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Linientreue

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06.02.2002
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Linientreue

Der Weg eines Menschen ist bestimmt durch Gradheit, hat Konfuzius einmal gesagt. Ich, der ich ungewollt in eine runde Welt hineingeworfen, welche krumm und verkreist scheint, in der jeder Weg ein Ende findet, versuche kläglich, ihn zu verstehen.
Wenn jeder Mensch einen graden Weg verfolgen würde, würde dann nicht jeder über das Ziel hinausschießen, weil die Erde unter seinen Füßen, die Erde unter seinem Weg rund und schief ist?
Die Welt wäre dann voller Querschlägern, die sie verlassen, weil ihr Weg sie weiter führt.
So oder so ähnlich hat Konfuzius das wohl gemeint.
An Tagen wie diesem, wenn das Denken mich mit unaufhaltsamer, widerlicher Konsequenz überwuchtet, ist es am schlimmsten. Viele Menschen sind dumm; sie verstehen nicht ansatzweise, was passiert. Glückliche Idioten, die sich für die Krone der Schöpfungslinie halten. Andere wiederum glauben, zu verstehen, was passiert. Sie glauben an den graden Weg, doch sie erkennen nicht die buckelige Schräglage der Welt, auf der sie stehen. Oder wollen nicht erkennen.
Verfolge ich ein Ziel, oder verändert es sich wie ein Winkelverhältnis? Bin ich gradlinig? Kann ich das überhaupt beurteilen, wo sich doch meine Pupillen nach außen wölben, meine Nase schräg ist und meine Finger wie missratene Kolben anmuten? Selbst mein Hirn ist verwunden... aber vielleicht sehe ich die Dinge auch nur zu verbohrt.

 

Hi verwirrter Imperator!
Das "ihn" bezieht sich doch auf den ollen Konfuzius. Danke für deine Antwort und für das "Danke, super- echt!". Leg dich ruhig faul hin, ich werd doch mal anfragen, ob wir den Text nicht nach Philosopie verschieben können... hatte mich im ersten Anlauf nicht an diese Rubrik rangetraut...
Grüße,
Para
( ...der sich gleich auch faul hinlegt...)

 

Auf Wunsch des Autors von Seltsam hierher verschoben.

@Para,

Meld dich mal & Grüße!

 

Hallo Paranova,

ich denke, der Schlüssel zu der Geschichte ist das Wortspiel Gradheit/ Gradlinigkeit (einmal geometrisch, zum anderen Mal moralisch gemeint).
Demnach wäre die „verkreiste“ Welt eine unmoralische, und das Problem, ob man überhaupt eine Chance hat, in einer solchen Welt eine Gradlinigkeit aufrecht zu erhalten. Die „Querschläger“ sind dann die Ausgestoßenen, aber auch Fliehenden, weil sie nicht mit der Gesellschaft konform sind.
Soweit die theoretische Interpretation von Konfuzius` Lehrsatz.
In der allgemeinen Praxis gibt`s dann die glücklichen dummen Ignoranten, und die wissenden Ignoranten.
(Hierüber ließe sich wohl streiten).
Die persönliche Praxis spitzt sich auf die Frage zu: Bin ich besser? Was kann ich wissen, erkennen, wenn nicht nur die Erde, auf der wir leben, die Gradlinigkeit hindert, sondern auch der Entstehungsort meiner Gedanken?
(Eine Philosophie, die die Eigenverantwortlichkeit reduziert).
Nun muß ich mich fragen: Ist meine Eingangs getroffene Annahme richtig, oder hätten meine Hirnwindungen nie eine so gradlinige Interpretation zugelassen...

(Um den Bezugszweifel bei „ihn“ zu vermeiden, könnte man „ihn, den Meister, zu verstehen“ schreiben. „wie ein Winkelverhältnis“ welches? Im Dreieck?).

Tschüß... Woltochinon

 

Servus Paranova!

Der Protagonist, welcher sich überheblich, von seinem eigenen Denken überwuchtet sieht, und viele Menschen als Idioten darstellt, scheint jedenfalls gradlinig auf Fragen beharren zu wollen, statt für sich nach Antworten zu suchen.
Der Mensch ist auf einer kugeligen Welt beheimatet.In seinem Geist mag er gradlinig unterwegs sein. Denn seine Gedanken werden nicht aufgehalten, weil sie nicht an die Erdanziehung gebunden sind. Alle Wege, gekrümmte, gerade und auch jene im Zickzack stehen ihm offen.
Aber der Körper ist verankert, zentriert zum Erdmittelpunkt. Dies kann als Einengung und Gefangenschaft empfunden werden oder aber auch Sicherheit vermitteln. Vielleicht sind die Querschläger jene die sich nicht entscheiden können zwischen den Möglichkeiten die sich anbieten?

Lieben Gruß schnee.eule

 

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