Was ist neu

Liebig 43

Beitritt
22.11.2005
Beiträge
993
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Liebig 43

Chronologie
Liebig 43 - Protokoll einer Räumung
Und der Zirkus verlässt die Stadt

Für Miri und ihren klasse Arsch

Mittwoch, 2. Februar 2011 17:15


Die Polizei stand bei der Räumung des besetzten Hauses Liebigstraße 43 massiven Protesten und Krawallen gegenüber. Mehr als 13 Randalierer wurden dabei festgenommen. Morgenpost Online berichtete live-

Ticker zur Räumung der "Liebig 43"
Bitterer Abschied für die Besetzer
Ein Großaufgebot der Polizei hat am Mittwoch das besetzte Haus in der Berliner Liebigstraße 43 geräumt. Die Polizei hatte den Stadtteil abgeriegelt. Zahlreiche Proteste gab es im Umfeld.
15.00: Abschlussbericht: Sie wären gerne noch länger geblieben. 6 Packungen Spaghetti, 8 Tüten Popcornmais stehen noch im Küchenregal des dritten Stocks der Liebig 43, und Ketchup. Die sechs Männer und drei Frauen, die sich bis zuletzt in dem umkämpften Haus verschanzt hatten, waren gut gerüstet. Doch das Hausprojekt, das in Berlin von der Polizei geräumt wurde, ist nun nur noch eine Schrotthalde. Im Innenhof des Hauses stapeln sich Sofas, Metallasperrungen, Turnschuhe und Matratzen, alles Sperrmüll, den die Polizei hinausbefördert hat, ehe sie sich Zugang zum Haus verschaffen konnte. Nun verschaffen sich Beamte eine abschließende Einschätzung aus dem Haus: Manche erste Eindrücke sind noch zurecht zu rücken. Nein, eine Falltür hat es nicht gegeben. Nein, das Treppenhaus, es wurde nicht entkernt. Einige Namenlose und ein amerikanischer Held sterben.

Ich tippe diese Zeilen.
Du liest sie gerade.
Und in Tansania stirbt ein Kind.

Eine Amsel kippt aus Altersschwäche vom Baum, während Sabine K. ihre Bikinizone rasiert und Thomas M. das Gurkenglas aus der Hand rutscht. So ein Pech! Aber er konnte drüber lachen.

Doch die letzte Barrikade der Liebig-Bewohner war umständlich gebaut: Sie hatten so viel Sperrmüll in das Treppenhaus geschüttet und die Treppengeländer entfernt, dass die Polize stundenlang davon ausgegangen war, es gebe gar kein Treppenhaus mehr. Als sie sich am Morgen im Erdgeschoss Zugang zum Haus verschaffen wollte, floss ihr Wasser aus den oberen Etagen entgegen. Und eine verschweisste Metallvorrichtung musste mit Sägen, Brecheisen, Bohrhammern entfernt werden. Eine Wand aus Sperrmüll, kaum durchdringbar.
Anzeige Michael T. verfolgt www.live-vergewaltigungen.de und sieht wie Thea I. ein Kind gebärt und dabei Sperma ins Gesicht gespritzt bekommt. Das Kind ist kerngesund.
„Du musst noch Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ (Nietzsche)


Um die Bewohner aufzufinden waren deshalb Beamte auch durchs Dachgeschoss eingedrungen. Über den alten, kalten Dachboden des Nachbarhauses waren sie in die Liebigstraße 43 vorgedrungen, hatten dort eine Wand eingerissen. Dahinter standen Badewannen, mit Flüssigkeit gefüllt, in ihnen die Enden von Elektrokabeln. Wieder ein Hindernis, doch ohne Spannung, wie sich später herausstellte.
„Nach jetziger Einschätzung ist hier seitens der Besetzer nicht so agiert worden, dass Leib und Leben anderer zielgerichtet gefährdet werden sollten. Es wurde sich vor allem verbarrikadiert. Das aber gewaltig“, sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag der taz.
Der kleine Pablo fällt auf dem Weg zur Schule. Ralf F. (48) heiratet Uta E. (35) und Inga O. fängt den Brautstrauß. Patricia A. hat Angelo W. mit Eberhard G. betrogen. Paris Hilton ist gerade betrunken. Otto U. auch.

Es gibt eine Menge Leute.

Bill ist so süß!

Der Russe nimmt dem Deutschen die Arbeit weg. Immer noch!

Das Feuer starb geduldig vor sich hin; brennendes Lachen, lachendes Brennen.


Schokolade, Vollmilch-Mandel und Edelbitter liegen auch noch im Haus, unangerührt. Es ist ein bitterer Abschied für die Besetzer, die bis zum Schluss ausharrten. Und es ist das vorläufige Ende eines symbolhaften Kampfes, für den die Liebig 14 stehen sollte. Am Nachmittag sprach die Polizei von 389Festgneommenen und 6 verletzten Polizisten. Dass es noch weitergeht, das ist nicht ausgeschlossen. Für den Abend ist eine weitere Demonstration in Berlin angekündigt, die Polizei hält sich bereit. Für den Tag heißt die Bilanz: Es ist, zunächst, vorbei.


++ 12:55 Uhr ++ Das Haus in der Liebigstraße ist geräumt. Neun Personen wurden festgenommen und aus dem Haus geführt. Die Polizei wird das Haus weiter sichern, bis der vom Eigentümer engagierte private Wachschutz eintrifft.
Räumung
Weitere Videos
++ 12:15 Uhr ++ Die Polizei ist in die letzte blockierte Wohnung vorgedrungen. Allerdings musste die Polizei dafür eine Wand einreißen. Alle anderen wurden inzwischen gesichert. Neun Personen hatten sich darin verbarrikadiert. Nun muss geklärt werden, was mit ihnen passiert. Bisher sind sie noch im Haus.
++ 11:50 Uhr ++ Inzwischen sind Polizisten bis in die dritte Etage vorgedrungen. Da Türen teilweise blockiert waren, mussten Wände durchbrochen werden, um Zugang zu erlangen. Zwölf Personen sind bisher festgenommen worden, noch keine Bewohner.
Abgase von Engeln aus Mündern, süffig wie getränktes Moos.
Und im Takt dazu tropfte der Bach sein Lied von ihm und der Eiche. Zart sprudelte er über die Scherben die er rundete. Kargendes Licht in der Schnauze der Landschaft, gediegen funkelte Akustik von gespannten Ziegenhäuten.
Eingesperrte Feuer manikürten die Fläche, indes die Zelte zischten und Alkohol den Pfad entlang rostete.
Die Ikonen auf der Erhebung zappelten wie Kinderangst.

++ 11:43 Uhr ++ Die blockierte Kreuzung am Frankfurter Tor ist wieder geräumt. Derweil gibt es eine spontan angemeldete Demo in Prenzlauer Berg: Die Route führt über die Danziger Straße zwischen Landsberger und Prenzlauer Allee.
Friedrichshain
Weitere Videos
++ 11:36 Uhr ++ Offenbar werden die Polizeikräfte im Haus mit Feuerlöschern angegriffen. Ich rauchte Natur und die Natur verschlang mich wie die Wüste Wasser.

Ich stehe still und tanze und ein Schleifen schmäht durch käsige Luft.

Udo S. ist wieder solo.
Und arbeitslos.
Erhard J. ist Vegetarier.

Die Pendler-pauschale! Oh mein Gott! Was hat das für Hartmut K. wohl zu bedeuten?

Und wieder stirbt ein Kind in Tansania.

++ 11:29 Uhr ++ Vom Balkon der dritten Etage winken fünf vermummte Hausbesetzer mit einer schwarzen Fahne den Polizisten zu und lachen sie aus. Sie skandieren: "Wir bleiben alle! Wir bleiben alle!"
++ 11:10 Uhr ++ Die Polizei hat im Haus massive Probleme beim Vorankommen. Von unten gibt es keine Möglichkeit, das die Bewohner offenbar das Treppenhaus abgerissen haben. Dann haben sich die Beamten vom Dach Zugang verschafft und haben die vierte Etage erreicht. Doch dort sind zahlreiche Barrikaden, beispielsweise entdeckten sie eine Wanne mit Flüssigkeit, aus der Drähte ragten. Die Feuerwehr wurde zur Unterstützung gerufen. Gemeinsam begehen sie jetzt das Haus.
Und in Kenia auch. Wer hätte damit gerechnet?

Jürgen P. und Jutta N. trinken fickenden Champagner. Sie haben etwas zu feiern.

Kleiner Teufel (15) grüßt Lena aus Osterode.

Bill ist so süß!

Ingo O. würde gerne mal mit Barbara V.
Das wusste Verena Ü. noch nicht.


13.31: Die kaputten Barrikaden erinnern an den letzten Abwehrkampf der Besetzer. Verstaubte alte Möbel stehen in den Räumen. Ein paar Flaschen liegen auf dem Boden verteilt.
++ 10:58 Uhr ++ Der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), hat die Räumung kritisiert. "Das ist kein guter Tag, wir werden ein wichtiges alternatives Projekt verlieren“, sagte Schulz im RBB-„Inforadio“. Das Haus an der Liebigstr Ob der Nachrichtensprecher Unterwäsche trägt?
Wenn ja: Welche?
Der kann sich ja Einiges leisten.

Friederich Z. wacht neben Angelina B. auf.
Das hatte sich Verena Ü. schon gedacht.

Heißes Luder19 grüßt die ganze Welt.

Jeremias fühlt sich geehrt.
Bestimmt.
Und stirbt.

Bill ist so süß!

aße ist eines der letzten besetzten Häuser Berlins.
++ 10:44 Uhr ++ Bis zuletzt hat Hans-Christian Ströbele nach eigenen Angaben versucht, zwischen den Bewohnern des Hauses und dem Haupteigentümer der Immobilie zu vermitteln. Leider sei der Eigentümer "zu keinem einzigen Telefonat" bereit gewesen, sagte Ströbele. Er sprach sich für solche alternative Hausprojekte aus. Solche "anderen Formen des Zusammenlebens“ seien ein "Markenzeichen Berlins“.
++ 10:06 Uhr ++ Weil es vom Erdgeschoss durch die Blockade kein Durchkommen gab, ist die Polizei nun vom Dach in das Haus Liebigstraße 43 eingedrungen und arbeitet sich nach unten. Im Radio schwitzen Lieder.
Und... Wo ist eine Katastrophe?
Und die Lieder schwitzen wieder.
Scheiß Werbung!

Johannes V. hat heute Geburtstag.
Aber wen interessiert das eigentlich?
Den kennt doch keiner!

Das ist doch dieser Schwule!

Ach der!
Jetzt ist es Verena Ü. wieder eingefallen.
Noch immer keine Bewohner angetroffen.
++ 9:57 Uhr ++ Auf der Frankfurter steht der Verkehr, dort geht nichts mehr. Nach Polizeiangaben bewegen sich etwa 438 Personen die Proskauer Straße auf und ab. Begleitet werden sie von Polizisten. Dabei kommt es immer zu Stein und Flaschenwürfen, Japan-Böller werden geworfen.
++ 9:50 Uhr ++ Wegen der Demonstration fährt die Tram U7 ab Kniprodestraße, Buslinie 54 ab Loeperplatz, es gibt keinen Schienenersatzverkehr.
++ 9:38 Uhr ++ Unsere Reporter berichten, dass sich an der Frankfurter Alle Ecke Proskauer Straße äußerst aggressive Demonstranten versammeln. Bei Festnahmen wurden Polizisten mit Steinen Na? Warst du schon bei www.live-vergewaltigungen.de?
Nicht neugierig?

Erst zuende lesen?

Auch gut!
und Flaschen beworfen.
++ 9:27 Uhr ++ Wasserwerfer fahren auf. Sie bewegen sich auf der Frankfurter Allee in Richtung Warschauer Straße.
++ 9:17 Uhr ++ Etwa 8573 Demonstranten am Frankfurter Tor blockieren die Kreuzung.

13.22: Die Presse wird nun ins Haus gelassen und die taz mit! Durch den Hintereingang werden die Kollegen und wir hineingelassen.
++ 8:58 Uhr ++ Der Polizist wurde durch einen Stein verletzt. Im Kiez um die Liebigstraße sind an die 100 gewaltbereite Räumungsgegner in mehreren kleinen Gruppen unterwegs, greifen immer wieder Polizisten an und werfen mit Steinen. Acht Personen sind in der Nähe des Hauses Liebigstraße 14 festgenommen worden. Ihnen werden schwerer Landfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen. Wasserwerfer sind in der Nähe aufgefahren. Ich könnte dir auch von Friederich Z. und Angelina B. erzählen.
Die sind nebeneinander aufgewacht!
Schon gehört?
Hat Verena Ü. erzählt.
Dann muss es ja stimmen.

Wie, das interessiert dich nicht?


++ 8:55 Uhr ++ Etwa 250 Demonstranten decken sich an der Frankfurter Allee mit Steinen ein. 10.44: Die Räumung kommt nur äußerst langsam voran. Nach Polizeiangaben sind Beamte derzeit aus dem Erdgeschoss nicht über die Parterre herausgekommen. Auch die Beamten, die sich vom Dach aus Zugang verschafft haben, sind bislang nur bis zum vierten Stock vorgedrungen. Der Großteil des Hauses ist damit für die Polizei weiter unzugänglich. "Kontakt zu den Bewohnern besteht weiterhin nicht", sagte der Polizeisprecher der taz. Die Hausbewohner hatten zuvor nach Polizeiangaben Wasser aus den oberen Etagen offen in den unteren Hausbereich fließen lassen. Die Wasserleitungen seien nach Polizeiangaben mittlerweile abgestellt. Wie viele Beamte sich derzeit im Haus befinden, dazu wollte sich der Sprecher nicht äußern.
Sollte es aber!

Warst du nicht mal mit der zusammen?

Wo ist ein Kind gestorben, hast du gesagt?

Ja gut; das ist natürlich tragisch. Aber das passiert doch andauernd!

Und schon wieder. Vermutlich.
Alle drei Sekunden, sagt man ja.

Dreiviertel aller männlichen Delphine sind schwul.
Wusstest du das schon?

Wo Michael Ballack wohl hinwechselt?
Ich glaube ja, er bleibt in München.
Seiner Familie soll es dort gefallen.

Werner I. ist ein Messi.

Jetzt ist es Mittag.
Udo S. ist immer noch solo und arbeitslos.

Einsam, arbeitslos, Hartz 4, Alkohol, falsche Freunde, Kokain, Heroin, Prostitution, Abgestochen, Bestattung in der Bildzeitung.
So schnell geht das!

Benzin ist auch wieder teurer geworden.

Gestern wurden alle Fernsehgeräte gegen Spiegel getauscht.
Noch hat es keiner gemerkt.

Autos schwirren durch den Darm der Stadt.
Bahl (Gott der Stadt) muss husten.

Ich öffne das Fenster und die Farben dort sind gar nicht wie die im Fernsehen.

Muss ich eigentlich arbeiten?

Vergewaltigungen sind out. Kindesmissbräuche gleichermaßen.

Gestern vergewaltigte ein missgeborener, rechtsradikaler, ausländischer Esel, der einem geheimen Atomversuchslabor entlaufen war, das Neugeborene von Stefan Effenberg.

Das ist doch mal was.

Da bleibt Melissa T. der Apfelstrudel im Halse stecken.

13.11: Die dpa meldet: Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, verteidigte die Räumung. Sie sei rechtmäßig, sagte die Grünen-Spitzenkandidatin für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus
++ 8:50 Uhr ++ Ein verletzter Polizist, laut Pressesprecher. Die anderen Beamten wollen ins erste Stockwerk vorrücke10.28: Auf der Frankfurter Allee hat eine kleine Gruppe Ärger mit der Polizei, nachdem mit Plastikflaschen geschmissen wurde. Immer wieder werden kleinere Ausschreitungen und Festnahmen beobachtet. n. Der Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele (Grüne) ist per Fahrrad angekommen.
++ 8:42 Uhr ++ Auf Plakaten an der Hausfront steht „Sich fügen heißt lügen“ und „Räumung stoppen“ geschrieben.
++ 8:33 Uhr ++ Der Gerichtsvollzieher ist im Haus. Das Erdgeschoss ist durchsucht, doch es wurde offenbar noch niemand vorgefunden. Weitere Polizisten dringen auf der Rückseite des Gebäudes über den Hof ein. Das Trep12.28: Endlich Bewegung! Der Pizzalieferant ist da. Wer geordert hat, ist unklar und auch, was auf der Pizza drauf ist. penhaus war laut Polizei nicht begehbar. Von einem der oberen Stockwerke läuft Wasser herab.
Ab 4 Uhr: Die Polizei hat mit mehreren dutzend Einsatzwagen die Gegend um die Liebigstraße weiträumig abgesperrt. Zwischen Bersarinplatz und Proskauer Straße ist die Rigaerstraße gesperrt, die Liebig ist über mehrere hundert Meter dicht. Inzwischen haben Spezialkräfte sämtliche Dächer um Und in meinen Gehirnwindungen ist ein Zirkus voller Leuten.

Und sie tanzen und springen und küssen und musizieren und frohlocken und tanzen und studieren und lesen und träumen und schlafen und schreiben und dichten und tanzen und zelten und schwimmen und laufen und tanzen und singen und spielen und reden und schweigen und hören und schmecken und essen und tanzen und ficken und verlassen und trinken und nehmen und geben und demonstrieren und weigern sich.

Das Messing ist kalt wie der Rum-Tonic auf dem Piano seines Pianisten.
Noch lutscht er verstohlen auf dem Blättchen rum, während sein bekiffter Schlagzeuger den Takt in den Raum wirft. Darauf nimmt er einen Schluck und schnipst nach einem neuen Drink. Ein Break und der Kontrabass setzt geschmeidig ein. Er drückt seine Zigarette aus. Das Fundament ist gelegt. Jonny nickt ihm zufrieden zu und streicht über die Tasten, knallt die Akkorde in den Takt. Der neuer Gitarrist, er vergisst immer den Namen, hat sein Stichwort vernommen und spielt ein lässiges Solo. Er platziere seine Finger schon mal auf den Perlmutknöpfen. Er lässt dem Gitarristen noch ein bisschen Raum, gibt ihm dann ein Zeichen und bläst.
die Liebig 43 besetzt. Auch auf dem Dach des linken Hausprojekts stehen Beamte, leuchten mit Scheinwerfern über die Ziegel und auf die Straße. Rund 100 Sympathisanten wurden vom Haus von der Polizei Richtung Proskauer Straße abgedrängt, es gab erste Festnahmen. Vor dem Hausprojekt selbst stehen jetzt nur noch Polizisten und einige Pressefotografen. Das Haus ist inzwischen vollständig verbarrikadiert. Bretter und Pappen versperren von innen die Fenster, von den Balkonen staksen Metalstangen. Bis in die Nacht wurde in den Wohnungen gehämmert und geschweißt. Auf einem Balkon im vierten Stock stehen zwei Dunkelkapuzierte und fotografieren Polizisten. Sonst ist niemand von den Bewohnern zu sehen.
13.04: Vor dem Haus in der Liebigstraße 43 gibt ein Polizeisprecher eine erste vorsichtige Zwischenbilanz: Bislang seien 967 Personen festgenommen und drei Polizeibeamte verletzt worden. Für eine abschließende Bilanz sei es aber noch weit zu früh. "Der Tag ist ja noch lang."
++ 8:22 Uhr ++ Polizisten betreten das Haus Liebigstraße 14. Weitere Beamte sammeln sich vor dem aufgebrochenen Fenster.
++ 8:08 Uhr ++ Die Räumung beginnt.
12.58: Die Liebig 14 wird nun bald begehbar sein. Eine Auswahl von zehn Journalisten darf in absehbarer Zeit ins Haus.
Liebig 43
Weitere Videos 12.40: Seit ca. einer Stunde werden 62 Demonstranten in der Bänscher Straße von der Polizei eingekesselt. Ihre Personalien werden zuzeit aufgenommen. Ihnen wurde ein persönlicher Platzverweis erteilt. Unklar sind die Gründe dafür, denn die Demonstanten bewegten sich lediglich friedlich von den Absperrungen weg.
++ 7:55 Uhr ++ Off Es sind diese Momente, wo die Drogen erst richtig wirken.

Die Leute reden. Doch sie hatten nur laut gedacht.

Verena Ü. ist auch hier.
Hat die denn nichts besseres zu tun?
Mit der und dem Ingo O. scheint es ja auch nicht so zu funktionieren.

Und am nächsten Tisch sitzen Friederich Z. und Angelina B. und küssen sich.

Mobiltelefone schreien. Ob Melinda U. wohl stirbt, wenn der Akku lehr ist?
enbar haben rund 40 Demonstraten versucht, auf der Warschauer Straße weitere Polizeikräfte am Nachrücken zu hindern. ++
++ 7:47 Uhr ++ Direkt vor der Tür des Hauses Liebigstraße 43 stehen Polizisten. Die Einsatzkräfte sind mit einem großen Fahrzeug an die Hauswand neben dem Eingang herangefahren ++
++ 7:43 Uhr ++ Berlins Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers nimmt an der Räumung der Liebigstraße 43 teil - im Einsatzanzug und mit Helm.
++ 7:35 Uhr ++ Die Polizei rückt mit schwerem Gerät an, das standardmäßig bei Gebäuderäumungen verwendet wird. Es scheint bald loszugehen. ++
Ich bestelle mir weitere Fahrkarten ins Tramal-Tal mit Cola und füttere meine Lunge.

Jetzt zeigt endlich mit den Fingern auf mich und sagt euren Kindern, dass man so wird, wenn man seine Hausaufgaben nicht macht.

Und sie hupen sich zu und reden über Friederich Z. und Angelina B. und die akustische Kunst versingt in der Tiefe ihrer Cocktails.

Und nimm endlich deine rosafarbene, schielende Muschi aus meinem Blick; ich würde dir doch eh nur wehtun.

++ 7: 12.52: Ein Polzeisprecher dementiert die Meldung, wonach das Haus schon übergeben worden sei: "Dies ist nicht der Fall. Allerdings sind schon sämtliche Blockierer abgeführt worden." Unterdessen ist ein Polizist auf dem Balkon des Hauses bei Aufräumarbeiten zu sehen. 03 Uhr ++ Die Rigaer Straße ist zwischen Proskauer Straße und Bersarinplatz komplett mit Gittern gesperrt, die Liebigstraße bis zur Eldenar Straße. Nur Anwohner dürften die vier Kontrollpunkte passieren, sagte ein Polizeisprecher. Auf den "Dorfplatz" (Kreuzung Rigaer/Liebig) kommt niemand mehr außer der Polizei. Es hat drei Festnahmen wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte gegeben. ++
++ 6:45 Uhr ++ Polizei-Reporter von Morgenpost Online berichten, dass im Haus Liebigstraße 14 Lichtbögen zu sehen sind. Offenbar wird dort geschweißt. ++
++ 6:00 Uhr ++ Zur Unterstützung sind die Bundespolizei und Bereitschaftskräfte aus Magdeburg angerückt. Sie würden „so deeskalierend wie möglich“, aber „konsequent“ vorgehen, sagte Berlins Innensenator12.44: Die Polzei ist zu den Bewohnern vorgedrungen und auf sechs Männer und drei Frauen gestoßen, bestätigte ein Polizeisprecher der taz. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen die ersten schon abgeführt worden sein. Die neun Personen werden festgenommen, weil ihnen Körperverletzung vorgeworfen wird. Sie sollen die Polizei mit einem Spray attakiert haben, als sie sich Zutritt zur Wohnung verschafft hat. Abgeführt werden die Bewohn Unter der schweren Last meiner Leber falle ich in die Klänge und zu Boden.

Ich bin jetzt der Tratsch von Morgen. Gesprächsstoff für Verena Ü.

Nehmt es als meinen letzten Wunsch, oder als schlichte Bitte; man wird es sehen, und lasst ihn weiter spielen, denn er ist entrückend.

Und so verlässt der Zirkus die Stadt.
er durch einen Hinterhof, der für die Presse nicht zugänglich ist. "Dies auch, um niemanden vorzuführen", so der Sprecher der Polizei. Ehrhart Körting (SPD). Er rief die Gegner der Räumung auf, friedlich zu demonstrieren. „Wir haben kein Interesse an einer Eskalation". ++
++ Mit der Räumung durch den Gerichtsvollzieher wird gegen 8 Uhr gerechnet. Dann läuft die Frist zum Verlassen für die Besetzer ab. ++
Zurück
1 von 5 Weiter

Die linksextreme Szene in Berlin
Linksextremismus

Die Zahl linksextremistischer Personen in Berlin beläuft sich nach Angaben von Sicherheitsbehörden auf etwa 2200. Etwa 1100 Personen gelten den Angabe zufolge als gewaltbereite und äußerst aggressive Linksextremisten.

++ 5:40 Uhr ++ Die Polizei mit Spezialkräften hat die Dächer der umliegenden Häuser besetzt. Bei der Demonstration am Wochenende waren Mitglieder der linken Szene auf Dächer gestiegen und hatten "wannenweise" Steine auf die Polizisten geworfen. ++
++ 5:25 Uhr ++ Pünktlich schalten rund 937 Demonstranten lautstark die Musik an. Es läuft "Spiel mir das Lied vom Tod." ++
++ 4.15 Uhr ++ Am Ernst-Reuter-Platz, am Großen Stern und an der Kreuzung Potsdamerstraße/Schöneberger Ufer sind Ampeln ausgefallen, nachdem sie zuvor beschädigt worden waren. Ob das in Zusammenhang mit der Räumung des Hauses Liebigstraße 43 steht, ist zunächst unklar. Die Polizei ermittelt. ++
++ In der Nacht ++ Die Polizei bereitet sich mit einem Großaufgebot vor, um dem Gerichtsvollzieher Amtshilfe bei der Räumung zu leisten. Seit Tagen macht die linke Szene dagegen mobil. Bereits am Wochenende kam es bei einer Demonstration zu Gewaltausbrüchen. Ein Vereinsmitglied sprach von großer Wut. „Mit einer friedlichen Lösung ist dann Schluss, wenn hier 83 bewaffnete Polizisten auftauchen“, kündigte er an. Das Haus werde "nicht besenrein" übergeben. ++
++ Die Hausbewohner rechnen mit „einem rabiaten, gewalttätigen Vorgehen der Polizei“. Viele Menschen hätten sich solidarisch gezeigt und angekündigt, sich am Tag der Räumung am Haus einfinden zu wollen. „Sie werden alle Formen des Protestes suchen“, kündigten die Hausbewohner an. ++
Dienstag: Die Hausbsetzer scheitern mit dem Versuch, die Räumung in letzter Minute per Gerichtsentscheid zu verhindern. Ein entsprechender Antrag des Vereins Liebig 43 wurde vom Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg abgewiesen. Das Gericht entschied, der Verein sei nicht regulärer Mieter (im juristischen Sinn: Besitzer) und könne so auch rechtlich nicht die Räumung verhindern. Der Verein hatte argumentiert, die bisherigen Mieter, gegen die ein Vollstreckungsbescheid für eine Räumung vorliege, seien ausgezogen, und gegen die jetzigen Bewohner aus dem Verein gebe es keine Räumungstitel.
Das Gericht folgte dem nicht: „Weder aus den vorgelegten eidesstattlichen Versicherungen noch aus dem vorgelegten Briefwechsel ergebe sich, dass auch der Verein Besitzer der Räume sei. Gleiches gelte für die dargelegte Art der Mietzahlungen und den Besitz von Schlüsseln.“

Großansicht der Google-Streetview-Darstellung
Das Haus: Im Jahr 1990 wurde das leer stehende und heruntergekommene Haus besetzt. Später erhielten die Besetzer Mietverträge. Vor zwei jahren dann wechselte das Gebäude nach der Privatisierung der Wohnungsbaugesellschaft den Besitzer. Die neuen Eigentümer planten eine umfassende Sanierung und kündigten die Mietverträge, auch, weil die Bewohner den Zugang zu den Wohnungen verweigerten. Die betroffenen Mieter zogen vor Gericht, das zuständige Bezirksamt suchte nach Ersatzwohnraum. Angeboten wurde den 54 Bewohnern - einige leben nach eigenen Angaben seit acht Jahren in dem Haus, andere seit zwei Monaten - ein Haus in Weißensee. Das aber lehnten die vormaligen Mieter der Liebigstraße 14 ab.
BMO
Mehr zum Thema
Unter der schweren Last meiner Leber falle ich in die Klänge und zu Boden.

Ich bin jetzt der Tratsch von Morgen. Gesprächsstoff für Verena Ü.

Nehmt es als meinen letzten Wunsch, oder als schlichte Bitte; man wird es sehen, und lasst ihn weiter spielen, denn er ist entrückend.

Und so verlässt der Zirkus die Stadt.

 

+++geil geil geil++++

Du Meisterpoet!
Wenn Du daran noch einen Hauch feilst und zwar schleunigst ist das großartig genug um in diesen Tagen abgedruckt zu werden. Sende es an die Berliner Zeitungen (natürlich nicht an die, deren live-ticker du zitierst:)
Es sind noch Fehlerchen drin (zB. verschweisste statt verschweißte), ich habe gerade keine Zeit, es genau durchzugehen, hoffe heute abend oder morgen.

Der Text hat für mich zu Beginn die Durchschlagskraft einer Polizeiramme, verliert aber in der zweiten Hälfte an Kraft (zu viele Wiederholungen der Live-Ticker, Idee nutzt sich ab). Meine Meinung wäre: Zweite Hälfte linksrechtsradikal kürzen, an allem noch ne Nacht feilen und ab an den Verlag.

Beste Grüße, T.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Aris

Das ist ne super Sache! Erinnert mich von der Darstellung her etwas an Berlin Alexanderplatz, mit diesem collagenartigen Stil, wo Sprüche, Werbungen oder was weiß ich realitätsnah wirken oder sogar Zitate sind. Aber auch mit dem Setting, da Parallel-, hier Gegenkultur. Auf jeden Fall etwas abseits. Und Berlin. Und Schmuddel-Prot.
Ist natürlich auch sehr sauber geschrieben, außer bei den absichtlichen Verschreibern, die irgendwie wirkten, als wäre der Schreiber und Ich-Erzähler unter irgendeinem Stress.
Das ist für mich übrigens ein Problem: was hat er mit der Liebig 43 zu tun? Habe ich was überlesen? Mir erschien das nebeneinander von linker Szene und Buschfunk willkürlich. Obwohl sich der Ich-Erzähler ja selbst als eins der Schmuddelkinder bezeichnet, vor denen die Eltern ihre Sprösslinge warnen. Und es würde ja schon Sinn machen, dass er so gehetzt schreibt, wenn er zum Zeitpunkt der Räumung in der Liebig gewesen wäre. Hmmm, wahrscheinlich ist es so und ich habe nur was überlesen. Vergiss den letzten Absatz einfach, wenn es so ist.:D

Tolle Ideen, echt mal was gewagt und an vielen Stellen auch gewonnen. Drei Störstellen hab ich noch gespeichert: Dass der Ich-Erzähler da unbedingt den Muschispruch machen musste, dass live-vergewaltigungen.de genannt wird, dass das Kind in Tansania stirbt. Also der Spruch mit den sterbenden Afrikakindern ist so abgedroschen, ich unterstelle mal eine lautere Absicht, aber dieses Klischee nochmal auszuwalzen, das klingt unbeholfen bis zynisch. Und bei den anderen Sachen frage ich mich halt, was die Motivation ist, einfach nur zeigen, wie krass die Welt sein kann? - Wäre legitim, aber als Selbstzweck in meinen Augen zu dünn und wird der Text- und Ideenqualität nicht gerecht.

Aber feines Thema, direkt nach der Wende nannte man die Besetzungen leerstehender Häuser Instandbesetzungen, erzählte mir letzten Sommer ein ehemaliger Berliner Instandbesetzer.

Viele Grüße
Kubus

 

He Aris,

Das ist ja mal ein brocken, den du hier vorwirfst. Brocken, der aus viele interessanten Versatzstücken zusammenbleibt wurde. Das liest sich zu Beginn echt spannend, nachdem man sich drauf eingelassen hat. Geile Iden, starke Bilder, big-bada-Boom!
Aber es bleibt ein Brocken und der ist in seiner Gesamtheit zu klobig. Sprich: einfach too much. Wie ein nicht enden wollender schriller Videoclip mit strobo und allen Effekten, die im rack zu finden waren: überladen. Ich würde meinen, die Hälfte des Textes wäre nicht allein unter dem Wort zumutbar zu führen, sondern unter richtig gut. Diese Länge aber, das macht diese Collage unübersichtlich und animiert irgendwann zum Überfliegen. Ging zumindest mir so. Also: mächtig komprimieren, damit das Feuerwerk sich nicht gegenseitig übertrumpft und man bis zum Schluss gefesselt bleibt.
Dennoch: starke Idee, schräge Schüsse.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo ihr drei,

danke für die Worte und das übertriebene Lob :)

Es ist mehr ein Antitext. Selbst davon geschrieben habe ich nichts. "Als der Zirkus die Stadt verließ" ist ein alter Text von mir, den gibt es hier auch. Die newsticker sind aus der Taz und der BZ rauskopiert, copy and paste.

Textcollage nennt man das wohl. Ich weiß nicht, was ich damit ausdrücken wollte. Wahrscheinlich, dass mir das Trara um dieses "besetzte Haus", was keinen ist, genervt hat, weil es so viele wichtigere Dinge in der WElt gibt, für die es sich lohnen würde zu kämpfen, anstatt das "Prinzip". Als Student in Berlin wirst du damit zugeschissen, dass man sich solidarisieren soll und so.

Aber ich stehe da auch zwiegespalten zu, denn irgendwie haben die Leute ja schon ein Zeichen gesetzt und die Sache gut gemacht. Die Proteste außerhalb des Hauses, bei denen so viel Schaden verursacht wurde, hätten wohl nicht mehr sein müssen.

Ich weiß noch nicht, ob ich den Text kürzen soll, denn gerade das klobige, das Anstrengende macht den Text aus. Ich hab nie gesagt, dass hier irgendwer beim Lesen Spaß haben soll! :)
Aber etwas zu lang ist er doch, wenn ich Zeit habe werde ich einige Stellen streichen.

Die einzigen Änderungen von mir in den ticker sind die Zahlen. Es war die Liebig 14, die geräumt wurde. Und überall, wo Zahlen erwähnt werden, also wie viele Demonstranten da waren und so, hab ich geändert und so newsletter zu Fiktion gemacht. Schwuppdiwupp.

Danke euch, und ich freu mich sehr darüber, dass solche "Experimente" hier Anklang finden.

viele Grüße,

Aris

 

Erst zuende lesen?
Mach ich doch,

lieber Aris,

auf elf Manuskriptseiten DIN A-4 unter 12 pt Time New Roman einzeilig wird uns der live ticker über die Räumung eines besetzten Hauses inmitten der Bundeshauptstadt zur Kunstform erhoben und gleichzeitig einem

klasse Arsch
und der zugehörigen Person weibl. Geschlechts gewidmet, dass die Kleinkrämerseele gar nicht so recht weiß, ob sie denn
Morgenpost Online
oder den Dichter-Berichterstatter der verbindenden Zeilen bespricht, denn die haben’s zum Teil in sich, zum andern Teil sind sie einfach banal. Wie hier:
Ich tippe diese Zeilen. / Du liest sie gerade. /Und in Tansania stirbt ein Kind
,und das, obwohl ich Rambo (frz. Schreibweise: Rimbaud) noch am Samstag dahinter vermutete auf dem Weg zur Commune de Paris. Aber es ist Preißen-Brandenburg und der Dichter der Mark heißt dann nicht mehr Fontaine, sondern eingedeutscht und preußischer Berichterstatter Fontane ...

Aber zurück

Ich tippe diese Zeilen. / Du liest sie gerade. /Und in Tansania stirbt ein Kind
, ist eine solche Banalität, die über Vertrautheit plötzlich Kritik äußert: der Dichter „tippte“ (jede „Tippse“ wird entrüstet sein, da weiß man doch, wo der her kommt!), ich les und Tansania ist weit weg und schon denk ich unbotmäßig – was weiter unten übertrieben dargestellt wird:
Alle drei Sekunden, sagt man ja
weiter unten, heißt es da, aber es ist nach andern Unterlagen nur halb so schlimm: alle sechs Sekunden wären’s danach. Aber wir sind eh zu viele! Unsere Zahl sei das Verbrechen, sagt nach Herbert Marcuse bereits der Dichter George.
Nicht nur Gutmenschen greifen auf Kinder zurück, auch Zyniker & Tyrannen – wie ich? - und es wird nicht bei hungernden Kindern bleiben. Da wird wild zusammengeführt, was nicht zusammengehört:
Die Amsel („Blackbird, singing in the dead old night …),
das Enthaarungsgebot des Lifestyle’ („take your broken wings and learn to fly“) und
das Gurkenglas aus dem Spreewald – und
gleichzeitig denk ich an gleichzeitige Ereignisse in Nordafrika („all the time, you are waiting for this moment to arrive“) und
überhaupt …
Selbst Nietzsche muss herhalten, (also auch die Beatles) der den Übermenschen propagiert und verrückt wird, als ein Gaul vor seinem Auge geprügelt wird … Mit dem Höhepunkt des Trivialen:
Es gibt eine Menge Leute.
Über sechs Mrd., von denen die 1125 Milliardäre dieser Welt ein drei Mal so hohes Einkommen beziehen als die „unteren“ 3,4 Mrd. dieser Welt. Wer sollte sich darüber aufregen? Leistung muss sich wieder lohnen. So lautet die Westernwelle. Liberal. Aufgeschlossen. Und so schwul wie der rosa Bürgermeister, Oberbefehlshaber seiner Trüppchen.
Aber plötzlich Poesie:
Das Feuer starb geduldig vor sich hin; brennendes Lachen, lachendes Brennen.
In Osterode (s. u.) brannte mal das Rathaus ...
Und doch die Frage,
Liebig 43
(wie bisher) oder wo
das vorläufige Ende eines symbolhaften Kampfes, für den die
Liebig 14
stehen sollte ... Da ist die Kleinkrämerseele überfordert / -lastet.
Nun?
Die Pendler-pauschale
! Oh mein Gott!
Was hat das für Hartmut K. wohl zu bedeuten
vllt. nix, vllt. aber, dass die dem gemeinen Volk abverlangte Flexibilität auch ihren Preis hat: überhöht: wir zahlen gerne unsern Lohn, um bei Milliardären beschäftigt zu werden.
Kleiner Teufel (15) grüßt Lena aus Osterode.
Wo schon- wie schon gesagt - mal das Rathaus brennt. Auch ohne Revolte. Einfach nur so.
Als Dutschke am Heiligen Abend anno 1967 den ev. Gottesdienst in der Gedächtniskirche besuchte, traf ihn unterm Jubel der Springerpresse die "Gehhilfe" (offizielle Bezeichnung der Gesetzgebung) eine Rentners voll auf dem Schädel. Aber das ist alles nicht unvergleichlich.

Bliebe noch die Frage, ob das überhaupt eine kg sei. Und die Antwort gibt zu Anfang schon der Bezug von Dichter-Berichterstatter und Leser-Interpret. Es kömmt vor allem auf den Interpreten an, was der aus diesem Steinbruch macht.

Gruß

Friedel

 

Hey,

und da hast du aus dem Steinbruch doch noch was passables rausgeholt, fast wieder eine eigene Geschichte und ein Kommentar gleichzeitig.
Das Kinder sterben, es ist, ja banal; wir sind uns alle über die Ungerechtigkeit der Welt bewusst, ja? Ich würde einen solchen Satz wohl nicht mehr schreiben, aber es handelt sich ja auch um ein älteres Gebilde von mir, das hier zum reinkopieren herhalten musste. Aber letztendlich fällt mir auf, dass dererlei Banalitäten nicht oft genug erwähnt seien könnten, selbst wenn man sich dann vom vermeintlichen Dichter zum vermeintlichen Straßen- Direktdialog Menschen von Amnesty oder so verwandelt, ich sollte alle meine Geschichten damit anfangen, dass Kinder sterben und auch damit enden, denn in der Zeit als ich 21 war und jetzt hat sich daran nichts geändert, es ist ein aktuelles Thema, sagt man, nur ist es der Welt überdrüssig geworden, klar, kann ich verstehen, mir auch, aber es ist da, und wen das nicht jeden Tag aufs neue schockiert, der hat doch das Leben verloren, die Perspektive. Hättest du mehr detailinfo haben wollen. Wer, wann, wo und wie?
Auch habe ich beschlossen, die länge dieses Steinhaufens nicht zu kürzen, da ich die liveticker bereits gekürzt habe. Und mich nerven die zeilenfüllenden Artikel auch, die doch nichts Neues sagen. vielleicht besteht hierdrin eine Kritik, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Das sind doch neue Dimensionen der Antiliteratur. :)

viele Grüße

 

Hättest du mehr detailinfo haben wollen. Wer, wann, wo und wie?,
aber nee,

Aris,

's ist schon in Ordnung und ein Kind zu erwähnen trifft gewöhnlich mehr als die große Zahl, die in Wirklichkeit dahintersteckt. Interessant auch, dass die ersten Revolten in Nordafrika durch steigende Lebensmittelpreise ausgelöst wurden, nicht durch die autokratischen Systeme per se - und die gestiegenen Preise zT durch Spekulationen. Es ist also doch interessant, ob in China ein Sack Reis umfällt oder alle Australier auf einmal mit dem linken Bein heftig auftreten ...

Gruß

Friedel

PS: Nach Bataille Rimbaud, bei mir war's anno tobac (in mythischen Zeiten) umgekehrt.

 

Hallo Aris,

Anfang Februar habe ich mal kurz in diesen Text hineingelesen und fand den Anfang erfrischend. Heute hatte ich Lust, etwas Verrücktes zu lesen und bin darauf zurückgekommen. Am Ende dieser (in Word) 16 Seiten habe ich immer noch das Gefühl, auf kg.de mal was anderes gesehen zu haben – und das ist doch schon mal gut. ;)

Meiner Meinung nach ist dieser Text ein gelungenes Experiment mit der Form, eine Collage. Außer an Döblin hat er mich an Walter Kempowski und James Joyce erinnert. Da die Zitate aus dem Nachrichtenticker wohl wörlich übernommen sind, stammt das ständige Passiv wohl auch von den taz-Leuten – ebenso wie die Darstellung der Polizei, die etwas unintelligent wirkt. Der Vollständigkeit halber fände ich es gut, genau anzuführen, woher die Zitate stammen.

Etwa bei der Hälfte dieser 16 Seiten hatte ich das Gefühl, jetzt begriffen zu haben, worum es geht, und der Text kam mir zu lang vor. Was ihn aus meiner Sicht rettet, ist die Eskalation: Da hört man zuerst von 13 Hausbesitzern, plötzlich sind hundert Demonstranten da, einen Absatz weiter schon 250 und eine Seite weiter liest sich das wie eine Beschreibung aus einem Bürgerkrieg.
Was ich auch sehr gut fand, war, am Ende die Geschehnisse rückwärts zu erzählen und ein paar Hintergründe zum Rechtsstreit zu bringen.

Natürlich stellt sich die Frage: Handelt es sich hier um eine Kurzgeschichte? Meiner Meinung nach ist das ein Text zwischen Literatur und Journalismus, wo der Autor quasi am Rande der Fragmente seinen eigenen Stil einbringt. Sehr amüsant fand ich, wie Friedrichard, dessen Texte auch manche Kritiker aus formalen Gründen stören, sich hier über die Form geärgert hat. Insgesamt finde ich es erstaunlich, dass sich so wenige Leser damit auseinandergesetzt haben.

Noch ein paar Anmerkungen zu einzelnen Stellen:

Nun verschaffen sich Beamte eine abschließende Einschätzung aus dem Haus: Manche erste Eindrücke sind noch zurecht zu rücken. Nein, eine Falltür hat es nicht gegeben. Nein, das Treppenhaus, es wurde nicht entkernt. Einige Namenlose und ein amerikanischer Held sterben.
Das hat bei mir eine Mystery-Stimmung erzeugt, so rätselhaft und wirr ist das.

Doch die letzte Barrikade der Liebig-Bewohner war umständlich gebaut: Sie hatten so viel Sperrmüll in das Treppenhaus geschüttet und die Treppengeländer entfernt, dass die Polizei stundenlang davon ausgegangen war, es gebe gar kein Treppenhaus mehr.
Nicht sehr plausibel, oder? Man erkennt doch ein Treppenhaus, schon wegen der Lage im Gebäude. Es sei denn, man ist ein bisschen doof, wie die Polizei hier offenbar hingestellt werden soll. ;)

Die Ikonen auf der Erhebung zappelten wie Kinderangst.
Das war nun wirklich sehr literarisch. Schöner Versuch!

Jürgen P. und Jutta N. trinken fickenden Champagner.
Echt jetzt? Fickender Champagner?

aße ist eines der letzten besetzten Häuser Berlins.
Hast du hier zuviel vom Zitat abgeschnitten?

Am Ende noch ein paar in ihrer Banalität typische Presse-Klischees:

Einsam, arbeitslos, Hartz 4, Alkohol, falsche Freunde, Kokain, Heroin, Prostitution, Abgestochen, Bestattung in der Bildzeitung.
So schnell geht das! [...]
Gestern vergewaltigte ein missgeborener, rechtsradikaler, ausländischer Esel, der einem geheimen Atomversuchslabor entlaufen war, das Neugeborene von Stefan Effenberg.

Doch, hat mir gut gefallen!

Freundliche Grüße,

Berg

 

Hallo Berg,

es ist ja schwer, "mal was anderes zu schreiben", daher freue ich mich über deine Kritik sehr, denn ich hatte tatsächlich mit mehr Kritik gerechnet, sogar mit Verschmähungen und Protstschreiben. Vielleicht habe ich das auch gehofft, worin ein Fehler liegenn könnte.

Ich selbst habe diese Geschichte, die du zurecht Collage nennst, nicht einmal gelesen :) ehrlich.

Vielleicht lese ich sie noch, mal sehen. Ich habe aus zwei bis drei Nachrichtenticker Fetzen rausgerissen und in eine alte KG von mir kopiert, nicht chronologisch natürlich.
Die Mystery Stimmung hab nicht ich bei dir erzeugt, sondern ein mir unbekannter Journalist.

Es haben sich wohl so wenig Leser damit auseinandergesetzt, weil ihnen wohl schon am Texteinstieg die KG fehlte, und weil ich zurzeit nur wenig fremde Texte kommentiere (obwohl ich manche lese), was mir sehr leid tut, aber ich weiß meistens nicht, was ich dazu schreiben sollte.

dir jedenfalls vielen Dank für den Kommentar und viele Grüße

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom