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Lieblingslied

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26.06.2017
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Lieblingslied

Ich kann nicht aufhören daran zu denken. Mein Körper ist zittrig. Ich bin aufgeregt. Immer wenn ich Es vernehme, fühlt es sich an wie eine Glücksexplosion, kurz nach einer Achterbahnfahrt. Wenn ich ohne Es bin, als wäre ich auf einem kalten Entzug.
So viele Erinnerungen und Gefühle sind damit verknüpft. Und ich kann selbst entscheiden, wie oft und für wie lange ich mich diesen hingebe.

Es ist wie die Neuentdeckung meines Leibgerichtes. Ein Geschmack, der so kostbar ist, dass ich ihn immer wieder schmecken möchte. Eine Explosion in Kopf und Mund. Wie ein Zusammenspiel von Klängen, das meine Ohren in dieser Faszination seit jeher noch nicht vernahmen.
Ich kann davon nicht genug bekommen. Der Genuss ruft jedes Mal nach mir wenn ich ohne Es bin. Doch dieses Begehren danach ist es auch, das mir irgendwann zum Verhängnis werden kann. Die Glücksgefühle lassen es mir schwerfallen, dem Verlangen danach zu widerstehen, denn; ohne dieses aufregende und packende Gefühl, ist mein Kopf leer von Gedanken. Mein Körper vergisst Aufregung und Euphorie empfinden zu können. Das Kribbeln von Kopf bis Fuß ist ihm fremd. Ohne Es bin ich Nichts.

Doch irgendwann kommt der Tag. Und ich weiß, er wird kommen. Ich werde nicht stark genug sein meinem Verlangen zu widerstehen. Irgendwann werde ich das Maß überschreiten und der Exzess wird überhandnehmen. Ehe ich es realisiere, wird aus einem Mal, drei bis vier Mal wöchentlich, irgendwann wird es jeden Tag sein. Begehren wird sich in Sucht verwandeln. Gleichsam wird aber mit der Sucht auch die Grenze zwischen Liebe und Hass schwimmend. Der Platz, der vorher gefüllt war mit schierer Hingabe und Begierde wird schleichend von Ablehnung und Missfallen vereinnahmt.
Das Beben in meinem Körper, das mich vorher so erregte, wird erlöschen.
Der goldene Schuss wird eintreten, denn es wird etwas in mir sterben.

Töne, die große Aufregung in mir erzeugten, mich die Augen für diesen einen Moment schließen ließen, werden verschwinden. Mein Verlangen danach wird der Vergangenheit angehören. Die Melodie, die ich einst nachsummte, wird für mich nichts weiter sein, als eine bloße Aneinanderreihung von Klängen, bedeutungslose Geräusche. Emotionen, Erinnerungen, Bilder – alles das, was ich jemals damit verband, wird schwinden. Nichts wird mir mehr daran sein.
Wie ein abgelaufenes Paar Schuhe: Nach langem Tragen wird sich das Paar abnützen, an Wert verlieren und letztendlich weggeschmissen. Und weiter wird es mich danach nicht mehr interessieren. Es werden bloß Schuhe sein, die ich einst trug.

Dessen muss ich mir bewusst werden. Ich darf es nicht zu einem Verhängnis werden lassen. Jedes Lieblingslied ist eine Droge. Wie lange mein Lieblingslied eines ist, kann ich selbst entscheiden.

Und dieses Mal werde ich es schaffen;
Mein Lieblingslied nicht zu einem Hasslied werden zu lassen.

 
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Hallo Ingaja

Willkommen bei den Wortkriegern

Du erzählst uns die Gefühlswelt deines Protagonisten, wie er vom Lieblingslied wie einer Droge vereinnahmt wird, bis es zum Hasslied wird. Oder ist er gar eine Sie? Wahrscheinlich, ist eigentlich egal, denn ich erfahre nichts über ihn/sie, was mich miterleben lassen könnte. Ich höre nicht einmal die Musik. Ist es ein trauriges Stück? Ist es ein Liebeslied? Oder was hartes, metallisches, das ihr den Alltagsmatsch aus der Birne bläst, oder was sanftes, dass ihm die letzte Begegnung mit ihr an der Bushaltestelle immer wieder - da capo - aufleben lässt? Erzähl es mir.

So viele Erinnerungen und Gefühle sind damit verknüpft. Und ich kann selbst entscheiden, wie oft und für wie lange ich mich diesen hingebe.
Und damit sind wir beim Hauptproblem, die ich mit deinem kleinen Einstand habe. Ich kann mich nicht in deinen Musikjunkie hineinversetzen, erzähl mir ihre/seine Geschichte. Denn so ist es halt nur ein persönliches Erlebnis in einem persönlichen Tagebuch, zu dem ich keinen Schlüssel habe.

Und dieses Mal werde ich es schaffen;
Mein Lieblingslied nicht zu einem Hasslied werden zu lassen.
Und dieses Mal werde ich es schaffen, mein Lieblingslied nicht zu einem Hasslied werden zu lassen.

Wie auch immer, ich hoffe, mein Leseeindruck hilft dir weiter.
Gruss dot

 

Hallo Ingaja,
auch von mir ein herzliches Willkommen!
Mir geht es ähnlich wie dotlash. Es klingt wie ein Tagebucheintrag von jemandem, den ich nicht kenne. Die Musik selbst höre ich nicht, die Persönlichkeit Deines Prot erschließt sich mir nicht, also fällt es mir schwer mit zu fiebern.
Was ich gut finde, ist, dass Du den Leser zunächst im Unklaren lässt, worum es genau geht. Erst dachte ich, es sei eine verflossene Liebe und Es, das Gefühl lässt Deinen Prot nicht los. Dann kam es mir vor, als ginge es tatsächlich um eine Droge und dann kam das Lied. Du hast das schön beschrieben, finde ich, aber dadurch, dass eben nicht klar wird, was die Faszination Deines Prot ausmacht, ließ es mich mit dem Gedanken: Achso, bloß 'n Lied ... zurück. Das ist wahrscheinlich nicht der Effekt, den Du erzielen wolltest.
Der Satz: ..."ohne dieses aufregende und packende Gefühl ist mein Kopf leer von Gedanken" ... passt für mich nicht. Ist der Kopf nicht eher MIT dem Gefühl leer von Gedanken?
Wenn Du es also schaffen würdest, mich das Lied wirklich hören zu lassen, könnte das ein interessanter Text werden.
Liebe Grüße, Chai

 

Hola Ingaja,

willkommen bei uns! Mit so einem schönen Titel ganz besonders gerne: Lieblingslied!
Ich fingere nach meinem Lorgnon und los geht’s. Das fängt schön an. Du schreibst sehr ansprechend, anspruchsvoll. Leider knirscht es immer wieder, weil es Kommaprobleme gibt: Entweder fehlen sie oder sie sind falsch platziert. Das ist bei einem fein gearbeiteten Text besonders ärgerlich, aber keine Katastrophe – schließlich sind wir eine Schreibwerkstatt.
Aber nach den ersten Sätzen verlässt mich die Freude am Lesen. Alles wird doppelt und dreifach beschrieben, schwärmerisch, steigert sich zum Geschwurbelten :

Nichts wird mir mehr daran sein.
– und folglich macht es ärgerlich.
Schlussendlich wird dieser Gedanke auf Schuhe übertragen:
Wie ein abgelaufenes Paar Schuhe: Nach langem Tragen wird sich das Paar abnützen, ...
Das Schuhpaar wird sich nicht nach dem, sondern während des Tragens abnutzen.
... (wird) an Wert verlieren und letztendlich weggeschmissen.
Das verdeutlicht, was mir an der Geschichte nicht gefällt. Es wird variiert, nachgeschoben und wiederholt, bis sich beim Leser Unwille einstellt, denn der Plot kommt nicht von der Stelle. Aber was sage ich? Es gibt überhaupt keinen Plot!
Und weiter wird es mich danach nicht mehr interessieren.
Ach? Na ja.
Es werden bloß Schuhe sein, die ich einst trug.
Das weiß der Leser schon. Er gähnt.
Man kann auch in einer KG langsam erzählen, nur muss etwas Vorausgeschicktes, Unterschwelliges den Leser bei der Stange halten. Hier aber beginnt er sich zu langweilen.
Da entsteht das Problem, dass es mir letztlich egal ist, ob es um Musik oder Drogen geht, ich habe keinen Lesespaß, denn der Autor dreht und wendet sich – in Worten und auch vor dem Spiegel. Da bin ich eher Zuschauer als ernstgenommener Leser.
Liebe® Ingaja, gerne hätte ich Netteres geschrieben, aber mit falschem Schmus kommen wir nicht weiter. Nimm’s nicht krumm. Das ist meine Privatmeinung – und die betrifft nur den Text.
Du kannst schreiben, und wenn Du Dich hier ein bisschen umschaust, kommentierst, Deine nächsten Storys raushaust, dann kommt Freude auf – und um die geht’s ja.

Freundliche Grüße von
José

Und dieses Mal werde ich es schaffen;
Mein Lieblingslied nicht zu einem Hasslied werden zu lassen.
Statt Semikolon Gedankenstrich oder Komma, statt ‚Mein’ ‚mein’
Oder Doppelpunkt, neuer Satz mit ‚Mein’.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ingaja,

auch von mir ein freundliches Willkommen.

Es sind ja schon einige kritische Anmerkungen formuliert worden. Denen kann ich mich anschließen, möchte aber doch auch betonen, dass du gute Ansätze hast, zum Beispiel, die Gefühle deiner Prota zu zeigen. Ich meine, sie passen zu einer weiblichen Person, aber das ist schon alles, was ich von ihr bisher erfahre. Und das ist mir zu wenig.

Ich denke, es liegt am nicht vorhandenen Plot. Wenn du dir den ausdenkst, bekommt der Leser Lust, die Prota auf ihrer Gefühlsreise zu begleiten.

Ich will dir mal einen Vorschlag machen:
Du könntest das Lieblingslied an das Ereignis andocken, bei dem die Prota es zum ersten Mal gehört hat. Das muss keinesfalls eine Liebesgeschichte sein, mir persönlich würde auch gefallen, wenn es sich um eine unerwartete Begegnung handelt, eine, die das Leben der Prota in eine völlig neue Richtung lenkt und dabei einen Sog entwickelt, der das Suchtpotential verdeutlicht. Ich glaube auf jeden Fall, dass du etwas über die Art der Musik aussagen solltest. Das fände ich spannend.

Es ist nur ein Vorschlag. Immerhin kannst du daraus schließen, dass mich das Thema neugierig gemacht hat.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

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