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Live for nothing, or die for something

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15.07.2013
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Live for nothing, or die for something

Erbarmungslos brannte die Sonne auf die versengte Erde. Die Steine glühten und schienen zu schmelzen in der flimmernden Luft. Alles Lebendige verkroch oder vergrub sich von den geißelnden Strahlen und wartete auf die Erlösung der Nacht. Alles, nur die Menschen nicht. Sie, mit Sturmgewehren in den Händen und von Mordlust gepackt, ließen die Motoren ihrer Pick-ups laufen, sprangen auf und brausten dem Gebirge entgegen, das wie eine Festung mitten aus der Ebene herausragte. Das Dorf, das hinter ihnen geplündert und zerstört zurück blieb, war menschenleer gewesen. Die Bewohner geflohen, die Ungläubigen, die Teufelsanbeter, die es zu vernichten galt, denn so wollte es ihr Gott, der Gott der Pick-up Fahrer, der einzig wahre. Ein Häuflein musste es sein, schlecht bewaffnet, alte Männer, Frauen, Kinder und, junge, hübsche Mädchen. Ein Geschenk vom Allmächtigen selbst. Die Gotteskrieger grinsten breit und zwinkerten einander zu. „Die können nicht weit sein“, grölten sie, „die kriegen wir!“

Günter Heldenstein lag unter dem Tarnnetzt und betrachtete durch das Zielfernrohr seines Dragunow-Scharfschützengewehrs, die auf das schmale Tal zurasende Kolonne. Er verstand sein Handwerk und hatte seine Position gut gewählt. Die Piste, die auf dem Hang ihm gegenüber sich in die Höhe schraubte, konnte er gut überblicken. Ein Weg, um sich abzusetzen war auch da, nur wusste Günter, dass er den nicht nehmen darf. Noch nicht, denn die Menschen aus dem Dorf brauchten mehr Zeit. Er musste, die Verfolger aufhalten, er und sein Gewehr.

Die Entfernung betrug noch 1,5 Kilometer, genug Zeit um zurückzublicken: Günter Heldenstein war 18 als er ausriss. Nach Frankreich in die Fremdlegion. Er suchte das Abenteuer, die Härte. Ja, er wollte beweisen, dass er mehr konnte als an Mofas schrauben, Bier saufen und Mädchen anbaggern. Er wollte raus, ein Mann werden, ein richtiger Mann!

Der Anfang in der Legion war holprig gewesen. Niemand glaubte an ihm. Die Zeit der Deutschen sei vorbei, hatte ein Ausbilder immer wieder ihm zugebrüllt. Schwach seien sie geworden, schwach wie Weiber. Aber Günter bestand. Er wurde Fallschirmjäger, eine Elite. Er war stolz auf sich, zum ersten Mal in seinem Leben stolz!

Nach 5 Jahren kehrte er in seine beschauliche badische Heimat zurück. Alles glatt, alles sauber. Günter widerte es an aber er versuchte sich anzupassen: Fand einen Job, gut bezahlt von 8 bis 5, besorgte sich Kumpels für die Bierrunden und ein Mädchen für das Bett. Dann wurde es schwanger, Hochzeit musste her, „wie es sich gehört“, hatte es gesagt und ihn lange angeschaut. Er stimmte zu und fragte sich, ob dies noch sein Leben war. Doch das war es. Es zog ihn mit und nach und nach hörte Günter auf zu zappeln. Behaglich verfloss die Zeit. Söhnchen David wurde geboren und wuchs heran. Stolz führte Günter ihn in den Kindergarten. Stolz bastelte er mit David eine Laterne für Martinsumzug und eine Krippe für das Weihnachtsfest.

Die Jahre rannen davon. Nur manchmal träumte Günter noch von der Legion, von den Bergen Korsikas, von den Urwäldern Guyanas, vom Saharasand, von Dreck und Müdigkeit, von Kämpfen und Siegen. Aber dann wachte er auf und machte weiter wie bisher. Nur die Sehnsucht nach Stolz kratzte noch ein wenig in seiner Seele und machte ihn für ein paar Tage unausstehlich. „Hast wohl deine Tage, was?“, fragte die Frau und fügte noch hinzu, „aber erzähl David bloß nicht von deinen Kriegsspielchen, klar?“ Günter nickte.

Plötzlich änderte sich die Welt, die Mauer fiel, die Staaten zerfielen, neue wurden ausgerufen und die Brüder von gestern gingen einander an die Gurgel. Günters Arbeitskollege, der stille und fleißige Jugo Miro flüsterte ihm eines Tages in der Kantine zu, dass er zurück nach Kroatien, in den Krieg, gehen will. „Aber deine Familie?“, fragte Günter. Miro zuckte die Achseln, „Naja“, brummte er, „die Kinder sind versorgt und eines Tages werden sie es verstehen und stolz auf ihren Papa sein. Außerdem, wer sagt es denn, dass ich mich da von diesen Serbenschweinen abknallen lasse?“

„Und, die Sabine?“, hakte Günter nach aber Miro schüttelte nur den Kopf. „Die Sabine“, wiederholte er und machte eine wegwerfende Handbewegung, „die kommt ohne mich klar. Jede Wette. Aber lassen wir die Weiber, Günter. Was ich dich fragen wollte ist … ich meine, wozu sind Männer überhaupt da?“ Die Frage brach aus Miro heraus, „ich meine ohne diesen Frauenquatsch und so. Doch um zu kämpfen oder? Um das eigene Land und so, oder?“, fragte er und sah Günter an. „Siehst du! Und deshalb gehe ich hin! Genau deshalb!“

Miro ging und fiel bei seinem ersten Gefecht bei Vukovar. Seine Frau, die Sabine, trauerte nicht lange und kam bald mit einem Serben zusammen. Dies war das Gesprächsthema in der Kantine. Günter hörte zu und fragte sich, was er noch hier sollte. Hier, in der Kantine, im Werk, im Bett, am Tisch an den sauberen Straßen, zwischen all den polierten Gesichtern und leerquatschenden Mäulern. Wer braucht ihn hier? Etwa sein Sohn? Günter schaute zurück auf sein Leben und sah nur die Legion. Er schaute nach vorn und sah den Tod, wahrscheinlich im Krankenbett oder auf dem Klo in irgendeinem vom Sohn ausgewähltem Altenheim.

Strohtod hatten es die Germanen genannt, für sie die schlimmste Schande, die einem Mann passieren konnte. Als Günter das gelesen hatte, verstand er, dass er nun wieder zum Leben kommen musste, bevor es zu spät war. Noch am gleichen Abend rief er seinen alten Kameraden Jean in Paris an und fragte, ob er ihm helfen könne. „Klar“, sagte Jean, „wo willst du hin, Günter?“

„In den Dreck, Jean.“

„So schlimm? Naja, in Kroatien, da geht es ab. Ein paar von uns sind schon da. Allerdings, kein großes Geschäft, weißt du?“

„Scheiß darauf!“

„Ok, wie du willst. Hier, die Nummer …“

So ging Günter in den Krieg. Er kämpfte in Kroatien, Kolumbien, Kongo und Irak. Seine Fertigkeiten wurden gefragt und auch gut bezahlt. Längst hätte er sich zur Ruhe setzten können. Hätte ein Landhäuschen haben können und ein hübsches Mädchen noch dazu. Aber Günter Heldenstein suchte mehr, er suchte einen gerechten Krieg und fand ihn bei den Kurden.

Noch 800 Meter. Vielleicht sollte ich, wenn das hier vorbei ist, mal nach Deutschland reisen, dachte Günter und nahm den ersten Pick-up ins Visier. Im nächsten Jahr? Da wird David dreißig. Wie ist er so geworden, mein Sohn? Ist er ein Mann? Ein richtiger Mann?

Günter schloss kurz die Augen. Diese Fragen verwirrten ihn. Keine Zeit dazu jetzt, sagte er sich, keine Zeit …

David Heldenstein trug einen anderen Namen. Als er achtzehn war, nahm er, zur Freude seiner Mutter, den Nachnamen seines Stiefvaters an und hieß von da an, Herr Meier. David fand den Nachnamen Meier zwar auch blöd, aber besser als dieses komische “Heldenstein“, war es schon. Ein Name wie eine Burg und außerdem; Held? Er war kein Held und wollte auch keiner sein. David wollte erst ein Fahrrad, dann ein Mofa und mit 18 einen tiefergelegten VW Golf, um die geilsten Mädchen abzuschleppen. Er bekam das alles, denn das Geld war nie ein Problem gewesen, obwohl seine Mutter nie Arbeiten ging. Als David mal danach fragte, erzählte Mutter knapp von irgendwelchem Erbe von irgendwelchem Onkel. David hakte nicht nach, warum auch?

Sein Vater jedenfalls war ein Feigling und ein Verlierer gewesen, das wusste er und das wiederholte die Mutter jedes Mal. Sein Stiefvater dagegen, der letzte, der Herr Meier, war nett, ansonsten hatte er ihn in Ruhe gelassen.

In der Schule war David nicht der Bringer, schaffte aber gerade noch das Abi. Nach seinem Zivildienst ging er studieren. Das Uni Leben gefiel David gut und er verpasste nichts.

Nach dem Studium dachte er, dass es jetzt an der Zeit wäre, die Welt kennenzulernen. Also kaufte sich David ein Round the World Ticket. Pflichtbewusst absolvierte er auf seiner Reise das Programm der Millionen Individualisten: Er besuchte Bog Apple, Golden Gate und Hollywood, tauchte am Great Barrier Reef, bestieg einen Vulkan auf Neu Seeland, lernte Surfen auf Bali und feierte mit billigen, einheimischen Mädchen in Thailand.

Nach einem Jahr kehrte er zurück, reich an Erfahrungen und in englischer Sprache sehr gewandt. Besonders Fluchen, konnte er wie ein native Speaker.

Nun dachte David, es wäre an der Zeit, sich dem Ernst des Lebens zuzuwenden. Also setzte er sich hin und tippte seine Bewerbungen. Nach einigen hin und her, bekam er eine Stelle in einer Firma, deren Name allein schon alle neidisch machte. Der Job war sicher und die Rente konnte kommen.

Nun dachte David, fehlt mir noch die richtige Frau. Er machte sich auf die Suche, schüchtern war er nie und nach einigen abgebrochenen Probeläufen, fand David sein gutes Stück. Es hieß Paula war hübsch anzusehen, hatte studiert und konnte klug daher reden.

Nun wäre es an der Zeit ein Häuschen zu bauen, entschied sich David und Paula hatte nichts dagegen. Also ein Häuschen wie aus dem Katalog, weiß und groß mit zwei Kinderzimmern und Terrasse. Nach einigem hin und her fanden die Beiden das Grundstück im Neubaugebiet in der Nähe und konnten loslegen.

David gefiel die Zeit ganz vortrefflich. Er liebte es den Bauherren zu spielen. Da und dort den rumänischen Hilfsarbeitern Kommandos zu geben, ihnen mit Ausdruck der unendlichen Güte das Geld in bar auszuzahlen, wobei er manchmal sogar ein saftiges Trinkgeld draufpackte. Kurz, er war gern Bauherr. Dabei vergaß er auch nicht seine anderen Pflichten. Er war engagiert; in der freiwilligen Feuerwehr und im Fußballklub der Firma.

Auch ein Kind kam nach Plan, als das Haus fertig war, gebar Paula per Kaiserschnitt einen Jungen, den sie unbedingt Liam nennen wollte. David hatte nichts dagegen gehabt. „Das Ganze“, erzählte er allen, „war echt mega stressig gewesen!“ Die Beiden beschlossen mit Nummer zwei noch ein bisschen zu warten.

Die Zeit verging. Stolz schob David jeden Sonntag seinen teuren Buggy durch die sauberen Straßen der Neubausiedlung. Er war zufrieden mit sich und hatte keine Wünsche mehr. Sein Haus war groß, sein Auto schick, sein Rasen top und die Blicke der Nachbar voller Anerkennung. Nur manchmal, nachts im Bett, überfiel ihn plötzlich die eine Angst, dass er das alles verlieren könnte. Dann lag er wach da und überlegte, ob er vielleicht etwas falsch gemacht hätte, aber da war nichts, sein Chef war zufrieden und die Kollegen sowie Freunde auch. Keine Veränderung war zu erwarten. Beruhigt schlief er wieder ein.

Eines frühen Herbstabends aber, da hielt ein Auto vor seinem Haus. Zwei Männer stiegen aus. Elegant gekleidet, groß, einer mit einem Diplomatenkoffer in den Händen. David sah sie in der Kamera kommen. Es klingelte. „Mach nicht auf!“ keuchte Paula und krallte sich an seinem Oberarm fest.

„Jetzt komm mal runter!“, schnauzte er sie an und nahm den Hörer der Sprechanlage ab:

„Hallo?“

„Herr Meier?“

„Ja, bitte?“

„Entschuldigen Sie bitte Herr Meier, aber es geht um Ihren Vater Herrn Günter Heldenstein. Es ist persönlich. Dürfen wir kurz reinkommen?“

David zögerte: Der Akzent, das ganze Auftreten, wie in einem beschissenen Mafiafilm, dachte er, aber was haben diese Typen denn mit meinem Erzeuger zu tun? Und, der Diplomatenkoffer? David sah Paulas weit aufgerissenen Augen und rief so fröhlich als wäre alles nur ein Scherz: „Bleib locker Pauli! Wir sind doch mitten in fucking Deutschland. Was soll da schon passieren, na?“

„Ohne mich!“, sagte Paula und verschwand hinter einer Tür.

Die beiden Männer traten mit vorsichtigeren Schritten ein, entschuldigten sich erneut für die Störung und reichten David die Hände zur Begrüßung und stellten sich jeweils als Vertreter der kurdischen sowie jesidischen Gemeinde vor. Dies sowie all die Gesten der Ehrerbietung der Männer verunsicherten und schmeichelten David gleichzeitig. Stotternd und mit Armen fuchtelnd bat er die Männer, ins Wohnzimmer zu gehen.

„Bitte, meine Herren, nehmen Sie Platz“, hörte David sich sagen und zeigte auf das Sofa. Die Männer setzten sich.

„Was zu trinken?“, fragte er, um Lockerheit bemüht. Die Männer lehnten ab.

„Naja“, mummelte David als gelte es nun eine schwere Matheaufgabe zu lösen und nahm den beiden gegenüber Platz.

Ein paar Sekunden vergingen. Dann räusperte sich der ältere der Beiden: „Herr Meier“, fing er an, „wir sind zu Ihnen gekommen, um leider Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Vater Herr Günter Heldenstein am 26 August dieses Jahres im Kampf gegen den IS in Nordirak gefallen ist.“

„Mein Vater ... bitte was? Gefallen?“ Davids Stirn kräuselte sich. Das Ganze machte für ihn keinen Sinn. Also er verstand die Worte aber... Wie im Film, dachte er und fragte noch einmal erstaunt: „Gefallen?“

„Ja“, bestätigte diesmal der Jüngere und die Männer erhoben sich von ihrem Platz.

„Sie wissen es wohl nicht Herr Meier aber Ihr Vater war ein Kämpfer für die Freiheit des kurdischen Volkes. Er war ein Held! Bei seinem letzten Einsatz rettete er hunderte Menschenleben. Sie können stolz auf Ihren Vater sein!

Hier, in diesem Koffer sind ein paar Sachen, die Sie haben müssen Herr Meier. Und, erlauben Sie uns, in Namen der beiden Völker, Ihnen unser tiefstes Beileid auszusprechen. In zwei Tagen finden in allen kurdischen und...“Ein Kinderschrei unterbrach die Rede des Mannes, eine Tür knallte irgendwo im Haus zu, eine Frauenstimme schrie auf. David zuckte die Achseln. „Frau“, stammelte er entschuldigend „das Kind ist noch klein. Wissen Sie?“ Die Männer sahen sich an, dann fuhr der Unterbrochene fort: „und jesidischen Gemeinden die Trauerveranstaltungen für Ihren Vater statt. Selbstverständlich sind Sie und, Ihre Familie herzlich Eingeladen. Es wird uns und eine Ehre sein. Sie brauchen sich dann um nichts zu kümmern, Sie müssen nur diese Nummer anrufen.“ Der Mann übergab David eine Visitenkarte. „So, wir gehen jetzt. Möge Friede mit Ihnen und Ihrer Familie sein Herr Meier. Wir alle werden für Ihren Vater beten. Er war ein Held, seien Sie stolz auf ihn. Auf Wiedersehen, Herr Meier!“

Mit diesen Worten verließen die Männer das Haus und ließen den ratlosen Hausherren allein auf der Flur. David brauchte ein paar Augenblicke. Das Ganze war to much, für sein Gehirn. Immer noch benommen trottete er mit dem Diplomatenkoffer in der Hand zurück ins Wohnzimmer. Paula empfing ihn da, mit Liam auf den Arm und einem schiefen Grinsen auf den Lippen.

„Held was?“, fragte sie

„Ach, hör doch auf!“

„Und, machst du das Köfferchen auf?“

„Warum nicht?“

„Naja, wer weiß …“

David winkte ab und ließ sich mit einem Seufzer in den Sessel fallen. Den Koffer legte er auf den Couchtisch. Er zögerte einen Moment auch Paula schlug das Herz bis zum Halse. Die Verschlüsse sprangen auf, David hob den Deckel an, griff hinein und holte eine Mappe raus, sonst nichts. David durchsuchte noch die kleinen Taschen fand aber nichts, schließlich öffnete er die Mappe: Oben drauf lag ein Portraitfoto, Mein Vater, erkannte David, legte das Foto ab und blätterte weiter. Auch Paula hatte inzwischen den Kleinen spielen lassen und sah David über die Schulter. Listen kamen zum Vorschein. „Na da sind wohl die Menschen, die mein Vater gerettet hatte“, sagte David nicht ohne Stolz.

„Schindlers Liste, was?“, sagte Paula spitz. Aber David überhörte die Bemerkung: „Und hier", rief er, "eine Karte, muss wohl die Gegend sein, wo er gefallen ist und das da, sein Lebenslauf. Fuck, schau dir das mal an! Irak...Jugoslawien!“

Paula winkte ab: „Was sollen wir damit?“

David blickte auf „Und, was hast du denn erwartet?“

Sie verdrehte die Augen „Du bist ja echt ein Knallkopf David weißt du das? Meinst du wirklich, dein Daddy hat die Menschen umsonst abgeknallt?“

David runzelte die Stirn. Erst vor kurzem hatte er eine Reportage über Blackwater angeschaut. Echt krasse Typen da, mit krass viel Geld. Wo ist es? David dachte nach. Da wurde ihm plötzlich einiges klar: „Du“, rief er Paula zu, „ ich rufe gleich meine Mum an!“

 
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Hallo Ruess

Leider kann mich deine Geschichte nicht richtig überzeugen. Du steigst direkt mit der "Heldentat" ein und zeigts zwischen km 1,5 und km 0,8 in einer Rückblende das bisherige Leben des Günter Heldenstein.
Dabei reihst du nach seiner Rückkehr aus 5 Jahren Söldnertum ein Klischee ans andere (ein Haus, ne Braut, Familie)

Ruess schrieb:
Die Jahre rannen davon.
Die Jahre vergingen also ziemlich ereignislos, aber warum kehrte er überhaupt zurück? Was reizte ihn, ein "bürgerliches" Leben zu führen, was waren seine Beweggründe?
Ruess schrieb:
Günter widerte es an aber er versuchte sich anzupassen
Da frage ich, wo liegt die Motivation? Es ging ja alles glatt, alles prima und dann tauscht er das Abenteuer gegen ein beschissenes Familienleben? Nö, kauf ich Günter (noch) nicht ab.

So, Szenenwechsel. Nach – husch husch – wieder ab in die Fremdenlegion, erzählst du von David, Günters Sohnemann.
Déjà-vu – wie der Vater so der Sohn, jedenfalls was Haus, ne Braut, Familie angeht. Der heisst jetzt Meier, wie sein letzter Stiefvater und Mutter lässt kein gutes Haar an Günter, nein er sei sogar ein Feigling. Diese Tatsache wirfst du mir so unreflektiert vor die Füsse, dass ich schon fast die Lust am Lesen verliere. Nun gut, kämpfe ich mich weiter, denn irgendwie muss da noch was kommen.

Aber was du – und vor allem wie du dann das Ende präsentierst, so quasi Weltpolitik und Papa ein Held und Geld irgendwie bei Mama gelandet, ja da stellen sich mir mehr Fragen, als dass ich der Geschichte noch folgen könnte.

Ruess schrieb:
Eines frühen Herbstabends aber, da hielt ein Auto vor seinem Haus. Zwei Männer stiegen aus. Elegant gekleidet, groß, einer mit einem Diplomatenkoffer in den Händen. David sah sie in der Kamera kommen. Es klingelte. „Mach nicht auf!“ keuchte Paula und krallte sich an seinem Oberarm fest.
WTF? Wieso und vor was hat Paula da Angst? Das kommt so aus heiterem Himmel und verwirrt. Der ganze Dialog wirkt für mich unlogisch, da ist entweder ganz viel zwischen den Zeilen versteckt, oder das Gespräch unlogisch aufgezogen.

Fazit:
Leider packst du hier viel zu viel Lebensgeschichte in deinen Text, bleibts aber immer berichtend und plakativ, weshalb ich zu keiner Zeit mit einem der beiden Protagonisten mitfühlen konnte.
Eigentlich machst du für mich da weiter, wo du 2015 aufgehört hast und so möchte ich dir den letzten Kommentar von @The Incredible Holg in Erinnerung rufen:

The Incredible Holg schrieb:
Ruess schrieb:
PS: Lieber Incredible Holg es ist wirklich keine Absicht von mir egoistisch zu sein. Ich würde schon was schreiben, was kritisches, aber ich glaube, ich bin noch zu grün dafür. Ich muss noch viel, viel lernen. Das ist alles!
Ich sag's einfach noch mal: Andere Texte zu bewerten ist eine hervorragende Art zu lernen! Und genug Erfahrung als Leser hat jeder von uns. Schau Dich mal ein bisschen im Forum um, was andere "Grüne" für Kommentare schreiben. Jede Wette, das kannst Du auch.

Grüße vom Holg ...

(Quelle: Holgs Kommentar)

In diesem Sinne, viel Spass noch.
Liebe Grüsse, dot.

 

Lieber Dot,
ja sechs Jahre ist eine lange Zeit und lernen ist nie verkehrt. Aber gut, nun möchte ich doch auf Deine Kritik eingehen. Also, die Klischees. Ja, ja, die Klischees. Sie lauern überall und in Wirklichkeit wimmert es nur von recht komplizierten und originellen Leuten, die nur davon träumen diese Welt noch besser zu machen. Nur, wo sind die? Ich kenne viele solche "Davids". Menschen, die hohle Nüsse sind und nichts weiter. Nur ziemt es sich nicht dies zu sagen oder gar darüber zu schreiben. Nein, jeder Mensch soll unverwechselbar und von tiefen Erkenntnissen durchdrungen sein, die aber leider, leider von der kalten Welt nicht bemerkt werden. Wer weiß, vielleicht ist das ein Klischee?
Ok, nächster Punkt: Warum kehrte Heldenstein zurück? Gut, ich gebe Dir Recht, der Punkt ist nicht ausgearbeitet, muss ich besser machen.
(Übrigens der Satz "Die Jahre rannen davon" bezieht sich auf das zivile Leben, aber Ok.)

Nächster Punkt, die Frau, die Günter mit dem Kind alleine gelassen hat, bezeichnet ihn als Feigling. Was ist daran unreflektiert? Ich weiß nicht, aber hast Du mal mit einer Frau gesprochen, die von ihrem Mann verlassen wurde, um danach in ihren Augen verrückte, ( ich meine lebensgefährliche) Sachen zu machen? Fast immer bezeichnet sie einen solchen Mann als Feigling. Und warum? Weil Frauen selbst von solchen Männern Angst haben. Die Männer sollen schön brav sein und Geld verdienen für die Kinder, das wollen die meisten.
Gut, ich gebe zu, in unserer Gesellschaft mangelt es am Beispielen. Aber die Frage ist doch, warum verlässt ein Mann, der alles hat die sichere Welt und geht in den Krieg? Weißt Du das dot? Was meinst Du dazu? Das sollte eigentlich der Leser/ die Leserin sich fragen.

Weiter: Fragen? Welche Fragen hast Du bitte? Die Mutter hatte das Geld von Günter bekommen. Ist das denn so selten? Auch in unserem langweiligen Leben? Die Frau lässt an ihrem Ex kein gute Haar übrig, gegen die Zahlungen von ihm aber hat sie nichts anzuwenden. ( Also nicht, dass ich selbst damit Erfahrung habe, lieber dot:-)

Nächster Punkt: Wieso hat Paula Angst? Gegenfrage, würdest du die nicht haben? Die Sache ist doch die, dass so ziemlich jeder mittelmäßiger Spießbürger in Deutschland eine Heidenangst vor jedem schwarzhaarigen Ausländer hat. ( Glaub mir, ich bin selber einer, naja so halb:-)

Gehen wir zum Schluss Deiner Kritik: Die Geschichte sei plakativ. Einverstanden! Da hast Du lieber dot Recht! Genau das wollte ich, plakativ sein! Provozieren! Die Menschen sollen darüber nachdenken, welches Leben von Vater oder von dem Sohn mehr Tiefe, mehr Bewegung hat/hatte. Wer hat mehr erlebt, mehr gelitten mehr gefühlt und warum? Ist unsere Behaglichkeit unser Peacestreben über alles vielleicht gar nicht so gut wie wir gebetsmühlenartig vor uns her murmeln (wohl ein Klischee?).
Mitfühlen? Ach Gott schon wieder sieches mitfühlen! Zum Teufel damit!
Genau das, wollte ich nicht.

Liebe Grüße, Ruess

 

Hi @Ruess
Dann versuche ich mal zu verdeutlichen.

Ok, nächster Punkt: Warum kehrte Heldenstein zurück? Gut, ich gebe Dir Recht, der Punkt ist nicht ausgearbeitet, muss ich besser machen.
(Übrigens der Satz "Die Jahre rannen davon" bezieht sich auf das zivile Leben, aber Ok.
Ja, klar. Steht ja hinter dem Abschnitt mit der Familienidylle. Warum sollte ich das dann auf die 5 Jahre Söldnerzeit beziehen?
Nächster Punkt, die Frau, die Günter mit dem Kind alleine gelassen hat, bezeichnet ihn als Feigling. Was ist daran unreflektiert?
Mit unreflektiert meinte ich unkritisch. Eine Behauptung, die ich einfach so hinnehmen muss. Du erzählst ja nicht, weshalb sie ihn als Feigling sieht.
Aber die Frage ist doch, warum verlässt ein Mann, der alles hat die sichere Welt und geht in den Krieg? Weißt Du das dot? Was meinst Du dazu? Das sollte eigentlich der Leser/ die Leserin sich fragen.
Eben, ich frage mich das und bekomme in deinem Text keine Antwort. Heisst, ich muss mir die Geschichte selber dazu ausdenken. Klar, der ist einfach nicht gemacht für Familienmensch, mehr so der einsame Wolf, aber das erfahre ich ja nicht.
Welche Fragen hast Du bitte? Die Mutter hatte das Geld von Günter bekommen. Ist das denn so selten?
Wozu hat er ihr das ganze Geld überlassen? Gewissensbisse? Oder war ihm das Geld nicht wichtig, hatte er eine Mission? Sollte die Mutter von David es für ihn bunkern, sie aber kaufte sich damit andere Männern, einen Stiefvater für David? Erzähls mir.
Auch in unserem langweiligen Leben?
Ich weiss nicht, wie dein Leben aussieht. Meins ist spannend.
Die Frau lässt an ihrem Ex kein gute Haar übrig, gegen die Zahlungen von ihm aber hat sie nichts anzuwenden.
Wo steht das? Erzähls mir, wie es zu dieser Geldtransaktion kommt.
Nächster Punkt: Wieso hat Paula Angst? Gegenfrage, würdest du die nicht haben? Die Sache ist doch die, dass so ziemlich jeder mittelmäßiger Spießbürger in Deutschland eine Heidenangst vor jedem schwarzhaarigen Ausländer hat. ( Glaub mir, ich bin selber einer, naja so halb:-)
Du unterstellst mir also, ein mittelmässiger Spiessbürger aus Deutschland zu sein. Interessant.
Ich kenne dich nicht und du kennst mich nicht, also reine Polemik. Schade, ich hätte vielmehr gewusst, warum Paula Angst vor zwei gut gekleideten Männern mit Aktenkoffer hat. Könnten ja auch von der Lottogesellschaft sein.
Wer hat mehr erlebt, mehr gelitten mehr gefühlt und warum?
Finde ich eben leider nicht in deinem Text.

Mitfühlen? Ach Gott schon wieder sieches mitfühlen! Zum Teufel damit!
Genau das, wollte ich nicht.

Damit meinte ich eher, dass ich deinen Figuren nicht nachfühlen kann.

dot

 
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Lieber Dot,

auch ich möchte Dich darauf hinweisen, dass die Antworten auf die meisten Deine Antworten im Text vorhanden sind. Du glaubst mir nicht? Na dann komm mal mit, ich beweise es Dir!

Punkt eins: Die Jahre, die vergingen und von denen angeblich im Text nichts zu erfahren ist. Also falls Du die auf Legionzeit beziehst folgendes: Günter war in den Bergen Korsikas, hatte Urwäldern Guyanas und Sahara gesehen, war von dreckig und müde, hatte gekämpft und gesiegt. Das Soldatenleben eben. Falls Du aber ziviles Leben meinst, da hatte er das gemacht, was meiner Meinung nach, die meisten Ehrmänner tun. Jedes Jahr dasselbe.

Punkt zwei: Du fragst Dich, warum Günter die sichere Welt verlässt und findest in im Text keine Antwort? Seltsam? Sind die Sätze wie, "Günter hörte zu und fragte sich, was er noch hier sollte. Hier, in der Kantine, im Werk, im Bett, am Tisch an den sauberen Straßen, zwischen all den polierten Gesichtern und leerquatschenden Mäulern.", nicht genug. Oder die Erwähnung der Sehnsucht, oder das Gespräch mit Miro und die Frage, Wozu die Männer eigentlich da seien? Und die Reaktion der Frau von Miro und Günters Gedanken über den Strohtodschande bei den Germanen. Sagt, erklärt Dir das nichts?

Punkt drei: Wozu hat Günter seiner Frau das Geld überlassen, fragst Du? Na für David! Siehe, ein Fahrrad, ein Mofa usw. Und warum? Weil Günter das Geld nicht wichtig ist. Steht nicht im Text? Doch , hier Zitat: "Seine Fertigkeiten wurden gefragt und auch gut bezahlt. Längst hätte er sich zur Ruhe setzten können. Hätte ein Landhäuschen haben können und ein hübsches Mädchen noch dazu. Aber Günter Heldenstein suchte mehr, er suchte einen gerechten Krieg und fand ihn bei den Kurden."

Punkt vier: Du schreibst: "Schade, ich hätte vielmehr gewusst, warum Paula Angst vor zwei gut gekleideten Männern mit Aktenkoffer hat. Könnten ja auch von der Lottogesellschaft sein."
Von der Lottogesellschaft? Mir arabischen Akzent? Klar, passiert mir immer wieder. Ich bleibe dabei. Viele Spießbürger haben Angst, fast vor allem. Nicht umsonst ist die German Angst ein Begriff. ( Übrigens Dein Vorwurf, ich hätte Dir Spießigkeit unterstellt ist Polemik reinstes Wassers, denn ich habe Dir nur eine Frage gestellt und weiter über andere geredet. Sonst nichts. Dass Du die Frage so verstanden hast, na dafür kann ich wirklich nichts.)

Punkt fünf: Wer hat mehr gelitten mehr erlebt? Du behauptest, das könne man im Text nicht finden. Also bitte Dot, meinst Du nicht, dass jemand, der mit einem Scharfschützengewehr eine Kolonne Feinde aufhalten soll. Ein bisschen mehr Lebensintensität verspürt als jemand, der mal eine Round the World Reise gemacht hatte. Muss man denn das wirklich erklären? Wenn ja, dann mache mir echt Sorgen über die " letzten Menschen."

Fazit: Es gebe noch einiges zu besprechen, aber ich lass das. Und weißt Du warum Dot? Weil ich nämlich glaube, dass Du voreingenommen bist. Wie sonst ist es zu erklären, dass Du die oben aufgeführten Textstellen einfach ignoriert hast. Oder Du hast die Geschichte und ihre Aussage nicht verstanden, weil das Thema Dir fremd ist, oder die Sprache holprig oder, was weiß ich. Ist ja in Ordnung, aber warum versteckst Du das hinter einer hochtrabenden Kritik, die einfach falsch ist, weil sie Dinge behauptet, die, wie ich gezeigt habe, gar nicht stimmen?

PS: Dein Leben ist also spannend? Gut für Dich. Ich dagegen versuche mein Leben spannender zu machen. Ich hoffe, Du merkst den Unterschied

Beste Grüße
Ruess

 

Hallo,

die Charaktere in deiner Geschichte sind Pappfiguren, das ist schon mal das Hauptproblem. Du selbst bist ebenfalls voreingenommen, nämlich den Figuren in deinem eigenen Text. David präsentierst du als im Grunde lächerlichen Typen, der irgendwo im modern way of life abgebogen ist; du führst ihn vor, nimmst ihm die Würde. Warum David so geworden ist, wie er ist, interessiert dich nicht die Bohne. Genau so bei deinem Heldenstein. Warum geht der genau zur Legion? Weil er ein Individualist sein will, nicht wie die anderen, er will ein Mann werden - aber warum, und was das für ihn bedeutet, da kommt nur heiße Luft. Später sagst du, er sucht einen gerechten Krieg. Aber was ist das? Für einen Söldner wäre ein gerechter Krieg der, der ihm am meisten bringt. Im Übrigen finde ich diesen Übergang von Legion zu zivilem Leben etwas glatt - die meisten bekommen das nicht so hin - da gibt es sehr viele, denen das Adrenalin fehlt, das sie beim Einsatz haben, und auch die Kameradschaft. Übrigens ist es so, wenn du dich irgendwelchen Paramilitärs anschließt, ist es eine Straftat - scheint deinen Prot nicht so zu interessieren. Für deutsche Legionäre ist es dann auch schwierig, weil es eine so geringe Tradition bei unseren Militärs gibt, bei irgendeinem privaten Sicherheitsunternehmen unterzukommen. Diese suchen auch keine schießwütigen Typen, die sich ihre Männlichkeit beweisen wollen, sondern eher echte Profis ohne Triggerfinger. Für mich hat dieser Text auch ein großes Glaubwürdigkeitsproblem. Das Ende mit dem Sohn wirkt einfach vollkommen drangepappt. Da muss noch irgendwie ein Ende hin, ach ja, machen wir irgendwas mit dem Sohn. Naja.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @Ruess,

was Jimmy und Dot schreiben zeigt schon das Kernproblem Deines Textes. Und ich glaube, dass Du mit Dot ein wenig am Problem vorbeidiskutierst. Weil:

Du hast recht, Du gibst Infos,

aber:

Das reicht nicht, um die Intention Deiner Charaktere zu erkennen. Du überlässt vielmehr die Interpretation dem Leser. Und der Leser, so alleine gelassen, macht das, was er tun muss: Er interpretiert den Text aufgrund seines Erfahrungsschatzes. Vor diesem Hintergrund, habe ich den Text so gelesen, dass der Vater ein Raufbold ist, der irgendwie eine Rechtfertigung, einen guten Grund, für das Raufen sucht und David am Ende schockiert ist, dass er mittels Blutgeld großgezogen wurde und die Mutter das alles mitgemacht hat anstatt lieber selbst zu arbeiten.

Das war es aber nicht, was Du laut Deiner Kommentare wolltest. Deinen Kommentaren entnehme ich, dass Du einen Heldenepos schreiben willst. Das ist Dir misslungen, weil Du zwar Fakten lieferst, sie aber eben nicht mit Gefühlen verbindest. Und Gefühle sind notwendig, denn sie schlagen mich auf die Seite eines Protagonisten. Sie schlagen mich sogar als Leser immer wieder auf die Seite eines Protagonisten, der etwas tut, was ich im Real Life völlig verachte. Das gelingt aber nur, wenn mir der Autor/die Autorin nicht nur die Fakten aufzählt, sondern sie mir auch nahebringt: Mich mit dem Protagonisten leben und fühlen lässt.

Deine Kurzgeschichte liest sich leider wie ein Schulaufsatz, nämlich wie eine Nacherzählung. Ich bin mir sicher, dass Du in Deinem Kopf eine spannende Geschichte hattest, aber Du hat sie im Anschluss nicht erzählt, sondern eben nacherzählt. Das macht eine riesigen Unterschied aus. Denn das, was die Geschichte in Deinem Kopf so spannend machte, waren sicher nicht die Fakten (heiße Sonne, liegt im Sand, drückt ab, will helfen), sondern die Gefühle, die Du damit verbunden hast. (die Sonne brutzelt auf der geröteten Haut, der Sand beißt in den Lungen, der Rückschlag vom Gewehr ist in den Muskeln zu spüren, der Blick der Mutter, die ihren geretteten Sohn, in den Armen hält, lässt ihn rot werden; was auch immer).

Jedenfalls solltest Du Deine Geschichte noch einmal dahingehend überarbeiten. Ob es dann eine Geschichte wird, die ein großes Publikum findet, ist eine andere Frage. Ich habe jedenfalls so meine Probleme mit dem antiquierten Männlichkeitsbild. Aber das ist persönlicher Geschmack. Die Schreibtechnik ist etwas ganz anderes. An der kannst Du feilen und vielleicht fiebere ich dann dennoch mit Deinem Prota mit wie mit Heathcliff aus Wuthering Hights,den ich hätte hassen müssen, aber Emily Brontë schafft es, sich trotzdem auf seine Seite zu schlagen.

Ich hoffe, ich konnte das Problem Deines Textes halbwegs verdeutlichen.

LG
Mae

 

Hallo @Ruess,

ich kann meine Vorkommentatoren nachvollziehen. Mir ging es beim Lesen deiner Story aber ein wenig anders. Auch wenn du viel im Tell-Modus geschrieben hast, konnte ich mit der Geschichte connecten und habe mich abgeholt gefühlt. Das liegt daran, dass ich das Gefühl hatte, du erzählst etwas über das "echte Leben". Zumindest hat es sich für mich - gerade bei Heldenstein - danach angefühlt; als ob dort Wendungen, Taten und Motivationen im Spiel wären, die echt seien bzw. die sich echt anfühlten.
Den Teil mit dem älteren Heldenstein fand ich aus diesem Grund sehr gut und ich habe ihn sehr gerne gelesen.

Den Teil mit dem Sohn Heldensteins fand ich dann etwas schwammig bzw. etwas vom roten Faden wegführend. Auch, dass du die Frau und ihre Bedenken ggü. den Besuchern so thematisierst ist nebensächlich und würde ich kicken - das ist für den Text nicht wichtig und wirkt, da du bei Heldensteins Biografie sehr verdichtest und bei der Ehefrau mit der Lupe heranzoomst, wie ein Stilbruch.


Weitere Kritik:

1. Den Anfang fand ich sperrig und umständlich geschrieben.

Erbarmungslos brannte die Sonne auf die versengte Erde. Die Steine glühten und schienen zu schmelzen in der flimmernden Luft. Alles Lebendige verkroch oder vergrub sich von den geißelnden Strahlen und wartete auf die Erlösung der Nacht. Alles, nur die Menschen nicht. Sie, mit Sturmgewehren in den Händen und von Mordlust gepackt, ließen die Motoren ihrer Pick-ups laufen, sprangen auf und brausten dem Gebirge entgegen, das wie eine Festung mitten aus der Ebene herausragte. Das Dorf, das hinter ihnen geplündert und zerstört zurück blieb, war menschenleer gewesen. Die Bewohner geflohen, die Ungläubigen, die Teufelsanbeter, die es zu vernichten galt, denn so wollte es ihr Gott, der Gott der Pick-up Fahrer, der einzig wahre. Ein Häuflein musste es sein, schlecht bewaffnet, alte Männer, Frauen, Kinder und, junge, hübsche Mädchen. Ein Geschenk vom Allmächtigen selbst. Die Gotteskrieger grinsten breit und zwinkerten einander zu. „Die können nicht weit sein“, grölten sie, „die kriegen wir!“


Günter Heldenstein lag unter dem Tarnnetzt und betrachtete durch das Zielfernrohr seines Dragunow-Scharfschützengewehrs, die auf das schmale Tal zurasende Kolonne. Er verstand sein Handwerk und hatte seine Position gut gewählt. Die Piste, die auf dem Hang ihm gegenüber sich in die Höhe schraubte, konnte er gut überblicken. Ein Weg, um sich abzusetzen war auch da, nur wusste Günter, dass er den nicht nehmen darf. Noch nicht, denn die Menschen aus dem Dorf brauchten mehr Zeit. Er musste, die Verfolger aufhalten, er und sein Gewehr.

Die Bewohner geflohen, die Ungläubigen, die Teufelsanbeter, die es zu vernichten galt, denn so wollte es ihr Gott, der Gott der Pick-up Fahrer, der einzig wahre.

Ich würde in diesem Abschnitt klar benennen, dass es sich um Dschihadisten oder genauer: ISIS handelt - wieso redet der Erzähler hier um den heißen Brei?

2. Der Name Heldenstein
Für mich ist das over the top. Du schreibst von Heldentum, der Text handelt davon, und dass dein Protagonist auch noch "Heldenstein" heißt ist für mich, als ob du deine Intention des Textes noch einmal für jeden mit dem Vorschlaghammer deutlich machen möchtest. Das braucht es für mich nicht. Ein anderer Name, auch für "Meier", mit dem du ja die absolute biedere Durchschnittlichkeit klar machen möchtest, wäre meiner Meinung nach für den Text viel besser.

Insgesamt: Mir gefällt, wie viel "echtes Leben" sich in der Biografie Heldensteins, die du erzählst, befindet. Vielleicht ist das ein persönliches Ding für mich, aber ich konnte das alles gut nachvollziehen in diesem Teil des Textes, auch das Ausreißen, das Wiederzurückkommen, die Enge. Mir hat das gut gefallen, auch in der komprimierten Tell-Art, mit der du diesen Teil des Textes erzählst. Als es dann zum Sohn schwenkt, verliert sich dieses "Echte" deines Textes, die Frau und der Sohn kommen mir mit ihrem Verhalten unorganisch vor und ich frage mich, wieso es die beiden in der Geschichte überhaupt braucht bzw. in diesem Teil nimmt der Text für mich qualitativ ab und ich wittere den Autor hinter dem Text, der mir anhand der Figur des Sohnes seine Prämisse kommunizieren möchte. Heldenstein und auch Meier als Namen finde ich Holzhammermäßig. Aber du machst in dieser Story - meines Empfindens nach - vieles richtig und du zeigst ein Gefühl für das Leben und seine Wendungen. Vielleicht liege ich auch falsch, weil andere bereits das genaue Gegenteil hierzu kommentiert haben, aber es ist beim Lesen deiner Story mein Gefühl gewesen.

Bin gespannt, was noch von dir kommt.

Viele Grüße
zigga

 

Hallo Jimmy,
ich nehme deiner Meinung nach also den armen David die Würde weg. Falsch, er hat überhaupt keine und warum er so geworden ist wie er ist interessiert mich wirklich nicht. Ich nehme mir eben die Freiheit mich für all die flachen, austauschbaren Typen nicht zu interessieren. Schlimm genug, das es sie gibt.
Gehen wir weiter zu Günter und der Frage, warum er zur Legion geht? Ich glaube nicht, dass der Wunsch stolz auf sich selbst sein sein zu können, nur "heiße Luft" wäre. Bist du da anderer Meinung?
Dann behauptest du, für einen Söldner sei der gerechte Krieg nur der, wo er am meisten verdient.
Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, aber Söldner sind auch nur Menschen und es gibt solche und solche. Übrigens geht Günter zuerst in den Kroatienkrieg, wo man nichts oder nur sehr wenig verdient hat. Auch manch ein Söldner will auf der richtigen Seite stehen.
Dein Hinweis auf "irgendwelche Paramilitärs" kommt mir unsinnig vor. Zur Erklärung, die Fremdenlegion ist keine paramilitärische Einheit, sondern ein Teil der französischen Streitkräften. Soweit bekannt, wurde kein deutscher Staatsbürger dafür bestraft, weil er bei der Fremdenlegion gedient hatte (siehe, Peter Scholl-Latour und andere)
(Übrigens, selbst ein paar Deutsche, die bei YPG in Nordsyrien und Irak gekämpft hatten leben heute unbehelligt unter uns. Einer davon hat sogar darüber ein Buch geschrieben " Sie nannten mich Held", kann ich nur weiter empfählen.)
Weiter behauptest du, es sei für deutsche Legionäre schwierig in irgendwelchen Sicherheitsfirmen unterzukommen, weil, und jetzt wird skurril, "es eine so geringe Tradition bei unseren Militärs" gebe. Wie bitte? Was haben private Sicherheitsunternehmen mit der Bundeswehr gemeinsam? Und wieso hat unsere Armee "so eine geringe Tradition"? Also Geschichte scheint nicht so deine Stärke zu sein oder Jimmy?
Ok, dass private Sicherheitsfirmen keine schießwütigen Typen, die sich ihre Männlichkeit beweisen wollen, sondern Profis suchen, das ist absolut korrekt. Und genau so ein Profi ist eben Günter Heldenstein. Oder meinst du etwa, man würde einem Psychopaten den Auftrag erteilen, allein die Flucht der Zivilisten zu decken?
Also Jimmy, an deiner Stelle würde ich, bevor ich mir Gedanken über die Glaubwürdigkeit eines Textes mache, mich erst einmal informieren und zwar gründlich.
Viele Grüße
Ruess

 

Hallo @Ruess

bitte bleib bei der Diskussion am Text und wirf hier nicht mit Vermutungen über die Kommentatoren um dich.

Es geht um Textarbeit.

Wenn jemand deinen Text unglaubwürdig findet, geht es nicht darum, deinen Text zu verteidigen, sondern zu überlegen, wie man ihn vielleicht glaubwürdiger gestalten kann. Wenn du zu dem Schluss kommst, dass das nicht notwendig ist, ist das natürlich auch vollkommen okay.

Jeder weitere Kommentar, in dem es um eine Themendiskussion geht und nicht um Textarbeit, wird gelöscht. Falls es Klärungsbedarf gibt, der darüber hinausgeht, könnt ihr euch gerne über die privaten Nachrichten schreiben.

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Ich nehme mir eben die Freiheit mich für all die flachen, austauschbaren Typen nicht zu interessieren.

Wenn du dich nicht für Charaktere und deren Werdegang interessierst, egal welchen, würde ich mir vielleicht überlegen, das mit der Literatur und dem Schreiben bleiben zu lassen. Gute Literatur besteht doch eben daraus, dass man selbst noch dem blassesten Menschen seine Würde lässt, ihn empathisch verstehbar macht. Deine elitäre Haltung wirkt auf mich pubertär. Aber vielleicht bist du ja auch tatsächlich erst sechszehn.

Ich glaube nicht, dass der Wunsch stolz auf sich selbst sein sein zu können, nur "heiße Luft" wäre. Bist du da anderer Meinung?
Ferner scheinst du sehr selektiv zu lesen. Ich habe nicht behauptet, dass dieser Wunsch heiße Luft ist, sondern dass da in deiner Geschichte nur heiße Luft ist - meint, mir reicht das als Motivation nicht aus, ich finde das nicht nachvollziehbar gelöst, ich glaube das deinem Prot nicht.

Dein Hinweis auf "irgendwelche Paramilitärs" kommt mir unsinnig vor. Zur Erklärung, die Fremdenlegion ist keine paramilitärische Einheit, sondern ein Teil der französischen Streitkräften. Soweit bekannt, wurde kein deutscher Staatsbürger dafür bestraft, weil er bei der Fremdenlegion gedient hatte
Vielleicht schreibe ich ja doch kyrillisch. Nicht die Fremdenlegion, aber wenn er sich in Kroation den Paramilitärs anschließt, dann gilt das als Verbrechen.

Weiter behauptest du, es sei für deutsche Legionäre schwierig in irgendwelchen Sicherheitsfirmen unterzukommen, weil, und jetzt wird skurril, "es eine so geringe Tradition bei unseren Militärs" gebe.
Ja, nach einer Bundwehrkarriere in den privaten Sektor zu wechseln, hat keine lange Tradition. Die internationalen Firmen sind dominiert von Engländern und Amerikanern, da findest du nur wenige Deutsche. Ich weiß nicht, ob sich das jetzt geändert hat, das mag sein, aber bis vor ein paar Jahren war dies noch so.

Nun ja. Ich hoffe, ich habe dir beim Verstehen meines Kommentars weitergeholfen.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Ruess

An der Art, wie du schreibst, habe ich nicht so viel auszusetzen. Liest sich flüssig und verständlich und es gibt meiner Meinung nach keine größeren Hänger.
Dennoch hat mich etwas geärgert. Ich sage es frei heraus: Mich stört das Frauenbild, das du in deiner Geschichte zeichnest. Bzw. nicht zeichnest, denn Frauen kommen bei dir nur am Rande als Gegenentwurf zum kämpfenden männlichen Ideal vor. Das ist im Grunde auch in Ordnung, nicht jede Geschichte muss Frauen zwanghaft in den Vordergrund rücken, schon klar. Es wird aber im Kontext deiner Geschichte zu einem Riesenproblem.

Ich finde das insbesondere im Kontext der kurdischen Bewegung, auf die du ja eingehst, ärgerlich. Stellt die PYD doch in der Region eine der wenigen Kräfte dar, die die Frau in den letzten Jahren erfolgreich aus den alten patriarchalen Strukturen gelöst hat und immer noch damit beschäftigt ist, sie gesellschaftlich, politisch UND militärisch gleichzusetzen. Dass du in einem Kommentar zwar die YPG erwähnst, die aber ebenfalls sehr relevante YPJ (also den bewaffneten Ableger der FRAUEN) vergisst, lässt mich vermuten, dass du dich vielleicht doch nicht so tief mit dem Konflikt und der kurdischen Sache beschäftigt hast, wie es am Anfang vielleicht den Eindruck macht.
Ich würde dir empfehlen, wenn du dich schon an ein solches Thema heranwagst, dich vorher intensiv damit auseinanderzusetzen. Empfohlen sei an dieser Stelle das Buch: Die Kurden von Kerem Schamberger. Da geht es zwar nicht explizit um die Rolle der syrischen Kurden, aber es ordnet die politischen Zusammenhänge (auch die Rolle der Frau) ein.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass es in der Tat einige Deutsche gibt und gab, die sich den Kurden angeschlossen haben (übrigens auch Frauen zB. Ivana Hoffmann) und teilweise wieder hier leben. Die meisten haben aber vor Ort eine Wandlung durchgemacht, sich mit den politischen Hintergründen und Zielen der Kurden auseinandergesetzt und beispielsweise auch ihr Frauenbild gewandelt. Politischer Unterricht gehört dort nämlich zur Ausbildung dazu und ohne mich wiederholen zu wollen, wird dabei ein Schwerpunkt auf die Rolle der Frau gelegt. Mindestens bei Günther Heldenstein hätte da also eine Wandlung einsetzen müssen.
Wie gesagt, es ist nur meine Meinung.

Grüße
Habentus

 

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