Hat man seine Leiche auch geschändet? Mit dem Mais?“
„Sie wissen davon?“
„Er hat es mir gesagt.“
„Tja, vermutlich, ich habe aber keine Lust, in ihm rumzustochern. Dafür haben wir unsere Gerichtsmediziner.“
„Sie haben es selber getan. Es ist so ‘ne kranke Tradition.“
„Ja, das haben Sie uns auch gesagt. Besser gesagt der Reservats-Anwalt. Die armen Schweine leben nur von Wasser und Staub, aber ihre Anwälte sind wirklich gut. Das wird ein Nachspiel haben, nur: Solange der Killer frei rumläuft, lassen wir die in Ruhe. Was wissen Sie noch?“
„Was ist mit seinem Lebensgefährten?“
„Seinem … was?“
„Er lebte hier mit einem Indianer.“
„Ja?“
„Sie teilten nicht nur den Kühlschrank miteinander.“
Lloyd pfiff durch die Zähne. „Ein schwuler Indianer, schau an. Dass es sowas überhaupt gibt? Das könnte die Erklärung sein.“
„Wofür?“
„Kommen Sie schon, Dunstan. Bisher waren die Opfer Leute, die längst nicht mehr hier lebten, die mit den Stammesbräuchen nichts mehr am Hut hatten. Das hat den Killer gestört, deshalb hat er sie bestraft. Ihr Bruder lebte hier und folgte den Traditionen. Mir fehlte ein Motiv. Ich denke, wir haben es jetzt.“
„Dann doch einer aus den eigenen Reihen?“
„Natürlich, Dunstan. Es muss einer von denen sein. Stellen Sie sich die Katastrophe vor, wenn man herausfinden sollte, ein Weißer hätte das getan.“
„Moment, da war noch was.“
„Na?“
„Er sagte, einer ihrer Geister hätte das getan.“
„Ach Dunstan, das hören wir schon von Anfang an. Sollen wir jetzt Ihrer Meinung nach doch die Ghostbusters holen?“
„Kennen Sie sich mit ihrer Religion aus? Über die Rolle der Catsinas, ihrer Geister?“
„Ich hab ein wenig darüber gelesen, ja. Kaum erbauliche Lektüre. Die Offenbarung in der Bibel ist da tröstlicher.“
„In ihren Riten trennen Sie nicht mehr zwischen dem jeweiligen Geist und den Menschen, die die Rollen übernehmen. Wer die Maske eines Catsina aufsetzt, wird zu einem.
Steht der andere unter Verdacht? Der, mit dem …“ Dunstan unterdrückte ein plötzlich aufkommendes trockenes Husten. „…mit dem Thomas zusammenlebte? Ich muss mit ihm sprechen.“
„Er ist im Revier der Stammespolizei. Verhaftet haben wir ihn noch nicht. Na gut, fahren wir.“

Dunstan hätte ihn nicht erkannt. Er hatte ihn mal gesehen, als er nur der Kerl war, der Thomas ein wenig von der Tradition seiner Mutter beibrachte. Hätte Dunstan damals gewusst, dass der auf Thomas scharf war, hätte er ihn jetzt an der gebrochenen Nase wiedererkannt.
Er fixierte Dunstan, sobald er das Büro betrat. Es sah nicht aus, als trauerte er. Das Gesicht war versteinert wie das einer jeden Rothaut. „Mister Dunstan, es tut mir leid, Sie unter diesen Umständen wiederzusehen.“
Dunstan erkannte nicht mal mehr die Stimme, so markant sie in der Tiefe des Basses auch war. Er merkte, wie sich der Griff der Faust lockerte und ballte sie sogleich wieder kräftiger.
„Wer war es?“ herrschte er ihn an.
Der Mann schwieg und sah ihn nur an. Dieser Stolz, dieser gottverdammte Stolz.
„Habt ihr ihn auch mit Mais vollgestopft, wie die anderen? Habt ihr seine Leiche mit euren dreckigen Händen angefasst?“
Er senkte den Blick und schwieg weiter.
Dunstan ließ sich auf einen Stuhl fallen. Seine Wut verflog. Immerhin, was ging ihn die Sache an?
„Thomas sagte mir, wer es ist. Soyoko. Erzähl mir davon.“
Die steinerne Maske bröckelte. Er sah auf, zum FBI-Agent, der mit verschränkten Armen in der Ecke stand und der Dinge harrte, dann zu Dunstan. Als er sprach, klang die Stimme noch dunkler, noch weicher.
„Soyoko ist die schwarze Ogerfrau. Sie trägt einen Hakenstab und ein Messer. Sie macht den Kindern Angst, die sich nicht an die Traditionen halten.“
Dunstan hörte, wie Lloyd aufatmete. Ja, es passte zusammen.
Er stand auf und beugte sich über den Tisch. „Wer ist es? Wer verkörpert dieses Ding bei den Zeremonien?“
„Ich.“
Dunstan und Lloyd wechselten einen Blick. Es war kein Triumph, sie beide ahnten es. „Sie sind damit verhaftet“, seufzte Lloyd schließlich und kramte nach dem Zettel, um ihm die Rechte vorzulesen.
Der Indianer sah Dunstan an. „Suchen Sie nach den Ältesten. Es beginnt mit den anderen Clans.“
Dunstan riss den Stuhl hinter ihm zu Boden. „Ihr sollt doch alle in der Hölle schmoren!“

Mit einem Jeep des FBI fuhr er zurück. Sie würden den Wagen irgendwann abholen, jetzt brauchten sie jeden Mann vor Ort.
Die Landschaft war so leer. Er sah wieder Thomas‘ Gesicht vor sich. Alle Konturen, alle Furchen waren im Tod zu einem blassen Nichts verflossen. Nicht mehr zu unterscheiden vom Staub dieses Landes. Dieses verdammten, toten Landes. Wer hier leben musste, drehte früher oder später durch. Dunstan wusste das, das Land hörte an der Reservatsgrenze längst nicht auf. Lediglich die Straßen waren besser.
Im Hintergrund hörte er ein Lied im Radio, das ihm vage bekannt vorkam. Er drehte lauter. Alles, was von diesem trostlosen Fels ablenkte, war besser.
Im Rückspiegel sah er nichts als den roten Staub, den der Jeep aufwirbelte. Er würde sich irgendwann wieder legen und all das unter sich begraben, was hinter ihm lag.
„How the West was won and where it got us“ sang eine Stimme, gefolgt von einem dünnen Klageruf.
Dunstan presste einen Fluch durch die Lippen und wechselte den Sender.
Wohin hatte es uns gebracht?
Er hörte Nachrichten. Unruhen in den arabischen Ländern. Wirtschaftskrisen in Europa. Er lachte heiser. Wozu die Probleme aus weiter Ferne bemühen?
Plötzlich trat er scharf auf die Bremse.
Was hatte der Nachrichtensprecher gesagt mit seiner so akzentuiert besorgten Stimme? Seit wann meldete man Morde in New York hier im Lokalradio?
„Besorgniserregend ist, dass Morde ähnlichen Musters in mehreren Staaten gemeldet wurden. Von offizieller Seite gibt es keine Stellungnahme, ob es wirklich Zusammenhänge gibt, aber unabhängige Pressebeobachter meinen, signifikante Zusammenhänge zu erkennen. So wurde bei allen fraglichen Opfern ein massiver Blutverlust und eine besondere Form der Wunden beobachtet. Die Zusammenhänge wurden erst gestern erfasst, als detaillierte Bilder eines Opfers nahe eines Reservats in Arizona der Presse zugespielt wurden.“

Dunstan griff nach dem Handy.
„Verdammt, Dunstan, ich dachte es wäre Ihnen klar, dass Sie mich nie direkt anrufen! Mir ist’s scheißegal, aber Sie sollten wissen was Ihnen blüht, wenn Sie als Informant auffliegen!“
„Mir ist’s auch scheißegal. Ich muss nur eines wissen: Diese Morde in anderen Staaten, was wissen Sie davon?“
„Na gut, ich sag’s Ihnen, der guten Zeiten Willen, aber dann werde ich nichts mehr für Sie tun, verstanden?
Ich habe Bilder anderer Opfer gesehen. Es ist die gleiche Art von Wunden. Wie Löcher in den Rumpf gestanzt. Und alle bluteten noch ne ganze Weile nach. Gerinnungsstörungen oder Gifte oder was auch immer.“
„Waren es alle Indianer?“
„Nein, da sind genug Weiße darunter. Ein paar Schwarze in Denver. Schlitzaugen in San Francisco. Keine Ahnung, was da los ist, aber das ist ne große Sache. Verdammt groß. Was wissen Sie davon?“
Dunstan legte auf. Als das Handy erneut klingelte, schaltete er aus. Er hatte längst gewendet.
Suchen Sie nach den Ältesten, hatte Thomas‘ Freund gesagt. Nicht, dass er die Ältesten aufsuchen sollte. Er sollte nach ihnen suchen. Und: Es beginnt mit den anderen Clans.
Verflucht nochmal. Es begann überall.

Die Siedlung war verlassen. Kein Mensch weit und breit, nicht einmal die FBI-Leute waren zu sehen. Auch ihre Wagen waren verschwunden. Es war ihm niemand entgegengekommen auf der Fahrt zurück. Er suchte den Horizont ab und glaubte in weiter Ferne Staubwolken zu sehen. Hatten sie alle verhaftet? Die Siedlung geräumt? Was zum Teufel ging hier vor?
Da, eine Bewegung zwischen zwei Lehmhäusern. „Stehenbleiben!“ rief er und rannte los.
Es war ein Kind, kaum zehn, zwölf Jahre. „Was ist hier geschehen?“ brüllte er es an.
Es zeigte keine Angst, blinzelte Dunstan nur an, als frage es sich, ob er überhaupt wirklich war. Das Geschlecht des Kindes war nicht zu erraten.
„Wo sind die anderen? Wo sind die FBI-Männer?“
Das Kind zeigte in die Ferne. Die Richtung, in der er die Staubwolken gesehen hatte.
„Ich muss die Ältesten sprechen. Führe mich zu ihnen.“
Das Kind bewegte sich nicht. Er wollte es packen und schütteln, statt dessen kniete er sich hin, fast flehend. „Ich bin Thomas Dunstans Bruder. Kennst du ihn? Thomas Dunstan, er lebte auf einer Farm nicht weit weg.“
Das Kind nickte.
„Er wollte, dass ich mit den Ältesten spreche. Bitte, vertrau mir. Führe mich zu ihnen.“
Das Kind zuckte mit den Schultern und lief dann ohne weiteres Zögern los.
Es führte Dunstan zu einem der größeren Pueblos, kletterte mehrere Leitern hinauf und zwei wieder hinab in einen großen, völlig leeren Raum mit einem Loch in der Bodenmitte, aus dem ein Leiterende herausragte. Das Kind deutete darauf und rannte wieder weg.
„Hallo?“ rief Dunstan und spähte in die Dunkelheit. Es musste ein Kiva sein, ein zeremonieller Raum unter dem Pueblo, in den Fels gehauen. Es roch nach Rauch, leicht würzig. Er stieg herab.
Das Kiva war nicht tief, vielleicht zweieinhalb, drei Meter. Nach und nach schälten sich Konturen um den schwachen Lichtkreis heraus, der vom Loch in der Decke geworfen wurde. Verkohlte Überreste eines Feuers waren direkt unter der Leiter. Bei ihren streng geheimen Zeremonien zündeten sie wohl Feuer an, damit niemand mehr hinabsteigen konnte.
Er machte ein paar Schritte in die Finsternis und stieß dabei einen verkohlten Baumstumpf um, der mit sandigem Rascheln zerfiel.
Dunstan blieb stehen und wartete, bis sich die Augen an das spärliche Licht gewöhnten.
Da waren mehrere Baumstämme aufgestellt, etwa hüfthoch. Wie kniende, hölzerne Statuen. Er näherte sich einen Schritt. Ja, es waren Statuen.
Seine Hand begriff schneller als sein Verstand. Sie näherte sich einer der Figuren, strich sanft über einen kohlerauen Schädel, über eine bröckelnde Nase, über Löcher, in denen Augen verdampft waren. Der Kopf brach vom Rumpf und zerfiel zu Asche.

Über ein Gewirr von Leitern fand Dunstan den Weg hinaus. Kraftlos ging er zwischen Pueblos und Hütten umher. Niemand ließ sich mehr blicken. Niemand war mehr da.
Die Siedlung lag erhöht auf einem Mesa. Dunstans Schritte wandten sich der Sonne zu, er folgte ihrem Ruf bis zu einer Felsnase, deren Seiten steil nach unten abfiel. Dort ließ er sich zu Boden sinken und starrte in die Ferne und dann schließlich in die Sonne.
Er wusste nicht viel von der Religion der Indianer; nur das, was alle wussten. Dass sie ihre Riten nach strenger Tradition ausführten, um die Welt der Geister mit dieser Welt zu versöhnen. Um dann, wenn diese Welt unterging, in eine neue, bessere Welt gehen zu können.
Als seine Schreie unten im Kiva erstorben waren und die Tränen in den Augen getrocknet, da hatte er gesehen, was die Ältesten in ihren verkohlten Händen gehalten hatten und da endlich hatte er verstanden. Die Maiskolben, ihre jahrhundertealten Symbole des Lebens, waren unversehrt, kein bisschen verkohlt, das Grün darum noch frisch und feucht. Bei allem Gerede von Tradition und Naturverbundenheit hatten die Indianer vergessen, nach Garantien zu fragen. Die Welt der Geister hatte offensichtlich andere Pläne verfolgt.

Er, Dunstan, wollte von diesen Plänen nichts wissen. Was ging es ihn verdammt nochmal an? Beharrlich hielt sein Blick dem Brennen der Sonne stand, bis er nichts mehr sah.
Unter ihm wirbelte ein aufkommender Wind Staub auf. Irgendwann würde er sich wieder legen, und alles und jeden unter sich begraben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Thema der Saison 2012/2: "American Dreams, German Nightmares"

Wiegen inhaltliche Lücken weniger schwer, wenn man sich ihrer zu Anfang schon bekennt? Ich habe bewusst auf eine namentliche Festlegung des Stammes und einer Ortschaft verzichtet. Der eine oder andere mag Mythen und Rituale der Hopi erkennen, und doch träfe vieles andere auf diese überhaupt nicht zu. Also berufe ich mich auf dichterische Freiheit, auf Mythen, die bei den Natives, insbesondere bei den Pueblo-Indianern stammesübergreifend sind. Im Land von Winnetou und Bully Herbig möchte man mir das nachsehen. :D

 

Hallo,

Um dann im richtigen Moment zuzuschlagen.
Versuch mal den Text laut zu lesen, bis dahin. Vielleicht auch ein bisschen mit einer anderen Stimme, so einer „Horror“-Erzähler-Stimme. Ich garantiere dir, bei „zuzuschlagen“ wirst du hängen bleiben. Das spricht sich schon so komisch, zuzuschlagen, als wär’s eine andere Sprache.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie Billy auf die Rothäute zuging, schüchterne Gesten machte. Er sah sie zurückweichen, nur um in etwas größerer Entfernung wieder Aufstellung zu nehmen. Dieser verdammte Feigling hatte nicht den Mut, ihnen Beine zu machen. Oder Federn, in diesem Fall.
Er spuckte aus und erkannte erst dann, dass er es nicht hätte tun dürfen. Mit der Stiefelspitze wischte er die Spucke in den Sand. Etwas Blut floss in die entstehende Kuhle.
Hm. Wie sehr muss ich mich anstrengen, um das Bild zu sehen, das hier beschrieben wird. Rothäute? Das sind Geier, oder? Und was für eine Leiche liegt da? Und wer ist Billy und … hmpf. Diese Stilmittel „erlebte Rede“ und „Metapher“ und „Andeutung“ und den Leser nur Ausschnitte sehen zu lassen, das sind schon alles gute Dinge, aber wenn ich den ersten Absatz sechs Mal lesen muss, weil da steht: Sie sind wie Krähen nee Rothäute, ach nee doch nicht, Beine machen, Federn, verscheuchen ,Billy lustlos, Blut sickert, wie Steaks. Also pff …du willst doch bestimmt nicht ein komplexes metaphysiches Drama mit Entfremdungseffekten schreiben, wär’s nicht besser den Leser in den Text reinzulassen?
„Wie Billy auf die Rothäute zuging“ – da stellt sich der Leser Indianer vor. Dann denkt er aber: Krähen oder Geier? Haben Geier rote Haut? Oder sind’s doch Indianer? Hä? :)
Federn machen als Gag, weil Indianer Kopfschmuck aus Federn tragen? Aber die sind doch nicht an den Beinen. Mein Kopf tut weh nach dem ersten Absatz.

„Ich will wissen, woher die verdammte Presse diese verdammten Fotos herhat!“
Laut lesen.
woher – hat, nicht woher herhat

„Und weil sie’s nicht dürfen tun sie’s auch nicht? Blödsinn.“
Kommaregeln noch mal anschauen. Es sind zu wenige. So wie hier, ist es schon störend, weil man nach „dürfen“ sowohl eine Satzpause als auch eine Sinnpause macht. Man braucht da das Komma unbedingt.

„Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, dass Sie Ihr mickriges Gehalt etwas aufbessern wollen. Sie haben die Aufnahmen gemacht, Sie lassen sich dafür bezahlen, und Sie…“ hier erhob er unmerklich die Stimme „…stehen uns damit bei der Aufklärung im Wege.“
Kommaregeln bei den Inquitformeln auch noch mal angegucken, das kann man sich sehr gut bei fremder Leuten Texten abschauen,
„Ich sage was“, sagte er.

„Bruder“, sagte er.
Sehr subtil eingeführt, in welchem Verhältnis die zueinander stehen. :)

„Sie glauben es wegen des Mais.“
Ich fürchte, des Mais ist der Genetiv des Monats, nicht des Gemüses.
Sie glauben es wegen Maises. Oder? Wäre mal eine lustige Grammatikfrage.

Dunstan holte tief Luft. „Willst du eine Geschichte hören? Ihr Indianer liebt doch Geschichten. Also hör gut zu. Als Vater dich heimbrachte und zu mir sagte, ‚das ist dein kleiner Bruder, kümmer dich um ihn‘, da hab ich’s getan. Als du größer wurdest und nach deiner eigenen Mutter fragtest, haben wir dir erlaubt, deine Wurzeln zu studieren. Als ich dann in Flagstaff war und du diesen Indianer heimbrachtest als guten Kumpel, hat man dich gelassen. Als Vater euch im Bett erwischte und dich zum Teufel gejagt hat, da dachte ich, Herrgott, er ist alt genug, soll er mit seinem Indianer bei den Indianern glücklich werden. Und trotzdem hab ich dich unterstützt, wo’s ging. Und als du mich zu eurem ach so tollen und geheimen Ritual eingeladen hast, um mir zu zeigen, dass du eine echte Rothaut geworden bist, da bin ich gekommen, weil ich dachte, ich könnte stolz darauf sein. Aber dann…“
Sehr subtil! Das ist wirklich schlimm, man sollte sich das auf gar keinen Fall angewöhnen, Figuren zu einander sprechen zu lassen, wenn sie alles direkt zum Leser sagen.
Das schlimmste Beispiel ist immer CSI Miami, da sind zwei Mediziner um eine Leiche und der eine sagt: „Woran ist er gestorben?“ Und der andere: „Herzinfarkt.“ Und dann muss einer dem dummen Zuschauer erklären, was ein Herzinfarkt ist, und es fragt tatsächlich einer: „Dann hat sein Herz also aufgehört zu schlagen?“
Und hier erzählt ein Bruder dem anderen dessen Lebensgeschichte. Hallo? :)

Patty schielte ängstlich zu Dunstan. „Ja, seit gestern Nachmittag, als er vom Dienst kam. Ich habe gekocht. Wir hatten Schnitzel. Mit Nudeln.“
MÄÄÄÄÄÄC’N CHÄÄÄÄÄÄÄSE!
Ich weiß nicht, was das für ein Text ist. :)
Also … das sind so Versatzstücke aus Filmen und Criminal Minds und so, aber nur der langweilige Kram, fang doch mit dem Mord an, fang damit an, dass irgendeiner draufgeht, so fangen die Vorlagen doch auch an. Da wird bevor die Hauptfigur eingeführt wird, schon jemand zerstückelt.
Es ist irgendwie schwer, Atmosphäre zu erzeugen, wenn sich die ganze Zeit Leute über so Banalitäten unterhalten. Die Hauptfigur ist auch von Beginn an im selben Gang: Stumpfer Rassismus und „Böööööh FBI“. Da tut sich ja auch nix. Sehr eindimensionale Figur. Witzig sind die Sprüche auch alle nicht, ich weiß nicht, es ist echt viel Text, ohne das was passiert, oder?

Ja, der Text hat Probleme den Stoff, den er behandeln will, ansprechend darzustellen. Das liegt daran, dass die Handlung immer weit von der Action weg ist (zeitlich oder körperlich), dass die Figuren kein Identifikationspotential haben und dass alles arg künstlich wirkt, zu sehr auf Distanz.
Dann: Wenn man sich entschließt, einen Text vor allem mit wörtlicher Rede zu gestalten, sollte man sehen, dass die wörtliche Rede eine Stärke ist und nicht eine Schwäche, die Dialoge in dem Text sind … stark verbesserungswürdig. Die Dialoge treten auf der Stelle, wirken künstlich, eher an den Leser gerichtet, es wiederholt sich viel … ja, ich weiß nicht.

Die Struktur des Textes, die Szenenabfolge, find ich schon so wirr. Intro - Dialog, Dialog, Dialog, Dialog, Dialog, Dialog, Dialog – Action – Text zu Ende.
Weiß nicht, mal gucken, was die anderen dazu sagen, ich hab das Gefühl, du könntest das besser, wenn dir selbst klarer wäre, was du erzählen willst, oder wenn du eine größere Distanz zu dem Text hättest, einen klareren Blick auf ihn. Es reicht nicht eine Hauptfigur ständig fluchen zu lassen und schon hat man einen amerikanischen Helden. Man könnte aus dem Text hier so viel Dialogzeilen rausstreichen, es würde keinen Unterschied machen., Man könnte alle Figuren außer zwei völlig aus dem Text streichen, es würde nichts fehlen, glaube ich.

Weiß nicht, ist natürlich jetzt nicht so erbaulich, aber dranbleiben halt.

Gruß
Quinn

 

Hey Quinn,

ich hoffe, das Kopfweh ist abgeklungen? ;)

Und ohne Scheiß hatte ich gerade Kopfweh beim Überlegen, ob das monierte Wort "zuschlagen" wirklich so fremd im Deutschen ist. Liegt daran, dass ich gestern in einer dreisprachigen Runde saß und jetzt noch etwas zwischen den Sprachen hänge, man kennt das vielleicht.
Trotzdem bin ich mir fast sicher, dass man das im Deutschen so sagt: im richtigen Moment zuschlagen. Egal, das ist nicht der Hauptpunkt.

Dialoge in Erzählungen sind nicht meine Stärke, das gebe ich offen zu. Schade, dass es auch für dich so offensichtlich ist. Was auf der Bühne zwingend notwendig ist (Hintergründe in wörtliche Rede zu fassen) sollte in Erzählungen geschickter gelöst sein. Da legst du den Finger in eine offen klaffende Wunde. Ein Pflaster wäre mir lieber gewesen. :D
Und ja, die zitierte Stelle aus dem Dialog zwischen Dunstan und Thomas habe ich zweimal ziemlich lustlos und folglich umsonst umgearbeitet. Da muss ich definitiv nochmal drüber.

Ich verstehe die Kritik die einleitenden Sätze betreffend. Ich hätte es gerne so stehen lassen, als Hommage an ein paar modernere Erzählungen der Natives. Aber dann hätte ich die Gleichheit von Tier und Mensch durch die gesamte Story ziehen müssen; so wirkt es wohl zu verwirrend. Ich werde aus den Krähen wohl echte Menschen machen müssen. Oder andersrum. Mal sehen.

Zum Wort "Bruder": Wenn man (sehr oft) in den USA mit Bruder angesprochen wird (oder Bro' im Großstadtslang), muss man nicht die Verwandtschaftsverhältnisse überdenken. Das ist eine Sympathie-Bekundung, mehr nicht. Meiner Beobachtung nach wird das in Deutschland auch bald gebräuchlich.

Ja, der Genitiv von Mais ist "des Maises". Und da das in der wörtlichen Rede hierzulande keiner mehr sagt, suche ich nach was anderem.

Was du meinst mit "Ich weiß nicht, was das für ein Text ist." erschließt sich mir aus dem Kontext nicht.

Mit den übrigen Kritikpunkten kann ich dann leider nicht mehr viel anfangen. Dialoge waren klar, soweit völlig zurecht Salz in die Wunde.
Vorschläge dazu waren: witziger? Das sollte nicht dein Ernst sein. Weniger Banalitäten? Das behalte ich im Hinterkopf, wenn ich drüber geh, spontan hätte ich gesagt, dass es immer um die Morde, nie ums Wetter geht.
Auch den Kritikpunkt an der Struktur kann ich wenig nachvollziehen. Alles ist streng chronologisch, die Perspektive bleibt immer fokussiert. Dein Vorschlag, anders anzufangen, hieße, die Fokussierung aufzugeben. Das risse den Text in weitester Form meiner Meinung nach völlig auseinander.

Schade, wenn Dunstan für dich eindimensional bleibt. Nur sind die Flüche, der geäußerte Rassismus authentisch. Da habe ich ein existierendes Vorbild, seine Stimme hatte ich beim Schreiben immer im Ohr.

Und folgendes sage ich breit grinsend: Du sprichst von Versatzstücken und Vorlagen aus Film und Serie. Für mich ist das ein harter Schlag: ich bin derjenige, der ständig darauf beharrt, dass Literatur sich wieder vom Visuellen entfernen muss, will sie nicht noch weiter verflachen. Nichts gegen Kopfkino im altherkömmlichen Sinn, aber dem Leser Popcorn-und Actionkino in Buchstaben zu liefern, darf nicht mehr das Ziel sein. Und dann sagst du, ich mache genau das. Nein, eigentlich sagst du, ich sollte es mehr so machen, sonst wird's langweilig. Hm, da ziehe ich doch auch meine eigenen Schlüsse, wohl wissend, dass die Wahrheit wie so gern dazwischen liegt. ;)
Aber ich will hier keine Diskussion zum Thema entfachen. Das darf jeder so sehen, wie er will.

Und auch wenn ich manchen deiner Punkte nicht berücksichtigen kann und werde, sage ich dankeschön für die Auseinandersetzung mit dem Text. Und keine Sorge, dranbleiben ist Ehrensache! :)

Schöne Osterfeiertage noch!


Pit

 
Zuletzt bearbeitet:

H
Und folgendes sage ich breit grinsend: Du sprichst von Versatzstücken und Vorlagen aus Film und Serie. Für mich ist das ein harter Schlag: ich bin derjenige, der ständig darauf beharrt, dass Literatur sich wieder vom Visuellen entfernen muss, will sie nicht noch weiter verflachen. Nichts gegen Kopfkino im altherkömmlichen Sinn, aber dem Leser Popcorn-und Actionkino in Buchstaben zu liefern, darf nicht mehr das Ziel sein. Und dann sagst du, ich mache genau das. Nein, eigentlich sagst du, ich sollte es mehr so machen, sonst wird's langweilig. Hm, da ziehe ich doch auch meine eigenen Schlüsse, wohl wissend, dass die Wahrheit wie so gern dazwischen liegt. ;)
Nur dazu kurz: Ich dachte du hättest das mit dem Text versucht und bist gescheitert einfach.
Also für mich waren grade die Hauptfigur und das Umfeld, in dem er sich bewegt, so eine Karikatur, dass sie überhaupt nur in so einer "lustigen, etwas trashigen Horrorsache" möglich ist. Wenn du jetzt sagst, dass du den Text tatsächlich ernst gemeint hast und darauf beharrst, dass sich Literatur hier vom Visuellen lösen soll ... dann puh, damit hab ich nicht gerechnet.

Das sagt mir der Text auch an keiner Stelle. Du sagst ja selbst mehr oder weniger, dass dich die Dialoge zum Teil selbst gelangweilt haben. Und das merkt man dem Text böse an. Also für mich war die Geschichte ein Fehlschlag, Unterhaltungs-Horror zu produzieren, wenn du da eine Agenda hast, dich vom Visuellen zu lösen, dann viel Glück damit. Da würde ich aber ganz andere Plots anstreben und eine andere Sprachebene, also nur zu sagen: ich will mich vom Visuellen lösen, reicht noch nicht, dann muss man auch etwas neues hinsetzen, und das ist in der Geschichte nicht zu finden.

Wenn du den Text wirklich ernst gemeint hast, dann ... puh. Das macht mich bisschen sprachlos. Da solltest du noch mal richtig drüber gehen und am besten ganz von vorne anfangen.

Also das Ziel dem Leser Kopfkino zu verschaffen ist ja nicht nur eine Agenda-Sache, sondern auch ein Qualitätsmerkmal. Wenn man das mal geschafft hat, kann man immer noch sagen: Das mach ich nicht mehr, aber eieiei, also "das darf nicht mehr das Ziel sein" (wenn hier die allermeisten nicht mal das hinbekommen) - starker Tobak, hier in dem Umfeld. Weiß nicht, ich hab noch keine Geschichte von dir sonst gelesen, aber das ist schon mal eine Ansage. Wenn du das qualitativ hinter dir gelassen hat, dann Hut ab.

P.S.: Zuschlagen ist völlig okay: Zuzuschlagen, darum ging's.

 

Au Backe, jetzt bin ich sprachlos. Lustig trashig? Wenn das in irgendeiner Weise rüberkommen sollte, hab ich echt versagt.

 

Hi Pit!

Mich lässt deine Geschichte ziemlich ratlos zurück. Ich kapier nicht, was da passiert. Die Morde gehen auf das Konto von Soyoko, einer mythologischen Kreatur der Indianer, und es geht in diesem Reservat los, passiert dann aber überall? Und die Ältesten dieses Stammes sind verbrannt, der Mais in ihren Händen aber nicht? Und dann geht die Welt unter, und das hängt irgendwie alles zusammen? Hä? Und was bedeutet eigentlich der Titel? :confused:
Ich weiß nicht viel über indianische Mythologie, und auch Google hat mir nicht weitergeholfen. Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber mir kommt es so vor, als ob die Geschichte nur mit Insiderwissen verständlich ist. Dichterische Freiheit und so ist alles okay, aber ich würde trotzdem gerne verstehen, worum es geht.

Den Eindruck, dass die Geschichte insgesamt lustig oder trashig gedacht war, hatte ich nicht, aber es gibt gerade am Anfang schon ein paar Sachen, die ich als verunglückte Gags empfinde, zum Beispiel das mit dem "Federn machen". Und die Figur dieses fluchenden, rassistischen Sherriffs der sich mit dem FBI zofft ist irgendwie schon ziemlich nah an einer Parodie.

Sprachlich finde ich die Geschichte in Ordnung, also ich konnte sie lesen ohne irgendwo hängenzubleiben, aber ich hatte am Ende eben keine Ahnung, was da eigentlich abgeht, und das ist irgendwie frustrierend.

Grüße von Perdita

 

Hallo Pit

Wie sie herumstanden, hätten es Krähen sein können, mit ihren langen, wehenden Haaren und dem stoischen Blick mit diesem versteckten Glitzern.

Finde den Einstieg unglücklich - Krähen haben ja keine Haare, also hier besser den Blick nach vorne schieben und die Haare weglassen.

Gemessen an der Menge um ihn herum, hätte er keinen Tropfen mehr haben dürfen. Davon ganz abgesehen, dass es längst hätte geronnen sein müssen.

Das muss kürzer, knackiger formuliert sein. Dieses "hätte ... haben dürfen ... hätte ... sein müssen" ist so umständlich.

Jetzt, im diffusen Licht der untergehenden Sonne, sah es aus wie ein paar blutige Steaks, die man auf einem Teller zusammengeschoben hatte.

"diffuses Licht der untergehenden Sonne" klingt auch nach etwas, das man schon 1000mal gelesen hat. Ich weiss, dass es schwer ist, neue Formulierungen zu kreieren, aber in dem Fall würde ich das "diffus" einfach rausstreichen. "Untergehend" sagt ja schon genug.

Worauf bezieht sich eigentlich das "es" in diesem Satz? Davor werden ja Löcher erwähnt, also evtl. besser "sie"? Oder meinst du den Körper? Dann "er", oder direkt schreiben "sah sein Körper aus ...".

Grundsätzlich habe ich Mühe, den Horror in der Geschichte zu finden, für mich ist das eher eine Art Krimi mit eingestreuten Fantasy-Elementen. Ausgedruckt werden das erste Mal auf Seite 4 (von 8) Geister erwähnt, aber eben halt auch nur erwähnt. Dann kommen wieder paar Seiten reine Krimi-Elemente (Tote, Verhöre, Verdächtigungen, Motive), bis auf den letzten 1,5 Seiten die Rede ist von vielen Toten in den gesamten Staaten und dann eben das Finale bei den Indianern. Ich muss Perdita Recht geben, ich hatte auch Mühe, das ganze richtig einzuordnen. Hab auch immer wieder Google und Wikipedia bemüht, geholfen hats nicht so viel. Die Auflösung kommt mir am Ende ein bisschen arg knapp daher, ich hab das Gefühl, hier liegt eine Erklärung verborgen:

Bei allem Gerede von Tradition und Naturverbundenheit hatten die Indianer vergessen, nach Garantien zu fragen. Die Welt der Geister hatte offensichtlich andere Pläne verfolgt.

Aber das auf zwei kurze Sätze zusammenzufassen? Weiss nicht, da verlangst du schon einiges. Sind jetzt irgendwie diese Indianer-Geister freigekommen und bringen überall Leute um? Das wäre schon ein interessanter Aspekt, aber den erzählst du ja gar nicht in der Geschichte, denn der Prot. sagt ja immer: Interessiert mich nicht, geht mich nichts an, ist deren Sache. Und ausschliesslich aus seiner Sicht ist die Geschichte geschrieben, also steht man als Leser irgendwie immer daneben. Die Hauptfigur sollte da mehr in die Thematik der Geschichte involviert sein.

Beim Lesen kam es mir nicht so vor, dass die Dialoge deine grosse Schwäche wären, ich glaube sogar du kannst gute Dialoge schreiben, aber hier machst du einen grossen Fehler: Du packst sie voller Klischees. Komm schon, diese Streitereien zwischen dem Cop (oder Sheriff) und dem FBI-Typen, das gibt es nun doch wirklich in jedem 2. Film und Roman des Krimi-Genres. Das hat doch wirklich einen ellenlangen Bart, warum greifst du auf sowas zurück? Und sogar die Donuts finden Erwähnung :) und das bei einem TdS, in dem es doch ausdrücklich heisst:

Soll heißen, es ist die allergrößte Mühe gefragt, Klischees aus Filmen und Fernsehserien zu vermeiden.

Die Thematik hat ihren Reiz, Indianer und Geister und so, dann bringst du diesen Bruder-Konflikt da mit rein, generell die Probleme zwischen den Indianern in den Reservaten und der Bevölkerung ausserhalb, da schwingen wirklich interessante Aspekte mit, was das angeht, hast du den Nerv des TdS sehr gut getroffen. Aber statt da einzutauchen, diese auszuarbeiten, klingen sie nur an, werden überschüttet von belanglosen Dialogen und dieser FBI-Figur ... also ich weiss nicht, ich find den Typen so daneben, der trampelt so unpassend durch die Geschichte, da würde ich echt überlegen, den ganz rauszunehmen.
Das, und eben ein ausführlicheres Finale (vielleicht auch mal überlegen, wie man da Spannung reinbringen kann - es ist nicht schlecht geschrieben, aber auch nicht gerade so, dass man schnell nach unten scrollt und unbedingt wissen will, wie es weitergeht), und das gäbe wirklich eine tolle Geschichte, glaube ich. Potential ist auf jeden Fall da.

Was mir sonst noch am Text aufgefallen ist:

„Was wissen Sie davon?“ Der Agent Lloyd wies auf die Zeitung.

Ohne "Der".

„Was willst du!“

Hier sollte doch ein Fragezeichen hin.

Wer sonst sollte auf so eine Idee kommen eine Rothaut?“

Komma nach "kommen". Oder Punkt.

„Kommen Sie schon, Dunstan. Bisher waren die Opfer Leute, die längst nicht mehr hier lebten, die mit den Stammesbräuchen nichts mehr am Hut hatten. Das hat den Killer gestört, deshalb hat er sie bestraft. Ihr Bruder lebte hier und folgte den Traditionen. Mir fehlte ein Motiv. Ich denke, wir haben es jetzt.“

Diese Schlussfolgerung finde ich extrem seltsam. Da werden fünf Typen ermordet, und der Agent reimt sich ein - ziemlich weit hergeholtes - Motiv zusammen. Jetzt wird der sechste Typ ermordet, der nicht mehr ins Schema passt, also nimmt er als neues Motiv einfach eines an, das nur auf den Sechsten, aber nicht mehr auf die anderen Fünf passt (Homosexualität in dem Fall). Ist das das Vorgehen eines FBI-Agents?

Er stand auf und beugte sich über den Tisch. „Wer ist es? Wer verkörpert dieses Ding bei den Zeremonien?“
„Ich.“
Dunstan und Lloyd wechselten einen Blick. Es war kein Triumph, sie beide ahnten es. „Sie sind damit verhaftet“, seufzte Lloyd schließlich und kramte nach dem Zettel, um ihm die Rechte vorzulesen.

Hier auch - warum wird aus einem blossen Tatverdacht plötzlich die Verhaftung, nur weil er bei irgendwelchen Zeremonien irgendwen darstellt? Die "rationalen" Komponenten in der Geschichte - der Sheriff, das FBI - gehen mir hier zu wenig rational vor.

So wurde bei allen fraglichen Opfern ein massiver Blutverlust und eine besondere Form der Wunden beobachtet.

"fraglichen" finde ich hier nicht passend, viell. besser "mutmasslichen"? Aber eigentlich kann man das auch weglassen, denn Opfer sind es ja so oder so.

Er stieg herab.

Ein Klassiker: hinab.

Viele Grüsse.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Perdita und Schwups, den ich irgendwie übersehen habe!

Nur kurz, der Osterbraten ruft.
Es wäre ein leichtes zu sagen, der Protagonist kennt die Zusammenhänge ja auch nicht und wird dennoch mit ihnen konfrontiert. Das macht ja auch einen Teil der Bedrohung aus.
Trotzdem werde ich in der Überarbeitung ein klein wenig mehr erklären. Auch wenn die Dialoge damit noch länger, langweiliger, erklärender werden. Letztlich sind Dialoge dazu auch da.
"Lolamai" wird dann auch als Grußwort eingeführt, ohne dass auf die Bedeutung eingegangen wird, die mir dann doch wieder zum Strick gedreht würde. Offiziell heißt es "alles ist schön". Passt nicht zum Inhalt? "Brave New World" auch nicht.

Dunstan wird in Sachen Rassismus entschärft. Vielleicht gelingt es mir, ihm ein klein wenig mehr Tiefe zu geben. Solltet ihr mal im mittleren Westen mit Staatsbehörden zu tun haben, erinnert euch bitte an das "Parodistische" in der Geschichte. ;)

Jetzt aber ruft ein Reh. Ja, ich kann mit Tieren sprechen. Es sagt: Iss mich! Iss mich! :D

Schönen Ostermontag noch!

Pit


Edit:Hi Schwups!

Auch dir vielen Dank für deine Einschätzung und die hilfreichen Hinweise!
Der Anfang wird auf jeden Fall überarbeitet, und insgesamt werde ich Agent Lloyd auch etwas zurücknehmen. Dunstan kann bzw. will ich nicht mehr in die Thematik einbinden. Er soll zufällig reinschlittern, eben mit dieser "geht mich nix an"-Haltung. Muss nicht gefallen, ich mag's halt so.
Hmm, und Donuts werden zu Low-Fat-Muffins. Weniger Klischee? Weiß nicht. :D

Der Horror in der Geschichte? Da wird auch jeder andere Vorstellungen von Horror haben. So wäre die Geschichte mit mehr Blut und einem durchgeknallten Psycho als Killer in den Augen vieler mehr "krasser Horror", ganz ohne übernatürliche Elemente. Ich mag's, wie es ist. Hauptsache, die Intention wird nicht falsch verstanden. ;)

Wenn hier von "Geistern" die Rede ist, sind das natürlich keine Geister, wie man sie hierzulande kennen mag. Die Spirits der Natives sollte man mittlerweile wohl wirklich besser als "Seelen" bezeichnen. Oder auch als "Idee" im griechischen Sinne.

Zum Hintergrund in Sachen Mythologie der Natives (ich will die Hopi nicht beim Namen nennen, weil das meiste zwar auf sie zutrifft, manches aber halt nicht, die örtliche Gegebenheit zum Beispiel) werde ich zwar ein, zwei Worte Thomas' Freund in den Mund legen. Aber letztlich muss der Leser auch nicht mehr wissen als Dunstan. Wollte ich die überaus komplexe Kultur der Hopi näher beschreiben wollen, wird die Geschichte aus allen Nähten platzen. Aber wie gesagt, es wird ein klein wenig mehr erklärt.

Jedenfalls Danke für die Details, die Anregungen und den Zuspruch! ;)

Pit

 

Hallo Pit,

Deine Geschichte hat viel Potential (sehr gut), du scheinst viel recherchiert zu haben (volle Punktzahl!), auch sprachlich finde ich sie passabel (auch die dialoge) - aber: sie ist für den leser nur schwer verdaulich. ich für meinen teil möchte mich beim lesen nicht unnötig anstrengen müssen. obwohl ich auch anspruchsvolle unterhaltung mag.

anspruchsvoll und leicht lesbar sind keine gegensätze. ich möchte einen text mehrfach lesen, wenn er mir sehr gut gefällt und nicht, weil es der autor versäumt hat, die dinge klar darzustellen.

ein hauptmanko dieses textes ist für mich, dass er dialoglastig ist, ohne dass ich die akteure vor mir sehen kann. das visuelle ist für mich in kurzgeschichten ein wichtiges kriterium. > was daraus folgt: bitte mehr beschreibung, bitte mehr details. und zwar nicht einfach viele details, sondern wenige, treffende, pointierte details.

trotz aller kritik würde ich dich ermutigen, die geschichte unbedingt noch einmal zu überarbeiten, was du ohnehin schon vorhast. vieles ist gut. allerdings könnten die personen mehr charakterisiert werden. gerade in verbindung mit dem dialog.

im contest thema des monats würde ich dir übrigens den zweiten platz einräumen, weil für mich die geschichte sehr viel potential hat.

schöne grüße petdays

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom